Tr. 273 49. Jahrgang
In einer Rundgebung der nationalsozialistischen Deutschen Studentenschaft an der Technischen Hochschule in Charlottenburg sprach am Donnerstag der Naziabgeordnete Oberst hier über Sinn und Gestaltung der allgemeinen Arbeitsdienstpflicht.
,, Die Arbeitsdienstpflicht," so erklärte hierl mörtlich, soll der Staatsleitung ein Arbeitsheer schaffen als staatliches Macht mittel zum Einsag im wirtschaftlichen Kampf um unser Leben und um die Wiedergewinnung unserer volkswirtschaft lichen Selbständigkeit."
Was die Arbeiterschaft darunter zu verstehen hat, ging aus den weiteren Ausführungen mit erfreulicher Deutlichkeit hervor. Vor allen Dingen dürfe die Arbeitsdienstpflicht keine vorübergehende Angelegenheit sein und sich nicht nur auf die Erwerbslosen be= schränken. In der Zeit zwischen 17 und 30 Jahren müsse jeder deutsche Mann zwei Jahre Arbeitsdienst leisten. Die Frauen wollen die Nazis ,, vorläufig" noch vom Arbeitsdienst ausnehmen.
,, Die arbeitsrechtlichen Bestimmungen über Tarif, Arbeitszeit und so weiter finden bei dem Arbeitsdienst natürlich keine Berwendung. Diese Schußbestimmungen sind ja auch nicht nötig, da ein Eigennutz von Privatunternehmern nicht in Betracht kommt. Der Arbeitspflichtige erhält feinen Cohn, sondern Unterkunft, volle Berpflegung, Kleidung, Wäsche und ein tägliches Taschengeld von 30 bis 50 Pfennigen."
Mit diesen Ausführungen fann Herr Hierl wohl Beifall und Zustimmung bei den Nazistudenten ernten, die gewerkschaftlich und politisch organisierte Arbeiterschaft wird jedoch den Bestrebungen dieser Reaktionäre den schärfsten Widerstand entgegensetzen. Deshalb verlangt Herr Hierl, daß die Regierung ihre Macht rücksichtslos zur Unterdrückung jeden Versuchs einer Sabotage des Arbeitsdienstes einsetzt." Er verlas dann die ,, Schußbestimmungen", die in dem nationalsozialistischen Gesezentwurf zur Einführung der Arbeitsdienstpflicht vorgesehen sind, die
Gefängnis- und Zuchthausstrafen für„ Berächtlichmachung" oder ,, iufreizung zum Widerstand"
vorsehen. Wer erinnert sich da nicht an das famose Zuchthaus gefeg pon 1898, das mit Zuchthaus bestrafen wollte, mer andere zum Streif aufreizt. Das schimpft sich„ Nationalsozialismus "!
Der Aufbau der Arbeitsarmee ist dem Heere nach= gebildet, ohne, wie Herr Hierl betonen zu müssen glaubte ,,, aus besonderen Gründen" militärische Zwecke zu verfolgen. Diese Feststellung löste bei seinen Zuhörern verständnisvolles Lächeln aus.
Der unterste Arbeitsverband ist die Arbeitsabteilung. Sie besteht aus einem Führer, eir em Stellvertreter, einem Ber walter, einem Quartiermeister, einem Zeugmeister, einem Sports wart, einem Heilgehilfen, 15 Truppführern, 20 Bormännern, vier Spielleuten und 170 Reichsarbeitern.
Zarifbewegung der Werksarbeiter.
Stärkt die Reihen der Organisation!
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Alfo 42 Offiziere und Unteroffiziere auf 170 Gemeine, oder auf je vier Arbeiter ein Aufpasser und Antreiber.
10 bis 15 folcher Arbeitsabteilungen bilden eine Arbeitsgruppe unter einem Kommandeur. Wie bei alten Militärs nicht anders
zu erwarten, erhält dieser Kommandeur natürlich auch einen Stab. 10 bis 15 folcher Arbeitsgruppen bilden eine Inspektion. Man sieht also auf den ersten Blick, daß hier der Aufbau des Heeres nach geahmt ist. Die Arbeitssoldaten werden natürlich uniformiert. Hierauf legt hierl ganz besonderen Wert. Ohne Uniform kann den Nazis der Arbeitsdienst gestohlen bleiben.
Morgens geht es aus den Baraden mit geschultertem Spaten an die Arbeitsstätten.
