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Ein aufgefrischter Ladenhüter.

Propaganda der Unpolitischen" zu den Elternbeiratswahlen

Die kommenden Elternbeiratswahlen an den Berliner  Schulen geben den Vertretern der sogenannten Christlich- Unpoliti­schen" Gelegenheit zu einer Propaganda, die im Gegensatz zu dem gewählten Namen eine höchst politische, aber gar nicht christ­liche Heze gegen die Sozialdemokratie und die Liste Schul aufbau darstellt.

Zugleich mit Einladungen zu Veranstaltungen der Christlich  - Un. politischen wird durch die Post ein Flugblatt verbreitet, das alte, bereits öfters richtiggestellte Märchen der Berliner Börsenzei­tung" aufwärmt. Es handelt sich um eine Veranstaltung einer pri­vaten Bereinigung, der Roten Fanfaren", in Dessau  . Bei dieser Beranstaltung tamen Verse zum Vortrag, bei denen es ein Streiten über den Geschmack nicht geben kann. Die Reaktion und an der Spitze die ,, Berliner Börsenzeitung" beeilten sich aber, für diese Ver­anstaltung die Sozialdemokratische Partei   verantwortlich zu machen. Parteivorstand, Arbeiterbildungsausschuß und Jugendausschuß des Ortsvereins Deffau stellten daraufhin fest, daß es sich bei der Auf­führung um eine rein private Veranstaltung handelte. Weder an der Vorbereitung der Aufführung noch an der Auswahl des Stoffes noch an der Durchführung der Revue mar die Partei oder sonst eine maßgebende Körperschaft der Arbeiterbewegung beteiligt. 3n­halt und Form der Revue entsprechen nach ausdrücklicher Feststel­lung im Borwärts" vielmehr in feiner Weise der sozialdemokrati. schen Auffassung. Die vor aller Welt geleistete Kulturarbeit, so heißt es, schüße die Sozialdemokratie davor, mit solchen Aufführun­gen in Berbindung gebracht zu werden.

Auch die Behauptung der Börsenzeitung", die Kinderfreunde hätten neunjährige Kinder in diese Revue geschickt, ist widerlegt. Tatsache ist, daß die Führer der Kinderfreunde Kinder, die mit ihren Eltern anwesend waren, zum Berlassen der Revue bewogen. Ein Angriff auf unser Dessauer Bruderblatt, das eine Aufforderung an alle gerichtet haben soll, diese Veranstaltung zu besuchen, ist gleichfalls schon richtiggestellt.

Die Behauptungen der Börsenzeitung" find vor Wochen aus­führlich richtiggestellt worden. Trotzdem werden sie heute von den Christlich- Unpolitischen zur Wahlheze gegen die Liste Schulaufbau Derwandt. Eine folche Kampfesweise verurteilt sich selbst. Sie wird, das hoffen wir, das Gegenteil des gewollten Zwedes er reichen und schwankende Eltern veranlassen, bei den Elternbeirats­mahlen ihre Stimme der Liste zu geben, die allein eine freiheitliche, ben berechtigten fulturellen Ansprüchen der Arbeiterflasse angemessene Gestaltung des Bolksschulwesens gewährleistet: der Liste Schul­aufbau.

Das nennt sich Arbeiterpartei!

Proletarier als nationalsozialistische Konzessionsschulzen.

