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Rr. 235 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts 21. Mai 1932

Zum Gosener ,, Spreewald  "

Man muß nicht immer in den Spreewald fahren, wenn man Spreewaldlandschaft kennenlernen will. In der nächsten Nähe der Weltstadt gibt es ähnliche Landschaften, die mit geringstem Rosten and Zeitaufwand erreicht werden können. Wir fahren mit der Eisenbahn nach Wilhelmshagen. Interessant ist hier die Drtsanlage: Alle Straßen gehen nach Süden radial vom Bahnhof ab. Die Querstraßen, die diese strahlenförmigen Straßen verbinden, bilden Kreise, deren Mittelpunkt der Bahnhof ist. Wir wandern nun in südlicher Richtung nach effenwinkel zum Ufer der Spree  . Hier laffen wir uns übersetzen und wandern auf herrlichem Wald­mege meiter in füdlicher Richtung zur Försterei Fahlenberg, bie am Gosener Graben liegt. Hier haben mir unser Spree­maldgelände" erreicht. Wenn wir die Chaussee überschreiten, die Müggelheim   mit Gosen   verbindet, finden wir das idyllisch am Baffer gelegene Gasthaus Fischerhütte. Der Gosener Gra ben stellt die Verbindung her zwischen der Müggelspree und dem Seddinsee. Zwischen Biesen und dunklem Wald schlängelt er sich dahin. Klar ist oft sein Wasser, so daß man den reichen, manchmal zu reichen Pflanzenwuchs auf seinem Grunde beobachten fann. Seitentanäle zweigen sich ab, die leider immer mehr verlanden und schließlich unbefahrbar werden. Das ganze Gebiet, das zwischen Gofen, Neu- Zittau  , Erfner und dem Dämerizfee liegt, ist tatsächlich ein fleiner Spreewald für sich. Es ist der Rest eines breiten Seebedens, das im Laufe der Jahre austrodnete. Die Rinn fale, die es durchziehen, sind der spärliche Rest der einstigen großen afferflut. Auch der Spreelauf hat ja im Laufe der Jahrtausende manche Veränderung erfahren. Geologische Beobachtungen zeigen 3. B., daß die Spree, die heute füdlich von Rahnsdorf   fließt, früher auch nördlich von der Stelle der heutigen Siedlung vorbeigeflossen fein muß. Nun mandern mir über die Straßenbrücke hinweg nach Gofen. Von der Chauffee aus haben wir einen guten Blick über has rinnfaldurchflossene Gelände. Gosen   selbst ist von zwei Straßen burchschnitten, die im Innern des Dorfes ein regelmäßiges Kreuz bilden und den Ort in vier fast gleichmäßige Teile zerlegen. Das im Sommer viel besuchte Dorf murde 1754 von Friedrich II.   ge gründet, der hier Pfälzer ansiedelte. Noch heute hat es den Cha rotter eines bodenständigen Aderbauer und Fischerdorfes behalten.

Rätsel um ein Auto.

Blufflede im gestohlenen Wagen. Fahrlässigkeit oder Verbrechen?

In der Sedanstraße in Weißensee murde am Freitag eine führerlose Opellimousine aufgefunden. Die Polster des Wagens maren start mit Blut bespritzt. Wie von der Polizei sehr bald fest gestellt werden konnte, war das Auto seinem Besizer, dem Fourage händler Meyerhardt aus Halensee  , am Donnerstagabend in der Neuen Friedrichstraße gestohlen worden. M. hatte im Hause Nr. 80 eine Besorgung zu erledigen, und als er nady efniger Zeit wieder auf der Straße erschien, war der Wagen verschwunden.

Bald nach Auffindung der Limousine wurden hinter einem Zaun in der Greifsmalder Straße 97 blutige Kleidungsstüde fo wie Teile und Schrauben eines Autos entdeckt. Man brachte diesen neuen Fund mit der gestohlenen und blutbefleckten Limousine in Zusammenhang, und die sofort angestellten polizeilichen Nach forschungen bestätigten die Vermutung. Hinter dem Bretterzaun lag ein modefarbener Damenstaubmantel, ein heller Damen- und ein brauner Herrenhandschuh und einige Taschentücher. Alle Sachen waren flark mit Blut durchtränkt. Da der Verdacht nahe lag, daß eine Bluttat begangen worden sei, murde Kriminalkommissar Stiller von der zweiten Reservemordkommission mit den weiteren Ermittelungen beauftragt. Dabei stellte sich heraus, daß der Wagen­befizer in der Seitentasche neben dem Führersiz des Autos stets eine scharfgeladene Pistole mit sich führte. Diese Waffe konnte nicht gefunden werden. Die Polizei kombiniert zunächst so, daß die Autodiebe, vermutlich junge Burschen, in dem gestohlenen Wagen ihre Freundinnen mitgenommen haben. Als einer der Burschen unterwegs die Taschen des Autos durchsuchte, fand er die Bistole, die sich offenbar beim unvorsichtigen Hantieren entlub. Wahrscheinlich ist die Kugel einer der Begleiterinnen in den Körper gedrungen. Was dann weiter geschehen ist, ist zunächst noch

rätselhaft.

