Achsenreise Was zwei junge A Auf der P o l i z c i st u b e des Anhalter Bahnhofes sitzen zwei jugendliche Reifende, die aus Mangel am nötigen Fahr- geld die Strecke Prag — Berlin auf der Eifenbahnachfe zurück- gelegt haben. Die beiden Jungen— zwei 19jährigc Tschechen aus Prag — sind verdammt müde. Sie sitzen schlafend auf der Bant in der Stellung des Faultieres: Kopf und Arme suchen den Anschluß mit den Fußspitzen, und der ganze Körper hängt nach unten. Als der Kommissar den einen ein wenig an der Schulter rüttelt, kriegt man einen gelinden Schreck: Das ist ja ein Neger! Aus einem kohlschwarzen Gesicht leuchten zwei blaue Augen und zwei Perlenrcihen prächtiger Zähne. Die dicke Kohlenstaubschminke be- deckt aber nicht bloß das Gesicht, sondern vor allem einmal das einst saubere Hemd, Brust, Hände, Anzug und Schuhe. Sie suchten Arbeit in Berlin . Die beiden Achsenreiscndcn, der eine ist Fleischer, der andere Gärtner, sind arbeitslos, und dachten, wie so viele andere, in Berlin das große Los zu ziehen. Sie sind Freunde, wenn die Bekannt» schaft auch erst ganze vier Tage alt ist, aber beide hatten viel Mumm und wenig Geld. „Nun ist's schon egal, haben wir uns gedacht," erzählt der Fletscher,„drei Tage lang nichts im Magen, nun wollten wir auf jeden Fall raus." Jetzt hieß es aber erstmal die„Fahrkarte"— in solchem Fall benützt man dazu die Bahnsteigkarte— beschaffen, die kostet nämlich auch so gegen eine Tschcchenkrone. Das wurde wieder folgendermaßen gedeichselt. Im Deutschen Theater wurden„Die Meistersinger von Nürnberg " gespielt, und da stellten wir uns nach der Vorstellung am Theater auf und bettelten uns das Geld zusammen. Nun aber fix auf die Bahn, um 11.30 Uhr ging nämlich unser Zug. Durch mit der gelösten Bahnsteigkarte, bis hinten zu den Schlafwagen, dann, als der Zug ernst machte, schnell die Stufen raufgewichst, durch den Schlafwagen durch, auf der anderen Seite wieder raus und runter in unser Versteck. Erst kroch sein Freund drunter, bis er sich es so„bequem" gemacht hatte, das dauerte so lange, daß ich fast nicht mehr mitgekommen wäre. Grad im letzten Moment konnte ich noch drunterkrauchen, und los ging es. Nun mußt ich hängen, wie ich hing, ohne mich rühren zu können, bis
Prag — Berlin benteurer erlebten Dresden . Da habe ich mich dann ein wenig aufgerichtet und zu» rechtgesetzt. Als Kopfkissen hotte ich ein Rad, das brummte mir verdammt die Ohren voll, und außerdem mußte ich nach mächtig aufpassen, daß es mich nicht erwischte. Auf einmal krieg ich eine kalte Dusche ins Gesicht, da goß einer nämlich Wasser aus dem Fenster. Na, beschweren konnte ich mich nicht gut darüber! Meine Knochen taten mir so weh, daß es schon nicht mehr schön war, endlich um 1% Uhr morgens sind wir da! Ich krieche also ganz vorsichtig aus meiner harten Kabuse, da hantiert gerade ein Be- amter mit dem Wassereimer und ich mein' zu ihm:„Ach, könnt' ich vielleicht einen Eimer Wasser haben?"