„Nie Räuber", inszeniert von Zehner
Gchiller-Theaier
Die Theatervorstellung der„Räuber" ist Jeßners Verdienst, weil sie nicht ausgetiftelt ist. Notstand lehrt die Warnung vor dem Experiment. Die Frage, ob Karl Moors Räuber im modernen Bolschewistenrock durch die Wälder toben sollen, oder ob Spiegel- berg eine Trotzki -Maske machen soll, hat heute ganz und gar an Interesse verloren. Aktuell ist allein die Dichtung und was ihr Stil verlangt. Ganz uninteressant ist auch eine ausgeklügelte Bühnen- architektur, die einmal Mode war und innerhalb derer die Räuber Schützengräben wie Weltkriegssoldaten aushoben, innerhalb derer die Grasenburg der Moors als ein Gespensterschloß aus der Höhe geisterte. Kurz, die Kühnheit kitzelt den Regisseur nicht mehr, von der Ebene des Zweckmäßigen abzuspringen. Die Bühnenarchitektur Kaspar N e h e r s zeigt einen unkomplizierten, richtigen Räuberwald, wie er in der Dichterphantasie, einer filmisch noch nicht verdorbenen, lebte. Die Burggemächer und auch die dekorative Schloßhalle werden von wahrheitsgetreuen Räumen gebildet. Innerhalb dieser bildlichen Wahrscheinlichkeit entwickelt sich das Stück, ohne daß Ausstattungskunststücke gewagt werden. I e ß n e r wählt für den Franz Moor den Schauspieler Bern - h a r d M i n e t t i, den er erzog und der diesmal nur dem Ießner- schen Gebot folgen durfte. Er hatte unter dieser Führung jetzt seinen großen Erfolg. Minetti ist von Natur ein für herbe Rollen geeigneter Darsteller, ein Charakteristiker der hämischen Bleichsucht und der blutleeren Menschenseindschast. Man meint, es sei seine Natur, Antipathie und Gehässigkeit auf sich zu vereinigen. Schlank, gebrech- lich, durch blecherne Stimme auffallend, besitzt er alle Eigenschaften für den teuflischen Intriganten. Sein Schleichen, sein Schleppen, sein Kauern, schließlich sein Zusammenbruch im Schurkenselbstmord, das alles wird von seiner Natur aus sofort glaubhaft. Walter F r a n ck als Karl Moor könnte auch der Franz sein. Das ist nur verschuldet von seinem Temperament, das bedeutet aber nicht einen Mangel seiner Tüchtigkeit. Man bedenke: dieser Karl ist als Dichtergestalt das Schiller -Ebenbild. Er soll der ganz jugend- liche Stürmer und Sünder sein, nur ein Student, der voller Welt- beglückungsabsichi schwärmt und mehr zum Schabernack tut, was ihm als Verbrechen ausgelegt wird. Dieser Karl dürfte erst sehr düster
werden, nachdem er eben sehr hell und sehr heiter gewesen ist. Franck aber tönt alles sofort sehr dunkel, er ist zu bewußt ein Rebell. Sein Aeußeres, seine gedrungene Figur, seine tief eingegrabenen Augen, seine mephistophelische Klugheit, das sind für den Karl alles hemmende Schauspielertalente. Er zwingt sich in diese Rolle. Daß Franck es so imposant vermag, zeugt für seine schauspielerische Intelligenz. Der alte Graf Moor, meist als wimmernder Alter gespielt, meist ein König Lear ohne Glanz, der sonst eher lächerlich als tragisch wirkt, wird durch Hansjoachim Büttner zu einer würdigen und bemitleidenswerten Persönlichkeit. Er hebt eine Schauerromans- gestalt aus der Welt des Zufälligen in die Welt des noblen Leidens hinauf. Realistik, die zu zügeln ist, damit die Ueberschwänglichkcit nicht ins Groteske entartet, das ist der Stil. Büttner findet ihn. Es bleiben die Räuber Spiegelberg und Roller für die Haupt- episodisten übrig. Harlan wird von Ießner losgelassen. Er darf sehr deutlich den Spiegelberg , genannt Moritz, andeuten, den wild- gewordenen Rebellen mit der fremdrassigen Großmäuliqkeit, den wütenden