ftaben, müffen Ste mit der Befchimpfung der Sosialbemotzatle unb ber Organisierung des Bruberfampies aufhören.( Sehr mahr! bei bert Soz.) Sie schimpfen auf Herrn von Hindenburg und machen uns Vorwürfe, daß wir ihn miedergemählt haben. Über offenbar hat Hindenburg geglaubt, das Bolf molle megen der nationalsozia fiftischen Wahlfiege eine ausgesprochene Rechtsregierung. Wer bie Gefahr des Faschismus bannan mill, muß unbeschadet seiner fonftigen Attionen zunächst einmal mithelfen, daß die StimmBettelerfolge der Nazis aufhören! Ihr Herunterreißen der Sozial. Demofratie ist nichts als Materiallieferung an die Rational : fozialisten!
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Aber ob Sie bernünftig werden oder nicht, wir Sozialdemokraten fämpfen weiter für Freiheit und für Recht in Deutschland , und wir vertrauen darauf, daß das deutsche Volt sich um uns schart zur Abwehr des Faust rechts der Reaktion.( Lebhafter Beifall bei den Soz.)
Abg. Lefterhaus( 3.): Der Mann, der jetzt aus der Reichs: regierung gedrängt murde, entstammt unseren Reihen. Sich zu Hein rich Brüning in dieser Stunde zu bekennen, ist ein aufrichtiges Bedürfnis meiner Freunde hier in Breußen.( Beifall.) Die Stunde für eine staatsbejahende Rechte mar 1930 gefommen. Diese Stunde hat aber feine arbeitswillige Rechte gefunden, obwohl das Zentrum frei war nach jeder Seite und immer die Kräfte gesucht hat, mo sie fich zu ernster Zusammenarbeit boten. Warum hatte sich aber damals die Rechte versagt? Während sich die Rechte versagte, wuchs das Verständnis auf der Linken.
Es sei in diesem Landtag vom Munde des Zentrums redners gesagt, daß wir, ganz gleich, wie die Entwick Lung sein möge in unserem Vaterland, und welche Aufgaben das Zentrum je zu erfüllen haben wird, diese im besten Sinne des Wortes nationale Haltung der Linken jederzeit anerkennen.
( Beifall im Zentrum und links.) Brüning und Stegerwald find Opfer einer Bühlarbeit geheimer Konventikel und erklusiver Klubs geworden.( Sehr wahr!) Es sind dies dieselben Cliquen, die in der Vorkriegszeit schon die frisch- fröhliche Hez auf Kanzler und Minister durchgeführt haben, die irgendwo im Osten oder in Klubs in Berlin ausmachten, daß der oder jener Minister fallen mußte. Und wiederum find es Großindustrie und Großlandwirtschaft, die bei dieser Arbeit zusammenwirken. Wir fürchten, daß das deutsche Volt die Kosten dieser Politik zu zahlen haben wird.( Anhaltende Unterbrechungen bei den Njoz. und Burufe.) Die Nationalsozialisten haben mir eben zugerufen Ge wertschaftssekretär". Ich bin das zwar nicht, stelle aber fest, wie bei der sogenannten Nationalsozialistischen Arbeiterpartei die Gemertschaften verhöhnt werden.( Rufe bei den Nsoz.: Nur die Bonzen!) Weite Kreise der Bevölkerung äußern die Befürchtung, mas jezt nach der Ernennung der neuen Regierung mit unserer Währung würde. Wir halten es für dringend geboten, daß die neuen Männer schon morgen zum deutschen Volke sprechen und ihr Programm darstellen. Sie können das Bolt beruhigen, denn an der Spize der Reichsbant figt bis 1934 Dr. Luther. Ihm sei Dank für seine bisherige Haltung, und wir haben die Gewißheit, daß das Volk über die Währung ruhig sein kann, auch wenn man den Reichsbankpräsidenten drängen sollte, bestimmte Experimente zu machen.
Ein offener Verfassungsbruch wäre nach unserer Meinung die Bestellung eines Reichskommissars für Breußen in einem Augenblid, wp fein Notstand in diesem Lande besteht.
