Lehrlingszeit oder von der Ablegung einer Prüfung obynngig gemacht, so ist eine Ausnahme von der Erfüllung dieser An- lorderungen nur unter bestimmten, im Statut festgesetzten Voraus- fetzungen zulässig. Von einem Aufnahmesuchenden, welcher bereits von einer anderen, den Voraussetzungen dieses Gesetzes entsprechenden Innung desselben Gewerbes eine Aufnahme- Prüfung bestanden hat, kann eine solche nicht nochmals verlangt werden. Gewerbetreibenden, welche den gesetzlichen und statutarischen Anforderungen entsprechen, darf die Aufnahme in die Innung nicht versagt werden. s 101. Die von den Jnnungsmitgliedern beschäftigten Ge- Hilfen nehmen an den Jnnungsversammlungen und an der Verwaltung der Innung nur in» soweit t h e i l, o's dies in dem Jnnungsstatut vorgesehen est. Eine solche Theilnahme muß ihnen ein- geräumt w-rden an der Abnahme von Gehilsen Prüfungen, sowie an der Begründung und Verwaltung allrr Einrichtungen, für welche sie Beiträge entrichten oder«ine be> sondere Mühewaltung übernehmen, oder welche zu ihrer Unterstützung bestimmt sind. Z 103. Die S ch l i e ß u n g d e r'I n n u n g kann erfolgen: I. wenn sich ergiebt, daß nach§ IdOb die Genehmigung hätte versagt werden müssen und die erforderliche Aenderung des Statuts innerhalb einer zu setzende» Frist nicht bewirkt wird; 2. wenn die Innung wiederholter Aufforderung der Aufsichts- behörde ungeachtet die Erfüllung der ihr durch§ 100 Absatz 2 gesetzten Aufgaben vernachlässigt; 3. wenn die Innung sich gesetzwidriger Handlungen oder Unter- lassungen schuldig macht, durch welche das Gen» einwohl gefährdet ivird, oder wenn sie andere als die gesetzlich zulässigen Zwecke verfolgt. Die Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen der Innung hat die Schließung kraft Gesetzes zur Folge. s 103 b. Die Innungen unterliegen der Aufsicht der Ge- meindebehörde. Für Innungen, welche ihren Sitz nicht inner- halb eines Stadtbezirks haben, oder welche mehrere Gemeinde- bezirke umfassen, wird von der höhereu N-'avaltungsbehörde, für Innungen, welche sich in die Bezirke mehrerer höheren Ber - waltungsbehörden erstrecken, von der Landes-Zentralbehörde die Aussichtsbehörde bestimmt. Die Aufsichtsbehörde überwacht die Befolgung der gesetzlichen und statutarischen Vorschriften und kann dieselben durch An- drohung, Festsetzung und Vollstreckung von Ordnungsstrafen gegen die Inhaber der Jnnungsämter, gegen die Jnnimgsmitglieder und gegen deren Gehilfen, soweit diese an den Geschäften der Innung theilnehnien, erzwingen. Die Landesorganisation der Sozialdemokratie des Herzog- thums Kobura, die in Koburg ihren Sitz hat, erläßr einen Aufruf an die Arbeiterschaft, das koburgische Staats- b ü rg e rr e ch t zu erwerben. Alle Zuschriften und Sendungen betreffs der Landtagswahl sind zu richten an den Genossen A. Walter in Koburg , Herrengasse I. I« einer großartig besuchte» Versammlung forderte die Sozialdemokratie Wiens die Einführung des all- gemeinen Wahlrechts für de» Landtag, ferner die Aufhebung aller die Freizügigkeit beschränkenden Bestimmungen, sowie aus- giebige Verpflegung der durch Alter und Krankheit arbeitsunfähig gewordenen Personen. Trotzdem die Versammlung von zirka 10 000 Personen besucht war, ist auch nicht die mindeste Störung vorgekommen. Polizeiliches, Gerichtliches er. — Am 27. August hat sich in Elberfeld der verant- wortliche Redakteur der„Freien Presse", Genosse Grimpe, auf dt» bekannte Anklage zu verantworten, durch eine Kritik der Todes st rase eine Staatseinrichtung verächtlich gemacht zu habe». Wie das Urtheil auch ausfallen möge, dessen könne» sich die Anhänger der Todesstrafe versichert halten: die Sympathie der ganzen