Andererseits ist auch die Bermutung nicht von der Hand zu wetsen, daß die Polizei auf die Epur eines Kapitalver brechens gekommen ist.

Die Bewohner, Männer und Frauen, verstehen es meisterhaft, ihre Kähne durch das Wasser mit Hilfe der langen Stafstange zu treiben. Südlich von Gosen   dehnt sich der stark verlandete Wernsdorfer See. Zwei Bege fönnen nunmehr zur Heimkehr benutzt werden. Man geht entweder über den Gosener Berg, den die leider mißlungene Schillerwarte verunziert, nach Schmödwig von

Eingang zum Gosener Graben

wo man mit der Straßenbahnlinie 86 oder auch mit dem Dampfer zurüdfahren kann, oder man wandert weiter um das Gojener | Spreewaldgebiet herum nach Neu- Zittau  , das ebenfalls 1754 angelegt wurde. Hier wenden wir uns nach Norden. Die Chaussee verläuft durch die weiten Spreewiesen nach Erkner  . Von hier führt die Bahn nach Berlin   zurüd.

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Beglängen: Wilhelmshagen- Gosen Kilometer, Gosen Schmödwig 5 Kilometer, Gosen- Neu- Zittau  - Erfner 6 Stilometer, Gesamtweglänge 9% bis 10% Kilometer.

Wie mit FD- Bug.

60 Meter Schienen auf der neuen Wannseebohnffrede. Auf Grund der Erfahrungen, die bei den elektrisch betriebenen Stadtschnellbahnen gemacht worden sind, geht die Reichsbahn schon jezt dazu über, auf der Wannseebahn   die Gleise und die Streckenverhältnisse so zu verbessern, daß ein ruhiger Lauf der elektrischen Züge erreicht wird. Zu dem Zwecke wird der teilweise noch vorhandene ältere Oberbau durch Reichsbahnoberbau modernster Bauart, wie er auf den dem internationalen und dem F.D. 3ugnerfehr dienenden Strefen nermendet wird, er neuert. Die Länge der Schienen, die bei diesen 30 Meter beträgt, wird hier versuchsweise durch Verschweißen zweier Schienen sogar auf 60 Meter gebracht. Ebenso wird der auf der Wannseebahn  ' schon vorhandene Reichsbahnoberbau älterer Bauart mit Schienen von 15 Meter Länge in gleicher Weise dadurch verbessert, daß vier Schienen von je 15 Meter Länge zu 60 Meter miteinander verschweißt und andere Mängel beseitigt werden. Auch die Weichen werden durch neue modernere ersetzt. Die Wannseebahn   wird also Ende d. 3. den modernsten Oberbau nicht nur in Deutsch  land, sondern in der Welt aufweisen.

Ab Sonntag Sommerfahrplan!

In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag um Mitternacht ober 0.00 Uhr, tritt bei der Deutschen Reichsbahn der Sommer fahrplan in Kraft. Der neue Sommerfahrplan bringt wieder eine Reihe wichtiger Neuerungen. Für die Sommermonate find mieder zahlreiche Saisonzüge vorgesehen, wichtigstes Merkmal des Schnell, Eil und Personenzüge 3. T." wesentlich neuen Fahrplans ist aber die Tatsache, daß eine große Anzahl der beschleunigt werden. Pfingstreisende, die noch mit der bis zum 23. Mai, 24 Uhr, geltenden Festtagsrückfahrkarte unterwegs find, müssen fich für die Rückfahrt nach den neuen Fahrplänen Der Fahrplanwechsel, der im allgemeinen alljährlich am 15. Mai richten, wenn diese am 22. oder 23. Mai ausgeführt werden sollen. stattfindet, wurde in diesem Jahre mit Rücksicht auf das Pfangstfest um eine Woche hinausgeschoben. Der starte Pfingstverkehr mit feinen Hunderten von außerplanmäßigen Einsatzzügen ließ einen Fahrplanmechsel unzmedmäßig erscheinen.

Sonnabend,

Einbruch nach Maß.

Ein ganz neuer und raffinierter Trid.

Hier ist eine Bierzimmerwohnung zu vermieten!" Auch über den April hinaus finden in Berlin   in den Sommer­monaten zahlreiche Umzüge ffatt, und so hat mancher Haus­wirt die Bermietungsschilder bereits vor dem Auszug der Mieter an die Haustür gehängt. Das hat eine Einbrecher­folonne nicht schlafen lassen, und sie ist auf einen raffinierten Irid nerfallen.

