Heute Memelwahl.
Deutscher Schritt für ehrliche Boltsbefragung.
Am heutigen Mittwoch wird der emellandtag neugemählt. Der englisch - franzöfifch- italienischen Mahnung an die litauische Re gierung, freie und ehrliche Wahl zu sichern, ist ein gleicher Schritt des deutschen Gesandten gefolgt. Reichsdeutsche und ausländische Breffevertreter werden den Wahlvorgang beobachten. Man muß mit Terror und Betrugsperfuchen rechnen. So hat die Litauische Bolkspartei 50 000 2Wahlzettel für die Memelländische Boltspartei perfchickt, die aber zweifeitig bedrudt sind und deren Abgabe die Etimme ungültig maden würde,
21 reichsdeutschen Lehrern, die das rechtswidrige Landes direktorium Simaitis zum 1. Mai gekündigt hatte, droht nun die Ausweisung.
Drohung mit neuer Landtagsauflösung?
2ondon, 3. Mai. ( Eigenbericht.) Eine englische Nachrichtenagentur berichtet aus Kowno über haarsträubende Aeußerungen, die sich der litauische Memelgouverneur Merkys heute gegenüber Pressebertretern bezüglich der margigen Zandtagswahl geleistet hat. Tanach soll Merkys erklärt haben, daß dic Neuwahl wahrscheinlich eine Mehrheit für Litanen ergeben würde. Würde das nicht der Fall sein, dann würde eine bedenkliche Lage entstehen, denn er würde sich genötigt sehen, auch den neuen Landtag als= bald aufzulösen.
Diese Erklärungen von Merfys muten wie eine bewußte Propotation an. Allein schon die Voraussage, daß die Wah len in einem Gebiet, das zu pier Fünfteln bisher immer deutsch gemählt hat, jetzt eine Mehrheit für die litauische Partei ergeben würden, beweist, mit welchen Mitteln des Wahlschwindels und des Terrors der Gouverneur die Wahlen durchzuführen gedentt. Aber noch toller ist die Drohung, den neugewählten Landtag einfach abermals aufzulösen, menn sich seine Mehrheit dem Diktat von Romno nicht fügt. Das würde praktisch die Berneinung der parlamentarischen Rechte bedeuten, die das Memelabkommen der Bevölkerung des von Deutschland willkürlich abgetrennten Gebietes zugesichert hat. Etwas Derartiges würde den Signatarmächten und dem Völkerbund geradezu die Pflicht auferlegen, endlich den litauischen Despoten das Handmerk zu legen.
Koalition mit dem Hakenkreuz?
Demokraten verhandeln in Württemberg .
Stuttgart , 3. mai.( Eigenbericht.)
Die Bemühungen, in mürttemberg eine Rechtsregierung unter Ausschaltung des Zentrums und unfer Führung der Nationalsozialisten zustande zu bringen, nehmen immer greifbarere Gestalt an. Als das Landesorgan des Zentrums zum erstenmal von diesen ,, ungeahnten Möglichkeiten" Mitteilung machte, glaubte bie Frant furter Zeitung" in einer Meldung aus Stuttgart darin lediglich ben Ausdruck einer gemiffen Pervofität erbliden zu fallen und lehnte Ausdruck einer gemiffen Nervosität erblicken zu fallen und lehnte jede fachliche Erörterung eines folchen Blanes mit der Bersicherung ab, daß für die Demottaten eine folche Stombination felbft verständlich ganz undistutierbar fel. Die legten Tage haben aber gezeigt, daß bei ben schwäbischen Nachfahren ber Friedrich Baner und Conrad Hausmann nichts mehr undistutierbar ist. Ihre leitenden Persönlichkeiten beraten unter dem Einfluß eines mehr auf das Geschäft als auf die Gesinnung Wert legenden Zeitungsperlegers feit Tagen allen Ernstes darüber, ob sie das Experiment einer evangelischen" Regierung unter Führung der Nationalsozialisten nicht doch versuchen sollen.
Die Entscheidung wird sehr bald fallen müssen, da der Landtag nach der Berfassung am 10. Wat zusammentrit. Für die Wahl des nach der Verfassung am 10. Wat zusammentrit. Für die Wahl des Staatspräsidenten gilt im zweiten Wahlgang die relative Mehrheit. Eine zweideutige Haltung der Demokraten könnte also bewirken, daß ein Hakenkreuzler mit relativer Mehrheit zum Staatspräsidenten daß ein Hakenkreuzler mit relativer Mehrheit zum Staatspräsidenten gewählt wird, dann die Regierung nach seinem Ermessen zusammensetzt und selbst wenn diese durch einen Mißtrauensantrag wieder geftürzt werden sollte, in Ermangelung der Möglichkeit für eine pofitive Mehrheit der Linken, das Land vier Jahre lang unter der Firma eines Geschäftsministeriums regiert.
