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Nr. 243 49. Jahrgang

12.

2. Beilage des Vorwärts Donnerstag, 26. Mai 1932

Sowjetrückzug vor den Bauern.

Freie Wirtschaft für Fleisch und Getreide.- Lenins Nep" in neuer Auflage?

lleber der Entwidiung der russischen Industrie, die mit vielen Schwierigkeiten und unter großen Leiden der Arbeiter: massen, aber doch vorwärts geht, übersicht man bei uns nur allzu sehr, daß die Grundlage der russischen Volkswirtschaft noch immer die Landwirtschaft ist und noch Jahrzehnte lang bleiben wird. Noch immer leben vier Fünftel der Bevölkerung im Dorf. Was dort geschieht, entscheidet letzten Endes das Schicksal der russischen Revolution. Wer nun geglaubt hatte, die Bauernfrage jei durch die Kollektivifierung ein für allemal gelöst, muß sich durch die Ereignisse der letzten Wochen eines besseren belehren lassen. Die Sowjetregierung fauft australischen und kana­dischen Weizen. Bis jetzt 43 000 Tonnen, die Käufe werden fortgefekt. Bermutlich sind diese Mengen zur Verpflegung der Armee in Ditsibirien bestimmt. Daß die Russen trotz ihrer Baluta­fergen Getreide tausen müssen, zeigt, daß es im Lande an Getreide fehlt. In die gleiche Richtung meisen auch andere Tatsachen. In einer Reihe von Städten wurden die Brotrationen ge= fürzt, zum Teil erheblich. In der ganzen Sowjetunion   hat der Postpafetverkehr in den letzten zwei Monaten einen riesigen Um fang angenommen. Wer nur irgendwie fann, schickt seinen Ver­mandien im Dorf heute Brot. Es gibt feine Stadt, in der nicht die Fett und Fleischration gekürzt worden wäre. Mit einem Wort: die Ernährungslage hat sich empfindlich verschlechtert und verschlechtert sich weiter.

Das Defret vom 6. Mai sezt die von den Bauern abz 11= liefernde Getreidemenge herab. Sie soll um 264 Mil­lionen Bud, also um nahezu ein Fünftel, kleiner sein als im Vor­jahr. Vier Tage später erschien ein neues Dekret. Der Ablieferungsplan für Fleisch wird auf die Häfte des Bisherigen herabgesezt. Schon einige Wochen vorher war der mit dem Aus­schluß aus der Partei bedroht worden, der die Bauern zur Ver­gesellschaftung des Viehs zwingt. Sind die Ablieferungspläne erfüllt, dann darf der Bauer und die Kollektive Getreide und Bich unbehindert auf frei gemählten Märkten verkaufen. Das Schlachtverbot wurde aufgehoben. Das jüngste Dekret endlich hebt jede Preisbindung auf. Die Preise werben dem Mechanismus des Marktes überlassen.

wäre

Vorerst darf man noch zweifeln, ob dieser Rückzug ein dauern der ist. Bleibt es bei dem Rückzug, dann sind die Folgen unab­sehbar. Eine Preisrevolution nach oben unvermeidlich. Heute kostet ein Kilogramm Butter in der staatlichen Kooperative 7 Rubel, im freien Handel 26 bis 30 Rubel. Heute zahlt der Staat dem Bauer für einen Zentner Weizen 9 Rubel, auf dem freien Markt erzielt der Bauer einen Preis von

60 bis 70 Rubel. Selbst wenn das wachsende Angebot auf dem

freien Markt die Preise etwas senten würde, werden sie dennoch um das Mehrfache höher liegen als die Preise in den Kooperativen  . Das muß zur Folge haben, daß die Löhne steigen, weil die der Arbeiter und Angestellten infolge der Schrumpfung des Kooperativ handels noch mehr auf den freien Markt angewiesen sind. Damit mürde aber die Finanzbafis des ganzen Planes erschüttert.

