Rr. 261 49. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts
Léon Lafage: Feuer!
Eine Erzählung aus dem Süden Frankreichs
Die Jahrmärkte von Cazals- en- Quercy, auf denen es Don faftigen Flüchen und von geladenen Pistolen wimmelt, besänftigt am Abend das Blöken der Rinder.
Bei der Billarde, im Barry,' tut sich dann, nach einer gehaltvollen Mahlzeit mit Hasenpfeffer und Schmorfleisch, das„ Caféchantant" auf.
Die Truppe, die sich dort hören läßt, ist etwas anrüchig: der Bariton ist ein Bürger aus Cahors , schon ziemlich bejahrt und arg mitgenommen, und völlig im Banne der ,, Romancière ".
*
Crubel vertrieb sich die Zeit bis zum Beginn des Konzerts mit Trinken. Es war sehr heiß. Drei Monate schon hatte es nicht geregnet. Außer Crubel waren ein paar Pferdehändler im Gastzimmer, die Karten spielten. Justine, die Kellnerin, die eben den Fußboden mit Spreu bestreut hatte, ging hin und her. Crubel sah sie herausfordernd an. Es war eine Brünette, etwas massig vorn und hinten, aber städtisch hergerichtet, mit kunstseidenen Strümpfen und kurzen Haaren. Crubel zwirbelte seine roten Bartenden auf und nahm einen Schluck Vermuth. Der Wegeausseher und der Steuereinnehmer traten ein. Sie unterhielten sich.
,, Guten Abend, Herr Boysselade!", sagte Justine plötzlich. Im Türrahmen stand ein Mann und lächelte die Kellnerin an. Etwa 27 Jahre alt, kräftig, dunkel, mit leuchtenden Augen.
Die Anwesenden erwiderten seinen Gruß, nur der Steuereinnehmer lächelte gezwungen, und Crubel blickte angelegentlich auf seine ockergelbe Faust. Er hatte einmal einen Wortstreit mit Boysselade gehabt, der fast in Tätlichkeiten ausgeartet wäre. Beide wohnten, ziemlich weit voneinander entfernt, in einem jener alten Häuser des Frau, die nur ein einziges Stockweft auf einer steilen Steinböschung haben. Der Frau ist ein riesiges Plateau mit hohem Haidegestrüpp, das an schönen Tagen duftet und flingt, ein Plateau, in dem hundertjährige Kastanienbäume rauschen und große grüne Inseln Fichten- und Eichengehölz einen einsamen, glockenturmüberragten Weiler oder ein verlorenes Dach umfrieden. Es kann ge= schehen, daß man sich am Abend in diesen dämmernden grünen Fluten verirrt und daß auf den Hilferuf plötzlich auf einer Türschwelle ein Mann mit geladenem Gewehr erscheint.
Crubel und Boysselade hatten einen Wortwechsel gehabt, weil Boysselade im vergangenen Jahr Bélou, die kleine Isabella, die jetzt Crubels Frau war, unter den Buchsbaumhecken spazieren geführt hatte. Den Jahrmarkt von Dégagnazès hatte er mit ihr besucht, den Jahrmarkt der Liebenden, der im September mitten im Walde stattfindet. Diese Erinnerung ließ ihn nicht los.
..
-
Bélou sie war blant wie ein Taler, flar wie der Blick des Falken. Sie war mit ihm spazieren gegangen, hatte mit ihm getanzt und ihm zum Abschied die Wange zum Kuß gereicht... Doch seit der Heirat hatte sie vielleicht schwer von Erinnern und widersprechenden Gefühlen alle Beziehungen abgebrochen, an denen ihre Jugend hing. Brünett war fie, hatte krauses schwarzes Haar, ihre blauen Augen spielten ins Violette. Schmiegsam und doch fest, flammte oft plötzlich ein helles Rot auf ihren Backen vor verhaltener Leidenschaft. 3u flug", hatte Boysselade sie genannt. Deshalb hatte sie auch der Vernunft gehorcht, so glaubte man, mehr freilich noch den Eltern. Crubel war zwischen seinen Roggen- und Maisfeldern, seinen Weingärten und seinen Scheunen beinahe schon ein Krautjunter Boysselade dagegen ein Bauer. Aber dieser kühne und schöne Bauer wurde von einem glühenden Verlangen verzehrt. Nichts konnte es löschen. Reins von den Mädchen, die er kannte, feins in der Umgegend, teins auf den Jahrmärkten fein einziges vermochte ihn zu trösten.
-
Crubel zog seine Brieftasche, machte sie breit auf und prahlte, zur Kellnerin gewendet: Damit, Kleine, fann man alle be
fommen!"