modern fühlenden und denkenden Welt wird auf Seit« unseres Genossen stehen. — Mit einer wohl noch nicht dagewesenen Begründung hat die Amtshauptmannschaft zu R o ch l i tz in Sachsen unseren Burgstädter Genossen die Erlaubniß zur Abhaltung eines Festes verweigert. Der Vorsitzende des Wahlvereins für Burg- städt und Umgegend ersuchte die Amtshauptmannschaft, dem Verein die Abhaltung eines Konzert- und Tanzvergnügens im Saale des Goldenen Löwen in Bäckersdorf zu gestatten, wo eine große Zahl Mitglieder wohnen. Die Amlshauptmannschast schlug aber das Gesuch mit den» Bemerke» ab, das Ber- gnügen könne in Burgstädt abgehalten werden. Dem Wahlverein steht aber in Burgstädt kein Saal zur Ver- sügnng! Selbstverständlich wird gegen die Amtshauptmannschaft Beschwerde geführt. — Das„Volksblatt für Gotha" hatte die Resolution einer Versammlung abgedruckt, worin die organisirten Arbeiter ersucht wurden, ei» bestimmtes Wirlhshaus so lange zu meiden, bis der Wirth seinen Saal den Arbeitern wieder zur Verfügung stellt. Da man sich in der Resolution nicht allein an die Parteigenossen, sondern an alle Arbeiter gewandt hatte, wurde der Siedakteur I o o s in der Berufungsinstanz zu 50 M. und zur Tragung aller Kosten verurtheilt. Wegen„groben Unfugs" natürlich. Genosse Ivos berief sich vergeblich darauf, daß in erster Linie das Militär boykottirl. Das Gericht er- klärte, der Militärboykott komme nicht in betracht, denn das Militär sei nicht allein berechtigt, sondern sogar verpflichtet, zu boykottiren, weil es die Aufrechterhaltung der Ordnung nach innen und außen zu besorge» habe. — Wen» das Militär zum Boykott von Wirthshäusern ver- pflichtet wäre. müßte das doch wohl im Gesetz oder in einer gerichtsnotorischen, gesetzeskräftigen Verordnung vorgeschrieben sein. Davon ist aber nichts bekannt, und so hätte der Rechts- grundsatz des preußischen Justizministers Herrn v. Schönstedt : „Wenn zwei dasselbe thun, so ist es nicht dasselbe," jetzt schon in den thüringischen Kleinstaaten Eroberungen gmacht. Soziale Mebeefithk. Krankenkaffentvesen. Der Krankenkasse des Kaufmännischen Vereins zu Hannover (E. H.), der Kranken- und Sterbekasse der Fuhrherren, Kutscher und verwandten Berufsgenosse»„Eintracht" (E. H.) in Berlin , der Kranken- und Sterbekasse zu Wernborn (E. H.) und der Kranken« und Sterbegeld- Unterstützungskasse „Victoria " zu Danzig (E. H.) ist vom preußischen Handels- «ninisterium erneut bescheinigt worden, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des§ 75 des Krankenversicherungsgesetzes genügen. Die preußischen Ministerien des Innern und des Handels und Gewerbes haben im Einverständniß mit dem Kriegs- Ministerium hinsichtlich der ausschließlich für Betriebe der Heeresverivaltung errichteten Betriebs- und Bau-Krankenkassen an stelle der Verfügungen vom 13. Dezember 1634 und 13. August 1885 das folgende fest- gesetzt: 1. Zu Ziffer 2, Absatz 7, der Anweisung: Die Befugnisse und Obliegenheiten der höheren Verwaltungsbeh örde {ür die Betriebs-Krankenkafle der technischen Institute der Artillerie, «er Gewehrfabriken, der Munitionsfabrik, des Artilleriedepots zu Berlin und für die Festnngsbau-Krankenkassen werden von der im königl. Kriegsministerium errichteten Inspektion der technischen Institute wahrgenommen. 