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Raffiniertes Bestechungssystem. Die Geschäfte der Gklarekei. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Weißenberg setzte am Montag seine Anklagerede fort, in deren Verlauf er auch zu dem gege» die Sklareks erhobenen Vorwurf der aktiven Bestechung und des Konkursoerbrechens plädierte. Zunächst beschäftigte er sich mit den Pflichtwidrig- leiten des Angeklagten Bürgermeister Schneider und wandte sich alsbald dem Angeklagten Bücherrevisor L u d i n g zu, der als Beamter des Finanzamts bewußt die Augen geschlossen und den Sklareks bei ihren Steuerverschleierungen geholfen habe. Er habe dafür Garderobe und Barzuwendungen in Höhe von 6800 Mark bekommen, sich also der passiven Bestechung schuldig gemacht. Der Staatsanwalt beschäftigte sich hierauf mit dem gegen die Gebrüder Sklarek erhobenen Vorwurf der aktiven Be- st e ch u n g und erklärte, daß alle drei in gleicher Weise an den Zuwendungen beteiligt seien. Sie hätten den Beamten je nach ihrem Einfluß und ihrer Stellung Borteile gewährt, wenn sie sich selbst davon etwas oersprachen. Leo Sklarek habe dos auch sehr drastisch einmal in der Verhandlung mit den Worten:Du mir, ich dir" ausgedrückt. Die Sklareks hätten geradezu ein rafsinicrles Sestechungs- inftem ausgeklügelt und die Beamten durch die Lockspeise der Geschenke und Renngewinnc in ihre Behe gezogen. Einen weiteren Abschnitt des Plädoyers nahm die Erörterung der finanziellen Lage der Sklareks in Anspruch. Ihr Umsatz habe zunächst einige Millionen betragen, während ihre Schulden von 368 lXX) Mark im Jahre 1924 auf 9,8 Millionen Mark im Jahre 1929 gestiegen seien. Systematisch sei alles nur verfügbare Geld aus dem Geschäft herausgezogen worden. Zur Verschleierung habe ein besonderes Buchungssystem gedient. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft sei ein Indizien- beweis vorhanden, daß die Sklareks Vermögenswerte beiseite- geschafft und irgendwo als Reserve verborgen haben. Diese Ansicht werde durch die Aussage des Mitangeklagten Buchhalter Lehmann gestützt, daß die Sklareks Privatentnahmen in Höhe von über 11 Millionen gemacht hätten, so daß aus jeden 3,7 Mit- honen entfielen. Eine derartige Summe hätte nicht einmal bei dem Auswand der Sklareks durchgcbracht und verpraßt werden können. Daß sie noch Mittel hinter sich hätten, gehe auch aus ihrer jetzigen Lebensführung hervor und aus der Tatsache, daß sie auch jetzt noch drei Dillen mit großen Wohnungen bewohnten. Auch die Aeußerung Leo Sklareks gegenüber der Frau Seidler: Jetzt ist es Zeit, etwas beiseitezuschaffen", bestätigt diese Annahme der Anklage. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Weißenberg kam zu dem Ergebnis, daß die Angeklagten Leo und Willy Sklarek den Tat- bestand des Konkursverbrechens zum Schaden ihrer Gläubiger erfüllt hätten. Die Verhandlung wurde dann auf Mittwoch vormittag vertagt. Der Strafantrag ist vielleicht am Montag nächster Woche zu erwarten. -1240 Menschen flogen über den Ozean. Während mit der Heimkehr des vc> X der Flug mit dem größtenSchwcrer-als-die-Luft-Flugzeug" seinen glücklichen Ab- schluß findet, tagte gleichzeitig in Rom der Kongreß der Ozean- slieger. Beide Ereignisse rechtfertigen einen kurzen Rückblick auf die bisherigen Etappen des Ozeanflugs. Es ist wirklich schon 13 Jahre her, seit der Kampf um die Be- zwingung der Ozeane mit Flugzeug und Luftschiff in voller Schärfe entbrannte. Die Zeitgenossen haben schnell vergessen, daß bis heute schon weit mehr als 1999 Menschen mit Flugzeug und Lustschiff die Ozean« in den verschiedensten Richtungen überquerten. Allein mit Luftschiffen wurden bisher 31 Fahrten über den Ozean durchgeführt. Mit Flugzeugen wurden bisher 19 8 Flüge über den Ozean glücklich durchgeführt, an denen vorwiegend Ver- treter der europäischen Nationen, neben den deutschen Fliegern vor allem Italiener, Engländer, Spanier, Schweden und auf der anderen Seite eine große Zahl von Fliegern aus den Bereinigten Staaten, zuletzt Miß Earhart beteiligt waren. Von den 1 2 4 9 M e« s ch e n, die über den Ozean flogen, entfällt der weitaus größte Teil auf die LuftschiffeZK 3", die heutigeLos Angele s", und auf denGraf Z e p p e l i n", die bei ihren bisherigen Fahrten ein-

Jlngrine gegen RundfunhinfeiHlanz.

