FaischgeiddrucHerai ausgehoben Kunsünaier ferugte seu e Jahren 10-, 20- und eo-narxscheine an
WechselWfchung bei Oevaßeim Ein Verhandlungstag mit widerspruchsvollen Aussagen. Zm Devaheim-Prozeh galt die Beweisaufnahme gestern einem Punkt aus der Anklage, der noch weitgehender Klärung bedarf. Der Geschäftsführer der Stephans- dachgefellfchaft, Direktor Zofef Himmelsbach. sagte aus, daß der Generaldirektor der Devaheim, Wilhelm 3 e p p e l, mit Blankowechseln schwere Urkundenfälschungen vollführt habe, während andere Zeugen- aussagen dieser Behauptung schross entgegenstanden. Die Stephanedach, eine Gesellschaft für Bauausführungen, stand mit dem Devaheim-Konzern in Geschäftsverbindung. Sie führte einige Bauvorhaben aus, wobei zur Erlangung von Zwischsnkrediten von der Stephansdach Wechsel ausgestellt wurden, die von der Devaheim akzeptiert und giriert und zum Teil bei der Dresdner Bank zum Diskont gegeben wurden. Mit Rücksicht auf die Stückelung der Wechsel gab die Stephansdach Blankowechsel. Die Anklage macht nun Direktor Ieppel den Vorwurf, daß er in zwei Fällen derartige Blankette in Höhe von 249(KX) Mark und 301 000 Mark ohne Kenntnis der Stephansdach in Berkehr gesetzt habe. Der Angeklagte bestreitet dies freilich sehr entschieden und behauptet, daß Dr. Himmelsbach von der Ausstellung der Wechsel Kenntnis gehabt habe. Aus diesem Grunde kam es zwischen den Vertretern der Devaheim und der Stephansdach gestern zu lebhaften Auseinandersetzungen. Der Zeuge Dr. Himmelsbach blieb unter Be- -rufung auf seinen Eid bei der Darstellung, daß diese Wechsel ohne seine Kenntnis von dem Angeklagten Ieppel in Verkehr gebracht seien und zwar unter Benutzung der Blanketten, die man der Devaheim im vollen Vertrauen auf ihre Zuver- lässi gleit überlassen habe. Auch zwei andere Angestellte der Stephansdachgesellschaft bestätigten diese Aussage. Demgegenüber bekundete der Kaufmann N e i d h a r d t vom Deoaheimkonzern, daß er sich stets bei Ausstellung von Wechseln mit der Stephansdach in Verbindung gesetzt habe. Er erinnere sich auch genau, dies bei dem fraglichen Wechsel von 301 000 Mark getan zu haben. Als daraus der Staatsanwalt Bedenken gegen die Vereidigung dieses Zeugen geltend machte, betonte der Verteidiger des Direktors Ieppel, daß ja auch Dr. Himmelebach vereidigt worden sei, obwohl er ein großes Interesse daran hatte, daß die Wechsel nicht erschienen, da seine Firma zwei Tage später pleite machte und die Ausstellungs- summe das Kapital der Gesellschaft bei weitem übertraf. Das Gericht zog sich zur Beratung zurück und beschloß, bei der nächsten Verhandlung am Dienstag um 9 ib Uhr die Zeugen der Stephansdach- und der Devaheimgesellschaft einander gegenüberzustellen, um so die Widersprüche zu klären.
