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HMufik der S)almalmer Erlebnis Heller, sichtiger Märztag 1329. Wir liegen auf schmutzigen Planen am Heck des DampfersLjubljana  " der Susaker Jadranska Plovitba. Kurs Susak Patras via Rab  , Sibenik  , Trogir  , Split  , Korcula  , Dubrovnik   Gruz. Myrrenholz und Konserven an Bord. Und drei Dutzend Passagiere: Wir ein Deutlcher und ein Ungar, arbeitslose Tramps zwei bulgarische Juden in schmutzigen Kaf> tanen Holzaufkäufer aus Sofia   vier Kroaten in Pumphosen mit breiten roten Nasen Sibeniker Weinhändler drei Polen mit Jockeimützen verfrühte Touristen fünf blutjunge Ungarinnen jugoslawischer StaatsangehörigkeitSängerinnen sind sie nach den Passagierlisten acht Gardemusiker des königlichen Gardemusikkorps aus Belgrad  , zwei Griechen Händler oder Spitz­buben, man weiß das nie genau und junge Burschen Fischer von Preko auf Uljain. Die See ist ruhig. Tiefblau und grün zuweilen. Steil springen Delphine aus den Fluten. Möven girren längs der Decks. Eine klare Sonne blinkt und sticht. Man wird durstig, faul und dösig. Das schüttere Stampfen der Maschinen schläfert. Wortfetzen dringen von mittschiffs nach hinten. Die Polen  spekulieren auf billiges Quartier mit Kochgelegenheit in Dubrovnik  . Die bulgarischen Juden hocken krumm beieinander, rechnend. Die Weinhändler lachen grell in einer sonnenschattigen Ecke. Die Griechen stehen bei den Sängerinnen. Sie wollen böhmische Horn» schnitzereien als gediegene Elfenbeinarbeiten an den Mann bringen. Schiffahrt über Tage schafft Freundschaften! Ein Offizier der Gardemusiker kommt vom Bug. Einer der Sängerinnen nickt er zu. Dann schlendern sie heckwärts auf und ab. Wir lauern auf ihr Gespräch. Da: .. und darf man die Frage stellen wo treten Sie auf?" ... dann in den Monaten April, Mai und Juni im Hotel Slon" Dubrovnik  ... Aber... der Kapellmeister ist unser Oheim!..." Wir spitzen die Ohren: ..... Ah! Die Damen sind Schwestern?" Wie man das so nimmt. Wir alle sind aus Subotitza. Freundinnen!... Was soll man machen?..." ..... Ist es erlaubt?..." Wir hören nur ein Flüstern upd Tuscheln. Später fernes Kichern. Aber auf einmal die Tänzerin ernst: Bis nachts zwei Uhr sind wir beschäftigt! Dann sind wir müde. Oh! Sie verstehen: Wir sind unter dauernder Kontrolle. Sie wissen das ja!... Aber des Bormittags... nun, ich gehe baden!..." Die Tänzerin heißt Jlonke Gloac. Neunzehn Jahre alt. Schwarzhaarig. Gute Figur. Spricht drei Sprachen: Magyarisch  , Serbo-Kroatisch und Italienisch. Täglich tanzt sie vor einem an- spruchslosen Publikum, vor Matrosen, Angestellten, Hafenarbeitern und Händlern. Tanzen? Ist das Tanz: Stündlich zwanzigmal im Rhythmus der Musik aufspringen und bewegungsvoll Tamburin schlagend eine» monotonen Refrain singen? Tanz als Broterwerb? Ist das Broterwerb? Zehn und mehr Stunden täglich Gäste unterhalten um bescheidenes Mittags- und Nachtmahl, bescheideneres Quartier und eine Tageseinnahme von fünfundzwanzig Dinare, wenn es gut geht? Mein Kamerad, der Ungar, kennt das. Er schaut der Tänzerin und dem Offizier, die sich entfernen, nach und sagt: Ich kenne sie und ihn. Stephan und Jlonke. War dabei damals, als die Geige dem Tamburin unterlag. Das war in Sibenik  im Jahre des Todes des großen Dimittrijew. Im HotelSlon" hatte Jlonke ihr erstes Engagement. Borher war sie... Kinder- Pflegerin bei einem deutschen Möbelfabrikanten in Bosnisch Beccreck.. Die Sehnsucht nach dem Leben trieb sie in die Falle. EinemOnkel" gefiel sie. Nun ja, sie hat eine gute Stimme. Und, was mehr wert ist, sie ist jung und hübsch. Heute ist sie Gefangene ihrer Arbeit. Glaube nicht, daß sie noch an ihre Berufung als Tänzerin glaubt. Sie wird sich dem Milieu angepaßt haben. Sie wird gemußt haben! Damals in Sibenik   