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BERLIN  Freitag 6. Mai 1932

Der Abend

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Nr. 211

B 106 49. Jahrgang

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Wieder ein SA.- Mord!

Jugendlicher SA. Mann fnüppelt alten Frontsoldaten zu Tode

Kaiserslautern  , 6. Mai.  ( Eigenbericht.) Beim ersten Wahlgang zur Reichspräsidentenwahl famen einige Nationalsozialisten in Ramsen mit einem 44jährigen Maurer Karl Aufschneider, einem Pionier, der während des Krieges in Kriegsge. fangenschaft war, in Streit. Der 22jährige Nationalsozialist Langenstein, der bei Kriegs. beginn vier Jahre alt war, rief dabei: ,, Was hat Hindenburg   während des Weltkrieges geleistet? Hinden burg ist ein Blindgänger und Feigling."

Der Frontsoldat ließ sich die Beleidigung nicht ge fallen und gab dem Großmänligen eine Chrfeige. Langen stein rief Aufschneider zu: ,, Wir machen unsere Sache noch auf dem Rippert aus." Am vergangenen Montag trafen nun die beiden wiederum zusammen und es gab einen Wortstreit in politischen Fragen. Gegen 11 Uhr verließ der Nazi das Lokal und lauerte Aufschneider auf.

Als gegen 6 Uhr abends des anderen Tages Auf schneider noch nicht in seine Wohnung zurückgekehrt war, wurde die Feuerwehr alarmiert, und man fand im Wald. abteil Knopfloch" den Karl Aufschneider er mordet bor  . Die Leiche wies neun furchtbare Siebwunden auf, die mit einem Knüppel beige­bracht waren. Der Schädel des bedauernswerten Opfers war total zertrümmert, das rechte Auge war ausge­schlagen, das linke in die Höhle eingedrückt. Der Täter Langenstein wurde sofort verhaftet und ist Langenstein wurde sofort verhaftet und ist geständig.

Der Ermordete war weder Mitglied des Reichs. banners noch der Sozialdemokratischen Partei. Bei der Verhaftung des Mörders rief dieser der Menge zu: ,, Heil!" Ein Nazi bemerkte: In einiger Zeit kommt Hitler   doch ran, dann kommen alle unsere Leute wieder frei."

Bei der Beerdigung wurde von der Eisernen Front ein Kranz vom Genossen Müller mit folgenden Worten niedergelegt: ,, Wieder ist ein Freund der Sache der Frei­heit dem blutgierigen und mordwilligen Terror zum Opfer gefallen. Sein Tod ist eine fürchterliche Anklage gegen die Kreise in Deutschland  , die in dem Gegner den Todfeind sehen und als ihr höchstes Ziel seine körperliche Vernichtung betrachten. Möge diese schreckliche Tat für alle anständig Gesinnten in Deutschland   die Mahnung sein, die Quelle dieser Verbrechen zu stopfen. Die Eiserne Front, die am Grabe des Gemeuchelten diesen Kranz niederlegt, ruft alle auf zum Kampf gegen das politische Verbrechertum, zum Kampf für ein freies Deutschland  , zum Kampf gegen Terror und Gewalt!"

Warmbold ausgeschieden. Trendelenburg wieder mit der Führung des Reichswirts schaftsministeriums betraut.

Reichswirtschaftsminister Dr. Warmbold hat sich infolge von Meinungsverschiedenheiten in wirtschafts­politischen Fragen veranlaßt gesehen, nach Rückkehr des Reichskanzlers um Entbindung von seinem Amte zu bitten.

Der Reichspräsident hat diesem Wunsche nach Vortrag des Reichskanzlers Dr. Brüning heute entsprochen. Mit der Wahr­nehmung der Geschäfte des Reichswirtschaftsministers ist bis auf weiteres Staatssekretär Dr. Trendelenburg beauf­tragt worden.

Die Absicht des Reichskanzlers, dem Reichspräsidenten als neuen Wirtschaftsminister den Leipziger   Oberbürgermeister Dr. Goer. deler vorzuschlagen, ist vorläufig gescheitert. Goerdeler   hat es abgelehnt, das Amt im Augenblick anzunehmen.

Das Reichskabinett wird heute den Etat verabschieden und ihn am Sonnabend dem Reichstag zuleiten, so daß er den Abgeordneten beim Wiederzusammentritt des Parlaments am Montag bereits vorliegt. Die Beratung der Ausgabenfeite des Etats ist bereits abgeschlossen. Die heutigen Beratungen der Regierung gelten des halb in der Hauptsache der Ueberprüfung der Einnahmenseite.

Das Memelland   bleibt deutsch  

Fünfsechstelmehrheit im neuen Landtag

Memel, 6. Mai.  ( Eigenbericht.) Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis haben 65 728 Wahlberechtige( 1930: 49 113) abgestimmt, das die deutschen   Parteien 50 661 Stimmen mit 24 Man­sind 95 Prozent Wahlbeteiligung. Davon entfallen auf daten, auf den litauischen Block nur 12005 Stimmen und 5 Mandate.

mal 15 810), die Bolkspartei 17 922( 13 709), die Sozialdemo­Im einzelnen erhielten die Landwirtschaftspartei 24 442( voriges traten 4115( 6880) und die Kommunistische Arbeiterpartei 5390 ( 2062) Stimmen. Da die Abgeordnetenzahl auf 29 begrenzt ist, fällt ein Mandat auf je 2168( 1715) Stimmen. Danach erhalten die Land­wirtschaftspartei 11( 10), die Volkspartei 8( 8), die Sozialdemo traten 3( 4) und die Kommunisten 3 Mandate( 2).

