Krieg und Faschismus Ein« deutsch-sranzöfisch« Verständigungskundgebung
Die„Deutsche Liga für Menschenrechte" veranstaltete gestern im großen Saal des Lehrervereinshaujes eine sehr stark bcsuchle Kundgebung zu dem Thema„N ach den Wahlen in Deutschland und Frankreich : Krieg undFaschis- in u s". Es sprachen der Generalsekretär der französischen Gewerk- schaften Leon Jouhaux und Landtagsabgeordneter Professor Erik N ö l t i n g. Die Versammlung erhob sich von ihren Plätzen, als der Vor- sitzende Hellmuth von Gerlach in herzlichen Worten des verstorbenen A l b e r t T h o m a s, des großen Arbeiterführers und Europäers gedacht«. Dann nahm, mit Händeklatschen empsangen, Leon Jouhaux das Wort. Er pries sich glücklich, gerade so bald nach den französischen Wahlen, die einen Silberstreifen am Horizont bildeten, in Deutschland sprechen zu können. Auch er würdigte die Verdienste Thomas', der vor allem auch ein Vorkämpfer der fran- zöstsch-deutschen Zusammenarbeit gewesen sei.„Thomas ist schwer zu ersetzen, aber wir müssen geloben, sein Werk fortzusetzen und zu End« zu führen." Jouhaux fuhr fort:„Di« Welt liegt in Dunkel- hcit. In vielen Ländern zeigt der Nationalismus Formen, die einen tragischen Charakter anzunehmen drohen. Es ist höchste Zeit, dem durch eine Politik des Friedens vorzubeugen. Hierbei müssen die alten Demokratien den jungen Demokratien helfen.(Leb- hafter Beifall.) Diktatur ist für die Welt und den Frieden ein verderben. In einem so kritischen Augenblick ist es unerläßlich zu erkennen, daß nicht e i n Volk allein sich retten kann Nur Zusammenarbeit unter den Menschen und unter den Völkern kann Helsen . Gewiß ist höchste Energie gegen die Versuche des Faschismus notwendig. Aber der wahre Grund für sein Auskommen liegt in der ungeheu- ren wirtschaftlichen u n'd sozialen Not, die besonders Deutschland betroffen hat. Die Menschen verlieren das Vcr- trauen zu sich und schauen aus einzelne oder aus eine Gruppe von Menschen, die helfen sollen. Aber das Heil liegt in uns selbst. Die Völker könne» sich nur selber retten.(Stür- mische Zustimmung.) Sie müssen gegen die Tyrannen und gegen die Gefahren aufftehen, und in diesem Kampfe ist das sranzösische Proletariat dem deutschen Proletariat eng verbunden. Nicht der Haß, sondern Vertrauen und Liebe sollen die Anstren- gungen der Völker beseelen. Wir Arbeitenden als die Vorhut der Freiheit vor allem dürfen nicht schwach werden. Denken wir an I a u r e s, der ba sagte:„Leistet Widerstand, denn der Irrtum vergeht, aber ewig bleibt die Wahrheit!" Seien wir Soldaten der Wahrheit und des Friedens. Wir müssen triumphieren, weil Niederlage den Tod bedeutet, und unser Triumph wird die Männer des Krieges verschwinden lassen. Jouhaux wandte sich dann der Weltkrise zu, die an Tiefe und Dauer nicht ihresgleichen gehabt hat. Der Kapitalismus kann aus der Krise nicht heraus. Furchtsame Versuche können sie kaum aufhalten und teilweise Lösungen können sie nur oerschärfen. Der Organismus der Weltwirtschaft ist gestört, nur die Völker gemein- s a m können ihn wieder herstellen. Kein Volk blieb verschont, und die da in kindlichem Glauben meinten, zu gewinnen, sink» mitge- troffen. Es gibt ke>n Glück für ein Volk, wenn andere im Elend sind. Das Unglück des«inen ist das Unglück des anderen. Und das«ine kann nur glucklich sein, wenn die anderen glücklich sinD.(Stürmischer Beifall.) Das haben die Völker begriffen, aber die Regie- rungen zaudern. Dadurch stürzen sie die Völker in moralisches und geistiges Elend. Soll die Stimme des Rechtes verhallen, sollen die Gefahren, die drohen, furchtbare blutige Wirklichkeit werden? Mit tieffter Leidenschaft rief Jouhaux : Nein, nein, niemals! Unser Gewissen wird das oerhindern. Der Tag wird kommen, wo wir gemeinsam die Frage lösen. Die Arbeitslosigkeit ist nicht mehr Folge der Krise allein, sondern Ursache neuer Krise. Da gibt es keine
