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Die Wunschliste des Landbunds Das tut not

Herr von Papen verdient feine Papenheimer.

Nachdem die Großagrarier beim Reichsernährungsminister bes reits ihre Forderungen nach neuen Spritjuboentionen( Erhöhung des Spritbeimischungszwanges zum Benzin) und nach einem Sud­früchtemonopol angemeldet haben, stelt der geschäftsführende Präsi dent des Reichslandbundes, Eberhard Graf von Kaldreuth, ge­legentlich der Jahrestagung des Deutschen Landwirtschaftsrats, die am Sonnabend in Berlin   stattfindet, einen neuen Wunsch- zettel auf. Jener rechtsgerichtete Politiker dürfte schon recht haben, der fich angesichts der ersten Taten der Adelsregierung dahin äußerte: Wenn das so weiter geht mit dem Kabinett von Papen, dann wird Deutschland   schon zum Herbst nach den Sozis rufen, damit vernünftig im Lande regiert wird." Der Wunschzettel deg Reichslandbundes verlangt:

1. Beseitigung der allgemeinen Meistbegünstigung zum früh möglichen Termin.

2. Umstellung der deutschen Handelspolitik zum Kontingentie­rungssystem unter Zuhilfenahme einer Einschränkung in der Devisen­zuteilung. um die Einführung von Obft, Gemüse, Fleisch, Eier, Wein, Holz und Fische abzudrosseln.

3. Ablehnung bzw. gründliche Revision des vor wenigen Tagen abgeschlossenen Zarifabkommens mit Sowjetrußland.

4. Kündigung des deutsch  - schwedischen Handelsvertrages bis zum 30. Juni.

5. Erhöhung der Zölle für Schmalz und Fett.

6. Erhöhung der Zölle auf die Einfuhr von Rohstoffen für die Margarinefabrikation.

7. Fabrikationssteuer für Margarine.

8. Weitere Erhöhung des Beimischungszwanges für Sprit.

9. Subventionen für die deutsche Stärke und Kartoffelflocken­

industrie.

10. Exportprämien für die Ausfuhr von Getreide.

11. Ermeiterung des Reichsbankkredits, um die Lagerhaltung bei den Landwirten zu ermöglichen, d. h. die Getreidemärkte zum Zweck einer Preissteigerung zu verknappen.

12. Kontingentierung des Getreideangebots unter gleichzeitiger Festsetzung staatlich garantierter Breise.

13. Zins- und Lastensenkung.

Das dürfte fürs erste genügen. Wahrscheinlich auch Herrn von Papen.

Neues Siedlungs- und Osthilfe: Referat Damit nichts gegen die Barone gefchieht. Der Landbund ausgerutscht.

Amtlich wird mitgeteilt:

Durch Kabinettsbeschluß vom 3. Juni 1932 ist die Bearbeitung der landwirtschaftlichen Siedlungsangelegenheiten vom Reichsarbeitsministerium auf das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft übergegangen. Hierfür wird eine besondere Abteilung unter Beitung eines Ministerialdirektors eingerichtet. Dieser Ministerialdirektor untersteht unmittelabr dem Reichs ernährungsminister und gilt für dieses Arbeitsgebiet als sein stän diger Stellvertreter. Dem gleichen Ministerialdirektor ist die Führung der Geschäfte des Reichskommissariats für die Osthilfe übertragen worden.

Nach dem Minister ist auch der Mantel gefallen. Es gibt keinen Osthilfe und Siedlungsminister mehr. Beides macht jetzt ein Ministerialbirektor unter dem Herrn von Braun. Natürlich gibt es auch teine Siedlung als Arbeitsbeschaffung mehr, meil die Biquidierung der bankerotten Rittergüter unerwünscht ist. Die Barone von Papen, von Braun und pon Gayl haben zur Sted­lungsfrage im Sinne der Bereinigung im Often noch fein Bort zu fagen gewagt. Freilich scheint auch der Bandbund mit seinen Ber­fonalforderungen auszurutschen. Man nennt als Siedlungs- und Osthilfereferenten Reichard aus dem Reichsfinanzministerium, als Staatssekretär im Reichsernährungsministerium und Nachfolger

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Amnestie!

