Xr. 104* 49. Jahrgang
7. Beilage des Vorwärts
Sonniag,-l. Mai 49A2
S>um i.HMai
Qerhari Merrmann
Gerkart Herr mann il o st ar s Maifestspiel „W elandsaga" macht den Versuch, die alte Sage oon Wieland, dem Schmied, darzustellen als das, was sie ist: ah die Geschickte oom arbeitenden Menschen, der oon Ausbeutern oersklavt und ausgenutzt und um den Ertrag seiner Arbeit gebracht wird, bis er sich erhebt, seine Fesseln zerreißt und daoonßiegt in das Reith der roten Freiheit. In dieser Sage hat das Volk selbst seid Schicksal und seine Hoffnung dargestellt, und in dieser recht verstandenen Form ist sie wahr und zeitgemäß wie je— ob auch jahrhundertelang oersucht morden ist, sie ihres wahren Sinns zu berauben. Wir oeröff entliehen— mit Kürzungen— die ersten beiden Bilder des Spiels: Der junge Dorf schmied Wte- land und AI miß, die Tochter des Großindustriellen Nudid, Jugendgespielen, die sich schon als Kinder liebten, müssen sich trennen, weil Nudid in die Stadt zieht. Wieland oersucht es, Nudid nachzueifern, er will selbständiger Unternehmer werden, um Alwiß als gleidi- berechligter Partner gegenübertreten zu können, und— endet als Bankrotteur— eine Nummer unter oielen— am laufenden Band der Nudid sehen Fabrik. Wie Wieland sich und seine Schicksalsgenossen freimacht, wie Wieland und Alwiß dennoch rutammenßnden, schildern die weiteren Bilder des Spielt. Erstes Dttd: Dorfschnnede. ßeuet. Lmboß. Eff«, im Hintsrgrund grohes Tor: wenn es geöffnet wird, blickt man auf einen fernen schloßartigen, doch modern gehal« ienen Vau. Am Amboß , achtzehnjährig etwa, Wieland. Er arbeitet mit einem sehr kleinen Hammer. Nach kurzer Weile wird mühsam das schwere Tor geöffnet, so daß eine Zeitlang das Schloß fichtbar wird, und herein tritt Alwiß. Wieland beachtet sie nicht. Alwiß: Wieiand...? Wieland...?! Ja, bist du denn taub heute, daß du mich nicht hörst? Bist du denn blind, daß du das Tor nicht aufgehn sahst? List du denn stumm, daß du mir nicht ant» wartest? W i e l a n d: Vielleicht will ich nicht antworten. Alwiß: Bist du bös« mit mir? Vielleicht weil ich mit dem langweiligen Leutnant ausgeritten bin? Vielleicht weil ich morgen verreise? W i e l a n d: Vielleicht habe ich keine Zeit. Alwiß: Keine Zeit? Für mich keine Zeil? Wieland: Vielleicht habe ich eine Arbeit vor, die noch heute fertig fein muß? Alwiß � Was ist denn das. Wieland? Ein Armreif aus Eilen? Wieland: Gold habe ich keins, und Goldschmiedfing-r auch nicht. Alwiß: Ach, Wieland! Es ist doch ein wunderschöner Arm- reif, denn es ist so einer, den man nicht kaufen kann. Siehst du, ich tu ihn gleich an! Zur Erinnerung! Wieland: Zur— Erinnerung,..? Alwiß: Zum Andenken, meine ich. Wieland: Zum Andenken, aha... Kannst du erkennen, was hier drauf ist?» Alwiß: Natürlich, zwei Hände! Eine ist groß und grob, und eine ist ganz klein— W i e l a n d: Ja. und sie liegen ganz fest ineinander. Weißt du, wessen Hände das sind, Alwiß? Alwiß:(schweigt.) W i e l a n d: Weißt du es wirklich nicht? Alwiß:(schweigt.) W i e i a n d: Vielleicht habe ich es schlecht gemacht. Es sollen deine und meine Hände sein, Alwiß. Ich habe nur gedacht, weil wir sie uns doch nun neun Jahre lang seden Tag gegeben haben, unsre Hände. Weil sie doch jeden Tag— jeden Tag ineinandergelegen haben, erst beim Spielen am Nachmittag, bis wir konfirmiert wur- den, und dorm bei unfren— bei unsren Gesprächen an den Abenden, Alwiß.