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Rr. 229 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Mittwoch, 18. Mai 1932

Schreckensnacht auf dem Philippard" Die Katastrophe in Guels.

Das Schiff brennt noch immer/ Gerüchte von einem Anschlag

Paris  , 17. Mai.  ( Eigenbericht.)

Ueber die Entstehung des Brandes auf dem Dampfer Georges Phillippard" und über die genaue Zahl der Gereiteten bzw. der Opfer liegen in Marseille   und Paris  . auch bis Dienstagabend noch feine direkten Nachrichten vor. Die Schiffahrtsgesellschaft hat in Marseille   lediglich bekannt­geben lassen, sie sei von dem Kapitän des Dampfers funtentele­graphisch benachrichtigt worden, daß die Mehrzahl der Passagiere und Besatzungsmitglieder von den Dampfern ,, Sowjet Staja- neft", ,, Mashud und Contractor" gerettet worden sei. Weitere Einzel­heiten würden drahtlos übermittelt, sobald die drei genannten Dampfer in Aden eingelaufen feien und die Schiffe, die sich an der Rettungsaktion beteiligt hätten, die Zahl der Gerefteten mitgeteilt hätten. Der Vertreter der französischen   Schiffahrtsgesellschaft in Uden   hat mitgeteilt, daß der Ostajiendampfer André Lebon" gebeten worden ist, seine Route zu ändern und dem russischen Petroleum­dampfer entgegenzufahren, um die auf ihm befindlichen Passagiere und Besatzungsmitglieder, darunter den Kapitän, zu übernehmen und nach Aden oder Dschibudi zu bringen. Bisher feien sechs Schiffe bekannt, die Gereftete an Bord haben. Man vermutet jedoch, daß sich noch weitere Dampfer an dem Rettungswerk be­

teiligt haben.

am Dienstag Pressevertretern erklärt, daß sich die Vermutung, der Brand sei auf einen Anschlag zurückzuführen, bisher in keiner Weise rechtfertigen lasse. Im übrigen gibt die Gesellschaft bekannt, daß der Dampfer bei der Ausreise keine Waffen- und Munitions­ladung an Bord gehabt habe, sondern nur ein Auto, auf dem eine fleine Kanone aufmontiert war.

Die Zahl der Mitglieder der Besazung beläuft sich, wie in= zwischen festgestellt wurde, auf 347 Mann, unter denen sich 184 Chi­nesen befinden. Ihr Vertreter hat die Gesellschaft telgeraphisch ge­beten, ihr die Zahl und die Namen der Bassagiere mitzuteilen, die

sich in den einzelnen Häfen eingeschifft haben.

Der Dampfer brennt nach einer Meldung aus Aden immer noch und hat starke Schlagseite nach Backbord. Am Dienstagmittag befand er sich etwa 50 Seemeilen nördlich vom Kap Guardafui  . Das Schiff wird von der Gesellschaft als verloren angesehen. Selbst menn es nicht sinken sollte, dürfte es durch die Einmirkung des Feuers derart beschädigt sein, daß eine Wiederherstellung des Dampfers nicht in Frage fommt.

Der Direktor der französischen   Sicherheitspolizei hat

Kurzschluß als Ursache?

Was die Ueberlebenden berichten.

Aden, 17. Mai.

1 Meter hoher Schlamm auf allen Straßen. Koblenz  , 17. Mai. Zu dem furchtbaren. Unwetter in Guels werden noch folgende Einzelheiten bekannt:

Die an Bord des Dampfers ,, Contractor" hier Ueberlebenden des Dampfers eingetroffenen Philippard" erklären, der Brand sei so heftig gewesen, daß man ihn in einem Umkreis von 50 Kilometer habe schen können. Es habe keine ernste Banif gegeben. Das Feuer sei um zwei Uhr früh durch Kurzsch I us in einer Kabine entstanden. Hunderte von Passagieren hatten zuerst geglaubt, an eine Rettung sei nicht zu

