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Mugen zu erheben, sondern immer sittsam auf die Fußspigen zu hörte ich plöglich draußen auf der Straße vor meinem Hause Sen sehen. lauten Schrei eines Jungen.

Als ich heraustrat, sah ich mich meinem Berlobten, der auf der anderen Seite des Tisches stand, gegenüber. Ich machte pflichtgemäß meine drei Knige vor dem Knaben, der Knabe antwortete mit zwei Knigen, und mir maren getraut. Die Verlobungssprüche wurden perlesen. Weitere Zeremonien füllten eine Stunde aus.

,, Herr Lehrer! Ist der Herr Lehrer hier? Herr Lehrer, Sie sollen in die Schule kommen! Herr Lehrer!"

Ich dachte zuerst, ein Schuljunge wolle sich einen Spaß machen, und ließ ihn ungestört. Als er aber in meinen Hof eindrang und schalt ihn

Dann begann das große Essen. Ich saß mitten unter dreißig das Geschrei von neuem begann, verlor ich die Geduld, eilte hinaus

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er mochte gegen 14 Jahre alt Derartiges erlauben. Der Junge fein- beteuerte feine Unschuld und sagte: ,, Wenn Sie unsern Herrn Lehrer nicht bei sich haben, brauchen Sie sich doch nicht so aufzuregen!"

Auch die anderen Frauen dankten und gratulierten mir herz lich, und es herrschte am Brunnen eitel Lust und Freude.

Wie im Traum ließ ich alles über mich ergehen, füllte schnell meinen Wassertopf und eilte nach Hause. Langsam dämmerte es mir. Ich begann die Intrige zu ahnen, die man mit mir gespielt hatte. Nach reiflicher Ueberlegung lud ich den Lehrer in mein Haus, und nach kurzer Besprechung waren wir uns darüber einig, in Zukunft zusammen zu leben. Wir rüsteten nun gemeinsam das

jungen Frauen, die alle herzhaft schwazten. Von ihren Späßen, und drohte, ihn tüchtig durchzuprügeln, sollte er sich noch einmal Hochzeitsfest, an dem das ganze Dorf mit Freude teilnahm. Erst ihrem Gelicher und allen Leckerbissen nur fosten und mußte ein ernstes und unbewegtes Gesicht machen. Ungeduldig ersehnte ich das Ende des Tages herbei. Aber dieses Essen im Hause meines Vaters war nur ein Teil der Festlichkeit. Während der vier Stunden, in denen ich in Be gleitung eines Onfels in einer Sänfte nach meinem zufünftigen Heim getragen wurde, hatte ich Augenblicke der Ruhe. Dort ange­tommen, erwartete eine ebenso starke und neugierige Menschen­menge meine Ankunft. Nachdem auch hier die Gäste nach Herzens­Tuft geschmaust hatten, wobei ich wiederum fast nichts zu mir nehmen durfte, konnte ich endlich mein Zimmer aufsuchen.

Man führte mich in ein großes Gemach, in dessen vier Eden ie eine Kerze leuchtete. Ich wußte nicht recht, was ich anfangen sollte, setzte mich auf den Bettrand und beschaute die Zimmerein­richtung, deren tostbare Möbel von dem Schein der Kerzen um­spielt wurden.

Draußen wurden Stimmen laut. Jemand trat ein. Ich wußte sofort, daß es mein Mann war, aber mein Herz schlug derart, daß ich fein Wort sagen konnte. Auch er schien beklommen. Er setzte fich schweigend in eine Ede.

Bleiern ging die Zeit dahin, bis von draußen eine Stimme mahnte: Ihr müßt zu Bett gehen, Kinder!" Wortlos folgten wir. Mein Mann schlief sofort ein. Noch lange hörte ich das ruhige Atmen seiner findlichen Brust...

3. Eine seltsame Ehe.

14 Tage später reiste mein Mann ab, ohne auch nur ein Wort mit mir gewechselt zu haben. Er ging nach Peking , um dort die moderne Schule zu besuchen. Zweimal im Jahre tam er nach Hause, im Sommer und zu Neujahr. Aber dann hatte er immer soviel zu arbeiten, daß er seine Tage größtenteils am Schreibtisch verbrachte. In der Freizeit spielte er mit seinen Freunden. Um mich fümmerte er sich faum. Er war so scheu und wußte wohl noch nicht, was ich ihm bedeuten sollte.

