BERLIN Freitag 13. Mai

1932

Der Abend

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Nr. 223 B 112 49. Jahrgang

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Gregor Straßer verhaftet

Die Schläger heute vor Gericht in Moabit

Gregor

Der nationalsozialistische Abgeordnete Straßer, der nach nach Zeugenaussagen an der gestrigen Schlägerei im Reichstagsgebäude be= teiligt sein soll, wurde heute früh auf dem An­ halter Bahnhof , als er gerade im Begriff war, ab. zureisen, von Beamten der Politischen Polizei fest: genommen und nach dem Polizeipräsidium geschafft.

Gregor Straßer wurde alsbald im Polizeipräsidium einem ein­gehenden Verhör durch die politische Polizei unter­30gen. Straßer bestreitet energisch, an dem Ueberfall auf den Schriftsteller Dr. Kloh in irgendeiner Form teilgenommen zu haben. Ein Zeuge will jedoch beobachtet haben, daß Straßer, wenn er auch nicht direkt auf Dr. Klotz eingeschlagen habe, zumindest das Borgehen feiner Parteigenoffen„ attiv gebilligt" habe.

Gregor Straßer wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch heute mittag mit den drei anderen festgenommenen nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten dem Schnellfchöffengericht in Moabit zur Aburteilung vorgeführt werden.

Vor dem Schnellschöffengericht.

Gegen die nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten Heines, Stegmann und Weihel, die den Journalisten Klok mißhandelt haben, begann heute um 1 Uhr vor dem Schnell­schöffengericht unter Borsiz des Landgerichtsdirektors Masur

Ein bewährter, Held"

HEINES

Raeder weiß von nichts.

Wird er Groeners Nachfolger?

Kiel , 13. Mai.

Der Chef der Marineleitung, Raeder, hat der Presse eine Erklärung übergeben, in der es heißt, daß ihm nichts davon bekannt sei, daß er als Nachfolger des Reichswehrministers Groener in Frage komme. Er halte die Nachricht für völlig unzutreffen d. Auch sei die Meldung eines Berliner Blattes völlig unwahr, wonach er auf den Reichswehrminister Groener einen Drud in Richtung der Amtsniederlegung ausgeübt haben solle.

Waffenfund in Neukölln.

10 Gewehre und ein Karabiner.

Bon einem Kommunisten, der sich in Strafhaft befindet, war der Polizei von einem geheimen Waffenlager in Keukölln in der Kaiser- Friedrich- Straße Mitteilung gemacht worden. Als Be­amte der Abteilung I heute früh in der bezeichneten Wohnung eine Haussuchung vornahmen, entdeckten sie zehn Gewehre und einen Karabiner. Der Besitzer der Waffen, ebenfalls ein der Polizei seit langem bekannter Kommunist, wurde festgenommen.

die Berhandlung wegen gemein famer Körperlegung und Fememörder Heines:„ Der ist für mich!- 3m Leberfallen Wie wird das Pfingstwetter?

Beleidigung. Die Anflage wird vom Oberstaatsanwalt Köhler vertreten.

Der vierte der geffern nachmittag durch die Polizei festgenom­menen nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten, und zwar der Abgeordnete Krause( Ostpreußen ), ist nach eingehendem Verhör am Abend wieder entlassen worden.

Wehrloser hab' ich besondere Routine!"

unterschlagen. Wie hilft er sich? Er sagt ,,, daß angeblich und zwar offensichtlich durch einen Spizel, die Frau des in die Prügelei verwickelten Dr. Klotz einen sehr üblen Anruf aus dem Reichstag erhalten habe."

