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Nr. 247 49. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Sonnabend, 28 Mai 1932

Welterschütterung durch Moratorien

28 Staaten bereits beteiligt.- Desterreich kann jeden Tag folgen

Bereitstellung auf einem Inlandskonto auch nur den guten Willen zum Zahlen beweisen zu können.

Es gehört zum Merkmal der als höchste wirtschaftliche Ent-| auch im Innern nicht die Beträge zusammenbringen, um durch widlungsstufe gepriesenen Kreditwirtschaft, daß nicht die Privatunternehmen in immer höherem Maße auf Kredit auf- und ausgebaut werden, sondern daß auch die Staaten unterein= ander in ein immer dichteres Nez privater und öffentlicher Schuld- und Forderungsverflechtung versponnen werden. Solange das Vertrauen bestand, daß die Schuldner ihren Verbindlich teiten nachkommen würden, ging alles gut. Als aber mit der Verschärfung der internationalen Wirtschaftskrise auch die Zahlungs­fähigkeit in den verschiedenen Schuldnerländern bedroht schien und die Gläubigerländer in plötzlicher Sorge um die Sicherheit ihrer ausgeliehenen Gelder massenhaft ihre Kredite kündigten und dadurch die Zahlungsschwierigkeiten ihrer Schuldner erst recht vermehrten,

brach das ganze hochgetürmte internationale Kredit­gebäude wie ein Kartenhaus zusammen.

Es ist bekannt, wie sehr auch Deutschland in diesen inter­nationalen Kreditzusammenbruch hineingezogen wurde und wie durch Stillhalteabkommen mühsam ein Damm gegen die Massen­abziehung der aufgenommenen kurzfristigen Milliardenkredite auf gerichtet wurde. Aehnlich wie Deutschland ist es vor ihm und nach ihm fast allen Schuldnerländern ergangen, und die Mehrzahl dieser Schuldnerländer ist nun nach der Erschöpfung ihrer Reserven an Gold und ausländischen Zahlungsmitteln, die sie zu der erzwungenen Kreditrückzahlung hatten einsetzen müssen, nicht mehr in der Lage, weiteren Schuldforderungen der drängenden Auslandsgläubiger nachzukommen.

Beim besten Willen sind sie nicht imstande, die zur Abtragung ihrer Auslandsverpflichtungen notwendigen fremd­ländischen Zahlungsmittel aufzubringen, da dem Verkauf ihrer Landesprodukte im Ausland immer größere Schwierigkeiten be= réitet werden, und da andererseits die Devisenerlöse für die ause geführten Gütermengen wegen des außerordentlichen Preis­verfalls auf dem Weltmarkt immer geringer werden. In dieser Zwangslage hat bereits eine ganze Anzahl von Staaten die Zah­lung an die ausländischen Kreditgläubiger ganz oder teilweise einstellen müssen, und eine weitere Reihe anderer Schuldnerländer wenn ihnen nicht baldigst in irgendeiner Form Hilfe kommt ihrem Beispiele folgen müssen. Die Zahlungseinstellung erfolgte in den meisten Fällen offiziell mit der Erklärung eines

wird

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Auslandsmoratoriums.

Was ist ein Auslandsmoratorium? Allgemein versteht man darunter die vom Staat durch Gesez verfügte Verweigerung von Zins- und Tilgungsraten für aufgenommene Auslandskredite. Der Umfang und die Form der Zahlungsverweigerung sind jedoch außerordentlich verschieden. In einigen Ländern wird nur der Tilgungs dienst, in anderen auch der Zinsen dienst ausgesetzt; andere Länder wiederum nehmen aus besonderen politischen Gründen bestimmte Anleihen von dem Moratorium aus.

Mit Ausnahme von Argentinien haben bisher fast alle südamerikanischen Staaten den Zinsen- und Tilgungs­dienst auf ihre auswärtigen Anleihen eingestellt. In Europa haben Ungarn , Bulgarien und Griechenland die regel­mäßigen Zins- und Tilgungszahlungen auf ihre Auslandsanleihen ausgesetzt, und von Desterreich, das bis zuleẞt vergeblich auf die Finanzhilfe des Völkerbundes gewartet hat, wird wegen der vollständigen Erschöpfung der Gold- und Devisenreserven mit jedem Tag die Erklärung eines Transfer moratoriums erwartet. Bei dem österreichischen Transfermoratorium würde nur die Trans ferierung, das heißt die Uebertragung der Zins- und Tilgungsraten an das Ausland, eingestellt, nicht aber auch die Aufbringung in Landeswährung.

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werden

Andere und zwar nicht nur Balkanstaaten folgen müssen, wenn es nicht in kürzester Frist, spätestens nach der Reparationskonferenz in Lausanne gelingt, eine inter­nationale Kredithilfe zu organisieren, die aber einen Dauererfolg wieder nur haben kann, wenn auch die Störungen im Welthandels- und Weltkreditverkehr so rasch wie möglich abgebaut werden. Man kann nämlich die mit der Erklärung eines Moratoriums aller Welt verkündete und bewiesene Zahlungsunfähigkeit der Länder auf die Dauer nur beheben, wenn man sie instand setzt, den überschüssigen Ertrag ihrer Wirtschaften auf dem Weltmarkt abzusetzen und sich damit die Zahlungsmittel, also die Devisen, zu beschaffen, die nun einmal zur Uebertragung von Land zu Land notwendig sind.

