Dsr Tod durch Chlorksli. Die Sachverständigen im Gistmordprozest Guben , 4. Zum. 3m Morbprozeh Zichm wurden gestern die medizinischen Sachverständigen vernommen. Nach einigen Fragen an den Lehrer Ziehm nach den letzten Lebensminuten des unglücklichen Jungen und an Dr. Kahlisch, der noch einmal seine Tätigkeit schildert und den medizinischen Tod, d. h. das Aufhören jeglicher Herz- und Pulstätigkeil, auf 1,50 Uhr festlegt, fragt Rechtsanwalt Dr. Ebersbach: Sie haben zweimal kurz nach der Tat protokollarisch festgelegt, dah bei Ihrem Eintreffen das Kind bereits völlig bewußtlos war, wie stimmt das mit Ihrer jetzigen Aussage überein? Dr. Kahlisch bezeichnet diese Entgegnung als Wortklauberei. Darauf entsteht ein scharfer Zusammenstoh zwischen Verteidiger. Staatsanwalt und Zeugen. Landgerichts- direktor Weiß schlichtet und sagt: Ich glaube, hier liegt ein Miß- Verständnis vor. Dr. Kahlisch erklärte, daß er in der Todes- nacht nicht auf die Uhr gesehen habe. Seine Angabe, daß der Tod um 1,3S Uhr eingetreten sei, beruhe auf einen Irrtum, jetzt halte er an 1,50 Uhr fest. Der Vorsitzende verkündet den Beschluß des Gericht-, daß Herr Ziehm wegen seiner verwandtschaftlichen Ver- Hältnisse unvereidigt bleibt, womit aber nicht seine Glaubwürdig- feit angezweifelt sein würde. Frau Ziehm will 1928 oder 1929 in Kunzendorf Chlorkali gekauft haben. Der Staatsanwalt holte aber gestern die Antwort der Apothekenbesitzer ein. Niemals kaufte Frau Ziehm dort Chlorkali. Als nächster Gutachter wird Medizinalrat Dr. Barten- Guben , der die Leiche obduziert hat, vernommen. Auf den ersten Blick, so sagte er, hätte er und seine Mitarbeiter eine V e r g i f- tung mit Chlorkali angenommen. Der Befund der Leichen- teile habe dieser Annahme recht gegeben. Ein organischer Herz- fehler, von dem Frau Ziehm gesprochen habe, log keinesfalls vor. Professor Dr. Brüning. Berlin ging zunächst auf die Ver- wendung des chlorsauren Kaliums ein. Es werde als Blitzlicht, zu Sprengstoff und als Gurgelmittel verwendet. Früher, bis vor 30 Jahren etwa, sei es ein beliebtes Mittel der Medizin für innere und äußere Anwendung gewesen. Auch diesem Sachver- ständigen ist Chlorkali noch nicht als Spülmittel bekannt gewesen. Im Irrigator stellte er trotz eingehendster chemischer Untersuchung kein Chlorkali fest, dagegen Spuren von Alaun und Kleesalz. In dem Rest des Preiselbeerkompottes habe sich keine Spur von chlor- saurem Kali gefunden. Am Montag sollen der Staatsanwalt und die Verteidiger sprechen. Die Urteilsverkündung wird für Dienstag oder Mittwoch erwartet. Auch ein Todesopfer der Nazis. 68jähriger sozialdemokratischer Arbeiter. Am 5. Mai kam es, wie erinnerlich, in Oderberg in der Mark zu einem Ueberfall auswärtiger Nationalsozia- listen auf das dortige Reichsbanner- und Arbeiter- verkehrslokal. Schon damals erregte das Vorgehen der Polizei gegen die über den Ueberfall mit Recht erregten Republi- kaner Oderbergs Empörung. Obwohl einwandfrei feststand, daß die Nationalsozialisten einen organisierten Ueberfall unternahmen, wurden die verhaskelen Nationalsozialisten sämtlich freigelassen, vier republikanische Arbeiter jedoch in Haft behalten und nach Freienwalde