Vier Jahre lebten wir auf diese Weise nebeneinander her, als eines Tages ein Eilbote aus Peking die Nachricht vom Tode meines Mannes brachte. Eine Speisenvergiftung hatte sein Leben aus gelöscht. Bier Tage später traf sein Leichnam ein und wurde auf dem Familienfriedhof, der ganz in der Nähe unseres Hauses lag, bestattet.

Drei Jahre lang besuchte ich Tag für Tag fein Grab. Nach biefer Trauerzeit tehrte ich zu meinen Eltern zurüd und lebte ab­mechselnd halbjährlich bei meinen Eltern und bei denen meines ver­storbenen Mannes. Nach 10 Jahren durfte ich für immer zu meinen Eltern zurückkehren, da ich nur die dritte Schwiegertochter war.

Aber lange fonnte ich mich des Lebens in meinem Geburtshause nicht mehr erfreuen. Meine Eltern starben bald, und meine Brüder unternahmen mit der Erbschaft großzügige Spekulationen, die in furzer Zeit zum völligen Berlust des Vermögens führten. Ich be­nuzte mein Erbteil, um mich in einem benachbarten Orte anzu taufen, wo ich einsam und zurüdgezogen, von den Bewohnern als reiche Witme geehrt, leben fonnte. Einige alte Frauen rieten mir oft, mich wieder zu verheiraten. Aber ich glaubte, ich hätte fein eheliches Glück und schob deshalb alle diese Gedanken weit von mir. Außerdem verbot auch die Sitte einer aus gutem Hauſe ſtam­menden Chinesin, an eine Wiederheirat zu denken. Eine solche würde nur dann anerkannt, wenn es einem Manne gelang, eine Witwe mit Gewalt zu entführen oder mit List zu überrumpeln.

4. Der geheimnisvolle Knabe.

Als ich eines Abends allein in meinem Zimmer war, um, wie fiblich, am Stidrahmen die letzten Stunden des Tages zu verbringen,

Licht!

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Zwei Tage später setzte zur selben Stunde das Gebrüll des Jungen wieder ein, aber diesmal durchdringender und energischer. Boller Wut ergriff ich den erstbesten Stock und sprang hinaus. Aber der Knabe war nicht mehr zu sehen.

Am nächsten Abend schloß ich sehr früh das Tor ab und ging zu Bett. Ich dachte darüber nach, was der Junge an den beiden Abenden wohl von mir gewollt haben mochte, tam aber zu feinem Ergebnis. Plötzlich hörte ich wieder die Stimme. Sie rief noch lauter, so daß es über das ganze Dorf hinweghallte:

Herr Lehrer! Herr Lehrer! Es ist ja standalös, jeden Abend den Herrn Lehrer hier suchen zu müssen. Herr Lehrer! Herr Lehrer!" Ich sprang wütend auf und eilte, obwohl ich nicht einmal voll ständig angezogen war, so leise wie möglich hinaus. Kaum hatte mich der Knabe gesehen, als er auch schon davonlief. Ich sprang ihm nach. Nach einigen Sägen hatte ich ihn erwischt und schlug auf ihn ein. Der Bengel schrie, als wenn er am Spieße steckte. Durch das Gebrüll aufmerksam geworden, rannten die Dorfbewohner zu sammen. Meiner spärlichen Bekleidung bewußt werdend, faßte ich den Jungen am Kittel und zog ihn unter lautem Gebrüll mit mir. Er sollte mir zeigen, wo sein Lehrer wäre. Ich schloß schnell die weit aufgesperrten Türen, um die Neugierigen aufzuhalten, die uns folgten.

Als ich ins Zimmer trat, stand ich wie erstarrt. Ich glaubte Gespenster zu sehen; denn wirklich, in dem Schatten einer Lampe saß versteckt der Lehrer. Der Junge schrie auf:

Sie denn eigentlich von mir! Lassen Sie mich los!" Da ist ja unser Herr Lehrer! Lassen Sie mich los! Was wollen

Ich hatte mich soweit wieder gefaßt, um erkennen zu können, daß ich den Jungen ohne weiteres nicht wieder fortlaufen lassen fonnte. Ich mußte die Angelegenheit geheimhalten, um meinen Ruf zu bewahren. Deshalb beschwor ich den Jungen, ja nichts auss zuplaudern und bot ihm Geld und Leckereien an. Aber er wies alles zurüd. Auf mein flehentliches Bitten hin erklärte er sich schließlich zum Schweigen bereit, wenn ich ihm sofort eigenhändig einen Korb Reistuchen backen würde. In aller Eile ging ich daran. Während ich but, machte sich der Lehrer heimlich aus dem Staube. Als ich die Kuchen fertig hatte, riß mir der Junge den Korb aus der Hand und lief ohne ein Wort des Dankes davon.

