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M-ttos-- 3. Juni tOM lUi*
Bei den Indianern Südamerikas  Eine Forschungsreise ins alte Inkareich
Wenn von Indianern die Rede ist, denkt man im allgemeinen an die Rothäute Nordamerikas, die durch die Wildwestliteratur jedem Jungen bekannt geworden sind, und die heute in den Reservoiren in USA  . ein kümmerliches, durchaus nicht indianisches Leben führen. Dagegen ist wenig bekannt, daß e- auch in Süd­ amerika   noch Indianerstämme gibt, Reste der Bewohner jener großartigen I n k a r e i ch e, die die spanischen Eroberer und Beute- räuber blindwütig zerstört haben. Die Nachkommen dieser einst hochstehenden Indianervölker leben in kleinen Stämmen und Gruppen im C h o c o, der weiten Steppe, im Urwald oder in ver- steckten Hochtälern der Anden, nahezu ohne Verbindung mit der Zivilisation der heutigen Beherrscher Südamerikas  . Sie sind daher lange Zeit fast unbekannt geblieben. Erst in den letzten Jahr- zehnten des vergangenen Jahrhunderts haben die vordringenden Wirtschaftsbezirke der Weißen engere Verbindung mit den einzelnen Jndianerstämmen bekommen. Gleichzeitig setzte aber auch die ver- heerende Auswirkung der europäischen   Zivilisation aus die Natur- völker ein: die zur Arbeit in den Plantagen und Fabriken ge- preßten Rothäute verfielen ansteckenden Krankheiten, die sie in ihre Dörfer einschleppten. In kürzester Zeit waren die Sippen und Stämme verseucht, schon sind einzelne Stämme ausgestorben, die noch vor Jahrzehnten anzutreffen gewesen sind. Zu diesen kulturell und physisch aufs höchste gefährdeten Indianerstämmen reiste auf Einladung der bolivianischen Uni- versrtät La Paz   Professor Richard N. Wegner. Vorsitzender der Frankfurter Gesellschaft für Anthrologie, Ethnologie und Ur- geschichte. Für seine Forschungen im Gebiet der Indianer, die von 1927 bis 1929 stattfanden, stellte er sich die Aufgabe, möglichst lückenloses Material über die Sitten und Gebräuche der verschiede- nen Stämme anzusammeln und der wissenschaftlichen Durch- arbeitung zugänglich zu machen. Ueber 199 Kisten Sammelgut, 2999 photographische Aufnahmen und mehrere Kilometer Film sind neben zahlreichen Tagebüchern die bisher noch unverarbeitete Aus- beute der Forschungen, von der Wegncr in einem umfangreichen, mit ausgezeichneten Bildern reich ausgestatteten Buch berichtet. (Richard N. Wegner:Zum Sonnentor durch altes Jndianerlan d", L. C. Wittich-Verlag, Darmstadt  .) Die eingehenden Studien geben ein oft umfassendes Bild von den bisher wenig bekannten Gewohnheiten der Indianer. Von den C h o r o t i, den Bewohnern des Chaco, also der riesigen, kakteen- durchsetzten Dornbusch- und Grassteppe zwischen Bolivien  , Para- guoy und Argentinien  , können ursprüngliche Gewohnheiten nur nach rekonstruiert werden, weil hier schon zu starker europäischer Einfluß alte Sitten verdrängt hat. Ba, tragen z. B. die Männer. rotwollene, mit weißen Schncckenplättchen verzierte Stirnbänder, an denen hin und wieder lange Haarbüschel hängen. Diese Haar- büschel sind aus dem Haar erlegter Feinde gemacht und sollen ein Ueberbleibsel des Skalpierens sein, das heute unter dem Einfluß der Weißen nicht mehr ausgeübt wird. DerW i g w a m" der Choroti ist eine höchst primitive Hütte, aus Zweigen, verflochtenen Aesten und Grasbündeln zusammen- gebaut. Die kaum mannshohe, kreisrunde Hütte ist wohl ein guter Schutz gegen die sengende Sonne, ist aber bei Regenzeiten sofort durch- feuchtet. In dem an Hausrat und sonstigem Besitz armen Leben spielt der Schmuck eine große Rolle, besonders für die Männer. Neben den bereits erwähnten Stirnbändern der Männer gelten Halsketten, geflochtene Bänder um die Knöchel und Ringe, zumeist