Seit Mitte März folgt eine Verordnung anderen. Alle haben ein Ziel: alle appellieren an das Er merbsstreben der Bauern, der Einzelbauern und jener in den Kollektiven: Ermeitert die Anbaufläche, gebt uns Getreide, geht uns Fleisch, Milch, Butter, Gemüse! Wir machen euch dafür Konzessionen, wir versprechen euch, weniger wegzunehmen als im Vorjahr, wir machen eine tiene Nep.( Freie Marktwirtschaft   für bäuerliche Produkte.) Noch vermeidet man das ominöje Wort. Aber daß die konsequente Durchführung dessen, was mit diesen Berordnungen begonnen wurde, zu einer neuen Rep führen muß, paß der Fünfjahresplan, die ,, Generallinie", in wesentlichen Teilen damit aufgegeben wird, das leidet keinen Zweifel.

Das hungernde Dorf.

Sieht man näher zu, dann ist die Entwicklung der Anbau­flächen( Zunahme seit 1929) durchaus nicht so günstig, mie es zuerst den Anschein hat. In den bäuerlichen Wirtschaften ein

schließlich der Rollettiven haben sich die Sommersaaten von 86,7 Millionen Hektar im Jahre 1930 auf 88,2 Millionen Settar im Jahre 1931 ausgedehnt. Das sind noch nicht einmal 2 Broz. mehr. Die Erweiterung der Anbaufläche ist zum größten Teil den Staatsgütern geschuldet, die Weideland umbrachen. Zur Hälfte entfällt der Zuwachs auf Grassaaten.

Die Getreideernte war 1930 gut. Gie betrug 874 Mil lionen Doppelzeniner. Davon hatte das Dorf 225 Millionen an den Staat abzuliefern. Es blieben dem Dorf also zur Ernährung bis zur nächsten Ernte, als Saatgut und als Futtergetreide 649 Millionen Zentner. 1927/28 waren dem Dorf noch 658 Mil­lionen verblieben. Das war nicht bloß absolut mehr; man muß aber bedenken, daß inzwischen die Landbevölkerung um 5 Millionen Menschen zugenommen hat.

Am 9. Februar d. J. teilte Krinizkij in der Sitzung des Zen­tralen Kontrollfomitees mit, daß 1931 im Durchschnitt 7,5 Zentner Getreide vom Hektar geerntet wurden. Bei einer Saatfläche von 104 Millionen Hektar sind das 780 Millionen Zentner. Nun waren am 1. Januar 1932 bereits 219 Millionen Zentner an den Staat abgeliefert. Der Plan sah 225 Millionen vor. Da die Ablieferung auch nach Neujahr weiterging, darf man annehmen, daß er fast vollständig erfüllt wurde. Das bedeutet, daß im Dorf 1931 höch ftens 550 Millionen Zentner blieben. Mit anderen Worten: Das Dorf hat in diesem Jahr nur noch fünf sech stel der Getreidemenge, die es vor fünf Jahren hatte, aber über sechs Millionen mehr Menschen zu er

nähren.

Mangel an Fleisch, Fett und Milch.

Dazu tommt der Berfall der Viehwirtschaft. Von 1929 bis 1930 sant die Zahl der Rinder von 67,2 auf 53,8, der Schafe non 133 auf 100, der Schweine von 20,5 auf 13,2 Millionen Stück. Bevor die Bauern ihr Vieh der Kollektive gaben, schlachteten sie es lieber. Alle Schlachtverbote nützen auch jetzt nichts.

Bis nor wenigen Wochen versuchte man, den Vichbestand menigstens zu halten. Man ,, follettivisierte" das Bich und errichtete ,, Biehfarmen". Die Bauern antworteten mit neuen Schlachtungen. Wo sie nicht schlachteten, ging Vich massenweise aus Futtermangel zugrunde.

