Doumers grandiose Bestattung

Frankreich   nimmt von dem ermordeten Präsidenten Abschied

Paris  , 12. Mai.  ( Eigenbericht.) Frankreich   hat dem ermordeten Präsidenten Doumer am Donnerstag vormittag ein grandioses und ergrei. fendes Begräbnis bereitet. Auf dem Wege, dem der Leichenzug vom Elysée zur Notre- Dame  - Kathedrale und von dort nach dem Pantheon folgte, waren Hunderttausende auf den Beinen. In der Umgebung des Pantheons war das Ge­dränge lebensgefährlich. Mehrmals wurde vor der Ankunft des Zuges die Absperrfette durchbrochen.

An der letzten Ehrung für Doumer beteiligten sich sämtliche Staaten der Welt durch besonders beauftragte Vertreter. Aus Belgien   war König Albert erschienen. Der König von England war durch den Prinzen von Wales, der König von Italien durch den Herzog von Aosta  , der König von Südslawien   durch seinen Better, den Prinzen Paul, vertreten. Reichspräsident von Hindenburg   hatte den Botschafter von Hoesch mit seiner persönlichen Vertretung be auftragt, ebenso Präsident Hoover den Botschafter Edge. Acht mit unzähligen Kränzen bedeckte Wagen fuhren dem Leichenwagen vor­aus. Unter den Kränzen bemerkte man den des Reichspräsidenten mit einer weißen Schleife und den der Reichsregierung.

Der Zug, dem Truppenabteilungen mit Kapellen voraus­marschierten, wurde durch eine große Abordnung des Verbandes

Schießerei vor Nazilokal.

Ein Nationalsozialist getötet.

Zu blutigen politischen Krawallen kam es heute abend gegen 11 Uhr in der Gürtel Ecke Dossestraße. Dort wurde ein in dem Häuserblock liegendes national sozialistisches Verkehrslokal von politischen Gegnern, an­scheinend Kommunisten, beschossen. Dabei wurde ein Nationalsozialist tödlich getroffen und vier weitere Nationalsozialisten schwer verletzt. Der Tatbestand wurde von Beamten der Politischen   Polizei aufgenommen.

Aus dem Reichsrat. Umgruppierung der Vertretung Berlins  .

Der Reichsrat hielt am Donnerstagnachmittag eine furze Boll­fizung ab, auf deren Tagesordnung lediglich fleine Vorlagen standen. Der Entwurf des Reichshaushaltsplans für 1932 jowie einige andere Vorlagen, darunter eine Novelle zum Gesetz über die Be­tämpfung der Reblaus, wurden ohne Aussprache in die zuständigen Ausschüffe verwiesen. Im übrigen benannte der Reichsrat die Be­hördenvertreter für den umzubildenden Verwaltungsrat der Reichs anstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung. Die Umbildung mar notwendig geworden durch die Verordnung über die Vereinfachung und Verbilligung der Reichsanstalt, worin die Zahl der Beisiger herabgesetzt wurde, und zwar für die Arbeit­geber und die Arbeitnehmergruppe von bisher je 16 auf je 13.

Interessant war eine Umgruppierung der Vertreter der Reichs­hauptstadt Berlin   für den Reichsrat. Bürgermeister Elsas ist als Berliner   Bertreter ausgeschieden. Oberbürgermeister Dr. Heinrich Sahm   tritt als bevollmächtigter Vertreter der Stadt Berlin   in den Reichsrat ein; sein Stellvertreter ist Stadtrat Wugfy. Der Reichsrat hatte ferner über die Besetzung zweier Reichsgerichtsrats stellen zu entscheiden, die durch Beförderung bzw. Pensionierung

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der Schriftsteller, die ehemalige Kriegsteilnehmer sind und in deren Mitte der Präsident die tödlichen Kugeln erhalten hat, eröffnet. Fast alle Häuser der Straßen, die der Zug passierte, trugen Flaggen- und Trauerschmud. Die öffentlichen Gebäude, besonders das Rathaus, waren mit schwarzen Draperien behängt.