„Nanu," meint der,„wie sehen Sie denn aus?" Meine Erzählung, daß ickz beim Kohlenausladen half, scheint ihm nicht recht eingeleuchtet zu haben, er ließ sich nämlich meine Papiere zeigen, ich bot nochmal um Wasser, da meinte er:„Ja, ja, Sie kriegen schon Wasser, kommen Sie nur mal mit." Verdammt, nun hatte es geschnappt, das merkten wir. Was geschieht mit den weisenden? Nun werden ja Achsenfahrer, zum Unterschied von den Schwarz- fahrern, nicht bestraft, weil sie der Bahn keinerlei Schädigung zu- gefügt haben. Natürlich können die Jungen nicht hier bleiben, um das Riesenkontingent der Arbeitslosen noch zu vermehren: als erstes bekamen sie einen tüchtigen Happenpappen, dann wurden sie ge- säubert, nachher ging es nach dem Präsidium, wo sie im I u g e n d- heim als Durchgangsreisendc erstmal eingekleidet, ein bis zwei Nächte beherbergt und dann weiterspediert werden. Der Fleischer ist Waise und hat keinerlei Anhang, der Gärtner hat seine Eltern in Sibirien . Sie haben schon allerlei angepackt, denn auch ihnen erging es wie so vielen: raus aus der Lehre und schon arbeitslos! Zu leicht kommt da der Gedanke: In einer großen Stadt, wie Berlin , da muß es doch Arbeit geben.„Hat sich was mit der Arbeit, meine Junge," meint der Kommissar und sieht sorgenvoll in das hübsche, frische Jungengesicht.„Hier kannst du nicht bleiben, sonst bist du schneller auf dem schiefen Weg als du denkst."„So?" meint der Junge.„Na. dann ziehen wir halt wieder weiter." Jetzt freut er sich erstmal auf sein reines Hemd, den Anzug und ein Bett für die Nacht.. t
Da der Prand nach Schluß des Betriebes ausgebrochen ist, konnten genaue Feststellungen über die Entstchungsurfache noch nicht gemacht werden. Stichflammen auf öer Bodentreppe. Nicht minder gefährlich erwies sich der D)a ch st u h l b r a n d im Hause Wollantstraße 124 in Pankow , wo das Feuer im dritten Ouergebäude— Gartenhaus— entstanden war. Es war für die Feuerwehr sehr schwer, an den Brandherd heranzu- kommen, da die schmalen Höfe ein Einsetzen der mechanischen Leitern unmöglich machten. Es blieb nichts weiter übrig, als die Löschtrupps über das verqualmte Treppenhaus gegen den Brand- Herd vorzuschicken. Beim Aufschlagen der Bodentüren entstand eine riesige Stichflamme, die ihren Weg in das Treppenhaus nahm. Brandmeister Falke»Hein, Brandmeister Wehler und Feuerwehrmann Schulz wurden iwn der Flamme getroffen und ins Pankower Krankenhaus gebracht. Bei den weiteren Lösch- arbeiten verunglückte noch der Oberfeucrwehrman» N o w a ck von der Zugwache Wedding. Er erlitt Verletzungen am Kopf. Das Feuer konnte nach einstündigem Wassergeben eingekreist werden. Zahlreiche Wohnungen haben unter Wasserschaden schwer gelitten. Der dritte große Brand legte den Dachstuhl des Hause« Gustao-Adolf-Straße 92 in Asche, zum Teil wurde auch noch der Dachstuhl des angrenzenden Wohnhauses 93 stark in Mit- lcidenschafb gezogen. Etwa 3S0 Quadratmeter Bodenraum und die darüberliegenden Dachstühle brannten völlig herunter. Sechs Schlauchleitungen mußten in Tätigkeit gesetzt werden, um die Gewalt des Feuers zu brechen. Auch in diesem Falle ist die Eni- stehungsursache des Brandes noch unbekannt.