Die deutschen Mädchen sollen„ mit Stolz" den Aufzug der Sklaven des Dritten Reichs begleiten.
Sonntag, 12. Juni 1932
sich mit allen Kräften gegen den geplanten Abbau der sozialen Einrichtungen und gegen weiteren Lohnabbau zur Wehr setzen.
Dazu verpflichten sich die Versammelten, die noch fernstehenden Arbeiter und Angestellten zum Beitritt in die freigewerkschaftlichen Organisationen zu gewinnen, weil diese für die Schaffung der sozialen Gesetzgebung und des Tarifrechts mit Erfolg gewirkt haben und nun auch von allen Gewerkschaften die einzigen sind, die im Kampf gegen die Beseitigung dieser Arbeiterrechte zur Führung berufen und in der Lage sind."
Klempnerinnung sucht Streifbrecher. Bei Installationsarbeit auf Arbeitsberechtigungsfarte achten
Nachdem die Verhandlungen über die Beilegung des Streifs der Klempner in den Innungsbetrieben, die am Mittwoch vor dem Schlichtungsausschuß geführt wurden, ergebnislos verlaufen find, Ist die Klempner- und Installateurinnung zur öffentlichen Werbung von Streifbrechern übergegangen. Seit Freitag prangen an den Anschlagsäulen Plakate, auf denen die Innung die streifenden Klempner auffordert, sich zur Arbeitsaufnahme für einen ,, Grundlohn" von 1,03 m., zu dem bei Arbeiten auf Bauten ein Zuschlag von 10 Pf. gezahlt werden soll, entweder bei der Innung selbst oder bei den städtischen Arbeitsvermittlungsämtern"
zu melden.
Dieses Angebot" deckt sich im wesentlichen mit dem Inhalt des Diktats der Klempnermeister, das vom Metallarbeiterverband mit der Proklamation des Streifs beantwortet worden ist. Die Streifenden erwarten, daß sich nicht ein einziger Klempner weder bei der Innung noch auf dem Arbeitsnachweis als Streifbrecher meldet.
Ueber die Finanzierung des Unternehmens haben sich die Nazis teine großen Sorgen gemacht. Die heute für die Ar= beitslosen, die der Nazis megen verreden können, aufgemendeten Summen genügen, nach Herrn Hierl, um den Unterhalt der 3wangsarbeiter zu finanzieren. Außerdem müsse man natürlich zunächst etwas Betriebskapital" in das Unternehmen steden. Mit dem Arbeitsheer sollen so ziemlich alle überhaupt in Betracht kommenden Arbeiten, wie Siedlungen, Melicrationen, Wegebauten, Verbesserung der Eisenbahnstrecken usw. ausgeführt werden. Gelegentlich fügte Herr Hierl, wahrscheinlich zur Beruhigung fleinbürgerlicher Hörer, in seinen Vortrag die Bemerkung ein, daß die freie Wirtschaft durch den Arbeitsdienst nicht geschädigt werde, sondern selbst noch Aufträge erhalte. Wie das geschehen soll, verschwieg er wohltigt nur die Bauklempner sowie Gas- und Wasserrohrleger der
weislich.
Die Kommandeure und das sogenannte Stammpersonal follen aus den Reihen der Wehrmacht, der Versorgungsanwärter der Reichswehr , ehemaligen Beamten und Technikern genommen werden.
In fünf Monaten, so erklärte der Herr Oberst, wären die Nazis in der Lage, die Arbeitsdienstpflicht aufzuziehen. In fünf Monaten gedenken die Nazis, wenn sie einmal an der Macht sind, Deutsch land in eine Kaserne zu verwandeln. Für eine Erbsensuppe und dreißig Pfennig, unter militärischem Kommando haben die Arbeiter ohne tariflichen Schuß zwei Jahre lang zu schuften.
Im Anschluß an den Arbeitsdienst soll dann der Dienst im Heer die allgemeine Wehrpflicht folgen.