ans dem Gehäuse der Schnecken oder dem Schuppenfchwanz der Eidechsen angefertigt, als Schönheitsmittel für beide Geschlechter. Auch festliche rote und schwarze Bemalung des Gesichts gehört zur Tollette, desgleichen bei den Frauen eine mit Kaktusnadeln und Farbstoff ausgeführte Tätowierung. Die Choroti baden nur zufällig beim Fischen. Weil sie abseits von großen Flüssen leben und bei langen, ununterbrochenen Trockenperioden geradezu an Wassermangel leiden, ist ihnen die Sitte des Badens fremd. Dafür kennen sie aber um so inniger Läuse,und man sieht immer wieder das nette Bild, daß die Frau jhrem Manne sorgfältig die Läuse aus dem Haar sucht und sie auffrißt." Ein höchst merkwürdiger Stamm sind die Q u r u ii g u a, die im Gebiet des Rio Piräy in Ostbolivien durch die Urwälder streifen. Ohne Seßhaftigkeit und Körneranbau, selbst ohne Hütte und Hängematte, über die sonst alle Jndianerstämmc verfügen, leben die Quruiiguä ständig in den Urwäldern, als Jäger und Sammler umherschweifend. Auf der Jagd, die die Männer mit hölzernen Pfeilen betreiben, werden zumeist kleine Tiere, wie Eich- Hörnchen und Schildkröten, gefangen. Sie werden lebend, mit dem Rücken nach unten, im Feuer gebraten und mitsamt den Ein- gcweiden verzehrt. Nur bei großen Tieren, einer selteneren Jagd- beute, wird mit einem Bambussplitter der Leib aufgeschlitzt, um die Eingeweide herauszuziehen. Dann wird das Tier zerschnitten und gebraten. Alles, was gejagt werden kann, dient zur Nahrung, selbst Giftschlangen, Schnecken und Engerlinge, dagegen keine Kröten, Frösche und Käfer. Die Ourungua unterscheiden sich auch i» anderer Hinsicht von den übrigen Jndianerstämmen. Sie sind besonders groß, haben gegenüber dem glatten Straishaar anderer Indianer welliges Haar und fallen besonders auf durch einen starken Bartwuchs. Das Sonderbarste jedoch ist, daß sie völlig stumm sind. Sie haben weder eine artikulierte Sprache, noch sind von ihnen jemals laute Rufe oder unartikulierte Schreie gehört worden. Ein junger Indianer dieses Stammes, der mitgeführt werden konnte, hat in vielen Monaten nicht ein einziges Wort, welcher Sprache es auch angehören mochte, nachsprechen gelernt. Dennoch haben die Quruiiguä reiche Verständigungs- Möglichkeiten. Zischende oder gurgelnde Laute, klatschende Schläge gegen den nackten Körper, Winke und Zeichen der ver- schiedensten Art, von Gebärden begleitet, ersetzen ihnen die Sprache. Wenn ein Mann seinen Unwillen ausdrücken will, klatscht er sich gegen den rechten Oberschenkel und stampft mit dem linken Fuß auf den Boden, eine Frau schlägt sich dagegen aus die Lenden. Die Stammeseinteilung ist ebenso auffällig. Männer und Frauen leben und wirtschaften getrennt, vom Stammesältesten ge- schieden. In der gemeinsamen, aus Blattwerk schnell zusammen-
geflochtenen Hütte, die aber eigentlich nur ein flüchtiges Dach dar- stellt, haben die Geschlechter getrennte Lager, der Stammesälteste hat semen Platz zwischen ihnen Männer und Frauen kochen und essen aber auch getrennt, jede Gruppe an einem be- sonderen Feuer Im Gegensatz zu diesen auf der untersten Kulturstufe stehenden Urwaldindianern sind andere Stämme sehr hoch entwickelt, so die Puracare trotz ihrer grausamen Kampfspiele und der Narben- tätowierung bei den Frauen, oder die T i r i n i e mit den stets fröhlichen, lachenden Frauen, die Mojosindianer oder die Chimane. So zieht in dem inteleffanten Buch ein Stamm nach dem anderen vorbei, die Bewohner des Chacos und die Anwohner der Flüsse, die Jäger und Samnl'er der Urwälder und die Acker- bauer der Vorberge und der Hochanden. Hier besonders, um den T i t i c a c a s e e herum und bei C u z c o, drängen sich die Stämme. war doch hier der