Raufbolde und ihre Zuhälter. teilung des Bräsidenten ſelbſt in Zweifel gezogen, dann wird

Die Hugenbergpresse zu den Reichstagstumulten. Die Regierung Brüning hat gestern im Reichstag bei der Abstimmung über die Kreditermächtigung und bei der Ablehnung des gegen sie gerichteten Mißtrauensantrags ganz annehmbare Majoritäten erzielt. Außerdem stützt sie sich auf einen Reichspräsidenten, der erst vor wenigen Wochen von einer starten Volksmehrheit in seinem Amte bestätigt wurde. Abstimmungen wie die gestrige im Reichstag, Wahlen wie die des Reichspräsidenten am 10. April find starke Zeichen dafür, daß die Aufrechterhaltung der Ordnung in diesem republikanischen Staatswesen durchaus möglich sein muß, wenn nur bei denen, die zur Aufrecht erhaltung der Ordnung berufen sind, die nötige Ziel

flarheit und Energie vorhanden ist.

Die reaktionäre Umsturzbewegung geht ohne Deckung vor. Zielbewußt sucht sie alle menschlich normalen Begriffe von Moral, Recht und Anstand zu zerstören, jeden Rest der bestehenden Staatsautorität zu vernichten, um auf den Trümmern ihre Gewaltherrschaft aufzurichten. Dafür ist die Art, wie sie den ,, Fall Groener" und das nationalsozialistische Banditentreiben im Reichstag behandelt, durchaus kenn­zeichnend.

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Erst wird also durch das hämische angeblich" die Mit versichert, daß der niederträchtige Anruf auf keinen Fall durch einen der Edelinge à la Seines erfolgt sein fann, sondern Bolizeimache gewesen sein müsse, zu dem Zweck, die genannten Edelinge zu kompromittieren, ferner wird der Ueberfallene als in eine Prügelei verwickelt" bezeichnet schließlich aber wird dem Leser der Wortlaut des Anrufs nicht mitgeteilt, sondern nur von einem ,, üblen Anruf" ge= sprochen. Es ist unmöglich, in einem einzigen Satz mehr Berlogenheit unterzubringen, als es dem„ Lokal­Anzeiger" hier gelungen ist.

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Auf derselben Höhe steht jene Verdrehung der Tats bestände, durch die der Eindruck erweckt werden soll, als habe die Regierung den Reichstagstumult zu einer parlamenta rischen Schiebung benutzt.„ Schwarzrote Regie nüßt Reichs­tagstumulte zu Ministerrettung aus", heißt es im Tag". Man unterstellt, daß die Regierung gestürzt worden wäre, wenn man noch über die Mißtrauensanträge gegen einzelne Minister abgestimmt hätte und läßt dagegen die entscheidende Tatsache verschwinden, daß der Mißtrauensantrag gegen das Gesamtkabinett bereits mit einer Mehrheit von 30 Stimmen abgelehnt war.

So trüben sie das Wasser, um im Trüben zu fischen. Sie pfeifen auf Recht, Wahrheit und Sitte, sie verbünden sich und folidarisieren sich mit den übelsten Gestalten der Kaschemme,

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Warscheinlich Sonnenschein. Vorhersage.

Noch feine bestimmte

Die Berliner Wetterpropheten sind diesmal recht vorsichtig und fönnen sich bei der, nach ihrer Meinung unsicheren Wetterlage, noch nicht auf eine genaue Wetterprognose für die Pfingſtfeiertage fest­legen. Erst im Laufe des Sonnabendvormittags will der Amtliche Wetterdienst eine Wettervorhersage für die Feiertage herausgeben

Nach allem hat es jedoch den Anschein, daß für die nächster. Tage mit schönem Wetter zu rechnen ist. Seit Donnerstag ist eine fortlaufende Wetterverbesserung zu beobachten und am heutigen Freitag hat sich bei abnehmender Bewölkung eine weitere Er­wärmung bemerkbar gemacht. Mitteleuropa ist in eine Südwindlage geraten, wodurch sich auch die ständig zunehmende Erwärmung er heiteres Wetter zu erwarten. Starke Gewitterneigung besteht klärt. Für den morgigen Sonnabend ist sehr warmes und nur im Westen und Nordwesten Deutschlands .

Börse hat gut Wetter.

Trotz Groeners Rücktritt und Reichstagstumulte. Reichswehrminister blieben auf den Verlauf der heutigen Börse Die gestrigen Reichstagstumulte und der Rücktritt Groeners als ohne Einfluß. Durch die bevorstehenden Pfingstfeiertage war das Geschäft zwar gering, die Stimmung aber war feſt.