Das Zentrum wird alle Bestrebungen auf Erhaltung der Ordnung unterſtügen und deshalb auch die Anträge auf Aenderung der Geschäftsordnung ablehnen. Der Nationalsozialist Rube hat geschrieben: Ministerpräsident wird in Preußen, wen Adolf Hitler heftellt.( Sehr wahr! bei den Nationalsozialisten. Hier irrt Herr Rube. Sie( zu den Nationalsozialisten) übersehen, daß nach der Ber faffung, die Sie doch achten und respettieren wollen, und nach der Beschäftsordnung der neue Ministerpräsident mit Mehrheit gewählt merden muß. Brattisch heißt das,
daß in Breußen nur ein Minifterpräsident gensähli merden kann, dem das Zentrum zustimmt.
Bir marien in aller Ruhe, mas bie Sieger des Mahlkampfes, bie Nationalsozialisten, mit ihren 162 Abgeordneten prattisch hier im Braußischen Landtag anzufangen wiffen. Was wir im übrigen hier erlebt haben, ermutigt uns feineswegs in der Annahme, daß die Nationalsozialisten zu dieser positiven Arbeit bereit sind( anhaltende 1Interbrechungen bei den Nationalsozialisten.) Deutlich muß man auch einmal aussprechen, daß es zutrifft, daß wir seit einigen Jahren uns in einer Epoche des politischen Mordes befinden.( Anhaltende zurufe bei den Nationalsozialisten.) Es gibt nichts Unchristlicheres( Rufe bei den Nationalsozialisten: Als das Zentrum!), als die Drohung mit fünftigen Justizmorden, die fich in Schriften und Reden der Rabitalen vorfindet. Der Redner schließt mit dem Appell, daß alle diejenigen einander näher rüden möchten, die millens feien, die Gemiffensfreiheit auch in diesem kommenden Breußen- Deutschland zu wahren.( Händeflatschen im Zentrum und bei den Sozialdemokraten.)
Abg. v. Morozowicz( Dnat.) hebt hervor, daß ein Staat nicht zu existieren vermöge, wenn man seinen Wehrmillen und den christlichen Glauben zerstöre. Die Deutschnationalen flagten die jetzige preußische Regierung vor Gott und der Geschichte an, die Gottlosen bewegung zugelassen zu haben.
Abg. D. Koch- Dennhausen( Dnat.) erblickt in der Aenderung der Geschäftsordnung, die der alte Landtag vorgenommen hat, einen Berstoß gegen die Berfassung.
Abg. Stendel( Dẞp.) nennt die Geschäftsordnungsänderung, die die Weimarer Koalition im alten Landtage beschlossen habe, ein Stüd aus dem Tollhaus.
Abg. Beidt( Christlichsozial) verurteilt gleichfalls die im alten Landtag getroffene Aenderung der Geschäftsordnung.
21bg. Bieffer( Deutschhannon) bezeichnet es als ein dringendes Erfordernis, daß die Nationalsozialisten endlich in die Berant martung fommen, damit man fehe, ob fie ihre großen Versprechungen in der Braris auch einhalten würden.
Um 8 Uhr wird die weitere politische Aussprache auf Freitag, 10 Uhr, vertagt. Die Abstimmungen werden frühestens um 2½ Uhr beginnen.
Der Abschiedsbrief.
Ein Schreiben Hindenburgs an Brüning . Der Reichspräsident hat an den scheidenden Reichskanzler Dr. Brüning das nachstehende Schreiben gerichtet:
Sehr geehrter Herr Reichskanzler! Shrem Antrage um Entbindung von Ihren Aemtern als Reichskanzler und als Reichs minister des Auswärtigen habe ich mit dem anliegenden Erlasse entsprochen. Ich empfinde es schmerzlich, mich von Ihnen trennen zu müssen, nachdem ich mährend der zmei Jahre unserer Zusammenarbeit fo vielfach Gelegenheit hatte, 3hren lauteren Charakter, Ihre umfassenden Kenntnisse und Ihre selbst. lose Hingabe an die übernommene Pflicht tennen und hoch schäzen zu lernen. Für alles, was Sie in diesen an schmeren Erschütterungen und wichtigen Entscheidungen so reichen beiden Jahren im Dienste des Baterlandes getan haben, spreche ich Ihnen namens des Reiches unb im eigenen Namen meinen herzlichsten Dant aus. Die Bu fammenarbeit mit Ihnen werde ich nie vergessen und Ihrer Berson stets mit größter Hochachtung gedenken. Mit meinen besten nschen für Ihr persönliches Wohlergehen und mit freundlichen Grüßen verbleibe ich stets 3hr ergebener gez. von Hindenburg." Dieser Abschiedsbrief wird den Eindruck der Verabschiedung Brünings auf Drängen einer Clique von Dunkel
männern nicht verbecken!
