Der Abend
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Nr. 205
B 103 49. Jahrgang
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Paris , 2. Mai. ( Eigenbericht.)
Nach der letten vom Innenministerium nach 21 Uhr ausgegebenen Statistik sind 605 Wahlresultate bekannt. Davon sind 248 endgültig,
Generalsclique gegen Brüning
während in den übrigen 357 Wahlkreisen Alarmruf aus München / Militärkabinett mit Schleicher an der Spitze geplant?
Stichwahlen stattfinden müssen.
Die 248 gewählten Abgeordneten verteilen sich
folgendermaßen auf die Parteien:
Sozialisten.
Radikale( Herriot)
Unabhängige Sozialisten
Sozialrepublikaner( Painlevé)
Sozialistische Kommunisten
Unabhängige Radikale..
Linksrepublikaner( Tardieu)
Katholische Demokraten
•
443
40
63
4
5
3
4
4
25
37
•
10
12
•
44
3
1
Unabhängige Republikaner Nationalistische Marin- Gruppe
Konservative.
Autonomisten Kommunisten
.
1
Die Bayerische Boltsparteiforresponden 3 unternimmt heute im„ Bayerischen Kurier" einen scharfen Borstoß gegen die Generäle v. Hammerstein und v. Schleicher und schreibt u. a.: Die Gerüchte von einem
tonzentrierten Angriff auf die Stellung der Regierung Brüning
verdichten sich. Die heutige aufsehenerregende Meldung der Münchener Telegrammzeitung", daß die Generäle Schleicher und Hammerstein eifrig den Sturz des Reichsinnenund Reichswehrministers Groener betreiben jollen, deckt sich mit unserer durchaus zuverläffigen Berliner Information. Das Spiel der politischen Generäle, hinter dem leider wieder auch einmal Persönlichfeiten der nächsten Umgebung des Reichspräsidenten , wie Staatssekretär Meißner, zu stehen scheinen, geht in seiner Planmäßigkeit weit über den Sturz Groeners, mit deffen SA- Polifik man unzufrieden ist, hinaus. Unter Hinweis auf den Ausgang der Preußenwahlen
verlangt man in den genannten Kreisen eine radikale Umbildung der Reichsregierung an Haupt und Gliedern. General Schleicher selbst ist der Reichskanzlerkandidat dieses Kamarilla- Spiels,
Frankreich hat gestern gewählt. Es hat links gewählt. Daran ist für jeden, der die Wahlergebnisse der einzelnen Kreise genau verfolgt hat, nicht der geringste 3weifel. Daran können auch die einseitigen Statistiken, die das französische Innenministerium in der Nacht herausgegeben hat und denen offenbar verschiedene Pariser Korrespondenten deutscher Blätter aufgesessen sind, nichts ändern. Uebrigens beweisen die Zahlen der bisher, also schon im ersten Wahlgang gewählten Abgeordneten nicht allzuviel. Denn für die Beurteilung der allgemeinen deffen bisherige schon recht eigenartige Beziehungen zu Hitler , Röhm Tendenz der französischen Wahlen ist die Kenntnis und Konforten nußbar gemacht werden, und zwar durch Hereinder Stimmenzahlen in den einzelnen Wahl- nahme nationalsozialistischer Persönlichkeiten in das neue Militärkreisen erforderlich, weil sie allein ein Urteil über fabinett. Diese ganzen Pläne, die in der Wilhelmstraße umgehen, die Aussichten im zweiten Wahlgang ermöglichen. muten zwar äußerst bolivianisch an. Daß fie von ernst Richtig ist, daß diesmal im Vergleich zu 1928 weit zu nehmenden Leuten erörtert werden, zeigt eine Geiftesverfassung mehr Abgeordnete schon im ersten Wahlgang durchgekommen sind. Aber wenn daraus überhaupt Schlüffe gezogen werden können, so nur zugunsten der Linken, ins besondere der Sozialistischen Partei. Letztere hatte im ersten Wahlgang von 1928 nur 14 Abgeordnete durchbekommen und mehr als 85 weitere siegten erst bei der Stich wahl. Gestern sind es schon 40 gewesen, die die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang erhielten, aber in unzähligen weiteren Fällen ist der sozialistische Erfolg gesichert, wenn im zweiten Wahlgang die radikalen Stimmen den Kandidaten der Partei zugute kommen. Daran ist kaum zu zweifeln, denn die Einhaltung der traditionellen republikanischen Disziplin" liegt im gegenseitigen Interesse.