war sie stolz!... Ob man das Mädel gewinnen kann?..." Ich schweige mich aus.. Soll erst der Kamerad sprechen: Jedenfalls: Seinerzeit kam das Gardemusikkorps nach Sibenik  , ein Platzkonzert zu geben. Wenige nur hörten die Klänge Smetanas und Beethovens Kompositionen. Die Kroaten interessieren sich nicht für Streichmusik. Abends dann, in der elften Stunde, verloren sich einige Musiker mit ihren Instrumenten in das HotelSlon". Diese Musiker das mußt du wissen sind ein wunderliches Völker- genlisch: Deutsche. Tschechen, Ungarn  . Rumänen und nur wenige Jugoslawen. Der König der Jugoslawen liebt Streichmusik, und es gibt wenig jugoslawische Streichmusiker.. Als die Musiker ihren Wein erhielten, beendete gerade Jlonke unter stürmischsten Beifall vieler Kroaten ihren Refraintanz. Viele- mals grüßte sie dankend noch den Tischen. Hernach ging sie, eine stolze, sieghaft« Fürstin, klingenden Lohn einzusammeln. Mancher Zehn-Dinare-Schein flog aus ihren Teller." Am Tisch der Musiker gab es einen Zusammenstoß. Die..." Mein Kamerad schweigt. Jlonke und der Offizier kommen wieder näher. Wir hören die Tänzerin: Stephan, tun Sie nicht so, als ob Sie das nicht alles wüßten! Wir kennen..." ..... Sie sind Jlonke?... Richtig... Jlonke!... Ach!" ... Ja, ich bin Jlonke!... Jlonke schon, aber nicht die Jlonke von Sibenik  . Die ist tot! So wie die Kunst tot ist für uns! Die Jlonke von heute singt, tanzt und geht... baden!..." Der Offizier packt sie bei den Armen. Mein Kamerad springt auf: Jlonke! Mädel!" Die Tänzerin dreht sich errötend um, lacht aus und zieht den Offizier mit sich fort. Langsam kommt mein Kamerad zurück. Sein Gesicht ist weiß, Schweißperlen stehen ihm in der Stirn. Er läßt sich neben mich fallen: Das ist das Ende! Die Geige trumpft doch über das Tam- burin. Und ich wollte es nicht glauben!" Mich packt feine Erregung: Sprich nicht in Rätseln! Zum Teufel, was ist mit der Geige und dem Tamburin? In Sibenik   glaubte Jlonke noch an ihr« Kunst... Die Musiker weigerten sich, für die Tänzerin und die kroatische Kapelle etwas bei- zutragen. Kurz, es kam zu einem Wettstreit zwischen den Garde- musikern des Königs und der Bauernkapelle. Jlonke gab den Aus- schlag. Ihre Anmut siegte über die lachenden Geigen der Musiker. Damals wurde Jlonkes Refraintanz zur vollendeten Kunst!" Stephan, der Offizier, ist erster Geiger. In Sibenik   machte
Mehimi..° / Von JCerberl Steinhold er nach der Niederlage der Geige Jlonke einen Antrag. Sie wies ihn ab... Und nahm mich dafür!" Zwei Monate waren wir glücklich. Bis ich weg muhte nach Szeged  . Sie wollte nicht mit. Wir versprachen uns, aber..." Mein Kamerad seufzt auf: Das Dasein ist ein Versprechen und NichtHalten!... Du sahst es: Jlonke will mich nicht kennen. Stephan ist der Sieger. Das will mir nicht in den Schädel!" Mein Kamerad wankt auf. Torkelnd geht er mittschiffs nach den Kabinen. Und er bleibt den Tag über allein. Um die neunte Stunde des Abends helle Sterne sprangen in das Firmament sehe ich ihn mit den Fischern von Preko sprechen. Inmitten der zungen Insel- bewohner begibt er sich nach dem Bug. Und da...: Leise, wie aus weiter Ferne kommend, steigt aus elf Männer- kehlen eines jener ernsten Lieder, die von der See, von den schweig- samen Bergen und von der Größe der Liebe singen. Tiefe, ge- tragene Töne klingen über das Schiff. Zu einer uralten Melodie dichten die Fischer singend neue Weisen. Und, nach einem dritten