Die staatlichen Viehwirtschaften waren ein Fehlschlag. Mit Mühe und Not erfüllten sie den Ablieferungsplan zu 67 Proz. Erst im Februar entdeckte man plöglich, daß daran die Gigantomanie" ( von Gigant", den staatlichen Riesengütern) schuld hat. Nahezu fämtliche. Leiter wurden abgesezt, die Riesenbetriebe" aufgelöst, der Plan umgeworfen, und jetzt rechnet man, daß der Fleisch- und Milchbedarf der Städte, wenn alles gut geht, zu 15 Proz. aus dem sozialistischem" Seftor gedeckt wird. Die Lage war sehr ernst geworden. Die Staatswirtschaften liefern viel zu wenig, die Bauern dürfen nicht schlad; ten. Tun sie es allen Berboten zum Troy doch, dann bringen sie das Fleisch nicht auf den Markt.

Die neue Politif.

Im Frühling 1921, vor 11 Jahren, hatten die Bolschewilen schon einmal den großen Rückzug vor den Bauern angetreten. Es begann die Nep  ", die neue ökonomische Politik Lenins  . Jm Frühling 1930 mußte Stalin   die Zwangskollektiviſierung in ihren brutalsten Formen stoppen. Im Frühling 1932 gibt die Sowjet regierung den Bauern von neuem nach. Der schlechte Verlauf der Frühjahrsaussaat läßt Arges für den kommenden Herbst und Winter befürchten. Es fehlt an Saatgetreide. Die Bauern arbeiten in den Kollektiven unlustig, schlecht, vielerorts treiben sic dirette Sabotage.

Man muß einen Rüdzug antreten. Schon begannen alle bis her so erfolgreichen 3 wangsmaßnahmen unwirksam zu merden. Die Bauern gingen da und dort wieder aus den Kollektiven hinaus, sie waren einfach nicht mehr zu halten. Im Leningrader Oblast   zum Beispiel verloren die Kollektiven in drei Monaten ein Zehntel ihrer Mitglieder, anderemo trat ein nody viel größerer Brozentsaz aus. Dazu droht der Krieg. Das Steuer mußte rasch, energisch und ohne jede Rücksicht auf die bis dahin gepredigten ,, unverleglichen" Brinzipien herumgeworfen werden.

Auf dem Lande wird die seit dem Beginn der Kollektinisierung unterbrochene Affumulation wieder aufgenommen. Die wohl habenden Schichten des Dorfes werden wohlhabender, die affumus fierten Geldmengen drängen zu produktiver Verwertung. Der Sieg der Bauern wird ihnen neue Kraft geben. Sie haben jetzt im Kampf um ihr Arbeitsproduft einen Teilfieg errungen. Sie merden weiter vorstoßen. Es beginnt ein neuer Abschnitt in dem großen Kampf zwischen Staat und Bauern jchaft.

O. M.

Leicht erhöhte Devisenvorräte.

Der Notenumlauf der Reichsbank ist kleiner als im Vorjahre. Der Ausweis der Reichsbank vom 23. mai zeigt gegenüber der Vorwoche wieder eine leichte Erhöhung der deutschen Devisen­best ände. Die Bestände an deckungsfähigen Devisen nahmen zwar um 4,6 auf 134,6 Millionen ab, die Goldbestände vermehrten sich aber um 4,8 auf 856,3 Millionen Mark, so daß ein Zugang bei Gold und Devisen von 0,2 Millionen Mark festzustellen ist. Die Notendeckung hat sich verbessert. Die umlaufenden Noten waren mit 26,5 gegen 25,3 Proz. in der Vorwoche gedeckt.

Interessant ist die Bewegung der von der Reichsbant gewährten Kredite im Verhältnis zur Wirtschaftstage und zum Notenumlauf der gleichen Woche des vergangenen Jahres. Die gegen Wechsel gewährten Kredite sind gegenüber der Vorwoche weiter um 211,5 auf 2797,3, die Bestände an Reichsschatzwechseln um 4,7 auf 1,5 und die Lombarddarlehen um 7,3 auf 95,1 millionen gesunken. Gegenüber der dritten Aprilwoche d. J. ergibt sich ein Rückgang der gewährten Kredite um rund weitere 90 Millionen Mr.

