Bestechung dsrFremdenpolizei? Llntersuchung gegen Beamte.- Drei Ausländer verhaftet. Ein Eondcrdezcrnat der Kriminalpolizei ist zur Zeit, wie wir erfahren, bei der Untersuchung einer B e st e ch u n g s a f f ä r e be- fchäftigt, in die bereits eine ganze Reihe in Berlin lebender pol- nischer Staatsangehöriger oerwickelt ist Die Ermittlungen erstrecken sich aber neuerdings nicht nur aus diese Ausländer, sondern auch auf mehrere Beamte der Berliner F r e m d e n p o I i z e i, die mit diesen Kreisen dienstlich in Berührung aetommen und in den Ver- dacht der passiven Bestechung geraten sind, Dem Vernehmen nach sollen zwei Beamte dieser Behörde nach ihrem Verhör bereits festgenommen worden sein, wahrend bei einem dritten die Untersuchung noch im Gange ist. Die betreffenden Be- amten haben bisher entschieden in Abrede gestellt, irgendwelche Zu- Wendungen erhalten zu haben, und es muß dem weiteren Verlauf der Ermittlungen überlassen bleiben, ob sich der gegen sie schwebende Verdacht bestätigt. Von den Ausländern sind drei bereits vor einiger Zeit verhaftet worden, während gegen drei weitere polnische Staats- angehörige ebenfalls ein Verfahren schwebt. Es handelt sich bei ihnen einmal um den Vorwurf, daß sie den Versuch gemacht haben sollen. Beamte der Fremdenpolizei durch Bestechung zur Bewilligung bzw, Verlängerung von Aufenthaltsgenehmigungen zu veranlaisen, weiter aber auch um den Verdacht des Betruges gegenüber anderen in Berlin lebenden Ausländern, Die sechs Polen sollen nämlich ein Konsortium gebildet hoben, das sich gewerbsmäßig mit der angeblichen Vermittlung von Anseilt- Haltsgenehmigungen befaßt hat, und zwar haben sie Ausländern, die entsprelbende Anträge bei der Fremdenpolizei stellen wollten, vorgespiegelt, daß sie, nämlich das Konsortium, über besonders gute Beziehungen zu den betreffenden Beamten verfügten und die Aufent- Haltserlaubnis— natürlich gegen entsprechende Beträge— anstandslos besorgen könnten. Auf diese Weise sollen sie eine ganze Reihe ihrer Landsleute um recht erhebliche Summen geschädigt haben,
Aazis als Erpresser. Die Drohung mit der„schwarzen Liste". Von mehreren Geschäftsleuten wird uns geschrieben: In letzter Zeit erschienen wiederholt jüngere Männer mit S o m m e l l i st e n in den Geschäften, um Geldspenden für die„SA.-K ü ch e" zu for- dern. Wenn die Burschen abgewiesen werden, kommt man mit frechen Drohungen. In Schöneberg trug sich folgender Fall zu, der ein bezeich- nendes Licht auf die Taktik der verbotenen SA, wirst. Ein Nazi erscheint, in der Hand hält er ein größeres Notizbuch. Dann ent- spinnt sich gewöhnlich folgender Dialog:„Bitte, geben Sie etwas für die SA.-Küche!"„Ich gebe nichts," erwidert der Geschäftsmann. „So, Sie geben nichts? Es ist uns schon aufgefallen, daß Sie noch nie etwas für die SA, gegeben haben! Nun schön, wenn Sie nichts geben wollen, kommen Sie eben in das„andere Buch", Dabei zeigt der Nazi auf ein zweites Notizheft, wo er den Namen des betreffenden Geschäftsmannes einzeichnet Leider ist es bisher in allen Fällen versäumt worden, die Burschen von der Polizei fest- stellen zu lassen. Alle diese Sammlungen sind polizeilich nicht ge- nehmigt und deshalb, ganz abgesehen von der Erpressermethode, strafbar. Sturm über Rumänien . Schwere Schäden in Ismail.- Bisher acht Tote. Wien , 3. Juni. Das bessarabische KomitatJsmail wurde von einem furchtbaren Wirbelsturm heimgesucht, der große Verheerungen be- sonders an den Hasenanlagen der Stadt Ismail selber anrichtete. Genaue Angaben über den Umfang der Katastrophe sehlen noch, da sämtliche Telegraphen- und Telephonverbindungen unterbrochen sind. Bisher liegen Meldungen über acht Tote und 8 l) Ver- letzte vor. Von mehreren hundert Häusern wurden durch die Hes- tigkeit des Sturmes die Dächer weggefegt. Viele Häuser sind ein- gestürzt. Das Vieh ist zu Tausenden von den Fluten weggeschwemmt worden.
Das Boltstheater Reue Welt, das bei schönem Wetter auf der Garten- bahne, bei ungünstiger Witterung im Theatersaal„Das Dreimädcrlhaus" spielt, hat seine Eintrittspreise noch weiter gesenkt. 1500 Plätze kosten nur noch 30 Ps,, auch am Sonntag.
