Einzelbild herunterladen
 

Militär- und Bürokratendiktatur mit Hilfe des Artikels 48 organisiert. Letzten Endes sei es aber gut, daß die Maske falle. Figaro" behauptet, daß die neue deutsche   Regierung eine Diktaturregierung sei,

eine Regierung des Kampfes gegen den Sozialismus. Weiterhin prophezeit das Blatt, daß Deutschland   in seiner Außen­politik ,, die Maske abwerfen und mit der Faust auf den Tisch schlagen" werde. Die Rückwirkungen der Ereignisse, die sich vor­bereiteten, würden tiefgreifend sein. Man müsse sie nicht allein voraussehen, sondern sich auch darauf vorbreiten.

Die Ere Nouvelle", das Organ Herriots, schreibt, das Weimarer   und republikanische Deutschland   habe einen Schlag er halten, von dem seine Gegner erhoffen, daß es sich nicht so bald wieder erholen werde. Das sei eine sehr schwerwiegende Tat­sache. Unter diesen Umständen falle Frankreich   nur die eine Pflicht zu, ohne seine Kaltblütigkeit aufzugeben, auf seinen Rechten zu beſtehen, auf die es im Interesse des Friedens nicht verzichten

fönne...

Schleicher   bestreitet Inflationsabsichten. Kopenhagen  , 1. Juni.

"

,, Berlingske Tidende" wie auch die übrigen Zeitungen erinnern an von Papens Vergangenheit während des Krieges. ,, Berlingske Tidende" meint, werde von Papen wirklich Reichs= tanzler und gelinge es ihm, ein Kabinett zustande zu bringen, so habe dies jedenfalls den Vorteil für die deutsche Politik, daß eines ihrer rührigsten Unterseeboote an die Ober= die Ober: fläche gekommen sei! Dem Korrespondenten von Politiken" erklärte General   v. Schleicher  , die Regierung würde äußerst ffart und affionsfähig sein. Auf die Frage, welchen wirtschaftlichen Kurs das Kabinett von Papen steuern werde, antwortete der General, daß erst die nächsten Tage hierüber Klarheit bringen würden. Jedenfalls könne er mit aller Sicherheit aussprechen, daß die neue Regierung unter feinen Umständen Inflationspolitik treiben werde. Dr. Schacht erklärte dem gleichen Journalisten, daß er mit der Regierung nicht irgendwie in Verbindung stehe. Er selber wolle auch nicht als Nachfolger Dr. Luthers genannt werden. Nach Lausanne   müsse auf jeden Fall gegangen werden, denn es sei mehr als wünschenswert, daß die Tributzahlungen so schnell wie möglich gestrichen würden. Ein Inflationsgespenst gebe es nicht.

Belgische Besorgnisse.

Brüffel, 1. Juni.

Die vorerst nur färglichen Preffekommentare sind durch außen­politische Besorgnisse gefennzeichnet. Soir" schreibt, es handle sich nur um eine vorläufige Kombination, die den Aufstieg der Nationalsozialisten zur Macht in einigen Monaten vorbe= reite und durch die fortdauernde Ungewißheit die zu erwartenden diplomatischen Entscheidungen verzögere.

Der flämische Standaard" meint, die neue Regierung müsse sowohl in der Außenpolitik als gegenüber Experimenten mit der Währung mit Vorsicht handeln, weil sie sonst große politische Gefahren und ernstliche finanzielle Risiken laufe.

Englische Stimmen.

Kanzler Papen   und Amerika  

Verblüffung und Empörung über diese Ernennung

Nennung der

Namen Neurath  .

Schleicher  , der verantwortlich ist für die reaktionäre Beein­fluffung Hindenburgs  .

New York  , 1. Juni.  ( Eigenbericht.) überraschend mie die Der Eindruck der bevorstehenden Ernennung von Goerdeler   und Bapens, des früheren Militärattachés bei der deutschen  Botschaft in Washington  , ist inner- und außerhalb der amerikanischen   Regierungskreise geradezu verheerend. In Regierungskreisen bezeichnet man die bevorstehende Ein solches Kabinett ist selbstverständlich ein Schleicher oder Ernennung trok merkbarer Zurückhaltung als

London  , 1. Juni. Die Berliner   englischen   Korrespondenten bezeichnen überein­stimmend das neue Kabinett in der bisher bekanntgewordenen 3u dessen Hauptaufgabe die Herbeiführung der Neuwahl des Reichs­tages sei. Der Times" Korrespondent   hebt als besonders be­merkenswert hervor, daß Herr von Papen durch seine Bemühungen hervorgetreten sei, auf Grund seiner

ſammenſegung als ein reines Uebergangstabinett,

unverständlich und unerklärlich.