Lindberghs Kind tot.

In der Nähe des Hauses aufgefunden.

New Jersey  , 12. Mai.

Gouverneur Moore erklärte, der Leiter der Staatspolizei von Bersen habe ihm mitgeteilt, daß das geraubte Kind Cind­berghs in der Nähe von Lindberghs Haus Hopewell von Nach­barn tot aufgefunden worden sei.

Wo stehen wir?

In der Notre- Dame  - Kathedrale fand die firchliche Feier statt, die der Erzbischof von Paris   leitete. Dann bewegte sich der Leichen­Die sozialistischen Zeitschriften stehen diesen Monat im Zeichen zug zum Bantheon, unter deffen Säulenhalle ein riesiger Baldachin grundsätzlicher Selbstbesinnung. Das Maiheft der Gesell. angebracht war. Unter ihm stand der Katafalt, in den der Sarg fchaft" wird mit einer Betrachtung von Emil Lederer   über hineingeschoben wurde. Zur Linken des Katafalks hatten die Fa zur Linken des Katafalks hatten die Fa die Kapitalverluste innerhalb der kapitalistischen   Wirtschaft er. milienangehörigen, zur Rechten der Präsident der Republik  , die Veröffnet, an die eine Untersuchung über das Wirtschaftsprogramm treter der fremden Staatshäupter, das Präsidium des Senats und des AfA- Bundes unter dem Titel: Zwischen Kapitalismus   und der Kammer sowie die Mitglieder der Regierung Plaz genommen. Sozialismus" von Deder eng anschließt. Ein Aufsatz von Abordnungen der Kriegsteilnehmerverbände mit ihren Fahnen Alexander Gabriel setzt sich mit der heute so üppig blühen­rahmten den Vorplaz ein. den wirtschaftsbelletristischen Literatur auseinander; übrigen Beiträgen des Heftes dürfen Karl Kautsfys Mit­teilungen zur Geschichte des Margschen Programmbriefes von 1875" und ein instruktiver Aufsatz von Edart Kehr über Klaffenkämpfe und Rüstungspolitik im Kaiserlichen Deutschland" besonderes Interesse beanspruchen.

Die Trauerrede wurde von Ministerpräsident Tardieu gehalten, der sich vorher vor der Witwe Doumers und dem Sarge   verneigte. Tardieu schilderte den Verstorbenen als das lebendige Abbild dessen, was die Demokratie ist und kann. Doumer sei ein leidenschaftlicher Patriot gewesen, er habe niemals die Popularität gesucht noch sich durch eine schreierische Reklame in den Vordergrund gedrängt. Den Abschluß der Feier bildete ein Vorbeimarsch sämtlicher Truppen der Pariser   Garnison  . Abends erfolgte dann im engsten Familienfreise die Beerdigung der Leiche in der Familiengruft an der Seite der im Kriege gefallenen Söhne Doumers.

frei geworden waren. Es wurden als neue Reichsgerichtsräte be= stimmt der preußische Oberlandesgerichtsrat Dr. h. c.   Froelich und der bayerische Landgerichtsdirektor Eilles.

Schließlich nahm der Reichsrat zur Kenntnis, daß der Reichstag  in feiner heutigen Sitzung das Schuldentilgungsgefeg lediglich mit der einen Aenderung verabschiedet hat, daß die Zeit für die Aufnahmemöglichkeit einer Prämienanleihe zur Arbeits. beschaffung bis zum 1. Oftober 1933 begrenzt wurde, während die Höhe der Anleihe unbegrenzt blieb. Das vom Reichstag verab= überwies der Reichsrat in seine Ausschüsse. Die nächste Sigung ſchiedete Gesetz über die Rechtsstellung der weiblichen Beamten dürfte am Mittwoch nach Pfingsten stattfinden.

Aufgeschobene Neuwahl. In Deutschöfferreich.

Wien  , 12. Mai.

