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Goldgrube Devaheim lis

Geheimkonten des Pfarrer Cremer

Auszeichnung tüchtiger Schupos.

- Wie man sich die Taschen füllte Anerkennung ausgesprochen worden. Gleichzeitig hat Polizeipräsi

In einem anderen Falle hat sich der Pfarrer Cremer mit 20 000 Mart auf Kosten des Provisionskontos der Deuzag be­reichert.

Die vorläufige Bernehmung der Angeklagten im Devaheim­Prozeß wurde gestern abgeschlossen. Was man während der zwei Verhandlungstage zu hören bekommen hatte, war einfach sensationell. Der Devaheim- Konzern war wenigstens für einen Teil der Aus dem Ivag- Bertrage von über 11 000 mark standen dem Werbe­Angeklagten zu einer Goldgrube geworden. Man bereicherte sich leiter Seul 55 000 Mart Provision zu. Jeppel erreichte es, daß auf jede erdenkliche Weise. Statt einer kontrolle gab es Ge­heimkonten, statt sparsamer Bewirtschaftung Verschleude- Seul auf einen Teil dieser Provision zugunsten des Propaganda fonds der Devaheim verzichtete; sie wurden aber nicht diesem gut­rung öffentlicher und genossenschaftlicher Gelder. gebracht, sondern in Höhe von 20.000 Mart dem Pfarrer Cremer Ein äußerst interessantes Kapitel der Anklage bildet die Be- überwiesen. Was sagt nun dieser vor Gericht? Er habe 20 000 m. handlung der

amerikanischen   Auslandsanleihe in Höhe von 2 500 000 Dollar, deren Treuhänderin die Hilfskasse der Gemeinnüßigen Wohlfahrts verbände Deutschlands D. m. b. H. war. Pfarrer Cremer gibt Aufschluß über die Aufgaben dieser Hilfskasse, verkürzt Hika ge nannt, und über die Rolle, die er darin gespielt hat. Die Hifa wurde im Jahre 1923 aus den fünf Spizenverbänden der freien Wohlfahrtspflege des Zentralausschusses der inneren Mission, der fatholischen Karitas, Zentralrats der deutschen   Juden, dem Deut schen Roten Kreuz und dem sogenannten Langstein- Berband ge­bildet. Sie war vom Reich anerkannt und erhielt auf Grund des Reichsfinanzausgleichs Gelder zur Bezahlung von Gehältern, die eigentlich für die Kommunen bestimmt waren. Das geschah, weil diese Wohlfahrtsverbände kommunale Aufgaben erfüllten. Die Gelder gingen der Hilfskasse zu, diese verteilte sie unter die Spigen verbände, und von hier aus floffen fie dann den einzelnen In ftitutionen zu. Dr. Cremer war Bevollmächtigter des Zentral­ausschusses der Inneren Mission für die Auslandsanleihe, er war auch vom Jahre 1928 ab Aufsichtsratsmitglied und Mitgeschäfts­führer der Hika. Die Gelder der Auslandsanleihe waren zwed­gebunden, sie waren bestimmt für gemeinnügige Unternehmungen. Der Verteilungsausschuß bestand aus Pfarrer Cremer, Dr. Mumm, Dr. Liebchen und dem amerikanischen  Bevollmächtigten, dem Rechtsanwalt Wronker- Flatow. Diesem ges hörte bei der Verteilung der Gelder ein Betorecht. Dem Rechts anwalt Bronfer Flatom dürften wegen der Geschäftsführung der Auslandsanleihe, die neben der Hilfskaffe ein selbständiges Da­fein führte, nicht gefallen haben. Er setzte als seinen Vertrauens: mann den jeßigen Angeflagten Claussen hinein, der von nun an die Verwaltung der Auslandsanleihe unter sich hatte. Claussen erklärte heute, daß er in der Auslandsanleihe ein vollkomme. nes Chaos vorfand. 60 Prozent der bewilliglen amerikanischen  Gelder waren fehlgeleitet worden. Wenige Tage vor Uebernahme der Auslandsanleihe durch ihn habe sein Vorgänger, der Buchhalter Otto, eine Anzahl Unterlagen einfach entfernt; sie seien vom An­getlagten Claussen erst später gefunden worden. Es waren Gelder gegeben worden, ohne Anerkenntnisse, ohne Quittun­gen und ohne Sicherungen, es bestand in vielen Fällen feine Möglichkeit, die Gelder zurüd zu erhalten. Die Hilfskasse sei be­reits damals dem Konfurs nahe gewesen. lleber alle diese Dinge mill der Angeklagte Claussen sämtliche Instanzen innerhalb des firch: lichen Kreises verständigt haben, ohne daß auch nur das geringste unternommen worden sei.