Amnestie!

6. er wollte mir doch nicht glauben, daß er seine Amnestie nur mir verdankt."

Ersatz für den Staatssozialismus"

Sozialpolitik der nationalen" Regierung.

In einem längeren Aufsatz über den politichen Umschmung befaßt sich die Soziale Bragis" u. a. auch mit dem soztal politischen Programm der nationalen" Regierung, das bis jetzt lediglich in der bekannten negativen Erklärung gegen einen fich ständig steigernden Staatssozialismus" vorliegt, der den Staat zu einer Art Wohlfahrtsanstalt zu machen versucht habe, wodurch die Arbeitslosigkeit gesteigert und das deutsche Boit mo­ralisch zermürbt worden sei.- Der unselige gemeinschaftsfeindliche Klaffenkampf" wird als eine Art Teufelswert famt dem Kultur­bolichewismus" verdammt, der als fremdes Gift die besten fittlichen Grundlage der Nation zu vernichten drohe.

,, Ueber die unerfreuliche Gesinnung dieser Erklärung -sagt die ,, Soziale Bragis"-fönnen 3meifel nicht entstehen. Sie enthält feinen eigenen, Gedanken, sondern bewegt sich in abgegriffe nen Schlagworten. Sie bringt Generalanflagen gegen das deutsche  Volk und, was bisher in einer Regierungserklärung ebenfalls nicht üblich war, Anklage gegen die Regierung, deren Nachfolge angetreten worden ist..."

,, Welchen sozialpolitischen Kurs die Regierung insbesondere in der Frage des Tarifvertrags und der Handhabung des Schlich. tungswesens zu steuern gedenkt, wird sich in allernächster Zeit bei der Entscheidung über die Lohnfrage im Ruhrbergbau, also an einer Stelle bon zentraler Bedeutung, zeigen müffen." Ein tarifloser Zustand ,, in dem alten sozialen Unruheherd des Ruhrbergbaues" könne nicht ohne Einfluß auf die innerpolitische Lage bleiben.

Die Erhaltung der Institution des Tarifvertrags ist bis her, troß der stürmischen Forderungen nach Aufloderung" und nach Beseitigung der Unabdingbarkeit und Verbindlichkeitserklärung von allen ernst zu nehmenden Seiten bejaht worden.

Das Blatt tritt für die Erhaltung der Arbeitslosen. perficherung und der 3nvalidenversicherung ein wie für die Stügung der Unfallversicherung und bemerkt, daß bei der Lösung dieser Fragen die Gesinnung der neuen Regie­rung auf sozialem Gebiet sich erweisen werde.

Politisch aber werbe Deutschland   erst dann wieder zur Ruhe as prattisch geplant wird, ist aus der Erklärung fommen, wenn die Machtverteilung zwischen Parlament und Prä­der neuen Regierung nicht zu ersehen und wird von der ge- fibent wieder ausgeglichen und ein vom Vertrauen des Volkes ge­famten Arbeitnehmerschaft mit großer Sorge erwartet. Daß ein tragener Reichstanzler die Richtlinien der Politik bestimmt. Eine fozialpolitischer Entwurf die Krife zum Durchbruch, nationale" Regierung fann weber eine diftatorische sein noch eine brachte, wird als ernstes Zeichen gemertet..." Don unterirdischen Mächten betriebene."

Heutamps Minifterialrat Mussehl vom preußischen Landwirtschafts- Währungspolitik der Säuglingspartei. unterhielten. Der Sprache nach zu urteilen, maren es Standi.

ministerium.

Das Zunftparlament vom Dritten Reich.

Das Mittelalter soll wiederkommen.

Werkzeug- und Maschinenfabrik Zander u. Opi

Spezialfabrik für Schnitte, Stanzen, Breffen ufm. Nationalsozialistische Berufsverbindung, Org. II Gau Groß- Berlin der NSDAP  . Bezirk

Alle Eisen und Feuerhandwerksmeister der Schlosser und Schmiedezunft( Bau, Maschinen, Werkzeug- und Autoschlosser) werden hiermit ergebenst zu der am..... stattfindenden Gewerks- und Zunftversammlung ein­gelaben.