übergeführt. Ihre Verhaftung erfolgte nicht etwa, weil Verdunkelungsgefahr bestand, denn der Sachoerhalt war ganz eindeutig geklärt, sondern wegen Fluchtverdachts! Der unter den Verhafteten befindliche 68jährige sozialdemokra» tische Arbeiter Rau erkrankte im Untersuchungsgesängnis an Kopfrose. Rechtsanwalt Joachim stellte am 27 Mai Hastent- lassungsantrag, der jedoch trotz des Hinweises auf die bestehende akute Lebensgefahr erst am 2. Juni, also erst eine Woche später, zustimmend entschieden wurde. Rau wurde am 2. Juni nachmittags entlassen und verstarb am 3. Juni frühmorgens um 8 Uhr im Kreiskrankenhaus Angermünde . Schuld am Tode unseres Genossen Rau ist die völlig unzureichende ärztliche Versorgung in der Untersuchungshast und die verspätete Enllassung aus dem Gefängnis. Wie skandalös die Zustände im Bezirk der Staatsanwalt- schaft Prenzlau sind, ist daraus zu ersehen, dah Rau trotz der großen Infektionsgefahr mit zwei anderen Gefangenen in einer Zelle lag. Rechtsanwalt Joachim hat gegen die verantwortlichen Beamten Strafantrag wegen fahrlässiger Tötung durch eine Amts- Handlung gestellt und ihre Verhaftung wegen Verdunkelungsgefahr beantragt. Außerdem ist das preußische I u st i z m i n i st e- r i u m auf diesen unglaublichen Vorfall sofort hingewiesen und um entsprechende Untersuchung, insbesondere auch der Rolle des Ober- stoatsanwalts Hardt, gebeten worden.
Musikalische Selbsterziehung
Gchallplattenschau
„Die Journalisten" 25mal. Diese Versommerlichung Gustav Freytags, die aus einem der wenigen deutschen Lustspiele eine Operette— Musik von Mackeben — gemacht hat, hat schon das erste Jubiläum erreicht. Hilperts letzte Neueinstudierung im Deut- schen Theater hat sich als erfolgreich erwiesen. Das gute Zusammen- spiel der Truppe hat sich seit der Premiere noch oerbessert. Eine Neubesetzung ist inzwischen eingetreten: Eduard v. Winter sie in spielt jetzt den Oberst. Aber in der Hauprolle ist alles beim alten geblieben. Harald P a u l s e n trägt das Ganze mit seinem Redakteur Bolz: er erfüllt alles mit seiner Ueberlegenheit und guten Laune. Ausgezeichnet sind wieder Felix B r e s s a r t als Schmock und Camilla S p> r a als die arme Verwandte. Otto W a l l b u r g macht aus dem Piepenbrink einen gemäßigten Spezialfall seines über- sprudelnden Typs. Dr. Rudolf Broda. Professor am Antioch College, Pellow Springs, Ohio, ist nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 51 Iahren gestorben. Dr. Broda, der der Sozialdemokratischen Partei nahestand, war Herausgeber der„Dokumente des Fort- schritts" und der„Politischen Briese" sowie Präsident des„Bundes für Organisierung des Fortschritts". Für den„Vorwärts" schrieb er seit einiger Zeit Beiträge, die sich vor allem mit der sozialpolitischen Entwicklung in USA . befaßten. Sein früher Tod wird von ollen bedauert, die seinen lauteren Charakter, seine Klugheit und seine Arbeitskraft kannten. ., Sntwürse sür«eue Druik«est-ltung" zeigt>er Bucho«werb-s°al Drei- bunditrahe ö, im Juni und Juli. Die Entwutse sind dai«rgebniz von �achkursen, die die Orttgrupxe Berlin im Bildunzdvcrband im letzten Wintechalbjahie durchführte. Die Arbeiten zeigen stark betonte Berufs - sreude und hochentwickeltes Können. Die Lusstelluna ist wochentags von g bis S Uhr(Sonnabends von 9 bis 8) und an den Sonntagen: 12. Juni. 22. Juni und 10. Juli 1632, von 11 bis 2 Uhr geöffnet
