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Nr. 204 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 1. Mai 1932

SCHICKSAL

EINER

In allen Stadtteilen Berlins   werden sich heute die

F

WETTERFAHNE

出版

Marschkolonnen des Sozialismus in Bewegung setzen. Um 1 Uhr mittags, wenn weiter die ruhigen Bürger beim Mahle sitzen, wird das alte Schloß ein Wald von roten Fahnen grüßen. Hundert­tausende darbender Männer und Frauen roerden heute am ersten Mai­tag ihre Hand erheben und einmütig ihren einigen Willen kundtun: Wir wollen Arbeit! Keine Arbeit, die geschlagen ist in die Fesseln der Knechtschaft, sondern Arbeit, die eines freien Mannes würdig ist. In dieser Forderung be­gegnen sich heute die Arbeiter aller Länder, und unser besonderes Gedenken gilt den Arbeitern von Turin   und Mailand  , den Land­arbeitern aus der Toscana und von Venetien  , denen trotz heldenmütiger Abwehr die Freiheit entrissen rourde. Wenn also in den Mittagsstunden die Straßen Berlins   vom Marschtritt der Demonstranten widerhallen, dann werden oft genug die Männer und Frauen ihre Blicke nach oben wenden, ein Kundiger wird dabei auf dieses oder jenes Miethaus zeigen und erläuternd hinzufügen: Seht einmal, aus jenem Dachfenster, da hing am vorigen Sonntag, als roir um Preußen kämpften, eine Fahne, die das Hakenkreuz trug. Ein paar Wochen vorher hing an der gleichen Stelle noch der Sorojetstern. Ihr zweifelt? Dann hört die Geschichte einer solchen Familie, die in einer einzigen Nacht ihre kommunistischen Götzen verbrannte und dafür den Todfeinden der Arbeiterschaft ein herzliches Will­kommen bot." Hier ist sie, die Geschichte dieser Wetterfahne.

Diskussion am Maitag.

Ueber die fnarrenden Stiegen einer mehr denn achtzigjährigen Mietfaserne im düsteren dhe unenviertel poltern die hoch­geschnürten Stiefel zweier SA.- Männer. Sie tragen eine zusammen gerollte Hofenfreuzfahne unter dem Arm, und schneller als sie laufen pocht ihnen das Herz. Eine seltene Gegend ist dieses Scheunenviertel; die engen Berührungspunkte zwischen Hafenkreuz und Sowjetstern sind dort nicht erst seit gestern und heute ficht­bar. Acht Tage lang faß man vor zwei Jahren im Großen Schwur gerichtssaal von Moabit   zusammen, verhörte, berichtete, plädierte, verurteilte, und niemals ist Näheres darüber festgestellt worden, welche Rolle eine bestimmte Dame zwischen dem Herrn Ali Höhler rom   RFB  . und dem Herrn Horst Wessel   von der SA.   gespielt hat. Das ist nur ein Beispiel. Trotzdem: den einen von den beiden neu gebackenen SA.  - Männern plagen noch Gewissensbisse. Als sie über das holprige Kopfpflaster des baumbeschatteten Hofes gehen, meint er: ,, Na, da haben wir uns ja eine schöne Sache eingebrodt", worauf der andere unwillig antwortet: Quatsch nicht, denn hätten wir eben nicht erst beitreten sollen! Das war doch vorauszusehen." Das mar allerdings vorauszusehen, daß der Sturmführer den beiden frisch aus dem Ei gefrochenen Faschisten die Fahne nicht mitgab, um sie nachts unter den Kopf zu legen, die sollten sie vielmehr zum Fenster hinaus­hängen; zum Aerger der Kommunisten stehe