Schnapphahn, der sich an der Gesellschaft rächt, weil sie ihn und seinesgleichen verfemt. G r a n a ch, der Landskncchträuber, der Galgenvogel mit dem goldenen Herzen, die Geradheit unter den sozial Verkommenen, spielt ein Banditentum von rührender Schlicht- heit. Schließlich gefallen auch Fräulein Maurus und die Herren Witte, Florath und von Ledebur in ihren dankbaren Nebenrollen. Hochdorf. Llnfall Leopold Zehners. Nach der Erstaufführung der von Prof. Leopold Ießner neu- inszenierten„Räuber" am Freitagabend im Schiller- Theater wurde Ießner vom Publikum immer wieder an die Rampe gerufen. Da die Beifallskundgebungen noch anhielten, als der eiserne Vorhang sich bereits senkte, trat Ießner noch einmal durch die Tür des eisernen Vorhangs an die Rampe. Beim Zurücktreten geriet Ießner mit dem rechten Fuß unter den Vorhang, der den Fuß infolge seines großen Gewichts festklemmte. Leopold Ießner erlitt eine erhebliche Quetschung des Fußes.
Mai— schönes Wetter! Etwas kühler, aber sonnig und trocken. Für den morgigen 1. Mai lautet die Prognose des Amtlichen Wetterdienstes denkbar g ü n st i g: Bei Temperaturen, die etwa 3 bis 4 Grad unter denen des Vortages(Sonnabend) liegen werden, ist mit heiterem und trockenem Wetter bei frischen Ost- bis Nordost- winden zu rechnen. Morgen wird also der erste wirklich schöne Frühlingssonntag sein, und alles wird deshalb morgen in den Lust- garten ziehen um den Feiertag der Arbeit festlich zu begehen. Durch ein stationäres Tief, das über dem südlichen Teil Islands lagert, sowie einem anderen Tief westlich der Ukraine und einem starken Hochdruckgebiet, das über den Ostseeländern lagert, ist eine Ost- bis Nordostwindlage bedingt. Da zur Zeit im Baltikum ein Kaltlusteinbruch aus Nordsibirieu erfolgt ist— Riga verzeichnete heute vormittag mir 2 Grad Wärme— wird bei der herrschenden Luftbewegung auch unser Gebiet in den Bereich des kühleren Luft- körpers gelangen. Da die Temperaturen im ganzen Reich jedoch ziemlich hoch sind, Berlin hatte heute mittag bereits 22 Grad Wärme, wird diese Abkühlung kaum sehr merklich in Erscheinung treten. Gestern lagen die Temperaturen im Reich zwischen 29 und 2o Grad Wärme, Dresden beispielsweise meldete schon heute früh um 8 Uhr annähernd 18 Grad Wärme.
politische Korruption. Die Quellen der Verleumdung. Don Zeit zu Zeit tauchen in der Presse, vor allem in der Pro- vinz, systematische Verleumdungsartikel gegen die Sozialdemokratie auf. deren Herkunft nur schwer zu erkennen ist. Selten gelingt es, die Hintermänner dieser Aktionen zu entlarven. Neuerdings liegt uns nun das Manuskript eines solchen Angriffs vor, das die viel- versprechende Ueberschrift trägt:„Korruptionserscheinun- gen inderSozialdemokratie." Als Unterschrift trägt das Papier den Vermerk:„Ohne Quellenangabe", das heißt, beim Abdruck der Sudelei in den einzelnen Blätter soll nicht an- gegeben werden, wer sie verbrochen hat. Absender ist aber, wie aus dem Briefumschlag hervorgeht, der „verein für die bergbaulichen Interessen in Essen". Dieser Verein ist eine wirtschaftliche Organisation, die auch mit Behörden zusammenarbeitet. Daß es zu ihren Ausgaben gehörte, Sudelschriften gegen eine große politische Partei unter Verschweigung der Urheberschaft zu oerbreiten, will niemandem einleuchten. Auf jeden Fall sei das hinterhältige Vorgehen dieses Vereins, der die Interessen des Bergbaus wahrnehmen sollte, seine Mittel aber zur Versendung von politischen Gratiskorrespondenzen an die Pro- vinzpresse verwendet, hiermit niedriger gehägt!