Seit dem Eintritt der Katastrophe sind mehrere hundert Feuer­und Wasserwehrleute, Mitglieder der Technischen Nothilfe und Ein­wohner aus den benachbarten Orten fieberhaft tätig, um die un­passierbaren, bis zu einer Höhe von 1 Meter ver­schlammten Straßen wieder in Stand zu bringen. Eine große Gefahr droht durch den bevorstehenden Einsturz von fünf bis sechs Häusern, die in der Nacht bei Scheinwerfer­licht geräumt wurden. Niemand erinnert sich, jemals solche Kata­strophe erlebt zu haben. Innerhalb von drei Minuten war eine so riesige Wassermenge niedergegangen, daß auf dem Spielplag der Schule das Wasser bis zu 3 Meter hoch stand. Fast alle Erdgeschoß­wohnungen stehen bis zur Decke unter Wasser. Geradezu trostlos sieht es auf den Weinbergen von Winningen  , Buben­heim und Roettgen aus.

danken, und mehrere hätten den Tod gefunden. Das Feuer habe sich mit ungeheurer Schnelligkeit aus gebreitet, die Passagiere seien nach vorn geflüchtet. Die Zerstörung der Funkanlage habe verhindert, den SOS Ruf auszusenden. Viele Passagiere hatten sich, da sie die Boote nicht erreichen konnten, in das von Hai. fischen wimmelnde Meer gestürzt. Die Ueberlebenden schildern erschütternde Szenen. Viele sind von ihren Familienangehörigen getrennt worden, über deren Schick sal sie nichts wissen. Ein 1½jähriges Kind und ein noch jüngeres befinden sich ohne Eltern an Bord des ,, Con= tractor".

Die ums Leben gekommene Familie Flod  , die 40jährige Ehefrau, ihre beiden zwei und fünf Jahre alten Kinder sowie ein 11jähriges Pflegekind, sind aus den Trümmern des eingestürzten Hauses geborgen worden.

Neuaufrollung des Calmette- Prozeffes?

Zur Zeit meilen Regierungsvertreter in dem so schwer be troffenen Gebiet. Die Aufräumungsarbeiten dürften sich noch die ganze Woche hinziehen. Der Gesamtschaden läßt sich auch heute noch nicht annähernd übersehen.

Nervenzusammenbruch des Vorsitzenden./Urteil noch nicht rechtskräftig.

Das furchtbare kindersterben von Lübed, das in den letzten Jahren die deutsche und europäische Deffentlichkeit in hohem Maße beschäftigte und zu einer Berurteilung der beiden Aerzte  Prof. Dr. Dende und Medizinalrat Dr. Altstädt zu Gefängnis­strafen führte, wird vielleicht noch einmal die Gerichte beschäftigen

müffen.

Eine besondere Tragik will es, daß der Vorsitzende des Riesen­prozesses, Amtsgerichtsrat Wibel, an einem Nervenzusammen­bruch erkrankt ist, der ihn zwang, einen längeren Urlaub nachzu suchen und in ein süddeutsches Sanatorium zu gehen. Die Erkrankung Wibels ist zum Teil auf Ueberarbeitung zurückzuführen: die Vor­bereitungen zu dem Prozeß, der einen dem Richterkollegium und vielen Prozeßbeteiligten an sich fremden Fragenkomplex behandelte, und die wochenlange Dauer dieser an aufregenden Zwischenfällen und Zusammenstößen so reichen Verhandlung haben gerade an die Nerven des Vorfizenden die allergrößten Anforderungen gestellt. Darüber hinaus aber leidet Wibel unter der Vorstellung, daß seine Kräfte zur Meisterung des Stoffes nicht ausgereicht hätten und daß der gefällte Spruch vielleicht doch ungerecht sei. Er hat die Ansicht geäußert, es bereite ihm unendlichen Schmerz, daß er Menschen, die

Massenerkrankungen an Sonnenbrand!

als Wissenschaftler viel geleistet und das Beste gewollt hätten, nach dem Paragraphen habe verurteilen müssen. Schon bei der Urteils­verkündung merkte man Wibel seine ungeheure Erregung an. Er sprach mit flüsternder Stimme und war totenbleich. Amtsgerichtsrat Wibel genießt in Lübed einen hohen Ruf: sein vorbildlicher Fleiß, sein starter Gerechtigkeitssinn und seine liberale Weitherzigkeit

werden gerühmt.