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Deutschland ein großes Arbeitshaus und eine Kaserne, das ist das Ideal der von Obersten, Generälen und Prinzen geführten nationalsozialistischen„ Arbeiterpartei". Man fann ohne weiteres begreifen, daß die Großgrundbefizer und Schwerindustriellen für dieses Jdeal tief in die Tasche greifen und daß ein Hohenzollernprinz sich herabläßt, Abgeordneter dieser Arbeiterpartei" zu sein.
der Wochentage mur noch die Kalendertage gelten und für Arbeit an Wochenfeiertagen der Zuschlag von 100 auf 50 Proz. gejenft werden soll. Gerade diese beiden Bestimmungen sind unver= ändert geblieben. Selbstverständlich gilt der Manteltarif, der bis Seit einigen Wochen steht die Berliner Ortsverwaltung des Ge= zum 30. März 1933 abgeschlossen ist, für alle Arbeiter der jamtverbandes wegen des Neuabschlusses der Lohn und Bewag; die Angabe der„ Roten Fahne", daß die Arbeitsbedingungen Manteltarife der Kämmereiarbeiter, der städtischen örtlich, d. h. betrieblich geregelt werden sollen, ist kompletter UnGas und Wasserwertsarbeiter und der Arbeiter der finn. Wenn die Funktionäre der Bewagarbeiter dem VerBewag mit den Direktionen der einzelnen Unternehmen in Ber- handlungsergebnis einstimmig, die von über 1500 Mann be= handlungen. Die„ Rote Fahne " hat sich, wie üblich, dieser Besuchte Vollversammlung gegen eine einzige Stimme wegungen mit besonderer Liebe" angenommen und Berichte dar zugestimmt haben, dürfte das gewichtigere Gründe gehabt haben über gebracht, die entweder von einem unwissenden Berichterstatter als sie ein weit vom Schuß fizender Soldschreiber Moskaus , der stammen oder bewußt aus Lügen zusammengestoppelt worden sind. vielleicht noch nie einen Betrieb von innen gesehen hat, ins Feld So bestand z. B. für alle diese Arbeiter seit dem 30. April fein zu führen vermag. tarifloser 3ustand; für die Kämmerei- und die Werksarbeiter sind die manteltarife unverändert bis zum 30. September verlängert worden, während hinsichtlich der Löhne vereinbart worden ist, daß die alten Lohntarife bis zum Abschluß neuer Verträge in Geltung bleiben.
Bei der Bewag sind die Verhandlungen endgültig abgeschlossen. Die Direktion der Bewag hatte sehr weitgehende Abbauforderungen gestellt, so z. B. einen Abbau der Stundenlöhne der Arbeiter um 5 bis 20 Pf. gefordert. Der neue Vertrag sieht eine Lohnfürzung von 3 Pf. pro Stunde für alle Arbeiter vor. Die Löhne der Frauen sind allerdings stärker gekürzt worden, aber nicht um 21 Pf., wie die„ Rote Fahne" durch die falsche Addition der Zuschläge zum normalen Stundenlohn, den sie in Abzüge vermandelt, aljo nach ihrem kommunistischen Hegeneinmaleins fest stellt. Der Lohntarif gilt mit diesen Aenderungen bis zum 30. September d. J. Die Bestimmungen des Manteltarifvertrages der Bewagarbeiter sind den Tarifi eftimmungen der Kämmerei- und Werksarbeiter angeglichen worden, was mit einigen Verschlechte rungen hinsichtlich der Ertrabezahlung für Ueber, Sonntags- und Nachbarbeit verbunden ist. Unwahr in der Berichterstattung der " Roten Fahne" ist insbesondere, daß als Urlaubstage anstatt
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Wasserwerken haben sich in ihrer letzten Versammlung nach einem Die Funktionäre der Arbeiter in den städtischen Gas- und eingehenden Bericht der Verbandsvertreter über den Stand der Berhandlungen damit einverstanden erklärt, daß ihr Lohntarif erst abgeschlossen wird, wenn auch für die Kämmereiarbei ter die Tarifverhandlungen zu einem Ergebnis geführt haben. Die Funktionäre stimmten mit 171 gegen 7 Stimmen einer Ent schließung zu, in der angesichts der gespannten politischen Lage von den marxistischen Arbeiterparteien die Einstellung des gegen seitigen Meinungskampfes gefordert wird und in der es weiter heißt:
,, Unter feinen Umständen dürfen sich Vorfälle, wie bei der Reichstagswahl im Jahre 1930, wiederholen, bei der die SPD. die Parole herausgegeben hat:" Der Feind steht rechts", und die KPD . mit der Losung antwortete:„ Der Hauptfeind ist die Sozialdemofratie."