Was ist da los?
Festverzinsliche Anleihen
Arbeitslosen- Versicherung
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Kabinett Brüning
Michel:„ Sollten hier etwa Gabotageakte verübt werden?"
Keine Währungs- und Kreditexperimente!
Amtlich wird mitgeteilt:
Der Reichskanzler empfing am Donnerstagnachmittag den Reichsbankpräsidenten zu einer eingehenden Aussprache. Dabei wurden fämtliche Probleme behandelt, die für die der Reichsbank obliegenden Aufgaben von Bedeutung sind. Es ergab sich völlige Uebereinstimmung, insbesondere darüber, daß feinerlei Währungsexperimen te und überhaupt auf dem mährungs- und Kreditgebiet feine Maßnahmen in Frage fommen, aus welchen fich eine Gefahr für den Beftand der Währung ergeben fönnte.
Die Adelsregierung der Deutschen Republit hat sich infnlge einer Intervention des Reichsbankpräsidenten Dr. Luther hurch den Mund des Adelsfanzlers von Papen auf eine wichtige politische Richtlinie festlegen müssen. Nachdem das Mißtrauen in die fommende Währungs- und Kreditpolitit gefährliche Symptome
Alte Bekannte aus Amerifa.
Ber ift Elg von Rübenoch?
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hervorgerufen hat, fah sie sich zu der Erklärung gezwungen, daß feinerlei Währungsexperimente und auch auf dem Kreditgebiet feine Maßnahmen in Frage fommen, aus welchen sich eine Gefahr für den Bestand der Währung ergeben könnte. Wir begrüßen diese Fest legung, die im wirtschaftlichen Gesamtinteresse von entscheidender Bedeutung ist und auf deren Einhaltung die deutsche Deffentlichkeit mit strengster Wachsamkeit achten wird.
Graf aldreuth, der Reichslandbundpräsident und einer der Verschworenen der neuen Adelsherrschaft, hat sich übrigens gegenüber dem Vertreter der Kopenhagener Berlingste Libenbe" bahin geäußert, daß die neue Regierung zwar die Marf verteidigen, aber body bas bei der Beschäftigung der Arbeitslosen zu schaffende Butunftsfapital in gewiffem Umfange disfontieren" müsse. Das heißt auf deutsch , daß fünftige Krediterweiterungen boch ins Auge gefaßt werben. Natürlich kommt es hier auf das usmaß an. Jedenfalls wird sich die Regierung des Herrn von Papen auch zu diesem Ausmaß zu äußern haben!
elb
mit Gummifmüppeln, Stahlruten und Holzstian auf Dajar Unter unb faine Gesinnungsfreunbe ein. Dabei erfitt Major Unter BerLegungen am Stapf und an der Schulter und mußte bewußtlos
Das Berliner Lageblatt" berichtet über den Freiherrn aus dem Gaal getragen werden. El von Rübenach:
Das herbeigerufene Ueberfalltommando erschien so spät, daß es nicht mehr möglich war, die Täter festzustellen. Offenbar handelt es fich um einen planmäßigen Ueberfall, denn es ist festgestellt worden, daß die Nationalsozialisten mit Personen- und Loftautos aus der ganzen Umgegend zusammengeholt worden waren.
Unser neuer Reichsverfehrsminister, Freiherr Els von Ribenach, steht dem Reichsfanzler von Papen besonders nahe. Die Herren find nämlich sozusagen nach barn; denn die Burg Bahn im Moselland, der jezige Stammsig der Rübenachs, ist von dem faarländischen Besitz des Herrn von Papen nicht allzu meit entfernt. Außerdem war Freiherr Elz von Rübenach zur gleichen Zeit, als Militär- Attaché spielte, beim deutschen Generalfonfulat Don Papen in Washington seine sattfam bekannte Rolle als in New York als technischer Sachperständiger tätig. Ein rechtsradikaler Bauernführer in Ostpreußen verhaftet. Als Parteimann ist der neue Reichsverkehrsminister nicht hervorgetreten. Aber sein Bruder, der eigentliche Burgherr auf Wahn, gehört der NSDAP . an; er sitzt als nationalsozialistischer abgeordneter im Preußischen Landtag."
Die Herren der neuen Regierung sind alles gute Be fannie! Man wird nur noch ihre Korpszugehörigkeit etwas unter die Lupe nehmen müssen!
