Sin Qendarm/ ein Siromer/ eine
£andfira$enerlebnis ron Muri Tieuber f
®eg«rt Mittaß kam der Htromer on emen Teich� Eine leiAt ZI! dcmrtfenhe Tafel dedrahte Kodende Mar mit vnnachflchtlicher «träfe, dach der Stramer dachte:„Die Tafel tut mir nichts!" Da der Tag sehr warm war, entledigte sich der Stramer leise pfeifend fölner Kleider. Dann halt« er aus feinem Rucksack einen Staff- fetzen hervor, dct an eine Badehase erinnerte. Diesen Stoffetzen brachte er mittels eines Schnürsenkels, den er sich uM den Leib band, an jenen Karperstellen an. wo es am notwendigsten war. Nun stand er am Teich in einer Badehose, die in jeder öffentlichen Badeanstalt Gelächter und Entrüstung hervorgerufen hätte, chier war glücklicherweise niemand, der darüber lachen oder sich entrüsten konnte. Di« Frösche höchstens quakten eine Nüance Heller, auf- geregter. Lorsichtig ging der Stromer nun in den Teich, bis er eine Ties« erreichte, von wo er losschwimmen konnte. Er schwamm wohlig und laut prustend wie ein ausgeruhter Gaul in der Schwemme. Als er aus dem Wasser kam, lachte er erfrischt und vergnügt, beinahe wie jene feinen Damen und Herren, die aus dem Wellenbad im Lunapork steigen und dann dinieren gehen. Auch der Stromer dinierte nach dem Bade: Stullen, die er sich vormittags im Dorf zusammengebettelt hatte. Nun folgte eine Stunde Ruhe. Dann stand der Stramer ge- stärkt aus und wandelte zwischen den Weidenbüschen. Di« Sonne brannte herrlich. Ein Storch stand am anderen llfer de» Teiches im Schilf und sah regungslos herüber. In der Ferne dunkelt« ein Wald, und auf den Feldern davor schwankten wie Irrlichter die weißen Kopstücher arbeitender Fronen. Rote Dächer blühten hier und da au» dem Krün und Gelb der Landschaft. Der Stromer wandelte glücklich am Ufer des Teiches, als wäre er der Besitzer dieser schonen Landschaft. Er schwelgte wieder ein- mal in Wunschvorstellungen, die mit einem einfachen, kleinen Bauerngehöft ansingen und mit einem Rittergut nebst Schloß, Auto und Frau zu enden pflegten. Ein gutmütiger Friseur hatte ihn erst heute morgen rasiert. Er war jung und gut gewachsen. Wer hielt ihn setzt noch, da feine defekten Kleider hinter einem Weidenbusch lagen, für einen Strom-r? Nur die Badehose erinnert« an ihn. Darum zog er sie ent- Ichlossen aus. Wie er jetzt ging und stand, erinnerte er wirklich nicht Mehr an einen Stromer. Ein kräftig gebauter, von der Sonne gebräun! ter, gesunder Mann ging hier zwischen den Weidenbüschen am Teich spazieren. Er hatte sich auf«inen Sockel stellen und einen griechischen Jüngling darstellen können. Und vielleicht hätte man «her den Besitzer de« nächsten Rittergute« für einen Stramer ge- halten, wenn er den Mut gehabt hätte, hier ohne Badehose zu promenieren. Sollte sich der Stromer jetzt nur noch ein nettes Madchen ge> wünscht haben, so können wir solch« Gelufte schließlich verstehen, doch dos Schicksal schien sie nicht zu billigen. Denn statt des hübschen Mädchen» tauchte plätzlich«in Landjäger aus. Der Stromer wollte noch schnell hinter seinem Weidenbusch verschwinden, aber da? Auge des Gesetze» hatte ihn bereits«titdeckt. Keuchend— da er ßhon einen wejten Weg hinter sich hatte und der Untsorm- kragen in der Hitze unangenehm drückte— kam de? Gendarm naher. Als er den Stromer noch einmal und diesmal aus nachst»r Näh« in feiner ganzen Blöße erblickt«, hätte den dicken, keuchenden Beamten beinahe ein Hitzschlag getrofien. Ek öffnete den Mund zu ttnsm Dcnnerwort. doch klappten fein« Sprechwerkzeuge avto- mottsch wieder zu. Seine Äugen schienen sich umzudrehen ..Guten Tag!" sagte der Stromer sehr fanst und höflich, als wollte er gewissermaßen M't der Stimm» feine B'dße b-decken. Der Gendarm aber hatte jetzt endlich da» Donnerwort qefunden. Der Blitz zuckte auf den Stromer nieder. „Hier ist da» Baden verboten!.Können Sie nicht lese»? Und ohne Badehose— ziehen Sie sich sofort an und folgen Sie m>r!" Der Stromer sah den Gendarm ruhig an. Er geniert« sich nicht im geringsten. Um so mehr mochte der Anblick des unbekleideten Wanne» den pflichttreuen, gebetztm, in Ehren grau gewordenen Be- amten beleidigen. ..Wie heißen Sie?" brüllte er noch einmal und zog ein Notiz- buch aus der Lrusttasche. Der Stromer warf«inen Blick auf seine hinter dem Weiden - dusch versteckten Sachen, sah dann dem Gendarmen fest in« Auge und sagte:„Mein Name ist Baron von Sand." Er machte dabei «ine Verbeugung, die in seinem Zustand eiwa» grotesk wirkte. Der Gendarm schien«inen Augenblick lang unsicher zu sein. „Baron von Sand?" dachte er.