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Rundfunk der Woche

Arbeitslosenhilfe.

Die Sendefolge ,, Aus Arbeit und Leben" rechnet, wie die Funk­stunde bei ihrer Eröffnung mitteilte, hauptsächlich mit Arbeits­Iosen als Hörern, die sich zum Empfang und nachfolgender Aus= sprache möglichst zu Abhörgemeinschaften zusammenschließen sollen. Das Thema Arbeitslosenhilfe" ist für solchen Hörerkreis naturgemäß besonders bedeutungsvoll. Man kann sich denken, mit welcher Spannung zahlreiche Arbeitslose diesen Darbietungen ent­gegensehen; denn wenn auch nur ein kleiner praktischer Rat, eine fleine wesentliche Anregung für den einzelnen zu erwarten war, so bedeutet das heute schon viel: ein wenig Hoffnung, ein wenig an­genehme Spannung, die es leichter macht, dem Morgen entgegen zusehen, die vielleicht sogar dazu führt, daß dieses Morgen freund­lich erwartet wird. Die Sendung brachte manches, das wertvoll war; sie hätte jedoch mehr bringen können. Es schien bisweilen, als hätte man vergessen, für welchen Hörerkreis sie bestimmt ist. Manches war für Arbeitslose nützlich zu erfahren; anderes diente gerade, um­gekehrt nur zur Information nicht erwerbsloser Hörer und war nur für sie sinnvoll. Nun haben aber berufstätige Hörer nachmittags um 3.20 Uhr kaum Zeit und vor allen Dingen nicht regelmäßig Zeit, um fünfmal in der Woche an dieser Sendung teilzunehmen und das wäre doch wohl nötig gewesen, wenn sie sich das für sie Bestimmte

hätten heraussuchen wollen.

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Am Donnerstag z. B. gab es ein Gespräch zwischen zwei in der Arbeitslosenfürsorge Erfahrenen über das Thema:

,, Ergänzungen der öffentlichen Fürsorge".

Der Erwerbslose fonnte glauben, vor allen Dingen Ratschläge zu be­tommen, wie er sich Aufbesserung seiner oft durchaus unzureichenden Unterstützung verschaffen kann. Daß solche Mitteilungen sehr spär lich flossen, konnte den Eingeweihten taum verwundern. Die Be­dürftigkeit ist groß, die Hilfsmittel sind, daran gemessen, winzig klein. Was zu tun und zu raten ist, geschieht im allgemeinen auf Arbeitsämtern und Wohlfahrtsämtern, und sie würden ihren Dienst am Erwerbslosen sehr unzulänglich erfüllen, wenn dieser erst durch einen Rundfunkvortrag über die ihm zur Verfügung stehenden Hilfs­mittel unterrichtet werden müßte. Es konnte sich hier also nur um Aufklärung für das große Publikum handeln, um Darlegungen über das, was geschieht, und jenes, was zu wünschen übrigbleibt.

So betrachtet, war der Inhalt der Sendung recht gewichtig. Eine in der Erwerbslosenfürsorge tätige Frau stellte 3. B. ausdrück­lich fest, daß mit den bescheidenen Mitteln der regulären Unter­stüßung es oft, zumal, wenn heranwachsende Jugendliche, also starke Esser, in der Familie sind, unmöglich ist, sich im Arbeitslosenhaushalt immer fattzuessen. Deffentliche Speisungen greifen hier helfend ein; eine Reihe von Kindern erhält an einigen Tagen in der Woche in Familien Freitische. Besonders schwierig ist es, wenn im Haushalt der Arbeitslojen krante zu versorgen sind, für die eine besondere Diät nötig ist. An manchen Orten, sagte die Fürsorgerin, haben wirtschaftlich gutgestellte Frauen die Versorgung folcher Kranken übernommen. Die etwas vagen Angaben der Fürsorgerin lassen es wahrscheinlich erscheinen, daß diese Hilfe höchst spärlich fließt. Dem Hörer drängte sich die Frage auf, ob es nicht möglich wäre, daß aus dem nächstgelegenen Krankenhaus im Notfall die erforderliche Beköstigung unentgeltlich abgegeben werden könnte; das Gespräch berührte diese Lösung nicht.