Krieg der Ehemaligen. Wechsel der Mitgliedsbücher- aber die Brutalität bleibt! Im Felsen eck» Prozeß ist der kommunistische Angeklagte H o h m a n n vernommen worden. Er gab an, bis 1327 der na» t i o n a l ist i s ch« n Bewegung angehört zu haben und dann zur KPD. übergetreten zu sein. Er ist das genaue Gegenstück zu dem nationalsoziali st i- schen Angeklagten Schwartz, der bis zum Jahre 1931 Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen ist. Dasselbe war noch bei anderen Nationalsozialisten der Fall. Es ergibt sich also das schöne Bild: ehemalige Nationalsozialisten, die jetzt Kommunisten sind, schlagen sich mit ehemaligen Kommunisten, die jetzt National- sozialisten sind. Früher haben sie sich auch geschlagen, aber die Kommunisten, weil sie damals Nationalsozialisten waren, die Na- tionalsozialisten, weil sie damals Kommunisten waren. Jederzeit waren sie bereit, den anderen Teil wegen seiner poli- tischen Ueberzeugung, die bald die ihre werden sollte oder eben noch die ihrige gewesen war, vom Leben zum Tode zu befördern. Ver- wechselt, verwechselt das Bäumchen!
22 Kommunisten vor Gerichi. Heute das Urteil:-12 verurteilt,-10 freigesprochen. Das Schwurgericht II, das seit dem 5. April gegen22Kom- Mu nisten verhandelt, verkündete heute das Urteil. Den Ange- klagten wurde Beteiligung an einem Ueberfall zur Last gelegt, der am IS. Oktober vorigen Jahres auf ein national- sozialistisches Verkehrslokal in der Richardstraße verübt und bei dem der Gastwirt Böwe getötet und zwei weitere Personen schwer verletzt wurden. 10 Angeklagte wurden mangels Be- weises freigesprochen. Wegen schweren Landfriedensbruches und verbotener Zusammenrottung wurden der Angeklagte D e i g zu einem Jahr Gefängnis und der Angeklagte F i c d l er zu einem Jahr zwei Monaten Gefängnis verurterlt. Der Angeklagte S ch u- mann wurde wegen Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung und wegen Landfriedensbruchs zu einem Jahr sechs Monate Gc- fängnis oerurteilt. Die übrigen Angeklagten wurden wegen ein- fachen Landfricdensbruchs verurteilt, und zwar ein Angeklagter zu zehn Monaten Gefängnis und die andern zu je acht Monaten Gefängnis.