„Vielleicht Besuch gus dem Ritter- gut?' Ein Nesse de» Grasen Wedel? Baron von Sand? Hm." „Ich weile hier zu Besuch!" macht« sich der Stromer die Paus« zunutze. Und geschmeidig setzte er hinzu:„Ich möchte Sie nicht in Verlegenheit dringen, Herr Oberlandjäger. Es war nur eine Lniine von mir." „Herr Baron", sagt« der Gendarm, nun überzeugt, wirklich den Neffen des Grasen von Wedel oder irgendwelchen Besuch vom Rittergut vor sich zu haben,„Herr Baron, ich bitte um Entschuldi- gung. wenn ich vorhin... Aber... ich kannte doch nicht ahnen... Es treibt(ich hier so viel Gesindel herum... Aber wenn der Herr Baron hier... Zwischen den Büschen ist es ja nicht so schlimm. Uff, eine Hitze heut«, Herr Baron ." Er zog sein Taschentuch, nahm die Mutze ob und wischte sich über die Stirn. Plötzlich weitetsn sich seine Augen. Er ging ein paar Schritte nach rechts, bückte sich und hob die Badehose de; Stromers am Schnürsenkel auf. „Komischer Lappen!" knurrte er.„Soll wohl'ne Badehose vorstellen?" Er witterte umher, entdeckte da« Kletderbündel hinter dem Weidenbusch und hotte d>« Fetzen auch schon mit einem Sprung erreicht „Halunke!" entfuhr es ihm.„Na warte!— Wollen Sie nicht die Güte haben, sich jetzt anzuziehen, Herr„Baron "?" Ein g-ffähr» liches Drohen log in dem Spott. Der Baron stand wie angewurzelt da. „Los!" kommandierte der Landjäger. „Was wollen Sie denn von mir?" fragte der Stromer nieder» geschlagen. „Ich oerhaste Sie wegen verbotenen Badens, falscher Namens- zulegung und Erregung öffentlichen Aergernisses! Folgen Sie mir!" „Möchte wissen, bei wem ich öffentliches Aergernis erregt hoben soll", knurrte der Stromer und nahm die Sachen über den Arm, bereit, dem Landjäger zu folgen. „Sind Sie verrückt?" brüllte der.„Angezogen! Aber'n bißchen dalli!" „Nein!" sagte der Stromer gemütlich...Der Staatsgewalt leiste ich keinen Widerstand. Ich folge Ihnen, aber nur so, wie ich vor Ihnen stehe." Es war ein sonderbares Paar, das auf Feldwegen die kleine Stadt zu erreichen sucht«. Ein dicker, keuchender, schwitzender Land-
Polizist und ein völlig nackter Mann, der seine Sachen In der Hand trug. Die Wege lagen im Sonnenglast wie ausgestorben. Leise knirschte der Sand unter den Füßen. Der Stromer ging erhobenen Haupte?, wie ein König jur Krönung. Sie kamen an einem Bauern vorbei, der mit seinen Pferden auf dem Felde arbeitsle. Er begann aus vollem 5)olse zu lochen, und dos Handpferd fing zu wiehern an. „Schöne Geschichte!" fluchte der Gendarm im stillen. Eine Frau kam idnen mit einem Retsiglorrcn entgegen. Der Gendarm bekam vor Scham einen Schwindelanfall. Er sah starr an der Frau vorüber. Die Frau kreischte aus und gaffte ihnen mit offenem Munde»ach. „Wollen Sie nicht endlich nernünstig sein?" Es klang wie ein Stoßseufzer. Aus der Stirn des Gendarmen perlten Schweiß- trapsen. Der Stromer lachte. Die Stadt war schon zu sehen. Es würde einen Riesenauflauf geben. E» mar unmöglich, mit dem Mann in diesem Auszuge am hellen Tage durch die Stadt zu ziehen. „Ziehen Sie sich an!" b a t setzt der Gendarm. Der Stromer zuckte nur mit den Schultern und pfiff im Weiter- gehen. Der Gendarm mußte ihm folge». Er hatte die Mütze ob- genommen und wischte sich zum soundsovielten Male den Schweiß von der Stirn. ,.5ialt! Hier rein in die Büsche!" kommandierte er plötzlich in höchster Erregung. Er hatte geradeaus einen Trupp Mädchen ent- deckt. Es waren Schülerinnen, die unter Führung ihrer Lehrerin einen Ausflug machten. Der Stromer kauerte ngben dem Landjäger am Boden. Die Mädchen kamen näher und schritten ahnungslos vorüber. Ihr Lachen klang noch eine Weile zurück.