— Und da habe ich eben nur gedacht, wenn du jetzt eine Weile verreist, dann sollen dir die eisernen Hände ein Andenken fein, bis du wiederkommst, Alwiß, und bis ich-- Alwiß: Ich komme aber nicht wieder, Wieland. W i e l a n d: Alwiß...? Alwiß: Ja, siehst du, Wieland, mein Vater hat doch schon lange sein ganzes Geld in Fabriken angelegt, Wieland, und die Landwirtschaft bringt uns doch nichts, und wir leben doch von den Fabriken in der Stadt, die Vater mit gshören, verstehst du, Wieland, das weiht du doch— und nu» sind die Zeiten doch so unsicher ge- worden, das weißt du doch auch, Wieland, und Dater muß selbst nach dem Rechten sehn, sonst betrügen sie ihn, und er hat eine Wohnung in der Stadt genommen— W i e i a n d: So. Ach so.— Aber— aber warum— Alwiß: Laß mich doch ausreden, Wieland... ich muß doch auch mit, denn Vater zieht doch auch meinetwegen in die Stadt, er meint, es wird doch nun Zeit, daß ich in die Gesellschaft eingeführt werde, du verstehst doch, nicht wahr, Wieland... Du mußt aber natürlich nicht denken, daß ich mir anders oder sogar besser vor- komme als du.
W i e l a n d(tritt in das Tor und blickt auf das Schloß, das weiß durch die beginnende Dämmerung leuchtet): Sieh mal, wie weiß der Putz ist an eurem großen Haus, sogar am Abend leuchtet er— und wie schwarz die Mauer in meiner Schmiede ist, die leuchtet nicht mal in der Sonne ... Und Geld gibt mir auch keiner, um sie weißen zu lassen, denn ich habe ja keine Fabrik, an der man sich beteiligen kann, ich kann da nur alleine von leben, ich und— und eine Frau...(Er schlägt das Tor mit aller Wucht zu.) So!!! Alwiß: Wieland...! Wieland: Habe ich dich erstljrecki, Alwiß? Nimm'? nicht übel, Alwiß. ?l l w i ß: Nein, Wieland. Wieland: Es ist längst Feierabend, aber ich muß da noch etwas schmieden.(Bläst das Feuei an, tut Eisen hinein.) Siehst du. Alwiß, es fällt mir nämlich'n bißchen schwer, daß du weggehst. Ich hatte mich nämlich so an dich gewöhnt, Alwiß.— Ich habe ja gleich nach der Konfirmation anfangen müssen mit Arbeiten, mußte ja mitverdienen, das kennst du nicht. Es wird einem leicht lang- wellig, das Arbeiten, zum Beispiel das Feueranblasen.~ Da habe ich dann immer ein kleines Glücksspiel' draus gemacht, UN- gefähr so, weißt du: wenn das Feuer jetzt schnell angeht, dann kommt Alwiß heute abend: geht's nicht, kommt sie nicht.— Na, und da ist's immer schnell angegangen So bin ich ein tüchtiger Schmied geworden, jawohl.— Dasselbe mit dem Eisen, ob's schnell glüht oder nicht.