Nr. 216 49. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts Dienstag, 10. Mai 1932
Der Bahnhof am Meer
Zum erstenmal seit dem Kriege ist das größte Schiff der amerikanischen Flotte roieder in Deutschland . Es sind in diesem Sommer 8 Deutschlandreisen Dorgesehen, und zwar von den Ver einigten Staaten nach Bre merhaven Columbuskaje, wo besonders Dorbildliche Einrichtungen für Abfertigung größter Passagierdampfer vorhanden sind, wie z. B.: der ,, Bahn hof
am Meer", weiterhin
Die ,, Leviathan", frühere ,, Vaterland"( 58 000 To.), im Dienst Amerika- Deutschland
die große Oel- Bunkerstation, die ein Betanken derartiger Riesenschiffe( Europa und Bremen ) in wenigen Stunden ermöglicht; und endlich die große Wassertiefe am Kai selbst, die jetzt für die Leviathan" noch mehr vertieft worden ist.
Unerlaubte Stempel
So werden die Arbeitsämter betrogen
und einen polizeilichen Abmeldungsschein, lautend auf den Namen des preußischen Staatsbürgers Schubert, erhalten. Auf Grund Gendarm fiel es auf, daß weder er noch sie, obgleich Preußen, dieser gefälschten Bescheinigungen nahmen sie Arbeit an. Dem
Andere Zeiten, andere Verbrechen. Die Arbeitslosigkeit, die| Landsmann für sich und seine Braut für 34 Mark Quittungsfarten Millionen Menschen zu Unterstützungsempfängern gemacht hat, bietet abgefeimten Betrügern und unglücklichen Erwerbslosen ungeahnte Möglichkeiten. Ganze Fabriken sind entstanden, zu Hun derten werden gefälschte Quittungskarten und polizeiliche Abmeldun= gen hergestellt und für billiges Geld an den Mann gebracht. Bei den Arbeits- und Wohlfahrtsämtern ist die Kontrolle unzureichend, viele Tausende Mark werden an falsche Adressen gezahlt.
Vor dem Schöffengericht Charlottenburg stand jetzt so ein abgefeimter Betrüger, ein vielfach auch mit Zuchthaus Vorbestrafter. In menigen Monaten hatte er unter den ver schiedensten Namen bei den verschiedensten Arbeitsämtern mehrere tausend Mark erhalten; ein Empfang von 2500 Mark fonnte ihm nachgewiesen werden. Die Verhandlung gegen ihn bildete nur einen kleinen Ausschnitt aus dem demnächst zu erwartenden großen Prozeß mit vielen Angeklagten, die die Herstellung von gefälschten Bescheinigungen in ganz großem Maßstabe betrieben. Bei dem Angeklagten vor dem Schöffengericht Charlottenburg fand man zu
Hause eine große Anzahl von Stempeln und Formu
Taren und so lebte er auf Kosten der Allgemeinheit einen guten Tag. Was sollte er da noch stehlen oder einbrechen, wenn das auf einfachere Weise ging. Das Gericht verurteilte ihn zu 2 Jahren Gefängnis und der Borsitzende führte zu seinen Gunsten den ab= soluten Mangel an Kontrolle auf den Arbeitsämtern an.
ihre Papiere waren gefälscht. Das Urteil fautete auf Gefängnis
taum ein Wort deutsch sprachen. Er forschte nach und siehe da,
von 3 bis 4 Monaten.
Mehr als 271 000 Wohlfahrtserwerbslose.
Die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen in Berlin , das heißt der langfristigen Erwerbslosen , die weder auf Arbeitslosenversicherung noch Krisenfürsorge Anspruch haben und ausschließlich von den Gemeinden erhalten werden, ist im April 1932 wiederum gestiegen. Sie betrug Ende April 1932( ohne Notstandsarbeiter) 271 260. gegenüber 263 813 am Ende des Vormonals. Sie hat dem
nach um 2,8 Prozent zugenommen. Unter den am 30. April 1932 gezählten Wohlfahrtserwerbslosen befanden sich 8865 Fürsorgearbeiter, am Ende des Vormonats waren es 7649.
rator der Staatlichen Museen, Professor Hauser, schwere Vorwürfe erhoben worden.
