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Fr. 210 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

In Werder   blühen die Bäume..

Blühende Gärten

im Obstparadies

Diese Straßen und diese Höhen mit ihren Obstblüten, die sich schnell erschließen, schnell zu einem rieseln= den Blütenregen werden, dieser Sand und dieser Staub, sie gehören zum Berliner   Frühlingszauber, der mit dem Begriff Baumblüte in Werder  " untrennbar verbunden ist. Die blühenden Gärten, die die Hügel decken, zeigen nur menig Grün; zuerst sind die Blüten da, zwischen denen die fleinen Blätter schüchtern schimmern. Das Weiß wandelt sich, je nach Art, es iſt untermischt mit gelb, orange und rosa und wird festgehalten durch das Gemirr der Stämme, Neste und Zweige, die später die Träger des reifen Obstes sein werden. Zwischen den Zäunen, die sich um die Gärten legen, führen die Straßen über die Höhe, verzweigen sich in schmälere Wege und knappe Pfade und wo es in die Tiefe| ganz auf ihre Rechnung kommen und der Automobilist ist in drei geht, läßt sich ein Stück Wald überblicken. Die Havel   blinkt her Minuten wieder auf der großen Ausfallstraße nach dem Westen. über, ein Stüd Schmielowsee und hinten der dunkle Saum des begrenzenden Waldes.

Die Kirschen

blühen zuerst

Der Wind fegt Staubwolfen vor sich her, Autos und Motor räder sorgen dafür, daß diese Wolken in Bewegung bleiben und den Spaziergänger fanft einhüllen. Der geht forsch seines Weges und strebt nach pflichtschuldigem Genuß der Blütenpracht zu den großen Gärten, die Ruhe und Schatten bieten und vom Staub abgesondert sind. Dort wird unter den neutralen Werderschen Farben Weiß, Rot, Grün der Flaggenkrieg ist menig beliebt neben Kaffee und Kuchen das Gärungsproduft von Werder  , der Wein von Jo­hannisbeeren, Stachelbeeren und Erdbeeren meist in Mengen ge= mossen, die den wenigsten bekömmlich ist. Aber auch das soll dazu gehören, um den Tag von Werder   würdig abzurunden. Alles das vollzieht sich unter mannigfachen musikalischen Geräuschen; es wird gejazzt, es wird gefiedelt, es wird trompetet. Der gemütvoile Leierkasten läßt sich hören und die sonore Stimme der Karussell­Drehorgel; bis in die Nacht hinein...

Bor 50 Jahren war die Eisenbahn stolz darauf, daß es ihr gelang, an schönen Blütentagen etwa 1800 Berliner   täglich nach Werder und zurück zu expedieren. Heute sind es 20 000 und mehr und wenn einige von ihnen nicht nach Berlin   zurüdfinden, ist es nicht Schuld der Reichsbahn. Für die Unterbringung dieser Unent­megten, für die hemmungslosen Schläfer nach dem Weinopfer ist ebenfalls gesorgt. Sie liegen friedlich in Reihen geordnet auf grüner Wiese oder bei schlechtem Wetter im Schuppen unter forglicher Obhut, eines Wächters.

Auch Glindow   ist ein Blütenparadies!

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Donnerstag, 5. Mai 1932

die Fahrpreisermäßigung für Gesellschaftsfahrten am Pfingstfonn abend( 14. 5. 32) überhaupt ausgeschlossen, meil hier an diesem Tage ein ausgesprochener Spitzenverkehr herrscht. Ausgenommen ist die Weiterbeförderung der vom Ausland kommenden Reisegesell­schaften. Schul- und Jugendfahrten sind zu Pfingsten allgemein zugelassen. Jedoch müssen die von Berlin   ausgehenden Fahrten mie schon fürzlich bekanntgegeben ebenfalls bis Dienstag, 10. Mai, angemeldet werden.

Berlins   Not im Rundfunk.

Stadttämmerer appelliert noch einmal an das Reich.

Als Stimme zum Tag" sprach gestern Stadtfämmerer Bruno Asch   im Rundfunk über den Berliner   Haushaltsplan für 1932, den er am Dienstag mit einer aufsehenerregenden Rede im Stadtparlament eingebracht hatte.