nationale, sondern nur eine internationale Lösung. Die sranzösi- schen Wahlen, die uns mit einem gewissen Stolz erfüllen, sind in diesem Sinne verlaufen und kennzeichnen den Willen zur Annähe- rung zwischen den Völkern Frankreichs und Deutschlands . Die Auf- gäbe ist schwer, aber sie muß erfüllt werden. Ein wichtiges Stück des Gesamtproblems ist die R e p a r a- tionsfrage. Die Gewerkschaftsinternationale hat schon 192U Beseitigung der Reparationen und der Kriegs- schulden verlangt. Sie ist damals nicht gehört worden. Aber ich bin sicher, daß die Regierungen zu dieser Lösung kommen müssen. Folgen sie den Friedensgesinnungen der Völker, dann wird die Lösung gefunden. Aber auch die Völker würde Verant- wortung treffen. Sie müssen gegen eine falsche Haltung der Re- gierungen ankämpfen, damit Offenheit und Loyalität die Konferenz von Lausanne beherrschen. Aeußert man seine Bedenken über die Haltung Amerikas , so sagen wir: kommen wir erst einmal zum europäischen Einverständnis, dann wird auch Amerika folgen. Opfer werden von beiden Seitfn verlangt werden. Das Ergebnis aber muß sein, daß es weder unterdrückte noch unterdrückende Völker mehr gibt. Zur Abrllstungsfrage sagte Jouhaux , für die arbeitende Klasse sei das Ziel die Gesamtabrüstung. Das darf aber nicht nur Wunschbild sein, das muß als ein Werk der Organisation geschaffen werden. Das französische Volk ist gegen niemand, es ist nur für den Frieden. Es will die Organisation des Friedens auf politischem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiete. Sie ist nur möglich auf den» Boden der Demokratie, die allein die Rllstungsbudgets kontrollieren kann.(Lebhafte Zustimmung.) Unter stürmischem Beifall schloß Jouhaux mit den Worten Goethes:„Vorwärts, über die Gräber hinweg!" Professor Erik N ö l t i n g wies in seiner Einleitung auf die Schrecken des Krieges hin, die sich niemals wiederholen dürften. Eine vernünftige Politik verlangt von uns zwei Leistungen: die Bannung des Faschismus und die Organisierung Europas . Nölting behandelte sodann den Nationalsozialismus von der soziologischen Seite aus und nannte ihn zugleich Obdachlosenasyl und Osfizierskasino. Er betonte, daß eine erfolgreiche Bekämpfung des Faschismus nur auf ökonomischem Gebiete noch möglich scheine. Kampf gegen den Faschismus ist Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Die These:.Laßt sie an die Regierung heran, damit sie abwirtschaften!" würde zu einem Experiment von ungeheurer Gefährlichkeit führen. Aber die Krise ist nicht von der nationalen Wirtschaft aus zu ban- nen. Autarkie ist«in g r a u f i g- d u m m e s Schlagwort, dessen Durchführung die Völker wie Raubtiere in den Käfigen an dem eigenen Hungerknochen nagen ließe. Man hört auf der Straße: „es fehlt an Kredit". Nehmen wir Kredit wörtlich: es fehlt an Vertrauen, und noch konkreter, es fehlt an Vertrauen zwischen Deutschland und Frankreich . Nicht lang« mehr darf gewartet werden, um es zu schaffen. Sonst kommen wir so weit auseinander, daß wir uns nur noch zähnefletschend wieder einander nähern. Locarno allein genügt nicht mehr. Die erstarrten Fronten müssen wieder in Bewegung kommen. Frankreich und Deutschland dürfen nicht Prozeßparteien, sondern müssen Schicksals- geführten sein. Machen wir«inen Schluß st rich unter Schuld und Schulden! Ersetzen wir die Konten Soll und Haben durch die Konten Friede und Vertrauen. Durch solche inter - nationale Zusammenarbeit, vor allem zwischen Frankreich und Deutschland , wird das Hakenkreuz zerbrechen. Das demokratische Deutschland bietet dem neuen Bunde sein Gelöbnis zur Friedens- liebe und zur Friedensbereitschaft. Auch N ö l t i n g s Ausführungen ernteten begeisterten Beifall. Hellmuth von Gerlach schioß die eindrucksvolle Kundgebung.