Weder die Rechtsbrüche und Gewalttaten der litauischen 3wangsherrschaft gegen Mitglieder und Leitung des Land­tags und der Landesregierung, noch Pressezensur, Versamm­lungsterror, Masseneinbürgerung landesfremder Litauer und übelster Wahlschwindel haben aus den Memeldeutschen Litauer machen können. Die Anschläge der Kownoer Chauvinisten und ihres Memeler Beauftragten, des Kriegskommandeurs" Merkys, auf die völkerrechtlich verbürgte Selbstverwaltung haben lediglich eine Rekordwahlbeteiligung herbeigeführt, deren Erfolg die Beschränkung der litauischen Minderheit im Landtag auf ihre alte Kleinheit und die Bestätigung der deutschen   Fünfsechstelmehrheit ist. Das Memelvolk hat feier­

lich kundgetan, daß es nicht einen Deut von seinem Landes­recht und von seiner demokratisch parlamenta rischen Verfassung preisgeben will. 76 Reichsdeutsche mitgewählt hätten, so wird die Neuwahl die Memelwahl als ungültig zu erklären, weil angeblich Sollte die Kownoer Regierung wirklich die Absicht haben, ihr gewiß nicht größere Freude machen.

Der Verlust der Sozialdemokraten und der noch größere fürchterlichen Wirtschaftskrise und der Massenverzweiflung. Gewinn der Kommunisten sind längst bekannte Folgen der

Der litauische Schuldirektor Simaitis, zur Zeit unrechtmäßiger Landespräsident, hat einem Ausfrager er­flärt, daß er auf diesen überraschend großen Wahl­sieg der deutschen   Parteien sofort zurücktreten wolle, ohne sich erst dem Landtag zu stellen. Natürlich will er die Geschäfte bis zur Regierungsbildung fortführen.

Nur die Neuwähler stimmen litauisch.

Memel  , 6. Mai.

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Bei der Landtagswahl 1930 erhielten die fitauischen Listen 10 054 Stimmen und fünf Mandate. Diesmal sind rund 9000 landesfremde Litauer zur Wahlmache eingebürgert worden es wurden aber insgesamt nur 12005 litauische Stimmen abgegeben, was wiederum fünf Mandate ergibt. Da doch die 9000 Neuwähler gewiß auftragsgemäß litauisch gestimmt haben, müssen die litauischen Altwähler bis auf 1951 den Litauer- Parteien davon gelaufen sein!

Autounfälle am Himmelfahrtstag

Herrenpartieauto umgestürzt- Drei Verletzte auf der Chaussee

Am Himmelfahrtstage, der trotz des trüben Wetters einen be­trächtlichen Ausflugsverkehr aufzuweisen hatte, ereigneten sich vor den Toren Berlins   eine Reihe von Berkehrsunfällen, die mehrere Verletzte gefordert haben.

Auf der Chaussee nach Zechlin   bei Rheinsberg   nahm eine Herrenpartie, die auf einem Lastauto hinausgefahren war, ein schreckenvolles Ende. Das Auto geriet bei strömenden Regen

Das Unglücksauto von Zechlin  

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wurden später von der freiwilligen Ortsfeuerwehr abgeschleppt. Auf der Chaussee zwischen Schönerlinde und Buchholz wurden in den Abendstunden des Himmelsfahrtstages drei Aus­flügler neben ihren Motor- und Fahrrädern schwerverlett und bewußtlos aufgefunden. Die Verunglückten, ein Georg Haase aus der Erasmusstraße 8 in Charlottenburg  , Adolf Ger­schinski aus der Siegfriedstraße 4 in Neukölln und der 26 Jahre alte Heinz Kempfe aus der Treskomstraße 54 in Niederschön­ hausen  , fanden im Bantower Krankenhaus Aufnahme. Der Hergang des Unglücksfalles konnte bisher noch nicht einwandfrei ermittelt werden. An einem Bahnübergang der Vorortstrecke Wusterhausen -Teupig wurde der Zeitungshändler Mag Kölling aus Groß- Köris  mit seinem Fahrrade von dem Personenzug 6932 erfaßt und etwa 50 Meter mitgeschleift. Der Unglückliche wurde auf der Stelle ge=

tötet.

Das recht wechselvolle Wetter am gestrigen Himmelsfahrtstag zwang Tausende, zu Hause zu bleiben. So sind auch die Verkehrs­zahlen gegen das Vorjahr erheblich zurüdgeblieben. Auf der Reichsbahn sind gegen das Vorjahr annähernd eine halbe Mil­lion Fahrgäste weniger befördert worden. Um einige Beispiele zu geben, wie sich der schwächere Verkehr auch auf den sonst zu Pfing­ften start frequentierten Streden ausgewirkt hat, sei Wannsee   ge­nannt, das nur 13 000 gegen 34 000 Ausflügler im Vorjahr ver­zeichnet. Nach Potsdam   wurden 13.000 gegen 32 000 und nach nach Grunewald   12 000 gegen 24 000 im Vorjahr befördert. Nach Werder   wurden 24 000 Fahrgäste befördert, das sind rund 1000 mehr als im vergangenen Jahre.

Regierung Buresch zurückgetreten.

ins Schleudern und prallte mit großer Wucht gegen einen Chausse ebaum. Das Auto überschlug sich. Die Insassen wurden hinausgeschleudert und unter dem umgestürzten Wagen begraben. Automobilisten und Einwohner von Zechlin eilten zur Hilfe herbei 3hr Kampf gegen Neuwahl des Nationalrates. Wien  , 6. Mai. und sorgten für den Abtransport der Verunglückten. Obgleich sieben Personen schwere Berlegungen erlitten haben, besteht die Aussicht, Auf Beschluß des christlichsozialen Parteivorstandes daß alle am Leben erhalten bleiben. Die Trümmer des Autos ist die Regierung Dr. Buresch zurückgetreten, was der