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licher als sonst. Es wäre nötig, den Kindern wenigstens durch Tagesaufenthalt im Freien und Ausflüge Sonne frische Luft, zerstreuung zu bieten.( Hier scheint es vielleicht weniger an Fahrgeld und Beköstigungsbeihilfe als an Helferinnen zu fehlen.) Und wie immer wieder, wenn von Arbeitslosenhilfe die Rede ist, von jedem Sachkundigen als wichtigstes Problem die Frage hin­gestellt wird, wie man dem Arbeitslosen zu sinnvoller Be tätigung verhilft, so geschah es auch hier. Die Fürsorgerin be­richtete, daß immer wieder die Klagen zu ihr kommen: was sollen wir den ganzen Tag lang machen? Die Kraft, sich selber irgend­welche nügliche Betätigung zu suchen, ist vielfach schon erlahmt, be­sonders bei den Jugendlichen, die häufig nach der Schulentlassung überhaupt feine geregelte Arbeit kennenlernten. Die Fürsorgerin betonte, wie wichtig es sei, in Tagesheimen Anregung dafür zu bieten. Sie betonte auch, daß die Ausbildungskurse des Arbeiter Samariterbundes für Arbeitslose schon des= halb wichtig seien, weil sie den Teilnehmern wirklich eine sinnvolle Aufgabe stellen. Aufs wärmste befürwortete sie auch den

Ausbau der gegenseitigen Erwerbslosenhilfe, nicht nur, wie es bisher geschieht, in Erwerbslosenküchen, sondern auch in Reparaturwertstätten. Von der Nachbarschaftshilfe wußte die Fürsorgerin manches Rühmliche zu sagen, allerdings nur aus den Kreisen, wo die Armut ganz allgemein zu Hause ist. Be= fonders in Laubenkolonien gedeihe diese Hilfsbereitschaft; wem es dort wirtschaftlich noch einigermaßen geht, der springt dem Schwächeren bereitwillig bei. Sonst aber könne man nicht selten die Beobachtung machen, daß Bessergestellte für solche Hilfe nicht zu haben seien, unter dem Vorgeben, es werde ja schon ohnehin so viel für die Arbeitslosen getan. Hilfskräfte möchte ich haben!" rief die Fürsorgerin zum Schluß aus. Jene, die der Appell hätte mobili­sieren sollen, werden ihn leider nicht gehört haben.

Diese an sich sehr wichtige Sendung war leider durchaus falsch placiert. Ueberhaupt überflüssig dagegen war die Darbietung vom Mittwoch. Das Programm hatte Hörberichte aus einem Berliner Arbeitsamt und aus einem Wohlfahrtsamt angekündigt. Dann wurde mitgeteilt, diese Sendung müsse unterbleiben, da um diese Zeit auf beiden Aemtern keine Publikumsabfertigung mehr statt­finde. Das war eine etwas lahme Absage. Natürlich wäre es un­möglich gewesen, während der Arbeitsstunden von diesen Aemtern eine Funkreportage zu geben. Das konnte auch nicht beabsichtigt sein. Es war ja schließlich bereits bei Aufstellung der Sendefolge bekannt, daß um 3.20 Uhr hier feine Abfertigung mehr stattfindet. Es konnte also nur eine Aussprache mit Angestellten über den eben verflossenen Arbeitstag in Frage kommen. Solch Bericht hätte für die arbeitslosen Hörer recht bedeutungsvoll sein können. Nun aber wurde eine offensichtlich improvisierte Aussprache zwischen einem nicht arbeitslosen Hörer und je einem Beamten eines Arbeits- und eines Wohlfahrtsamtes geboten. Dieser Hörer fragte begreiflicher­weise ziemlich naiv nach Dingen, die jeder Arbeitslose sich im wört­lichen Sinne an den Schuhsohlen abgelaufen hat, und die Ange­stellten gaben ausführliche, viel zu ausführliche Antworten im Schnellzugstempo, von denen eigentlich niemand etwas hatte. Die wesentlichen Punkte dieser Auskünfte waren auch bereits im Montag vortrag von Stadtrat Dr. Muthesius und in dem Drei­gespräch am Dienstag berücksichtigt worden.