An einem solchen Beweis der Zahlungswilligkeit hat auch das Schuldnerland das größte Interesse, da davon die Kreditwürdigkeit für die Zukunft abhängt, und da alle diese Länder doch mehr oder weniger später einmal wieder auf die Gewährung neuer Kredite angewiesen sind. Ja man kann sagen, daß die Sorge um die zukünftige Kreditwürdigkeit viel mehr dazu beigetragen hat, bei einigen Ländern die Erklärung eines längst fälligen Auslandsmoratoriums immer wieder aufzuschieben, als etwa die Furcht vor politischen Verwicklungen oder wirtschaftlichen Gegenmaßnahmen. In Wirklichkeit ist ja heute der Schuldner stärker als der Gläubiger. Das gilt auch von dem moralischen Rechtsanspruch, und zwar aus folgenden Gründen: Gegenüber dem Jahre 1928 sind die Preise von Rohstoffen und Nahrungsmitteln um 40 Proz. gesunken. Die Schuldner müssen also zur Rückzahlung einer damals auf­genommenen Anleiheschuld rund mal so viel Ware liefern, als sie zur Zeit bei Abschluß der Verträge annehmen fonnten. In dieser außerordentlichen Verschiebung zwischen dem Geldwert und dem Warenwert wird die ganze Schwere der Krise klar, die die Rohstoff erzeugenden und ausführenden Länder be­troffen hat, und man könnte es verstehen, wenn diese Länder die

Mannesmann frisenstart.

Geringer Verlust- Flüssige Bilanz.

Als einziger von den großen Montankonzernen schließt die Mannesmann- Gruppe ihr Geschäftsjahr zum Jahresende, statt zum September bzw. Juni ab. Der jetzt veröffentlichte Mannesmann­Abschluß umfaßt also mit den Monaten Oktober bis Dezember 1931 den Tiefpunkt der Eisenkonjunktur, der in den Jahresabschlüssen der übrigen Stahlfonzerne nicht zum Ausdruck gekommen ist. Wenn die Bilanz von Mannesmann trotzdem einen solideren Eindruck hinterläßt als die der übrigen Montangesellschaften, so hängt dies in erster Linie mit der vorsichtigen Finanzierungspolitif in der Ratio­nalifierungsperiode zusammen. Auch besikt Mannesmann durch feine Röhrenspezialprodukte einen erheblichen Vorsprung vor den übrigen Stahlfonzernen.

Die Betriebe haben allerdings unter den Folgen der Krije gleichfalls schwer gelitten. Jedoch sind auch hier gewisse Unter­schiede zu der Produktionsschrumpfung bei den anderen Eisen­tonzernen festzustellen. Dies gilt in erster Linie für die Standard­betriebe von Mannesmann, die Röhrenwalzwerke. Die Produktion in diesen Kernbetrieben war zwar gegen 1929 schon im Jahre 1930 auf 82 Broz. und im Berichtsjahr auf 51,6 Pro3. gesunken. Berücksichtigt man aber, daß 1929 ein Refordjahr für die Röhrenwerfe war und die Produktion um 38 Proz. über den Ziffern des Konjunkturjahres 1927 lag, fo ergibt sich für die schwere Krise 1931 noch das überraschend günstige Produktions­ergebnis von 71,2 Proz. gegenüber der Hochkonjunktur von 1927.

Am 22. Mai verstaro unser ver­ehrter früherer Mitarbeiter und Rollege, der Stereotypeur- Invalide

Max Pöting

im Alter von 62 Jahren.

In seiner mehr als zwanzigjährigen Tätigkeit in unserm Betriebe erwies sich der Verstorbene als pflichttreuer Kollege, der sich durch sein schlichtes und ruhiges Wesen die Achtung und Wertschäzung aller erwarb, wodurch ihm ein ehrendes Andenten gesichert ist. Berlin . den 27. Mai 193. Geschäftsleitung und Person 1 der Vorwärts Buchdruckerei

Trauerfeier am Montag, 30. Mai, 18 Uhr, im Krematorium Baum­schulenweg. Riefholzstraße.

Danksagung.

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme beim Tode unseres lieben Baters

Hermann Dübler Helene u. Georg Dübler.

banken

Nicht alle Staaten haben ein Vollmoratorium( für Auf­bringung und Uebertragung) erklären müssen. Unter der Geltung eines bloßen Transfer moratoriums bleiben die privaten und öffentlichen Schuldner verpflichtet, die fälligen Zins- und Tilgungs­aber in Landesmährung. Von der Zahlungssperre wird unter dem Auslandsmoratorium übrigens nur der sogenannte Schulden­dienst betroffen, während die Durchführung von Handels geschäften durch eine Erschwerung der Devisenzuteilung in den meisten Fällen zwar start gedrosselt, aber nicht grundsätzlich und nicht völlig unterbunden wird.

beträge auf ausländische Anleihen zur Verfügung zu halten Deutscher Metallarbeiter- Verband

In anderen Fällen wiederum, wie zum Beispiel bei den Moratorien der süd- und mittelamerikanischen Staaten Brasilien , Chile , Peru , Bolivien , Nicaragua , Merito und einigen anderen, ist das ursprüngliche Teilmoratorium, das sich mur auf bestimmte Schuldenarten beschränkt hatte, sehr bald auf die gesamte Auslandsschuld, und zwar sowohl auf die Aufbringung wie auf die Uebertragung der fälligen Zins- und Rückzahlungs­raten, für alle auswärtigen Schuldverpflichtungen ausgedehnt worden.