Sieht man von den Fanatikern des Selbstmusizierens ab— die eine notwendige Reaktion«inseitig durchführen, die sich durch Uebersteigerung eines an sich sehr richtigen Prinzips um die tiefsten musikalischen Ergebnisse bringen muffen—, dann sind sich alle an Musik überhaupt Interessierten über Wert und Bedeutung der Schall- platten völlig einig. Seltsamerweise aber entspricht die Praxis nur in den seltensten Fällen dieser Erkenntnis: die richtige Anwendung der Platte ist eine nur von sehr wenigen geübte Kunst, die der breiten Masse zu ihrem eigenen Schaden so gut wie unbekannt ge- blieben ist. Worin besteht nun diese„richtige Anwendung"? Es gibt un- zählige pädagogische Verwendungsmöglichkeiten für Schallplatten in allen Arten von Schulen und in den allerverschiedensten Lehr- fächern, vom Musikunterricht ganz zu schweigen. Von all dem aber soll und kann hier nicht die Rede sein: hier geht es um die Einstellung des Laienhörers und um seine unerläßliche Selbst- erziehung. Eine Platte ist ja im Grunde nichts anderes als Kon- zertreproduktion: hier ist also wie dort die Gefahr der Passivität gegeben, eines ZuHörens, das auf die klangsinnlichen Reize stark reagiert, ohne sich viel um das Strukturelle, Geistige zu kümmern, das oft genug das Wertvollste eines Werkes in sich birgt, zumindest aber erst den Zugang zum eigentlichen Verständnis eröffnet. Ins- besondere in der Instrumentalmusik muß man sich viel erarbeiten. Gefühlsmäßiges Aufgeschlossensein allein genügt nicht, kanrt gar nicht genügen, um die in jedem Meisterwerk vorhandene Synthese aller musikalischen Elemente, um die in ihm beschlossene architek- tonische und geistige Leistung zu erfassen. Andererseits handelt es sich durchaus nicht um eine Geheimlehre, deren Beherrschung be- sondere Begabung und langes Studieren erforderte: mit relativ ganz wenigen Elementarbegriffen vermag man sich auch so kompli- zierte Formabläufe wie die einer Sonate, einer Symphonie beut- lich zu machen. Die paar Fachausdrücke wie Allegro, Polyphonie, Canon, Coda, Fuge usw. sind rasch erklärt und rasch verstanden: arbeitet man da konsequent, so ist man bald in der Lage, das Ge- heimnis der Form und damit das Schlüsselgeheimnis der Musik zu enträtseln. Es kommt nur darauf an. daß man das überhaupt will, dah man es nicht— im irrigen Glauben etwa an die All- macht des Gefühls in der Kunst— verschmäht, vor das Genießen das Lernen zu setzen: daß man versucht, verstandesgemäß zu er- fassen, was auf diese Weise erfaßbar ist(es bleibt noch genug des gedanklicher Logik Unerreichbaren). Das alles aber kann heute ohne Kenntnis der Notenschrift, ohne eigenes Spielenkönnen an Platten erlernt werden: es geschieht nur leider viel zu selten, da die meisten Menschen sie lediglich zu Unterhaltungszwecken mißbrauchen, so daß sich das Wort Beethovens an ihnen erfüllt: Tausende hätten Ver- kehr mit der Musik und hätten ihre Offenbarung doch nicht. Gesangsplatten. E. bringt einen gedrängten, vielleicht zu gedrängten Querschnitt aus„M a h a g o n n y", von Lotte L e n j a und großem Ensemble sehr anständig reproduziert. Prachwoll singt Jan K i e p u r a(ita- lienisch allerdings) zwei Arien aus„Tos ca":„Wie sich die Bilder gleichen" und„Es blitzen die Sterne"(O.): nicht minder pracht- voll Julius P a tz a k: Arien aus„Boheme" und dem„M ä d-