Mittelpunkt des glanzvollen Inkareiches Nur spärliche Reste, wie das Sonnentor bei Cuzco   oder die rätselhaften Stadtruinen mit dem großartigen Tempel bei Machu Picchu   künden von dem Reichtum und der Kulturhöhe der Indianer, deren Nach- kommen in ihrem eigenen Reiche ein kümmerliches Dasein führen, von oller Kultur ausgeschlossen, dem Untergang überantwortet. Wllbslm Tietgens  . Indianerkultur vor 10000 Jahren In den Höhlen finden wir gewaltige und bedeutsame Kultur- denkmäler, die hunderttausend Jahre alt sind oder gar noch ein höheres Alter haben. Die Zeichnungen und Skulpturen, die uns aus uralter, vorgeschichtlicher Zeit erhalten sind, weisen darauf hin, daß unsere Urahnen schon hervorragende Zeugnisse des Geistes ge- schaffen haben. Trotzdem ist es, wie der Astronom Robert H e n s e l i n g, Potsdam  , in einem Vortrog über Astrologie als Quelle der Kultur ausführte, möglich, das älteste D a t u m der Weltgeschichte, wenn auch nicht der Kulturgeschichte zu be- stimmen. Die Möglichkeit hierzu bietet uns der berühmte M a y a- Kalender, der sich in Dresden   befindet. Er bringt das Anfangs- datum aller Maya-Zeitrechnung, und dieses Datum ist der 2. Juni des Jahres 8198 v. Chr. Da wir jetzt 1932 zählen, so ist die Welt- geschichte genau 19 439 Jahre alt, oder vielmehr sie ist seit 19 439 Jahren bekannt. Schon vorher gab es tausendfache Geschehnisse, aber kein Volk der Erde hat sie aufgezeichnet oder ihre Zeitangaben
Wir entnehmen die folgende Skizze dem oben angezeigten Werk von Prof. Dr. Richard N. Wegncr:Zum Sonnentor durch altes Jndiancrland". Forschungsrcisen, wie die Wegncrs, sind keineswegs ruhige Gelehrtenarbeit, sondern ständig von Gefahren und unliebsamen Ucberraschungen hedrobt, gilt es doch, mit ftcmden Hilfskrästen unzivilisiertes Land zu durchstreifen. Die Skizze j schildert ein solches Abeutencr bei vergeblicher Suche nach Indianer- schätzen am Titicacasce, einem Gebirgssee der bolvianischen Anden, der einst ein Heiliger See und ein Kulturzentrum des indianischen Jnkareiches war. wt. Am frühen Morgen eines sonnigen Tages ist olles beladen zur Abfahrt bereit. Ein flaches, kastenortiges Beiboot, mnen mit Well- blech ausgeschlagen, soll hinterhergeschleppt werden. Es trägt einen kleinen Ofen und Tolaholz, je einen Tank mit Benzin und Trink- wasier, denn das Wasser des Sees ist salzig. Der Spanier, der mir das Boot vermietete, ist nicht davon abzubringen, dieses Floß mit- zuschleifen, das obendrein die Fahrtgeschwindigkeit hemmt. Darüber und durch die Bummelei unseres indianischen Mozos verzögert sich die Abfahrt. Nach etwa zwei Stunden setzt ein immer stärkerer Wind und Wellengang ein. Wolken ziehen auf, Gilcht spritzt über den Kahn und schlägt den Benzinmotor voll Wasser. Er wird ab- genommen und gereinigt. Der Wind steigert sich zum Sturm. Das Beiboot wird abgerissen, der Spanier versteht nichts ordentliches vom Steuern und Segeln. Unter mühsamem Rudern und Kreuzen gelingt es mir endlich, das Beiboot zu erreichen und mit Stricken festzumachen. Die indianischen Mozos liegen apathisch im Bug des Schiffes, bis zur Bewegungslosigkeit seekrank. In der dünnen Höhen- luft keucht der Atem vor Anstrengung. Der Spanier bekommt einen Herzkollaps. So gut es geht, wird er aus den Boden des Fahrzeuges gebettet, da eine Hand das Steuer halten muß. Wie eine Nußschale wird das Boot hin und her geworfen, dos ich mit dem Wind zu halten versuche. Als der Sturm sich legt, naht unter heftigen Regen- schauern die Nacht. Vor strömendem Regen ziehe auch ich mich in die Luke zurück: aber die Lust in dem engen Raum, noch dazu in Höhe von 4999 Meter, ist unerträglich. Vier Mann liegen wir gegen die Planken, wie in eine