Ein Prozeß um einen Roman.

Der frühere Musitschriftsteller Reinhold Schar nkc übernahm vor fünf Jahren die Redaktion der bürgerlichen Funk- ZeitschriftDie F u n k w a ch e", die damals unter Ausschluß der Oeffentlichkeit erschien. Ihre Auflagezifser Hab sich erst, als der neue Schriftsteller sensationell aufgemachte Angriffe gegen die Intendanz der Berliner Funk stunde richtete, die in dieser Farm ebenso unsachlich wie unzweckmäßig waren. Wiederholt hat derV o l k s s u n k" gegen die mangelhast be- gründeten Angriffe Stellung nehmen und daraus hinweisen müsse», daß sich die sozialdemokratische Hörerschaft in keiner Weise mit einer Kritik identifizieren könne, die einer sachlichen Auseinandersetzung mit der Programnlleitung nur schaden würde. Vor einigen Monaten wollte Scharnkc einen Rundfunk- r o m a n verössentlichen, der jedoch von der Staatsanwaltschaft be- schlagnohmt wurde. Jetzt hatte sich der Autor und sein Verleger vor dein Schöffengericht Berlin -Mittc wegen B«- leidigung und übler Nochrede gegen den Intendanten der Berliner Funkstunde, Dr. Flesch, der durch Dr. vom Berg vertreten wird, zu verantworten. Während der Vergleichsverhandlungen, die der Vorsitzende, Amtsgerichtsrat Margraf, anregte, erklärte der als Nebenkläger zugelassene Dr. Flesch, daß die Beschlagnahme des Buches nicht etwa erfolgt sei, um einen unbequemen Kritiker inundtot zu machen. Die Anzeige der Rundfunkoerwaltung sei vielmehr not- wendig geworden, weil dem Berliner Rundfunkintendanten schwere dienstliche Verfehlungen vorgeworfen worden sind, die ihm in der Oeffentlichkeit schaden könnten. Es stellte sich nämlich heraus, daß das Buch den Eindruck eines Schlüsselromans erweckt, in dem fast

allen leitenden Persönlichkeiten des Berliner Rundfunks eine mehr oder weniger üble Rolle angedichtet wurde. Der Beklagte Scharnke bestreitet jedoch, einen Schlüsselroman geschrieben zu haben, eine Feststellung, die ebensowenig glaubhaft klingt wie die Erklärung seines Verlegers, der den Inhalt des Buches vor der Drucklegung nur zum Teil gekannt haben will. Die Vergleichsverhandlnngen scheiterten. Vor Eintritt in die Beweisaufnahme stellt der Ver- leidiger des Beklagten, Dr. Sack, zur Heiterkeit der Zuhörer den Antrag, den Roman nicht nur zu verlesen, sondern die Vorlesung auch durch Rundfunk zu verbreiten. Der Verteidiger verlangt serner, den nationalsozialistischen Schriftsteller Hans Heinz Ewers als Sachverständigen darüber zu hören, ob das Buch als Schlüsselroman zu werten sei. Das Gericht begnügte sich mit der Verlesung des Roman «, die von dem Ansoger der Funkstunde, Ianecke, vorgenommen wurde. Es handelt sich um einen l i t c- rarisch schlecht zu bewertenden Roman, der sich mit allen möglichen.Intimitäten" beschäftigt. Jeder auch nur halbwegs unterrichtete Leser würde die in dem Buch bezeichneten Personen ohne weiteres mit Dr. Flesch und anderen Persönlichkeiten des Rund- funks verwechseln. Im Laus- des Prozesses macht sich niehr und mehr eine politische Tendenz bemerkbar, die der Verteidiger des Be- klagten durch den AusrufDeutsch der Rundfunk!" bekräftigte. Das Buch Scharnkes, von dem übrigens 69 Exemplare in der Druckerei gestohlen wurden, ist gegendas heutige System im Rundfunk" ae- richtet und schließt in der Einleitung mit den WortenDie Welle weinte". Der Prozeß wird auf heute, Dienstag, vertagt.