In der Presse zeigt sich starke Gereiztheit gegenüber Herrn von Papen, dessen Spionageaffären während des Krieges spaltenlang bis ins einzelne geschildert wer­den. In Riesenüberschriften wird zugleich festgestellt, daß dieser Mann, der vor der Kriegserklärung Amerikas   wegen Spionage aus Amerika   aus­gewiesen wurde, jetzt der Reichskanzler Deutsch­ lands  

Beziehungen zu den katholischen Kreijen Frankreichs   eine Besse­rung des deutsch  - französischen Verhältnisses herbeizuführen. Weiter bezeichnet es der Korrespondent als ein besonderes Merkmal des in Bildung begriffenen Reichskabinetts, daß es in ungewöhnlichem Maße von Parteibindungen frei sei. a.: Jedermann weiß, daß

werde. ,, Herald Tribune" schreibt, daß der Name von Papen in Millionen von Amerikanern die Ereignisse des Krieges wachrufen würde.

Zusammenfassend ist festzustellen, daß die Kanzler­schaft Papens   den deutschen   Interessen in Amerika   ab: träglich ist und nicht ohne Nachwirkungen bleiben wird.

Militärkabinett, nur schlecht durch eine Rechtstoalition verhüllt. Die Stellung von Papens im rechten Flügel der Zentrums­ partei   war die eines Kriegswütigen und Störrischen, der vom Kurs Brünings ebenso weit entfernt ist wie von Hugen­ berg  , dessen Presse ihn als einen Liberalen angreife, der mit den Franzosen pattiere. Nichts beweist besser, daß das Kabinett Papen  ein überparteiliches Instrument Hindenburgs, Schleichers und der Reichswehr   ist, als die Tatsache, daß die Nationalsozialisten ausgeschlossen sind.

Auch England erinnert sich.

11

London  , 1. Juni.  ( Eigenbericht.)

Die englische Presse bringt noch keine Kommentare zur Be­trauung von Papens. Die Ueberschriften der Blätter über die Meldungen der Berliner   Sonderforrespondenten sind aber deut­lich. So heißt es: Berüchtigter Verschwörer in USA  . als Reichsfanzlertandidat", Der Mann, Amerika   auswies" und Kriegsspion soll Regie­rung bilden". Die englischen Blätter veröffentlichen Bilder des damaligen Hauptmanns von Papen in Friedensuniform und

,, New York Herald Tribune" schreibt: Die Beauftragung von Papens mit der Bildung eines Reichskabinetts ist ebenso Helm.

Drama eines Arbeitslosen

Gastod von Mann, Frau und Kind

zogen war. In der darüberliegenden Wohnung im dritten Stod waren die Bewohner total benommen, und ihre beiden Kinder litten unter starkem Brechreiz; fie mußten sich sofort in ärztliche Behand­lung begeben.

Ein furchtbares Familiendrama ist in den heutigen Morgen-| mußten, die durch die ausströmenden Gase in Mitleidenschaft ge­stunden im Hause Swinemünder Straße 84 im Norden Berlins   entdeckt worden. In dem Schlafzimmer ihrer Wohnung wurden der 37 Jahre alte arbeitsloje Wickler Bruno Bauers, feine 35 Jahre alte Ehefrau Johanna und der 12 Jahre alte Sohn Frih durch Gas vergiftet tot aufgefunden. Lange Arbeits­losigkeit des Mannes dürfte die Familie in den Tod getrieben haben. Aus den hinterlassenen Aufzeichnungen geht hervor, daß Frau B. die Initiative zu dem dreifachen Selbstmord ergriffen hatte.

Die Eheleute Bauers bewohnen im zweiten Stock des Hauses Swinemünder Straße eine kleine Wohnung. Ihr 12jähriger Sohn schlief bei ihnen im Zimmer. Gestern abend waren die Eheleute ausgegangen und hatten ein nur wenige Häuser weiter gelegenes Restaurant aufgesucht. Dort zechten sie noch in später Stunde. In leicht angetrunkenem Zustand machten

über Aeußerungen, daß ite ihr geble beide dem Wirt gegen:

nicht mehr

halten könnten und lieber in den Tod gehen als noch weiter hungern würden. Alsdann entfernten sie sich. Am Mittwoch morgen fiel dem Gastwirt die Redensart Bauers ein, und er schickte sofort einen jungen Mann in die Wohnung der Leute, der aber bei ihnen feinen Einlaẞ fand. Hausbewohner hatten inzwischen durch dringenden Gasgeruch wahrgenommen. Man öffnete jetzt gewaltsam die Eingangstür und fand gleich darauf die Eheleute sowie ihr Kind in ihren Betten liegend durch Gas vergiftet tot auf. Ein Arzt konnte nur noch feststellen, daß der Tod bei allen dreien etwa gegen 3 Uhr morgens eingetreten sein muß.