Jennys Rache. Ein Wunderete?ant, der sich an seinen Warter rächt. Jenny ist eine 13iährige Elefantenkuh und arbeitet zur Zeit im „Wintergarten " in Berlin , wo sie als Wundertier angekündigt wird. Diese Charakterisierung dürfte stimmen, denn Jenny hat es fertig bekommen, die Entlassung ihre? Wärters durchzusetzen, und zwar mit Recht, wie das Arbeitsgericht festgestellt Hai. Jennys Besitzer, der Dompteur Fischer, hatte sich bei einem Gastspiel in Prag einen tschechischen Wärter engagiert, der auch den Elefanten nach Berlin degleitete. Für diese Fahrt hatte sich der Tscheche in seiner Heimat mit billigem Tabak einge- deckt, den er nach Deutschland einschmuggeln wollte. Aber dazu kam es nicht, denn eines schönen Tages geriet Jenny über den ganzen Vorrat zukünftiger Schmugglerwar« und fraß den Tabak auf. Darüber geriet der Wärter in solche Wut, daß er Jenny in die Spitze ihres Rüssels biß, die einzige Stelle. an der man einem Elefanten einen empfindlichen körperlichen Schmerz zufügen kann. Jenny steckte diesen Schimpf scheinbar ruhig ein, aber sie vergaß ihn nicht. Und sobald von diesem Tage an der Wärter in ihre Nähe kam, rollte sie ihren Rüssel zusammen und! steckte ihn ins Maul. Damit war es aber unmöglich, mit d»m Wunderelefanten auf der Bühne zu arbeiten. Nicht den kleinsten Trick führte Jenny aus, sobald der Tscheche, der bei der Vorführung assistieren mußte, in Sicht kam. Und so blieb dem Dompteur nichts anderes übrig, als den Wärter wegen dieses Vorfalles fristlos zu! entlassen und einen neuen Elefantenbegleiter zu engagieren, mit dem die Reise nach Berlin angetreten wurde. Hier erhielt der j Elefantenbesitzer nach wenigen Tagen eine Vorladung vom Arbeite- j
Nach mühsamer Arbeit ist von Beamten der Falsch- geldstelle der Kriminalpolizei eine große Falsch- münzer-Werkstatt in Hohen-Schönhausen ausgehoben worden. Ter 43 Jahre alte Kunstmaler und Graphiker Walter Pähl sowie seine Frau wurden verhaftet. Sic wohnten im 3. Stock des Sauses Lüderih- straße 76 an der Ecke der Berliner Straße. Pähl hat wie der Fälscher Salaban ganz allein und ebenso heimlich kv-Mark-, Zv-Rentenmark- und 2 6- R e i ch s- m a r k- S ch e i n e hergestellt. Gegen Ende des Jahres 1925 und Anfang 1926 tauchten in zahlreichen Geschäften in Berlin und auch in der Umgegend falsche 10-Mark-Scheine aus. Die Falsifikate waren so gut gemacht, daß die Geschäftsleute sie fast nie erkannten, und daß sie erst bei Banken oder auf der Post angehalten wurden. Man machte die Beobachtung, daß mit fast pedantischer Regelmäßigkeit auf den Strecken Berlin — Hamburg und Berlin — Stettin — Stolp in den dort gelegenen kleineren Ortschaften immer neue falsche 10-Mark-Scheine auftauchten. Man ging den Spuren nach und stieß dabei aus folgende Umstände: In der Ortschaft Lichterfelde bei Eberswalde war an Sonn- und Feiertagen und auch in den Sommermonaten während der Urlaubszeit ein Berliner Kunstmaler aus- getaucht, der mit einem Auto nach Lichterfelde gekommen war und bei Berwandten dort wohnte'. Es ergab sich, daß wenn immer dieser Mann die Gegend verlassen hatte, falsche 10-Mark-Scheine an- gehalten wurden. Kriminalkommissar von Liebermann stellte jetzt mit seinen Beamten Nachforschungen in Berlin an. Dabei ergab sich, daß jener Kunstmaler, Walter Pähl, im Hause Luderitz st raße 76 in Hohenschönhausen mit sciusr Frau seit 1921 eine 2�- Z i m m e r- wohnung innehalte. Die Leute lebten sehr zurückgezogen. Nach- tekliges war über sie nicht bekannt. Trotzdem war einmal der Per- dacht da und vom 15. März ab wurden die Leute eingehend be- obachtet. Tag und Nacht waren die Beamten der Falschgeldstelle
gericht, vor dem der entlassene Wärter auf Lohnzahlung bis zum Ablauf einer ordnungsgemäßen Kündigungsfrist klagte. Nach Klärung des Sachverhalts stellte das Arbeitsgericht fest, daß Jenny sich mit Fug und Recht weigerte, mit einem so jäh- zornigen Wärter weiter zusammenzuarbeiten. Der kluge Elefant hatte die fristlose� Entlastung seines Peinigers in Ucbereinstimmung mit dem Gesetz erzwungen, und die Einspruchsklage wurde abge- wiesen.