Tolle Zustände.

Der Angeklagte Clauffen hatte feine Hände im Spiele in ber. Affäre Lohmann. Dieser Fabrikbefizer, Schwager des Rechts­anwalts Bronfer- Flatow, befand sich in Geldverlegenheiten. Claussen wandte sich an Wilhelm Jeppel mit der Bitte, Lohmann 200 000 Mart zur Verfügung zu stellen. Man einigte sich dahin, daß man von den 1 500 000 Mart, die die Baugenossenschaft von der Ab­teilung Auslandsanleihen zu erhalten hatte, 200 000 Mart Lohmann als Darlehen zukommen ließ. Als die Rückzahlung fällig war, tonnte Dieser nicht zahlen. Jeppel machte Claussen den Vorschlag, daß Loh­mann einen Entschuldungsvertrag eingehe, und durch entsprechende Manipulationen erreichte man, daß die Heimstättenbank an die Baugenossenschaft für die an Lohmann gewährten 200 000 Mart Buerst 180 000, dann 50 000 Mart zahlte. Mit diesen 50 000 art murde das Privatkonto Jeppels bei der Heimstättenbank erkannt. Jeppel behauptet, daß er die Gelder als Schmiergelder verbraucht habe.

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Oskar Wöhrle

Jan Sus

Der Tetzte Zag

für Verpflichtungen benötigt, die er näher nicht bezeichnen wolle und habe Jeppel gebeten, ihm das Geld zu besorgen. Er fei über zeugt gewesen, daß Jeppel ihm diese Summe aus feinen Privat mitteln zur Verfügung gestellt habe.

Und schließlich die Geheimfonds und die Autoverkäufe des Pfarrers Cremer. Pfarrer Cremer war Geschäftsführer der Hilfs fasse und Schazmeister des Zentralausschusses. Unter Umgehung des Leiters der Wohlfahrtsabteilung im Zentralausschuß verfügte er am 15. April 1920, daß zwei Geheimfonten, das eine auf 30 000 Mart, das andere über 150 000 Mart eingerichtet würden. Diese Geheim­fonten verwaltete er in der Nachfolgezeit selbständig und erhob ver­schiedentlich große Summen. Die Unterlagen über die von ihm erhobenen Gelder hat er im Jahre 1930 vernichtet. Vor Gericht erklärte er, daß dies geschehen sei, nachdem die Konten von zwei Herren geprüft worden seien, und daß die von ihm erhobenen Gelder als Reisegelder für ihn und andere Herren, wie auch zu gemeinnüßigen Zweden verwandt worden seien. Mitte nächster Woche werden die ersten 3eugen zu Worte

tommen.

Versuchter Anschlag auf einen Zug.

Bischofswerda  , 20. Mai.

Die Beamten des auf der Strecke nach Burkau   verkehrenden Frühzuges bemerkten am Donnerstag auf der etwa 300 meter vor der Station befindlichen Eisenbahnbrücke einen Brand, der den Caffenbelag und die Brückenschwellen ergriffen halle. Als man das Feuer gelöscht hatte, fand man auf dem hölzernen Brüdenbelag eine Zündschnur. Man hat weiter festgestellt, daß der Brand von einer her hat man noch feine Spur von den Tätern. Die Sprengung und Explosion herrührte, die mit Sprengstoff bewirkt worden war. Bis­das Feuer hatten zum Glüd nur geringe Wirkung, fo daß der Eifen­bahnverkehr in feiner Weise gestört worden ist. Bom Dresdener Reichseisenbahnbetriebsamt sind für die Aufklärung des Anschlages 200 Mark Belohnung ausgesetzt worden.

