Parteiverhandlungen geführt werden. Die Gehilfen- Organisationen haben die unveränderte Verlängerung bes Lohn- tarifoertrags bis zum 30. Seplember beantragt; die Unterneh- m e r haben ihre Abänderungsanträge noch nicht be» kanntgegeben. Wegen des Tarif st reits der graphischen chilfs- a r b e i t e r und Hilfsarbeiterinnen des Buchdruckereigewerbes wird heute im Reichsarbeitsministerium verhandelt. Der für die Hilfearbeiter am 19. April gefällte Schiedsspruch ist von den Unternehmern abgelehnt und von den Ar- beiterorganisationen angenommen worden. In diesem Kon- flikt haben die Verbände der graphischen Hilfsarbeiter und Hilfs- arbeiterinnen den Antrag auf Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches gestellt. Rentenhausse hält an. Gtarke Vewegungen auf dem Aktienmarkt. Der schwache Abschluß der gestrigen New-Torker Börse konme die heutige Berliner Börsentendenz nur unwesentlick�� Diese Auslassungen eines prominenten nationalsozialistischen beeinflussen. Auch heute war die Stimmung durch eine a u h e-f- gührers erscheinen als eine unerfreuliche Bestätigung
ordentliche Festigkeit des gesamten Rentenmarktes gekenn zeichnet. Es zeigt sich im Verlaus der Renteichausse immer dem- licher, daß viel gehamstertes Geld jetzt nach und nach zur Anlage drängt, da die tiefen Kurse einen starken Anreiz bieten. Auch der durch die mehrfachen Diskontsenkungen der Reichsbank stark abgebaute Zinssatz für Geldeinlagen bei den Banken hat zur Folge, daß zur Zeit arbeitsloses Geld der Wirtschaft in Papieren Anlage sucht. Der Aktienmarkt war heute stärkeren Schwankungen a: gesetzt Siemens u. Halske , die in den letzren Tagen 10 Proz. gewonnen hatten, stiegen zunächst noch weiter bis auf 107 gaben dann bis auf 1041L Proz. nach. Auch I G.- F a r b e blieben zunächst gesucht und erreichten 98% Proz., waren ab.� gegen 1 Uhr mit 97% etwas schwächer. Kaliwerke Salzdechfurt erreichten 151 gegen 150. Auffallend stark blieb die Nachfrage nach Reichsbahnvorzugsaktien, die 74% Proz. notierten, obwohl heuth der Hakbjahrescoupon von S% Proz. in Abzug kam.
Die Gnadenwinsel. Nationalsozialistischer Mannesmut und republikanische Langmut. Ein Beamter der Düsseldorfer Provinzialoerwaltung haste bei der Reichspräsidentenwahl als Agitator für die Hit l e r e i betätigt und in Versammlungen maßlose B e s ch i m p s u n- gen und Drohungen gegen den Landeshauptmann der Rhein » Provinz Dr. Horion gerichtet. Als zu seiner großen Enttäuschung am 13. März das Dritte Reich nicht ausbrach, sah er sich, wie die „Allgemeine Deutsche Polizeibeamten-Zeitung" berichtet, genötigt, um einem Disziplinarverfahren zu entgehen, folgenden A b b i t t e- B r i e f an Dr. Horion zu richten: „Ich halte es für möglich, daß ich in bezug auf den Landeshauptmann Aeußerungen. wie Lump, Schuft, und Drohungen des Erschießens getan habe. Wenn es der Fall ist, so ist der Grund gewesen, weil ich glaubte, daß bei der Besoldungsregelung unsere Gruppe ungerecht behandelt worden iei. Ob ich auch geäußert habe, daß im Falle eines Regierungs- Wechsels ich mit den dann maßgebenden Persönlichkeiten durch die Büros gehe und diejenigen vcamlen bezeichnen würde, die erschossen werden müssen, kann ich mich nicht mehr erinnern." Am Schluß