Vorwürfe gegen den piloien Gabriel. Die poUzeiakten an die Staatsanwaltschast abgegeben. Die polizeilichen Ermilllungen über das Flugzeugunglück in Zohannislhal sind abgeschlossen und die Akten der Slaaks. anwalkschafk zugeleikek worden, die gegen den Flieger Gabriel wahrscheinlich ein verfahren wegen fahrlässiger Tölung einleiten wird. Es haben sich nämlich im Perlauke der bisherigen Untersuchung sehr belastende Momente gegen den Flieger herausgestellt Zunächst war der selbstkonstruierre Doppeldecker Gabriels überhaupt nur beschränkt zugelassen, d. h., für eine mittlere Be- anspruchung, aber keineswegs für Kunstflüge. Die Zulassung war überdies abgelaufen, und die DLL., die die Maschine noch einer Nachprüfung unterziehen wollte, hatte nur ein« sogenannte Unbedenklichkeitscrklärung ausgestellt, die lediglich zu Flügen im Ge- ! biete der Flughafenzone berechtigte. Danach hätte Gabriel mit seinem Flugzeug keine Kunstflüg« ausführen dürfen. Es kommt aber weiter hinzu, daß er seinen vorgestrigen Flug, der ein so tragisches Ende nahm, nicht nur über den Flugplatz Johannis- thal hinaus ausdehnte und dabei bewohnte Gegenden überflog. ! sondern, daß er sich dabei auch noch in einer geringeren Höhe, als vorgeschrieben, gehalten hat. Bekanntlich muß beim Ueberfliegen j bewohnter Stadtteile schon im normalen Flug eine Höhe von s mindestens ungesähr 500 Meter eingehakten werden. Nach den Be-
„Nein!"-* „Nichts gegen den Großen Rat?" „Nein!" „Nichts gegen den Kleinen?" „Nein!" „Nichts gegen den Amman ?" „Nein!" „Nichts gegen mich?" „Nein!" „Nichts gegen dich?" „Nein!" „Dann, Vogt, laß die Bande Prügel predigen, soviel sie will! Solange die Brüllerschar nicht uns und unser Ami ins Maul nimmt, mag sie ruhig das große Wort schwingen! Wer mit Gebrüll die Kinnlade klaftert, der ist noch weit ab vom Hauen! Ist's nicht so? Was schüttelst du dein weises Haupt, Bündrich?" „Unbegreislich! Unbegreiflich! Ich wundre mich, daß der Haufe nicht geschrien hat wider das dünne Bier und wider mich, den Zunftmeister der das dünne Bier siedenden Brauer. Das ist doch in solchen Fällen gemeiniglich das erste!" Jetzt ist die Reihe, herzlich zu lachen, am Bogt. „So einfach, wie ihr's anseht, Herren, schließt der Laden denn doch nicht. Das die Bande im Schreien aufhörte, hatte einen anderen Grund!" Der Bürgermeister stellt den Humpen ab, den er schon kühl am Mund hatte, und der Biersieder rutscht mit dem Kopf näher heran und stemmt die beiden Ellbogen auf, als ob er durch die Tischplatte stoßen wollte. Beide. Glotzaug und Karpfenschnute, fragen: „Welchen?" „Einfach den. daß ich unter sie gestoßen bin, wie der .Häher unter die quarrenden Enten.„Der Vogt!" hat einer Heschtien, der sich umsah, und als ich. dann vor bin aus meinem dunklen Versteck, beim ersten Schritt, den ich in die Helle tat, da fuhren sie auseinander wie dürres, raschelndes Blattwerk tm Sturmmond November. Ich sag euch, der Platz war leer, eh ich npch„Halt!" schreien konnte. Saubergefegt wie eine Bauerntenne vorm Tanzen. Nur der Schmied und die beiden Gesellen waren da, und die fuhren drauflos auf ihr glutiges Eisen wie die Wilden." „Hast du dem Meister nicht den Schnabel zurechtgesetzt?" „Bürgermeister, ich wollte. Ader da ging mich der Grau»