Er steckte die Tasche wieder ein und bestellte für sich und seinen Genossen ein neues Glas Vermuth. Er war nicht böse über die gute Gelegenheit, Boysselade, sozusagen öffentlich, eine Lehre zu erteilen.
Bonsselade saß zu weit entfernt, um die Worte verstehen zu fönnen. Er fragte Justine, als sie vorüberkam. ,, Nichts", antwortete fie. ,, Der Steuereinnehmer stellt sich dumm und Crubel ist Sternhagel besoffen."
am Brugues auf ihn warten. Es trifft sich gut!.. Ha, ha! Ich bin auf deiner Seite, das weißt du ja. Ich kenne ihn meinen lieben Better!"
-
Boysselade machte sich auf zum Häuschen am Brugues Bélou war allein, die ganze Nacht allein. Er konnte mit ihr sprechen, sie mürde zuhören, würde spüren, wie sehr ihn die Erinnerung bedrängte, daß die Liebe in einem Mann sein kann wie ein Schwarm Bienen in einem hohlen Baum. Sie würde Mitleid mit ihm haben und sollte sie kein Mitleid haben, nun dieses Mal!!...
-
-
Freilich, es ist wahr, er hatte ihr eines Abends geschworen, sie nicht mehr zu verfolgen, ihren Lebensweg nicht mehr zu freuzen, und Crubel nicht mehr aufzupassen". Nun, war er nicht Crubel und allen Händeln aus dem Wege gegangen?
Das Gehölz öffnete sich. Das Heidegestrüpp begann. Er blieb einen Augenblick stehen. Der laue Wind trug ihm plötzlich eine heiße Welle entgegen trocken, scharf. Ein dumpfes Surren schien in der Luft zu beben. Ein zwischen Toulouse und Madrid verirrter Flieger? Boysselade stieg in eine Erdmulde nieder war wieder still.
-
alles
Vielleicht ist sie noch wach... vielleicht schon im Bett. Diese Vorstellung trieb ihm das Blut ins Gesicht. Rasch stieg er die Böschung empor: da hörte er die Sturmglocke!
Das kommt aus Dégagnac, sagte er sich.
Zwanzig Meter weiter kam er auf eine Anhöhe, wo sich die Geräusche des Frau vereinten: jetzt hörte er deutlich die Glocken dreier Kirchspiele. Eine vierte, schrillere, entferntere, tönte von unten herauf, rang sich aus den Tälern empor, ließ nicht ab, mit ihrem klagenden Gewinsel um Hilfe zu rufen. Was ging da vor?
Plötzlich wurde der grave Himmel von hellen Streifen zerrissen. Ein niedrigeres Gewölk färbte sich purpurrot und erleuchtete den Raum. Man sah die schwarzen Umrisse der Bäume und die blühende Heide. Feuer!
-
Boysselade jagte vorwärts, gerade auf das Schreckenslicht zu. 3weimal strauchelte er über die dicken Wurzeln. Aber die Glocken trieben ihn weiter. Warme Wellen trieben ihm den aromatischen Duft glühender Gräser, glimmender Baumrinden, prasselnden Gezweiges zu. Dann wieder wurden die heißen, leuchtenden Schwaden von schwarzen Rauchflocken verdunkelt.
Zum Glück erreichte Boysselade bald einen riesigen Kastanienbaum. Er kannte ihn gut: rasch klemmte er seinen Fuß in einen Spalt und kletterte hinauf, um auszulugen: der Frau vor ihm war ein einziges Flammenmeer, das im Winde hin- und herwogte. Heide und Wald, bis zum Horizont hin, brannten...
Sein Haus lag außerhalb der Gefahrzone. Aber immer neue Gruppen sah er sich entzünden, sah die tückische Flut des Brandes anschwellen. Der Wind schlug um und ergriff die östlich gelegenen Gebiete. Mit einem Satz sprang Boysselade vom Baum und stürzte sich in das Heidegestrüpp.
Das Feuer näherte sich dem Häuschen am Brugues!
Boysselade lief wie gejagt. Jegt hörte man schon das Knistern der hohen Stämme, des Blätterwerks und dazwischen das Prasseln der brennenden Fichtennadeln. Hammel blökten. Ein Esel schrie. Die alte Mirande, die nur noch zum Grasschneiden gut war, saß weinend auf einem Stein, die Sichel auf den Knien.
,, Was für ein Unglück!" rief fie ,,, in drei Häusern liegen schon Tote. Wer wird noch Arbeit für mich haben?"