des Briefes spricht der tapf-re Nazibeamte sein tiefstes Bedauern aus und versichert, daß zu diesen Bs- schimpfungen um so weniger Veranlassung vorgelegen habe, als der Landeshauptmann Dr. Horion dem Briefschreiber immer groß- tes Wohlwollen bewiesen habe. Daraufhin hat Landes- Hauptmann Horion von der Einleitung eines Dienststrafverfahrens mit der Begründung Ab st and genommen, daß er die Familie des Beamten nicht in Not bringen wolle. Wir möchten allerdings wissen, ob unter einer Naziherrschaft ein Beamter, der einen nationalsozialistischen Vorgesetzten in dieser Art beschimpfen würde, auch so glimpflich davonkommen würde! Wobei wir allerdings bemerken müssen, daß das bubenhafte Schimpfen und prahlerische Drohen mit anschließendem feigem Gnadengewinsel etwas so typisch Nationalsoziali st i- f ch e s ist, daß man sich den umgekehrten Fall kaum vorstellen kann. Parlamentswahl in Oesterreich . Noch in diesem Frühjahr. Wie«. 28. April.(Eigenbericht.) Tie Mehrheit des. Nationalrats hat sich heute für dessen Neuwahl ausgesprochen, die noch in diesem Früh- fahr erfolgen soll. Nach allgemeinen Ausführungen des Bundeskanzlers Dr. Buresch sprach für die Sozialdemokraten Dr. Otto Bauer : Die k a t a- strophale Niederlage der Christlichsozialen bei den Landtagswahlen am vergangenen Sonntag bedeute, daß die Regie- rung nicht mehr das Vertrauen des Volkes habe; sie müsse abdanken und im Parlament gewählt werden, das der Volksmeinung entspricht. Au dem Auflösungsverlangen der(bisher im Nationalrat nicht vertretenen) Hitlerianer betonte Bauer, die Fafchiftenpartei, die das Mehrheitsprinzip und die Demokratie bekämpfe und eine D i k- tatur der Minderheit errichten wolle, habe das Recht »erwirkt, sich auf die Grundsätze der Demokratie zu berufen. Bauer äußert« sich dann über den Tardieu-Plan einer Donau - Föderation und erklärte, dieser sei endgültig gefallen und Oesterreich habe wirtlich keinen Grund, das zu bedauern. Nach der Rede Dr. Bauers stellten auch die Großdeutschen und der H e i in a t b l o ck Auflösuitgsanträge Alle drei Anträge wurden einstimmig dem Verfassungsausschuß überwiesen. Man erwartet, daß der Ausschuß, in dem eine große Mehrheit für die Autlösung des Nationalrats ist, dem Plenum in wenigen Togen Bericht erstastet und dann die Auflösung und die Ausschrei- bung der Neuwahl erfolgen wird. Aktive Offiziere als Abgeordnete. Ein Hauptmann und«in Oberleutnant der deutschösterrsichischsn Wehrmacht ziehen als Hitlsr-Abgeordnete im Landtage ein. Die Angehörigen der Wehrmacht haben in Deutschosterreich das politische Wahlrecht und sind auch wählbar. Die Wahlergebnisse der Kasernen zeigen Sozialdemokraten und Hakenkreuzler etwa gleich stark. während die Ehrsitlichsozialen auch dort eine katastrophale Nieder- läge erlitten haben. Reichskanzler Dr. Brüning ist in Begleitung von Staats- sekretör von Biilow. Ministerialdirektor Zechlin und Oberregierungs- rat Planck heute vormittag, 11 Uhr. wieder nach Berlin ab- gereist. Der Pariser Botschafter von Hoesch begleitete den Kanzler bis Basel . Am Bahnhof verabschiedete sich der Reichskanzler von den zahlreichen unter Führung von Botschafter Nadolny erschienenen Mitgliedern der deutschen Delegation und den Pressevertretern.