Ein Blick auf das Mitgliederverzeichnis der nationalsozialistischen| zehn höhere Beamte, sieben höhere Offiziere, dar­Fraktion des Preußischen Landtags   zeigt mit aller Deut- unter ein General, fünf Ingenieure und Architekten, brei Ober­lichkeit, welche untergeordnete Rolle die Arbeiter in der Hitler förster, drei Bastoren. Die unteren Grade der freien Berufe werden Partei spielen. An der Spitze der Liste hätte eigentlich Prinz durch drei Lehrer, vier Redakteure, zwei Aerzte und vier Rechts Au mi stehen müssen, aber wie das System" auch hier wieder ist: anwälte vertreten. Und an der Schwelle zwischen Proletariat und es hat ihn in das gemeine Volt gesteckt, und erst nach einigem Bourgeoisie schließlich noch sechs untere Beamte und fünf Angestellte. Suchen bemerkt man, daß der nationalsozialistische Landtagsabgeord Ihrer Klasse nach gehörten sie wohl an die Seite der Arbeiter, threr nete Brinz von Preußen August Wilheim" sein Arbeiterleben nationalsozialistischen Gesinnung nach aber werden sie mit Sicherheit in Potsdam  - Sanssouci   fristet. Glücklicherweise hält sich die Interessen des Kapitals wahrnehmen. aber in seiner Nachbarschaft ein leibhaftiger Freiherr auf, der Landwirt und Baumschulenbesiger Johannes von Reibniz aus Schlesien  . Im übrigen sind der Zahl nach die Landwirte am stärksten in der nationalsozialistischen Landtagsfraktion vertreten. Das Verzeichnis nennt ihrer 32, wenig Bauern, um so mehr da­gegen Gutsbesitzer bis hinauf zum ausgewachsenen oftelbischen

Junker.

Die Nationalsozialisten haben so lange auf die angeblichen Bonzen Dann kommen der Zahl nach etwa 30 Barteibeamte. in der Sozialdemokratie geschimpft, bis sie selbst einen wirklichen onzenapparat von größtem Ausmaß aufgebaut hatten. Es ist freilich nicht immer leicht, den wirklichen Beruf der Bonzen vom Hakenkreuz zu erkennen. So nennen sich die Herren Goebbels   und Kube noch bescheiden Schriftsteller", während doch alle Welt weiß, daß sie schon längst das nahrhafte Brot ihrer Partei essen. Bei Herrn Paul Schulz   finden wir die Bezeich­nung Oberleutnant a. D., allerdings mit dem Zusatz, daß er bei einer richtigen Exzellenz von Adel   wohnt. Eine wichtige Persönlich feit scheint auch Herr Dr. jur Helmut Nikolai zu sein, der sich zwar erst Regierungsaffeffor betitelt, aber doch hinzufügt, daß er Leiter der innenpolitischen Abteilung der Reichsleitung der NSDAP  . und im Braunen Haus   in München   zu erreichen sei.

Nun marschieren die Handwerksmeister aller Arten mit 21 Mann auf, dazu neun selbständige Kaufleute; diese ncuerstandene Wirtschaftspartei wird sich gewiß beeilen, die Forde rungen der Arbeiter zu erfüllen und insbesondere den Sozialismus durchzuführen! Jetzt aber die Elite dieser Arbeiter" partei: Sech.

Das Trauermal von Käthe Kollwig. Ausgestellt in der Nationalgalerie.

Plädoyer für Kohl im Sflaref- Prozeß. beiden Steinfiguren ausgestellt, die Käthe Kollwig als Totenmal für In der offenen Eingangshalle zur Nationalgalerie find die den deutschen   Soldatenfriedhof in Essen   bei Digmuiden( Belgien  ) geschaffen hat. Sie sind der Oeffentlichkeit bis zum 19. Juni zu­gänglich; später werden die wenigsten Gelegenheit haben, in dem abgelegenen flandrischen Dörfchen dieses einzig würdige Erinnerungs­mal an den Weltkrieg zu sehen. Es besteht allerdings die Absicht, die Gipsabgüsse nach dem eigenhändig ausgeführten Modell für das Kronprinzenpalais zu erwerben. Doch ist die Ausführung in blau­grünem belgischen Granit( von den Bildhauern Diederich und Rhades ausgeführt) von einer so eigentümlichen Größe und Besonderheit der Wirkung, daß man diese Gelegenheit nicht versäumen sollte.

Im Sklaret Prozeß plädierte heute der Verteidiger des Angeklagten Bürgermeister Kohl, Rechtsanwalt Dr. Braubach. Er pertrat einleitend den Standpunkt, daß die Wiederangliederung des bereits einmal abgetrennten Verfahrens gegen den Angeklagten Kohl in prozessualer Hinsicht eine Unmöglichkeit darstelle. Der Verteidiger beantragte dann formell, den Beschluß des Gerichts vom 28. Mai, durch den das Verfahren gegen Rohl wieder angegliedert wurde, aufzuheben. Das Gericht zog sich sofort zur Entscheidung über diesen Antrag zurüd, gegen den mur die Staatsanwaltschaft turz Stellung genommen hatte, und kam schon nach wenigen Minuten mit einer ablehnenden Entscheidung zurück.