Vers die Pasiagiere lauschen in beschleunigtem Rhythmus, schwingt mein Kamerad ein Tamburin und tanzt. Tanzt! Tanzt für und um Jlonke. Die Fischer verstehen: stampfend singen sie den wilden Sang der Puhtaheimat meines Kameraden. Die Gegenwart ist ausgehoben Die See. die Sternen- nacht, die schwarze Schiff, alles ist versunken. Ueber die Vergangen- heit hebt sich die Sehnsucht nach der Zukunft Das Deck wird zum Tempel der Liebe. Hell springen die Schellen, rasend wird das Stampfen der Fischer Die Passagiere kommen näher. Die Sän- gerinnen zuvorderst. Und da ist Jlonke! Der Offizier Stephan will sie zurückhalten. Jedoch: sie reißt sich los. Schleppend kommt sie nach dem Kreis der Fischer. Ihre Augensterne strahlen. Die alte Jlonke von Sibenik  erwacht! Man sieht Jlonke und meinen Kameraden den Tanz der Liebe tanzen! Sie tanzen bis zur Erschöpfung. Bis sie niederbrechen. Umschlungen, dann taumeln sie nach den Bänken an der Reling. Neuentags liegen wir zu dritt auf den schmutzigen Planen am Heck. Mein Kamerad lacht mir ins Gesicht: Das Tamburin ist doch Sieger. So sagte mir Stephan, der Offizier und Geiger heute morgen. Er war ohne Bill... Ob er mir den Sieg gönnt?..." Jlonke antwortet: Nicht das Tamburin oder die Geige sind die Sieger! Sieger allein ist die Liebe, die Liebe, geweckt durch die Musik der Heimat!"
ßeburt der Südafrikaniichen Ilmion Ein Slapilel SiiHorie/ Von s. A. A. Atomj
Kapstadt  , Mitte Mai. 1. Ein Akt politischer Klugheit. Es ist nicht meine Absicht liegt übrigens auch gar nicht im Interesse des Lesers, in eine umfassende Schilderung aller jener Begebenheiten einzugehen, die am 31. Mai 1913 zur Proklamierung der Südafrikanischen Union   geführt haben. Es genügt, wenn gesagt wird, daß damals ein Werk vollbracht worden ist, welches auch wir als einenAkt großer politischer Weis- heit" zu erklären nicht anstehen obschon wir sonst im Gebrauch dieser schmückenden Redewendung(wie es gemeiniglich bei Be- wertung diplomatischer Aktionen zu geschehen pflegt) überaus be- hutsam sein zu müssen glauben. Zwei Völker Briten und Buren, welche noch knapp ein Jahrzehnt zuvor im heftigsten Kampfe miteinander verwickelt waren, hatten sich hier in dem löblichen Wunsch zusammengefunden, endlich und endgültig die Streitaxt zu begraben und durch gemein- same Zielsetzung hinfort in Eintracht zum Wohle der neugeschaffenen Union   in Südafrika   zusammenzuwirken. Aber es waren nicht allein diese zwei verschiedenen Völker, zum Teil waren es auch die Glieder eines und desselben Volks stamme« oder die Bewohner eines und desselben Landes, die im englisch  -burischen Kriege die Waffen gegen- einander geführt hatten. Vier besondere Staaten nahmen ursprünglich die Stelle der später ins Leben gerufenen Union   ein: Transvaal  , der Orange- Freistaat, die Kapkolonie und Natal  . Von diesen standen die beiden ersteren unter burischen Herrschaft, während die beiden letzteren dem englischen Kolonialbesitze angehörten. Bezüglich der nationalen Gliederung ist zu bemerken, daß nur Natal und der Orange-Freistaat eine gewisse homogene Bevölkerung aufweisen. Dies in dem Sinne, daß die Einwohner Natals wesent- lich englisch, diejenigen des Orange-Freistaatcs wesentlich burisch sind. In Transvaal   und der Kapkolonie   hingegen waren stets die beiden Nationen stark vertreten. Einige Jahre vor Kriegsausbruch wurden in der Kapkolonie 233 333 Buren und 133 333 Personen bri- tischer Herkunft gezählt. Zur selben Zeit ungefähr befanden sich in Transvaal   neben 71 333 Buren etwas über 32 333 Ein- wohnor englischer Abstammung. Geographisch zerrissen, politisch verfeindet, zudem mit einer national unorganisch gegliederten Be­völkerung versehen, mußte das Vierstaatenland in der Kriegszeit notwendig ein Bild trostlosesten Durcheinanders bieten. So waren wohl Großbritannien   und die beiden Burenstoaten die eigentlichen kriegführenden Mächte. Aber es kam vor, daß Eng-. länder, die auf burischem Gebiete lebten, oder Buren, die in den englischen Provinzen zu Hause waren, zu den Waffen griffen, teils zum Schutze des eigenen Bodens, teils um mit den