Sentrums auch in Preußen und in Bayern sehr erheblich geschwächt.
Für uns handelt es sich darum, daß eine Reichsregierung gestürzt werden soll, weil sie die SA. mit Recht aufgelöst hat und weil sie sich gleichfalls mit Recht weigert, das verfassungstreue Reichsbanner mit der Putscharmee Hitlers auf eine Stufe zu stellen. Diese Regierung soll durch eine andere ersetzt werden, die den Rechtsstandpunkt ihrer Borgängerin in das Gegenteil verkehrt. Nun ist die Regierung Brüning ganz gewiß nicht unsere Regierung, vieles trennt uns von ihr und es ist nicht unmöglich, daß sich in den nächsten Tagen der Gegensatz zwischen uns und ihr verschärfen wird. Aber ebenso gewiß ist, daß eine neue Reichsregierung, die den Nationalsozialisten in ihrem Streben nach der Macht ent gegenfäme, mit der erbitterten Feindschaft der Sozialdemokratie und des größten Teils der Arbeiterklasse überhaupt zu rechnen hätte.
Man verfälscht den Sinn der Demokratie, wenn man die Dinge so darstellt, als ob die Nationalsozialisten ein Recht auf Dinge so darstellt, als ob die Nationalsozialisten ein Recht auf Die Macht hätten. Sie sind auch nach ihren Wahlerfolgen eine Minderheit, und es wäre ein Hohn auf die Demofratie, wenn man von der Mehrheit verlangen wollte, sie solle sich dieser Minderheit unterwerfen. Die sogenannte Schlüffelstellung des Zentrums beruht doch nur auf der Tatsache, daß links von ihm eine Volksmasse steht, die zahlenmäßig fast ebenso start, politisch aber viel stärker fundiert ist, als die Wählermasse der Nazis und daß diese Volksmasse den Faschismus auf das allerschärfste ablehnt. Das Gewicht und die Bedeutung dieser Volksmasse zu übersehen, wäre der unheilvollste Fehler, der begangen werden könnte.
Der Mord an Bassy vor Gericht.
Borbestraffes Nazigefindel auf der Anklagebank.- Dummdreiste Ausreden.
Vor dem Schwurgericht in Oppeln findet gegenwärtig in einer Berhandlung, die Montag vormittag begann, der am 16. Februar dieses Jahres erfolgte brutale Ueberfall Kreuzburger SA.- Leute auf den 2andarbeiterfunktionär Bassy aus Bankau, Bezirk Kreuzburg, sein gerichtliches Nachspiel. Angeklagt find insgesamt 15 aus Kreuzburg und Bankau stammende, überwiegend jugendliche Nationalsozialisten, und zwar wegen gemeinschaftlich ausgeführter vorfählicher Tötung, schweren Landfriedensbruchs und öffentlicher Zusammenroffung.
Mehrere Angeklagte sind vorbestraft, so z. B. der SA.- Führer Smyret dreimal( beim letztenmal zu 1½ Jahren. Gefängnis und 5 Jahrn Ehrverlust), sowie die A.Leute Kapika, Hyhs und Martin je einmal wegen Eigentumspergehens. Ein weiterer Angeklagter, der Handlungsgehilfe ynast ist zweimal vorbestraft und nach neunmonatiger Dienstzeit aus dem Reichsheer ausge stoßen worden.
Die Bernehmung des Nazigefindels ergibt das bei solchen Berhandlungen gewohnte Bild. Alle 15 SA.- Leute gestehen zwar ihre Anwesenheit in Bankau am 16 Februar zu, streiten aber im übrigen ab, an der Ermordung Bassys beteiligt gewesen zu sein. Die im Gerichtssaal ausgelegten Beweisstücke wie Pistolen, Batronenhülsen und mehrere zerschlagene Türen sprechen jedoch eine allzu deutliche Sprache gegen die Hakenkreuzverbrecher, die sich jetzt feige herauszureden versuchen, und dabei sich gegenDie Angeklagten treten außerordentlich frech auf und grinsten jeifig bezichtigen. Gericht und Sachverständige dreiſt an.
Für das Zentrum besteht nicht die Pflicht, sich mit den Nationalsozialisten zu foalieren, es besteht für das Zentrum erst recht nicht die Pflicht, sich ihnen zu unterwerfen. Bon der Arbeiterklasse aber fordert die gespannte Situation mit ihren undurchsichtigen Hintergründen schärfste Aufmerktor Baumert und der Diener Smyret stellten in ihrer samkeit und stärkste Kampfbereitschaft.