Bei feinem der zahlreichen Staaten, die seit 1930 ihren aus­wärtigen Schuldendienst haben einstellen müssen, kann von einer leichtsinnigen Schuldnermoral gesprochen werden. Tatsächlich ist nicht ein einziges der angeführten Länder mehr im stande, die für den Schuldendienst erforderlichen Devisen aus Ausfuhrüberschüssen hereinzuholen, und die meisten unter ihnen können infolge der auch bei ihnen herrschenden Wirtschaftskrise

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,, ungerechtfertigte Bereicherung" ihrer Gläubiger, die in der Steigerung des Geldwertes liegt, mit Hilfe des Moratoriums und einem darauf folgenden Versuch einer Herabsetzung der Zinsen und Kapitalschuld ausgleichen wollten..

Die Ursachen für die Zahlungseinstellung der Schuldnerländer liegen jo flar zutage, und ihre Zwangslage ist so offensichtlich. daß die Gläubiger eigentlich nirgends Einwendungen gegen die ihnen aufgezwungene Stillhaltung" erheben konnten. Darum gelang es ja auch in Deutschland , im vorigen Jahre die Stillhalteabkommen zu treffen, die durch freie Vereinbarung zwischen den ausländischen Gläubigern und den deutschen Bank­und öffentlichen Schuldnern weitere Kreditrückziehungen verhindert und es so ermöglicht haben, daß Deutschland die offene kredit­schädigende Erklärung eines Moratoriums einstweilen vermeiden konnte. Immerhin ist durch die Stillhalteabkommen und die sie ergänzende Devisenbewirtschaftung der freie Zahlungs­verkehr von Land zu Land und damit die Rückzahlung fälliger Auslandsverpflichtungen so weitgehend unterbunden, daß man auch in Deutschland von einem verschleierten Teilmora= torium gegenüber dem Auslande sprechen könnte. So gesehen aber erweist es sich, daß in nicht weniger als 28 Staaten, die eine mehr oder weniger strenge Devisenbewirtschaftung hand­haben, ein moratoriums ähnlicher Zustand herrscht.

Danach kann man sich ein Bild machen, wieweit schon die all­gemeine Zerrüttung der weltwirtschaftlichen Beziehungen fort­geschritten ist, wie dringend es ist, welch ungeheurer Anstrengungen es bedürfen wird, wieder Ordnung in das weltwirtschaftliche Chaos zu bringen und welche katastrophe gerade für das wirtschafts­mächtige Deutschland der endgültige Verlust der politischen Stabilität im Innern wäre.

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Auch die Mannesmann Belegschaft hat der Montan­frise schweren Tribut zahlen müssen. Der Abbau im Berichtsjahr verringerte die Belegschaft von 19 251 auf 15 708 Mann. Er schütternd wirkt der Hinweis, daß trotz der zahlreichen Entlassungen in den Zechen nach den mehrfachen Lohnkürzungen 350 074 Feierschichten eingelegt werden mußten, und ein Vergleich mit 1929, wo nur 35 446 Fcierschichten, also etwa ein Zehntel, er­forderlich waren, läßt erst

die Drosselung des Arbeitseinkommens in ihrem ganzen fürchter­lichen Umfange

erfennen. Wenn bei derartigen Zuständen unverantwortliche Kreise der Schwerindustrie zur Zeit zu einem neuen Angriff auf die Tariflöhne rüsten, so ist dies eine Katastrophenpolitik, deren Folgen nicht abzusehen sind.

Während Mannesmann bis zum vergangenen Herbst noch ohne Betriebsverlust arbeiten konnte, haben sich die Dinge seitdem ganz erheblich zugespitzt. Bei den Röhrenwerken sind die Auftragsbestände Ende 1931 im Vergleich mit dem vorhergehenden Jahre auf 32 Proz. und gegenüber Ende Dezember 1929 jogar bis auf 19 Pro3. zusammengeschrumpft. Der große Röhren­auftrag aus dem Irak hat den deutschen Röhrenwerfen, wie die Berwaltung mitteilte, eine große Enttäuschung gebracht, da von den 116 000 Tonnen nur 14 000 Tonnen nach Deutschland fielen, während der Löwenanteil in Frankreich und England blieb, die beide kapitalmäßig im Irak sehr stark interessiert sind. Dagegen haben die Russenaufträge, besonders in den Grobblechbetrieben, eine Belebung mit sich gebracht. Der Rohertrag des Unternehmens ist

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