2- Zur Ziffer 5, Absatz 5, der Anweisung: Die Befugnisse und Obliegenheiten der Aufsichtsbehörde werden wahr- genommen: a) bei den Betriebs- Krankenkassen der technischen Institute der Artillerie, der Gewehrfabriken und der Munitions- sabriken von der bei der Inspektion der technischen Institute im königlichen Kriegsministerium errichtete» Handwaffen- Abtheilung, b) bei der Vetriebs-Krankenkasse des Arlilleriedepots in Berlin von der königlichen 1. Artilleriedepot- Inspektion in Posen, c) bei den Festungsbau- Krankenkassen von den den betreffenden Fortifikationen vorgesetzten königlichen Festungs - Inspektionen, jedoch mit der Maßgabe, daß die Festsetzung des ortsüblichen Tagclohns gewöhnlicher Tagearbeiter(§ 8 des Gesetzes) den königlichen Regierungspräsidenten zusteht. Ueber die UrlaubSverhältnissc der Eisenbahn-Beamten Sachsens wird mitgetheilt: Bei den Staatsbahn-Verwaltungen ist es vielfach vorgekommen, daß Vorgesetzte ihren Unter- gebenen einen erbetenen Urlaub verweigerten oder, wenn sie einen solch kurzen Urlaub gewährten, verlangten, daß die Beamten das rück st ändige Arbeitspensum in ihren dienstfreien Stunden nachholten. Bei der Staats- Eisenbahn-Verwaltung soll nun ähnlich, wie bei den Ministerien, den Polizeibehörden-c. die Urlaubszeit für Beamte und Be- dienstete einheitlich geregelt werden. GenrettKpchafklirizes. Achtung, selbständige Kürschner Berlins (Pelzbrauche)! Es ist wohl die allerhöchste Zeit, daß wir alle unsere höchst traurige Lage klar erkennen. Seit Jahren waren wir gewöhnt, daß, wenn es vier Monate nichts zu thun gab, wir nach dieser Zeit das Verlorene wieder wett machen konnte». Dieses Jahr sind bereits sieben volle Monate vergangen und wir warten immer noch vergeblich auf das Saisongeschäft, das uns Rettung bringen soll. Dort aber, wo die Kollegen Be- schäftigung haben, sind die Löhne und die Behandlung vielfach eines Mannes geradezu unwürdig. Deshalb, Kollegen, ist es unserer aller Pflicht, zu versuchen, unsere Lage zu ver- bessern. Dazu sind wir aber nur im stände, wenn wir alle zusammenhalten. In den nächste» Tagen soll eine öffent- l i ch e Versammlung abgehalten werden, um Mittel und Wege zu suchen, wie in unserer Branche wieder bessere Verhältnisse ge- schaffen werden können. Versäume keiner, in dieser Versammlung zu erscheine», ermahne jeder die indifferenten Kollegen an ihre Pflicht und betrachte es jeder Kollege als Ehrensache, an der Verbesserung unserer traurigen Lage mitzuhelfen. Ort und Zeit der Versammlung werden durch Inserat im„Vorwärts" bekannt gemacht und ersuche» wir die Kollegen, darauf zu achten. Im Auftrage: Der Vorstand des Vereins selbständiger Kürschner (Pelzbranche). Au die Holzbildhauer Berlin » und Umgegend. Kollege»! Kurze Zeit ist es her, daß wir unsere For- derungen(ölstündige Arbeitszeit und 2l Mark Minimallohn in Bildhauer- und 52 stündige Arbeitszeit und 23 M. Minimal-Akkordverdienst in Tischlerwerkstätten) durchgeführt haben, und schon jetzt hört man, daß sie in einzelnen Fällen durchbrochen werde» sollen. Die unterzeichnete Kommission ersucht deshalb alle Kollege», an dem einmal Errungenen st r i k t festzuhalten und jeden Versuch der Prinzipale, das- selbe wieder illusorisch zu machen, energisch zurückzuweisen. Gleichzeitig erinnern wir die in R i x d o r f beschäftigten Kollegen, auf deren speziellen Wunsch eine Zahlstelle in den Viktoriasälen, Hermannstraße(Sonnabends 6-10 Uhr) eingerichtet wurde, an ihre Pflicht der Organisation gegenüber, da die Beitrittserklärungen in keinem Verdältniß zu dem Interesse stehen, das sich gelegent- lich der ersten Versaminlung zeigte. Mittheilungen werden an unterzeichnete Adresse oder Diens- tags und Sonnabends Abend nach dem Vereinslokal, Annen- straße 13, erbeten. Die Werkstatt« Delegirten-Kommission. I.A.: Otto Krippahle, Engelufer 4 a. Achtung, Zimmerer Berlins ! In den Baugeschäften von O st e n. Luisen-Ufer, F i s ch« l, Danzigerstraße, und Strödt- hoff, Antonstraße, ist nunmehr ebenfalls die neunstündige Arbeitszeit durchgeführt; diese Geschäfte sind deshalb