schließlich der Besatzung rund 999 Menschen über den Ozean trugen. Von den Flugzeugen hatte der soben heimgekehrte vo X die größte Zahl von Menschen während einer Ozeanüberquerung an Bord, und daher werden die Erfahrungen, die auf diesem Fluge gesammelt werden konnten, für die Zukunft der Ozeanflüge von besonderer Be- deutung sein. Wieder ein Jahr Zuchihaus für Strecker. Die Strafe soll niedergeschlagen und gelöscht werden. Dos Schwurgericht in Potsdam unter Vorsitz von Landgerichlsdirektor h e l l w i g verurteilte den 70jährigen Schrift­steller Karl Strecker wegen Brandstiftung in Tateinheit mit Versicherungsbetrug wiederum zu der Mindestflrase von einem Zahr Zuchthaus . l In der Urteilebegründung hob der Vorsitzende hervor, daß e« dem Schwurgericht sehr schwer gefallen sei. den Urteilsspruch zu verkünden, da den Richtern bei der Verkündung eines Frei- spruches wohler gewesen wäre. Die Rechtsprechung verlange aber, daß ein Maßstab angelegt werden müßte, den der Gesetzgeber aus- gestellt habe. Das Schwurgericht habe zwar keinen Zweifel, daß der Angeklagte an feine Angaben selbst glaube, aber nach sorgsamer Prüfung könne d a s Gericht diesen Angaben nicht folgen. Das Mo tiv der B r a nd sti ft u n g sei der Wunsch gewesen, die Versicherungssumme zu erlangen. Da die Triebfeder hierzu der Wunsch war, seine Frau noch seinem Tode nicht mittellös zurückzulassen, sei das Motiv durchaus geeignet, auch einen ehrenhaften Mann in solch schwerer seelischer und Wirtschaft- licher Notlage zu einer derartigen Tat zu bringen, die seiner cigent- lichen Persönlichkeit vollkommen fremd gewesen sei. Die Tat sei das einmalige Ereignis im Leben eines sonst tadellosen Menschen, der für seine Familie und für die Allgemeinlzeit viel geleistet habe. Da die Mitglieder des Gerichts die Tat als Menschen anders beurteilen, als sie sie als Richter beurteilen müssen, wolle das Schwurgericht von sich aus ein Gnadengesuch für den Angeklagten einreichen und beantragen, die Zuck�hausstrase in eine Gefängnisstrafe zu verwandeln, die Gefängnis st rase dem Angeklagten voll zu erlassen und die Strafe aus dem Vorstrasenregister zu tilgen, da das Gericht nicht den mindesten Zweifel habe, daß

dieser Angeklagte niemals wieder die leiseste llebertretung des Ge­setzes vornehmen würde. Die verstehende und verzeihende Menschlichkeit der Richter soll keineswegs getadelt werden, wohl aber ist zu wünschen, daß alle Angeklagten, denen es so geht wie Strecker, ebensolche menschlichen Richter finden mögen. Hackebeil-Akten verschwunden. Nachdem der früher« Generaldirektor Guido Hackebeil von der Hackebeil A.-G. vor einigen Wochen aus der Uiüersuchunzs- hast, in der er wegen des Verdachts des Betruges, der Urkunden- fälfchung und der Bilanzverschleierung saß, mangels hinreichenden Tatverdochts entlassen wurde, sind auf bisher ungeklärte Weise beim Konkursverwalter 13 Geschäftsbücher aus dem Jahre 1928 verschwunden. Erkrankung des Oberbürgermeisters. Oberbürgermeister Dr. Sah m ist seit Dienstag vergangener Woche wegen einer fieberhaften Halsentzündung bett- lägerig. Der behandelnde Arzt, Sanitätsrat Dr. Aschoff, hat erklärt, daß mit der Wiederaufnahme der Dienstgeschäfte frühestens Anfang nächster Woche zu rechnen sei. 4000 Krawatten gestohlen. In der Nacht zum Montag statteten Einbrecher zwei Herren- artikelgeschäften im Osten Berlins und in Neukölln einen völlig unerwarteten Besuch ab und stahlen dabei insgesamt 4999 Krawatten. Die eine Kolonne drang in die Räume der Firma Herbst in der Großen Frankfurter Straße 83 ein, die andere suchte das Geschäft von Margulies in der Bergstraße 159 auf. Außer den Krawatten nahmen die Täter noch zahlreiche Oberhemden mit. ..hundesteuermarken!" Der Deutsche Tierschutzverein teilt uns mit, daß der Termin, bis zu welche,» die vorjährige Hundesteuer- marke noch Gültigkeit hat. auf den 3l. Mai festgesetzt ist. Hunde, welche nach hiesem Tage mit einer Steuermarke von 1931 und rück- liegend von den Fanabeamten desAmtlichen Hundefangs" an- getroffen werden, werden von diesen eingefangen und als Fang- Hunde behandelt,da sie nicht mit einer gültigen Steuermarke versehen waren".

