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Tir. 20449. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts

Der follettive Gelbstmord.

Plant man abermals Lohnfenfung?

Von Anton Erkelenz .

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Nachdem die Wahlzeit vorüber ist mit ihrem 3wang zur Schaufensterdekoration, stehen wir wieder dort, wo mir vor her standen: Der Lohn soll weiter abgebaut werden. Gewiß, eine allgemeine" Lohnsenkung fommt nicht in Frage. Nur vereinzelte Anpassun gen". Der Lohn der Arbeiter und Angestellten, die für den Binnenmarkt arbeiten, ist angeblich zu hoch. Was das be­deuten soll, werden wir noch erfahren. Die Folge dieser neuen Lohnfenfung ist jetzt schon erkennbar, besonders nach den Erfahrungen der lezten Jahre: vermehrte Einschrump­fung der Wirtschaft, vermehrte Arbeitslosigkeit, gesteigerte politische Unruhe, Anwachsen des Hitlerismus, gesteigerte Ab­mehr des Auslandes gegen deutsche Waren, deshalb sinkende Ausfuhr, Wertsteigerung des Geldes und des Goldes, des halb Entwertung aller Sachwerte mit all ihren Folgen des Bankrotts der Stillegung, der Kapitalzerstörung.

Es ist schon oft nachgewiesen worden, aber die Deffent­

lichkeit schreitet souverän über diesen Tatsachennachweis

hinweg:

1. Die deutschen Löhne waren zu feiner 3eit feit 1924 überhöht. Sie waren niedriger als die Löhne faft

aller Wettbewerbsländer.

2. Die verhältnismäßige Lohnbelastung pro Stüd, pro Tonne usw. war für die ganze deutsche Pro­buftion 1928 geringer als 1913. Wer das noch ein­mal bewiesen haben will, ersehe es aus den eben veröffent­lichten Betriebsergebnissen der Firma Borsig- Tegel. Auf den Kopf der beschäftigten Arbeiter fiel eine Produktion von:

1927 1928

D

1929

1930

1931

5 700 m.

0

9 900 m.

0

10 800

11 300 m. 12 400 m.

Die Produktion hat sich mehr als ver Doppelt. Der Tages oder Stundenverdienst mar 1931. höchstens 15 bis 20 Broz höher als 1927. Der Lohnanteil an den Selbstkosten pro Einheit des Fabritats war wesent lich gesunken. Leider hat Borsig diese Ziffern nicht ver­öffentlicht, als er noch Vorsitzender der Vereinigung deutscher Arbeitgeberverbände war. In den Blättern dieser Bereini­gung wurde stets die entgegengesetzte Behauptung vertreten. Beder hat Herr Borsig seine Beauftragten unterrichtet über die Erfahrungen im eigenen Wert, noch haben diese sich bei ihrem Vorsitzenden danach erkundigt. Oder sollten sie...?

Wenn eine weitere Lohnsentung die deutsche Wirtschaft der Gesundung näherbringen könnte, müßte man sich viel leicht mit ihr abfinden. Deshalb verspricht man uns auch Neueinstellungen, Inangriffnahme von Arbeiten, die bisher nicht ausgeführt werden usw. Nicht nur theoretische Erkennt niffe, sondern alle praktischen Erfahrungen der letzten Jahre sprechen eindeutig gegen diefe Erwartungen. Im Inlande bedeutet unter den heutigen Umständen diese Lohnsenkung weitere Einschrumpfung des Um fazes . Lezten Endes wirkt sich diese Maßnahme aus als Erhöhung des Geldwertes, das heißt als Revolutionierung aller Werte und in Verbindung damit einer völligen 3er­störung des Vertrauens. Daraus entsteht Lahmlegung jeder Unternehmungsluft... Seit zweieinhalb Jahren steigt der Wert des Goldes und damit des am Golde gemessenen Geldes monatlich um rund ein Prozent. Jedes Prozent Geld mertsteigerung bringt eine Einschrumpfung der Kauftraft von