Landesverrat als Naziprinzip Stahlhelm gegen Graf v. d. Goltz
„Der Stahlhelm" wendet sich in einem längeren Aufsatz gegen die Ausführungen des nationalsozialistischen Rechts- anwalls Grafen von der Goltz über Landesverteidigung in der Stettiner„Diktatur". Graf von der Goltz hatte sich bekanntlich zu der Theorie bekannt, die Hitler in seiner Lauenburger Rede vom S. April vertreten hatte und deren Ausführung in be- fchlagnahmten SA. -Dokumenten in Aussicht genommen war: daß nämlich, solange das„System" regiere, eine Verteidigung deutschen Bodens für die Nazis nicht in Betracht komme. „Der Stahlhelm" gibt die Erklärungen des national- sozialistischen Kriegsdienstverweigerers ausführlich wieder, um zü ihnen zu bemerken:
der Behauptungen der Linkspresse, wonach national- sozialistische Führer im Osten die Absicht hasten, die Durchführung des Landesschutzes im Falle eines polnischen Einfalles zu o e r- weigern, solange ihre Partei nicht die innerpolitische Macht hätte. Mit dem Satz„Kein Gesetz zwingt heute zum Staats- und Systemdienst in irgendeiner Form" berusk sich Graf von der Goltz auf die schändlichste Bestimmung des Bersailler Schauddillaks, durch die die allgemeine Wehrpflicht für Deutschland verboten wird. Das ist bisher die Argumentation der Pazifisten ge- wesen. Für Nationalisten besteht diese Wehrpflicht selbstverständlich wester. Wir wissen ganz genau, daß trotz der Aufforderungen national- sozialistischer Unterführer vom Schlage des Grafen von der Goltz die Masse der Nationalsozialisten genau so wie der Stahlhelm unter allen Umständen kämpfen wird, wenn der Pole kommt. Well es dann nämlich um Deutschland geht, und nicht um System oder Partei. Wann wird die Parkeileikung der RSDAP . von den uaver- anlwcrllichen Plänen und Aufforderungen des Grafen von der Goltz und seiner Gejinnugsgenossen klar und eindeutig abrücken? 'Man hat bisher im„nationalen" Lager die Bekenntnisse i"v nationalsozialistischer Führer zum Landesverrat mit bemer- kenswertem Gleichmut aufgenommen. Auch die nationalsozia-
listische Parteiführung wird sich durch die Aufforderung des Stahlhelm, sich zu äußern, nicht aus ihrer Ruhe bringen lassen. Ist doch bisher aus dem nationalsozialistischen �ager selbst keine Stimme des Widerspruchs lautgeworden, so daß man annehmen kann, daß die Theorie der Kriegsdienst- Verweigerung einer nicht genehmen Regierung gegen- über längst das geistige Gemeingut der ganzen Partei ge- worden ist. Besonders bemerkenswert scheint uns, daß die zahlreichen Offiziere der a l t en Armee, die im Lager Hitlers neue Betätigungsmöglichkeiten fanden, die Pa- role der Kriegsdienstverweigerer schweigend und ohne Wider- spruch hingenommen haben. Die deutschnationale Presse bleibt gleichfalls stumm. Der Aufsatz des„Stahlhelm" bleibt so ziemlich eine Stimme in der Wüste— und wie höflich und zurückhaltend klingt auch diese! Man stelle sich einmal vor, man hätte Dokumente auf- gefunden, in denen geplant wird, das Reichsbanner aus Ostpreußen zurückzuziehen und ins Innere, in den Bürger- krieg zu schieben, wenn eine polnische Invasion erfolgt! Man stelle sich vor, sozialdemokratische Führer hätten erklärt, die Arbeiter würden an der Landesverteidigung nicht teilnehmen, wenn die Sozialdemokratie die Reichsregierung nicht in der Hand hätte— was würde da wohl passiert sein! Was für ein Toben im ganzen Rechtslager hätte sich erhoben. �Wie hätten die Herren aus dem Hause Hugenberg die Päckchen auf- geblasen und sich entrüstet! Wie hätte man nach Verboten, nach Auflösungen, nach Verschärfungen des Strafgesetzes geschrien! Die nationalistische Agitation hat sich einen ganzen Haufen von Zitaten zusammengefälscht, um die B a t e r- landslosigkeit der Sozialdemokratie zu be- weisen. Worte, die vor Jahrzehnten unter ganz anderen Der- Hältnissen gesprochen oder geschrieben wurden, werden in verdrehter und entstellter Form durch alle Zeitungsspalten gejagt, durch alle Versammlungen gehetzt. Ueber die krassen Ungeheuerlichkeiten der Hitler und von der Goltz aber erhebt sich kein Sturm. Kaum hört man hie und da ein gelindes Säuseln. Heuchler sind sie doch alle!