Der Nationalrat nahm gemäß dem Beschluß des Verfassungs ausschusses das Gesetz über die Auflösung des Nationalrats vor Ablauf der Gesetzgebungsperiode und die Festsetzung der Neuwahl zu Beginn der Herbsttagung mit 85 Stimmen der Christlichsozialen, des Landbundes und der Großdeutschen gegen 77 Stimmen der Sozialdemokraten an, die sofortige Auf­lösung und rasche Neuwahl fordern; gegen die Ausschußvorlage stimmte auch die Heimwehrfraktion.

Unfall Präsident Mitlas'.

Wien  , 12. Mai. Bundespräsident Mitlas erlitt durch Ausgleiten auf der Treppe in seinem Hause eine Verlegung oberhalb des rechten Auges, die mit nicht unbeträchtlichem Blutverlust verbunden mar, sowie eine Zerrung des linken Handgelenkes. Der Bundespräfi­dent wird einige Tage zu Hause zubringen müssen, führt aber seine Amtsgeschäfte fort.

unter den

werkschaften„ Die Arbeit" veröffentlicht u. a. den ersten Teil Das Aprilheft des wissenschaftlichen Zentralorgans der Ge­einer Betrachtung über„ Planwirtschaft" von Paul Hermberg, Walter Bahl untersucht die Problematit von Sozialisierung und Eigentum"; ein Aufsatz von J. Wenste nimmt zu der aktuellen Frage Siedlung und Osthilfe" Stellung.

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Das Maiheft der Neuen Blätter für Sozialis mus" beschäftigt sich bereits mit dem Ausgang der drei großen Wahlkämpfe; während der Leitartikel die schwerwiegenden ver­fassungspolitischen Probleme, die sich mit einer eventuellen geschäfts­führenden Regierung Braun verbinden, offen läßt, ist der Auf­fag von Glenlom über Geist und Technik des Preußenwahl. fampfes" ebenso unterrichtend wie anregend.

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Der Druder Proteststreit in Danzig   gegen das dreimonatige Verbot der„ Danziger Volksstimme" ist beendet. Der eintägige botenen Zeitung. Es wurden Verhandlungen aufgenommen, die Streit war eine Sympathiekundgebung für die Belegschaft der ver­das Ziel haben, das Berbot auf schnellstem Wege auf­zuheben.

Die Anklagefchrift gegen die Lahujens. Wie die Justizpreffe­stelle Bremen   mitteilt, hat die Staatsanwaltschaft in der Straffache gegen die Gebrüder Lahusen am 12. Mai 1932 die Anklageschrift gegen G. Carl Lahusen und Heinrich Lahusen   bei der Straffammer eingereicht. Zugleich ist beantragt, den Angeklagten Friedel Lahusen   außer Verfolgung zu sehen.

Der Stuttgarter Polizeipräsident Klaiber dementiert die Mel­dung, daß er als Ministerpräsident und Innenminister einer evangelischen Regierung" in Aussicht genommen sei. Mit ihm sei von feiner Seite ein Wort über eine solche Möglichkeit ge­wechselt worden.

Neue Zusammenfföße in Madrid  . In der spanischen   Hauptstadt fam es wiederum zu ziemlich heftigen Zusammenstößen zwischen Gendarmen und Stubenten, die gegen das fatalanische Statut protestierten. Einem Leutnant wurde mit einem Stod die Schädelbede eingefchlagen, morauf die Gendarmen von der Schußwaffe Gebrauch machten; zwei Studenten wurden schwer verlegt.

( Gewerkschaftliches siehe 2. Beilage.)

Berantwortlich für Politit: Bictor Schiff; Wirtschaft: G. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton  : Dr. John Schitowski; Lotales und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin  . erlag: Borwärts.Berlag G. m. b. H., Berlin  . Drud: Vorwärts- Buchdruderet und Berlagsanstalt Paul Singer u. Co., Berlin   SW. 68, Lindenstraße 8. Hierzu 2 Beilagen.

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