Siebenjähriger im Kanal ertrunken.

Beim Spielen an der Böschung des Verbindungsfanals in der Sidingenstraße in Charlottenburg   stürzte gestern abend der sieben Jahre alte Harry Schulze aus der Huttenstraße 35 ins Wasser. Ein junger Mann, der den Borfall beobachtet hatte, sprang dem Rinde fofort nach und es gelang ihm, den Jungen zu fassen und an Land zu bringen. Der Verunglückte wurde durch die Feuerwehr ins Krankenhaus gebracht, wo er jedoch bald nach seiner Aufnahme trog aller Bemühungen der Aerzte starb. Gemeinschaftsfahrt nach Hamburg  .

Der Wohlfahrtsausschuß des Betriebsrats im Polizei­präsidium Berlin hat in Gemeinschaft mit der Arbeiter­wohlfahrt des 12. Kreises, Steglig, eine dreizehntägige Fahrt auf dem Motorkabinenschiff Baldur" nach Hamburg   ab geschlossen. Dem Bedürfnis nach einer besonders preiswerten und angenehmen Erholungsmöglichkeit während des Urlaubs dürfte durch diese Veranstaltung entsprochen werden. Sämtliche Beamte, Ange­stellte und Arbeiter des Polizeipräsidiums sind teilnahmeberechtigt. Die nur für Erwachsene zugängliche Fahrt beginnt am Montag, dem 20. Juni, 11 Uhr, in Spandau  , Lindenufer, und endet am Sonn­abend, dem 2. Juli, 13 Uhr, dortfelbft. Der Preis beträgt 47 m. Mit dem angegebenen Breis find abgegolten: Fahrt einschl. Ueber­nachtung( Bett) auf dem Schiff, zwölfmal Morgenkaffee, zehnmal Nachmittagstaffee ohne Zubrot, zehnmal Mittagessen( Fleischgerichte). Anmeldungen müssen bis spätestens 1. Juni bei Herrn Karl Schoen wetter, Berlin- Lichterfelde, Hindenburgdamm 71, erfolgen.

höckerung sei von meiner Seite aus ein Meisterstreich ge­mesen.

Ja, Kazenseich! Es war eine falsche Einbildung und meinerseits ein sehr dummer Streich. Denn von da an haben sie Hus an die Kezerkette getan und ihm viel Wassers in die Tinte geschüttet. Aus war's mit dem Schreiben, aus war's mit dem Botschaften. Herr, Schöpfer der Welt, Spender der Güte, schaff Geld! Laß wenigstens Pfennige tröpfeln, wenn's nicht Talerregen fein fann! Wie hab ich mir nach neuer Einnahmequelle den Schädel zermartert! Die Finger wurden ganz blaß vom Saugen. Es ist nicht jeder Tag Fangtag, aber heute scheint er's zu sein. Ich muß mich nur hüten, auf die Steinfugen zu treten! 3agg, aufgepaßt, richte die Schritte so ein, daß der Fuß immer auf die Mitte der Platte trifft! Das war als Kind schon mein Glaube. Wenn ich das fertig friegte, ging alles gut; wenn ich dagegen fehlte, strich mich die Rute. Lieber andere streichen, als selber gestrichen zu werden! In meinem Fall also heißt es, ungefäumt die Erbsen zur Aussaat stecken! Geht alles ordentlich auf, so hat die Alltagsschinderei ein Ende. Das Geid von der Stadt, von der Kanzlei des Königs und schließlich noch das von den Böhmen   dazugelegt, da müßte es schon mit der Alraune zu­gehen, wenn sich damit nichts anschaffen ließe. Doch erst das Geld haben! Gewiß, die Sache, die ich jetzt bringe, ist gut. Die Frage ist bloß, wird sie dem Vogt, diesem Abknider, wirklich fünfzig Gulden wert sein? Vielleicht findet er meine Forderung unverschämt. Er hat mir ja schon einmal ins Ge­sicht hinein gesagt, er tönne meine Zeitungen wohlfeiler haben. Wieso?" hab ich gefragt. Da hat er das Zahnfleisch freigelegt: Du stinkender Haufen Mist, ich laß dich einfach auf die Folter spannen!" Es sollte zwar ein Bih sein, aber an seinen Augen hab ich gespürt, daß dieser Wih dichtauf beim Ernst vorbeiſtrich. Nein, alles was recht ist: ich möchte nicht in Daumenschrauben stecken! Wie war's damals mit dem schieligen Enderle, als sie ihn auf dem Kief hatten? Dem haben sie die Sehnen ausgefchält und auf Spulen ge­widelt!