Selbstmord auf dem Lehrtsr Bahnhof . Auf dem Lehrter Bahnhof spielte sich in der vergangenen Nacht «in aufregender Fall ab. Ein älterer Mann, der sich am Ende des Bahnsteiges aufgehalten hatte, warf sich plötzlich vor die Räder eines einfahrenden Zuges. Der Lebensmüde, der später als der 67jährige Maler Paul Stock aus Alt-Moabit 134 festgestellt wurde, war auf der Stelle tot. Die Leiche wurde von der Feuer- wehr geborgen. Durch den Vorfall trat eine längere Verkehrs- störung ein._
Museumeskcmdal in Augeburg. Auf Veranlassung der Staats- onwaltschaft wurde der bisherige Kustos des Städtischen Maxi- milians-Museums Dr. Ohlenroht und sein wissenschaftlicher Hilfs- arbeiter Haemmerle verhaftet. Gegen die beiden schwebte schon seit längerer Zeit ein Disziplinarverfahren. Inzwischen habe» sich die Verdachtsmomente, daß Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind, derart verstärkt, daß die Staatsanwallfchaft sich veranlaßt sah, wegen Verdunkelungsgefahr die beiden Genannten in Untersuchungshaft zu nehmen. Reinhardts römisches Gastspiel. Nach der von der gesamten römischen Presse wie vom Publikum glänzend aufgenommenen Aus- führung von Eoldonis„Diener zweier Herren" und nach der eben- falls starken Eindruck hinterlassenden Wiedergabe von Schillers „Kabale und Liebe " hat sich Reinhardt Freitag mit seinen Künst- lern durch eine nochmalig« Aufführung des italienischen Lustspiels von Rom verabschiede'. Weitere Gastspiele werden in Florenz . Genua , Turin und Mailand stattfinden.
„Die Braui von Torozko." Deutsches Künstiertheater. „Es sollte jeder einmal wenigstens vierzehn Tage Jude sein, um zu wissen, was das heißt," so ähnlich sagt der weise jüdische Dorfwirt in diesem deutsch -jüdisch-ungarischen Stück, das da irgendwo in der Umgegend von Klausenburg , also im heutigen Rumänien , spielt. Der jüdische Dorfwirt spricht die Lehren aus, die dieser neue Dramatiker Otto Indiz in lustspielmäßiger Form ins Volk bringen möchte. Sein Vorhaben ist ausgezeichnet, und die volkstümlichen, nicht gerade immer sehr kunstmäßigen Mittel, die er anwendet, können seiner Toleranzpredigt nur dienlich sein. Er gibt farbige Bilder mit starkem Lokalkolorit aus diesem südösllichen Winkel, den man wohl mit zu dem von Franzos literarisch entdeckten Halbasien rechnen darf. Es herrscht große Aufregung im Dorf, weil die Klari, das hübscheste und tüchtigste Mädchen, die Braut eines wackeren Burschen Barany, sich als ein adoptierter Findling jüdischer Herkunft erweist. Der Judenhaß und d'e Iudenverachtung werden plötzlich lebendig (freilich in ziemlich abgeschwächter Form. In Wirklichkeit dürfte es in dem heutigen Rumänien etwas anders hergehen). Das Mädchen muß es an sich selbst erleben, was es heißt, eine Jüdin zu sein. Ihr beleidigter Stolz duldet nicht länger den Bräutigam, obwohl sie ihn noch liebt, weil er und das ganze Dorf eine jüdische Braut als Schmach empfindet. Sie findet Zuflucht bei dem jüdischen Dorf- wirt, der die reiche Witwe ihres jüdischen außerehelichen Vaters ins Einvernehmen setzt, und lernt inzwischen auch jüdisch. Eine Episode mit zwei Deserteuren, die nach Ungarn flüchten wallen, zeigt ihr den ganzen Edelmut ihres jüdischen Protektors. Aber zu guter Letzt stellt sich heraus, daß die Braut nur infolge eines amtlichen Versehens zur Jüdin erklärt worden ist. Sie wird nicht von der Witwe adoptiert und alles gleicht sich wieder aus: sie nimmt ihren früheren Schatz in Gnaden wieder auf. Man versteht, daß dieser Stoff überall, wo sich der Antisemitis- mus regt, besonderen Beifall findet, und so war es auch in Berlin . Freilich die Aufführung war nicht sehr einheitlich, mancherlei