Zwei schöne Tage und ihre Folgen.

An den sonnigen Pfingstfeiertagen haben sich Tausende von Badenden und Ausflüglern derart unvorsichtig der Sonnen­bestrahlung ausgesetzt, daß sie jetzt unter den Nachwehen schwer zu leiden haben. Allein auf dem Städtischen Rettungs­amt der Stadt Berlin   fragten im Laufe des gestrigen Tages Hunderte von Sonnenopfern" an, wie sie ihre Schmerzen lindern tönnten. Vielen war die ganze Kopfhaut verbrannt, andere hatten den Körper über und über mit Blasen bedeckt.

Leider machen es die meisten Badenden so, daß sie sich nach dem Schwimmen unmittelbar der Sonne aussehen, anstatt sich gründ­lich zu frottieren und sich mit Hautkreme einzureiben. Jeder glaubt, daß der nasse Körper leichter bräunt. Und hierin liegt gerade die Den große Gefahr. Es bilden sich schmerzende Wasserblasen. Sonnenverbrannten wurde empfohlen, den Körper mit gutem

Die rechtlichen Folgen der Erkrankung des Vorsitzenden im Calmette- Prozeß sind noch unübersehbar. Das Urteil gegen die An­geflagten fann nicht rechtskräftig werden, wenn es nicht vom Vor­sigenden unterzeichnet ist. Es handelt sich um ein Dokument von über 500 Druckseiten. Sollte es Wibel in seinem gegenwärtigen Zu­stande vorgelegt und von ihm unterschrieben werden, so wäre bei dem Gesundheitszustand des Amtsgerichtsrats ein Revisionsgrund gegeben. Sollte er nicht wieder gesunden, so ist ein Ausweg ohne eine Neuaufrollung des Gesamtverfahrens schwer erkennbar. Zum mindesten aber ist eine starke Verzögerung im Gang des Instanzen­meges bereits jetzt eingetreten. Das sieht man auch daraus, daß der freigesprochene Angeklagte Prof. Klotz seinen Dienst im Kranten  haus bisher nicht wieder antreten konnte, weil das freisprechende Urteil noch nicht rechtskräftig geworden ist.

Neue Luftstrecke Brüssel  - Berlin  . Am Dienstag wurde die neue Luftfahrtstrede Brüssel   Berlin   eröffnet. Gegen 37 Uhr abends landete das Flugzeug der Belgischen Luftverkehrsgesellschaft Sabena", ein dreimotoriger Fokker F 7, auf dem Tempelhofer   Felde. Die Flug­strecke führt von Brüssel   über das rheinisch- mestfälische Industrie­gebiet nach Berlin  . Aufgestiegen war der Apparat in Brüssel   Punkt 2 Uhr nachmittags. Infassen der Sabena  " waren Vertreter der belgischen Luftfahrt und der belgischen Regierung. Zu ihrem Emp fang hatten sich Vertreter der verschiedenen Reichsministerien, der Stadt Berlin   und der Deutschen Lufthansa eingefunden. Direktor Wronsky von der Deutschen Lufthansa führte aus, daß mit dieser Landung ein neues Glied in der Kette internationaler Verbindungen entstanden sei, eine Verbindung zwischen der belgischen Hauptstadt, den deutschen   Industriezentren im Westen und Berlin  . Direktor Wronsky wünschte dem jungen Unternehmen Er­folge, besonders auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet. Die neue Strede möge die Beziehungen zwischen Deutsch  land und Belgien   festigen und inniger gestalten.

Todessprung einer 67jährigen.