Stammes- genossen im feindlichen Lande gemeinsame Sache zu machen. Bruder- und Rebellenkämpse(letztere freilich weit mehr als erster«) spielten im Burenkrieg eine bedeutende Rolle. Dies erschwerte besonders die Versöhnungsaktion und machte ihre Durchführung zuweilen äußerst delikat und verwickelt. Re- bellen gelten in den Augen der Autoritäten stets als vogelfrei, und Stammesnenoffen, die in Fehde miteinander lagen, werden ein Ge­fühl der Bitternis und des Mißtrauens gegen den einstigen Wider- sacher kaum je ganz los werden. Daß nun allen Schwierigkeiten zum Trotz die Idee derUnion  "- Bildung dennoch Wirklichkeit werden konnte, darf als Beweis mehr dafür dienen, mit welch tiefer Einsicht, staatsmännischcr Klugheit und überlegener Denkungsart man an die Lösung des Problems herangegangen war. 2. Besiegt und dennoch siegreich. Mit der Eroberung Transvaals   und des Orange-Staates war die Burenfrage natürlich noch lange nicht erledigt. Ein Volk wie die Buren konnte man besiegen, aber nicht niederkriegen. Teuer genug ist ja dieser Sieg Großbritannien   zu stehen gekommen. Denn nahezu drei volle Jahre(vom 13. Oktober 1893 bis 31. Mai 1932) hatte das Ringen gedauert. Dabei mußte England fast eine halbe Million Soldaten auf die Beine bringen, während den Buren, nach offiziellen Angaben, nicht mehr als 87 3 6S Mann(darunter 13338 Rebellen!) zur Verfügung standen. Die Kriegskosten beliefen sich für England aus über 223 Millionen Pfund lallo rund i'/i Milliarden Mark), welche nie zurückgezahlt worden sind. Schon früh brach sich daher die Erkenntnis Bahn, daß ein milder" Friede der beste Friede sei. Von einer Annexion der er- oberten Gebiete glaubte freilich der britische Imperialismus nicht absehen zu sollen. Dies heischte die Goldminenpolitik, welche letzten Endes ja die ganze Kriegspolitik bestimmte. Und so wurden die beiden Burenrepubliken in zwei britische   Kronkolonien verwandelt. Davon abgesehen aber wurde Milde und Nachgiebigkeit an den Tag gelegt. Große Aufmerksamkeit schenkte man vor allem dem Wiederaufbauwerk sowie der Frage der Wieder- beheimotunq aller derer, die im Kriege Haus und Hof verloren hatten Durch Gewährung von teilweise unverzinslichen Darlehen gedachte man außerdem die Voraussetzungen zur Wiederherstellung normaler Zustände im Lande zu schaffen. Ausbau des Eisenbahn-
wesens und Errichtung von Bewässerungsanlagen sollten, durch Hebung von Wirtschaft und Verkehr, als weiterer Schritt nach der- selben Richtung dienen. Erwähnt sei noch besonders die anfangs 1933 gegründete Zollunion, welche außer unseren vier Pro- vinzen auch Südrhodesien   sowie einige andere britische   Besitzungen von Südafrika   in sich einschloß. Dann kam die große Wendung, als Ende 1933 in Eng- land die konservative Regierung einer liberalen den Platz räumte und in den kurz darauf stattgehabten Parlamentswahlen die Niederlage der konservativen und der Sieg der liberalen Partei überwältigend dargetan wurde. Joseph Chamberlain  , seit 1893 Kolonialsekretär und seitdem die treibende Kraft des groß- britischen Imperialismus, war bereits im Oktober 1333 gegangen. Nun herrschte eine Regierung,die den Joseph nicht kannte". Und damit zugleich war eine Aera des Fortschritts und Aufschwungs für Südafrika   angebrochen. Die neue Regierung in London   war wesentlich dezentra­list i s ch eingestellt. Obschon der imperialistische Rahmen, wie nicht anders zu erwarten war, völlig unberührt bleiben mußte, zeigte man sich fetzt gewillt, bei der Regelung interner Angelegenheiten den einzelnen Ländern weitgehendes Selbstbestimmungsrecht ein- zuräumen. So kam es, daß schon am 6. Dezember 1936 Transvaal  , im Juni des folgenden Jahres die Orange-Kolonie eine Verfassung erhielt, die hier wie dort eine gesetzgebende Körperschaft mit einer d i e se r. g e g e n ü b e r verantwortlichen Regierung vorsah. Bloß für gewisse Punkte hatte sich London  ein befonderes Kontrollrecht vorbehalten. 