Eines Morgens hing die Fahne auch auf dem Hof. Die Haus­bewohner trauten anfänglich ihren Augen nicht. Die Frauen stellten sich beisammen und vergaßen, die Milch zu holen, sie rieben sich die Augen, aber dann hing. fein Sowjetstern mehr, der war unter­gegangen, jetzt baumelte da oben ein Hakenkreuz. Die Männer traten hinzu, aber alles, was sie zuerst vermochten, war, den Kopf zu schütteln. Als sie dann ihre Sprache wiederfanden, bekamen die Worte Flügel: vom Milchmann sprang die Kunde zur Grünkramfrau, von der Grünframfrau in den Kohlenkeller, und so weiter, bis der ganze engere Stadtteil die Neuigkeit vernommen hatte. Fremde Leute kamen auf den Hof, um sich zu vergewissern, ob man ihnen auch keinen Bären aufgebunden hatte, aber da hing das Hakenkreuz aus dem Fenster der einstigen Kommunistentlause. Das soll wohl eine Weiterfahne sein", scherzten die Leute, und bis auf den heutigen Tag diskutieren sie jenes Lokalereignis in einer fleinen Straße des Berliner   Scheunenviertels. Nur wenn heute nachmittag die fom­munistischen Tambourkorps die Fanfaren ansetzen, um zur Reveille zu blasen, dann wird die Familie nennen wir sie 3. nicht

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mehr auf dem Bülowplaz antreten, sondern sich die Ohren zuhalten. Als die Schalmeien spielten...

Ohne Zweifel ist die Familie ar m. Vor mehr als einem Jahr zehnt wanderte sie aus Polen   ein, das heißt Polen   war nur eine Durchgangsstation, die Großväter hatten einmal in Pommern   ge­seffen. Bis auf einen Sohn, der sich als Gast des preußischen Frei­staates, der er doch immerhin war, etwas zu laut für das Gelingen der Weltrevolution im Scheunenviertel einsetzte, wurden alle ein­gebürgert. Der Vater arbeitete auf dem alten Posthof, als jedoch die Reichspost ihre Hafermotore abschaffte, mußte er stempeln gehen. Die Söhne waren mal da und mal dort, meist auf Kohlenplägen als Austräger, nur einer faßte festen Fuß im Speditionsgewerbe. Er ist auch als einziger bei den Kommunisten geblieben. Zwei Mann find inzwischen verheiratet, aber auch sie haben längst feine Arbeit mehr. Da die Wohlfahrtsgroschen nur schwerlich ausreichen, um die

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Das Bett für's Wochenend

hungrigen Mäuler zu stopfen, vermietet man im Scheunenviertel an Schlafburschen. Fünf Mark zahlt jeder die Woche und hat dafür fein Bett und des morgens einen Topf Kaffee. So stehen viele Betten in den Stuben jener Stadtgegend, sehr viele Betten sogar. In der Frühe haben die Frauen ihre Treffpunkte in den Milch­geschäften, da erfährt man, daß Frau A. heute gern Spinat fochen möchte, aber 15 Pfennig fürs Pfund fann sie nicht ausgeben, daß Frau B. ein Kind bekommt, daß Frau C. sich ihre Küche weißen laffen wird und daß Herr D. gestern nacht wieder Krach gemacht hat. So standen die Frauen gleichermaßen wie an jedem Tag auch am Morgen des 13. März zusammen, damals beim ersten Gang zur Reichspräsidentenwahl, und als wäre es vor einer fnappen Stunde gewesen, können die Frauen noch erzählen, wie die Frau 3. auf sie einredete, doch nicht etwa Hindenburg   zu wählen, sondern Teddy Thälmann. Die Frauen sagten nichts meiter dazu, denn daß bei der Familie 3. alle samt Schlafburschen Kommunisten waren, das mußte die ganze Straße ohnedies. Eifrig schleppten die Söhne ihre Flug blätter in die Häuser, wenn es Krach auf dem Bülowplay gab, fehlten sie nicht, und die großen Tage im Leben der Familie 3. maren die Pfingsttreffen der Roten   Frontkämpfer, wenn Teddy im Luftgarten oder im Schillerpark die Front abschritt und die Schal meien dazu aufspielten. Und plötzlich war das alles aus.

Eine Stube wird aufgeräumt.

Da fam eines Tages, es sind darüber etwa vier Wochen ver­gangen, die Frau 3. in das Zimmer und räumte auf. Ratsch, waren die kommunistischen   Embleme von der Wand herunter, keine Groß aufnahme irgendeines bolſchemistischen Bürdenträgers fand Er­barmen vor dem jungen nationalen Zorn der Frau, alles wanderte in den Müllkasten, und das Erbe gehörte dem Hafenkreuz. Zwei von den vier Schlafburschen, die mit dem einen Sohn bei ihrer alten Fahne geblieben waren, ging das über die Hutschnur, und da die