Die beiden ersten Veranstaltungen wurden dem Sinn der Vor­Der Kleidermangel in arbeitslosen Familien wird im tragsreihe gerecht. Der Vortrag von Dr. Muthesius über Mög­Laufe der Zeit katastrophal. In einigen Bezirken stehen Nählichkeiten und Arten der Hilfe" gab einen für die arbeitslosen Hörer stuben für die Frauen zur Verfügung, mit Nähmaschinen und fach- wertvollen zusammenfassenden Ueberblick; die Aussprache am Dienstag fundiger Beratung für Ausbessern und Zuschneiden. Gebrauchte ,, Schicksal eines Arbeitslosen Kleider geben auch Vereine für freie Wohlfahrtspflege ab, denen allerdings bei ihren Sammlungen vieles völlig Unbrauchbare von der Bevölkerung überwiesen wird. Auch an Möbeln, vor allem an Betten, Tischen, Schränken, Stühlen mangelt es den Erwerbslosen . Manches, was nutzlos auf Böden herumsteht, könnte hier gute Dienste leisten. Notwendige Reparaturen ließen sich in den Handwerfs= kursen für Jugendliche, in denen es ohnehin immer an Ar­

beitsmaterial fehlt, gut ausführen.

Erholungsmöglichkeit

fehlt für viele Arbeitslose völlig. Die Hausfrau steht oft vor dem Zusammenbruch, ohne daß ihr Hilfe zuteil werden kann. Wohl gibt es einige menige Müttererholungsheime. Auch einige Familien auf dem Lande nehmen Frauen aus Erwerbslosenhaus halten auf.( Ob das immer Erholung und nicht nur Verlegung des Arbeitsgebietes darstellt?) Aber das alles ist nur ein Tropfen auf heißem Stein. Und selbst wenn eine Erholungsunterkunft gefunden ist, scheitert der Ferienplan für die Hausfrau vielfach an der Un­möglichkeit, eine Vertretung für sie zu finden. Kann man die Kinder gleichzeitig in einer Erholungsstätte unterbringen, so ist das natür lich die beste Lösung. Mandymal springt auch wohl eine Verwandte ein. Aber wird nicht gerade dort, wo der wirtschaftliche Verfall der Familie schon start fortgeschritten ist, die Hausfrau oft aus falscher Scham, oft aber auch aus Furcht vor völligem Zerfall in ihrer Av­wesenheit jede Hilfe, die ein Eingreifen Fremder in ihre Wirtschaft bedingt, ablehnen? Diese Fragen bleiben in der Aussprache offen. Erholungsurlaub für die Arbeitslosen selber dürfte so gut wie ausgeschloffen sein, obwohl der Druck der Arbeitslosigkeit viele krank und elend macht, denen mit einer Milieuveränderung für einige Zeit geholfen werden könnte. Selbst die Kinder haben nur dann. Aussicht, mit Hilfe öffentlicher Mittel verschickt zu werden, wenn sie besonders gebrechlich sind. Private Fürsorge erweitert diefen Kreis etwas; doch auch hier fließen in diesem Jahr die Mittel spär­

Theater, Lichtspiele usw.

Staats

PLAZA

Mike Schles. Bof. 58.815, Stys. 2, 5, 315, E7 Weichs. 4031 Die Dubarry

Theater Städt. Oper

Montag, den 30, Mai

Staatsoper Unter den Linden

20 Uhr

Bohème

Staatl.Schauspielhaus

Gendarmenmarkt.

20 Uhr

Geschlossene Vorstellung

Der Liebestrank

EISU

Schiller- Theater Charlottenburg .

20 Uhr

Die Räuber

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Bismarckstraße 34. Montag, 30. Mai Volksvorstellung Kein Kartenverkauf

Die Hochzeit

des Figaro

Schirach, Callam, Nettesheim, Hüsch Pechner, Kandl Anfang 19,30 Uhr Ende 22,45 Uhr