unterwegs. Man stellte fest, daß Pähl fast mit niemandem sprach. In den legten anderthalb Monaten hatte er kaum das Haus oerlasten. Man sah ihn nur hin und wieder des'Abends auf der Straße auf und ad und dann gleich wieder ins Haus gehen. Man ermittelte weiter, daß die Leute— an den Einkäufen der Frau gemessen— sehr bescheiden lebten. In den letzten Tagen sollte nun das Rätsel um den Kunstmaler gelöst werden. Die Verhastung auf dem Spaziergang. Es war am vergangenen Donnerstag, als P. wieder einmal nach langer Zeit seine Wohnung oerließ. Pier Wochen waren ver- ganzen, ohne daß die Beamten ihn zu Gesicht bekommen hatten. Die Uhr zeigte auf fünf, als P. aus der Tür heraustrat und durch eine Laubenkolonie in Richtung Lichtenberg ging. Die Beamten folgten ihm. Man sah jetzt, daß der Mann hier und da Einkäufe machte. Er erstand eine kleine Geldbörse, dann kaufte er ein paar Postkarten, ein Buch usw. Der Maler hatte die Dinge aber nicht mit einem 10- sondern mit einem 20'Mark-Scheln bezahlt. 21m nächsten Tage wurde Pähl verhaftet. Er war so überrascht, daß er immer nur stammeln konnte:„Wae wollen Sie denn von mir?" Die Beamten durchsuchten seine Taschen und fanden bei ihm acht 20-Mark-Scheine, die gefälscht waren. Man winkte eine Taxe heran und fuhr mit dem Verbrecher zum Polizei- Präsidium, während ein anderer Teil der Beamten sich sofort in die Wohnung des Fälschers begab. Es öffnet« ihnen niemand. Plötzlich drang beißender Rauch und Qualm aus der Wohnung. Die Beamten schlugen jetzt die Tür ein und drangen gleich bis zur Küche vor. In dem Qualm sahen sie die Frau des Malers am Herd stehen. Sie hatte zahlreiche 20-Mark' Scheine ins Feuer geworfen. Auch die Frau wurde festgenommen und ins Präsidium gebracht. Hier hatte inzwstchen das Verhör des Mannes stattgefunden. Pähl bestritt zunächst alles, legte aber dann ein Geständnis ab. Er hatte sich insbesondere mit der Herstellung von 10-Mart-Scheinen besaßt.
kundungen von Augenzeugen hatte Gabriel aber bei dem Unglücks- flug nur eine Höhe von 200 Meter, während er selbst behauptet. 300 Meter hoch gewesen zu sein. Uebcreinstimmend wird weiter bekundet, daß er in der erwähnten Höhe Kunstfiguren geflogen habe und dabei ins Trudeln gekommen sei. Der Flieger bestreitet das und behauptet, daß sein Doppeldecker unabsichtlich kunstflugähnliche Manöver vollführt habe. Nun steht es fest, daß Gabriel wiederholt wegen unvorschrifts- mäßigen Fliegens verwarnt worden ist und erst kürzlich eine Straf- anzeige erhalten hat, weil er bei einem Wahlpropagandaflug zu ' niedrig über der Stadt geflogen war. Dadurch wird der Perdacht verstärkt, daß er auch am Freitagnachmittag fahrlässig gehandelt und so das Unglück selbst verschuldet hat.
Ozeanfiieger verschollen. London , 4. Juni. Aon dem amerikanischen Ozeanflieger H a u s n c r, der am Freitagmorgen aus New Pork zum Ozeanflug gestaltet war, fehlt bisher jede Nachricht. Ein Flugzeug, das gegen Xl Uhr nachts Lokalzcit über Macallum(Neufundland ) gehört wurde, wird für Hausners Maschine gehalten. Das Flugzeug ist nicht mit Funk- einrichtung ausgestattet. Es führt jedoch Betriebsstoff für 50 Stun- den mit. so daß noch mit der Möglichkeit seiner Zlnkunst in Europa gerechnet werden kann.
Die nächste Sladtoerordnetenversammlung ist für Donners- tag, den 9. Juni 1932, angesetzt. Beginn der iBeratungen um 16� Uhr. Der Sport der werktätigen Frau. Aus dem Programm der Beran- staltungen auf dem Ausstellungegcländc am Funkturm in der Zeit vom 4. bis lg. Juni ist folgendes hervorzuheben: Mittwoch, Z. Juni, 17 bis 19 Uhr, im Terrassengarlen: Der Thori der» e r I l ä t i g e n Frau. Bcranstalter: Kartell für Arbeitersport und Körperpflege.— Tonnergtog, 3. Juni, 17.30 bi» 19.30 Uhr, Terrastengarten: Singende und spielende Jugend. Veranstalter: Kunstgemeinschaft Professor Rose- bery d'Arguio.