Oskar WoKrlci

�auHus.

Und vorhin, eine Viertelstunde vielleicht, ehe die Böhmen sich meldeten, als er den wütenden Krach mit der Königin hatte, da brachte diese Wespe eine grüne Raupe mit ange- schleppt, die sie mit vielem Flügelgeräusch in die kleine Röhre versenkte. Er, Sigmund, hatte mitten im zornigen Schreien ausgehört und war ins Fenster getreten, weil ihm die gelb- beinige Räub�rin mit der Rittertaille plötzlich wichtiger war, als das Gekeife mit einer bockigen Frau. Er halte lachen müssen, als er dahintergekommen war, was das Ganze be- deutete. Die Dummen, mögen sie auch zehnfach an Maß und Gewicht sein, find die Beute der Klügeren. Wespe oder Wurm? Das ist hier die Frage. Rein, nicht Eier sich ins lebendige Fleisch legen lassen, nein, den Rüssel bewegt und die Tonröhre gebaut, die Flügel gerührt und den Stachel, hergeholt, was die Welt beut, und diese Beute in die Röhre geschleppt und diese für die nachkommende Brut verdeckest! Brut? Hat er denn selber welche? Wieder fällt Sigmund der Auftritt mit Barbara ein. Wozu dieser Kampf, der täglich mehr Nerven kostet? Ist das Ergebnis denn wirklich des Aufwandes wert? Mag sie ihre Wege gehen, wie sie will: mag sie sich«einen Bereiter, einen Stallknecht ins Bett legen, wenn sie nichts anderes findet! Er selbst tut's genau so. Er nimmt jede Schürze, die ihm in den Griff läuft. Zynisch ge- steht er sich's ein: vielleicht ist das das einzige, wofür er in die Welt gesetzt ist. In dieser Wimmelwiese, die sich Erde nennt, wo alles mit Drang nach Fraß und Vermehrung ge- füllt ist, bis in die winzigste Zecke hinein, wo alles rennt, seine Süchte loszuwerden, da gibt es kein mönchisches Ab- seitsstehen. König sein, regieren, sich die widerstrebendsten Rücken beugen, jawohl, auch das ist Lust, aber es ist die mindere. Die Hauptsache ist ihm der Sprung in die Kreatur, das Kindermachen. Die Begier nach einem Sohn fitzt in ihm.