Gottfried Feders neueste Betenntnisse.

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Hannover  , 11. Juni.  ( Eigenbericht.) Um die Arbeiter einzufangen, reden die nationalsozialistischen Führer sehr radikale Löne. Wenn sie aber mit ihren Geldgebern unter sich sind, hört man das genaue Gegenteil. Gottfried Uns liegt das folgende Schreiben nor, das Aufschluß über den Feder, der sogenannte Wirtschaftsfachverständige der Nazis, stodreaktionären Charakter der Nazipartei gibt: sprach hier vor einigen hundert eingeladenen sogenannten Wirt schaftsführern", d. h. vor den Herren Arbeitgebern aus Handel, Industrie und Gewerbe. Diese Finanz- und Wirtschafts­gewaltigen beruhigte Herr Feder, indem er mit Nachdrud betonte, man brauche keine Angst zu haben, daß die Nazis nach ihrer Macht ergreifung etwa alles in Grund und Boden zerstören würden. Es sei gewiß richtig, daß die NSDAP  . bisher sehr ungebärdig gewesen sei und so wüst wie möglich geschrien und gebrüllt habe. Aber das sei nur deshalb geschehen, weil man fich erst einmal Ge hör verschaffen und durchsetzen wollte. Feder verglich die NSDAP  . mit einem kleinen Kinde, das auch mit konstanter Bosheit brülle und schreie, bis es seinen Troßkopf durchgesetzt habe, und es sei eine biologische Tatsache, daß ein Säugling sich nicht so gejittet benehme wie ein Erwachsener. So überaus drastisch charak­terisiert Feder die NSDAP  . als eine Partei politischer Säuglinge. Diesem Säuglingstum muß man auch das wirt schaftspolitische Gewäsch des Herrn Feder zugute halten, das er verzapfte. Unglaublich frivol, ja geradezu verbrecherisch aber ist es, wenn Herr Feder in der Versammlung erklärte: ,, haben wir von den Amerikanern verlangt, ihre Gelder nach Deutschland   zu geben? Benn wir an der Macht sind und unsere eigene Währung schaffen, dann sollen fie doch schauen, mie sie zu ihrem Gelde kommen! Das geht doch uns nichts an." Herrn Feder scheint der Banffrach vom vorigen Jahr noch nicht gengüt zu haben! Er will anscheinend Deutschland   noch um den letzten Rest von Kredit bringen.

Erscheinen von Meister und Meisterin ist Pflicht.

Es liegt zeitgemäß in unser aller Belange, unseren Berufs stand zum Erwachen zu bringen und zusammenzuschließen, damit wir im 3ten Reich in unserem Berufs parlament auch vertreten sind. Der Ausspruch Bis­mards ist heute zur Wahrheit geworden: hand werf, ihr werdet den Tag der Gewerbefreiheit verfluchen." In der Hoffnung, Sie in unserer Versammlung begrüßen zu fönnen, mit Hitler  - Heil Otto Zander  , Fachgruppenwart. Sie wollen zurück zum Zunstwesen! Hundert Jahre Geschichte sollen ausgestrichen werden. Diese Leute passen ausgezeichnet zum feudalen Kabinett der Barone!

SA. und Polizei. Berbrüderung in Braunschweig  .

Braunschweig  , 11. Juni.  ( Eigenbericht.) Aehnlich wie vor kurzem in der Stadt Braunschweig   empfing die SA. in Holzminden   die von einer Uebung heimkehrenden Polizeischüler und eine berittene Polizeiabteilung, um sie unter Gesang nationalsozialistischer Heizlieder und unter Nieder rufen auf die Republif in die Kaserne zu begleiten. Dort nahmen die Polizeioffiziere den Vorbeimarsch der SA. ab. Anschließend gab es in der Kantine eine große Berbrüde= rungsfeier. Die republikanische Bevölkerung ist über diese nationalsozialistische Durchsetzung des Polizeinachwuchses äußerst

empört.