Der Streik, der den Innungsmeistern offenbar immer unangenehmer wird, geht nach der Ablehnung der Verkündung eines Schiedsspruches durch den Schlichtungsausschuß mit unverminderter Schärfe weiter. Zur Information für die Streitenden und die Bauarbeiter sei nochmals darauf hingewiesen, daß arbeitsberech-
Innungsbetriebe sind, deren Meister den mit dem Arbeitgeberverband der Zentralheizungsindustrie abgeschlossenen Tarifvertrag schriftlich anerkannt haben; diese Arbeiter sind im Besitz einer Ar= beitsberechtigungskarte des Metallarbeiterver
bandes.
Bon der Streifleitung ergeht an alle Bauflempner, Rohrleger und Helfer, auch die in den Betrieben des Arbeitgeberverbandes der Zentralheizungsindustrie beschäftigten, die Aufforde rung, sich umgehend mit einer Arbeitsberechtigungskarte zu ver sehen, soweit dies noch nicht geschehen ist. Die Anstellung erfolgt unter Borlegung der Verbandsbücher, auch betriebsweise, durch die Metallarbeiter, Streifleitung im Verbandshaus der Elsaffer Straße 86/88, 1. Stod, Sigungszimmer 1 und zwar in der Zeit von 9 bis 13 Uhr und von 16 bis 18 Uhr. Alle Arbeitenden, die nicht im Besitz einer Arbeitsberechtigungstarte find, laufen Gefahr, als Streifbrecher betrachtet zu werden.
Reichsbahnmärchen der RGO.
Der Einheitsverband schafft Klarheit.
Die Rote Fahne " kommt vom Lügen nicht los. Sie beschäftigt sich seit einigen Tagen auch eifrig mit den Berliner Bahnuntertriebsgruppen, seit Jahr und Tag von einer RGO. oder der KPD. haltungsarbeitern, trotzdem diese, wie auch andere Be
nichts mehr wissen wollen. So berichtet das Blatt von einer gut besuchten Betriebsversammlung der Bahnmeisterei Bahnhof beim Gleisumbau", der auch in Nachtschichten durchgeführt wird Bellevue, und schildert dann die ungeheuerlichen Zustände usw. Hierzu ist folgendes zu sagen:
1. hat keine Betriebs, sondern eine öffentliche Versammlung unter Leitung der KPD. - Zentrale Flensburger Ede Klopstockstraße stattgefunden.
2. waren so insgesamt 30 Bahnunterhaltungsarbeiter anwesend, so daß also knapp ein Zehntel der über 300 Mann starten, verschiedenen Bahnmeistereien Angehörenden, dem Rufe der RGD. ge= folgt sind.
3. Un wahr ist, daß zu dieser geradezu kläglichen Versammschaften eingeladen waren. lung die Verbandsvertreter der Tarifgewert
4. Wahr ist, daß die Ortsverwaltung Berlin des Einheitsverbandes nicht nur die Bahnunterhaltungsarbeiter der Bahnmeisterei 12, sondern die Arbeiter sämtlicher Bahnmeistereien der Betriebsämter 1-10 seit Wochen in Belegschafts- und Betriebsversammlungen zusammenberufen und ihnen Aufklärung über die Wirtschafts- und Betriebslage der Reichsbahn gegeben hat, die örtlichen Verhältnisse untersuchte und dort, wo die Voraussetzungen dazu gegeben waren, Mängel abstellen ließ.
Bei dieser Aufklärungsarbeit wurde allerdings auch über die skandalösen Zustände berichtet, daß die RGO. Betriebsräte seit Jahr und Tag in ihrer Doppelrolle zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer alles verlottern ließen. Diese Verlotterung ist auch bei den im Artikel der ,, Roten Fahne" genannten Bahnmeistereien und den Bahnbetriebswerken in der Umgegend von Pankow zu verzeichnen.
Aber auch in gewerkschaftlicher Beziehung ist der Zusammenhalt der Arbeiterschaft zu verstärken. Die Funktionäre lehnen vor allem die RG D. Aufrufe zum Sondervorgehen einzelner Be- 5. Wahr ist aber, daß die Ortsverwaltung Berlin des Eintriebe oder zur Entfesselung von Teilstreits mit Entschiedenheitsverbandes und der Bezirksbetriebsrat überall heit ab. Sie fordern von den freien Gewerkschaften, daß diese dort, wo nicht nach den Unfallverhütungsvorschriften der kurz
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