Pländerversteigerung

Die in den Monaten Juli, Auguft, September 1931 perfegten Pfänder tommen, soweit fie nicht erneuert worden sind, zur Bersteigerung:

Bei Abteilung II, Clfäffer Str. 74, nom Montag, dem 9. Mai 1932, ab 9 Uhr

in der Reihenfolge:

Fahrräder usw., Kleiber,

Belzwert, Wäsche

Bel Abteilung I. Jägerftraße 64, nom Montag, dem 23. Mai 1932, ab 9 Uhr in der Reihenfolge:

Juwelen, Gold- und Silberfamen Kristall Fahrräder, Gegenstände der Optit, Kleider, Pelzwert, Wäsche

Für verfallene Pfänder, welche erft nach dem Auttionsbeginn erneuert oder ein gelöst werden, muß bestimmungsgemäß Auttionsgebühr berechnet werden.

Staatliches Leihamt.

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zunächst 700 bis 1000 Millionen im Jahr. Nur insoweit die Preise sinken, fönnte diese Kauftraftfenfung ausgeglichen werden. In Deutschland sinkt die Raufkraft mehr als der Preis, weshalb die Einschrumpfung unvermeid lich ist. Der Gewerkschaftsfongreß hat ein Arbeitsbe fchaffungsprogramm gefordert. Es schweben Ge­rüchte, daß Arbeitsbeschaffung mit einem Aufwand von 1,4 milliarden geplant sei. 3wei Prozent weiterer Gold­wertsteigerung zehren den gesamten Betrag einer solchen Ar­beitsbeschaffung auf, felbst wenn man annimmt, daß die ganzen 1,4 milliarden neu geschaffene Kauffraft wären! Bir leben in Deutschland in einer tragischen Blindheit, weil dieser Zusammenhang nicht erkannt wird. Wir begehen follektiven Selbstmord.

Woher kommt die Forderung nach Senkung der Binnen­löhne? Sie wurde seit langem erhoben von der Rhein

Während der

Ferien- und Reisezeit

Sonntag, 1. Mai 1932

In dieser Zeit des allgemeinen Abbauwahnes kann sich) ja auch ein Minister erlauben, Unsinn zu reden. Bon welchem Recht Herr Martin Schiele vor wenigen Tagen frei­mütig Gebrauch gemacht hat, indem er im Rundfunk be= hauptet: Deutschland fei mie eine belagerte Festung. Diese belagerte Festung verkauft ja nun immer noch für ein bis zwei Milliarden mehr ans Ausland, als sie von ihm tauft. Unter den gegebenen Umständen immer noch ein Kunststück, abzwar diese Ausfuhr schwere Schattenseiten hat. Je mehr mir versuchen, durch Senkung der Löhne, Senfung der Lebenshaltung, verschärfte Geldwertsteigerung unsere Preise auf dem Weltmarkt zu senten, um so mehr mobilisieren wir alle Kräfte des Protektio­nismus in der ganzen Welt gegen uns, um so mehr finft unser Ausfuhrüberschuß. Für die derzeitige Orgie des Protektionismus sind wir mit unserer Notverordnungspolitik mehr verantwortlich irgendein anderes Volk. Hand wird nur von Hand ge waschen.

Wie steht es, wenn eine weitere Lohn­kann der Vorwärts" und der Abend" auf jede Dauer allerorts fenfung unvermeidlich ist, mit der Preis­sentung? Wo ist Goerdeler ?

bezogen werden

Touristen und Wanderer

fordern das Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partel Deutsch­

lands bei den Bahnhofsbuchhandlungen, Zeitungs- Kiosken und sonstigen Verkaufsstellen.

Sommerfrischler

lassen sich den Vorwärts" durch Postüberweisung nachsenden.

