„ Die Hoffnung des Wolfgang Binder" zorbal
Theater am Schiffbauerdamm
Im Laufe der Jahre haben sich wohl an zwanzig meiner näheren Bekannten, homoferuell veranlagt und verschüchtert und verhetzt durch die Unduldsamkeit der Gesetze und der Gesellschaft, umgebracht. Unter den Selbstmördern waren zwei meiner Lehrer und ein hochbegabter Studienkamerad, über deren besondere Natur wir erst durch den Klatsch nach ihrem Tode die betrüblichen Einzelheiten erfuhren
Der junge Schriftsteller Wolf Ullrich Hasse, wirklich ein Junger, denn er wurde erst 1910 geboren, schreibt eine dieser Tragödien für das Theater um. Man staunt über den noch ungeübten Quellensucher nach seelischen Rätseln, denn es gehört ja Mut dazu, ein so unbeliebtes Thema zu wählen. Hasse vertieft sich in das Schwierigste, in das Unnormale. und es soll derart als Kunstwerk geformt werden, daß die ins Allgemeine hineingreifende Bedeutung wichtiger ist als die medizinische Kuriosität.
Die dem jungen Dramatiker vertraute Welt ist die Prima des Gymnasiums. Die Lehrer sind halbe Zeloten, sonst ganz brav. Wird einer von den Jungen im Gebüsch mit einem Mädel ertappt, dann drücken sie verständig ein Auge zu. Kommen sie aber dem Jobst Karde und dem Torry Eyck darauf, daß sie in altgriechischr Manier fündigen, dann steht den Schulerziehern der Philologenverstand stille. Sie sehen die Tragödie nicht, sie zetern nur über Schweinerei und sind zufrieden, daß der Karde, der als Anstister und Verführer gilt, vom Penal und Elternhaus gejagt wird.
Für diesen unglücklichen Jobst nimmt Hasse Partei. Als einen mutigen Jungen läßt er ihn in die Welt ziehen. Komplizierter ist der von den Lehrern begnadigte Torry. Denn er ist ein Duckmäuser und Feigling, ein faltblütiger Lockvogel, der sich als Opfer ausgibt, während er sich doch allzu willig angeboten hat.
Knallt am Schlusse der Schülertragödie der Selbstmörderschuß. so trifft er weder den koketten Torry, noch den energischen Jobst, sondern den lyrischen Wolfgang Binder, den die Verwirrung am grausamsten packt, weil seine Sehnsucht immer betrogen wurde, weil die peinigende Entsagung ihn vollständig zerstörte. Das soll die psychologische Feinheitspointe des Schauspiels sein, die tragische Ueberraschung kommt jedoch zu plötzlich. Der Dramatiker hat geflügelt und gekünftelt, zu schwächlich ist er noch, um solche Kompliziertheit logisch anzulegen. Für den jungen Dramatiker gewinnt aber, daß er die älteren Leute beinahe besser kennt als die Jungen. Für die Altersgenossen hat er nur gefühlvolle Lyrik parat, für die Lehrerkonferenz auch ein wenig Tendenz und Satire. Aus all diesen Elementen entsteht eine noch zaghafte, vielleicht aber entwicklungsfähige Dramatit.
Adam Kuckhoff ist Regisseur und Organisator der Entdeckervorstellung. Mit den primitivsten Notstandsmitteln bewältigt er das Stück, das im Grunde aber gar nicht mehr stürmisch primitiv, sondern schon ziemlich überaltert wirkt. Und das ist das Bedenklichste
Der Schmuck als Kunstwerk.
Alles, was die Schäße der Museen aus ihrer Haft befreien, sie bewegen, in neues Licht rücken fann, verdient Zustimmung. Der GoPlan der Generalverwaltung unserer staatlichen Sammlungen, unter wechselndem Thema erlesene Stücke aus dem Besiz der verschiedenen Museen zu kleinen Ausstellungen zusammenzufügen, tann nur anerkennend begrüßt werden.