ein ZIjähriger Werkzeugmacher Karl Beyer aus der Dosse- straßc 1l>. Die Verletzten sind: der 46jährige Gastwirt Ernst Kratze, seine gleichaltrige Frau Johanna, die 43 Jahre alte Frau Minna Müller aus der Dosseftraße 23 und der 60 Jahre alte Selterswasserfabrikant Robert Kluger aus der Tasdorfer Straße 52. Sämtliche Verletzte wurden mit Kops-, Oberschenkel- und Beinschüssen ins Krankenhaus gebracht. Die Ermittelungen der Politischen Polizei werden fortgesetzt. Deutscher Landkreistag . 225000 Erwerbslose erhalten Wohlfahrtsunterstuhung. Weimar , 13. Mai. Unter dem Vorsitz des Landrats Dr. von Achenbach tagten hier die deutschen Landkreise. Präsident Dr. von Stempel sprach über die Not der Landkreise. Infolge der Wirtschasts- schrumpfung und der Erhöhung der Zahl der Arbeitslosen habe jede kommunale Tätigkeit vielfach aufgehört, weil alle Finanzkräfte auf die Auszahlung der Unterstützungen hätten konzentriert werden müssen. Dabei sei die Steigerung der Arbeits- losenzahl auf dem Lande vielfach größer als in den Großstädten ge- wesen. Die deutschen Landkreise zählten Ende würz 775 000 wohl- sahrkserwerbslose. Die Verschuldung sei weiter stark im Ansteigen. An dieser Katastrophenentwicklung hätten die Notver- ordnungen nichts geändert und den Gemeindeverbänden keine Er- leichterungen gebracht. Weiter beschäftigte sich der Landkreistag noch mit den vom früheren Staatssekretär Po p i tz aufgeworfenen Fragen einer Neu- gestaltung der Verwaltung und der Finanzen der Kreise. Zu Groeners �ücktnti. Oer Eindruck im Auslande. Die Pariser Presse scheint von den offiziösen Berliner Erklärungen über die Rücktrittsabsicht des Reichswehr - Ministers Groener und über die Unrichtigkeit der Gerüchte, dag diese Ueberraschung den obersten Führern der deutschen Wehrmacht zu verdanken sei, nicht rechtzeitig erreicht worden zu sein oder ihnen nicht geglaubt zu haben. Andernfalls könnten doch nicht folgende Pariser Pressestimmen von heute früh übermittelt werden: Paris , 13. Mai. Der überraschende Rücktritt des Reichswehrministers Groener wird im„Echo de Paris" und im„Petit Parisicn" als unbestreit- barer Erfolg der Nationalsozialisten dargestellt. Die halbamtliche Agentur Havas erklärt, daß die Verabschiedung des Reichswehrministers auf die Entwicklung der Innenpolitik des Reiches sehr weitgehende Auswirkungen haben werde. Sie stelle eine erste Folge der Wahlen vom 24. April dar.„Ex- celsior" führt aus, daß die direkteEin Mischung derMili- t ä r s in die Innenpolitik des Reiches die Befürchtung einer immer mehr anwachsenden Macht des— Generalstabes aufkommen ließe. Man müsse sich fragen, ob dieser Einfluß nickst eines Tages soweit gehen werde, auch den Reichskanzler zum Rücktritt zu zwin- gen. Der„Matin" meint, daß die Reichsregierung bestimmt keine Mehrheit gegenülber den Mißtrauensvoten für Groener gefunden hätte, wenn Reichstagspräsident Löbe nicht in letzter Stunde die Sitzung vertagt haben würde. Der nationalistische„Figaro" schreibt, iiir Brüning, der jederzeit damit rechnen müsse, daß ihm eines Tages das gleiche Schicksal widerfahre, stelle der Rücktritt Groeners nicht gerade«ine Erhöhung seines Prestiges dar. Englische Meinungen London , 13. Mai. Der Berliner Korrespondent der„Times" erklärt zu dem Rück- trilt Groeners, fett einiger Zeit sei es ein offenes Geheimnis gewesen, daß man in der W i l h e l m st r a ß e auf eine Umbildung des Kabinetts mit dem General Schleicher als Kanzler und Brüning als Außenminister hingezielt habe. In einer solchen Regie- rung hätten die Nationalsozialisten venreten sein sollen. Dieser Plan sei anscheinend zunichte gemacht worden. Mit der Mög- lichkeit, daß Schleicher den Posten übernehm«, wenn er ihm a n- geboten werde, sei zu rechnen. „Daily Telegraph " bezeichnet den Rücktritt Groeners als einen großen Sieg der Nationalsoziali st en. Sie hätten ihn vom Kriegsministerium weggejagt wegen der Maßnahmen, die er in seiner Eigenschaft als Innenminister getroffen habe. Daß er das Innenministerium noch beibehalten Hab«, sei wahrscheinlich nur ein taktisches Manöver, um das„Gesicht" des Kabinetts zu retten.„Daily Telegraph " mißt dem Rücktritt Groeners sehr sck-werwiegeiche Bedeutung bei, denn solange er Kriegsminister ge- wesen sei, habe man sich im Fall« eines nationalsozialistischen Auf- standes auf die Reichswehr verlassen können. Groeners Rücktritt zeige klar, daß die Nationalsozialisten bei den füh- renden Männern der Reichswehr an Bode,, ge- w o n n en hätten.„Daily Expreß " meint, entweder sei ein neues Kabinett zu erwarten, in dem die Nationalsozialisten mit dem Zentrum regiere», oder eine militärische Diktatur mit Hindenburg an der Spitze und den Generälen und Admiralen als den„treiben- den Krästen hinter dem Thron".„Daily Mail" begründet den Rück- tritt Groeners lediglich damit, daß es unmöglich für einen Mann sei, beide Ministerien gleichzeitig zu verwalten.