chen aus dem goldenen Westen"(G.). Die gleichfalls italienische Wiedergabe zweier Arien aus Verdis„Don Carlos " durch Meto Seinemeyer(P.) ist ausgezeichnet, wenn auch etwas glanzlos vielleicht. Tannhäusers Romerzählung von Heinrich Knote gesungen(O.) bleibt unter dem gewohnten Niveau des großen Sängers. Recht gut dagegen die Feuerzauberplatte des Schallplatten-Volksverbandes(Wotan: Hans Rein mar). Die fabelhafte Koloratursopranistin Adele Kern erfreut durch den vir- tuos gesungenen Frühlingsstimmenwalzer(G.). Gleichfalls auf G. singt Leo S l e z a k„Verschwiegene Liebe" und„Verborgenheit" von Hugo Wolf , die zu seinen besten Plattenleistungen gehören. Solisten. Die Ausbeute an Solistenplatten ist gering. Wir haben von einer herrlichen Hubermann-Platte zu berichten(Mazurka von Zarzcitzky, ein„spanischer Tanz" von Sarasate O.), einer prachtvollen Feuermann-Platte(Air von Bach, eine Sere- nate des unvermeidlichen Popper, P.), und zwei Klavieraufnahmen: das wäre alles. Von den Klavierplatten ist keine recht befriedigend: Wilhelm K e m p f f(G.) und Franz O s b o r n(E.)— beide spielen Bach: unklar und überpedalisiert der eine, trocken und langweilig der andere, zu gültiger Synthese dringt keiner von ihnen vor. Orchester. Die Ausbeute an Orchesterplatten ist noch geringer: das erste der„Nocturne s" von Debussy , vom Philadelphia- orchester unter Stvkowski hervorragend gespielt(E.): Ravels „Bolero " unter Leitung des Komponisten vom Pariser L a- moureux-Orchester auf zwei G.-Platten prachtvoll wieder- gegeben— das ist wieder alles. Hier sei auch noch eine gute Kam- mermusikplatte des Schallplatten-Volksverbandes erwähnt: sie um- faßt die Canzonetta aus Msndelsohns Streichquartett opus 12 so- wie das Menuett aus dem Streichquintett von Boccherini . Unkerhaliung und Tanz. Das einzige Gebiet, auf dem die Produktion nicht stockt. Eine Jack-Hilton-Platte„Am Kamin"(G.) sowie zwei Volks- verband-Schallplatten„Im Traum hast du mir alles erlaubt" und „Schenk mir einen Tango Manuela" sind recht durchschnittlich. Biel amüsanter sind Aufnahmen von Marek Weber „Frauen sind die Sterne des Lebens"(E.), von Lajos B a r a n y„Komm mit mir nach Abbazzia"(G.) und— vor allem— von Barnabas v. G e c z y „Traum einer Nacht" sowie„Es war einmal und so wird's immer sein". Wer für zwei- und vierhändiges Jazzklavierspiel schwärmt, kann sich an einem mit„Funkgyinnastik" gekoppelten von Rio Geb- Hardt nett gespielten„Blues pathetique " erfreuen(G.). Auf Parlophon spielt das Hallerreoucorchester den Barbarasong und die Moritat aus der„Dreigroschenoper ": gleichfalls auf P.— eine gute Unterhaltungsplatte— Edith L o r a n d unter dem Titel „Wiener Erinnerung" ein Potpourri Wiener Melodien von den im Prater endlich wieder blühenden Bäumen bis zum Deutsch- meistermarsch. �rnolci Walter. E. Elektrola: O.=- Odeon: G.--- Grammophon: P.— Parlophon.