Zuchihausantrag gegen Gklareks Gefängnisstrafen gegen Giadtbankdirekioren und Beamte
Ter Lberstaatsanwalt beantragte gegen die Brüder Willi und Leo«klarek wegen fortgesetzten B e- truges zum Schaden der Berliner «tadtbank, zum Teil in Tateinheit mit schwerer öffentlicher Urkundenfälschung, wegen Betruges zum Schaden der Dresdner Bank und der Lstbank, wegen Konkursverbrechens in Tat- einheit mit Konkursvergehen und wegen fortgesetzter aktiver Bestechung je sechs Jahre Zucht.haus und zehn Jahre Ehrverlust. Gegen den Skadtbankdirektor Schmidt beantrogle der Oberstaatsanwalt wegen schwerer passiver Bestechung zwei Jahre sechs Monate Gefängnis, gegen den Stadtbankdirektor Hofsmann zwei Jahre Gefängnis, gegen Bürgermeister Schneider ein Jahr neun Monate Gefängnis, gegen Stadtrat Gaebel ein Jahr acht Monate Gefängnis, gegen Bürgermeister kohl ein Jahr sechs Monate Gefängnis, gegen Stadtnmtsrat Sokolowski zehn Monate Gefängnis und gegen Stadtrat Degener neun Monate Gefängnis. Gegen Hossmann, Schmidt, Schneider, Gaebel, kohl, Sokolowski und Degener beantragte der Oberstaatsanwalt auch zu erkennen auf die Unsähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter für die Dauer von fünf Jahren.
Gegen den Buchhalter Lehmann wurde vom Oberstaatsanwalt wegen Beihilfe zum Betrüge und zur Urkundenfälschung zwei Jahre Gefängnis und gegen den Buchhalter Tuch wegen Beihilfe zum Betrüge ein Jahr Gefängnis beantragt. Gegen den Diplomkaufmann L u s i n beantragte der Oberstaalsanwalt wegen schwerer passiver Bestechung ein Jahr drei Monate Gefängnis. Zum Schluß wurde vom Oberstaatsanwalt Freiherrn von Steinaecker beantragt, gegen die Gebrüder S k l a r e k mit sofortiger Boll- streckung erneut Haftbefehl zu erlassen. Außerdem ist gegen alle wegen passiver Bestechung zu ver- urteilenden Beamten der Antrag gestellt worden, das als B e- stechung Empfangene oder seinen Wert dem Staat für versallen zu erklären. Während die meisten An- geklagten die Strafanträge mit Fassung entgegennahmen, brach Leo Sklarek in Weinen aus, und Stadtbankdirektor Hoffmann schlug mit der Faust aus den Tisch und brach in. sich zusammen. Auch Willi Sklarek fing bei den weiteren Ausführungen des Ober- staatsanwalts zu weinen an. Oberstaatsanwalt Freiherr von Steinäcker betonte noch dem Antrag, daß der Korruptionssumpf trockengelegt werden müsse und rief dem Gericht zu:„Ihr Urteil wird epochale Bedeutung haben."
Franz Eammelohr:„Der Tiefstapler". Theater in der Behrenstraße Mit der Hochstapelei ist es aus, heißt die Moral dieser vor- sommerlichen Angelegenheit: denn es läßt sich aus den sogenannten reichen Leute aber auch nichts mehr herausholen. Ein älterer Gcntlemaneinbrecher und seine angelernte Gehilfin machen sich in der Villa eines angeblich verreisten Grafen heimisch, und später gesellen sich ihnen noch zwei weitere Zunstkolleginnen zu, zwei auf die Hochstapeltour gehende Pseudoamerikanerinnen. Aber die sich gegenseitig betrügenden Betrüger kommen nicht auf ihre Kosten. Ihre Tätigkeit in der Grasenvilla beschränkt sich vornehm- lich darauf, Rechnungen für den verschuldeten Grafen zu bezahlen und seine gepfändeten Möbel aus den Klauen des Gerichtsvollziehers zu befreien. Also schön: Einbruch lohnt nicht mehr! Slber nun wird auch noch die Antithese aufgestellt: die ganz raffinierten Stapelticss! Der Graf gibt sich in seiner eigenen Behausung dem Schwindlerquartett gegenüber als Schwindlerkollege aus, und es schaut dabei für ihn heraus, daß er sich die Einbrechergehilfin zur Frau erringt, und für das Stück ergibt sich die Möglichkeit zu einem Rattenschwanz komischer Verwicklungen. An Unwahrscheinlichkeit läßt die ganze Angelegenheit nichts zu wünschen übrig, aber immerhin hält sie sich von hanebüchenen Albernheiten fern. Sie entbehrt auch nicht einer gewissen Grazie sowie einer zwar nur oberflächlich verankerten, aber ganz annehm- baren Weltanschauung, die ungefähr besagt, daß heute die Methoden der guten Gesellschaft von denen ihrer Hochstaplerimitatoren sich viel- fach nicht mehr unterscheiden und daß bei Kollisionen oft kaum mehr festzustellen ist, welches Gliedmaß zu dieser und