Nachdem mit einer schönen Ausstellung von Bildnissen aller Beiten eine erste Extraft- Schau gegeben war, folgt nun im Obergeschoß des Alten Museums ein Querschnitt durch das Gebiet des kunsthandwerklichen Schmuckes. Professor 3 ahn hat ihn aus den Beständen verschiedener Museen zusammengestellt. Auch der Kenner der Berliner öffentlichen Sammlungen wird das meiste noch nie gesehen, jedenfalls nie recht beachtet und zu einer Gesamtanschauung der Schmuckkunst verwertet haben. Das Unternehmen beschränkt sich allerdings auf den Kulturkreis der alten Welt", schließt also den erotischen Schmuck und außerdem die modernen Erzeugnisse aus. Sehr konsequent ist eine solche Abgrenzung schwerlich. Was geboten ist, wirtt um so fragmentarischer, als spätes Mittelalter, Renaissance, Barod und die Stile des achtzehn ten Jahrhunderts nur durch ein paar Zufallsproben vertreten sind. Wichtige Blütezeiten der Schmuckunst fallen demnach fast aus. Wenn unsere staatlichen Sammlungen arm find an Beispielen für diese Epochen, so hätte man die Ausstellung getrost von anderer Seite her ergänzen sollen.
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Qualität
an dem jungen Dichter, der seine Kühnheit beteuert. Die Primanerszenen spielen auf der Bühnenfläche, die Lehrer- und Familienszenen im Etagenaufbau. Einminutenszenen und Zehnminutenszenen, Produkte der dramaturgischen Ungeschicklichkeit, müssen von dem Regisseur gerettet werden. Peter Wolff, Peter Elsholz, Carl Ludwig Schreiber spielen die drei tragischen Jungen sehr munter, doch ohne Nuancierung, sie spielen nur mit Zufallexplosionen, nur mit einer Deflamation, die dem Dilettantischen allzu nahe tommt. Und Beter Wolff, der nun doch schon fünf oder sechs Jahre lang Zeit hatte, sich aus einem viel versprechenden Theaterknaben zu einem ordentlich sprechenden Theaterjüngling zu erziehen, scheint gar nicht den Ehrgeiz zu haben, daß man seine Worte auch verstehe.
,, Geliebtes Berlin."
Eine Stunde mit Paul Graeg.
M. H.
Diese Veranstaltung im Programm der Berliner Funkstunde bewies, mit wie geringem äußerem Aufwand sich wirklich erfreuliche, gehaltvolle Unterhaltung für den Rundfunkhörer schaffen läßt. Welchem echten Berliner hätte bei dieser Stunde mit Baul Graetz nicht das Herz im Leibe gelacht! Man hörte Berlin ? Man sah es. Zuerst zwar nur als verblichenes Bilderbogenbild, das man staunend und doch mit einem kleinen verwandtschaftlichen Gefühl im Herzen belächelte; die Familienähnlichkeit blieb unverkennbar. Paul Graet kennt sich da aus; er sieht und liebt und versteht das Berliner Heute auch im Gestern. Und deshalb gab es in seinen Vorträgen feinen Bruch, feinen noch so dünnen Trennungsstrich zwischen Literatur und Volkstümlichem.
für
Jeden Geld
Bedeutende und unbedeutende Dichtungen flangen in diesem Grundton zusammen, glitten unmerklich ineinander über, Worte, Bilder, die Leben wurden. Mietkasernen, die vom Frühling träumen und ihn nie sehen, die Weidendammbrüde, Treptow und ein bißchen weiter draußen Fontanes Landschaft; nicht die amerikanisierte, heute vom Pleitegeier überschattete Weltstadt das Berlin der kleinen Leute. Mit Berliner Zärtlichkeit, mit Rührung, die sich ihrer selbst schämt und sich so rasch wie möglich wieder hinter einer gehörigen Portion Schnoddrigkeit versteckt, zeichnete Graetz die Berliner Proletariermutter nach, und rasch und liebevoll tupfte er Vater Zille hin.