Und Klagges verbietet!
Braunschweig , 3. Mai,( Eigenbericht.) Die Berbatspragis des Raziminifters Klagges nimmt neuerdings geradezu groteste Formen an. Am Dienstag erhielten die republikanischen Wassersportvereine der Stadt Braun schweig , der Kanuverein„ Delphin ", die Wassersportabteilung des Reichsbanners und der Berein Freier Wassersport" die Nachricht, daß ihr Anrudern auf der Oker für die Zukunft verboten fei, weil öffentliche Bersammlungen unter freiem Himmel in Braunschweig nicht mehr geftattet seien.
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Typisch für viele„ Uebermenschen".
Ein Lebenslauf.
In den Bayerischen Bandtag ist ein Nationalsozialist Dan ser neu gewählt worden, der sich nun lebhaft bemüht, in etwaigen Koalitionsverhandlungen mit der Bayerischen Volkspartei eine Rolle zu spielen. Dieser Dauser hat einen Lebenslauf hinter sich, der für einen Würdenträger der Hitler - Partei charakteristisch ist.
Daufer mar zunächst herrschaftsbediensteter. Danach gründete er eine Organisation der Herrschaftsbediensteten, die dant feiner Unfähigkeit sehr rasch zugrunde ging. Danach übernahm er die Gauleitung des Motor. und Radfahrverbandes Concordia" in München . Infolge feiner Miß mirtschaft fonnte er sich auch dort nicht behaupten. Nach dem Striege wurde er Sekretär des Bayerischen Kriegerbundes und spielte sich als Frontlämpfer und Anwalt Der Kriegsbeschädigten auf. Als man gelegentlich seine Tätigkeit an der Front nachprüfte, stellte sich heraus, daß er den Weltkrieg ähn lich wie fein Kollege Frid mitgemacht hatte. Frid stand in Birma sens, mo ibn fein König hingestellt hatte, und Dauser fämpfte an der inneren Front. Seine Kriegstätigkeit bestand nämlich aus. schließlich in der Propaganda zur Beichnung von Kriegsanleihen in ber heimat. Nach dieser Feststellung war er im Bayerischen Kriegerbund unmöglich.
Danach entdeckte er seine wahrhaft nationale und foldatische Gefinmung und wurde Rationalsozialist. Seine Spezialität ist es, sich in der Agitation als Arbeiter vorzustellen. Dieser Lebenslauf erflärt affes. Es gibt nicht nur einen Dauser in der National jozialistischen Partei!
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Die deutsche Maifeier..." si
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Beschäftigungslose Prinzen
Wir fordern: Mehr Thron!
Generäle a.D
Herauf Pensionen!
mit den
Deneral
Direktoren Fabrikanten
die Goebbels angekündigt hatte, ist wieder abgesagt worden. Schade!
Die Inflationsprojekte.- Währungskunststücke vor den Präsidentenwahlen.
rüd. Bon einer Kapital- und Kreditknappheit tann in Amerika teine Rede sein. Das Kapital liegt aber brach, die zur Verfügung ge stellten Kredite werden nicht aufgenommen, da das Unsicherheitsgefühl und die damit verbundene Angst vor dem Risiko viel zu groß sind.
Troz dieser Erfahrungen wird das Verlangen nach Kreditausmeitung und Bermehrung des Geldumlaufs immer lauter. Aus diesem Berlangen ist auch das neue Gesetz entstanden, welches soeben im Abgeordnetenhaus mit gewaltiger Mehrheit angenommen wurde.
Bor wenigen Tagen hat der Berichterstatter der Londoner | Das von den Zentralnotenbanken zur Verfügung gestellte Geld floß Times" in Washington ein drastisches Stimmungsbild geschildert. von den Privatbanken als Einlagen an die Zentralnotenbanken zuDer Kongreß macht den Eindrud eines Menschen mit verbundenen Augen, der versucht, seinen Weg durch ein Labyrinth zu finden... Was das ganze Land anbetrifft, so wäre es unmöglich, seine gegenwärtige defaitistische( flaumacherische) Stimmung zu übertreiben. Es wird zwar an höheren Stellen von einer leisen Wiederbelebung des Vertrauens geredet, es würde aber schwierig sein, diese Behauptung nachzumeisen. Die Ereignisse und die Enthüllungen haben den Glauben der Amerikaner an die Ban fiers, an die Börsenmakler und an die Finanzpreffe unterwühlt. Der Glaube an den Kongreß ist schon längst verschwunden und fann nicht miederhergestellt merden, solange der Kongreß dem Lande ein solches Schauspiel bietet, mie es. gegenwärtig der Fall ist." Treten und insbesondere des verschwundenen Bertrauens zu der Solidität in diesem Bilde die Wirkungen der ungeheuerlichen Wirtschaftskrise der mächtigsten fapitalistischen Unternehmungen in Erscheinung, die nicht in Amerita allein festzustellen sind, so gibt der amerifonischen Lage bie eigenartige Saltung des Rongresses ihr befonderes Geprage. Diese Haltung fann man zmar verstehen, wenn man berücksichtigt, malche Bedeutung in merite, ma es feinen Bar. lamentarismus gibt und der Präsident zugleich Regierungshaupt ist, die Präsidentenwahlen haben.