Der Verteidiger setzte hierauf sein Plädoyer fort und wandte fich gegen die Ausführungen des Oberstaatsanwalts Freiherr Don Steinäder in seinem Schlußplädoyer, die er eine scharfe Kampf ansage gegen das Parteibuchwesen unter Betonung der Zweck mäßigkeit akademischer Borbildung nannte. Derartige politische Aus­führungen gegen die politischen Beamten gehörten nicht in den Gerichtssaal. Der Oberstaatsanwalt habe eine Differenzierung zwischen den alten Berufsbeamten und den politischen Beamten auf­gestellt, die nicht unwidersprochen bleiben dürfe. Dr. Braubach ging dann auf die einzelnen von der Antiage zur Last gelegten Straf­taten ein und kam zu dem Ergebnis, daß sie nicht strafrechtlich, sondern höchstens disziplinarisch zu ahnden seien. Er vertrat den Standpunkt, daß die Anklage nicht erwiesen sei und beantragte des­halb Freisprechung.

Todessturz eines Reichsbeamten. Aus dem Fenster des Reichswirtschaftsministeriums. Aus einem Fenster des 4. Stocks im Reichswirtschaftsministerium in der Viktoriastraße 34 stürzte heute vormittag der 52 Jahre alte Ministerialamtmann Ernst Buder aus Lichterfelde  , Hindenburgdamm, in die Tiefe. Schwerverlegt wurde B. ins Krankenhaus gebracht, wo er furz nach seiner Aufnahme starb. Ob Selbstmord oder Unglücksfall vorliegt, ist noch Gegenstand der friminalpolizeilichen Ermittlung.

Die Garbo flieht aus Hollywood  ...

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Veranlassung zu diesem erhabensten Denkmal der Trauer war der Kriegstod des Sohnes von Frau Kollwitz  ; seit 1915 arbeitet sie an seiner Verwirklichung. seit sieben Jahren an der gegenwärtigen Form des knieenden Elternpaares. Reich und Preußen haben die Form des knieenden Elternpaares. Reich und Preußen haben die Roften des Originals und der Aufstellung als Ehrung ber 60jährigen Künstlerin übernommen. Hier hat einmal der Staat sich vor der Kraft des Gemütes einer Begnadeten gebeugt und ihr den Auftrag erteilt, für alle zu sprechen, indem sie ihr eigenes Geschick gestaltete. Es sind zwei völlig getrennte Gestalten: der knienden Mutter steht der kniende Vater gegenüber, Raum zwischen sich, den das Grab des erschlagenen Sohnes in der Idee ausfüllen mag. Jede Gestalt ist für sich durchgebildet, in strenger Gefaßtheit der Mann, gebeugt und ganz in sich versunken die Frau. Die plastische Form ist in beiden gleich stark und bedeutend; Ausdruck des Gefühls und der plastischen Geschlossenheit sind mit einer großartigen Geberde vereinigt. Bor jeder Zeichnung von Käthe Kollwig hat man das Empfinden, daß hier ein plastisches Genie spricht; in diesen Manumentalfiguren hat sie bewiesen, daß fie in Wahrheit zu den großen deutschen   Bildhauern gehört. Das Zusammengefaßte der in ihren Schmerz gleichsam eingehüllten Gestalten drückt sich in der tompatten Masse des Steins aus, und es ist ebenso der höchste Aus­druck gesammelter Qual, der das Unersetzbare des Verlustes im tiefsten Herzen spüren läßt. Stein Totenmal seit Michelangelos Medicäergräbern hat Menschenleid so erschütternd verkörpert.

p. f. sch.

Lendvai Feier in der Philharmonie.

Zum 50. Geburtstag des Künstlers.