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Rein äußerlich müßte man daraus schließen, daß Banken und Wirtschaft weniger Kredite gewährt bzm. in Anspruch genom­men haben. Dem steht aber die wahrscheinlich weiter gestiegene Geldflüssigkeit im Inland der Kapitalmarkt funktioniert ja nicht. mohl entgegen. Wenn es auch unwahrscheinlich ist, daß etma die Sparkassen bei der Akzept und Garantiebant gegenüber dem vorigen Monat neue erhebliche Rückzahlungen gemacht haben, so können die Banken doch bei der Reichsbank weitere Finanzwechsel eingelöst haben, nachdem die Banken ja durch Reichszuschüsse, Reichskredite und Kapitalerhöhungen flüffiger gemacht worden sind. Man braucht also nicht zu schließen, daß etwa für Wirtschaftszwede trotz der Frühjahrstampagne bei der Land wirtschaft jetzt weniger Kredite erforderlich sind.

Man wird auf der anderen Seite allerdings auch nicht an­nehmen fönnen, daß der Kreditbedarf für Wirtschaftszwede gegenüber dem Vormonat absolut erhöht ist, so daß aus der Reichs hankentwicklung der Schluß auf eine allgemeine Verbesserung der Wirtschaftslage jezt faum schon gezogen merden kann.

Die umlaufenden Noten haben sich gegenüber der Bormoche um 183,7 auf 3739,3, Rentenbankscheine um 7,9 auf 394,6 millionen verringert. Obwohl infolge der Nachwirkungen der Kreditkatastrophe des vorigen Jahres die Reichsbank gegenüber der gleichen Woche des Borjahres mehr als eine Milliarde Mark mehr Kredite laufen hat, ist doch der Notenumlauf der Reichsbant geringer als in der dritten Aprilwoche des vorigen Jahres. Er bleibt auch dann geringer, menn man etwa die neuausgegebenen Silbermünzen in den gesamten Geldumlauf einrechnet. Das ist eine Tatsache, die alle inflationsängstlichen Leute wohl beruhigen sollte.

Kammgarnspinnerei Stöhr saniert. Kapitalherabsetzung 10 zu 7.- Hohe Abschreibungen auf Beteiligungen.

Die Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. A.-G., Leipzig  , durch ihre Beteiligung an Textilunternehmen des In und Auslandes einer der bedeutendsten deutschen   Tegfilfonzerne, hält es für erforderlich, ihr Aktienkapital und die Bewertung ihrer Attiva der allgemeinen Abwertung anzupassen. Durch Ein­ziehung von 2 Millionen Mark eigener Attien wird das Ka­pital auf 20,12 Millionen Mart herabgesetzt, und dieser Betrag wird dann im Verhältnis 10: 7 auf 14,08 millionen mf. zusammengelegt.

Der Bruttogeminn ist von 2,8 auf 1,8 Millionen Mark im Geschäftsjahr 1931, die Unkosten sind von 1,2 auf 1,0 Millionen Marf zurückgegangen. Während im Vorjahre 5 Prozent Dini den de verteilt wurden, wird in diesem Jahr der Ueberschuß zu Abschreibungen verwendet. Zu besonderen Abmertungen wird der Buch geminn aus der Kapitalherabjegung( 6,04 Millionen Morf) und ein Teil des Reserve fonds( 2,3 Millionen Mark) Der Hauptteil dieser Abwertungen entfällt mit 7.43 vermendet. Millionen Mark auf das Konto Beteiligungen und Effekten; auf Außenstände merden 0,5 Millionen Mark und auf Bestände 0,4 Millionen Marf abgeschrieben.