Oer Steglitzer„Gpitzel"-Mord Ein Wehrloser brutal erschlagen! Die Steglitzer Nationalsozialisten Seibel, Soldan und Zwiklinski, die des M o r d e s an dem ZSjährigen Bautechniker Freeck g e st ä n d i g sind, wurden heute vormittag dem Bernehmungsrichter vorgeführt. Die ganze Brutalität des hinterhältigen Ueberfalles auf den betrunkenen, vermeintlichen Spitzel wird erst offenbar, wenn man die Täter und ihr Opfer betrachtet. Freeck war ein kleines, schmächtiges Männchen, feine Mörder junge, vor Kraft strotzende Leute, die mit dem wehrlosen Freeck leichtes Spiel hatten. Wenn sie behaupten, einige Faustschläge hätten schon genügt, den Mann niederzustrecken, kann man ihnen das ohne weiteres glauben. Auch ein anderer als Freeck hätte den Schlägen dieser„Bullen" nicht standgehalten. Für die Wegelagerer, die über Freeck in der dunklen Fronhofstrahe unweit des Bahnübergangs Birkbuschstrahe herfielen, war es also ein leichtes, den Betrunkenen ohne Aufsehen„fertigzu- machen". Vielleicht das Interesianteste an dem ganzen Fall ist die Tat- fache, daß es noch bis zum Donnerstag den Anschein Halle, Freeck sei das Opfer eines Streits mit Zechkumpanen geworden. Die Täter haben sich in große Sicherheit gewiegt, um so überraschender kam ihnen darum ihre Verhaftung. Es ist der kriminalistischen Klein- arbeit zu danken, daß das scheußliche Verbrechen aufgeklärt werden konnte und die Tat bald ihre Sühne finden dürfte. Die Mordbuben sind sämtlich eingeschriebene Mitglieder der NSDAP . Nach dem Obduktionsbefund ist der Tod durch Ersticken und einer hinzugetretenen Gehirnblutung erfolgt. GA.-Bandiien ioben weiter. Sachsen ist machtlos gegen sie. Großenhain , 29. April. (Eigenbericht.) Am Donnerstag verübten die Nazis einen wohlorganisierten Ueberfall auf einen marschierenden Reichsban- n e r z u g. Die Nationalsozialisten hatten bereits den ganzen Tag über ein provozierendes Verhalten gezeigt. So waren sie in das Gewsrkschaftshcim gekommen, hatten dort in srechster Weise Bier oerlangt und sich dabei entsprechend aufgeführt. Der marschierende Zug wurde dann unter dem Ruf;„SA. raus! SA. hierher!" von den Nazis unter Führung des Stadt- verordneten Neul angegriffen. Ein völlig unbeteiligter Passant wurde von den Nazis durch einen Stich in den Hinter- köpf verletzt. Die Polizei nahm die beiden Haupträdelsführer fest. stand aber dem Treiben der Nazis völlig machtlos gegenüber, bis ein Ueberfallkommando aus Riesa erschien.
traut gewesen sein. Nach den bisherigen Feststellungen war einer der Täter etwa 1,70 Meter groß, trug eine graue Sportweste und hatte eine Brille. Der Komplice war mit einem blauen Jackett und blauer Schirmmütze bekleidet. -i- Ein anderer Raubüberall wurde in den heutigen frühen Morgen- stunden auf den Chauffeur eines Autos in Dahlem ver- übt. In der Joachimsthaler Straße am Zoo mieteten zwei junge Leute das Auto zu einer Fahrt nach Dahlem . Unweit der Anlagen des Tennisklubs Blauweiß am Wildpfad in Dahlem gaben die beiden Insassen das Zeichen zum Hallen. Während der Droschken- chauffeur die Uhr ausschaltete und nach dem Fahrpreis sah, stieg ein Fahrgast links und der andere an der rechten Seite aus. Als der Droschkenführer wieder hochsah, hielten chm die Fahrgäste Pistolen entgegen. Einer der beiden forderte den Chauffeur auf, sofort seinen Führersitz zu verlassen, da man sonst schießen würde. Dem Mann blieb angesichts der drohend auf ihn gerichteten Pistolen nichts weiter übrig, als der Aufforderung der Banditen nachzukommen. Mit der Taxe fuhren sie mit Dollgas davon. Die Burschen waren etwa 22 bis 24 Jahre alt. Das Raubdezernat des Polizeipräsidiums hat die Ermittlungen aufgenommen.,
Selbstmord eines Sechzehnjährigen. Zwischen den Stationen R ö n t g e n t a l und Zepernick an der Borortstrecke nach Bernau warf sich heute vormittag der 16jährige Lehrling Emil W a l d t aus der Flugstr. S in Berlin vor die Räder eines Güterzuges. Der Unglückliche wurde auf der Stelle getötet. Die Gründe, die den jungen Mann zu der Verzweiflungstat getrieben haben, sind noch ungeklärt.