nicht mehr gesperrt. Die Lohnkommission der Zimmerer Berlins und Um- gegend. In der Kistenfabrik deS Herrn Robert Engel in Berlin ist wegen Lohndifferenzen ein Streik ausgebrochen. Vor Zuzug wird dringend gewarnt. D i e K o ni m i s s i o n der Kistenmacher. Achtung, Metallarbeiter! In der Gießerei von Kramer n. Herbig in Potsdam schweben Differenzen, weil daselbst für vom Streik betroffene Berliner Firmen gegossen wird. Former und Gießerei-Arbeiter werden ersucht, dieses bei Arbeits- angeboten aus Potsdam zu beachten. Am nächsten Sonntag wird in Potsdam eine öffentliche Metallarbeiter-Versaiumlung die Angelegenheit erörtern; die Herren Kramer und Herbig sind dazu eingeladen. Die Agitalious- Koininission des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes . I. A.: H e r m a n n F a b e r. Berlin , Flottwellstraße 15. Achtung, Metallarbeiter! Die Aussperrung der Arbeiter der Metallwaarenfabrik von A. F l e ck Söhne in Hamburg , Amsinckstraße 31, dauert unverändert fort. Zuzug ist streng fernzuhalten. Anfragen sind zu richten an H. M e y e r, Wolt- iiiannstraße 47 bei Zink , Hamburg . Ter internationale Hntmacher- Kongreß tagte vom 27. Juli bis 31. Juli in London . Vertreten waren 5300 eng- lisch« Hutarbeiter und Arbeiterinnen durch 7 Delegirte, 3000 französische durch 2 Delegirte, 4300 deutsche durch 2 Delegirte und 1700 österreichisch-nngarische durch einen Delegirten. Aus den Berichten ging hervor, daß die Hutmacher aller Länder unter der Einführung neuer und verbesserler Maschine» sehr zu leiden haben, die Arbeitsbedingungen werden dadurch verschlechtert. Das Resultat der Verhandlungen war der Beschluß, einen inter - nationalen Verband zu gründen, dessen Zweck ist: 1. sich bei Streiks und Aussperrungen gegenseitig materiell zu unterstützen und Streikbrecher fern zu halten; 2. ausländische Arbeiter beim Aufsuchen von Arbeit zu unterstützen und ihnen womöglich Arbeit nachzuweisen; 3. Geschäfts- und Rechenfchafts- Berichte anszu- tauschen; 4. den französischen Verband mit der Leitung des inter - nationalen Verbandes zu betrauen; 5. den nächsten Kongreß im Anschluß an den allgemeinen internationalen sozialistischen Arbeiter- und Gewerkschaftskongreß abzuhalten. Eine internationale Konferenz der Brauerei-Ar- b e i t e r, woran Vertreter aus England, der Schweiz , Oester- reich-Ungarn , Deutschland und de» Vereinigten Staaten von Nordamerika theilnabmen, wurde am 30. Juli in London ab- gehalten. Aus Holland , Belgien und Frankreich lagen Zu- tiinmungsschreiben vor. Zum Vorsitzenden wurde W i e h l e- Hannover gewählt, der auch den Bericht über die Lage der deutschen Brauerei-Arbeiter gab. Seil 1890 habe eine Besserung der Löhne in den größeren Orten Platz gegriffen, die freilich auch erst durch mannigfache Kämpfe erreicht worden sei. Die deutsche Organisation zähle 8000 Mitglieder, die zur Verbesserung der Lebenshaltung der Brauer das möglichste beizutragen ver- üche. Besonders in Schlesien , Pommern , Ostprenßett, Thüringen und theils auch in Württemberg und Baden beständen noch schreckliche Zustände. Die Arbeitszeil betrage hier noch 15 bis 20 Stunden, der Stundenlohn 3 bis 10 Pf., der Monalslohn 33 bis 30 M. Die Wohnungsräume glichen vielfach Viehställen. Anderentheils bezögen die Brauereidirektoren Gehälter bis zu 50 000 M. und darüber. Ravazollo- Budapest berichtete über die Lage in Oesterrcich-Ungarn , wo ganz ähnliche Zustände wie in Deutschland zu finden wären; theilweise seien sie sogar noch krasser, denn in Ungarn sei noch das vagircnde(Aushilfe)- System eingeführt. Schmidt- Bern berichtete über den Streit, den die Schweizer Brauereibesitzer mit den Brauerei-Arbeitern vom