Die Abschreibung auf die Beteiligungen werden vorgenommen, obwohl sie als dauernde anzusehen sind und mit Ausnahme der Ohligser Leinen- und Baumwollweberei verhältnismäßig günstig arbeiteten. Für die Budapester Tochtergesellschaft wurden 0,65 Millionen Mark zurückgestellt, da die Stöhr- Gesellschaft verpflichtet ist, einen Teil des neuen Kapitals der Budapester Gesellschaft zu übernehmen.

Neue Jahresabschlüsse.

Julius Pintsch   fann 8 Proz. Dividende verteilen. In der Aufsichtsratssitzung der Julius Pintsch A.-G. wurde be. schlossen, der Generalversammlung für das vergangene Jahr die Verteilung einer Sprozentigen Dividende vorzuschlagen. Im Jahre vorher wurden 10 Proz. verteilt. Pintsch scheint es also noch gut gegangen zu sein.

Die Maschinenfabrik Dürr Werke 2.-G. in Ratingen   meldet einen Reingewinn von 115 000 gegenüber 210 000 M. im Vorjahre. Die Bielefelder A. G. für mechanische Weberei hat ihre Abschreibungen von 89 000 auf 136 000 Mark erhöht und zugleich noch ihren Vorjahrsverlust von 133 000 auf 46 000 Mart gesenft.

Die Norddeutsche Eismerte 2.-G. in Berlin   hat das letzte Geschäftsjahr ohne Verlust abgeschlossen, so daß nur der Ber­luftportrag aus dem Jahre vorher auf das neue Geschäftsjahr über­

nommen wird.

Mansfeldverluft frog 6,5 mill. Staatssubventionen

Die Mansfeld   2.-G. für Bergbau und Hütlenbetrieb in Eisleben   schließt im Kupferbergbau und den Hüttenbetrieben 1931 mit einem Berlust von 4,62 millionen Marf ab. Die vom Reich und Preußen erhaltenen Subventionen erreichten mehr als 6,5 Mil­lionen. Durch Einnahmen aus Betriebsabstoßungen verringert sich der Berlust auf 2,07 millionen Mark, der auf neue Jahresrechnung vorgetragen wird. In der bevorstehenden Generalversammlung soll Beschluß über Herabsehung des Affienfapitals um 1,66 Millionen auf 36,2 Millionen Mark gefaßt werden.

Eleftrizitäts- Lieferungsgesellschaft steht gut.

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Die zum AEG.- Konzern gehörende Elektrizitäts- Liefe rungs Gesellschaft 2.-G., in der die Stromerzeugungs­betriebe des Konzerns zusammengefaßt sind, wird, wie wir bereits berichteten, ihre Dividende für das Geschäftsjahr 1931 von 10 auf 5 Prozent herabsetzen, mas nur Ausdruck einer besonders ausge prägten Reservepolitif ist. Die Stromabgabe in den eigenen Betrieben, wie auch bei den Beteiligungen hat sich über­

raschend gut gehalten. Sie betrug im Berichtsjahr 364 gegen 391 millionen Kilowattstunden, so daß also nur ein Abjaẞrüdgang von 7 Prozent eingetreten ist. Der Reingewinn wird nur mit 2,14 Millionen Mart ausgewiesen, jedoch sind vorweg fast 1,3 Millionen an Rückstellungsfonds, sowie 1,40 Millionen zu Sonderabschreibungen auf Wertpapiere und ausländische Geschäfte verwendet worden, außerdem die Steuern um 600 000 Marf erhöht eingesetzt, um für ein aus der Steuerprüfung für die vergangenen fünf Jahre sich etwa ergebendes Risiko Vorsorge zu treffen.