�aubüberfalZ auf postSeamien. Zoos Mark Rentengelder erdeutet. Aus den 40 Jahre allen Poiibeomten S ch w i e d e r aus Bernau wurde heule früh m Zepernick ein verwegener Raubübersall verübt. Sch. wurde von zwei Männern, die zu ihrem Banditen- streich zweifellos ein gestohlenes Aulo benuhien. mil Pistolen bedroht. Dann entrissen sie dem Beamten eine Aktentasche. in der sich etwa ZOOO M. Rentengelder befanden, die heute zur Auszahlung kommen sollien, und siüchteten. Der Postbeamte hatte das Geld aus Bernau geholt, um es zum Zepernicker Gemeindeamt zu bringen. In der T r i f t st r a h e am Schillerpark in Zepernick , einer besonders ruhigen Straße, wurde Schwisder plötzlich von einem Auto, einer kleinen dunkelblauen Limousine, überholt. Der Führer des Wagens stoppte kurz ab und zwei Männer sprangen mit schußbereiten Pistolen auf die Straße. Mit dem Ruf:„Hände hoch!" entrissen sie dem Postbeamten die Geldtasche. Alles spielte sich so überraschend ab, daß die Täter mit dem Auto bereits wieder auf der Flucht waren, ehe der Ueberfallene überhaupt recht zur Besinnung gekommen war. Das Schild des Wagens, der in der Nacht in Berlin gestohlen wurde, hatte die Nummer 1�. 75 567. Die Burschen rnüsten mit der Oertt ich kell genau ver-
Adele Schreiber-Krieger . Zu ihrem 60. Geburtstag. Adele Schreiber , die seit dem Jahre 1920 als sozialdemo- kratische Abgeordnete dem Landtag und jetzt dem Reichstag ange- hört, begeht am heutigen Tage ihren 6 0. Geburtstag. St» gehört zu den Persönlichkeiten, die in der ganzen Welt durch ihr selbstloses und energisches Eintreten für die soziale Ausgestaltung des Frauen- und Kinderschutzes bekannt geworden sind. Genossin Schreiber wurde in Wien geboren, verlebte ihre Jugend im Salzkammergut , erhielt ihre Ausbildung in Wien . Frankreich , England und Italien . Im Jahre 1900 besuchte sie die Schoo! os Economics in London und studierte hierauf an der llni- versität Berlin . Bon früh auf wandte sie ihr stärkstes Interesse der Sozialpolitik und namentlich dem Schutze der unehe- l i ch e n Mütter und ihrer Kinder zu. Aus diesen Motiven gründete sie mit einigen Gesinnungsfreunden 1910 die Deutsche Gesellschaft für Mutter- und Kindesrccht, die namentlich bei der Schaffung von Mütterheimen und Beratungs- stellen für uneheliche Mütter Pionierdienste geleistet hat. Genossin Schreiber gehörte auch zu den ersten Frauen, die in Deutschland für die Gleichberechtigung der Frau im politischen Leben eintraten und dos Frauenftiinmrecht forderten. In der internationalen Frauenbewegung hat Genossin Schreiber, dank ausgezeich- neter Beherrschung sremdcr Sprachen, schon früh eine führende Stellung eingenommen. Sie genießt im Auslande als deutsche Ver- treterin für das Gebiet der sozialen Arbett besondere Anerkennung. Roch dem Kriege übernahm sie die Lettung der Abteilung„Mutter und Kind" beim Deutschen Roten Kreuz und war im Jahre 1920 die Mitbegründerin der„Internationalen Vereinigung für K i n d e r h i l f e" in Genf , deren deutschen Zweig sie leitete. Ihre umfassenden Kenntnisse ermöglichten der Genossin Schreiber auf längeren Reisen in Frankreich und Amerika Verständnis für die deutschen soizalen Bestrebungen zu erwecken und der Anknüpfung internationaler Verbindungen nach dem Kriege wertvolle Hilfe zu leisten. Ihre fruchtbare ltterarischo Täligkett hat. namentlich auch in der sozialistischen Presse und in zahlreichen Fachzeitschriften sowre in dem bekannten Kalender„Mutter und Kind", dem Gedanken der Hilfe für die unehelichen Mütter und ihre Kinder und der Förde- rung der Völkerverständigung durch die Frauen gedient. Adele Schreiber , mit dem Berliner Stadtarzt Dr. Krieger verheiratet, ist auch jetzt noch erste Vizepräsidentin des„Weltbundes für Frauen» stimmrecht".