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Nr. 259 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Flugzeug stürzt auf Fabrikgebäude!

Dach durchschlagen- 8 Arbeiterinnen verletzt.

Jn Johannisthal stürzte gestern ein Sportflugzeug| Schwerverletzten wurde sofort in die Operationsfäle gebracht, da Die Namen der im Elisabeth- Hospital aus größerer Höhe ab. Der Apparat prallte mit ungeheurer Wucht Lebensgefahr bestand. auf das Dach der Chemischen Werte Temmler. Das daniederliegenden Verletzten sind: leichte Dach wurde glatt durchschlagen und das Flugzeug stürzte in das Innere der Fabrik und zwar in einen Raum, in dem 20 Ar­beiterinnen mit Padarbeiten beschäftigt waren. Eine Ar. beiterin wurde dabei getötet, sieben paderinnen wurden außerdem verleht. Der Pilot des Unglüdsflugzeuges, der 38 Jahre alte Sportflieger Willi Gabriel aus der Kaiser­Wilhelm- Straße 31 in Johannisthal , tam wie durch ein Wunder mit leichten Abschürfungen davon. Nach der Behandlung im Krankenhaus fonnte G. nach Hause entlassen werden.

Gegen 18 Uhr freiste Gabriel mit seinem Sportflugzeug D 1669 über dem Flugplay und vollführte Kunstflüge. Dabei geriet er über die Flugplatzone hinaus und das Unglück wollte es, daß der Apparat ins Trudeln tam. Das Flugzeug stellte sich steil und fauste in die Tiefe. Mit furchtbarem Krach schlug der Apparat auf das Dach eines langgestreckten Fabrifgebäudes der Temmler- Werke, in dem sich die Expedition und Pacerei befinden. Das schwache Dach wurde natürlich glatt durchschlagen und mit dem Motor fiel das Flugzeug mitten in die Arbeitsbänke, an denen etwa 20 Backerinnen saßen. Alles stürzte den Ausgängen zu, laute Hilfeschreie ertönten. Der Absturz war vom Flugplatz beobachtet worden und man hatte die Feuerwehr alarmiert. Die Johannisthaler Wehr, die als erste an der Unglücksstätte erschien, gab sofort an die Hauptfeuerwehrwache in Berlin den Alarm ,, Ratastrophe", worauf vier weitere Züge mit Rettungs-, Rüst­und Sanitätswagen an die Unfallstelle eilten. Der übrige Teil der Belegschaft der Temmler- Werke hatte sich inzwischen von dem ersten Schreck erholt und mehrere Arbeiter und Angestellte drangen in den Unglücksraum ein. Es herrschte ein furchtbares Durcheinander. Zwischen zertrümmerten Holzteilen lagen blutüberströmt die ver­letzten Backerinnen; die meisten der Verunglückten hatten das Bewußtsein verloren. In aller Eile wurden die Verletzten ins Schöneweider St.- Elisabeth Hospital gebracht. Eine der verletzten Arbeiterinnen, die 25 Jahre alte Hedwig Rother aus der Wilhelminenhofstraße 79 in Oberschöneweide war ihren Ver­letzungen bei der Einlieferung bereits erlegen. Ein Teil der anderen

Erna Gradtke, 24 Jahre, Treptow , Scheibestraße 13a; Hedwig Judies, 23 Jahre, Johannisthal , Friedrichstraße 12; Hertha Judies, 24 Jahre, Grünau , Cöpenicker Straße 18; Gertrud Marks, 26 Jahre, Oberschöneweide , Luisenstraße 26; Frieda Hildebrand, 21 Jahre, Johannisthal , Roonstraße 14; Magda Göffing, 27 Jahre, Oberschöneweide , Edisonstraße 47; Hertha Riedel, Johannisthal , Parkstraße 23.

An der Unglücksstätte.

Benige Minuten vom Bahnhof Schöneweide entfernt liegt die Stätte des schrecklichen Unfalls. Auf dem Grundstück Am Flug­play 6 liegen die einstöckigen Hallen der Chemischen Werke Temmler. Schon von weitem sieht man aus dem Dach einer Halle das Schwanzende eines Flugzeuges hervorragen. Das abgestürzte Flugzeug hat in das Dach ein großes Loch von etwa 30 Quadrat meter Umfang gerissen. Der Propeller ist zersplittert und der Motor hat sich tief in den 3ementboden einge wühlt. Es riecht stark nach Benzindünsten und wie der Sach­verständige der Feuerwehr, Baurat Anders erklärt, ist es noch als ein besonderer Glücksumstand anzusprechen, daß die Benzinmengen, die aus dem zertrümmerten Tank herausflossen, nicht in Brand geraten sind. Das Unglück hätte in diesem Falle noch erheblich schlimmere Folgen gehabt.