Der Berliner   Lendvai Chor sowie der Berliner   Volks­Es hat sich also herausgestellt, daß diese seltsame Frau nicht nur abseitig tut, sondern wirklich ist. Sie, die einzige, die in Holly- chor und sein Kinder- und Jugendchor haben sich zu­wood allein spazieren ging, die sich nichts aus society" machte fammengetan, um einen Meister des Arbeiterchorgesangs, um Erwin und in einem wollenen Pullover auf den großartigsten Gesell Lendvai   an seinem 50. Geburtstag so zu ehren, wie man einen schaften erschien, die abseits vom Rummel lebte und wahrscheinlich Schaffenden am schönsten ehrt: durch Wiedergabe seiner Werke. ben ganzen Betrieb um sich herum verachtete, sie hat ihre Drohung Walter Hän el sprach einen furzen, aber um so herzlicheren Glück wahr gemacht und ist aus Hollywood   abgereist. Niemand weiß, wunsch und sprach sicherlich im Namen aller, die mit Lendvais Wirken und Werk seit Jahren, seit Jahrzehnten vertraut und ver­wohin; sicherlich aber wird sie nach Schweden   fahren und dort als Fräulein Gustavsson den faulen Kulissenzauber in der herben Luft wachsen sind. Der Gefeierte ist ein außerordentlich vielseitiger Musiker, schrieb Klavierwerke, wertvolle Kammermusif, eine Oper , Elga" das stärkste aber gab er wohl in seinen A- capella­Chören; von denen nicht weniger als zwanzig an diesem Abend gesungen wurden, Jugendarbeiten und solche aus reiferen Tagen, ein breiter Aufriß des chorischen Gesamtschaffens des Jubilars.

des Nordlands abzustäuben versuchen.

Man sollte es nicht für möglich halten, daß heutzutage ein Mensch, eine Frau, der Macht des Dollars gegenüber so fühl blieb wie sie. Eine Wochengage von sage und schreibe 14 000 Dollars vermochte sie nicht zu reizen, und als der oberste Direttor ihrer Filmgesellschaft eigens aus New York   nach Kalifornien   reiste, um ihr als dem größten Anziehungspunkt seiner Firma diese Riesengage anzubieten, ließ die Garbo ihn nicht einmal in ihre Garderobe. Aber es dürfte doch wohl noch nicht an der Zeit sein, der Garbo einen Nefrolog als Darstellerin zu schreiben. Sie wird sich erholen, vielleicht will sie auch endlich einmal eine Zeitlang ihr Privatleben für sich haben, am Ende gar heiraten... Sie wird aber wieder spielen, tein Zweifel. Vielleicht im Winter, vielleicht in Jahresfrist. Sie ist noch zu jung, um sich künstlerisch selbst für immer brach zulegen. Und immer wird man sie freudig aufnehmen.

Denn ihre Erscheinung bedeutete in der allzu verflachten Welt des Films auch dann eine Bereicherung, wenn das Manuskript to schlecht war, wie meistens in Filmen, deren schematisierten Figuren fie Leben einzuhauchen hatte. In jedem dieser Bilder lebte das Einmalige ihrer Gestalt und ihres Charafters besonders eindringlich, weil der Film so wenig wirkliche Charaktere besitzt. Welch ein Ver­luft für die Lichtspielkunst, wenn diese wundervolle Frau ihr ein für allemal den Rüden tehren würde! K. L.

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Von den frühen Werken ist die Nippon Suite Op. 5( eine Chor- Suite für weibliche Stimmen nach altjapanischen Dichtungen, Notabene 1906, fünf Jahre also vor dem Lied von der Erde  " ent­standen) zweifellos das reizvollste: fie umfaßt acht überaus schwierige Chöre schwermütiger Stimmung, voll irrisierenden Farbenzaubers, voll des seidigen Schimmers impressionistischer Harmonik und gar ein Werk jenes Jahrzehnts vor dem Krieg. Die späteren bei ihrer Beliebtheit braucht dies eigentlich gar nicht besonders betont zu werden sind kraftvoller, wirklichkeitsnäher, dem Tat willen verhaftet. Nirgends aber wird( zugunsten agitatorischen, auf reizenden, hinreißenden Wirkens etwa) auf traditionell schönen Saz, auf kunstvollste Führung der Stimmen verzichtet, die sich viel eher zu achtstimmigem Satz auseinanderfalten als sich zu einstimmiger Bucht vereinigen. Im Arbeitergesang durchdringen sich von jeher Kunst und Weltanschauung: für Lendvai   ist die Kunst das Primäre. Auch als Bekenner bleibt er artistischer Musiker, auch als Arbeiter­chor- Komponist Meister einer Sagtechnik, die ihm dies ist das Los aller Artistik unmittelbare Wirkung freilich versagt.