Dialekte schwirrten durcheinander, obwohl doch hier genug Schau- spieler mit bodenwüchsigen Dialekt zu haben wären. Auch spielten die Christen zum Teil jüdischer als die Juden, aber Paul H ö r b i- g e r, der den neuen Nathan den Weisen mit alles verstehender Milde und Klugheit verkörperte, und Luise Ullrich , die die temperamentvollste und zugleich verständigste Klari war, entschieden den Erfolg. Als jüdische Witwe hatte Rosa Valettl ihren be- sonderen Applaus, obwohl auch sie berlinerte. D>. „Eine kleine Melodie". Funkspiel von Schömbach und Groß. Was eignet sich bester zum Mittelpunkt eines Funkspiels als eine kleine Melodie? Sie wendet sich an keinen anderen Sinn als an das Gehör, trägt den Keim der Volkstümlichkeit und gleichzeitig die Möglichkeit zu jedem Klangexzeh in sich. Die kleine Melodie dieses Funkspiels wurde von Wilhelm Groß gemanaget, sanft, volks- liedlich, als sentimentaler Schlager, als schmissiger Foxtrott. Es siegt Herz und Gemüt, es siegt der volksliedhafte Ton. Der Song des Ehikagocr Fleischkönigs in seiner schmissigen Bissigkeit ist das stärkste Stück des ganzen Werkes, sowohl textlich als auch musikalisch. Die sentimentale Handlung, Vorwand für die Musik, bleibt hart an der Grenze des Erträglichen. Wilhelm Groß hat mit seiner Vertonung dem Werk erst das Lebensrecht vor dem Mikrophon gegeben: mit geschmeidiger Ironie überzieht sie alle matten und farblosen Stellen. Allerdings läßt er manchmal den Text von Chor oder Ensemble, also nahezu unverständlich, weiterführen. Wer sich an der Musik freute, wurde dadurch nicht weiger gestört: wer der„Handlung" folgen wollte, wahrscheinlich desto mehr. Die Schlesische Funk stunde kann man zu der Sendung dieses Werkes beglückwünschen, Die Aufführung unter der musikali- schen Leitung von Dr. Edmund Nick und der Spielleitung von F. W. Bischoff war vortrefflich. Tes.
„Tie fünf, ig schönsten Bücher des Jahres ISZI" werden vom 2. bis 13. Mai im Lesesaal der Staatlichen Äunstbibliothek, Prinz-Mbrecht-Str. 7», aezeipr. Die ÄnLslellung ist wochentäglich von Ist bis 22 Ilhr bei freiem Eintritt geöffnet. Das Kabarett„Kohlkopf" spielt am Sonnabend zum letzten Male in dem Autoladen Budapester Straße. Ab 1. Mai absolviert es ein kurzes Castspiel im„Tingel-Tangel", Kantstr. 12. Beginn täglich Ist?» Uhr.
„Der Frechdachs". Gloria-Palast. Bor Langerweile wird der Spielfilm noch mal sein Publikum sterben lassen, wenn er von der Schablonierung nicht abläßt. Dies- mal hat Willy Fritsch eine neue Partnerin, Camilla Horn . Das könnte zu interessanten Vergleichen führen, aber ob das nun Lilian Harvey oder Camilla Horn ist, es ist immer dasselbe. Es ist der gleiche ondulierte langbockige Bubikopf, der gleiche, klein gemalte Mund, die gleiche erhungerte und abtrannierte Figur, die gleiche Machart des Abendkleides, das raffiniert Nacktkultur treibt, es sind die gleichen angeklebten Augenwimpern usw., usw. Camilla Horn kann spielen, ohne Zweifel jedoch ist sie kalt wie Brigitte Helm und charmant wie Lilian Harvey und niemals Camilla selbst. Die Film- regisseure haben manches Talent auf dem Gewissen. Willy Fritsch ist wieder der liebenswerte junge Mann, der alle Backfijchherzen erbeben macht. Und er darf auch noch draufgängerisch sein: denn er wirbt um eine verheiratete Frau. Er bekommt sie zum Schluß, nachdem Akte hindurch V e r n e u i l in seiner bekannten Art die Liebesbedürfnisse der Menschen ziemlich stark aufgeplustert hat. Carl Böse und Heinz Hille führen die Regie, bei der man bemerkt, daß Böse bei Zusammenarbeit unbedingt verliert. Ralph Artur Roberts erzwingt sich eigene starke Momente, wirtlich groß ist er in Kleinigkeiten. e. b.