Die Zwischentöne, die Untertöne waren es, die dieser Darbietung ihre besondere Stimmung gaben. Dafür hatte der Verwalter des musikalischen Teiles freilich wenig Gehör; statt flarer Töne goß er dunkel strömende Seele zwischen diese Rezitationen; glücklicherweise in nicht allzu großen und aufdringlichen Mengen.
Die neue ,, Ariadne". Lindenoper.
Tes.
Von allem rein Artistischem, von allem föstlich Künstlichem, das Strauß je schrieb, ist die Ariadne "-Partitur ganz sicherlich das Künstlichste und Köstlichste zugleich; ganz Wert von 1912, filberner Traum, von Hofmannsthal geträumt, ein in den leisesten Lasuren schimmerndes Erzeugnis einer späten, in sich selbst maßlos verliebten lebensfernen Kunst von pretiöser Anmut, zarter Trauer und graziler Dekadenz. Schwerloses Spiel der Text: labiles Gleich gewicht in durcheinander parodierter Tragit und skurriler Lustigkeit; dann die Musik: ein Höhepunkt an Können, Technik, Raffinement, ein Kreuzungspunkt von Stilen, musikalischen Kulturen, Neuem, Altem.... Das weiße Licht, das Mozart heißt, erglänzt aufs neue, wenn auch gebrochen vielfach durch das Prisma der Romantit, farbig wenn auch gebrochen vielfach durch das Prisma der Romantit, farbig zerlegt, vitaler Kraft beraubt. Das ganze Werk ist waches Träumen, steptisches Spiel und spielerische Stepsis, auflösende und aufgelöste Spätromantik, kraftlose Schönheit, l'art pour l'art in Reinfultur: all dies vollkommen aber.
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Die Inszenierung Tietjens ist ein großer und geglückter Wurf. Preetorius' Gesamtausstattung Kostüme, Bilder, Lichteffekte all das ist angemessen, fontrastreich, wirkungsvoll. Naturalistisch ganz das Vorspiel: tahle Kulissenwelt des Theaterfaals; in schwerem Spätbarod der stilgebundene Opernschauplah; sternübersätes Fimament zum Schluß, romantisch- lyrisch.
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Brachtvoll Regie und Spiel( dies noch gehemmt am Anfang, in um so größerer Freiheit später aber), das Ausspielen des Bühnen raumes, das lockere, gelöste und wieder straffe Gegeneinander- und 3usammenspiel der Einzelnen, der Gruppen. Prachtvoll auch Leo Blech am Bult und der Orchesterklang. Der Stern des Abends, Trumpf und Triumph der Aufführung jedoch heißt Joogün derart vollendet, in so glockenklarer Reinheit, in so geschliffener Virtuofität perlender Läufe, blizender Staccati, funkelnder Passagen singt ihr die Zerbinetta feiner nach. Bon Domgraf- Faß bänder geführt( Fuchs; Witting, Rödin sind die andern), ist das Quintett der Buffonisten unterhaltsam und beweglich, außer ordentlich sicher, amüsant. Anni Konezni ist Ariadne : nobel in der Kantilene, ganz feierliche Primadonna der seriösen Oper. Als Bacchus ist der Gast Mar Lorenz ganz sympathisch( doch kaum mehr, etwas zu glanzlos in der Stimme). Gut besetzt sind auch die Kleineren Partien, der spröde Komponist der Heidersbach, Großmanns Musiklehrer, das Nymphentrio und so fort. Großer Erfolg und rauschender Applaus für alle; der größte, rauschendſte, der sich zu hellem Jubel steigert, gilt dem Schöpfer dieses Wunders: dem Meister Richard Strauß .