Dieser Balecz, so heilig und augenseufzend er tut, ist ein gewiffenloser Schaurer und Schuft, ein Bufager, aber fein Halter. Wo blieb die gehäufelte Hand voller Gold? Ich habe sie niemals gesehen. Eine Versammlung armseliger, grün­spaniger Dickpfennige wurde daraus. Frau Anna fonnte damit zwanzig dünngeratene Suppen fochen, gequetschte Gerste mit einem schleichenden Stück Fett drauf. Zu mehr langte es nicht. Bald haben die Krüppel wieder Hunger! Hunger! geschrien! Wenn ich um Nachschuß tam, sagte der Schurke: Halt deine Gosch! Ansonst!" So zahlt sich die Welt aus. Solcher Dank ist der Pfaffen Lohn. Doch ich hab's mir mit Mastir hinter die Ohren gepicht und hab mich dahin besorgt, wo der Hus fit. Bei den Dominikanern war's, auf der Insel. Dort lag er im Turm. Eine bestunkene Gegend, es roch ärger als im Grabe des Lazarus. Wer durch will, muß sich vor lauter Mönchsdred die Nase zuhalten. Ich hab sie mir zugehalten, was tut man nicht alles für seine Familie! Ich hab mit den Herren, mit den Stockfnechten und mit Hus selber verhandelt. Gegen gute Bezahlung versteht fich. Ich habe die Wächter bestochen, so daß sie mir aus der Hand fraßen. Ich hab Schreibzeug eingeschmuggelt, Tinte, Bergament und Bücher, so viel ich nur wollte. Die Briefe und Zettel, die Hus schrieb, hab ich entgegengenommen und Peter, dem Notar, gegen entsprechendes Botengeld behandet. Aber zuvor hab ich in entlegener Kammer Abschriften von den Briefen gefertigt. Aus gutem Grund. Man weiß ja, wo Geld ist, ist der Teufel. Bo aber fein Geld ist, da ist der Teufel zweimal. Drum, als ich wieder einmal einen der Nein, da will ich schon lieber zehn Gulden von vorn Beelzebube austreiben mußte, habe ich diese Abschrift an die herein ablassen und dem Vogt den Kram für rundaus vierzig frommen Väter verhandelt. Sie schwirrten drauf, wie die anbieten. Vierzig Goldgulden sind ja auch eine schöne Stange Fliege auf Schmeiß, und als sie fertig waren mit Lesen, Geld. Schäßungsweise ist es der Jahressold des Stadt fajauten sie fich an, als sei der Heilige Geist eine Kätnergans Schreibers, der gemeiniglich meine Aussagen ins Prototoll­und nicht eine Taube. Ich habe mir eingebildet, diese Ver- buch aufnimant. Der wird vielleicht tückisch werden, wenn er