Zaune gebrochen haben. Erst ein Boykott der schweizer Arbeiter habe die Unternehmer zur Raison bringen können. Er wie der Vorredner betonten die Nothwendigkeit internationalen Zusammen- gehens. Der englische Delegirte berichtete, daß zwar in England das meiste Bier konsumirt und produzirt werde, daß es aber nicht billig und gut genug sei, den Arbeitern den Whisky zu ersetzen. Wenn das deutsche Bier sich noch mehr Bahn brechen sollte, könnte vielleicht der Schnapskonsum ein- gedämmt werden. Die Arbeitszeit betrage 13—15 Stunden, der Lohn 15-20 Sh. die Woche in London , in der Provinz weniger. Aus Amerika lag der günstigste Bericht vor. Der amerikanische Verband zählt 12 000 Mitglieder. Der Durch- schnittslohn beträgt 13—14 Dollars die Woche. Der Verband steht auf sozialistischer Grundlage.— Nach längerer Diskussion wurde beschlossen, daß diese Mitglieder der einzelnen Organi- sationen, die voll ihre Pflicht erfüllt haben, ohne weiteres von einer in die andere Organisation übertreten dürfen. Bei Lohn- kämpfen soll gegenseitige Unterstützung Platz greifen. Die Agitation für Verkürzung der Arbeitszeit soll mit aller Kraft gefördert werden. Als Sitz des internationalen Bureaus wurde Budapest gewählt, zum Sekretär Ravazollo-Budapest ernannt. Die übrigen verhandelten Angelegenheiten entbehrten des all- gemeinen Interesses. Auch die Vertreter der Seelente und Hafenarbeiter sind während des Londoner Kongresses zu einer inter - nationalen Konferenz ziisammengctreten. um einen Meinungsaustausch und eine Verständigung über die Verbesserung der Lage dieser Arbeiterkategorien zu erzielen. Alle waren darüber einig, daß ein gemeinsames Operiren dieser Branchen in allen in betracht kommenden Ländern von größtem Nutzen sei und es soll nach dieser Richtung hin in Zukunft eine rege Agi- tation entfaltet werden. Mit den Leitern der englische» Gewerkschaft der Schuhmacher hat Genosse B o ck, der Vertreter der deutschen Schuhmacher, während seines Aufenthalts in London Beziehungen anzuknüpfen versucht, was bisher auch gelang. I n s k i p, der Leiter der englischen Union , und V o t i e n, der Vorsitzende der Londoner Loknlunion, erklärten ihr Einverständniß zuni gemein- samen Zusamnieuwirken. Auch will die englische Organisation auf dem im nächsten Jahre in Brüssel stattfindenden internalio- nalen Schuhmacherkongrcß vertreten sein. In Magdeburg legten auf dem Bau des Herrn Löper, Königstraße und Gustav Adolsstraßen-Ecke sämmtliche Maurer Montag früh die Arbeit nieder, weil ihnen der vom Einigungs- amte festgesetzte Lohn verweigert worden war. Aus Langenbielan wird uns geschrieben: Die Weber der Firma B. Neugebauer Söhne nahmen am Montag die Arbeit wieder auf. Neun von den am Streik betheiligt ge« wesenen will die Firma nicht wieder einstellen. Aus Oesterreich kamen am Sonntag wieder etwa 12 erwachsene Personen(mit ungefähr 20 Kindern), um bei Neugebauer Söhne in Arbeit zu treten. Das betrübendste ist, daß sich unter ihnen einer befindet, der schon hier war und auf Kosten der Streikenden reichlich verpflegt und in seine Heimath zurückbesördert worden war. Zehn Strafmandate in Höhe von je 5 M., wozu sich noch je 1,20 M. Kosten gesellen, wurden Ende voriger Woche ebenso viele» Personen hier zugestellt, weil sie für die Streikenden eine Kollekte veranstaltet haben sollen, was in Schlesien bekannt» lich strafbar ist. Acht von den mit einem Strafmandate Be- dachten werden Widerspruch erheben, da sie absolut keine Gelder gesammelt haben. Aus Rachen wird telegraphirt: Die Weber in der Tuchfabrik Älachen Aktiengesellschaft haben die Arbeit wieder aufgenommen, ohne daß ihre Forderungen be« willigt wurden. In Lüdenscheid