Der Eindruck der Brüning- Rede im Ausland hält die gute Meinung für einen Erfolg der Genfer und Lausanner Berhand­lungen aufrecht.

Bei den Aktienwerten gab es zunächst einen fleinen Rückschlag, dann aber stiegen die Kurse. J.- G.- Farben erhöhte sich von 92 auf 93%. Der gestrige Kursstand blieb bei den übrigen Werten im wesentlichen erhalten. Auch auf dem Rentenmarkt und dem Markt der Goldpfandbriefe setzte sich eine freundliche Tendenz durch.

begreiflicherweise einen halben ſie verteidigen und beſchönigen jede vichiſche Gemeinheit. Die Schießerei in Lichtenberg .

Die Hugenberg- Presse sieht in dem Rücktritt Groeners als Reichswehrminister Erfolg, den sie durch kräftiges Nachstoßen zu einem ganzen zu machen versucht. Im Fall der gestrigen Reichstags­tumulte nimmt sie ganz offen für die Gewalttäter und gegen die Verteidiger der Ordnung Partei. Wer ihr glaubt, muß schließlich annehmen, daß die Schlägerei von dem Ueberfallenen selbst angezettelt war und den Zweck hatte, der Regierung einige unangenehme Abstimmungen zu ersparen.

Wenn etwas für die viehische Roheit der Angreifer bezeichnend ist, dann war es der Telephonanruf an die gänzlich unschuldige Frau des Ueberfallenen, der man zuries, sie könne sich die Knochen ihres Mannes im Reichstag abholen. Da dieser unerhörte Vorfall vom Präfi­denten in öffentlicher Sizung mitgeteilt wurde, kann der ,, Berliner Lokal- Anzeiger" ihn nicht wie er es sonst bei allen den Nazis unangenehmen Tatsachen tut- einfach

Jedes Mittel ist ihnen recht, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Das ist nicht mehr Politik. Das ist politisch mastier­tes Verbrechertum.

Am 10. April ist der Reichspräsident v. Hindenburg durch das Vertrauensvotum einer großen Boltsmehrheit be­auftragt worden, Recht und Ordnung im Deutschen Reiche zu schüßen. Der Reichstag hat gestern durch seine Ab­stimmungen für die Kreditermächtigung und gegen die Miß­trauensanträge der Reichsregierung den gleichen Auftrag erteilt. Die Reichsleitung ist staatsrechtlich in mehr als aus­reichendem Maße autorisiert, den Kampf gegen das politisch mastierte Verbrechertum aufzunehmen; ja sie ist nicht nur dazu autorisiert, sondern durch ihren Eid auch dazu ver­pflichtet. Davon, ob sie das nötige Maß von Entschloffenheit aufbringt, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden, hängt jetzt alles weitere ab.

Von der Straße ins Lofal geschossen.

Die blufige Schießerei in der Gürtelffraße in Lichtenberg , die, wie ichon im Morgenblatt berichtet, ein Todesopfer und vier Berlegte gefordert hat, fonnte trotz eifrigfter Nachforschungen der Politischen Polizei noch nicht refilos geklärt werden.

Es scheint, daß die Täter, die von der Straße durch die offen­stehende Tür des Lokals von Kraze in der Gürtelstraße 10 hinein geschossen haben, kommunistischen Kreisen nahestehen. Die Gastwirt. schaft wird in der Hauptsache von Nationalsozialisten aufgesucht. Gestern abend gab es in der Nähe der Gürtelstraße eine unblutig verlief. Mehrere nationalistische Teilnehmer an dem Hand­Schlägerei zwischen Kommunisten und Hakenkreuzlern, die jedoch gemenge begaben sich später in das Lokal von Kraze, wo sie sich aber nicht lange aufhielten. Diesen Leuten galten offenbar die Schüffe.

Nach ben polizeilichen Feststellungen ist der tödlich Getroffene