Klagges fennt nur Naziwissenschaft.
3wei sozialdemokratische Dozenten gefündigt. Braunschweig , 2. Mai.
( Eigenbericht.)
Klagges fündigte den beiden Sozialdemokraten, Dozent Dr. von Frankenberg( 3oologie) und Privatdozent Dr. Don Braden( Psychologie), den Lehrvertrag an der Technischen Hoch schule zum Ende des Sommersemesters. Klagges setzte sich über
Die Haupträdelsführer der SA .- Bande, der Gutsinspet Aussage die Behauptung auf, daß alle 15 SA.- Leute in Not wehr gehandelt hätten. Die Bankauer Nationalsozialisten seien seit langem fommunistischem Terror ausgesezt gewesen und an dem fraglichen Abend habe man die Kreuzburger SA . telephonisch um Hilfe gebeten, nachdem Smyret von einem Kommunisten gestochen worden war. Die Kreuzburger SA.- Leute seien bald darauf in Bantau eingetroffen und sofort in die Wohnung des Bassy gestürzt.
Für die
den Willen der Hochschule, die das Scheiden der tüchtigen und Erhaltung des Theaters!
beliebten Dozenten lebhaft bedauert, ohne weiteres hinweg.
Bor 34 Jahren erregte in der ganzen Welt der Fall Leo Arons das größte Aufsehen. Ein Dozent der Physik an der Universität Berlin wurde gemaßregelt aus dem einzigen Grunde, weil er Sozialdemokrat mar. Jezt mirft in Braunschweig ein Klagges Lehrer der Pädagogik, der Zoologie und der Psychologie aus ihren Aemtern, nur, weil fie Sozialdemokraten sind!
Breußen wieder preußisch!" war der Wahlschrei der Hakenkreuzler. Inzwischen zeigt nun Klagges, wie man sich ein preußisches Preußen" vorzustellen hat, als ein Land reaktionärer Willkür, einen Staat ohne Recht!
Wo bleibt das geistige Deutschland ? Wird es sich zur Wehr fezen?
Junker schreien nach Steuermillionen. Deutschnationale Reichstagsfraktion operiert mit gefälschten Zahlen. Den pommerschen Junkern follen 8 Millionen M. zugeschanzt werden.
Dieser Tage veröffentlichte die Rechtspresse einen Antrag der deutschnationalen Reichstagsfraktion, in dem ausgeführt mar, daß angeblich nach Feststellung der Landstelle Stettin von den unter Sicherungsschuß stehenden landwirtschaftlichen Betrieben der Provinz Bommern bereits et ma 400 Betriebe mit etwa 500 000 Morgen Landals nicht mehrsanierungsfähig anzufehen seien. Die Reichsregierung möge deshalb zur Aufrechterhaltung der Betriebe, die 15 000 Landarbeiter beschäftigen, zur Sicherung der Bestellung und Auszahlung der Löhne in diesen Betrieben
eine Summe von 8 Millionen Mark zur Verfügung stellen. Diese Aktion der deutschnationalen Reichstagsfraktion hat sich nunmehr als ein Manöver zugunsten der pommerschen Junker erwiesen, dessen Begründung lange nicht den Tatsachen entspricht. In einer Pressekonferenz bei dem Kommissar für die Osthilfe in der Landstelle Stettin , Frhr. v. Wolff, bei der dieser über die allgemeine Not der Landwirtschaft und den Stand der Umschuldungs- und Sicherungsverfahren in Pommern referierte, erhielten nämlich die Bertreter der Presse, die in der Aussprache besonders auf den deutschnationalen Antrag eingingen, eine außerordentlich überraschende Antwort. Frhr. v. Wolff erklärte, daß wohl ein Teil des Besizes nur bis zum Abschluß der Ernte durchgehalten werden könne,
daß aber als nicht mehr fanierungsfähig lediglich 60 000 Morgen Land gelten können. Außerdem führte Frhr. v. Wolff aus, daß die von der deutschnationalen Reichstagsfraktion angeführten Ziffern nicht von ihm herausgegeben worden seien. Mit dieser sensationellen Enthüllung des Stettiner Ostfommissars mird der deutschnationale Antrag als das gekennzeichnet, mas er in Wirklichkeit ist: ein auf gefälschten Zahlen ruhendes Manöver, durch das man auf Kosten der Allgemeinheit den Juntern und Großgrundbefizern denn für landwirtschaftliche Klein- und Mittelbetriebe haben sich die Deutschnationalen noch nie weder so eifrig noch strupel los ins Zeug gelegt runde 8 Millionen zuschanzen wollte.