„Wir können wieder weiter!" sagte der Stromer. Der Landjäger seuszte laut Er war der Situation nicht mehr gewachsen. Er hätte mit dem Mann hier die Dunkelheit abwarten können. l?hne Essen . Ohne Trinken. Der Teufel mochte da» aus- halten! Er nicht! Sein Groll gegen den Stromer schwand immer mehr. Er wollte ihn los sein. „Ziehen Sie sich an und verduften Sie!" sagte er nach kurzem Kampf. Der Stromer horchte auf. „Ihr Ernst?" „Ich bin froh, wenn ich Sie los bin!" „Ehrenwort?" „Ehrenwort!" Der Stromer sprang auf und zog sich an. Der Landjäger glaubte ihm noch einige Warnungen geben zU müssen. „Sie werden nicht mehr in Gewässern baden, wo das Baden verboten ist?" „Nein!" sagte der Stromer und psisf., „Sie werden überhaupt nicht mehr ohne Badehose haden?" „Nein!" sagte der Stromer und psifs weiter. „Dann können Sie jetzt gehen!" Der Stromer holte an» seiner Tasche einen aufgelesenen Zigarrenstummel heraus:„Darf ich Ihnen zum Dank eine von meiner Spezialsorte anbieten?" Der Beamte hieb ihm den Stummel fluchend a», der Hand. ..Ahl" hedauerte der Stromer und begann den Boden gründlich abzusuchen. Al« er den Stummel endlich wiederfand, war der Landjäget schon dicht vor der Stadt...
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Tlnier dem SomialifiengefeiSB Züricher Srirmerunqen/ Tm$r. Julian lllarcuse Itlünchen
Das politische Leben Deutschland » in den achtziger Iahren stand unter dem strangulierenden Druck des Sozialistengesetzes, ver- semt und verjagt irrten Anhänger und Bekenner von Ort zu Ort, bargen ihr Leben im Schöße treugebliebener Genossen in Dunkel- heit und Nacht, wanderten aus, um aus fremdem Boden den Schutz zu suchen, den die Heimat nicht gemährte. Da» Zentrum der ver- sprengten wie der ungebrochenen Kämpjer wurde Zürich , die jähr- hundertealt« Tradition des Aststrechts ebnete den Weg zum Er» scheinen des„Sozialdemokrat", dem Kampshlott der Partei. rni Jahre 1879. Damit war der Schauplatz der Bewegung, soweit sie nicht unterirdisch sich auf heimatlichem Boden sortbewezle. in die Schweiz nerlegt,«in Generalstäb erstand, seine ständigen Glieder waren in Zürich seßhaft geworden Eduard Bern st«in, Richard Fischer. Ignaz Motteler, sein« Austrage- bevollmächi'gten, die von Zeit zu Zeit erscheinenden Parlamentarier Georg n. Äollmar, der bekanntlich in der allererst«» Zeit den„So- zialdemokrat" redigierte. Wilhelm Liebknecht . August Bebel . Ignaz Auer und andere. Wer den Sozialismus in Bekenntnis, Idee und Führern kennenlernen wollte, für d°n gab es in jen°r Zeit nur Zürich , deren innere Pforten aber nur«schließbar waren durch vorausgegangene Bewahrung od« empfehfend« Geleitworte. Denn die Zahl der Häscher und Angaber wuchs mit der Höh« der von Jähr zu Jahr steigenden Belohnungen, die dos Deutsche Reich für Spitzel und„esenr- prove>l:,»»ur.-" auswars, und langst hatten sich >n den Dienst diese» verächtlichen Metiers haltlose einstig» Partei - genossen und Gelichter aller Art gestellt. Es mar an emem Frühlingstag des Jahres 155?, � als ich in der Halle de ? Deutschen Reichstag? vor Wilhelm Liebknecht stand und ihm ohne jede weiteren Ilmschweise meinen Wunsch nach einer Einführung in die Züricher Emigrantenkreii« vortrug, die ich onloßlich meine» dortigen Studienantrittes naher kennenlernen wollte. Der„Alte"— und war er es auch noch nicht, so stempelten doch ernste gedankenschwere Physiognomik wie äuß-rer Habitus. breiter Schlapphut und saltiger Havelock ihn dazu— begann nun