Schützt die Anlagen! Gemeinnutz geht vor Eigennutz. — Augen auf! Unter schwersten Opfern bemüht sich die Stadt auch in diesem schwierigen Jahr der Not, die Plätze und Parkanlagen wieder so herzurichten, daß sie nicht nur das Auge des Beschauers er» freuen, sondern daß sie der Jugend, den alten Leuten und den von der Tagessorge oder Tagesarbeit erschöpften Bürgern ein« freund- liche. Körper und Geist stärkend« Erholungsstätte bieten. Die Bäume stehen im ersten zarten Grün, die Ziersträucher entfalten ihr« Blütenpracht und Blumen vervollständigen das farbige Bild des Frühlings. Aber es ist nicht nur sonderbar, son- dcrn es ist tief beschämend, sobald es in den Berliner An- lagen grünt und blüht, dann beginnt sich oft in einem Teil« der noch unerzogenen, halberwachsenen Jugend ein Vernichtungswille zu regen, der mutwillig die mit vfeler Liebe gepflegten Pflanzen zerstört. Ein freundliches Ermahnen und Belehren durch Eltern. Lehrer und durch olle verständigen Besucher der städtischen Park- anlagen würde hier schon viel helfen. Weniger werden Wort« helfen bei allen den, meist wohl nicht mehr jugendlichen Elementen, die zum Zwecke der persönlichen Bereicherung werwolle Ge- wüchse aus den Anlggen entwenden. Außer seltenen Ziersträuchern sind es besonders die Rhododendruupflanzen, die, häufig im Früh» ling, sonst aber auch zu jeder Jahreszeit, Liebhaber finden. Sie werden zu Dutzenden in nächtlicher Stunde, wenn«ine Beobachtung und Beaufsichtigung der Plätze und Anlagen nicht in gewünschtem Maße durchgeführt werden kann, gestohlen. Alle Bemühungen, die Diebe oder ihre Abnehmer zu fassen, sind trotz polizeilicher Unter« stützung immer vergeblich gewesen. Der Bürgermeister des Bezirks Friedrichshain , Genosse M i e» l i tz. hat bereits durch öffentliche Bekanntmachung«ine namhafte geldliche Belohnung ausgesetzt. Aber auch damit ist den Schön« dern unserer Anlagen nicht beizukommen. Es ist anzunehmen, daß die gestohlenen Pflanzen für die Verschönerung so manchen Klein« gartens bestimmt sind und auch da, vielfach ohne große Mühe, wieder auffindbar wären. Da nur diese Möglichkeit besteht, müssen wir an alle Kleingärtner und Laubenkolonisten, die selbst mit großer Mühe ihr Eigentum hegen und Freude an. der blühenden Natur haben, die Bitte richten: Achtet in den Gärten auf Neuanpflanzun- gen von seltenen Sträuchern und den so beliebten Rhododendron- gewächsen. Seht nicht in jedem einen unehrlichen Erwerber, aber erkundigt euch, aus Liebe zu euren Mitbürgern, die keinen Eigen- garten haben und auf eine Erholung in den städtischen Park- anlagen angewiesen sind, nach der Herkunft der neuesten Garten- zierde. Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Und Eigen- nutz, der sich am Gemeinschaftseigentum vergreift, darf von nie» wanden gedeckt oder„übersehen" werden.
Aus. |4 Das Warten wird beinahe unerträglich: alle vernünfti- gen Gedanken quetscht es> ab. lieber eine Stunde dauert es, bis der Vogt Zeit für Zagg Zagula hat. Eine Stunde hat sechzig Minuten, und eine Minute ist lang. In einer Minute kann das Gehirn sechzigmal um den Konstanzer Stadtetter reiten. In einer Minute kann das Gehirn sechzig Stürze tun, jeden von der breiten Plattform des Münsters hinunter. In einer Minute kann das Gehirn zwanzig Gulden bequem in zweihundertsechzig Schilling Pfennig umrechnen und diese zweihundertundsechzig Schillinge nicht minder bequem in dreißig Pfund Heller. Sechzigmal tn der Stunde kann das Gehirn diese Minutenrechnung machen. Und je mehr das Zagulagehirn diese Rechnung macht, desto mehr kommt es zur Ueberzeugung, daß zwanzig Gulden ein Berg voll Geld ist, der von der Stadt nie für eine Sache, wie die angebotene, verkarrt werden wird. Und jetzt, als die Tür aufgeht und Hans Hagen, der Vogt, von seinem Stuhl aus die Nummer 19 mit ungeduldi- gem Armfchwung heranwinkt, springt der die Rechentafel im Gehirn klirrend entzwei, daß die bunten Kugeln durch alle Adern spritzen, und in die sreigewordene Stelle trstt Angst, körperhafte Angst. Der Hund schält sich aus seiner Hülle heraus und die Kreatur, die da vor dem harten, mißtrauischen Blick des Vogts kriecht, wird froh sein, wenn sie für die Schurkerei, die sie jetzt stockend anbringt, so viel herausquetscht, daß es für die rotäugige Frau Zlnna und die drei gedunsenbäuchigen, ewig hungrigen Kinder halbwegs zu einem sattmachenden Fraß reicht. 4. Karel, der Knappe, verzieht das Gesicht, als brenne ihn ungezuckcrter Ingwer.