Aus dem Bericht des Kommissars der Stettiner Landstelle ist ferner erwähnenswert, daß in Pommern insgesamt 9000 landwirt schaftliche Betriebe im Umschuldungs - bzw. Sicherungsverfahren stehen. Wir erkennen die Not der Landwirtschaft, soweit sie durch die fataſtrophale Wirtschaftskrise begründet ist, durchaus an. Dennoch stehen wir aber nach wie vor auf dem Standpunkt, daß die Berschul dung namentlich der Großgrundbefizer nicht zuletzt auch auf die Nichtbeachtung landwirtschaftlicher Rentabili tätsgefege, auf die verschiedenen Fehlinvestitionen und nicht zulent teilweise auch auf die Maßlofigteit der Junter und Großgrundbesiger in der Lebenshaltung zu rüdzuführen ist. Bon diesem Gesichtspunti aus betrachtet, trifft die Wirtschaftskrise die Millionen ohne eigene Schuld in bitterste Not geratenen Arbeiter, Angestellten und Beamten ungleich härter.
Das Urteil im Rigaer Domprozeß verpflichtet die deutsche Domgemeinde und deren Amtspersonen, alle Wohnungen und Räume im Domgebäude bei sonstiger Zwangsvollstreckung sofort Bu Derlaffen, Berufung ist eingelegt.
Kundgebung am
Donnerstag, d. 5. Mai( Himmelfahrt) vorm. 11 Uhr im ,, Großen Schauspielhaus" in der Karlstraße Rednor: Reichsminister a. D. Wissell, Oberbürgermeister Brauer, Altona , A. Brodbeck, O. Stetter. Künstlerische Mitwirkung: Generalmusikdirektor Leo Blech und Opernsänger Großmann von der Staatsoper, Rezitation: Alfred Beierle , Chor der Staatsoper und Städt. Oper, Vereinigte Orchester der Staatsoper und Städt. Oper. Vortragsfolge: 1. Ouvertüre zur Oper ,, Oberon"( Weber), 2. Ansprachen, 3. Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet( Schiller ), 4. Die Meistersinger von Nürnberg( Wagner), a) Ansprache des Hans Sachs ( gesungen von Walter Großmann), b) Schlußchor( Vereinigte Chöre und Orchester der Staatsoper und Städ. Oper.
Arbelter, Angestellte, Beamte, erscheint in Massen! Einlaßkarten zu 50 Pfennig bei den Theaterkassen der Warenhäuser der Konsumgenossenschaft, Tietz, Wertheim und Karstadt sowie Buchhandlung Dietz, Lindenstraße, im Volksbühnentheater sowie in den Büros der Arbeiterorganisationen.
Die Flucht in die Lüge.
Die Hugenberg - Presse über unsere Maifeier. Also liest man im Tag" des Hugenberg - Konzerns über die Berliner Maifeier:
,, Maifeier zieht nicht mehr. Die als Riefenfundgebungen angekündigten Maifeiern der SPD . und Kommunisten am Sonntagnachmittag im Lustgarten entsprachen bei meitem nicht den Erwartungen, die die Veranstalter gehegt hatten. Der Lustgarten war bei der SPD .- Kund gebung bei weitem nicht gefüllt. Roch schlechter mar die Beteiligung der Kommunisten an ihrer Maifeier, obwohl sie alle Gesinnungstüchtigen, vom vierjährigen Kind an, aufgeboten üchtigen, vo ufgebote
hatten."
Die Leser der Sugenberg- Bresse müssen über die gewaltige Bahlniederlage der Hugenberg - Partei getröstet werden, und die dümmste Lüge ist dazu gerade gut genug! Wir geben diese Lüge dem Gelächter aller Teilnehmer an unserer Maikundgebung preis! Diese erhebende Kundgebung unserer Macht scheint die Reaktion so erschreckt zu haben, daß sie davor in die Lüge flüchtet!
Weltwirtschaftskonferenz.
Prof. Jèze über politische Schulden und Reparationen.