Boysselade lief wie ein Wahnsinniger weiter. Glut und Asche flebten sich an seine Füße. Er durchquerte eine schon verwüstete 3one, aber jenseits schlug das Feuer aufs neue glühend, sengend in die Höhe, wild seine Flammen auswerfend wie ein Lasso, das Bäume und Sträucher einfängt
Der junge Mann berechnete schnell alle Möglichkeiten und warf sich hinein in diesen ungeheuren Brand
Nichts war mehr zu hören außer dem Toben und Wüten der Flammen, dem Knattern und Knistern des Holzes, dem Heulen des Windes, der gelbe und schwarze Rauchknäuel vor sich hertrieb. Mit zusammengebissenen Zähnen, brennenden Kleidern, die schmerzende Hand vor den Augen, den Kopf zermartert vom Gellen Ein Bauer kam herein und ging gradewegs auf Boysselade zu, der Sturmglocken, kämpft sich Boysselade durch das Feuer. Noch Ihm die Hand drückend, flüsterte er ihm ins Ohr: zwanzig Meter
,, Du siehst Crubel so an? Man wird heute nacht im Hause geblieben war!
Küchen
nur
Küchen Himmel
Schönhauser Tor
BALLON Freilauf- Rücktritt
40.
-
und er stand im Hofe Crubels, der noch verschont
|
Sonntag, 5. Juni 1932
Schlief sie?
-
Ob Bélou schon fort war? Er sprang die Stufen hinauf, stemmte sich an die verschlossene. Tür, rief teuchend. gequält, rüttelte am Schloß und hielt inne. Wo war sie? Großer Himmel! Wo war sie? Gerettet?.. Verloren? Hatte er sich vergeblich in diese Flammen gestürzt? Wie würde er wieder herauskommen? Ob es auch nur die Mühe lohnte, es noch zu versuchen?
Da, auf einmal, ein Geräusch, ein Schritt: die Frau ist jäh aufgewacht, einen Augenblick noch schlaftrunken, ist sie aus dem Bett gesprungen und läuft nun mit bloßen Füssen über den Boden.
,, Mach schnell auf! Der Frau brennt! Ich bin es... Boysfelade!"
In seinem Ruf war etwas wie eine wilde Freude. Das Schloß knirschte: Das Drama hielt seinen Einzug mit Feueratem und Feuerschein. Und dort stand Bélou, halbnackt. Ihre Augen blickten starr vor Schlaf und vor Schreck. Der ganze lodernde Horizont, der ganze lodernde Frau spie diesen Mann in ihr Haus, der schwarz, blutend, unfenntlich vor ihr stand, in Kleidern, die nur noch rauchende Lumpen mit brennenden Rissen waren. Schreiend wollte sie fliehen, ihm den Rücken wenden, aber sie befann sich, lief in die Küche und holte einen Krug Wasser: ,, Schnell! Schnell! Wasser.
Er aber riß sich den groben Fuhrmannsmantel, der ihn von Kopf bis Fuß einhüllte, vom Leibe. Sie kam mit dem Kruge. Er mußte sich sehen. Aus dem Schrank nahm sie ihr feinstes Leinen und wusch ihm behutsam das Gesicht, dann die Hände, die ange= schwollenen Hände... Ein heiseres Schluchzen hinderte ihn am Sprechen, aber sein Blick ließ sie nicht los.
Endlich war er imstande zu trinken. Er beruhigte sich. ,, Mein armer Bonsfelade", sagte sie.
Dieses Mitleid machte ihn wehrlos, er fing an zu weinen, während er Bélous nackte Arme ergriff, diese schönen Arme von der Farbe reifer Aehren, und seine wunden Lippen darauf preßte. ,, Du", flüsterte sie ,,, du hast an mich gedacht.
Diese Worte waren Balsam für Bonsselade. Er bezwang die Schmerzen, die ihn peinigten, er atmete wieder kräftiger, spürte sein junges Leben unversehrt troz seiner Qualen und knüpfte leise seine Träume, seine Hoffnungen wieder an... Bélou war neben ihm, er fühlte ihren Körper, ihr Blut!
-
-
Aber die Frau spürte plötzlich in dem Schweigen die verheerende Unruhe der Feuersbrunst: sie blickte auf die schmerzenden, versenkten Augenlider des Mannes und seufzte. ,, Wir sind verloren, das Feuer hat uns eingeschlossen. Du bist ich liebe dich." gekommen, um mit mir zu sterben In einem Rausch von Freude und Qual beugte er sich über sie. Nichts, nichts galt mehr als diese Wonne angesichts des Todes.. Da begann Bélou leise zu weinen. Sie war 23 Jahre alt. Aber Boysselade verzichtete nicht: jetzt ging es um den Sieg über den Tod. Die Liebe will leben, das Glück sinnt auf Rettung. Er wollte sich eines Tages dieser Nacht erinnern!