Von Barabara hat er nur eine Tochter, und selbst bei diesem armen, verwachsenen Geschöpf ist nach allem, was er weiß, fraglich, ob sie überhaupt sein Kind ist. Sicher weiß er nur das eine, daß Barbara von Cilly von ihm nie mehr ein Kind haben wird. Er hat es ihr vorhin ins Gesicht hinein- geschrien, ganz unbekümmert um den Kanzler nebenan, nie- mals mehr würd' er sich zu ihr in ihr hurisches Bett legen! Ihr Vogelgesicht hatte nur ein verächtliches Lächeln gehabt für seine Drohung. Er wird den Eindruck nicht los, als ob sich diese verfluchte Ehebrecherin heimlich noch lustig mache über ihn. Schon seit Jahren ist sie ihm völlig entglitten. Er hat sie nicht mehr in der Hand, das ist es! Das einzige, wo- mit Weiber gegängelt werden können, ist der Respekt vor dem Mann. Diese Angst, die bisweilen zur tierischen wird, die aber das Maß gewährleistet und den Abstand. Zwei Dinge nur gibt es für einen Mann, mittels deren er über ein Weib Meister werden kann: Geld oder Potenz, oder, noch besser, womöglich beides. Geld schaltet von vornherein neun Zehntel aller Konflikte aus. Ist Geld im Haus, so brozzelt die Küche. Ist jedoch kein Geld da. so stürmt der Unfriede aus jeder Ritze. Und er, Sigmund, hat nie Geld. Ihm.zerrinnt es unter den Fingern, wie Schnee im Aprillen. Er mag heranschaffen, so viel er will, er mag's mit den listigsten, mit den schöbigsten Mitteln begreifen, er kann's nie zum Bleiben zwingen. Der Teufel weiß, es war doch ein glänzender Trick, anläßlich der Papstflucht Friedrich dem Oesterreicher unter dem Schein des Rechtens die ganzen Erblande wegzunehmen, doch wie lang haben die gelästen siebenzigtausend Goldgulden vorgehallen? Nicht ganze sechs Wochen.. Er muß sich schon wieder den Schädel zerbrechen, irgend etwas Geldbringendes zu verpfänden. Da sind zu viele alle Löcher, die erst gestopft werden müssen. Kein Wunder, daß bei diesem Zustand der Finanzen die Königin mit ihren Ansprüchen zu kurz kommt. Er muß.zuerst an sich denken. Denn gibt er ihr Geld in ihre schönen, schlanken Finger, sie bringt's noch schneller unter Schuster und Schneider, Seifen- zieher und Spczereienbereiter, Goldreifmacher und Iuwe- liere. Nicht umsonst behauptet sie frechmäulig, Pasteten wären ihr liebstes Brot. Schade nur, daß sie nicht in der Liebe nach diesem Wahrspruch handelt. Da ist ihr Geschmack umgekehrt, da zieht sie das gewöhnlichste Brot dem vornehmsten vor. Nein, sie ist keine Frau für ihn, eher eine Feindin. Denn von chr kommt ihm Schande. Wenn schon über den Hag ge-

sprungen sein muß, so ließe sich vorstellen, daß ihre Bett- geschichten seiner Politik nützlich sein könnten. Aber sie ist ja keinen Vernunftgründen zugänglich. Sigmund kommt nicht mehr dazu, seine Gedanken zu Ende zu spinnen: denn die Stille, die nach Herrn Kepkas Rede eintritt, bringt ihn wieder zur Stunde zurück. Alles hinter sich lassend wie Schlaf und Traum, sitzt er helläugig und wach in der Wirklichkeit. Wieder einmal zeigt sich seine glückhafte diplomatische Begabung, abzubiegen und der ge- jährlichsten Situation die Schärfe zu nehmen. Wieder ist sein berühmtes Lächeln da, das versteht, in das Mißtrauen und in den Unmut des Gegners Bresche zu schlagen. Eben kommt die Schlupfwespe am Fenster mit einer neuen Raupe. Sigmund sieht, wie die Gelbbeinige sich müht, ihr widerstrebendes Opfer in die Röhre zu winden. Sein Lächeln verstärkt sich.Wespe oder Wurm!" denkt er nochmals.Wehre dich, dummes, feistränziges Räuplein, binnen weniger Minuten wirst du die feindlichen Eier im lebendigen Leibe haben!" Laut aber sagt er, seinen Blick voll auf die Böhmen wendend: Recht hast du, Ritter Kepka. So Hab ich in der Tat damals geredet, kein Wort stand anders. Und doch, du ver- gißt eines, und das scheint mir das Wichtigste zu sein: seit dem Damals und seil dem Heute liegt eine volle Mondreise. Kein Mensch ist geboren, ewig der gleichen Meinung zu sein. Auch ich nicht. Mich halle damals der Zorn überrannt. Ich gebe offen zy, wer will mich darum schelten, die Rede war eine unbesonnene Heftigkeit van mir. In ruhiger Stunde, hei vernünftiger Ueberlegung. hat sie mich gereut. Aber ich Habs nicht bei der Reue bewenden lassen. In meinem Auf- trajj zu einem Teil und mit meiner Billigung zum andern. ist m der Zwischenzeit verschiedentlich oersucht worden, den Magister umzustimmen. Ich muß gestehen, leider vergeblich. Nun aber, Herren, wie wäre es, wenn ihr einen letzten Ver- such machtet, heute, in zwölfter Stunde sozusagen? Ihr seid seine Landsleute, zum Teil seine Freunds, euch kann er also nicht vorwersen, daß ihn ihn fangen, übertölpeln oder sonst- wie verstricken wolltet. Ich geb euch, damit ihr ungesäumt Einlaß findet, unsern Oheim. Pfalzgrafen Ludwig mit. Wollt chr? So hälle eure Fürsprache wenigstens einen Sinn gehabt." (Fortsetzung folgt.)