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Frau in ihrer Zerstörungswut nicht zu bändigen war, fündigten sie ihr die Schlafstelle. Statt dessen zogen Leute von der SA. hin. Neulich, wie immer beim Milchmann, tippten die Frauen an: Nu sagen Sie mal, wie sind Sie denn nur dazu gekommen?" ,, Ach, tommt ja gar nicht mehr in Frage bei den Kommunisten, wir sind alle übergetreten", gab die Frau 3. zur Antwort. Beim Morgengrauen amüsierten sich jetzt die Frühaufsteher der stillen Straße, wenn die neuen SA.- Männer durch die Gaffen stampfen. SA.- Männer haben nämlich eine andere Art zu gehen als wir, vor Kraft fönnen sie mitunter gar nicht laufen. Dann gehen sie zum Dienst". Es muß da ein Mordszug in der Kolonne sein, denn menn es bereits 6 1hr morgens ist, dann stiefeln die Jungens wie die Bürstenbinder. Abends. kehren sie zurück; bisweilen fehlt einer, der ist dann abkommandiert zum Kartoffelschälen. Sonderlich tragisch scheint man nämlich das SA.- Verbot nicht genommen zu haben. Manchmal gibt es auch ein wenig Krach auf der Straße, dann schimpfen die, die beim Sowjetstern blieben, und die, die zum Haken­treuz gingen, aufeinander ein, und jeder versichert den anderen, daß er noch den Tag erleben wird, wo er ihn an den nächsten Laternen pfahl aufknüpft. Verträglichere Leute begnügen sich damit, daß jene stille Straße des Berliner   Scheunenviertels jetzt ihre Spott­figuren hat.

Die Fahne auf einem Duergebäude hat sich gedreht. Statt des Sowjetsterns zeigt sie jetzt das Hakenkreuz. Eine Wetterfahne ist das, meinten die Arbeiter. Die Fahne wird sich nicht das legtemat gedreht haben. Wetterfahnen drehen sich so lange, bis fie, vom Rost zerfressen, aus den Angeln fallen. Und fein Mensch wird sie aufheben. Wir werden heute mittag unsere Reihen um so fester schließen, und die Banner der Freiheit werden deutlicher denn je den Weg zu den alten Zielen weisen.

Von Wegelagerern niedergefchoffen

Ueberfall auf Automobilisten in Groß- Glienicke  

abend, wie erst eit bekannt wird, der konditor furth aus Moabit   sammen, ein weiterer Schuß durchschlag den Recärmel des Mannes. In der Nähe von Groß- Glienice wurde am Freitag- feuerte eine Reihe von Schüssen ab. Frau K. brach getroffen zu­und seine Frau von einem Wegelagerer überfallen. Als der Der Täter flüchtete durch die Schomung in Richtung Glienicke  . Täter auf Widerstand stieß, zog er kurzerhand eine Pistole und Seine schwerverletzte Frau brachte K. zu einem Arzt und sorgte gab auf das Ehepar eine Reihe von Schüssen ab. Frau kurth später für ihre Ueberführung ins Krankenhaus. wurde von einer Kugel getroffen und lebensgefährlich ver­lett. Der Schütze flüchtete und entfam.

R. hat erst am Sonnabend bei der Kriminalpolizei   Anzeige er­stattet. Nach seiner Aussage hat sich der Vorfall folgendermaßen abgespielt. In seinem Auto fuhr er mit seiner Frau nach Glienicke  hinaus, wo er am Rande einer Schomung parkte. Plötzlich sei ein Mann aufgetaucht, der K. aufforderte, fich auszuweisen. Der Automobilist verlangte nun seinerseits von dem angeblichen Forst­aufsichtsbeamten einen Ausweis. Statt dessen soll der Betreffende eine Pistole gezogen und die Herausgabe des Geldes gefordert haben. Frau K. rief um Hilfe und lief in Richtung der Chaussee davon. Der Räuber sprang blitzschnell hinter den Wagen und

Taifunkatastrophe.

Die Suluinseln im Stillen Ozean   schwer heimgesucht.

Die Insel Sulu( auch Jolo   genannt), die größte der gleichnamigen Inselgruppe zwischen den Philippinen und Borneo  , wurde von einem Taifun schwer heimgesucht. Die Stadt Jolo   wurde zu zwei Dritteln vernichtet. Ein Küstendampfer ist gesunken. Die Zahl der Toten ist bisher nicht bekannt.

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