Von der Flugpolizei ist inzwischen eine Untersuchung einge­leitet worden. Bisher war es noch nicht möglich, die genauen

Ursachen des Flugzeugabsturzes zu klären. Die Maschine hatte sich Gabriel selbst gebaut und sie war von den Behörden zugelassen worden.

Das verunglückte Sportflugzeug

ist eine eigene Konstruktion des Sportfliegers Willi Gabriel, der sich durch seine Flüge schon einen gewissen Namen gemacht hatte. Es handelt sich um einen Doppeldecker, der etwa eine Kreuzung zwischen einem Udet- Flamingo und einem Albatros darstellt, und von der DVL., bei der sie untergestellt war, zu Kunstflügen zugelassen war.

Gemeine Naziverleumdungen.

Sie beschuldigen die Bauhütten der Kapitalverschiebung ins Ausland.

Wirtschaftsbankroffeure und Kapitalflüchtlinge find bei den Geld­gebern der Nazis zu Hause. Die Nazis brauchen Munition für den Wahlkampf. Sie wollen in die margistische Front einbrechen. So wird in niederträchtiger Weise darauf los verleumdet. In größter Aufmachung bringt der Angriff" gestern Behauptungen über Kapitalverschiebungen des Verbandes sozialer Baubetriebe ins Aus­land, die, mit dem Anschein aftenmäßiger Genauigkeit versehen, a uch das Ausmaß jener Lügen noch übertreffen, die man von den Nazis gewohnt ist.

Die Bauhütte für Pommern und ihr Leiter Lück hätten das schmutzige Geschäft der Kapitalverschiebung nach dem Auslande be­trieben, und zwar in allergrößtem Maßstab. Lück habe als finan­

zieller Leiter aller deutschen Bauhütten derartige Kapitalverschiebun­gen unter dem Deckmantel von Auslandsaufträgen schon seit langem ,, gefingert". Der Angriff" spricht von einem himmelschreienden Standal, der mindestens dem der Sklareks und Barmats gleich

tommt.

Der wirkliche Tatbestand,

der hinter diesen Anklagen steckt, ist sehr einfach. Die Bauhütte Pommern ist eine der größeren zweigunternehmungen des Ver­bandes sozialer Baubetriebe. Nachdem die hinter dem jezt regierenden Adelskabinett Stehenden den deutschen Baumarkt seit Jahren zu einer Wüste gemacht haben, haben auch die Bau­unternehmer des Verbandes sozialer Baubetriebe sich bemüht, aus­ländische Bauaufträge hereinzubekommen. Es ist bekannt, daß privatkapitalistische Bauunternehmungen dies in allergrößtem Maßstabe zu tun versuchen, und daß es ein vordringliches volkswirt schaftliches und nationales Interesse ist, durch Hereinholung aus

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Sonnabend, 4. Juni 1932

dürfen, daß Verhaftungen vorgenommen werden dürfen, ohne daß die Deffentlichkeit die Möglichkeit hat, die Dinge nachzuprüfen.

Das schändliche Vorgehen des Angriff" richtet sich von selbst. Wo es sich für die um Deutschland so dringend notwendige Be­schaffung ausländischer Aufträge und ausländischer Devisen handelt, bringt es dieses Organ der öffentlichen Meinung" fertig, von Kapitalverschiebungen in größtem Maßstabe und himmelschreienden Standalen der roten Bonzen zu reden. Die beteiligten Stellen des Verbandes der Sozialen Baubetriebe werden alle notwendigen Schritte gegen ein solches Vorgehen unternehmen.

Die, Borwärts's Extraausgabe

durch die die Reichstagsauflösung bekanntgegeben und zum Kampf gegen die Regierung der Barone und ihre nationalsozialistischen Beschützer aufgerufen wurde, ist in den gestrigen frühen Abendstunden in Hundert tausenden von Exemplaren in Berlin verteilt worden. Das war zwar nur der Anfang dieser Verbreitungs­aktion, die von den Parteigenossen nunmehr planmäßig betrieben werden wird, aber ein vielversprechen­der Anfang.

Etwa fünfzehn Kraftwagen waren zu diesem Zweck aufgeboten worden, die in allen Himmelsrichtungen davonsausten, um die Extra­blätter unter der Berliner Bevölkerung zu verteilen. Reichsbanner­kameraden und sonstige Angehörige der Eisernen Front hatten sich in den Dienst der Sache gestellt und hatten ihre reine Freude an dieser wirkungsvollen Propagandaarbeit. Die Blätter fanden reißenden Absah, vor allem in den großen Wohngebieten der Arbeiterklasse, am Wedding , in Neukölln, in Moabit , im Osten usw. In der neunten Abendstunde, also eine knappe Stunde nach Be­fanntgabe des Auflösungsbeschlusses der Junkerregierung, war die Aftion schon im vollen Gange. Namentlich in den Parkanlagen, wo die Proletarier an diesem schönen Frühlingsabend Erholung suchten, wurden unsere Verteiler förmlich belagert. Man hörte überall Aeußerungen der Kampfentschloffenheit gegen den Faschismus, nur selten gehässige Bemerkungen; letztere zeichneten sich stets durch ihre Plattheit und Geminheit aus. Unter den Zelten, wo sich die Moabiter Nazis allabendlich ein Stell­dichein geben, versuchten Hakenkreuzjünglinge unsere Verteiler zu provozieren. Sie wurden jedoch durch Schutzpolizisten energisch zur Ruhe gemahnt und im übrigen bewies auch dort die Mehrheit des spazierenden Publikums ihr reges Interesse an der Sonderausgabe des ,, Borwärts".