Schon jetzt läßt sich infolgedessen mit einer endgültigen 3ahl von etwa 120 sozialistischen Abgeordneten rechnen, vielleicht werden es sogar erheblich mehr. Offen steht höchstens die Frage, ob sie oder die bürgerlichen Sozialradikalen die stärkste Fraktion im neuen Parlament sein werden. Es ist übrigens bezeichnend, daß mit Ausnahme von Paul Faure , der leider, wie erwartet, dem Terror des Kanonenfabrikanten Schneider in Le Creuzot unterlegen ist, die meisten Führer der Partei gewählt worden sind, und zwar gerade solche wie Léon Blum , deren Mandate als sehr gefährdet galten oder solche wie Renaudel und Vincent Auriol , die vor vier Jahren erst nach schwerem Kampf in der Stichwahl gesiegt hatten.
Die Niederlage der Reaktion ist schon deshalb nicht mehr aufzuhalten, weil diesmal die Kommunisten, auch wenn sie es mollen, in vielen Fällen den Kandidaten der Rechten nicht mehr helfen können. Freilich sei schon jetzt festgestellt, daß die Kommunisten in zahlreichen Wahlkreisen das Zünglein an der Waage zwischen Rechts und Links bilden, vor allem in Baris und im Industriegebiet um Lille und Roubair, und daß bei einer vernünftigen Entscheidung der kommunistischen Internationale( die jedoch kaum zu er hoffen ist) die Niederlage der bisherigen Tardieu- Mehrheit
auf, die erschreden muß, bedeutet das Ganze doch nichts anderes als vollkommene Berfälschung des politischen Sinnes und Zwedes der ganzen HindenburgWahl. Man mutet hier dem Reichspräsidenten Dinge zu, die für ihn einfach unerträglich sind. Dem gefunden und ehrlichen politischen Sinn unserer bayerischen Bevölkerung bietet sich hier ein Schauspiel der Hintertreppenpolitit dar, das nur Abschen und Kopfschütteln hervorrufen kann.
Ueber die Rolle des Generals Schleicher sind sehr oft Vermutungen laut geworden. Hier handelt es sich um mehr; denn angesichts der Lücke dieser Meldung muß man hier mehr sehen als bloße Vermutungen, man muß fie vielmehr sehr ernst nehmen! Sowohl der Reichsfangler als auch der Reichswehrminister erhalten damit eine sehr ernste Warnung.
Es gibt Ehrenpunkte!
Zentrumsarbeiter gegen Naziherrschaft.
Köln , 2. Mai. ( Eigenbericht.) Als Ergebnis einer Aussprache des Arbeiterbeirats der Kölner Zentrumspartei über die politische Lage teilt der ,, Kölner Lokalanzeiger" in seiner Nummer 119 mit:
,, Die Kölner Arbeiter- Zentrumswähler würden es nicht ver stehen, wenn das Zentrum sich mit den Nationalsozia= listen an einen Tisch setzen würde, bevor nicht eine Reihe Ehrenfragen geflärt ist und Verleumdungen der ge= famten Zentrumspartei und einzelner Persönlichkeiten, besonders die gemeinen Verleumdungen des Prälaten Kaas, 34rückgenommen würden. Die Arbeiter- Zentrumswähler wollen dies als eine bestimmteste Willensmeinung zum Ausdruc gebracht haben. Aller nationaler Opferwille der Zentrumspartei in Ehren, aber es gibt auch eine Parteiehre!"
am kommenden Sonntag noch viel vollständiger| sterium, diese schmerzliche Tatsache zu bestreiten, heute mittag fein würde.