In Amerifa wird seht das ganze politische Leben durch die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen beherrscht.
Die beiden Barteien betrachten jede Frage unter dem Gesichtspunkt ihrer Chancen im Wahlkampf. Die Republikaner , feit 1920 an der Macht, fürchten, daß sie ihre Machtstellung verlieren. Jahre. lang stellten sie sich als die Parteider Brofperität( Wohlstand) vor, und jetzt erlebt das Land unter ihrer Herrschaft diese fürchterliche Krife. Die Demokraten haben die Siegesausfichten, und sie suchen nach Forderungen und Maßnahmen, die ihre Chance noch nerbessern fönnen. Mit dem Hintergedanken, daß ihre Vorschläge entweder von den Republikanern im Kongreß oder vom republifa nischen Präsidenten durch sein Beto vereitelt werden. Dann würden sie die Möglichkeit haben, den Wählern zu sagen, daß ihre rettenden Vorschläge an dem Widerstand der Republikaner scheiterten.
Dieses neue Gefeh, dessen Schicial im Senat noch ungewiß ist und dessen Ablehnung durch Hoover sicher zu sein scheint, foll die Regierung und die Zentralnotenbanken verpflichten, durch vermehrte Notenausgabe die Preise solange in die Höhe zu freiben, bis der Durchschnitt des Großhandelspreises von 1921 bis 1929 erreicht wird.
sie wenig ernit es bem Abgeordnetenhaus mit der Beurteilung ber Möglichkeiten und Folgen solcher Politie war, zeigt schon die Tole fage, bag man bie ganze Debatte über dieses Gefes durch Wenderung ber Geschäftsordnung auf 40 minuten befchräntt hat. Es wäre aber perfehlt, diesen Beschluß des Abgeordnetenhauses nur als einen harmlosen Unsinn, der feine praftischen Folgen haben kann, zu betrachten. Im Jahre der Präsiden tenmahl und namentlich in diesem Jahre sind manche Dinge möglich, von denen man sonst nicht einmal ernsthaft reden würde.
Ganz abgesehen von dieser oder jener Einstellung zu den Mög lichkeiten der preisregulierenden Kreditpolitik, ist das Gesez in der Form, in der es jetzt vom Abgeordnetenhaus angenommen ist, so offensichtlich bilettantifch, daß man eigentlich über feine Annahme nur lachen könnte. Sie wird aber jetzt mit ganz anderen Gefühlen aufgenommen. Das Gesetz wurde nämlich eingebracht, um einige Millionen Wähler, die Landwirte und die städtischen Gewerbetreibenden, zu gewinnen, die nad) ,, billigem Geld" verlan gen, damit die Last ihrer Verschuldung vermindert werde. Ihre Lage ist wirklich zur Berzweiflung schlecht geworden. Der Preissturz hat Diesen Gefallen will aber die Mehrzahl der Republikaner ihre Verschuldung unerträglich gemacht. Viele wirtschaftliche Eristenden Demokraten nicht tun, und sie findet sich bereit, die demagogen gehen zugrunde. Viele Farmer sind schon keine Eigentümer ihrer gischsten Vorschläge der Demokraten zu unter überschuldet gewordenen Güter mehr, sondern eigentlich nur Bächter stützen. Die Folge ist, daß in einer Zeit, in der über die Dedung bei ihren Kreditgebern, d. h. bei den Banten. Die Partei, die diesen des Milliardendefizits im Haushalt perhandelt mird, jeden Tag die Wählermassen die Entschuldung durch die Entwertung des Geldes Gefahr entsteht, daß neue gewaltige Ausgaben zweds Befriedigung verspricht, würde sie für sich gewinnen. irgendwelcher Wählerschicht bewilligt werden.