Ein neuer Bilderskandal. Im Gegensatz zu diesem abgefeimten, gelassen auftretenden Profeffor Hauser der Bilderfälschung beschuldigt. Betrüger waren die fünf Erwerbslosen vor dem Schnellschöffengericht traurig anzuschauen. Zwei von ihnen waren In einem Zivilprozeß, der das Amtsgericht Charlotvorbestraft, alle fünf seit langem arbeitslos. Die Wohltenburg beschäftigte, find gegen den früheren langjährigen Restaufahrtsunterstützung von 36 Mart monatlich reichte nicht. Sie ließen sich flir billiges Geld von einem großen Unbekannten Quittungsfarten und polizeiliche Abmeldungsformulare auf fremde Namen geben und erschienen damit in der Wohlfahrtskommission als Väter von drei Kindern. So gelang es einem zweimal Wohlfahrtsunterſtützung von 90 und 88 Mark zu erhalten, dem zweiten eine solche von 100 Mark, dem dritten Unterstützungen von 90 Mart, die beiden letzten wurden beim ersten Versuch ertappt. Die Wohl fahrtskommission hatte nämlich eine anonyme Anzeige erhalten, daß demnächst gefälschte Quittungskarten und polizeiliche Abmeldungsscheine auf den Namen von Familienvätern mit drei Kindern auftauchen würden. Die Polizei legte sich auf die Lauer und stellte die fünf Erwerbslosen fest. Sie erhielten Gefängnisstrafen von 3 bis 5 Monaten. Weitere Betrugsprozesse derselben Art stehen in allernächster Zeit bevor.
Vor demselben Schnellschöffengericht mußten sich drei Polen und eine Polin verantworten. Der eine von den drei Polen , ein Landarbeiter, hatte von seinem mitangeflagten
Summe von 22 000 Mart Arrest verhängen. Ueber diese Arrest: flage wurde jezt verhandelt. Der Rechtsbeistand Geheimrat Wiggers, Rechtsanwalt Dr. Oskar Möhring, führte unter anderem aus, daß Professor Hauser vor einiger Zeit einem Berliner Rechtsanwalt für 3500 Mart einen angeblich echten Spigmeg verkauft und dieses Gemälde mit einer eigenen Expertise( Sachverständigengutachten) versehen habe. Später habe sich herausgestellt, daß es sich feineswegs um einen Spigweg handelte, sondern um ein Wert eines jetzt noch in München lebenden Malers Moralt, der es für 250 Mark verkauft hat. Hauser soll bisher diesen Vorwurf nicht entkräftet haben. Die Entscheidung in dem Rechtsstreit wird am Dienstag nach Pfingsten verkündet werden.
Kehraus bei Sflarefs.
Jetzt spricht die Staatsanwaltschaft fünf Tage lang.
3m Stlaret- Prozeß wurden geffern die letzten Zeugen gehört. Zunächst wurde noch einmal Stadtrat Neuendorff vom Bezirksamt Mitte zu der Fahrstuhlangelegenheit im Hause kommandantenstraße 80/81 gehört. Die Anklage vertritt den Standpunkt, daß der Angeklagte Bürgermeister Schneider die Silareks bevorzugt habe. Stadtrat Neuendorff bekundete, daß seine Entscheidungen in dieser Angelegenheit nicht durch Bürgermeister Schneider irgendwie zugunsten der Sklarets beeinflußt worden seien. Dann wurde die Ehefrau des Angeklagten Stadtrat Gäb el gehört. Die Staatsanwaltschaft verzichtete schließlich auf die Vernehmung des Untersuchungsrichters, Landgerichtsdirektor Rosemann, der zu ge wissen Widersprüchen gehört werden sollte. Damit war zunächst die Zeugenvernehmung erschöpft, allerdings steht noch die Vernehmung des Zeugen Turgel, des Pelzhändlers der Silarefs, aus, der zur Zeit verreist ist.
Nach einigen Vorhaltungen der Staatsanwaltschaft an die Angeklagten erklärte Amtsgerichtsrat Keßner: Wir wären damit am Ende der Beweisaufnahme, die allerdings noch nicht endgültig geschlossen werden kann, weil noch der Zeuge Turgel vernommen werden muß und die kommissarische Bernehmung des Zeugen Baruth aussteht.
Ein heiterer Zwischenfall.
erhielt einen Brief, nach dessen Lektüre er Leo Sklaret fragte, wo Im Café Grundeis.