Dem Polizeiwachtmeister Josef Mehner vom 284. Polizei. revier ist dieser Tage vom Polizeipräsidenten von Berlin  megen feines mutigen Verhaltens im Dienste seine ganz besondere dent Grzesinski   dem Beamten eine Geldbelohnung zugehen laffen. Dem jungen Wachtmeister ist bereits einmal nom preußischen Innenminister Severing im Dezember 1930 eine Geldbelohnung anerkannt worden. Damals war es Wachtmeister Megner gelungen, im Borort Buch an der Strecke Stettiner Bahnhof- Bernau, weitab von den Siedlungen, nacheinander mehrere Bogeiſteller zu verhaften, die in diesem Revier lange Zeit ihr Unwesen getrieben hatten. Das legte Mal hat sich Megner im Bucher   Forstgelände hervorgetan, als er durch schnelles und energisches Zugreifen zwei schmer bewaffnete Burschen festnahm. Weiter erhielt eine Belobigung Polizeimacht. meister Scharla u von der 4. Schupo- Inspektion. Sch. verhinderte am 24. Januar 1932 durch tatkräftiges Eingreifen beim Brande eines Privatautos die Explosion des Benzintanks. Außerdem wurden be lobigt die Schupooberwachtmeister 3 a chert, Fischer, 381. mert und Wachtmeister Manto von der 2. Berittenen Inspektion. Die Beamten zeigten in fritischer Situation bei der Auflösung eines Demonstrationszuges einer radikalen Bartei ein derart umsichtiges Verhalten, daß der Polizeipräsident dieses Verdienst öffentlich be­sonders anerkennt.

Bizetönig Feiffal in Berlin  . Gestern mittag traf, vom Haag tommend, der zweite Sohn des Königs vom Hedschas   und Nedschd, Bizefönig Feiffal, nebst Gefolge im Flugzeug auf dem Tempelhofer  Flughafen ein. Der Bizekönig wurde im Kraftwagen zum Hotel Adlon   geleitet, wo er als Gaft der Reichsregierung für die Dauer feines vermutlich bis Montag währenden Aufenthalts Wohnung

nimmt.

Wetteraussichten für Berlin  : Troden, heiter, sehr warm, schwache Luftbemegung aus füdlicher Richtung. Für Deutschland  : 3m größten Teil des Reiches Fortdauer des trodenen, heiteren und warmen Wetters; nur im Nordwesten wolfiger mit Gewitterneigung.

Parteinachrichten

Sinsendungen für diese Rubrik find

Berlin   G 68, Lindenstraße 3.

für Groß- Berlin

stets an bas Bezirkssekretariat 2. Sof, 2 Treppen rechts, zu richten

Die Bezirksführer sämtlicher Abteilungen werden ersucht, alle Sammelliften mit ihrem zuständigen Abteilungslaffierer umgehend abzurechnen. Der Bezirkskaffierer i. A.: Adolf Holz.

2m 20. Mai, vormiffags, braune 2ffentasche vergeifen auf Poft­aunt Gabelsbergerstraße, nahe Frankfurter Allee  ( Telephonzelle), mit Marken der Partei und Strichelbuch. Abzugeben bei Friedrich Salo­mon, Warschauer Straße 85, bei Schüler, IV.

7. nub 8. Areis. Juristische Sprechstunde findet heute nicht statt. 33. Abt. Flugblattverbreitung um 151 Uhr im 2otal Lug.

56. Abt. Montag, 23. Mai, 20 Uhr, bei Beutel, Kaiser- Friedrich- Straße 63, Mitgliederversammlung. Der Verbraucher und die Wirtschaftskrise. Re. ferent Genoffe Groppler. Die Bezirksführer laden ein.

97. Abt. Die Einladungen zur Abteilungsversammlung am 25. Mai tönnen heute vom Genossen Rohr abgeholt werden.

Frauenveranstaltung.

80. Abt. Sonntag, 22. Moi, Besichtigung der Ausstellung ,, Sonne, Luft und Haus für Alle." Treffpunkt 13% Uhr, Ring, Bahnhof Wilmersdorf­Friedenau.

Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde Groß- Berlin.

Es werden für die Vorarbeiten am Uebersee fünf Selfer Hir ben freiwilligen Arbeitsdienst gebraucht. Die Genossen werden ge. beten, sich Montag gegen 17 1hr in der Geschäftsstelle zu melden. Kreuzberg  : Der Singetreis tagt Montag, 17 Uhr, im Seim Urbanstraße. Alle Abteilungen müssen vertreten fein.

Tempelhof  : Unsere geplante Fahrt nach Brieselang   muß von 21./22. auf den 28./29. Mai verschoben werden, da die Herberge diesen Sonntag nicht frei ist.