Trodenpuber zu behandeln und die besonders mitgenommenen

Rörperteile mit Lenicet oder Ornicetjalbe leicht einzureiben. Bei großen Wunden sind leichte essigsaure Tonerdeumschläge schmerz­lindernd. Sollte die Kleidung an den Wundstellen zu sehr scheuern, find leichte Verbände angebracht. Bei Fieber oder schwereren Komplikationen ist in jedem Falle sofort ein Arzt zur Hilfe heran­

zuziehen.

Erhöhte Verkehrssicherheit in Treptow  .

Infolge der stärkeren Benutzung der Straße Am Treptower Part seit dem Ausbau der einen Fahrbahn der Köpenicker Land­straße haben sich in den letzten Monaten eine Reihe von Unfällen, darunter auch schwerere, ereignet, die auf mehrfache Ursachen zurück­zuführen sind. Zunächst einmal ist die Fahrbahn der Straße Am Treptower Park verhältnismäßig eng und hat außerdem Stampf­asphalt, auf dem sich bei feuchter Witterung die Nässe wegen der Nähe des Parkes besonders lange erhält. Die Straße hat während der wärmeren Jahreszeit einen starken Fußgängerverkehr aufzu= weisen und wird von vielen Kindern überschritten, die die dort be= findlichen städtischen Liegewiesen aufsuchen. Desgleichen sind der Radfahrer- und der allgemeine Fahrzeugverkehr dort sehr lebhaft, da sich einmal in der Nähe Laubenkolonien befinden und zum anderen die Straße Ausfallweg nach den südöstlichen Vororten ist. Schließlich wird der Durchgangsverkehr zeitweise durch parkende Fahrzeuge behindert. Auf Grund mehrerer Besprechungen mit Ver­tretern der Anwohnern und Grundstüdseigentümer sowie eingehen­den Feststellungen hat der Polizeipräsident nunmehr folgende Maß­nahmen angeordnet: Herabsetzung der Fahrgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer für alle Fahrzeuge; Parkverbot für beide Straßenseiten. Anlage eines Radfahrweges auf der Parkseite in der Richtung nach dem Stadtinnern. Kennzeichnung der Fußgänger­überwege an einigen Straßeneinmündungen durch Metallnägel in der Fahrbahn und schließlich Aufrauhung des Asphalt. zahlreichen Interessenten geforderte Sperrung der genannten Straße, die als Schnellverbindungsweg erster Ordnung gilt, ist nicht durch führbar.

Im Alterswohlfahrtsheim des Bezirksamtes Prenzlauer Berg  in der Greifswalder Straße 225 spielte sich am Dienstagmittag ein aufregender Borfall ab. Das Flurfenster im 3. Stockwerk des Ge= bäudes wurde plöglich geöffnet und mit einem Aufschrei stürzte sich eine alte Frau auf den Hof hinab. Die Lebensmüde, eine 67 Jahre alte Wohlfahrtsempfängerin Anna Grams, war auf der Stelle tot. Wie die polizeilichen Ermittlungen ergeben haben, ist die Greifin in einem Anfall von Geistes gestörtheit in die Tiefe gesprungen.

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Kind im Bett erstickt!

Auf tragische Weise ist gestern nachmittag das 12 Monate alte Kind Eberhard Rische aus der Pestalozzistraße 75 in Charlotten­ burg   ums Leben gekommen. Das Kleine war mit dem Kopf zwischen die Eisenstäbe seines Bettchens geraten und hilflos erstidt. Als die Mutter von einer furzen Besorgung heim­fehrte, entdeckte sie den schrecklichen Vorfall; ärztliche Hilfe war jedoch vergebens. Die Heine Leiche ist beschlagnahmt worden.

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Pilzvergiftungen beginnen wieder.

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Die von

Vor einigen Tagen erfrankte nach dem Genuß von Bilzen   die 49 Jahre alte Agnes Münchenhagen aus der Brandenburgischen Straße 10 in Südende. Die Frau wurde ins Krankenhaus Lichterfelde   gebracht, wo sie trotz aller ärztlicher Bemühungen an den Folgen der Vergiftung gestorben ist. Von der Kriminalpolizei ist eine Untersuchung eingeleitet worden.

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