Kommt aber der Wunsch nach schmuckgeschichtlichem Ueberblick zu kurz, so wird die unmittelbar am Zauber der Arbeiten sich erfreuende Betrachtung reich genug belohnt. Das Gold herrscht vor, zumal im antiken Schmuck Kleinasiens , Griechenlands und Roms. Mit dem von Schliemann ausgegrabenen Goldschatz Trojas hebt die Reihe der gleißenden Herrlichkeiten an, die sich in goldenen Halsketten, Stirnbändern, Agraffen, Ohrgehängen ausbreiten. Der Stilwandel und die technischen Veränderungen, wie sie besonders Die römischen Stüde aufweisen, lassen sich hier an einem erstaunlich reichen Material verfolgen. Die nubischen Manschetten in emailliertem Gold, der naturalistisch in Goldblech nachgebildete Delblatt franz aus der tassischen Zeit griechischer Kunst, ein unendlich subtil gearbeitetes Rantengewinde mit Blütchen und winzigen Spiralen aus dem blizenden Metall: das sind so ein paar Gianzstücke. Und dann Proben aus frühchriftlicher, byzantinischer, islamischer Sphäre, ein ganz aus der Reihe fallender slavischer Silberfund von 1100 n. Chr. und ein zweiter, ebenfalls in der Mark gemachter geschlosse ner Silberfund aus dem 14. Jahrhundert, der geradezu die Aus lage eines damaligen Schmuckladens darzubieten scheint. In vollitu tommenem Gegensatz zu allen schlichten und impofanten Stücken Die wiederhergestellte Brudner- Orgel. Im Stift St. Flori des antiken Bereiches die Beispiele deutschen Volksschmuckes in an bei Linz wurde die wiederhergestellte Bruckner - Orgel, die nunfrauser Häufung von reichem Goldschmiedewerk und bunten Steinen, mehr die größte Orgel Desterreichs ist, geweiht. Bruckners be= wo sich etwa fazettierte Goldblechkugeln in Pfirsichgröße zur Kette rühmtes Tedeum" wurde zu Gehör gebracht.
in Stette
A. W.
reihen. Oder auch die mit Rubinen und Berlen unbekümmert über- bau Eisenstein will wieder in Rußland filmen. Der Regisseur säten Ordenstetten und Jagdgesellschafts- Gehänge, die Eichenblatt- S. M. Eisenstein , foeben mit einer riesigen Ausbeute an Filmsträuße und Enbleme Dresdener Arbeit aus dem 17. Jahrhundert. material von Merito zurückgekehrt, beabsichtigt nunmehr das Feld So treten immerhin einige große Kontraste heraus: Volksschmuck seiner Tätigkeit wieder nach Rußland zu verlegen. Sein nächster und höfischer Brunt, antife und germanische Formenwelt, spröde Film soll aus dem Leben des heutigen Rußland gegriffen sein. Einfachheit früher Geschmadsstufen und übersteigertes Raffinement gefättigter Epochen.
Der heutige Mensch, gegen alle Schmuckform mißtrauisch, schon durch ein gründlich verändertes Sozialbewußtsein jeder Burschaustellung von glänzenden Kostbarkeiten abgeneigt, geht geblendet und verwundert zwischen den Schäzen verstorbener Beiten hindurch, immer voll Bewunderung für die Feinheit der handwerklichen Leistungen, leise umschauert von dem Blutgeruch und den Dünsten der Gier, des Hochmuts und der herrischen Eitelkeit, die an alledem haften. Willi Wolfradt .
Die Goethe- Ehrung der Universität Berlin. Die Universität Berlin veranstaltet in den Monaten Mai und Juni eine wissenschaftliche Ehrung 14
schaftliches Berennmis su Goethes Berſonlichkeit und Wert ablegen. Die Vorträge finden in der neuen Aula der Universität statt. Es sprechen am 6. Mai Prof. Dr. Kohlrausch über:„ Goethe und das Recht"; am 10. Mai Prof. Dr. Wächter über:„ Goethe und der Staat". 2081
die Uraufführung des szenischen Chorwerts„ Mann im Beton" von ,, Mann im Beton." Am 8. Mai, 7.30 Uhr, erfolgt in der Singakademie alter Gronostay( Text: R. A. Stemmle und G. Weifenborn). Veranstalter: Berliner Schubert- Chor. Dirigent: Helmut Koch . Regie: Gerhart Henschke.
Intendant Carl Ebert hat das neueste Werk von Prof. Franz Schrefer Die Ramera zeigt ab Freitag Ein Staatsfer I", eine grofeste Der Schmied von Gent"( große Bauberoper in 3 Atten) für die erworben
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