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Endlich, endlich finden wir in dieser Berufsgliederung auch wirf­liche Arbeiter, zehn an der Zahl, zwei davon als Landarbeiter auf­geführt. Nehmen wir an, daß sie tatsächlich noch als Arbeiter tätig und noch nicht in die Sphäre des Parteibeamtentums aufgerückt find, so ergibt sich das folgende Bild: Unter 162 Mann zählt die nationalsozialistische Fraktion des Preußischen Landtags 10 Ar­noch bestreiten, daß wir es mit einer wirklichen Arbeiterpartei zu beiter, das sind genau gerechnet 6,2 Prozent. Wer wollte

tun haben?

Noch schlimmer freilich sieht es in anderen Landtagen aus. Auch in der 43 Mann starken nationalsozialistischen Fraktion des Bayerischen Landtags   stehen die Landwirte mit neun Ab­geordneten an der Spige. Dann folgen die höheren Beamten mit fieben, die unteren Beamten mit sechs Mann. Auch hier wieder Redakteure, Parteibeamte, Schullehrer, Handwerksmeister, Kaufleute, Aerzte, frühere Offiziere in bunter Reihe, zuletzt noch zwei An­gestellte. Ein einziger Arbeiter hat sich in diese Gesell­schaft verirrt, er bildet faum ein halbes Prozent des ganzen Frak

tionsbestandes.

Am vornehmsten geht es aber im Landtag von Anhalt zu, wo sich in der 15 Mann starten nationalsozialistischen Frottion zwar Landwirte, Beamte, Rechtsanwälte, Parteibeamte, Borarbeiter, Handwerksmeister und auch zwei Angestellte befinden, in die aber fein einziger mirtlicher Arbeiter Eingang gefunden hat. Und das ist gemiß das treuefte Abbild des fünftigen Dritten Reichs!

rungen, die manche der Kompofitionen an die Leistungsfähigkeit des Chors stellen, waren oft fast zu groß, um einwandfrei bewältigt werden zu können, soviel Mühe auch aufgewendet worden sein mag. Den Lendvai  - Chor leitete Georg Ostar Schumann mit beschwing­der Komponist war von seiner und feines Chores Leiſtung nicht um ter, suggestiver Zeichengebung, mit lleberlegung und Ueberlegenheit: sonst entzückt.

Lenard   20 Jahre.

A. W.

Heute wird Philipp Lenard   70 Jahre alt, ein Physiker, der weit über Deutschlands   Grenzen hinaus bekannt und geachtet Nobelpreis ausgezeichnet wurden. ist, wie er ja auch für seine wissenschaftlichen Leistungen mit dem Geboren wurde er in der ungarischen Stadt Preßburg  , unter seinen deutschen   Lehrern sind Bunsen  , Helmholz und Heinrich Herz  . Bei dem legtgenannten wurde er Assistent. Seit 1907 wirft er in Heidelberg   als Professor der Experimentalphysik und gehört zu deren glänzendsten Veriretern. Bon seinen zahlreichen Arbeiten sind vor allem zu nennen die be= rühmten Versuche über Kathodenstrahlen, die schönen elektrischen Entladungserscheinungen in Bakuumröhren. Ihm gelang es zuerſt, mittels sehr dünner in die Glaswand eingelaffener Aluminium­plättchen( der sogenannten Lenardschen Fenster), die Strahlen aus der Röhre austreten zu lassen und im freien Luftraum zu studieren, wobei er sie als aus schnell bewegten elektrisch geladenen kleinsten Teilchen( Elektronen) bestehend erkannte. Diese Arbeiten trugen erheblich zur Anerkennung der von Lorenz begründeten Elektronen­theorie bei, die heute die Anschauungen über das Wesen der Elektri­zität beherrscht.