Sardinenbüchse gepreßt. An der Bordwand klemmen wir uns immer höher zwischen die Spalten, um nicht im Wasser zu liegen. Endlich naht der Morgen. Der Sturm hat das Boot bis ans Südende des riesigen Sees getrieben, eine Strecke von einigen 49 Kilometer weit. Endlich gelingt es uns, e i n Binsenboot zu sichten, halo vermodert im Schilf des Users. Daraus steuern wir zu:, waten im eisigkalten Sumpf: aber das Binsenbündel, das ich mit einer Stange näher ans Ufer zu schieben versuche, sinkt tief ins Wasser. Hundegekläff ertönt, eine Frau taucht auf und verschwindet rasch in einer winzigen Hütte. Endlich erreichen unsere beiden Indianer das Ufer, ich ihnen nach. Dem Spanier paßt diese Sache nicht. Er möchte recht schnell am User entlang nach Hause. Krank, kennt er nur die Sorge um sein Boot: er möchte fort, aber er kann sich nicht gegen die von der See- krankheit ermüdeten Indianer durchsetzen. Die Ruderknechte ver- ständigen sich mit der einsam wohnenden Jndianerfomilie, bei der wir über Nacht bleiben. Am nächsten Morgen ist der Spanier immer noch krank, jeden- falls jammert er sehr, obgleich eine erneute Untersuchung keinen bedrohlichen Zustand ergibt. Ruhe bleibt die Hauptsache sür ihn. So lasse ich ihn unter der Pflege des älteren der beiden Mozos zurück. Wir brechen zu dritt mit den beiden Eselchen der indianischen
bestimmt Es sragt sich nun, ob dieses Datum richtig ist. Das kann nur dann der Fall sein, wenn das große Indianervolk der Mayas in Zentralamerika   bereits die Fähigkeiten gehabt hat, die Zeiten noch den Gestirnen zu bestimmen In dieser Beziehung aber waren die Mayas Meister. Die Mayas hatten einen Kalender, der viel genauer war als der julianische, trotzdem er fast 9999 Jahre älter ist Aus dem Maya-Kodex in Dresden   erkennen wir, daß dieses alte Indianeroolk eine Kenntnis der Gestirnbewegung hatte, die selbst für unsere Zeit ganz erstaunlich ist. Auch die Griechen und Aegypter und andere alte Völker waren gute Kenner der Gestirne, aber nur für ihre Zeit An den heutigen Erkenntnissen gemessen waren ihre Forschungen gering. Die Mayas dagegen waren Astronomen deren Gestirnkenntnis nicht nur annähernd, sondern vollkommen den besten Werten gleicht, mit denen heute die Astronomie rechnet Darum kann man mit Fug und Recht sagen, daß das älteste Datum der Weltgeschichte tatsächlich der 2. Juni 8498 ist. Gegenüber dieler uralten Kultur ist die der Aegypter geradezu modern zu nennen Die alten amerikanischen  Völker haben überhaupt, wie dazu zu sagen ist, sich schon in unvor- stellbar ftühen Zeiten durch gewaltige Kulturdenkmäler ausge- zeichnet. Es sei nur an die Ausdeckung der gewaltigen Bauten erinnert, die winde st ens 19999 Jahre alt sind und zum Teil aus ungeheuren Blöcken bestehn, deren Bewegung heute noch Schwierigkeiten machen würde. Es waren Sternwarten, die aus der Urzeit der Menschheit stammen. Auch die Mayas haben eine hoch entwickelte Architektur, wie die Ruinen von Urmal, Ate, Jzamal, Naxchalan und viele andere beweisen Sie hatten fernerhin eine seltsame Bilderschrift, die so rätselhost ist daß sie auch heut noch nicht völlig entziffert werden konnte, obwohl es bereits vollständige Maya  -Alphabcte gibt. Damit sind aber die erhaltenen Inschriften der Mayas nicht völlig zu lesen. Die Hiera- glyphen der Mayas unterscheiden sich in dieser Beziehung von denen der Aegypter, die leicht enträselt werden konnten, nachdem einmal der erste Schritt dazu von Champollion   vor 199 Jahren gemacht worden ist, als der Königsnamen Ptolemäus   enträtselte. Es ist selbstverständlich, daß die hohe Kenntnis der Mayas und der alten Völker von den Sternen auch auf ihre Knltur einen bedeutsamen Einfluß haben mußte, und in diesem Sinne kann man sagen, daß die Astrologie, die damals die Sternkunde darstellte, die Quelle der Kultur ist. Sie bat mit der heutigen Astrologie allerdings nichts gemeinsam