Die Luft war zum Ersticken. Schwarze und rote Rauchmolten lagerten über dem Hause. Die Scheune fing schon an zu fnistern. Man mußte, mußte von hier weg! Jetzt war ja alles möglich, alles. auf Rasch überdachte er den Plan des ganzen Frau. Rechts der rechten Seite waren die Wälder am wenigsten dicht. Dort mußte man durchkommen, aber wie?
-
,, Bélou, zieh' derbe Stiefel an, nimm diesen groben Mantel und einen Sad über den Kopf, bespreng' alles mit Wasser! Schnell, schnell!"
Kaum zehn Minuten später trotteten die beiden mächtigen Ochsen aus dem Stall, mit grober Leinwand umhüllt, das schwere Joch über den Augen. Sie schleppten die schwere steinerne Walze.) ,, He, Rouget! He, Lauret!"
Mit gesenkten Nüstern witterten sie den versengten Brodem des Erdbodens. Ihr Schwanz schlug aufgeregt um die Flanken, aber Boysselade zwang sie mit seiner ganzen Kraft vorwärts, mit Flüchen und mit wilden Schreien. Er trieb sie in den atembeklemmenden Feuerschein hinein, bis sie in Todesangst von selber zu laufen begannen. Die Frau folgte, vermummt, ihre Schätze in ein Kopftuch gewickelt.
Boysselade hatte sich nicht verrechnet: die Bullen rannten in ihrer Angst weiter, alles fam darauf an, ihre irre Flucht zu lenken. Er wußte nicht mehr, was er tun sollte. Er sprang zur Seite, atemlos, das Geficht in Schweiß gebadet. Die Frau fonnte in dieser Stunde nichts anderes tun, als gehorchen und weinen. Sie blickte auf ihn, bewunderte seinen furchtbaren, verzweifelten Willen, seine Größe, seine Schönheit inmitten dieses Chaos. Aber sie erstickte fast unter dem schweren Mantel, und ihre
auch nicht mehr rauchen?
dann aber kauen, es ist gesund und billiger
Doms Kautabak
ist der ,, Beste" Versuch macht klug!
Arcona- Ballonräder
Enormer Preisabbau
Fahrräder, Fahrrad- und Motorradzubehör zu noch nie dagewesenen Preisen.- Spezial- Fahrräder schon für 28.-, 33., 35.-, 40.-. Ballonräder 40.-. 45.-, 50.-. Stern- Räder jetzt bedeutend billiger, 55.-, 60.-, verchromt 68.-. Arcona, die Präzisionsmarke, jetzt schon für 90.- verchromt. BrennaborBallonräder 70.-. Stern- Ballonräder 65.-, 70.-, 75.-. Orig. Arcona- Ballonräder 95.. bis 115.-. B. Z .- Räder 65.-, 70.-, 75.-, Transport- Räder78... Gebrauchte Räder15.-, 20.-, 25.-, 30.-. 3000 Kinderräder 7.50, 10.-, 15.-, 19.-. Jugendräder 35.. an. Roller 0,95, 1,50. Rahmen 14.-, 18.-, 20.-, 25... Fahrrad-, AutoSprechund Motorradzubehör enorm billig. Nähmaschinen 85.-, 95.-. Radioapparate Schallplatten Riesenauswahl.- 50 000 Org. Tri Ergon 25 cm 1.25. Neuer Katalog nach auswärts gratis. Weltmeister Sawall fährt nur Arcona- Rad. G.m. b. H.
Ernst Machnow
BERLINC Weinmeisterstr. 14
Filiale: Charlottenburg , Windscheldstr., Ecke Kantstr. 2. Filtale: Kantstr. 54. Grösstes Fahrradhaus Deutschlands .
Original Steiner's Paradies
Bei dieser Hitze werden Sie köstlich schlafen unter STEPPDECKEN DAUNENDECKEN LEIB- u. NORMAL DECKEN
in allen Farben ab M. 7.65 große Auswahl ab M. 38.50 besonders leicht ab M. 12.50
STEPPDECKEN
Ungewöhnlich große Auswahl moderner Muster, in allen Modefarben
PARADIES- BETTEN- FABRIK
sind nrundervoll weich und schmiegsam und nicht teurer als andere
Möbel
Seit
Menschengedenken
noch nie so preiswert
Nur noch diese Woche Alle Zimmerarten
M.
495.
595.- 695.- 795.
Zwischenverk. vorbehalten
Gleiser
Alexanderplatz
Frachtfr.Lieferung/ Kosten!. Lagerung Katal.Nr.33 grat.