" News Chronicle" sagt U. Der Gasgeruch im Hause war so stark, daß sich die herbei die Reparationsforderungen nichtig sind, und daß Deutschland   in gerufenen Beamten noch um eine andere Familie fümmern einigen Jahren aufgerüstet haben wird, wenn die anderen Nationen nicht abrüsten. Die einzige Frage ist, ob die Politiker der verschiedenen Länder diese Dinge als Tatsache anerkennen

und eine fluge und versöhnliche Politik auf ihnen aufbauen werden, Der Roman um den Rundfunk.

oder ob sie das jezige Elend und die Unruhe der Welt für un­begrenzte Zeit verlängern wollen. Hierüber werden Lausanne   und Genf   entscheiden.

Auch Daily Mirror" drückt die Hoffnung aus, daß gerade der Ernst der Krisis in Deutschland   die Staatsmänner veranlassen werde, in Lausanne   eine wirklich endgültige Vereinbarung zu schließen.

Kerri ruft Polizei.

Kriminalbeamte im Preußischen Landtag.

Im Gebäude des Preußischen Landtages   ist zu der heutigen dritten Sigung auf Ersuchen des Präsidenten Kerri eine größere Wache von Kriminalpolizeibeamten unter­gebracht.

Uniformierte Schugpolizei ist dagegen nicht im Hause; fie be­schränkt sich auf die Umgebung des Landtagsgebäudes, die, wie bereits bei den ersten beiden Sizungen des neuen Preußischen Land­tages, durch ein stärkeres Aufgebot an Schutzpolizei   gesichert ist.

Wieder Raubüberfall auf Banffiliale. Banditen rauben die ganze Kaffe aus.

Wandsbed, 1. Juni.

Auf die hiesige Filiale des Bankvereins für Schleswig- Holstein  A.-G. wurde ein frecher Raubüberfall verübt. Kurz nach 11 Uhr drangen drei bewaffnete Banditen in den Kassen­raum ein, bedrohten die anwesenden Beamten mit Revolvern und raubten etwa 5000 bis 7000 Mart in bar. Bevor die Beamten sich von ihrem Schreck erholten und die Polizei benachrichtigen konnten, hatten die Räuber das Geld bereits in mitgebrachten Aktentaschen verstaut und den Kassenraum wieder verlassen. Sie sind in einem bereitstehenden Auto entkommen.

Neuer Sprengstoffdiebstahl in Hagen  . In der Nacht zum Dienstag wurde in das Sprengstofflager der Dolomit- A.- G. in Hagen   eingebrochen. Dabei wurden vier Patete etwa 20 Pfund Clorapit III und 50 Sprengkapseln mit Isolier- Kupferdraht( Mo­mentzündung) gestohlen.

Pangalos, dem ehemaligen Diktator Griechenlands  , ist ein neuer Berbannungsort auf der Insel Korfu   angewiesen worden.

Der Prozeß Scharnte- Fiesch vor seinem Ende.

Am Dienstag vormittag wurde im großen Schwur­gerichtssaal in Moabit   die Verhandlung gegen den Musik­schriftsteller Scharnte wegen Beleidigung des Rundfunk­intendanten Dr. Flesch fortgefeht.

Während am Montag die Partei des Angeklagten Scharnke ausdrücklich beantragt hatte, den für die Anflage maßgeblich ge= wefenen Roman zu verlesen, ersuchte sie am Dienstag das Gericht plöglich, von der Verlesung des Buches bis auf einige besonders schwerwiegende Stellen Abstand zu nehmen. Gegen diesen Ber­gleichsvorschlag" wandte sich nunmehr auch der Vertreter der An­flagebehörde, Staatsanwaltschaftsrat Dr. Fischer. Die Zuhörer

Ministerium v. Papen  

NED

000

von Papens Ministerliste Gen von Schleicher

Graf Schwerin

Freiherr von Gay

von Neurath von Luninck

von Schlieben

" Fünf Adlige, feine Arbeiter,- endlich einmal eine Bolfsregierung nach meinem Junterherzen!"

Tragödie in Charlottenburg  .

Witwe geht mit der Tochter in den Tod.