Deutsches Theater

Die

814 Uhr

Journalisten

Lustsp. nach Gustav Freytag

stellte einen von ihnen selber vor das Mikrophon. Der Mann gab über sein Leben Auskunft, das in seinen Grundzügen typisch iſt. Hat nun solch ein Bericht für Arbeitslose Bedeutung, die doch alle an ähnlichem Schicksal tragen? Aber gerade darum scheint er mir wichtig; denn hier sprach der unbekannte Arbeitslose für alle seine Schicksalsgefährten von dem stumpfen, freudlosen Leben der Millionen, denen die kapitalistische Wirtschaftsordnung den Sinn ihres Daseins genommen hat. Der Bericht zeigte, wie die Fäden der Not sich zu einem Netz verstricken, aus dem sich fein Familienmitglied befreien kann, ohne die Familie völlig zu zerstören. Die Schwester ist zum Ernährer geworden. Sie möchte gern fort. Man kann es ihr nicht verdenken," sagte der Arbeitslose; sie muß ja schließlich auch an ihre Zukunft denken." Doch da sind ein jüngerer Bruder und die Mutter zu versorgen, und wenn sie fortzieht, ist niemand vorhanden, der die Wohnungsmiete bezahlen kann. So bleibt jie inner wieder und denkt nicht an ihre Zukunft. Im Frühjahr, vielleicht eine Folge der Massenkündigungen, tam eine Konjunktur für selbständige Tischler. Da konnte der Bruder seine Kenntnisse aus der Lehrzeit verwenden und für eine Weile die Wohlfahrtsunterstügung abmelden. Aber vor drei Wochen mußte ich doch wieder aufs Wohlfahrtsamt." Und immer wieder flang aus den Säßen und zwischen ihnen die Bitterkeit über dieses aufs- Wohlfahrtsamt- müssen, statt die brach liegenden Kräfte in Arbeit und Verdienst umsetzen zu können. Dieser verzweifelte Wunsch nach Arbeit wurde auch in dieser gesamten Vor­tragsreihe von allen in der Fürsorge Tätigen bestätigt.

Der Arbeitslose blieb sehr sachlich auch in seinem Urteil über

die Angestellten in Arbeits- und Wohlfahrtsämtern. Die Schreier unter den Arbeitslosen, sagte er, die mit besonders schneidigem Auf­treten den amtlichen Stellen gegenüber prozen, nehme man über­haupt nicht ernst; gewöhnlich friegten sie, sobald sie vor dem Sach­berater stehen, den Mund nicht auf. Man rede untereinander in der Wartezeit über allgemeine wirtschaftliche und politische Fragen und

Winter Garten

8 Uhr 15. Flora 3434. Rauden erl. Trude Hesterberg . Fischer- Köppe. Cläre Eckstein- Truppe. Bil& Bil. 2 Franks. Junetros& Elsie.

12 Deblars. Arthur Hell. Luella Paikin. Julius Kuthan. Mario Saletzki usw.

HAUS VATERLAND

KURFORST

Vergnügungs Restaurant Berlins

BETRIEB KEMPINSKI

GROSSES SCHAUSPIELHAUS

Täglich 8 Uhr

sei froh, über solche Gespräche das persönliche Elend für eine Weile zu vergessen. Für den Mann gab es

seit zwei Jahren keine einzige Neuanschaffung an Bekleidungsstücken; ein einziger zusammengestellter Anzug dient Sommer und Winter, Wochentags und Sonntags. Schuhsohlen gibt es alle Vierteljahr vom Wohlfahrtsamt.

Natürlich wäre es sehr nüzlich gewesen, wenn recht viele, die noch einigermaßen sicheren Verdienst haben, diese Aussprache mit­angehört hätten; es wäre zweckmäßig, ein ähnliches Gespräch vor dem Mikrophon zu allgemein zugänglicher Stunde zu wiederholen. Für die arbeitslosen Hörer bedeutete selbstverständlich nichts in dieser Sendung einen Hinweis auf unbekannte Tatsachen. Für sie wurden hier die Brücken durch den Raum geschlagen von Mensch zu Mensch; es wurde die Schicksalsgemeinschaft aufgezeigt, die zwingend zur Gesinnungsgemeinschaft auffordert.

Tes.

Rundfunk am Abend

Montag, den 30. Mai

Berlin . 16.05 Der Heuschnupfen und seine Bekämpfung ( H. Stolzenberg). 16.30 Klaviermusik. 16.50 Lieder von Hugo Wolf . 17.10 Orgelmusik. 17.30 Doktor Ueberall erzählt. 17.50 Kann die Stoppuhr die Arbeitsleistung im Betrieb steigern?"( Min.- Rat Prof. Woldt. Betr.- Techn. A. Rosam und Metallarbeiter H. Marquart.) 18.20 Neuerungen in der Kälte­technik( Prof. Dr.- Ing. W. Koeniger). 18.50 Mitteilungen des Arbeitsamtes. 18.55 Die Funkstunde teilt mit... 19.00 Stimme zum Tag. 19.10 K. Kersten: Eigene Prosa. 19.30 Aus Opern. 21.00 Tages- und Sportnachrichten. 21.10 Schloß­musik. 22.15 Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. Konzert arbeitsloser Tanz- und Unterhaltungskapellen.