schal! mit einem Spruch aus der Bibel an und hat mich glatt überroundsn.„Dem Ochsen, der da drischst, soll man das Maul nicht oerbinden!"" „Das hat der alte Hebräer aber ganz anders gemeint!" .Las weiß ich auch, Bürgermeister! Aber so kapftelfest ich sonst bin, in diesem Falle war ich glatt auf die Klappe ge- schlagen. Rein ohne Antwort stand ich. Ich kau jetzt noch an dem Brocken herum, den ich dem Schreischmied an seinen rußigen Grind hält' schmeißen sollen." Eine Weile ist's still. Die Dämmerung liegt wie ein un- geheurer umgestürzter Baum im Keller. Auf einmal ist ein Strahl da, der diesen Gewölbeklotz wie eine Säge zerschneidet. Falbel, auf lautlosen Sohlen schleichend wie ein Gespenst, bringt ein brennendes Wachslicht und stellt es in die Mitte des Tisches. Eine verlorene Schnake summt und rennt nach einigen wirren Umkreisungen mit ihren hellen Flügeln ins Feuer. Die Flamme zersprengt ihr sengend den Leib. In dünner Explo- sion geht die Summerin zugrunde. „Ob das wohl auch ein Ketzergauch war?" spottfragt. grinsend die Oberlippe hebend. Bündrich. der Biersieder. Der Bogt öffnet eben den Mund, um auf diese„gottes- lästerliche" Frage eine„senkrechte" Antwort zu geben, da schreit s unoermittelt aus dem hintersten Gewölbeck her: „Losgeschlagen! Aufs Lumpenpack! Aufs Hundepack!" Gleichzeitig hörten die drei Herren einen dumpfen, pol- ternden Stoß. Als Falbel, gut dresiiert, mit rasch gebrachter Kerze in den schattenoerhangenen Lärmwinkel hineinleuchtet, da taucht im Rande des Lichtkreises als erstes ein rotslammender Schopf aus. Dieser Haarschopf liegt hüpfend auf verschränkten Armen. Ein mächtiger, beinahe stierischer Rücken wuchtet sich auf. Es sieht so aus, als ob der Riesenklotz weine. Bor dem flackernden Haarschopf liegt umgestürzt eine Kanne, aus der noch tröpfeliq trübe Reste von Rotwein sickern. Daneben ein runder Laib Bauernbrot, in dessen Mitte, bis ans Heft in die schwarze Rinde vergraben, ein Messer steckt. „He, Binz !" ruft der Bürgermeister, in dem Zusammen- gebrochenen zu seinem größten Erstaunen den Hilfsschreiber erkennend.„Was tust du dort hinten in deinem Räuber- und Mörderversteck? He, komm vor zu ehrlichen Leuten!" (Fortsetzung folgt.)
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Der Bogt wischt mit dem Handrücken den verkniffenen Mund: „Ja, Herren, der Schafheitlin ist auf den Geschmack ge- kommen. Er hat Gefallen gefunden an seinem Predigeramt. Seine Narbe quer über die Backe hat im Schein des Schmied- seuers geglänzt wie ein aufgerissener Mund. Zweimäulig hat er seinen neuen Schandvers in die Gasse geschrien:„Zum dritten auf die Ritlerbande, die mit ihren Spänen und Hän- dein uns ewige Not und Kriegsplag in die Häuser schickt! Auf all die fremden Hungerleider, die Lanzen.' Hellebarden und Armbrüste tragen, die uns zu armen Tagen fressen und uns des Brotes kaum eine halbe Kruste übrig lassen!" Und alles schreit lautmündig den Segensspruch:„Hernieder auf die gespornten Hungerleider!"" „Bravo ! Bravo!", sagt Herr Johann von Schwarzach, „an dieser Stelle hätt' sogar ich mitgeschrien, wenn ich dabei- gewesen wäre, ich der Bürgermeister!" Und er klopft sich auf die kurzen, feisten Schenkel und lacht, fröhlich angerührt vom Wein und fröhlich angerührt von dem Gedanken an diese Szene. So laut lacht er, daß der meerschweinerne Kropf hinter dem schwarzen Bart vor Vergnügen in einemfort schollert und bollert. Auch der Zunftmeister der Biersieder lacht mit:„Sie sängt an, gut zu werden, deine Prügelprediat! Wenn's so weitergeht, rücke ich noch einen Zuber Allmannsdorfer Schwarzbier dran!" Bündrichs dicker Bauch bibbert vor Ver- gnügen und sein zahnlückiger Mund will sich vor Lachdrang gar nicht mehr schließen. Herr Johann von Schwarzach hat zu lachen aufgehört und melkt mit weichen Griffen seinen Viereckbart. „Sonst hohen sie weiter nichts geschrien?" „Nein!" sagt der Vogt. „Nichts vom Stadtregiment?"