Und endlich: wenn die Löhne aller Arbeiter und Ange­stellten, die für den Binnenmarkt arbeiten, das heißt 80 Proz. aller deutschen Arbeiter, weiter gesenkt werden, wie wirkt sich das auf die übrigen Einkommenbezieher aus? Schon einmal hat der Reichsarbeitsminister dem Kabinett in fehlerhafter Weise eine Gehaltssenfung für die Beamten aufgezwungen, weil er eine Lohnfenfung für unvermeidlich hielt. Soll das sich jest wiederholen? Wie wäre das in Uebereinstimmung zu bringen mit den vielen Beschwö­rungen vor den Wahlen, daß keine Herabsehung der Gehälter in Groß- Berlin wird der Vorwärts" durch Boten zugestellt. Genaue erfolgen merde? Wird Straßers Prophezeiung doch richtig fein? Oder glaubt sich der Reichsarbeitsminister start genug, 80 Proz. der Arbeiter und Angestellten eine Senfung ihrer Einfommen aus 20- bis 30stündiger Wochenarbeitszeit auf­erlegen zu können, ohne die anderen Einkommensbezieher

Die Postbestellgebühren betragen nur 72 Pf. im Kalendermonat. Wird Nachsendung unter Streifband gewünscht, so beträgt das Porto gabesielle oder an den Verlag möglichst eine Woche vorher erbeten. Laubenkolonisten

Wochertags 10 Pf. Sonntags 15 P. Benachrichtigung an die Aus­

Bezeichnung der Laubenadresse ist erforderlich.

Postabonenten

müssen die Nachsendung unter Beifügung von 50 Pf. in Marken mindestens 2 Tage vor der Abreise schriftlich bei der bisherigen Zustell- Postanstalt beantragen. Vorwärts- Verlag Fernspr. A 7 Donhoff 292-297

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Ruhr Handelstammer. Sie befindet sich im Jahres bericht der Vereinigten Stahlwerke, der vor acht Wochen veröffentlicht wurde. Sie findet sich in der vor wenigen Tagen erschienenen Nummer der Zeitschrift Der Arbeitgeber". Und sie ist enthalten in einem gleichzeitigen Auffaz des Reichsarbeitsministers. Das Forschen nach der Baterschaft ist verboten"... Der Reichsarbeitsminister hat sich auf dem Gewerkschaftstongreß beschwert, daß man ihm vorwerfe, er vollstrede die Befehle des furzsichtigen, nicht ein­mal seine eigenen Interessen erfennenden Teiles des deut­ schen Unternehmertums. Das tut der Minister gemiß nicht. Der Zusammenhang ist ein anderer: Der Minister und weite Teile des Unternehmertums leben in ein und in und demselben poltswirtschaftlichen Irrtum und erkennen außerdem nicht die währungspoli tischen Zusammenhänge der Wirtschaft. Bei dem Minister ist das um so tragischer, weil er als ehemaliger Brentanoschüler es besser wissen müßte, wenigstens soweit der volkswirtschaft­liche Irrtum in Frage steht. Brentano schrieb in der Krise 1873 gegen die von dem preußischen Finanzminister Camphausen geforderten Lohnsenkungen seine Schrift: Ar= beitszeit, Arbeitslohn, Arbeitsleistung". 1932 sieht ein Brentanoschüler als Minister in den Lohn­fenfungen eine Weg zur Gesundung der Wirtschaft! Die Menschheit ist vergeßlich. Und Stegerwald ist eine Tragödie für die deutsche Wirtschaft, gerade weil er energisch und mutig ist.

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Wer gegen diesen Abbauwahn tämpft, streitet beileibe nicht für das Klasseninteresse der Arbeitnehmer, sondern gegen den follettiven Selbstmord aller Deutschen . Oder wie Rennes fagt: Wenn wir Sparsam feit auf allen Gebieten zu ihrer logischen Konsequenz durch führen, werden wir schließlich finden, daß wir das Budget auf beiden Seiten mit Null balanciert haben, und werden dann alle platt auf dem Rüden liegen, weil mir vor Hunger sterben!"

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