Königswusterhausen. 16.00 Pädagogischer Funk ( Dr. E. Wildhagen und Dr. Mai). 17.30 Vom Wesen des 18.00 Musizieren mit Traumes( Priv.- Doz. Dr. E. Barthel). unsichtbaren Partnern( Dr. H. Just). 18.30 Spanisch für An­fänger( Gertrud van Eyseren und Dr. F. Armesto). 18.55 Wetterbericht. 19.00 Aktuelle Stunde. 19.20 Stunde des Landwirts( Reg.- und Kulturrat Dr. Claussen). 19.35 Wissen­schaftliche Großtaten in Hygiene und Bakteriologie( Geh.- Rat Prof. Dr. M. Hahn). 21.10 Aus Leipzig : Arnstadt ( Ein Hör­spiel. Sonst: Berliner Programm.

Vollständiges Europa - Programm im ,, Volksfunk", monatl. 96 Pf. durch alle ,, Vorwärts"-Boten oder die Postanstalten.

Das neile Buch

Gerhart Pohl : Vormarsch ins 20. Jahrhundert

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Gerhart Pohl veröffentlicht im Verlag Richard Lindner , Leipzig , eine Reihe von Aufsägen, die er unter dem Titel, Vor­marsch ins 20. Jahrhundert" zusammengefaßt hat ( 160 Seiten, Kart. 3,80 m.). Es soll 3erfall und Neubau der europäischen Gesellschaft im Spiegel der Literatur" aufgezeigt wer­den eine ebenso wichtige wie dankenswerte Aufgabe einer sozio­logisch gerichteten Literaturkritik, der Gerhart Pohl jedoch keines­wegs gewachsen ist. Mancher Aufsatz des Bändchens trägt zu deutlich Gelegenheitscharakter, die Vielseitigkeit der europäischen Literatur wird weder geordnet, noch geklärt erfaßt. Kein Wort über die großen französischen Romanciers Proust und André Gide , auch Thomas Mann wird nur im Vorübergehen einmal er­wähnt. Gewiß fann man von einem Essay- Band keine Vollständig­teit erwarten, aber am wesentlichen müßte nicht geradezu vorbei­gesehen werden.

Die sozialistische" Wirklichkeit der Sowjetunion ist für Bohl die neue Wirklichkeit, an der gemessen ihm alle europäische Wirk­lichkeit alt und zerfallen erscheint; dennoch, meint unser Verfasser, seien Partei und Literatur nicht zu vereinen. Pohl zeigt wenig fundierte Vorstellungen über die Bedeutung des Politischen in der gegenwärtigen gesellschaftlich- geschichtlichen Situation, wie denn auch die Bemerkungen über den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen ,, 3er= fall" Europas von einer erstaunlichen Blässe und Wirklichkeitsferne sind. Wenn man über andere Schriftsteller so streng und überlegen urteilt, so müßte man selbst zwar nicht notwendig tadelsfrei sein, aber doch Reife und Tiefe zeigen; nichts von alledem. Die Absicht, den schwierigen und höchst verästelten Zusammenhängen unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit im Spiegel der Literatur" nachzu­gehen, hat nicht nur zur Voraussetzung, daß man einiges literarisches Wissen besitzt, sondern man muß auch in der Lage sein, die Literatur wirklich als Spiegelung" der gesellschaftlichen Wirklichkeit hinzu­stellen. Bei Pohl bleibt jedoch beides undeutlich: Wirklichkeit und die vermeintliche Spiegelung, die ja auch nur Wirklichkeit ist. Man möchte Gerhart Bohl entgegenhalten, was er selbst jungen Dichtern vorhält: So bestimmt ihr Wirken die Unverbindlichkeit eines Alsob, das der geschichtlichen Erfahrung widerspricht, eine reine Konstruf­tion des Literarischen." Gerhart Pohl verspricht mehr, als er zu erfüllen in der Lage ist. Ein unverständlicher Unfug ist es überdies, Wörter wie Methode"," Chaos"," philologisch" in folgender Ma= nier zu schreiben: Metode" ,,, Raos" ,,, filologisch". Das ist keine überzeugende Revolutionierung des uns überlieferten Sprachgutes. J. P. Mayer.

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Verantwortl. für die Redaktion: Rich. Bernstein, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Verlag: Borwärts Berlag G. m. b. H., Berlin . Drud: Borwärts Buch . druckerei und Verlagsanstalt Paul Ginger& Co., Berlin SW 68, Lindenstr. 3. Sierzu 1 Beilage.

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