5. Nochmal Hochzeit.

Am nächsten Morgen ging ich wie gewöhnlich zum gemeinsamen Dorfbrunnen. Schon von weitem sah ich, daß die Frauen viel zahl­reicher versammelt waren als gewöhnlich. Sie blickten mir gespannt entgegen und schienen auf mein Kommen gewartet zu haben. Oder bildete ich mir das nur ein? Am Brunnen angelangt, tam eine Frau auf mich zu und sagte halb schüchtern, halb freudig bewegt:

Ach, es ist doch schön. Es hätte doch längst schon so sein können. Wir freuen uns auch alle sehr und danken auch schön für die Kuchen, die Sie uns über Nacht geschickt haben. Und dann: Wir gratulieren recht herzlich zu ihrer Verlobung mit unserem Herrn Lehrer. Wir haben es ja schon lange gewünscht, aber haben doch nicht gewagt, Ihnen sowas zu sagen. Und was unser Herr Lehrer ist, der ist ein sehr anständiger Mann, alle Kinder lieben ihn, wir auch. Nun sind Sie doch unsere Frau Lehrer?"

nach der Feier erfuhr ich die Geschichte jener Intrige. Der Junge, der vor meinem Hause gerufen hatte, wollte seinem armen, aber heiratslustigen Lehrer zu einer Frau verhelfen. Da er seinem Lehrer eine angesehene und wohlhabende Gattin wünschte, verfiel er auf mich. Der Junge trug dem Lehrer seinen Plan vor. Der Lehrer stimmte ihm nach einigem Baudern bei. Der Jungé wollte mich durch sein Schreien reizen und aus dem Hause loden. In der Zwischenzeit sollte der Lehrer in mein Haus eindringen, und wenn ich ihn dort aufgefunden hätte, bliebe mir nichts anderes übrig, als ihn zu heiraten. Um ganz sicher zu sein, hatte der Junge die von mir erhaltenen Kuchen an die Bewohner des Dorfes als erste Hochzeitsgabe verteilt. Somit wurde die Liebe und Berehrung, die sich der Lehrer durch sein Wirken bei seinen Schülern erworben

hatte, mit einer Frau belohnt.

Auf diese Weise tam ich zu meinem zweiten Mann, mit dem ich noch heute sehr glücklich lebe.

Europäische Aphoriftiker

Ein Aphorismus muß gleich einem kleinen Kunstwert von der umgebenden Welt gang abgesondert und in sich vollendet sein wie ein Igel.

1. La Rochefoucauld . ( Französischer Schriftsteller, 1613-1680.) Wenn wir teine Fehler hätten, würde uns faum die Beobachtung der Fehler anderer so viel Vergnügen bereiten.

Man ist niemals weder so glücklich noch so unglücklich wie man sich einbildet.

Wer ohne Besessenheit lebt, ist nicht so meise, wie er glaubt.

*

Man vergibt im gleichen Maß, wie man liebt.

Die Luft ist unversöhnlicher als der Haß.

Wir haben nicht genug Kraft, um ganz unserer Bernunft zu folgen.

*

Nichts gibt man so gerne mie Ratschläge.

Die meisten anständigen Frauen find gleich geheimen Schäßen, die nur in Sicherheit sind, weil man nicht nach ihnen sucht.

In der Liebe ist immer derjenige, der zuerst geheilt ist, ant besten geheilt.

*

Unsere Kraft ist größer als unser Wille; und oft bilden mir uns ein, nur um uns vor uns selbst zu entschuldigen, daß die Dinge jeien.

*

Der Ruhm großer Männer mißt sich immer an den Mitteln, mit denen sie zu ihm gelangt sind.

( Ausgewählt und aus dem Französischen übertragen von Jens Grieter.)

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