— Schwerfällig, weiß du, schwerfällig macht einen die Arbeit. Man kann gewisse Sachen nicht so schnell begreifen wie ihr. — Mußt's aber nicht ühelnehmen. Alwiß: Wieland, ich will ganz ehrlich sein. Ich habe auch drüber nachgedacht, die letzten Nächte. Guck dir meine Hände an: Sind das die Hände einer Säzmiedsfrau? Sie werden aufgerissen sein, die Hände, wenn ich bloß mal das Geschirr abwasche. Du mußt mich versteh», Wieland. Es ist nicht mein Hochmut, es ist mein Schicksal. Ich habe dich lieb. Es wäre mir tausendmal lieber, wenn ich in Armut aufgewachsen wäre. Dann könnte ich bei dir bleiben. Und ich wäre nicht unglücklicher, nein, nein, nein, nein! Wenn ich arm wäre, dann wäre mein Herz stark geworden. Ich bin aber reich, da haben sie meinen Verstand stark gemacht. Herzens- bildung gibt's umsonst, Verstandesbildung kostet Geld, das ist das ganze Unglück und der schrecklichste Unterschied zwischen arm und reich, Wieland.— Sieh doch endlich mal her, Wieland...— Ich bin feige, denkst du. Nein. Ich habe bloß zu viel Verstand. Darum weiß ich auch, daß du nicht glücklich wärest, wenn du durch eine Heirat mit mir reich würdest. Du würdest dich schämen. Wieland, und das wäre schrecklich... Uns beiden kann mcht eher geholfen werden, Wieland, ehe nicht der ganzen Welt geholfen wird. Ehe nicht der ganze Unterschied verschwindet— der ganze Unterschied in der Welt... Wir mußten gleich sein, Wieland, dann wäre alles richtig... Wieland(zieht das Eisen aus dem Feuer und legt es auf
Welandfaga den Amboß): Wo ist denn der Schmiedehammer? Komm her, du großes Ding— das Zierliche liegt mir eben nicht... Schmied, bleib beim Eisenblock, loß die groben Pfoten vom Geschmeide...(Er beginnt zu hämmern. Zwischen den Schlägen): Du hast recht, Alwiß.— Du hast recht. — Gib mir den Armreis.— Gib mir ihn wieder, Alwiß.— Wie ich ihn machte— Hab ich gedacht— die Liebe, Alwiß— die Liebe wird alles— verbrenne»— schwarz und weiß.— Aber dann bist du— gekommen, Alwiß— und hast mir gezeigt— wem, man schwarz und weiß— miteinander permischt dann gibt's grau.— Grau— ist eine schlimme Farbe.— Wenn's bei euch im Schloß— eine Schmiede gab— dann würdet ihr wissen— was Feuer ist.— Feuer ist rot— und verzehrt alles— schwarz und weiß— und grau.— Aber ihr habt— das Feuer nicht — darum fährst du weg— und ich bleibe hier— allein— und alles wird kalt.— Und ihr seid reich— und nicht glücklich und wir bleiben arm— und unglücklich.— Aber wir Armen— sind besser als ihr— anständiger— liebender— und besser!!— Gib mir den Armreif— Alwiß— er kommt dir— nicht zu Alwiß: Du hast ihn mir geschenkt, Wieland. Ich gebe ihn nicht zurück. Ich gehe... ich muß gehen... ich kann nicht anders. Befreie die Welt, Wieland. Lieber Wieland, desreie sie alle, dann befreist du mich auch... Wieland... Wieland...!!(Sie stößt das Tor auf und geht rasch.) Zweites Biid' Tiuöids Fabrik. Arbeiter und Arbeiterinnen am lausenden Band. Sprechchor(gehetzt, auf einzelne und Gruppen verteilt): Schraube. Walze. Presse, Feile, Hammer, Bolzen, Druck. Stoß, Zuz, Immer in Eile, immer in Eile, Immer in Hätz, niemals genug. Fertig! Schraube, Walze, Presse, Feile, Bücken, Strecken. Drehen, Wenden, Niemals ein Ganzes, immer nur Teile, Immer nur Handgriff, nie ein Vollenden. Fertig: Schraube, Walze, Presse, Feilen, Griff um Griff, Stuck um Stück, Immer ein Jagen, nie ein Verweilen. Immer nur Elend, niemals ein Gluck. Fertig! Klingelzeichen. Scharfe Stimme: Pause! Alle: Fertig! KrankerArbeiter(nachklappend, nachstöhnend): Fertig. (bricht zusammen). Die Arbeiter scharen sich um den Zusammengebrochenen, legen seinen