Der Stadtkämmerer wiederholte in der breitesten Oeffentlichkeit des Rundfunks noch einmal jene Zahlen des Etats, die die kata­strophale Finanzlage der Reichshauptstadt erschreckend offenbaren. Trotz der tief einschneidenden Notmaßnahmen des Magistrats, die jeder Bürger der Stadt zu spüren bekommen hat, ist es unmöglich, den Haushaltsplan zum Ausgleich zu bringen. Es bleibt ein Minus von 113 Millionen Mark, für das aus eigener kraft feine Deckung geschafft werden kann. Mit den bisherigen Mitteln fassentechnischer Art und rigoroser Einschränkungen auf allen Gebieten der Kom­munalarbeit ist das Problem nicht mehr zu lösen. 48 Proz. aller durch die Krise der Weltwirtschaft aus dem Erwerbsprozeß ge­worfenen Personen fallen zur Zeit den Gemeinden zur Last. Die finanzielle Leistungsfähigkeit der deutschen   Gemeinden ist durch die bisherige Regelung der Arbeitslosenfürsorge und durch den an­Not hat Berlin   in besonders verheerender Weise erfaßt. Ueber 1 Million Einwohner, das ist ein Biertel der Gesamtbevölkerung, werden zur Zeit aus öffentlichen Mitteln unterhalten. Hier kann Hilfe nur von außen kommen, und der Stadtkämmerer appellierte noch einmal leidenschaftlich an die Reichsregierung, durch eine völlige Neugestaltung der Erwerbslosenfür sorge eine durchgreifende Entlastung der Gemeinden herbeizu­führen. Das Reich habe sich bisher gegenüber den Notrufen der Städte weit stärker zurückhaltend verhalten als gegenüber Alarm­rufen notleidender Wirtschaftskreise. Man dürfe jetzt annehmen, daß der Reichskanzler den ganzen Ernst der Situation erkannt habe. Die Reichsregierung sei sich darüber klar, welche Konsequenzen für Berlin   entstehen müßten, wenn es nicht gelingt, den Haushalt in Ordnung zu bringen.

Die Berliner   Personenschiffsreedereien find auf den gar nicht üblen, wenn auch eigentlich naheliegenden Gehaltenden Rückgang der Steuereinnahmen erschöpft. Die Welle der danken gekommen, dos Berliner   Publikum zur Benugung ihrer Fahrzeuge zu animieren. Zum erstenmal sah deshalb vor einigen Tagen die überraschte und interessierte Berliner   Bevölkerung die schönsten modernsten und bequemsten Typen der Berliner   Dampfer und Motorschiffe auf einer Werderfahrt durch die Stadtspree vom Mühlendamm bis Charlottenburg   fahren. Manche Schiffe haben sehr poetische Namen und das ist besonders etwas für die Damen. Andere hören wieder drolligerweise auf die Bezeichnungen von Spielkarten und das regt die Stat- und andere Kartenbrüder ange nehm an. Sehr viele Dampfer sind heute gegen Witterungs­unbilden vollkommen geschützt. Man fragt sich selber ganz erstaunt: Warum fährst du eigentlich nicht viel öfter mit einem Dampfer in dein Vergnügen, statt dich auf den Schienenverkehrsmitteln ver­frachten zu lassen? In den guten Jahren das darf allerdings nicht verschwiegen werden waren die Fahrpreise nicht ganz billig. Aber auch das ist jetzt anders geworden und eine Dampfer­fahrt in die märkischen Blütenparadiese er der, Geltow  , Caputh  und Glindom gehört zu den schönsten, was Berlin   seinen Be­wohnern und Gästen bieten kann. Aber auch in der anderen Rich­tung ist eine Fahrt die Wendische Spree oder Dahme hinauf an der märkischen Riviera" vorbei nach Teupit eine herrliche Sache.

Schlag gegen notleidende Mütter. Abschaffung der Stillprämien.- Eine unerträgliche Maßs nahme.

Geltungsdauer der Pfingstfahrkarten. erscheint. Bisher erhielten notleidende Mütter auf Grund der

Hinfahrt bis 17. Mai.- Borverkauf von Platfarten.

Die Geltungsdauer der Festtags- Rückfahrkarten zu Pfingsten ist jetzt etwas geändert worden. Die Karten gelten zur Hin fahrt für die Zeit vom 11.- 17. Mai( und nicht 16. Mai) und zur Rückfahrt für die Zeit vom 13. Mai, 12 Uhr, bis 23. Mai. Die Hinfahrt muß bis zum 17. Mai, 24 Uhr, die Rückfahrt bis zum 23. Mai, 24 Uhr, beendet sein. In gleicher Weise ist auch bei den Arbeiterrückfahrkarten die Frist für die Hinfahrt bis zum 17. Mai verlängert worden.

Gleichzeitig mit dem Vorverkauf der Festtagsrückfahrkarten hat in den MER- Reisebüros auch der Verkauf der Plaz farten für die zu Pfingsten ab Berlin   verkehrenden Schnellzüge begonnen. Für den Pfingstverkehr ist bekanntlich die Vorverkaufs­frist für Festtagsrückfahrkarten und für Plazkarten auf. 9 Tage festgesezt worden. Schlafwagenpläge fönnen jedoch schon 4 Wochen vor dem Reisetage belegt werden.