Ein sauberer Ehemann. Erzwingt eine Ehescheidung durch Kuppelei. Wie erzwingt man die Ehescheidung? Der 2Sjährige N. mochte es auf folgende Weise: Er verkuppelte seine Frau an seinen Neffen, schaffte sich so einen Scheidungsgrund und erreichte die Scheidung. Der Anwalt der Frau erstattete aber gegen ihn Anzeige wegen Kuppelei. Vor dem Schöffengericht Bcrlin-Mitte hörte man von der Frau Näheres über das infame Spiel, das der Mann mit ihr getrieben hatte. Die junge Frau war Monate hindurch vom Mann vernach- lässigt worden, die Ehe für sie war seit langem nichts mehr als ständige Qual. Wo sollte sie aber mit dem Kinde hin. Um sich«ine kurze Atempause zu gönnen, fuhr sie zu ihrer Mutter noch Ost« preußen. Ganz unerwartet kam ein Brief vom Manne: ein wirklich netter Brief. Er wollte wieder gut zu ihr sein! sie möchte ja nur so schnell als möglich heimkommen. Es hielt sie keinen Augenblick länger bei der Mutter. Der Mann empfing sie sehr freundlich, das gute Einvernehmen zwischen den Eheleuten schien wieder her- gestellt. In Wirklichkeit war alles nur Maske. Der Mann hatte es sich fein zurechtgelegt: zu seinen Freunden hatte er gesagt: Meine Frau steht euch zur Verfügung. Wer es bei ihr erreicht, der bekommt sie. Schafft mir aber einen Scheidungsgrund, ich denke nicht daran, Alimente zu zahlen. Die Freunde umwarben die junge Frau, wetteiferten miteinander in tausend Freundlichkeiten, die junge Frau wie- sie alle ab. Was sollte sie mit ihnen, hatte sie sich nicht soeben erst mit ihrem Mann ausgesöhnt? Da heckte dieser einen noch abgefeimteren Plan aus. Er quartierte seinen 19jährigen Neffen als Kostgänger im ehelichen Schlafzimmer ein. Trieb Nacht für Nacht mit der Frau zärtliches Spiel, weckte in ihr Hoffnungen, reizte die Phantasie des Neunzehnjährigen und ließ jedesmal die Frau links liegen. Und eines Tages schien dem Mann der Augen-\
Es ist ihm gar nicht recht, daß er zur Pfalz mit muß. Die Herren vor ihm sind in die Straße eingeschwenkt, es heißt aufgepaßt: denn gerade jetzt, zur Zeit der Vesper, ist der Weg zur Pfalz schier verstopft von Rittern, reitenden Pfaffen und dem auf- und abströmenden Volk. Auch jetzt ist für den Augenblick kaum ein Durchkommen. So weit das Auge schauen kann, nichts als Menschen, nichts als Menschen. Alle Plätze sind oollgepackt. Wie ein bunter, brodelnder Teig füllt das die Straßen und Gassen bis zum Münsterplatz hin. Am Malhaus, am Obermarkt, stockt alles. Kein Bein kann mehr vorwärts. Dort ist der brodelnde Teig zur Mauer erstarrt. Kepka, des engen Passes wegen Wenzel von Duba und Jan von Trocznow voraus, gibt das Haltezeichen. Karel schließt auf. Jetzt, festgenagelt auf engen Raum, kann das Auge um so beweglicher weiden. Ein kleiner, dicker Hellebardierer steht da und stemmt sich mit aller Gewalt gegen das Hauseck. Ein gepanzerter Krebs, der sich abmüht, um von der Woge nicht mitgespült zu werden. „Heh, Mann, was isi eigentlich los?" fragt Herr Kepka vom Pferde herunter. „Was wird groß los sein! Wahrscheinlich bringen sie den ausgerissenen Papst zurück." „Hast du solche Sehnsucht nach ihm?" „Ich kann mich beherrschen!" lacht der Pausbäckige.„Ich steh ja im Stadtbrot und nicht im Popstbrot. Aber ich mein' in meinem Schädel, die Welt muh doch allsweil einen Papst haben, dem sie zu Dienst sein kann, und sollt' sie einen stehlen oder aus dem Boden rausgraben!" „Das schon, aber vorläufig sitzt er noch im Tunn von Gottlieben !" Der Kleine kann kein Widerwort geben: denn gewaltig drängt ein neuer Menschenschub an. Trotz seiner quer- gestellten Hellebarde, mit der er tapfer rudert, hat der Krebs doch alle Mühe, sich gegen die schreiende Flut zu behaupten. Sein lustiges Gesicht verzerrt sich vor Anstrengung zur Grimasse. „Dort!" ruft Zizka und streckt die Hand gegen das Schnetztor hin. Die Herren heben sich im Bügel und blenden die Augen ab.