Lebendige Werie deutscher Volkskunst. Ausstellung im Warenhaus W?rtheim. Deutsche Volkskunst ist kein historisch abgeschlossener Begriff: sie lebt vielmehr ein so intensives Leben in der Gegenwart, daß ihr Hervortreten auf Ausstellungen den Stadtbewohner in höchstem Maße erstaunen muß. Was bei dieser bäuerlichen Kunslpsleg« am wohltuendsten auffällt, ist ihr ganz naiv in der Gegenwart orien- tierter Charakter. Es ist, bis auf einige selbstverständliche Aus- nahmen, die die Werktechnik mit sich bringt, durchaus kein roman- tisches Kleben an Altertümliches, das beim Hausfleiß der Lebenden den Ton angibt. In erster Linie bestimmt das Material und seine technische Verarbeitungsweise die Form, in ebenso hohem Grade der Gebrauchszweck: an dem Spielraum, den beide lassen, und der für die dekorative, farbige, stilistische Erscheinung der Arbeiten maß- gebend wird, hat aber moderne Form in weitestem Maße Anteil. Sie wird vermittelt durch ländliche Kunsthandwerkschulen, durch allgemeine Geschmackswandlung von großen Kunststätten her. und endlich durch den eigentümlichen Kultureinsluß der Jugendbewegung. die z. B. beim Jnstrumentenbau, bei volkstümlichen Möbeln und bei bedruckter Leinwand eine starke Einwirkung gezeitigt hat. Den überzeugenden Beweis für Theorie und Praxis dieser Volkskunst bietet gegenwärtig die große Ausstellung„Volks- tun st. Haussleiß und Handwerk" im ersten Stockwerk des Warenhauses Wertheim am Leipziger Platz. Direktor Hahm von unserem V o l k s k u n d e- M u s e u m hat mit der deutschen Volkskunstkommission und verwandten Vereinen eine Fülle von Material zusammengebracht(dessen Sammlung in den Händen des besten Kenners aller Werkstätten, Hans Kaiser , lag) und musterhaft in den Räumen bei Wertheim aufgestellt. Um den großen Festsaal mit einem großartigen Aufbau der Grundidee in auserlesenen Beispielen gruppieren sich die Fachausstellungen, teilweise durch Schauwerkstätten unterstutzt, in denen gesponnen, gebastelt, gedrechselt wird. Man kann dieses Hereintragen verborgener Haustätigkeiten ins Licht moderner Ausstellung trotz ein wenig Theatralik in Kauf nehmen, da der Zweck ein sehr guter ist: besseres Zusammenkommen von Stadt und Land. Man kann fast alles vom Fleck weg kaufen und es wird ein sehr intensiver Gebrauch davon gemacht. Es ist dabei nahezu sür jeden Geschmack und für jede- Bedürfnis gesorgt, vom primitivsten bis zum rafsiniertesten. Denn es handelt sich nicht um Kunstgewerbe, sondern um Gebrauchskunst im besten Sinne. Vom Küchengerät, Hausleinwand, Bauerntöpserei und Svietoeug bis zu den bezauberndsten Gläsern und Glastierchen, zum Halb- edelsteinschmuck von Idar und ostoreußischen Bernsteinketten, bis zur neu erwachten Vorliebe für Zinnschüsseln und bastüberzogene Strohkörbe, bis zu den köstlichsten Handwebereien der Hablikschen u. a. Werkstätten, die ganz im Geist der modernsten Kunstsormen arbeiten, findet man eine Fülle des Brauchbaren und des Schönen. ?aul Ldunicit. „Charleys Tante". Oresdener Gastspiel. In der K o m i s ch e n O p e r stattet uns die Dresdener Komödie ihren Besuch ab, offenbar als Dank für die vielen Gastspielreisen, die von Berlin au« in das übrige Deutschland unternommen werden. Ob das nötig war und ob es sich lohnt, das ist eine Frage, die an- gesichts der'heutigen Theaterverhältnisse nicht gestellt werden soll. Sicherlich würden wir s« was in Berlin auch zustande bringen. Di«
Renovierung dieser nun schon bejahrten Burleske, die im Grund« ein Studentenulk ist und sich für die Aufführung durch begabte Dilettanten empfiehlt, wird erreicht durch die Einschaltung von Songs und Jazzmusik und durch allerlei Varietökünste(man klettert, man hüpft und unterstreicht durch Orchesterscherze). Die leise Parodierung, die immer mal wieder durchklingt, hätte ruhig ausgedehnt und noch stärker betont werden können. Das Beste an der Ausführung ist das flotte Tempo und die Verjugendlichung. Der Verkleidungsscherz, der uns einen Studenten als brasilianische Tante beschert, wird sonst von älteren Komikern gern ausgeführt. Hier legt ihn der Direktor der Truppe, Fritz Fischer, auf hübsche und stramme Jugendlichkeit an. So sind die Mädchen über den hübschen Jungen und die Männer über das hübsche Mädchen entzückt. Erich Fiedler und Wolf K e r ste n sind seine zu jedem Ulk aufgelegten Mitstudenten. Die weiblichen Rollen sind weniger gut besetzt bis auf die wirkliche Tante, die von Karla Holm gespielt wird. Die Fröhlichkeit, die von der Tante ausging, sprang auf das Publikum über. D.