3. Die besiegten Sieger. Nun fragt es sich natürlich, wie burischerseits auf das englisch  « Vorgehen reagiert wurde. Und da läßt sich nur eins sagen: einen feineren und vornehmeren Gegenpart hätte England sich kaum wünschen können. Wie im Felde hartnäckig und zäh, so zeigten sich die Buren geschmeidig und verträglich, sobald es ihnen darum zu tun war, sich ihre politischen Rechte zu sichern. Sie hatten sich mit den Tatsachen abgefunden: nunmehr kam es ihnen daraus an, sich den neuen Verhältnissen anzupassen und sie nach Kräften zu nutzen. Und nachdem sie im Kampf gegen England unterlegen waren, galt es fortan, in Gemeinschaft mit England für die Schaffung einer möglichst günstigen Situation zu wirken. Es waren die besten Köpfe unter den Buren, die so dachten: selbst Männer, die sich bis vor kurzem an den kriegerischen Aktionen beteiligt hatten. Bor allem war es Louis Bot ha, während des Krieges Oberkommandant der Burenarmee und feit Verleihung der Verfassung Transvaals   Ministerpräsident, der sich entschieden für die Idee eines kooperativen Zusammengehens mit England ein- setzte. Allerdings unter der Voraussetzung vollkommener Gleich- stellung und Gleichberechtigung beider Volkselemente. Damit be- kannte sich Bocha zum Prinzip des binationalen Staates für Südafrika   in der Hoffnung, wohl einst die beiden Völker dahin zu haben, daß sie nur noch ein einiges Volk die A f r i k a n d e r" bilden würden. Und während er im Lande das burische Element organisierte und zu einer eigenen Partei zu- sammenschloh, war er gleichzeitig bemüht, den Engländern ma­teriell und moralisch goldene Brücken zu bauen. So geschah es( um nur ein Beispiel anzuführen), daß auf seine Veranlassung der 1933 gefundene C u l l i n a n der größte Diamant der Welt von der Transvaalregierung erworben und 1337 König Edward VI  ! als Geschenk übergeben wurde. Eine Geste, die viel Sympathie in der englischen Welt auslöste. Unstreitig hat Bothas kluge und maßvolle Politik nicht wenig zur Anbahnung besserer Beziehungen zwischen den bisher feindlichen Volkstellen bei- getragen. Inzwischen waren die Dinge für eine erneute Reform- a k t i o n reis geworden. Der wirtschaftliche Aufschwung, den das Land seit Kriegsende genommen hatte, ließ es wünschenswert er- scheinen, die vier Kolonien auch politisch in ein engeres Ver- hältnis zueinander zu bringen Wirklich fand man sich in London  dazu bereit, die dahin zielenden Schritte zu unternehmen. Es war ursprünglich die Absicht, die vier Kolonien in eine Föderation einen Staatenbund zu vereinigen. Man ging indessen darüber hinaus und schuf schließlich eine Union  : einen von einer Zentralregierung geleiteten Einheit? st aat. Man tat noch einen Schritt weiter, indem man, statt der kolonialen Abhängigkeit, dem neuen Staate den unabhängigen Status eines Dominions, gleich Kanada   oder Australien  , verlieh. Alles war fertig, das Unionspatent sogar mit des Königs Unter- schrift oersehen, am 23. September 1933. Jedoch wurde der 31. Mai 1313 als offizieller Tag der Unionsgründung bestimmt eine besondere Aufmerksamkeit und sinnige Huldigung für das ehemals feindliche, nunmehr befreundete und verbündete Buren- voll. Denn am 31. Mai 1932 ward der Friede mit England ge- schloffen. So sollte damit bildlich zum Ausdruck gebracht werden. daß der Tag, der den Frieden, auch die Unionsschöpfung gebracht hat, und daß beide Ereignisie in Wahrheit einen organischen Fort- bildungsprozeß darstellten. Der 31. Mai wird seitdem in Südafrika   als höchster nationaler Feiertag Uniem-äaz'(Tag der Uniongründung) heißt man ihn gefeiert.