Die Nazis und Rechtsparteien haben zur Diffarmierung des früheren sozialdemokratischen Vorsitzenden des Staatsministeriums, Dr. Jasper, im Landtag einen Untersuchungsausschuß beschlossen, der die makellose Finanzverwaltung unseres langjährigen Mi­nisters unter die Lupe nehmen, in Wirklichkeit jedoch nur einer agitatorischen Heze dienen soll.

sich der Wagen füllte, stieg ein Herr ein, der das bekannte auffällige Hafenkreuzabzeichen trug. Er war schwer betrunten. Ohne jeden Anlaß mischte er sich plöglich in die Unterhaltung der pier Ausländer und brüllte den einen Herrn an: alt die Schnauze." Als dieser ihn gänzlich verdattert und verständnis­los anjah, brüllte er nochmals mit drohender Geste: alt die Schnauze, verstehste nich? Hier wird deutsch   ge­redet."

Ich sprang empört auf und rief dem Hitlerschen Helden za: Schämen Sie sich, Sie Flegel, harmlose Ausländer und dazu noch eine Dame, derart anzupöbeln." Der Betrunkene griff mich darauf sofort an und versezte mir einen Schlag an den Kopf. Darauf schlug ich zu und landete einen Volltreffer auf feiner Nase, die zu bluten ansing. In dem entstehenden Tumult sprangen einige U- Bahn- Arbeiter zwischen uns beide, während der Nazi laut nach Polizei und Feststellung des Angreifers" schrie.

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Bei der Feststellung der Personalien stellte es sich heraus, daß dieser würdige Vertreter des Dritten Reiches feine Bapiere besaß und auch dort, wo er seinen Wohnsiz angegeben hatte, nicht ge­meldet war. Er mußte daher den Weg zur Wache antreten. Diese skandalöse und beschämende Anpöbelei von Ausländern, die Deutschland   besuchen, zeigt, welche herrlichen Kräfte in der, macht­vollen nationalen Bewegung" ruhen, die der neue Innenminister, Freiherr von Gant, als staatserhaltende Kraft werten und benutzen will.

Macdonald in Paris  . Besprechungen mit Herriot.

Paris  , 11. Juni.  ( Eigenbericht.) Macdonald ist in Begleitung feiner ältesten Tochter und des Außenministers Sir John Simon am Sonnabendnach mittag um 46 Uhr in Paris   eingetroffen. Die beiden Minister wurden auf dem Bahnhof von Herriot und Daladier spwie

Die Heldentat eines betrunkenen Nazi. bem englischen Botschafter Lord Tyrrell empfangen. Nach den

Harmlose Ausländer werden angepöbelt.

Bon einem Freund unseres Blattes wird uns geschrieben: Als ich gestern nacht mit der Nordsüdbahn in Richtung Stettiner Bahnhof fuhr, stiegen auf Bahnhof Rochstraße vier Ausländer, drei Herren und eine Dame, ein, die sich in fröhlicher Stimmung

Staatstheater.

Solberg: Jeppe vom Berge.

Das alte Barockstück, in dem die armen Bauern von fröhlichen Baronen gefoppt und gefchunden werden, gab Anlaß zu vieler Nach dentlichkeit. Die Aufführung schleppte, doch die Gedanken tauchten zahlreich und aufregend im Zuschauer auf. Deshalb ist eine gründ M. Hochdorf. liche Besprechung nötig.

üblichen Begrüßungen begleitete Herriot den Premierminister und seine Tochter zur englischen Botschaft, wo sie während ihres Pariser Aufenthaltes wohnen. Sir John Simon fuhr zusammen mit Lord Tyrrell zur Botschaft.

Am Abend gab Herriot im Außenministerium zu Ehren seiner Gäste ein großes Diner, an dem auch die Mitglieder der Regierung und die hohen Beamten der englischen Botschaft teilnahmen. Die eigentlichen Verhandlungen zwischen Herriot, Mac= donald und Sir John Simon beginnen am Sonntag vor. mittag. Sie beziehen sich auf die politische Seite ber bevor­stehenden internationalen Verhandlungen, da die englischen Minister teine Sachverständigen mitgebracht haben.

Herriot hat am Vormittag mit den Mitgliedern der franzö fischen Delegation für die Bausanner Konferenz gearbeitet und mit ihnen die Haltung besprochen, die Frankreich   auf der Konferenz einnebmen mirb.