Man rechnet so ganz ernsthaft damit, daß der Kongreß jogar ein Gesetz bewilligt, nach dem den Kriegsteilnehmern ihre staatliche Versicherung( Bonus) in Höhe von mehr als 2 Milliarden Dollar sofort ausgezahlt werden soll. Aus welchen Mitteln?
Es wird einfach vorgeschlagen, 2 Milliarden Dollar neue Geldnofen zu druden, die nicht durch Gold einlösbar find. Natürlich rechnet man mit dem Beto von Hoover und damit, daß eine 3meidrittelmehrheit in den beiden Kammern, durch die das Beto außer Kraft gefeßt werden fönnie, nicht zustande tommt. Das ist aber, was die Demokraten mallen, um dann die Republikaner angreifen zu können. Diese politische Lage verschärft die ohnehin vorhandene Unsicherheit und erschwert dadurch die Wiederbelebung der Wirtschaft.
Sehr fennzeichnend find in dieser Hinsicht die bisherigen Ergebnisse der Politit der Kreditausweitung, die in der letzten Zeit mit einer nie dagewesenen Energie betrieben wurde. Die Federal Reserve Banken ( Zentralnotenbanken) fauften auf dem offenen Markte Staatspapiere, um auf diese Weise Geld in die Wirtschaft einzupumpen. Wochenlang war der entsprechende Rückgang der von den Federal Reserve Banken früher angetauften Wechsel das einzige Ergebnis dieser Politik abgesehen von einer gemissen Stügung der Kurse für die Staatspapiere.
Keine der beiden Parteien will nun dieses ,, Berdienst" neten hat den Mut gefunden, gegen das Gesez aufzutreten. Wahrden anderen überlassen. Nur eine geringe Minderheit der Abgeord scheinlich hat dabei auch die Rücksicht auf diejenigen Wähler, die vor allem Angst vor der Inflation haben, eine maßgebliche Rolfe gespielt. Und die Mehrheit, die für dieses Gesez stimmte? Sicherlich rechnen die meisten mit dem Beto des Präsidenten. Das ist aber das, mas die Demokraten brauchen, um fagen zu können: der republikanische Präsident Hooper hat die einzig mögliche Rettung aus der Not nerhindert, also wählt nicht Hooper, sondern einen demokratischen Begenkandidaten! Bei aller Berücksichtigung der wahlpolitischen Cr wägungen
darf man aber nicht übersehen, daß auch in Amerika die Berzweiflung an allen überlieferten wirtschaftlichen Methoden immer breitere Kreise erfaßt. Bielleicht meint der eine, daß sogar das gemagtefte Expe riment besser sei als das Beharren an diesen überlieferten Methoden. Der andere hofft, daß er der Glückliche sein wird, der auch die schwersten zu erwartenden Erschütterungen überstehen wird, mährend er jetzt immer tiefer in die Not versinkt. Der Gedanke, daß die Wurzeln des liebels im fapitalistischen System selbst zu suchen sind und daß deshalb angestrebt merden muß, dieses tapitalistische System durch eine andere Wirtschaftsordnung zu ersetzen, bleibt der übergroßen Mehrzahl des amerikanischen Boltes frend. Man will immer noch durch irgendwelche fünstlichen Wittel die ges heimnisvollen Kräfte des Rapitalismus 34m Plöblichen fegensreichen Ausbruch bringen, und man verhindert dadurch nur, daß auch diejenigen Anpassungsmöglich feiten, über die der Kapitalismus noch verfügt, zur Geltung fommen feiten, über die der Kapitalismus noch verfügt, zur Geltung fommen und eine allmähliche Belebung der Wirtschaft bemirten.
Seit dem 7. April haben die Federal Reserve Banken ihre Kreditausweitungsaktion direkt ins Phantastische geffeigert. In 3 Wochen wurden von ihnen Staatspapiere für mehr als 300 Dollars angetauft. Da der Wechselbestand der Federal Referpe Banten in dieser Zeit nur" um 116 millionen Dollars zurüdgegangen war, fo vermehrte fich die gefamte, von den 3entral. notenbanken der Wirtschaft zur Verfügung gestellte Kreditmenge fast um 200 Millionen Dollers. Die Menge des von der Wirt Der frühere hauseatische Gesandte Dr. Karl Sieveling ist in fchaft tatsächlich in Anspruch genommenen re Hamburg im 69. Lebensjahre gestorben. Dr. Sieveling, der einer bits bat fich aber fogar nermindert. In den gleichen alten Hamburger Patrizierfamilie entstammte, war von 1913 bis drei Wochen ging der Notenumlauf um 35 Millionen Dollar zurüd. I 1920 Gesandter Hamburgs, Lübecks und Bremens in Berlin .