Die Beltwirtschaftskonferenz Berlin 1932 hot am Montag mit der Untersuchung der Zusammenhänge von„ Kapitalverflechtung und Welthandel" ihre Arbeiten begonnen. Das Präsidium hatte an den Reichspräsidenten und an den preußischen Ministerpräsidenten Braun Begrüßungstelegramme gerichtet, auf die telegraphische Antworten eingingen. In dem Antworttelegramm des Ministerpräsidenten Braun heißt es u. a.:,,Ein friedliche weltwirtschaftliche Arbeitsteilung und Büferaustausch zwischen den Nationen ist zur Wohlfahrt aller Länder der Erde gerade heute unentbehrlicher als je."
Den Höhepunkt des ersten Vormittags bildete ameifellos das Referat des Brof. Je ze von der Sorbonne, Paris , über die Frage der politischen Schulden und Reparationen. Er stellte als Haupturfache der Störungen in der Weltwirtschaft das Problem der politischen Schulden in den Vordergrund. Die Reparationen beruhen feiner Meinung nach in ihrer Höhe und in ihrer Zahlungs. meise auf grundlegenden Irrtümern, die von beiden Barteien begangen seien. Im Laufe der Zeit sei flar geworden, daß man nicht willkürlich irgendwelche Summen festlegen tönne: Wenn endlich in der Frage der Reparationen maßvolle Bernunft mehr und mehr an Raum gewanne, würde zweifellos cine befriedigende Regelung zwischen Frankreich und Deutschland gefunden werden.
Von grundsäglicher Bedeutung, waren die theoretischen Aus
Die Vorgänge, die sich im Hause Bassys abgespielt haben, werden von den Angeklagten sehr widerspruchsvoll dargestellt. Die Pistolen, erzählt Smyret, wurden ihnen in der Dunkelheit in die Hand gedrüdt. Pon wem will niemand mehr wissen. Der Angeflagte Baumert äußerte, er hätte zunächst nur die Abficht gehabt, den Streit zu schlichten und den kommunistischen Messerstecher zu verhaften, schließlich sei er in Egtafe geraten. Baumert will gesehen haben, daß ein anderer S.- Mann mit einem Beil auf Bassy losschlug. Der Melker Welte. der übrigens als einziger die Erklärung abgab, daß er den Tod Bassys bedauere, befundete, daß einer feiner Komplicen durch das Fenster auf Bassy schoß. Aehnlich äußerte sich der ingeflagte kapiga. Die Angeklagten Grofa und 5 yhs leugMosmalla, der sich besonders auffällig in Widersprüche verwickelte, neten jede Mitwirkung an dem lleberfall ab. Dagegen wurde von
zugegeben, daß er und der Truppführer Kinast auf Basin mehrere Schüsse abgefeuert hätten. Doch sei das ebenfalls aus Notwehr geschehen und in der Befürchtung, Bassy, der bereits schwer verwundet am Boden lag, würde auf sie schießen.
Laut Gutachten der Sachverständigen wurde der Ermordete von mehreren Kugeln getroffen. Eine durchschlug die obere Brust, eine andere zerriß das Gehirn, eine dritte drang in den Unterleib und eine vierte verwundete Bassy am Arm. Die beiden erstgenannten Berlegungen hatten tödliche Wirkung. Wie
der chemische Gerichtssachverständige befundete, ist einer dieser Schüsse aus allernächster Nähe abgegeben worden.
neDer Vorfihende, Landgerichtsdirektor Kunze, führte die Bernehmung der Hakenkreuzler mit auffallender Rücksichtnahme gegenüber den Angeklagten durch. Allgemeine Verwunderung löfte die Tatsache aus, daß der Vorsitzende den Angeklaglen erklärte, sie fönnten sich bei ihrer Vernehmung auf§ 127 der Strafprozeßord nung beziehen. Die S.- Leute schienen diesen Wink zu verstehen und versuchten sich seitdem auf fahrlässige Tötung herauszureden.
Am heutigen Dienstag sollen etwa 30 Zeugen vernommen werden. Das Urteil ist für Mittwoch abend zu erwarten.
führungen des Privatdozenten Dr. Marschat- Heidelberg über ,, Warenstrom und Kapitalstrom".
Der Chefredakteur der. Londoner ,, Financial News", Hobson , empfahl zur Behebung der speziell deutschen Krife eine fontrollierte Devalvation, d. h. die Herabsehung des Geldwerts um einen be= stimmten Prozentsaz. Deutschland follte seine Währung an das englische Pfund anhängen.