Eine Tragödie hat sich heute vormittag gegen 11 Uhr im Hause Knesebeckstraße 86 in Charlottenburg   abgespielt. Im ersten Stockwerk des Gartenhauses bewohnt dort die 41jährige Witwe Gertrud Krall mit ihrer 12 Jahre alten Tochter

Ruth eine größere Wohnung. Hausbewohner bemerkten heute vor­

mittag auf dem Treppenflur starten Gasgeruch, der aus der Wohnung der Witwe drang. Die alarmierte Polizei und Feuer­wehr drangen gewaltsam ein, und im völlig mit Gas erfüllten Schlafzimmer fanden die Beamten Mutter und Kind leblos auf. Wiederbelebungsversuche blieben ohne Erfolg. Frau Krall   hat am 2. Osterfeiertag ihren Mann, der Inspektor an einem Berliner  Krantenhaus war, durch den Tod verloren. Wiederholt hatte die Frau versucht, ihren großen Haushalt aufzulösen, es hatten sich aber nicht die geeigneten Interessenten gefunden. Aus Angst vor einer trüben Zukunft scheint Frau Krall   den Entschluß gefaßt zu haben, aus dem Leben zu scheiden und das Kind mit in den Tod zu nehmen. Die Leichen sind von der Statsanwaltschaft beschlag­nahmt worden.

Sac

waren also verurteilt, den Roman, dessen literarische Wertlosigkeit hier schon vorsichtig angedeutet wurde, bis zu seinem Ende anzu­hören. Er hätte niemals irgendwelche Bedeutung erlangt, wenn nicht auf fast jeder Seite mehr oder weniger erkennbare Vor­tommnisse angedeutet wären, die zwar in den Phantasiebereich des Verfassers gehören, jedoch geeignet sind, Persönlichkeiten der Berliner   Funtstunde fälschlich zu belasten. Bevor das Buch im Handel erschien, wurde es Dr. Flesch durch einen nationalsozia listischen Schriftsteller zur Verfügung gestellt. Die Beschlagnahme fonnte rechtzeitig erfolgen. Während der Begründung der Beweisanträge nahm der Berteidiger des Angeklagten, Rechts­anwalt Sack, zu einer von? ihm geäußerten Bemerkung Stellung, die der Borwärts" wiedergegeben hatte. beschwerte sich darüber, daß man die Worte ,, Deutsch der Rundfunk" nicht gebrauchen könne, ohne daß sie von der Presse beanstandet würden. Er vergaß dabei nur, daß er selbst es war, der diesen Prozeß auf ein parteipolitisches Gebiet brachte, dessen Richtung schon durch die von ihm benannten Zeugen umrissen wurde. Sad beantragte, neben dem Rundfunkkommissar Bredow, der die Rund­funkreden des früheren Reichskanzlers Brüning   zuließ, Thäl mann und Hitler zu laden, damit beide, ebenso wie der nationalsozialistische Ministerialrat Scholz, der Vorsitzende des Nationalsozialistischen Hörerverbandes, und Herr Hugenberg aussagen können, daß ,, der Rundfunk die Politit einer bestimmten Parteiclique unterstüße". Alle weiteren Beweisanträge dieses Ver­teidigers hatten die gleiche Grundlage. Schließlich wurde dem Intendanten Dr. Flesch vorgeworfen, daß er infolge feiner politischen und kulturellen Vorbildung ungeeignet sei, den Posten eines Ber­Immer Rundfunfintendanten auszufüllen. Es war demnach eine durchaus begründete Ansicht des Verteidigers des Nebentlägers Flesch, Dr. vom Berg, als er der Meinung Ausdruck gab, daß Rechtsanwalt Sad nicht zum Gericht sprach, sondern politische Agitationsreden an die Zuhörer hielt, die sich zum großen Teil aus der Leserschaft der von Scharnte redigierten Funkzeitschrift zusammensetzte. Die Beweisanträge waren gestellt, nicht etwa im Zusammenhang mit den im Roman Scharntes aufgestellten Behaup­tungen, sondern in der stillen Absicht, aus den Antworten von Dr. Flesch Tatsachen zu konstruieren, damit im Rundfunk einmal ,, der Saustall ausgemistet werden kann". Sämtliche Beweis. anträge des Rechtsanwalts Sad wurden vom Gericht abgelehnt.

Das Urteil ist am Donnerstag zu erwarten.

Der Präsidenten mörder Gorguloff ist von den Pariser Irren­ärzten als vollkommen verantwortlich für sein Verbrechen erklärt worden.