In seinen thepretischen Anschauungen hält Lenard an der heute als unzulänglich erkannten mechanischen Naturauffassung fest, wo­nach alle Erscheinungen auf Bewegungen fleinster Teilchen beruhen müssen. Aus dieser Auffassung heraus will er auch nicht an dem Aether rütteln lassen, diesem Schmerzensfinde der mechanischen Naturauffassung"( Bland). In der modernen Relativitätstheorie ist die Annahme eines Aethers mit mechanischen Eigenschaften freilich vollkommen überflüssig geworden. Es ist daher nicht zu verwundern, daß Lenard   bei aller Anerkennung, die er vielen Arbeiten Einsteins zollt, seiner Berallgemeinerung der Relativitätstheorie durchaus ab­lehnend gegenüber steht und sie geradezu leidenschaftlich bekämpft.

Leidenschaftlichkeit trübt diesem ausgezeichneten Naturforscher auch in anderen Dingen das Urteil. Er war unter den deutschen  Profefforen, die 1914 die Erflärung gegen die englischen Wissen­schaftler unterzeichneten. Auch öffentlich ist er in alldeutscher und völkischer Betätigung hervorgetreten. Lenard   gehört zu dem Typ jener deutschen   Professoren, von denen Einstein   gelegentlich sagte, ihr Verhalten im Kriege habe bewiesen, daß man in politischen Dingen von ihnen nichts lernen könne, daß sie aber eines lernen müßte:: ,, Maul halten."

Dr. Bt.

Gründgens der kommende Mann. Zu der Meldung eines intendanten der Staatstheater und Gustav Gründgens   wird von der Generalintendanz bestätigt, daß solche stattgefunden haben mit dem Endziel, die bisherige Regietätigkeit des Herrn Gründgens an der Staatsoper auf die nächste Spielzeit zu verlängern und auf der Staatsoper auf die nächste Spielzeit zu verlängern und auf das Staatsschauspiel auszudehnen. Die Verhandlungen schweben noch. Das Dementi bestätigt demnach im Grunde, was es berichtigen will. Ob Gründgens   den Titel Intendant oder sonst einen bekommt, ist gleichgültig. Auf die Befugnisse tommt es an. Die bisherigen Inszenierungen, die Gründgens   in der Oper geleitet hat, haben seine hervorragende Geeignetheit erwiesen. Er wird also seine Tätigkeit in Zukunft auch auf das Schauspielhaus ausdehnen.

mittagsblattes über Verhandlungen zwischen dem General­

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Das Schicksal des Potsdamer Schauspielhauses. Entgegen den Befürchtungen der Bolfsbühne, daß das Potsdamer Schauspielhaus wegen des verringerten Theaterzuschusses mur noch von Berliner  Wanderbühnen bespielt werden fönnte, erklärt jetzt die Theater­leitung, daß auch mit gekürztem Etat das Ensemble- Spiel aufrecht­erhalten bleibt. Allerdings werden nur zehn Schauspieler fest enga giert gegen 18 im Vorjahr. Die fehlenden Rollen werden von Fall zu Fall besetzt.

Ueber Telepathie und Hellsehen spricht heute abend 8% Uhr im Hörsaal der 2. medizinischen Klinik( Schumannstraße) Wilhelm Gubis- Dresden in der Gesellschaft für wissenschaftliche Bhilofophie". Serr Gubisch wird die Experimente von Hanussen   nachmachen und erklären.

Der Verband der Schauspieler und Komparsen im Deutschen   Film ( Dacho) veranstaltet Donnerstag, 8% Uhr, im Babylon- Kino am Bülowplaz eine Wohltätigkeitsvorstellung zugunsten seiner notleidenden Kollegen. Zur Aufführung gelangt ,, Die Fledermaus  " unter Zeitung von

Dirigent des Bolkschors war Ernst 3 ander. Die Anforde- Feliz Günther.