Hierauf gab es noch eine leberraschung. Der Vorsitzende
er am Sonntagnachmittag um 3 Uhr gewesen sei. Leo Sklaret: Vors. Nicht im Strandbad Müggel
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jee? Leo Sklarek: Nein, ich war im Café. Bei uns zu Hause war nämlich große Aufregung, weil bei den Eltern unserer Hausangestellten Luise Kelch in einem fleinem Dorf Haussuch ung durch neun Kriminalbeamte stattfand. Ich hatte doch immer erklärt, daß ich nirgends Geld habe, und da hat man dort nachgesehen und das ganze Dorf auf den Kopf gestellt. Die Luise ist mir jetzt weggelaufen. Sie hätten mir das doc) vorher fagen tönnen mit der Haussuchung.( Heiterkeit.) Vors. ( ironisch): Das wäre das richtige gewesen.
Leo Stlaref: Auf
meine Ehrlichkeit können Sie sich doch verlassen, Herr Vorsigender. Bors: Sie müssen es mir nicht übel nehmen, wenn ich das nicht so ohne weiteres akzeptiere.( Heiterkeit.)
Nach diesem heiteren Finale erklärten die meisten Verteidiger, handlung auf Mittwoch vertagt wurde. Es beginnen die Plädoyer's der Staatsanwaltschaft, deren Vertreter fünf Tage sprechen werden.
daß sie auf weitere Beweisanträge verzichteten, worauf die Ber=
Der Ueberfall auf den Legationssekretär.
Ein Ueberfall, der am Abend des 22. März auf den Legations sekretär der rumänischen Gesandtschaft, Dr. Noty Constanti nide auf dem Viktoria Luise Platz verübt worden war, fand vor dem Schöffengericht Schöneberg seine gerichtliche Sühne. Die Angeklagten, drei Brüder und deren Freund, waren an jenem Hauser hatte an Geheimrat Wigger in Garmisch- Partenkirchen Tag als Hoffänger durch die Straßen der Westens gezogen und für 22 000 Mart ein Gemälde verkauft, das von dem hatten ziemlich viel Geld erhalten, den Erlös aber restlos verHolländer Jan Steen stammen sollte. Vor der Lieferung des trunken, so daß sie am Abend nichts mehr besaßen. Daher bettelBildes ließ der Käufer das Bild aber noch durch Hauser restaurieren, ten sie zunächst auf dem Viktoria- Luise- Platz zwei Damen an. Alls und als diese Arbeit beendet war, entdeckte Geheimrat Wigger zu der Legationssekretär auf dem Platz erschien und bemerkte, daß die seinem Erstaunen, daß aus einem Hund, der vorher auf dem jungen Leute sich den Damen aufdringlich entgegenstellten, drohte Bilde zu sehen war, nun eine Kaze geworden war. Infolge- er ihnen mit der Polizei. Daraufhin kam es zu einer Schläge= dessen schöpfte er den Verdacht, daß das Bild inzwischen vertauscht rei, bei der der Legationssekretär zu Boden geschlagen wurde. worden sei und daß es sich gar nicht mehr um den echten Jan Steen Die Angeklagten bestritten die Absicht eines Raubüberfalls. Auch handele, verweigerte die Zahlung des Kaufpreises, wurde aber vom der Zeuge sah die Sache gar nicht mehr so schlimm an. Das Landgericht sowohl wie vom Oberlandesgericht in München zur Schöffengericht hielt daher nicht für erwiesen, daß der Ueberfall als Zahlung verurteilt. Hauser konnte eidesstattliche Versicherungen der Raubüberfall geplant war und verurteilte die Angeklagten wegen Vorbesiger des Gemäldes beibringen, wonach der Verdacht eines gemeinschaftlicher schwerer Körperverlegung und Vertausches hinfällig sei. Nachträglich, nachdem schon die Kaufmegen Bettelei zu Strafen von drei Monaten Gefängnis summe auf Grund des Urteils gezahlt war, wurde Geheimrat und drei Wochen Haft bis zu einem Monat Gefängnis und drei Wigger erneut mißtrauisch und ließ deshalb über die gezahlte Wochen Haft.
Jung nichts weiter als Juno"
mit diesem einzigen Wort
äußert der Raucher seine Wünsche.
Dieser Name ist populär geworden, wie kaum ein zweiter!- Woran liegt das? Weil sie keine Wertmarken, Gutscheine und Stickereien bringt, sondern alles der Qualität zugutekommen läßt.
Juno
bleibt
Josetti
JUNO
Juno J
die Cigarette für jeden, der Gutes schätzt!
o/ Mrund
6 STUCK 2008
KON
LINON