Ordonnanzoffizier des Kronprinzen
von Freunden des Kronprinzen schwer mishandelt. Der durch sein Eintreten für die republikanische Politif bekannt gewordene Major Anter, ehemaliger Ordonnanzpffizier beim ehemaligen Kronprinzen, murde am Mittwochabend bei einer Mahl versammlung der Eisernen Front in Grambow , Amt Schwerin , von Nationalsozialisten niedergeschlagen. In der Versammlung wurde dem nationalsozialistischen Führer Bannemann aus Lübed gestattet, in der Diskussion zu sprechen. Die Versammlung hörte den Nationalsozialisten ruhig an. Major Anter nahm darauf das Schlußwort und hatte taum fünf Minuten gesprochen, als die in der Versammlung ampesenden Nationalsozialisten zu lärmen begannen, und damit erreichten, daß die Versammlung aufslog. Die Versammlungsbesucher verließen ben Saal, in dem nur Major Anter mit acht bis zehn Personen zurückblieb.
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Der nationalsozialistische Diskussionsredner Bannemann gab mit den Worten:„ SA. und S. antreten, S. und SS. Leute, mir dulden nicht, daß unser Führer beschimpft wird, nun beweist, daß ihr rechte 2.und SS. Leute seid", das Signal zum Ueberfall auf die im Saal befindlichen Republikaner. Die Nationalfazialisten schlugen
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Theater in der in der Behrenstraße.
Sons Commerlohr: Der Ziefftapler.
Eine vergnügliche Gaunergeschichte ohne tiefere Bedeutung und doch mit leicht gesellschaftsfritischen Ambitionen. Hochstapelei hat in dieser Pleitezeit teinen 3med mehr, lautet ihre Weisheit, aber unter Umständen ist es sinnvoll, sich ihres Gegenteils zu bedienen. Der etwas allzu lachfreundliche Ralph Artur Robert als tief stapelnder Graf in der Hauptrolle.
H. B.
Großes Waffenlager entdeckt.
Tiljit, 2. Juni.
Der ostpreußische Bauernführer Döppner, ein Bruder des im Königsberger Bauernprozeß verurteilten Armeepisto. Gutsbesitzers Döppner, wurde heute nach Vornahme einer umfangreichen Haussuchung, die Armee pisto. Ien, Infanteriemunition, Handgranaten in größerer Menge und Sprengstoff zutage förderte, auf seinem Gute verhaftet. Außer Döppuer wurden der frühere Gutsbesiker Kischkat und drei weitere Personen verhaftet, die bei Döppner wohnten, jedoch aus Schleswig- Holstein stammen. Alle fünf bleiben in saft, da ihnen Verstöße gegen das Sprengstoffgeset nachgewiesen sind.
„ Sozialrepublikanische Partei"?
Berfrühte Hundstagsprojekte.
In aufgeregten Zeiten, mie wir fie jest mieder erleben, gibt es immer wieder Leute, die der Nervenprobe nicht gewachsen find und zu spinnen anfangen. Solche Leute laufen jezf herum und „ Sozial phantasieren von der Gründung einer neuen Partei. republitanische Partei" soll sie heißen, und der bepprstehende Reichstagswahlkampf gilt als beste Gelegenheit für ihren Start. Optimisten rechnen damit, daß sie es auf 500 Stimmen bringen fönnte, die vielleicht gerade dazu reichen fönnten, daß die Sozialdemokratie ein Mandat weniger bekommt! Wie man so etwas macht, fann man bei Rosenfeld , Seydewiz u. Co. erfahren, die zur unentgeltlichen Auskunftserteilung ftets gern bereit sind.
Der Reichsraf erledigte am Donnerstag fleine Borlagen.
Papen und die„ Germania ". Der Hauptaftionär der Berliner ,, Germania " Don Papen hat in Anbetracht seiner Ernennung zum Reichstanzler sein Mandat als Aufsichtsrat niebergelegt. Den Borfis des Aufsichtsrats der Germania " übernimmt rommehr der Großindustrielle Florian Klödner, der mit Papen politisch ziemlich übereinstimmt und mit ihm, so oft er versuchte qui die Redaktionsleitung des Blattes Einfluß zu nehmen, durch dick und dünn gegangen ist.
Die Reaffion in Desterreich. Der Nordtiroler Schutzbundführer Lehrer Auguft Ruprian wurde im Zusammenhang mit den blutigen Vorfällen in Soetting verhaftet und in das Landesgericht eingeliefert.