Tausende von Automobilisten, Motorfahrer und Radfahrer fommen allfonntäglich auf der Fahrt nach Lehnin   oder Branden­ burg   gleich hinter Geltom und Baumgartenbrüd an Glindom vorbei, aber nur wenigen fällt es ein, einen kleinen Abstecher nach diesem ungemein reizend gelegenen Ort zu machen. Dabei hat be­reits Theodor Fontane  , der klassische Schilderer der Mark, Glindom ausführlich gewürdigt. Damals, zu Fontanes Zeiten, war es aller= dings eine Ziegelzentrale; seit dem 13. Jahrhundert wurden hier Ziegelsteine für Berlin   geformt, gestrichen und gebrannt. Heute aber ist die ganze riesige Feldmark des Dorfes ein einziges unabsehbares Blütenmeer. Wer von dem Leben und Treiben auf den ,, Fröhlichen Kirschbergen" Werders genug hat, der flüchte mit den eleganten und bequemen stadtwerderschen Auto­bussen, die vom Bahnhof in Werder abfahren, nach Glindow  . Hier ist auch Sonntags friedliche Stille. Man findet im Ort be hagliche und gemütliche Unterkunft und Verpflegung zu mäßigen Preisen. Ein netter Spaziergang führt zu dem Strepenberg empor, von dem man einen einzigartigen Freiblich genießt auf Tausende von Heftaren Blütenland, auf die ferne Havel  , die schnee weißen Blütenberge Werders und die dunklen Hügel des Wildparks. Ein lieblicher unvergeßlicher Anblick. In gemütlichem Schlendern gelangt man zu der neuesten Attraktion des Ortes, dem Geschränkung veranlaßt, daß für den 14., 15. und 16. Mai 1932 meindepark, der die eigenartigen und allen Geologen, Zoologen und Botanikern befannten wirklich romantischen Schluchten, Tal­tessel, Seen und Hänge der alten Tonlagerstätten der Allgemeinheit erschließt. Stille Genießer aller Art werden in Glindom voll und

Die Reichsbahndirektion Berlin teilt mit: In Hinsicht auf den zu erwartenden Pfingstverkehr, der an manchen Bahnhöfen die ge= meinsame Abfertigung und geschlossene Unterbringung größerer Reisegesellschaften erschmert, sieht sich die Reichsbahn zu der Ein­nur Reisegruppen bis zu 30 Personen mit Fahr preisermäßigung zugelassen werden. Diese Fahrten müssen bis Dienstag, 10. Mai, bei den Abgangsbahnhöfen ange­meldet werden. Im Bezirk der Reichsbahndirektion Berlin ist

In dem Bestreben, angesichts der fatastrophalen Finanzlage auf allen Gebieten fommunaler Fürsorge Einsparungen zu ermirken, hat die Stadtverwaltung das Maß des Erträglichen durch eine Anord­nung überschritten, deren sofortige Aufhebung dringend notwendig Wochenfürsorge neben dem Stillgeld eine sogenannte Stillprämie, menn das Kind Muttermilch erhielt. Das Stillgeld beträgt zur Zeit pro Tag 40 Pf. Es wird für die Dauer von 85 Tagen gewährt. Insgesamt erhält also jede von der Fürsorge betreute Mutter 34 M. Daneben wurde für selbst stillende Mütter die Stillprämie für die Dauer eines Jahres gewährt, und zwar betrug der Tagessay 25 Pf.

Nach einer Anweisung des Hauptgesundheitsamtes ist es den Bezirksämtern jetzt untersagt, die Stillprämien weiter auszu­zahlen.

Diese Maßnahme wird wegen ihrer möglichen folgenschweren Aus­wirkungen für die meist an und für sich schon gesundheitlich gefähr­deten Mütter und Säuglinge von den Aerzten tief bedauert. Es handelt sich hier um eine sehr bedenkliche Sparanordnung, deren Auf­hebung um so eher möglich sein sollte, als die eingesparten Mittel wegen ihrer geringen Höhe die Kaffenlage der Stadt kaum wesentlich erleichtern können.

Diese und andere Verzweiflungsmaßnahmen der Stadtverwal tung zeigen, wie zwingend die Hilfe des Reich es für Berlin   ist.

Der Direktor des Wannseebades, Hermann Clajus, spricht heute im Berliner   Rundfunt, 15.35 Uhr, aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Wannseebades über das Thema Der Berliner   im Wasser".

Die nächste Ausgabe des Vorwärts" erscheint des Himmel­fahrtstages wegen Freitag abend.

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