Beim Hauswirt flingelt es. Er öffnet, und vor ihm steht ein sehr würdig aussehender, gut angezogener Herr, der vielleicht seine 40 bis 50 Jahre zählen mag. Er ist hoch gemachsen, hat blondes, graumeliertes Haar und bewegt sich sehr vornehm. Kurzum, er wirkt durchaus vertrauenerpedend. Freilich, in seiner Begleitung befindet fich ein meibliches Wesen, das alles andere als einen guten Eindruck macht. Gesicht und Sprache sind ordinär, die Kleidung ist mehr als auffallend. Aber mas hat das groß zu sagen? 2cltere Herren haben manchmal einen eigentümlichen Geschmad. Daß der feine Eindrud, den der Kavalier macht, nicht täuscht, darauf wird man sich wohl verlassen können. Dieser erkundigt sich auch nach der freimerdenden Wohnung und bittet, sie besichtigen zu dürfen. Das wird gerne ge­währt, und der liebenswürdige Herr zeigt ein reges Interesse. Er blidt in alle Eden und Winkel, er mißt sogar die Zimmer aus, er sieht sich genau den Flur und die Tür an, er läßt sich in den Steller führen und klettert hinauf auf den Boden, alles gefällt ihm gut. Der Hauswirt ist glücklich, die Wohnung scheint ihm so gut mie ver mietet, und das Paar verspricht, in wenigen Tagen von sich hören 311 lassen.

Das ist auch geschehen. Freilich nicht so, wie es sich der Haus­mirt gewünscht hatte. Denn nach einigen Tagen war in die Woh Maß eingebrochen. Die Gelegenheit und das Wie und wann waren nung, die so aufmerksam besichtigt worden war, gleichsam nach) ja genau genug ausbaldomert worden. Führt man eine Unterhaltung geschickt, dann ist es leicht herauszubekommen, wann diese oder jene Partei nicht zu Hause ist. Die Beute war nicht gering. So fielen dem Baar   und seinen Komplicen, in der Innsbrucker Straße waren von Flurfenster auf einen fleinen Balkon und von dort in nicht weniger als 3000 M. Bargeld in die Hände. Die Einbrecher die Küche gestiegen. In der Bamberger Straße erbeutete die Rolonne

für 6000 M., in der Stübbenstraße für 5000 M. Werte. Aus Schöneberg   murden meitere fünf Einbrüche gemeldet, bei denen immer zuvor der feine Herr" als kommender Mieter erschienen mar. Inzwischen find auch aus Charlottenburg   neue Einbrüche gemeldet, die nach dem gleichen erfolgreichen Schema ausgeführt wurden. Die Inspektion II 1 im Polizeipräsidium fahndet jegt mit Eifer nach der Diebesbande und erbittet die Hilfe des Publikums.

Mord nach sechs Jahren aufgeklärt. Das eigene Kind erdrosselt und verscharrt.

Der Berliner   Kriminalpolizei ist es gelungen, ein Ber­brechen aufzuklären, das vor annähernd 6 Jahren verübt morden ist. Der Täter, ein 34 Jahre alter Arbeiter Albert Sift feffgenommen worden. Nach dem richterlichen Berhör ift Haftbefehl gegen ihn erlaffen worden.

Kolonie Fuchsminkel bei 3ühlsdorf bei Verwandten. Nach­H. lebte mit seiner jetzigen Frau damals in wilder Ehe in der dem die Frau einem Kinde, einem Mädchen, das Leben geschenkt hatte, wollte 5. wieder nach Berlin   zurückkehren. Auf dem Wege nach der Stadt muß 5. das Kind erdrosselt und verscharrt haben. Bei seinem Verhör behauptete er, daß das schwächliche Reugeborene unterwegs plöglich gestorben sei und er es furzerhand begraben habe, um allen Scherereien aus dem Wege zu gehen. Das soll aber nach Zeugenaussagen nicht den Tatsachen entsprechen, da das Kind fräftig entwickelt und völlig gesund war. nach der fleinen Leiche gesucht worden. Die Aktion verlief jedoch Bei Zühlsdorf ist gestern von der Polizei mit dem Kindesmörder ergebnislos.

Selbstmord eines Direktors.

Aus bisher noch nicht geflärten Gründen hat gestern der 48 Jahre alte Direktor Hermann Kamp in seiner Wohnung in der Württembergallee 25 in Charlottenburg   Selbstmord durch Erschießen verübt. K. war Vorstandsmitglied der Carl Flohr A.-G. und der Demag- Aktiengesellschaft   in Duisburg  . Angehörige fanden den Lebensmüden mit einem Kopfschuß in seinem Arbeitszimmer tot auf.

Billiger Sonnabend im 300. Am heutigen Sonnabend, 21. Mai, Ermachfene nur 50 Pf., für Kinder unter 10 Jahren nur 25 Pf.; fostet von 14 Uhr ab der Eintritt in den Zoologischen Garten für dieselbe Ermäßigung gilt für das Aquarium.

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die treffen mich täglich auf allen Wegen!

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