welches zu jener Seite gehört. Einige eingestreute politische Witze legen auf Charakter keinen Wert, und es ist ihnen jede Tendenz recht, wenn nur die Pointe sitzt. Ralph Arthur Roberts spielt unter Abschmetterung allzu reichlicher Lachsaloen mit bewährter Degenerationsmiene den Tief- staplergrafen, Eugen Burg ist vom Scheitel bis zur Sohle ein kultivierter Gaunerkavalier und auch die Dumen, unter denen Life- lotte Rosen ihre Rolle, erfreulich auszusehen, besonders gut er- füllt, stehen ihren Mann. Das Publikum war sehr erbaut. H. B. Gedenkfeier für Eugen d�Albert . Um seinen toten Präsidenten zu ehren, veranstaltete der Bund Deutscher Komponisten in der Singakademie eine Gedenkfeier für Eugen d'Albert , den kürzlich verstorbenen, wahrhaft großen Pianisten unv weniger großen, wenn auch weithin bekannten Kom-
ponisten. Paul G r a e n e r sprach Worte des Gedenkens. Er ver- suchte keine kritische Würdigung, er entwarf kein Gesamtbild der Persönlichkeit des Dahingegangenen: in wenigen Sägen, in sym- pathisch schlichten Worten versuchte er, aus Abstammung, Erziehung und einge! orener Sehnsucht Werden und Werk dieses vielseitigen Künstlers deutlich zu machen, der— aus italienischem, englischem, französischem und zum kleinsten Teil nur deutschem Blut ent- sprossen— nur«in deutscher Musiker sein� der deutscher Musik dienen wollte, wie sie Franz Liszt in seine Hände gelegt hatte(und der doch in jeder Hinsicht und Beziehung Europäer wurde). Dem Gegenstande angemessen, war die Feier musikalisch würdig um- rahmt: es kamen ausschließlich Werke des toten Meisters zur Auf- führung: sein zweites Klavierkonzert, ein wirkungsvolles, brillantes, im Instrumentalen oft geradezu grandioses Stück Lifztscher Pro- venienz, dessen Interpretation durch Heinz I o l l e s die Ueberlegenheit und Souveränität zeigte: der große romantische Virtuosenstil fehlte, wie ihn d'Albert selbst als einer der Letzten noch besessen hatte. Es folgten von Mafalda Salvatini gesungene Orchesterlieder sowie Bruchstücke aus Opern, die Max von Schillings dirigierte, der vor wenigen Tagen zum Präsidenten der preußischen Akademie der Künste gewählt wurde. Max Liebermann , deren bisheriger lang- jähriger Präsident, hatte seine Wiederwahl abgelehnt, und da man seinen Wunsch, den bekannten Architekten Hans Poelzig zu wählen, nicht respektierte, kam es diesmal erstaunlicherweise zur Wahl eines Musikers, zur Wahl Schillings, der als Schaffender nicht viel Neues zu sagen hatte und hat, der aber über genügend Traditionsbewuht- sein und jene herkömmliche Haltung verfügt, die ihn für eine der- artige Verlegenheitswahl als den geeigneten Mann erscheinen lassen muhte. A. W.
Die dritte Schwßmuftt. Das dritte der Schloßhofkonzert« brachte— vom Stadtopern» orchester gespielt, von Fritz Stiedry ausgezeichnet dirigiert— ein köstliches Werk von Mozart (ein konzertantes Quartett für Oboe, Klarinette, Horn und Fagott mit Orchesterbegleitung), ferner Hugo Wolfs entzückende italienische Serenade, Wagners Siegfried- Idyll und einen Marsch von Schubert. Leider ist die Akustik des Schlüterhofes, wahrscheinlich das Musizieren im Freien überhaupt, den Werken Wolfs und Wagners nicht so günstig, wie denen Haydns, Mozarts: der zarte Klang zerstiebt, die Farben büßen ihre Leuchtkraft ein: die konstruktiven Elemente, die sich außerhalb der Saalakustik offenbar am besten behaupten, sind ja bei solchen Werken recht gering: so kommen sie, so liebevoll sie auch betreut wer- den mögen, um ihren eigentlichen Sinn, um all die feinen Reize ihres Farbenschmelzes. Den einheitlichsten, geschlossensten und darum wohl auch größten Eindruck vermittelte Mozart . ar.
F. W.WOOLWORTH CO
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am Freitag, den 3. Juni 1932 einen neuen Laden: BERLIN N 4 CHAVSSEESTR. 19, NÄHE INVAL1DENSTR. ___# ir beehren uns, Sie zur Eröffnung dieses Ladens, mit zwangloser Besichtigung und Konzert, Freitag, den 3. Juni von 2— 6.30 Uhr nachmittags ergebenst einzuladen. Am Eröffnungstage findet kein Verkauf statt Dieser beginnt erst am nächsten Tag, Sonnabend, den 4» Juni, ab 9 Uhr vormittags«
F. W.WOOLWORTH CO IS