haben sämmtliche Polirer der Firma Jäger und Fischer wegen Lohnkürzung die Arbeit ge« kündigt. Durch Vergleich beendet ist der Ausstand der Holz» arbeiter der Polyphon-Musik werke in Wahren bei Leipzig . Die Arbeit ist am Sonnabend wieder aufgenomiue» worden. AuS Pirna a. d. Elbe wird über den Streik der Maler. L a ck i r e r und A n st r e i ch e r �berichtet, daß 23 Mann die Forderungen bewilligt bekamen.'8 sind abgereist und 10 be» finden sich noch im Ausstand. Die Mainzer Küfer beschlossen, den Unternehniern einen neuen Lohutarif vorzulegen, wonach sowohl der Akkord- wie der Tagelohn erhöht und an stelle der bisher sehr unregelmäßigen Arbeitszeit der Zehnstundentag eingeführt werden soll. In Karlsruhe haben die B a u s ch l o s s e r folgende Forde- rungen ausgestellt: lOstiindige Arbeitszeit, IVe Stunden Mittagspause und 23 Pf. Mindestlohn für die Stunde. In Pasing bei München hatte im Monat April der Schuhfabrila n t Regen st einer infolge des Streiks seines Personals sich zu mancherlei Zugeständnissen bequemen müssen. Als wieder Frieden war, revanchirte er sich durch Ent- lassung aller derer, die an der Spitze des Streiks gestanden haben. Weiler hat er für die Stepperinnen einen neuen Tarif aufgestellt, der Lohnkürzungen bis zu 50 pCt. enthalten soll. Die Schuhmacher Pasings ersucben deshalb die Fachgenossen allerorts, den Zuzug nach der Negensteiner'schen Fabrik fernzuhalten. Ans Budapest wird berichtet: 14 00 Arbeiter der Neu- Pester Julefabrik- Altiengesellschast haben wegen Lohn- differenzen die Arbeit eingestellt. Tie Schlosser Preßbnrgs verlangen den Zehnstundeiitag. Zuzug, namentlich von Bauschlossern, ist deshalb streng fern- zuhalten. Unter den Buchdruckern Dänemarks , die in fünf ver» schiedenen Vereinen organistrt sind, ist eine Bewegung im Gange, um aus diesen Vereinen eine Z e n t r a l or g a n i s a t i 0 n zu bilden. Nachdem die Buchdrucker auf Seeland und auf Fünen die Frage der Zentralisation in Versammlungen erwogen haben, hat eine Versammlung der jütländischen Buchdrucker einen Grund- plan aufgestellt, der in den fünf Vereinen erörtert werden soll. Es wird aber wahrscheinlich noch schwere Mühe kosten, die Buch- drucker Dänemarks unter einen Hut zu bringen. Der angekündigte Streik der Tischler Brüssels ist aus- gebrochen. Nach einer telegraphischen Meldung feiern 2000 Tischler. Sie fordern den Zehnstundentag und 50 Centimes Minimal-Stundeulohn. Nuter den Heizer» der Gasanstalt in Livorno in Italien steht ein Streik bevor. Für den Fall, daß die Direktion etwa in Deutschland Ersatzkräfte anwerben sollte, bitten die Livorneser Heizer die deutschen Kameraden, den Arbeitsangeboten keine Folge zu geben. Ein Gasarbeiterstreik ist in Lissabon , der Hauptstadt Portugals , ausgebrochen. Seit 2. August nachts 1 Uhr ist die Stadt ohne Gasbeleuchtung. DezreMea und letzte Vachvichken. Wien , 4. August. (W. T. B.) Wie die„Neue Freie Presse" meldet, wurde heute ein Schlossergehilfe wegen Verdachtes der Theilnahme an dem Bomben-Attentat am 1. d. M. verhaftet. Dem Verhasteten ist nachgewiesen worden, daß er am Tage des Attentats eine Znckerschnur gekauft hat, welche derjenigen glich. mit welcher der Bombenkarton zugeschnürt war. Madrid , 4. August. (W. T. B.) Eine Feuersbrunst, deren Entstehung auf Brandstistung zurückgeführt wird, zerstörte in Rueva, Provinz Valladodid, 500 Häuser.— Der Sturmwind richtete in der Umgegend von Madrid großen Schaden an. Verantwortlicher Redake-'-r: August Jacobey, Berlin . Für den Jnseratentheil verantwortlich: Dh. Glocke in Berliu. Druck und Verlag von Max Babing in Berlin . Hierzu» Beilagen.
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