Preissenkung im Theater Nach eingehenden Verhandlungen mit dem Deutschen Bühnen- verein und dem Verband Berliner Bühnenleiter sind Richtlinien aufgestellt, nach denen mit Beginn der nächsten Herbsffpielzeit die Garderobengebühren und Programmpreise in den Theatern gesenkt werden. Einer sofortigen Senkung standen vertragliche Bindungen mit Pächtern und Lieserfirmen entgegen. Wenn solche Bindungen in einzelnen Ausnahmefällen auch noch über den Beginn der neuen Spielzeit Hinauedauern, muß dem Publikum im Theater durch Anschlag bekanntgegeben werden, mit welchem Zeitpunkt die Senkung eintritt. Im übrigen wird mit Beginn der neuen Spielzeit nach den Richtlinien der Programm- zettel oder das Programmheft nicht mehr als 33 Pf. kosten. Wenn daneben in einzelnen Theatern besonders ausgestattete Programm- hefte zu beliebigen Preisen abgegeben werden, so muß gleichwohl unter allen Umständen der billige Zettel oder das einfache Heft zu höchstens 33 Pf. feilgehalten weiden. Die Garoerobengebühr darf ebenfalls im allgemeinen 33 Pf. nicht übersteigen. Aber in Theatern, die als künstlerisch hochstehend anerkannt sind, darf im Parkett und 1. Rang ein Garderobengebühr bis zu S3 Pf. erhoben werden. Wo bisher niedrigere Gebühren waren, ist eine Erhöhung über 33 Pf. hinaus unzulässig. Hauptmanns Schauspiel„vor Sonnenuntergang" erlebte gestern im D e u t sich e n Theater die 73. Ausführung. Hoffeiü- lich behält diese Hauptmann-Bühnc, die abgesehen von seinem letzten Drama 22 Stücke von ihm in 997 Aufführungen herausgebracht hat, ihre Tradition bei, und hoffentlich sind ihr auch unter der neuen Leitung ebensolche künstlerischen Erfolge beschieden, wie sie diese Aufführung bedeutet. Für Regie und Darstellung ist kein Wort des Lobes zu hoch, und mit Recht wurde gestern wieder das ganze Ensemble, Krauß an der Spitze, gefeiert. Das Wallner-Theater als Kino. Im Wallner-Theater wurde am Donnerstag eine Lichtbildbühne eröffnet. Rolf S a n d o r er- innerte in seinem Festprolog an den Wandel, der zur Umstellung dieser alten Theaterbühne führte. Der Emelka-Woche folgte der Tonlehrfilm„Rhythmus der Welt", worauf ein Lustspiel „Liebesabenteuer in Arabien " geboten wurde. Den Hauptpuntt des Programms blldete die reizende Tonfllmoperette„Zwei glückliche Herzen", wozu Magda Schneider persönlich er- schienen war. Im Bühnenzwischenspiel gefiel der elegante Luft- und Zahnkrasiakt der zwei C l e r a n z. Die Parodistin Martha Hübner, die den hamburgischen wie den ostpreußischen Dialekt in gleicher Weise beherrscht, weckte die Lachlust. Das Programm war überreichlich besetzt. Man hatte nach dem alten Spruch ge- handelt: Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.— Ob dies die letzte Etappc dieses einst so populären Theaters mit seiner reichen Vergangenheit ist? Di« Besuchszeiten des Kupserstichkabinetts der Staatlichen Museen sind in der Zeit vom 4. Mai bis 30. September d. I. an jedem Mittwoch und Freitag bis 13 Uhr verlängert.