Familie auf. Ein Stück Schaffell über den Decken, mit Schnur aus Lamawolle festgeschnürt, dient als Sattel. Auf dem zweiten schwächeren Tier liegt ein Beutel mit ein paar Konserven, etwas Tee und der Teekessel. Dazu ein Sack mit L a m a m i st als ! Brennmaterial: denn Holz gibt es hier in diesen Gegenden kaum. Die barfüßigen Indianer kommen in dem matschigen Grund, der bald trockener wird, ziemlich rasch vorwärts. Immer sind noch kleine Hütten vom ortskundigen Führer zu finden, in denen wir eisige Nächte verbringen. Aber diese engen Räume benehmen de» Atem: vor Kopfschmerzen richte ich mich aus, um Luft zu bekommen. Eines Morgens wollen meine Indianer nicht weiter, sie zaudern, Kurz entschlossen packe ich meine Decke aus den Esel, bis sie mir helfen. Endlich treffen wir aus eine Art von Gehöft von runden, kegelförmigen Hütten, nur aus getrocknetem Schlamm primitiv aus- geschichtet. Die Eingänge sind mit Schlammziegeln lose zugestellt. Die Bewohner, C h i p a y a. sind davongezogen. Etwas Schilf am Boden, ein zerbrochenes Gefäß ist alles, was zurückblieb. Die Konserven gehen zu Ende, so muß ich mich aus Pro- viantmangcl zum Rückmarsch entschließen. Als wir das Seeufer wieder erreichen, waren Spanier, Proviant und Boot davon. Keine Summe, die ich dem Indio biete, oermag den störrisch miß- trauischen Mann zu bewegen, mir seine Tiere für einige Tage weiter bis noch Pa.zna zu verleihen. So packe ich eine Decke über die Schulter, den photographischen Apparat in die Hand und wandere durch den matschigen Lehm am Ufer entlang, der mich begleitende Mozo mit den anderen Sachen hinterdrein. Nach drei Wegstunden erblicken wir das Boot weit draußen in See. Endlich bemerkt man uns und versucht, mög- lichst nahe ans flache Ufer zu kommen. Um das Fahrzeug zu er- reichen, müssen wir nackt ins Wasser. Vor Kälte schaudernd, halb erstarrt, ein Bündel in eine Decke eingeschlagen aus dem Kopse balancierend, erreichen wir das Boot. Mit Hilfe der Indianer gelingt es, das Segel zurechtzumachen und schi äg gegen Nordosten über den See zu kreuzen. Wieder bricht die Nacht herein. Als wir am dritten Tage noch immer am Seeufer entlang schieben, nur noch wenige Kilometer von der F i n k a, dem Wohnsitz des Spaniers, entfernt sein können, dazu auch der Bootsproviant zur Neige geht, reißt mir die Geduld. An einer passenden Stelle komme ich trocken ans Ufer, lasse meine Decken im Stich, schultere Mantel und photogravhischcn Apparat, laufe los. Dieses Mal habe ich Glück und treffe aus eine wohl- gepflegte kleine Finka. Zwei Indianer schneiden Gerste: der eine kann Spanisch, er ist beim Militär gewesen. Zu billigem Preise leiht er mir einen dickbäuchigen Esel und trägt selbst den Apparat im Rückentuch. In zwei Stunden kommen wir zur Finka des Spaniers: das hier zurückgelassene Feldbett wird auch noch dem Lasttier aufgeladen. In drei weiteren Stunden wird P a z n a er- reicht. Die Bahn brachte mich nach P o o p o beim Ingenio Adclan- tania. Von der Höhensonne ist meine Gesichtshaut ausgesprungen, die Lippen sind mit Borken   bedeckt. Die gütige Fürsorge einer hier waltenden deutschen   Hausfrau umfängt mich, ein warmes Bad, ein Bett mit sauberem Linnen, ein weiß gedeckter Abendbrottisch folgt. lieber einigen deutschen Zeitungen, unter elektrischem L'cht, vom Ingenio für seinen Bedarf erzeugt, schlafe ich ein... Von dem Spanier habe ich nie mehr etwas gehört: die schöne Felldecke, Werk- zeuge und Geschirr waren durch keine Vermittlung wieder» zuerlangen.
Forschemot am Titicacasee