Das Massenelend in LlGA. Etaatshilfe erzwungen. Washington , 13. Mai. Präsident H o o v« r hielt im Weißen Haus eine Konferenz ab. an der der Bankenausschuß des Senats, die Parteiführer, General Domes und der Gouverneur der Federal Reserve Bank teilnahmen und in der beschlossen wurde, noch vor der Vertagung des Kon- grefses, ein Arbeitslosengesetz fertigzustellen. Es wurde ein Kompromißvorschlag ausgearbeitet, nach dem die Finance Re- constructions-Corporation weitere 1500 Millionen Dol- l a r ausgibt, von denen 300 Millionen den Bundesstaaten für direkte Arbeitslosenunterstützung gegeben werden sollen. 40 Millionen sollen zur Förderung der Aussuhr landwirt- fchastlicher Erzeugnisse und der Rest für öffentliche Arbeiten den Bundesstaaten und zur Unter st ützung der Privat- Industrie verwendet werden. Kein Ausweichen Herriois. Er muß die Regierung bilden. Paris , 13. Mai. (Eigenbericht.) Leon Blum beginnt im„Populaire" eine Artikelserie über die Möglichkeiten der Regierungsbildung und die Stellung der Sozialisten dazu Zuerst erklärt Leon Blum , da jetzt die Radikalen die stärtste Kammersraktion bildeten, müßte der Präsident der Re- publik ihren Führer Herriot mit der Kabinettsbildung beauftragen. Herriot könne sich trotz aller Gerüchte, die in den letzten Tagen
verbreitet wurden, diesem Ruf« nicht entziehen, denn e r verkörpere in den Augen des Landes diese Partei. Es fei für Herriot u n- möglik, sich von seinem eigenen Siege freizu- machen und die Fahne oder die Befehlsstandarte anderen zu übergeben, und sicherlich habe Herriot auch nicht einen einzigen Augenblick daran gedacht. Zwischenfälle im Gklarekprozeß. Staatsanwaltplädoyer gegen Kohl und Sokolowsti Im Sklarek-Prozeß kam es heute während des Plädoyers des Staatsanwaltschaftsrals Dr. W e i ß e n b e r g, der den Angeklagten Kohl und S o k o l o w s k i sehr scharf zu Leibe rückte, zu Zwischenfällen, wie man sie sonst während einer Anklage- rede noch nicht erlebt hat. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Weihenberg beschäftigte sich zu Be- ginn seiner Rede mit dem Angeklagten Kohl. Als er sagt, Kohl spiele im Gerichtssaal eine traurige Rolle und stelle eine traurige Figur dar, während er früher doch über ein sehr gutes Gedächtnis verfügte, kommt es zum Zwischenfall. Der Zuhörerraum gibt laut seinen Beifall über diese Aeußerungen des Staatsamvalts kund. Rechtsanwalt B r a u b a ch erhebt sich und bittet den Staatsanwalt, unnötige Schärfen um so mehr zu vermeiden, als sie den Zuhörer- räum zu Beifallskundgebungen veranlassen. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Weißenberg verbittet sich in sehr scharfem Tone die Unter- brechung seiner Rede. Der Vorsitzende, Dr. K e ß n e r, greift ein und erklärt, daß es Sache des Staatsanwalts sei, so zu plädieren, wie er es für nötig halte: er fordert das Publikum auf, sich jeder Kundgebung zu enthalten. Als nun der Staatsanwalt sortfohrend die Behauptung ausstellt, daß das von den Gebrüdern Sklarek übernommene Lager durchaus nicht schlecht gewesen sei, ruft Leo Sklarek dazwischen: Böß hat das ja selbst vor dem Oberverwalwngsgericht zugeben müssen. Staaisanwaltschastsrat Dr. Weißenberg: Bitte mich nicht zu unterbrechen. Setzen