Verlust bei der Standard Elektrizitäts A. G. Die unter starter amerikanischer Beteiligung arbeitende Stan dard Elektrizitäts A.-G. hat 1931 einen kleinen Verlust von Inapp 67 000 Mart erlitten. Bei den Tochtergesellschaften sind die Um­fäße im Durchschnitt um 30 Prozent gesunken. Von den wichtigsten Berliner   Tochterunternehmungen des Standard Konzerns gehört die Ferdinand Schuchardt A.-G. zu 96 Prozent, Mig u. Genest zu 94 Prozent, und die Telephonfabrik Ber­liner zu 98 Prozent der Gesellschaft. Bei der Mig u. Genest ist jezt allein das Privattelephon und das Telephon- Mietgeschäft zu­fammengefaßt. Auch mit der befreundeten C. Lorenz A.-G. wird ein Abkommen auf dem Gebiet des Privattelephons angestrebt.

Deutsche Lufthansa A. G.

In der Aufsichtsratssitzung der Deutschen Lufthansa 2.-G. murde ein gegenüber dem Vorjahr von 5,23 auf 5,88 Millionen gestic gener Rohüberschuß festgestellt, der etwa in gleicher Höhe 31 Abschreibungen Verwendung finden soll. Die gesamten Ausgaben betrugen 27,44 gegen 26,67 millionen im Vorjahre. movon 20,01( 21,85) Millionen auf Betriebskosten und 1,55( 1,62) Die Millionen auf Handlungsunkosten und Steuern entfallen. Differenz zwischen Rohüberschuß und Ausgaben ist wie in früheren Jahren durch öffentliche Zuschüsse gedeckt, die dieses Mal fogor etwas höher zu liegen scheinen als im Jahre 1930.

Thüringer   Gasgesellschaft.

Die heute unter der Kontrolle der preußischen und sächsischen Elektrizitätskonzerne stehende Thüringer   Gas 2. G. wird für 1931 eine Dividende von 6,5 gegen 10 Proz. im vorhergehenden Jahre verteilen. Es sind Sonderabschreibungen von 0,90 Mil­lionen vorgesehen, in erster Linie für Industriebeteiligun gen des Konzerns.

Sozialdemokratie für bäuerliche Beredlung.

Die Sozialdemokraten haben im Preußischen Landtag folgen­den Antrag eingebracht: Veranlaßt durch die immer mehr gejuntene Kauffraft der großen Masse der Konsumenten ist ein Rüdgang der Preise für landwirtschaftliche Beredelungsprodufte zu verzeichnen. Das trifft besonders zu bei den Preisen für Fleisch, Buffer, Milch, Eier usw. Die Gestehungskosten, gesteigert durch die Futtermittelzölle, sind mit diesen Verkaufspreisen nicht mehr in Ein­flang zu bringen. Ein großer Prozentja; der kleineren und mitt­leren Landwirte hat unter diesen Zuständen besonders zu leiden. Der Landtag wolle beschließen: Das Staatsministerium wird ersucht dahin zu wirken, daß nach dem Verfahren, durch das den Hühnerhallern zollfreier Weizen verbilligt zur Verfügung ge­stellt wurde, auch den nicht gewerblichen Schweinezüchtern. und mästern sowie den sonstigen Viehbesitzern 30llfreie Futtermittel zur Verfügung gestellt werden.

Zur Durchführung der Gemeinnützigkeits- Verordnung hat der preußische Justizminister eine Anordnung erlassen. Danach können Wohnungsunternehmungen, deren Antrag auf Anerkennung der Gemeinnützigkeit ich webt, die einstweilige Stundung der Gerichtsgebühren in Erwartung der Anerkennung bei der zuständi­gen Gerichtskasse beantragen. Im übrigen hat der Justizminister die Registergerichte darauf hingewiesen, daß nach der Ber­ordnung des Reichspräsidenten   vom 1. Dezember 1930 die Firma eines Wohnungsunternehmens, das nicht als gemeinnüßig an­erkannt oder dem die Anerkennung entzogen worden ist, nicht die Bezeichnung gemeinnützig" enthalten dorf.