Der Wahlkampf ist eröffnet! Der Propagandafeldzug der Partei hat begonnen! Die Stimmung der Berliner Bevölkerung ist vorzüglich. Die Regierung der Hitler- Barone hat schon durch ihre Zusammensetzung dem Volf gezeigt, worum es geht. Das Volk wird sich fiegreich mehren!

Opfer der Verzweiflung.

Breslau , 3. Juni. In der Nacht zum Freitag erschlug der in der Auguftastraße

ländischer Aufträge, mit denen Devisenforderungen im Auslande entstehen, die deutsche Handels- und Zahlungsbilanz zu verbessern. Furchtbare Familientragödien in Breslau und Hamburg . Nach langen Bemühungen ist es in Paris auch gelungen, ein großes Wohnungsbauprojekt zur Ausführung durch die Bauhütte Pommern zum Abschluß zu bngen. Um diese Bauaufträge wohnende 28jährige Bürogehilfe Gotthard& uhle seine Ehefrau durchführen zu können, wurde in Paris eine Gesellschaft gegründet, und kötete dann seinen dreijährigen Sohn und seine ein­an der sich die Bauhütte Pommern beteiligte. Für die ersten Bau- jährige Tochter mit einem Dolch. Er brachte sich darauf raten und für die Beteiligung hatte der deutsche Bauunternehmer auch Geld zur Verfügung zu stellen. Als dieses Geld überwiesen werden sollte, lehnte die zuständige Devisenbeschaffungsstelle die Zur­perfügungstellung der erforderlichen Beträge zunächst ab. Um das im Interesse Deutschlands dadurch gefährdete Baugeschäft dennoch durchführen zu können, wurde die Verbindung mit französischen Bankkreisen aufgenommen, die auch zur Kreditgewährung unter der Bedingung bereit waren, daß die deutsche Baufirma bei einer deut­ schen Bank auf ein Sperrkonto die betreffenden Beträge in Reichs­

mark einzahlt.

So weit der Tatbestand. Es ist unerfindlich, wie die Zollfahndungsstellen hier in Attion treten konnten. Die Bauhütte Pommern ist mit größter Vorsicht verfahren, zumal sich in dem Dickicht der Devisenbewirtschaftungsvorschriften kein Mensch mehr auskennt. Sie hat Sachberater herangezogen, die dem Bankhaus Marcus, Berlin - Potsdam , nahestehen. Der Leiter der Bauhütte Pommern hat mit der Durchführung der Transaktion im einzelnen nichts zu tun.

Von den mit der Angelegenheit befaßten Stellen ist zu ver= langen, daß der Oeffentlichkeit fofort eine Aufklärung über die Zusammenhänge gegeben wird. Denn es ist ein unerträglicher Zu­stand, daß Berleumdungen in die Welt hinausgestreut werden

felbst mehrere Stiche in den Unterarm mit einem Taschenmesser bei. Die Tat wurde erst am Freitagnachmittag entdeckt. Nach Aeußerun­gen, die die Frau einige Tage vor der Tat gegenüber anderen Personen gemacht hatte, geht hervor, daß die Bluttat im Einver­ständnis erfolgt ist. Kuhle gibt an, daß er die Tat aus wirt­schaftlicher not begangen habe.

Hamburg , 3. Juni.

Am Freitagnachmittag sprang die 37jährige Ehefrau Karoline Aspiron zusammen mit ihren neun und sechs Jahre alten naben aus ihrer im vierten Stodwerk gelegenen Wohnung auf die Straße. Die Frau und der älteste Knabe waren sofort tot. An dem Aufkommen des Sechsjährigen muß gezweifelt wer­den. Nach einem Brief erfolgte die Verzweiflungstat wegen un­glüdlicher Familienverhältniffe.

Billiger Sonntag im 300. Am nächsten Sonntag, 5. d. M., fostet der Eintritt in den Zoologischen Garten nur 50 Pf. für Er­wachsene und 25 Pf. für Kinder unter 10 Jahren; dieselbe Ermäßi­gung gilt für das Aquarium. Von 4 bis 8 Uhr spielt eine Militär­tapelle, von 8 Uhr ab das Deutsche Blasorchester, Dirigent Kapell­meister Sonntag( Notstandsorchester des Arbeitsamts Berlin- Mitte).

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