Sie sich! Der Vorsitzende zum Staatsanwalt: Ich glaube, das ist meine Sache, den Angeklagten zur Ordnung zu rufen. Zu Leo Sklarek: Halten Sie den Mund, Leo Sklarek. Staatsanwaltschaftsrot Weihenberg sortfahrend: Keiner, der die Angeklagten Sklarek kennt, wird glauben, daß sie sich bei der Uebernahme des Lagere haben betrügen lassen. Ueber den Angeklagten S o k o l o w s k i sagte der Staats- anwalt, daß er fett 1024 seine gesamte Kleidung bei Sklareks be- zogen, Preise von 40 Mark für den Anzug gezahlt habe und selbst diesen Verpflichtungen nur ganz selten nachgekommen sei. Er Hot auch 24000 Mark als Bar zu Wendungen erhalten. Eine seiner Pilichtwidrigkeiten bestand darin, daß selbst die Preis- Herabsetzung durch Kohl ihm nicht genügt hat und er den Preis noch einmal herabsetzte. So ergab sich die interessante Tatsache, daß der ursprüngliche Verkaufspreis 166 000 Mark ausmachte, der Vertragspreis 106 000 Mark, der von Kohl fest- s
gesetzt« 91 000 Mark und schließlich der aus der„Verrechnung" des Angeklagten Sokolowski endgültig festgelegte 82 000 Mark ausmacht. Sokolowski duldete auch, daß die Sklareks nur sehr schleppend zahlten: er nahm vordatierte Schecks entgegen und hat als Liquidator der KVG. trotz der schleppenden Zahlungen den Gebrüdern Sklarek«in Darlehen in Höhe von 15 000 Mark bewilligt. Todesfiurz aus dem Fernzug. Oos Opfer ein 6 jähriges Kind. Aus dem Fernzug Breslau— Berlin stürzte bei der Statton Wuhlheide in der vergangenen Nacht der sechsjährige Ludwig K u c z i n s k i aus Damme, Kreis Westhavelland, auf die Gleise. Der Unfall war sofort bemerkt und der Zug durch Ziehen der Notbremse zum Hatten gebracht worden. Mit schweren Verletzungen wurde das Kind ins Lichtenberger Hubertuskronkenhous gebracht. wo es heute mittag g e st o r b e n ist. Die näheren Begleitumstände des Unglücks sind noch nicht bekannt. Zn Kohlensäure erstickt. Gewaltiger Gasausbruch im Kalibergwerk. Waldenburg i. Schl., 13. Mai. Ein eigenartiger Unfall ereignete sich aus einem st i l l g e l« g- ten Schacht der Waldenburger Bergbau A.-G. in Steingrund. Der Angestellte Julius Scholz der Wach- und Schließ- oescllschaft„Oculus" stieg auf dem Revisionsgang in den Senk- hals des Ventilators und erstickte in der dort vorhandenen Kohlensäure. Obwohl sofort Rettungsmannschaften zur Stelle waren, konnte man ihn nur als Leiche bergen. Seesen , 13. Mai. In der Nacht zum Freitag ersolgte ans dem seit 1924 still- liegenden Kalibergwerk„Carlsfund I" in Groß- Rhüden ein Gasauebruch, der die auf dem früheren Bergwerks- gelände wohnenden Leute in große Aufregung versetzte und sie ver- anlaßte, schnellstens ihre Wohnungen zu räumen. Die Gasentwicklung war so gewaltig, daß die Mauerung von zwei Stollen, d. h. viele Kubikmeter Erdmassen und Gestein, bis 50 Meter weit über das Gelände geschleudert wurde. Das donnerartige Ge- töfe dauert« etwa 10 Minuten an und war von starker Rauch- entwicklung begleitet. Großfeuer in Leipzig . Im Fabrikgebäude der Gustav T i« tz e A.- G, Stempelwaren-, Maschinen- und Spielsabrik in Leipzig , ist am Frei- tagmorgen ein Grohfeuer ausgebrochen: das Feuer hat cmsii wesentlichen Teil der Fabrikanlagen und des vorhandenen Lagers vernichtet.