Mfce Sckerl- Stolhholz:
3)er mrhellerie
Die Leute in USA haben viele schöne Gebrauchsartikel erfunden: Die moralische Sdinellehe. Whrighleyt Kaugummi . Optimismus oder Verdienst am Kunden... Pittsburger Tomatensaft, die 80 Methoden, wie man im Leid erstarkt— Und jetzt wirft Mr. Eiggins(Chicago ) auch noch den verbesserten Arbeiter auf den Markt. Unser Arbeiter kam manchmal noch sozusagen einzeln zur Welt. Der neue Typ wird natürlich in Serien hergestellt. Unserer zeigte bisweilen Ansätze marxistischen Verstandes— Der Neue hat Blechkopf und ist— wie verlangt— die schlichte Fortsetzung des laufenden Bandes... Ein sogenanntes Rückgrat kommt bei dem verbesserten Typ nicht in Frage. Mr. Eiggins Arbeifer hat im Rücken die lang gewünschte Kautschukeinlage... Wenn er schläft, schläft er allein. Auch hierin ist das Modell perfekt. Geschlecht lenkt ab.— Eai kürzlidi Reverend David E. Smith von der Sonntagsschule entdeckt. Der verbesserte Arbeiter kann 60 Stunden am laufenden Band stehn, Streikt er, sind entsprechende Schrauben noch fester zu drehn... Keine Klappe für Lohnempfang!(Wie leider noch bei dem jetzigen Mann...) Dafür montiert man ihm rechts und links trostreiche Bibelsprüche an...
(made in Während unser Mann sich beim Abbau nutz- und respektlos erregt, wird jener bloß abgeschraubt und(husch!) zum alten Eisen gelegt. Dort kann er nicht stänkern, wie der unserige das ja mit Vorliebe tut... Sondern wird umgewalzt und er scheint zum Muttertag als Thomsons praktischer Fingerhut.
Der verbesserte Arbeiter wird noch zwei wertvollste Neuheiten bringen: Unserer will mandcmal noch essen oder die Internationale singen..... Jener krie.gt OeL Und besitzt— wichtig für Interessenten!— statt Klassenbewußtsein die eingebaute Sdiallplatte! Und die lobt den Präsidenten. Mr. Eiggins Artikel Wird— gottesfürditig verpadd— zu Reklamepreisen selbst in die gottverlassensten Dörfer reisen. So wird er audi in Berlin Probe laufen... Und wir werden ihn— wem sagen Sie das?— auf den ersten Blick und auf Stottern kaufen. Kurz: Per verbesserte Arbeiter siegt überall. Weil billiger und bequemer... Aber wer erfindet nun endlich mal den verbesserten Unternehmer?
wm
Mai
Geblidweberai
Montag, 2. Mai, 10.30 und ß.OO 3.30 Uhr" Mütte?tGg Vorführungszeiten; D�ag, 3. jMzo.ZO und 12.00 3.30 und 5.00 Uhr Sa.s'e� Zum Eintritt berechfigen Waren-GuiiCheine zu JC 2.~, die bis 30. Juni in Kleingesehenlco Zahlung genommen werden. In allen Di» Ausgabe dieser Gutscheine erfolgt an den Grünfeld-Ladenkassen. Preiste g e n
CrSStss Sonderhau» für Leinen, Wische, Briutausstailungen Ldmlchcr Sir. 20-22• Marlttrsfendamm 221
Montag nachm. 5 Uhr ErSffr&ung für Kinderbekleidung und Kindersteffs in meinem Hause leipziger Sfr.20'>22