blick gekommen. Er saß mit Frau und Neffen im Gasthaus, sagte, er müsse zu einem Freunde, ging nach Hause, und versteckte sich unter dem Bett. Frau und Neffe betraten kurz daraus das Zimmer und jetzt geschah das, was zwischen diesem und dem Manne seit langem verabredet war. Kaum war es soweit, als der Mann unter dem Bett h�rvorkrach. Ich war doch schlauer, als du, triumphierte er. Jetzt hatte er seinen Scheidungsgrund. Vor Gericht bestritt er, die Sache planmäßig betrieben zu haben, der Neffe verweigerte seine Aussage, die Richter entschlossen sich nicht, den Mann bloß auf die Aussage der Frau hin zu verurteilen, er ging ftei aus. Die Frau ist von der Ehescheidungskammer als der schuldige Teil erklärt worden, der Ehebruch stand fest. Aber auch der Mann ist für schuldig erklärt worden: er hatte die Frau zum Ehebruch getrieben und war moralisch gerichtet.
Tragisches Ende zweier Ozeanflieger. Magyar und Endres tödlich verunglückt. Rom , 21. Mai. Die beiden ungarischen Ueberseeslieger Alexander Magyar und Georges Endres. die zu der am Sonntag beginnenden Jnternatio- nalen Ueberfeeftiegertagung auf ihrem Ueberseestugzeug„Gerechtigkeit für Ungarn " von Budapest nach Rom flogen, sind belm Landen aus dem römischen Flughafen tödlich verunglückt. Das Flugzeug, das im Gleitflug niedergegangen ist, hat sich überschlagen und ist in Brand geraten. Veide Flieger haben bei diesem Unglück den Tod gesunden. Magyar und Endres haben bekanntllch den Ozean im Juli 1931 von Harboür-Grace mit einer Zwischenlandung mit dem Ziel Budapest überslogen.
Auch Karel reckt sich neugierig hoch. An der Stelle, auf die Zizka gezeigt hat, braust die graue Menschenflut wellig auseinander: ein bunter Keil treibt sich lärmend hinein. Spiellcute sind es, Trommler und spatzbeinige Pseifer, die einem Zuge voranschrciten. Es wird lauter und lauter. Jetzt mischen sich mit prallein Getön auch Posaunenbläser ein. Es ist, als ob sie mit ihrer Melodie eine breite, strahlende, sich hochsteileirde Prunktreppe legen, auf welcher die von ihnen Geführten im Marschtakte hochsteigen. Bald ist der Zug so nahe, daß man am hochgehobenen Messing der Fanfaren goldgebortete Wappentücher schimmern sieht. Das Wappen selber ist noch nicht erkennbar. Auf einmal zuckt Zizka auf, als hätt' ihn ein neuer Pfeil ins Auge getroffen. „Hundsblut!" flucht er.„Deutschherren! Ich bin zwar halb blind: aber ich würde die Krähenbrut auch ganz blind erkennen!" Zizka hat recht gesehen, die Ankömmlinge sind in der Tat Ritter des Deutschen Ordens . Einundzwanzig Mann hoch reiten sie daher, einer hinter dem andern, gefolgt von knarrenden Wagen und zahllosem Troß. Sie reiten auf prachtvollen, weißverhangenen Pferden. Ihre Rüstungen haben die graue Farbe von Sperberfittichen, wallend weht der weiße Mantel mit dem düsteren schwarzen Kreuze darüber. Ein stattliches Bild! Der Orden versteht es, für feine Idee zu werben. Es find alles kraftstrotzende, ausgesuchte Gestalteck,, herbe Rittergesichter, eine Freude zum Anschauen! Bilder der Kraft! Der Komtur von Blaw, der� sie anführt, hat sogar seine sechzig Jahre, seine goldene Ader und den in Biberach geholten verdammten Wolf vergessen. Er macht ein Gesicht, als ritte er nicht auf schierem Fleisch, son- dern als säße er in einem Kübel voll kühlen, heilenden Nußfetts. „Gest, Marielc, das sind Brocken!" sagt begeistert die Apothekersmagd zu ihrer Freundin, die neben ihr im Fenster liegt. Das Mariele, die blonde, schmale Mcttnauerin, dient drunten im„Salmen" und ist nur auf einen Sprung herauf- gekommen, um sich den Tru.bel anzusehen. (Fortsetzung folgt.)