mit mir ein Zwieaespräch, das bald von der leichten Fragestellung in ein ausforschendes Verhör abglitt, dessen zusriedenstellendes Er- gebnis für mich eine Visitenkarte von ihm war mit der Anschrift „Ueberbringer wünscht sich zu informieren". Mundlich lautete die Weisung, dieselbe Eduard Bernstein zu uberbringen. Wenige Tage daraus stand ich vor diesem in seinem Arbeitszimmer in Hattingen , die bedächtige argwöhnisch« Musterung— der Züricher Ausenthalt hatte wobl den von Natur aus prüfenden Blick noch um einige Nuancen gesteigert— fiel zufriedenstellend aus, denn nun öffneten sich mir die Haus« Zadek und Lübeck auf der Oberstroß und vor allem da» Innerste der Tempeltor«, die Werkstätte Motteler? in Hotliizgen, die rote Poftmeisterei. Aus dem heute dichtbesiedelten Hang, der von Oberstraß gegen den Zürichberg hinauszieht, standen damals wie einsame Borposten auf weiter Fläche zwei eng aneinander gelehnte Miethauser, im ersten Stock des einen hatten Zadels, denen Berlin unter dem Sozialistengesetz zu heiß geworden war, ihr Domizil gefunden, im gleichen de» and«en der Journalist Earl Lübeck, den dieselben Empfindungen aus Frankfurt verjagt hatten. Die bis zu ihren letzten Lebenemonaten— sie ist sehr viel später in hochbetagtem Alter in Berlin gestorben— bewegliche und geistig regsame Mutter Zadel bildete mit ihren Töchtern Julie und Regina— erstere folgte ihrem Mann, dem russischen Arzt Romm, nach Paris , letztere wurde später die Frau Eduard Bernsteins — und dem von Zeit zu Zeit von Berlin au» erscheinenden Sodn, dem bekannten Porteigenossen Dr. Ignaz Zadel, die Sammelstelle der deutschen Sozialisten: bei Lübecks dagegen— sie selbst war Polin— fanden sich die Revolutionär« der gesamten slawischen Länder ein. Hier zeigt« sich, wenn auch in flüchtiger Eile, Peter Krapatkin, hier tauchte eines Tages Ludwig Deutsch, der zweimal dem sibirischen Kerker entflohen war, auf, hier war selbst die scheue Vera Sassulitsch zu Gast, die mit ihrem Attentat aus den seinerzeitigen Petersburger General- gouverneur Trepow das Signal zum blutigen Kampfe gegen die zaristische Gewaltherrschaft gegeben hatte. In diesen beiden Häusern konzentrierte sich das gesellschaftlich-politisch« Emigranten�eben der damaligen Zeit, der dauernde Zustrom der verschiedenartigsten Ele- mente schuf eine Atmosphäre von pulsierender Lebendigkeit und rastloser Hingabe an die gemeinsamen Ziele. Die pratttsch-orgonisatorische Arbeit, die die Verbreitung des „Sozialdemokrat" in Deutichland zu vollziehen hatte, spielte sich an einer anderen Stelle ob, im Hauptquartier von Igna; Motteler in Hottingen . Unter dem Kommando des„roten Postmeisters"
und angespornt durch die rührende Sorge seiner Frau—„Tante" nannte man sie— um dos leibliche Wohl der Mitarbeitenden«iir- den Adressen geschrieben, die verbotenen Früchte sorgsamst kuver- tiert oder auch von unverdächtigen Zeitungen umhüllt al» Kreuz« bandsendung zurechtgemacht oder schließlich in Kölli» und Kisten wohlverdorgen, unter allen erdenkbaren Utensilien verpackt. Do- neben lief aber der eigens organisierte Pascherdienst, die direkte Beförderung de»„Sozialdemokrat" über die Grenze, die Polsterung von Armen. Beinen und Rücken mit zurechtgebogenen Logen des au« dünnstem Papier hergejtellten Organe«. Diese Grenztätigkeit mit ihrer Uebertölpelung der Zollbeamten und Hascher, die d>e deutsch » Regierung bi? in die Kreise der eidgenössischen Polizei hinein beschöst>ate und bezahlte, mar«ine