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Ueber die Frage der Devisenbewirtschaftung äußerte fich Prof. Dr. von Mises, Wien . Wolle man ein Steigen der Devisenkurse verhindern, so gebe es nur ein Mittel den Notenumlauf zu verringern, und zwar durch Erhöhung des Diskontsages. Die verant wortlichen Notenbankleiter hätten aber gar nicht den Versuch mit bemußter Disfontpolitit gemacht. Stattdessen habe man unter dem Schuße der Debifenzwangswirtschaft eine beschränkte Inflation zur Stügung von Banken und Bantiers durchgeführt. Auf die Dauer sei aber jede Art von Inflationspolitik schädlich.
Den entgegengesetzten Standpuntt vertrat Prof. Hahn, Frantfurt a. M. Er empfahl zur Ueberwindung der Krise eine Politik be schränkter Kreditausweitung, die allerdings nur international möglid) fei. Ein einziges Land der Welt fönne für sich allein den Weg der Kreditausweitung beschreiten, das seien die Bereinigten Staaten. Würden diese sich entschließen, ihre Staatsdefizite mit der Notenpresse zu finanzieren, so tönnte sich vielleicht mit einem Schlage das Schicksal der Welt wenden.
Ueber Bevölkerungsprobleme sprach Ernst Kahn , Frankfurt am Main . Der veränderte Altersaufbau werde bedeutende Struttur mandlungen in der Wirtschaft herbeiführen. Die Landwirtschaft merde den Rüdgang der Nahrungsmittelnachfrage zu spüren haben, während Kultur- und Lugusausgaben star? steigen werden. Auf dem Wohnungsbaumarkt werde der Bedarf nach Kleinwohnungen gegenüber dem nach Groß- und Mittelwohnungen noch mehr hervortreten. Die Frage der Rückwanderung aus der Stadt aufs Land müsse sehr steptisch beurteilt werden; nach leberwindung der Krise werde vermutlich die Anziehungskraft der Stadt wieder start wachsen. Es sei auch nicht unwahrscheinlich, daß Länder wie Frankreich und die Vereinigten Staaten , die jetzt ihre Grenzen gegen jede Einwanderung sperrten, in furzer Zeit die Einwanderung wieder begünstigen würden. Die Ausführungen Kahns wurden von Dr. Nawragti ergänzt.
Japans neue Provinz. Bericht der Völkerbundskommission.
Genf , 2. Mai .( Eigenbericht.) Der erste Tatsachenbericht der völkerbundlichen Mandschureifommission führt aus:
Die japanischen regulären Truppen in der Mandschurei sind in den letzten Monaten von 10 500 Mann auf 22 400 Mann gestei gert worden. Außerdem unterhält Japan eine sogenannte mandschurische Armee mit japanischen Offizieren, Reserveund Unteroffizieren Sie umfaßt 85 000 Mann, deren Gros an der Ost chinesischen Bahn tonzentriert ist. Ferner werden 119.000 Mann japanische Polizei unterhalten, in letzter Zeit start reorganisiert und militarisiert. Die chinesischen Truppen in der Mandschurei bestanden vor dem 18. September aus 140 000 Mann. Davon sind inzwischen 60,000 Mann zur mandschurischen Armee übergegangen, 30 000 stehen gegen die Japaner bei Kirin und 20 000 bilden antijapanische Freischärferorganisationen. Zwischen diesen Freischärlern und den mandschurischen Truppen kommt es nach dem Bericht häufig zu kämpfen, wie überhaupt der Krieg als Dauer zustand in der Mandschurei herrsche.
Es wird ferner festgestellt, daß die chinesische Regierung
nach dem Vorgehen der Japaner feine Autorität mehr in der Mandschurei habe und für nichts verantwortlich sei.
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Das angeblich unerklärte Berschwinden zweier japanischer Sec soldaten in Shanghai hat Japan zu einer erheblichen Vera ftärtung seiner dortigen Truppen veranlaßt.
Vetroleumgesellschaft ist am Sonnabend in Hamburg von Stapel Ein 17 800- Tonnen- Großtanffchiff der Deutsch- amerifanifchen gelaufen. Es ist der erste von sechs Großtantern, die die Gesellschaft den deutschen Werften in Auftrag gegeben hat, womit deren schlechte Beschäftigung sich erheblich verbesserte.