Neutölln: Heute Selferzeltfahrt. Treffpunkt 161 Uhr Bahnhof Neukölln. Untoften etwa 80 Pf.

Köpenid: Die heute aus dem Zeltlager zurückkehrenden Fallen kommen bei fühlem Wetter zwischen 18 und 19 Uhr, bei sehr warmem Wetter zwischen 21 und 22 Uhr zu Hause an.- Gruppe Köpenid: Der Nestfaltenheimabend fällt am Montag aus.

Sterbetafel der Groß Berliner   Partei- Organisation

30. Abt. Unser Genosse Emil Reichmuth, Lychener Straße 96a, ist ver­storben. Ehre seinem Anbenten! Einäscherung Sonnabend, 13% Uhr, Gericht. straße. Rege Beteiligung erwartet die Abteilungsleitung.

84. Abt. Unfer Genosse Werner Scheliner hat infolge eines Unfalls durch Ertrinken im Ausland den Tod gefunden. Wir werden sein Andenken in Ehren halten!

121. Abt. Die Beifegung des Genossen Quist findet heute, 14% Uhr, auf dem Zentralfriedhof in Friedrichsfelde   statt.

| meine Forderung hört. Er braucht ja dem Vogt bloß mit dem Auge zu blinzeln, und der Unsegen ist fertig. Höre, Bagg Bagula, alter Armbrustzieler, es ist bestimmt besser, du forderst für deine Neuigkeiten nicht mehr als höchstens dreißig Gulden! Das ist immerhin noch ein ansehnlicher Pfrundsatz. Um diesen Schwung Geld zu verdienen, muß der Nachrichter zwanzig arme Sünder henken, und da braucht er gar manche Biegung ins Handgelenk, ganz abgesehen von dem zwanzig­maligen Marsch raus zum Galgen. Das wird mir auch der Säckler an der Stadtkasse vorrechnen. Es ist aussichtslos, daß ich dort bei dem Kneiflippigen mit meiner Forderung durch­komme. Wenn der seinen schlechten Tag hat, ist er imstand und läßt mich auf den Bock spannen. Dann frieg ich statt der dreißig Gulden dreißig mit dem Ochsenziemer auf die nackte Kerbe. Sei also noch bescheidener, 3agg, laß mit dir reden, mach's für fünfundzwanzig!"

Mit diesem Vorsatz betritt 3agula, eingeschriebener Kundschafter der guten und getreuen Stadt Konstanz  , im Re­gister der Späher mit Nummer 19 bezeichnet, die Räume der Stadtvogtei.

Der Eingangstür gegenüber hängt an der Tünchwand das höhnisch verzogene Gesicht eines Lällenkönigs. Der strect jedem, der die Tür aufstößt, mit einem Bäffzlaut die Zunge bis zum Halsknoten heraus. Trotzdem Zagula dieses Berier­werts gewohnt sein fönnte, erschrickt er doch jedesmal neu, wenn er in die grinsende Fraze schaut. Auch diesmal schüchtert ihn die häßliche Larve ein. Er nimmt den Schrecken als Schicksalsmahnung und beschließt, seine Forderung um weitere fünf Gulden zu verringern. Zwanzig also, aber dabei muß es bleiben!

Unaufhörlich quietschen die Türen. Hier, im Borzimmer des Bogts, jummt es mie bei einem Anflugloch der Bienen. Nur das diese Märenträger hier keinen Honig anschleppen, sondern das Gegenteil, Unrat.

3agg Bagula hegt manchmal ganz brauchbare philo­sophische Gedanken. Wenn es nichts Gesprochenes in der Belt gäbe, überlegt er, wäre die Weltschmäre heil; so aber eitert sie mit jedem Sag weiter.

Hustend kommt der schwindsüchtige Botenmeister ins Zimmer. Kundschafter Nummer 19 gibt das Kettlein mit der Metalltafel ab, das ihm jederzeit Empfang beim Bogt sichert. Dann jetzt er sich auf einen Schemel.

( Fortsegung folgt.)