Unterhaltende Kulturgeschichte. Rundfunksendung aus Stuttgart . „Täglich Gift, ein bunter Abend rund um die täglichen Gifte oder vom Tee bis zum Alkohol." Was wird das schon sein? dachte man, als man diese Ankündigung im Funkprogramm las: eine der üblichen nicht sehr schmackhaften Resterverwerwngen wahrscheinlich, die italienischen Salat vortäuschen wollen. Der skeptische Hörer wurde aus das angenehmste enttäuscht. Die kleine reizende Sendung war mit sehr viel Kultur und Geschmack zusammengestellt: sie unter- hielt auf das wirkungsvollste mit dem spielerisch graziösen Schwung ihrer Darbiewngsfolge, und der Hörer merkte dabei gar nicht, daß er gleichzeitig eine Lektion In Kulturgeschichte bekam. Dr. Carl Elwenspoek, der das wirkungsvolle Manuskript zu- sammengestellt hatte, war weislich daraus bedacht gewesen, daß nicht nur Lob, sondern auch Verdammung der täglichen Gifte gesagt und gesungen wurde. Doch olles war wohl abgemessen oerteilt: es gab kein wild lärmendes Für und Wider, das geeignet war, auch die Hörer leidenschaftlich zu erhitzen, sondern nur gut gerundete An- schauung. Der Deutschlandsender verdient Dank dafür, daß er diese ungewöhnlich hübsche Veranstaltung aus Stuttgart übernahm. _— lr. Oie Entwürfe für das Reichsehrenmal. Heute werden in den Ausstellungshallen am Lehrter Bahnhof die in dem Wettbewerb um das Reichsebrenmal bei Bad Berka eingegangenen 1828 Entwürfe der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht. Aus der großen Zahl der Einsendungen werden zunächst 153 in die engere Wahl gestellt, hiervon nach nochmaliger Ueber- Prüfung 53 Arbeiten ausgewählt, aus denen dann zuletzt die 29 besten Entwürfe gefunden und mit einem Preise ausgestattet wur- den: 29 weitere Arbeiten erhielten Anerkennungspreise. Die Eni- scheidung, welcher Entwurf nun endgültig zur Ausführung gelangen wird, steht noch aus. Den letzten Ausschlag bei der Entscheidung wird die„durch die Not der Zeit gebotene Einfachheit" geben. Die Ausstellung ist vom 5. bis 26. Juni in der Zeit von 19 bis 7 Uhr geöffnet._ Ein vermach'nls d'Alberks. Eugen dÄlbert hat der Musiksektion der Preußischen Akademie der Künste , der er als Mitglied ange- hörte, ein Legat von 159 999 Schweizer Franken vermacht. Gerhart Hauptmann ist in Berlin eingetroffen, um mit der neuen Direktion des Schiller-Theaters über die Art der Inszenierung und musikalischen Bearbeitung seiner„Veriunkenen Glocke" zu spreche». mit der die kommende SpielzeU am 1. September eröffnet wird.