Die Kommunist en verfügen noch immer über einen starken Anhang in den Pariser Außenbezirken und Vororten, sowie in einem Teil des nordfranzösischen Industriereviers. Sie dürften, nachdem sie gestern nur ein Mandat gerettet haben, noch ein weiteres Dutzend erhalten. Aber selbst in diesen bisherigen Hochburgen des französischen Bolschewismus verlieren sie an die Sozialisten, und im übrigen Frankreich sind sie größtenteils so gut wie be= deutungslos.
mußte sie bereits zögernd zugegeben werden, nächsten Sonntag wird sie flar vor aller Welt feststehen. Daran vermag der Umstand auch nichts zu ändern, daß alle Minister, fast alle Unterstaatssekretäre und die meisten bekannten Persönlichfeiten der Rechten bereits wiedergewählt sind.
Das französische Volt hat sich durch die nationalistische Panifmache, die mit dem Ergebnis der Preußenwahl betrieben wurde, nicht irreführen lassen!
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Paris , 2. Mai. ( Eigenbericht.) Daß die erwähnten Berichterstatter der deutschen Presse Ein Wahlkuriosum ist diesmal zu verzeichnen. In drei Wahlsich durch offiziöse Darstellungen haben irreführen lassen, freisen wurde für tote Kandidaten abgestimmt. Das ist dadurch ergibt sich schon aus der Behauptung, daß die elsässischen zu erklären, daß alle drei Kandidaten nach Abschluß der EinAutonomist en geschwächt aus dem Wahlkampf hervortragungsliste gestorben sind und daher nach dem Gesetz nicht gegangen wären. Das Gegenteil ist der Fall. Ihre Zunahme erfolgte allerdings auf Kosten der Kommunisten, die sich im Elsaß gespalten haben. Die Sozialistische Partei hat dort nicht besonders günstig abgeschnitten, Grumbach hat jedoch Aussichten, sein Mühlhausener Mandat in hartem Stichwahltampf zu behaupten, und Georges Weill fönnte sein früheres Straßburger Mandat zurückgewinnen.
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Die Radikalen fönnen mit ihrem bisherigen Abschneiden und mit ihren weiteren Aussichten sehr zufrieden sein. Ihre Führer Herriot , Chautemps , Daladier , Malon und Pierre Cot sind sämtlich schon jetzt wiedergewählt worden, nur ist es noch nicht flar, ob die fünftige radikale Kammerfraktion sich in ihrer Mehrheit für einen unzweideutigen Linkskurs durch Zusammengehen mit den Sozialisten erklären wird oder ob sie eher nach einer bürgerlichen Konzentration, mie sie Herriot anscheinend vorschwebt, zu neigen wird.
Tardieu hat seine Mehrheit verloren. noch in der vergangenen Nacht versuchte das Innenmini
durch einen anderen Kandidaten ersetzt werden können. Es handelt sich um den Radikalen Durafour in St. Etienne , der am vorigen Montag gestorben ist, den Radikalen Ossola in Grasse , der am Sonnabend bei einem Autounfall tödlich verunglückte, und um den Linksrepublikaner Lorin, der am Sonntagabend, als er erfuhr, daß sein sozialistischer Gegenkandidat mehr Stimmen als er erhalten hatte, einen Schlaganfall erlitt und starb. Der reaktionäre Abg. Mandel, der hartnäckige Verteidiger der sogenannten Wahlreform, dürfte bei der Stichwahl unterliegen. Der radikale und der sozialistische Kandidat haben zusammen über 600 Stimmen mehr als er erhalten.
In zahlreichen anderen Wahlbezirken sind die sozialistischen Kandidaten in so guter Position, daß ihre Wahl am nächsten Sonntag schon jetzt gesichert ist. Das ist z. B. der Fall für Com Pére- Morel, Brade, Frossard, Longuet und den Vorsitzenden des Grubenarbeiterverbandes, Maes. Leon Blum ist mit 6226 Stimmen gewählt worden, während er bei der letzten Wahl im ersten Wahlgang nur 5886 Stimmen erhalten hatte. Sein gefährlichster Gegner, der radikale Kandidat, hat es nur auf tnapp 3000 Stimmen gebracht.