ganz besondere Aufgabe. ebenso verlockend wie freudvoll, wenn st» gelungen war. lind sie gelang soft immer, denn Wagemut und bei aller Beherztheit plan» volle? Borgehen waren aus unserer"?»,!» Dem Parte>di«nst suai» sicki zwanglos da? Bestreben an. unten den Hochschulbesuchern für die Idee de« Sozial'smu» zu werben. Wir gründeten daher>m Sommerseniester l5ft3 den auf deutschen Unlnersitaten erstmalig in die Erscheinung tretenden„Verein I o zi a ll sti s ch e r Studenten". Die Grunt»ing?Mitgliede? waren Martin und Johanne» Weiß, der eine bereit» in Deutsch , lond gemaßregelt, der andere sltichiig, ostpreußische Psarrerssöhne./ der honnoveranische Philologe Krüger, ein Hüne mit langem rotem Bart, der Wiener Ehemiter Adolf Sp>egler. der Schwager von Adolf und Heinrich Braun und der Verfasser dieser kleinen Sitzze. So klein die Zahl der aktiven Mitalieoer auch blieb, so rührig und zielbewußt mar ihre Arbeit, und da» Interesse, da» ihr entgegen« gebrocht wurde, äußerte sich in dem Besuch ihrer Sitzungen und Versammlungen durch ein« Reihe führender Manner . Reben Bebel , Liedknecht und Vollmar, die nie versäumten, bei ihren Züricher Be- suchen auch in unseren Kreis zu kommen, mar es der Botaniker Dodel-Port, der Dormjtädter Naturwissenschostlkr Ludwig Büchner , die damaligen Schristleiter der„Züricher Post" Rein- hold Rüegg und Theodor Curti , weiterhin Paul Axel- roth, Greulich. Eonzett und manch anderer, die bei uns Vortrog« hielten und eine» engen Kontakt mit dem Verein bewahrten. Und beim Iubiläumsfest des eidgenössischen Polytechnikum? zogen ww in geschlossenem Zuge mit dem Wahrzeichen der roten Nelke unter den Korporationen mit. Rektor mar damals der Pathologe Klebs, der Proteltar des „Verein« deutscher siudenten". Seine Voreingenommenheit äußert« sich in schikanöser Anwendung der Unioersitätssatzungen, sein Partei- ischer Sinn fand stimmungsvollen Beiklang in den Kreisen der reichsdeutschen Studenten. Man entfernte oder beschmierte unser« Anschläge am schwarzen Brett, Berwünschungen und selbst Drohbrief« gelangten an un«. Da mußte, um diesen Unfug zu beenden, ein Exempel statuiert werden: Nächtliche Wachtposten unter Führung de« obenerwähnten hünenhaften Krüger lauerten auf die Täter, und mit ihrer völlig inkommentmaßigen, aber mehr als fühlbaren Züchtigung fanden diese feigen Attentats auf unsere Ankündigungen ihr Ende. Leider war das Bestehen des Vereins nur von kurzer Dauer, als 1554 der größte Teil der Aktiven Zürich verließ, fehlte der Nachschub, und er verblich. Eine neue Generation ist seitdem erstanden, non den Alten dämmert nur noch in schwacher Erinnerung der Name, kaum noch ihr Wollen und Wirken. Der Ueberlebende aber schaut bewegten Sinnes zurück in jene Zeit kampserfüllter Begeisterung und opfer-. williger Hingabe, und dankbar für das, was er erlebt hat, hat er' sie noch einmal in ihrem Ablauf skizzenhaft vor sich erstehen lassen! Suropäifche AphoriUiker. 2. Friedrich Schlegel . Das Nichtverstehen kommt meistens gar nicht vom Mangel an Verstand, sondern vom Mangel an Sinn. Verbindet die Extreme, so habt ihr die wahre Mitte. Zur Philosophie gehören, je nachdem man ez nimmt, entweder gar keine oder all» Sachkenntnisse. In der wahren Prosa muh alles unterstrichen sein. E, gibt so viele Schriftsteller, Me>l Lesen und Schreiben jetzt nur dem Grade nach oerschieden sind. Die Kritik ist die Kunst, die Scheinlebendigen in der Literatur zu töten. sKusxoväkIt xon J«ns Grieter.)