Rr. 277 49. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Und jetzt weiter abwärts!
Mittwoch, 15. Juni 1932
feine Borausfage möglich. Die Regierungen müßten endlich handeln. Ein französisches Sprichwort laute: Nicht die Ranone, sondern die Intelligenz regiert die Welt." Frankreich habe beides und sogar noch ein Drittes, das Gold. Gold habe aber nur dann einen Wert, menn die Intelligenz für feine internationale Verwendung forge. Dafür müßten die politischen Voraussetzungen gefchaffen merden, dann würde es der Welt bald beffer gehen, und die Gläubigerländer mürden mehr verdienen, als irgendwelche Reparationsforderungen ausmachten.
Die neue Notverordnung wird nur Kauffraft zerstören und neue Arbeitslosigkeit erzeugen. Wirtschaftlich ist die Notverordnung der Papenregierung der Die Steuerleistung aus den großen industriellen Betriebsver. größte Unfug, den man sich vorstellen tann. Keine neue Armögen( Industrieumlage) wird von 200 auf 100 Millionen herab beitslosigkeit erzeugen, ist heute oberstes Gesetz. Nach Mög gejezt. Relativ am stärksten werden diejenigen Einkommen mit lichkeit neue Arbeit schaffen, ist oberste Richtlinie der Wirt 1½ bis 6½ Proz. durch die Beschäftigtensteuer erfaßt, schaftspolitit. Dazu darf unter feinen Umständen noch vorhandene die für die Ernährung der Familien voll ausgegeben werden. Dazu Kauftraft zerstört werden. Sonst geht es wirtschaftlich weiter gelten die Steuern vom gesamten Einkommen ohne Freilichen Lage beitragen wird. abwärts. grenze. Neue Einschränkung beim Einlauf, also neue Kauftraftverluste und neue Arbeitslosigkeit sind die Folge.
Selbstverständlich muß auch in Krisenzeiten der Staats haushalt in Ordnung bleiben. Wie in der Wirtschaft, so müssen auch im Staat Gehälter und Löhne weiter gezahlt werden. Reichen die Steuereinnahmen nicht aus, so muß in der Krise in erster Linie das Vermögen und das hohe Einkommen heran gezogen werden, aus denen in guten Zeiten Kapital gebildet wird. Besteuert man das Arbeitseinkommen, das immer voll verbraucht wird, stärker, als etwa die Preise sinken, so wird auch Kauffraft zerstört und neue Arbeitslosigkeit erzeugt, besonders wenn die Steuern zur Erhaltung der Arbeitslosen dienen.
Diefen einfachen, selbstverständlichen Grundsätzen spricht die neue Notverordnung Hohn.
500 Millionen Mart sollen von den bisher Unterstützten aller Arten weniger ausgegeben werden. Dafür gibt es vielleicht 150 000 Arbeitslose mehr, die Landwirtschaft wird noch niedrigere Preise erhalten, noch mehr Fabriken werden zu Schrott.
Die zwei Millionen Invalidenrentner, die im Durchschnitt 35 Mart, in Worten: Fünfunddreißig Mart", verzehren durften, die Ruhegehaltsempfänger der Angestelltenversicherung, die Penfionäre der Knappschaft, sollen 15 Proz. im Durchschnitt weniger verzehren. Das wird etwa 50 000 Arbeitern und Angestellten das Brot tosten.
Das ist die einfache nackte Bilanz des Unterstützungs- und Pensionsraubes bei den Elendsfäßen kann man die Kürzung nur Raub nennen.
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Die Bilanz der neuen Steuerpolitik ist nicht beffer. Hätte man Vermögens- und Einkommensgrößen herangezogen, wobei nur neue Kapitalbildung unterblieben und bestehendes Barvermögen als Notreserve verbraucht worden wäre, so wäre die Kauftraftbafis der industriellen Beschäftigung nicht verringert worden. Aber was geschieht?
Wir haben vor einigen Tagen gezeigt, daß es eine ,, An passung an die Armut der Nation" bei den höchsten Einkommen bisher nicht gegeben hat. Sie werden auch jetzt ge= schont. Wer über 16 000 M. Einkommen hat, wird bei der Veranlagung nicht höher belastet.
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Dafür werden die Verbraucher mit einer Salzsteuer ( 12 Pfennig das Kilo) und die kleinen Gewerbetreibenden mit der Aufhebung der Umsatzsteuerfreiheit bis 5000 Ma belastet. Bei der Salzsteuer erfolgt die Anpassung" an die Armut der Nation auch für die Reichen. Der Generaldirektor mit 15 000 Mark monatlichem Einkommen wird für das Salz in seiner Suppe ebensoviel Steuern zahlen wie der Wohlfahrtsunterstützte und der Invalidenrentner mit 35 Mart und nach dem neuen Abzug mit 30 Mart im Monat. Aber solchen entseglichen Spaß beiseite: Salz steuer und beseitigte Umsatzsteuerfreiheit drüden von neuem auf das Einkommen und die Beschäftigung und verschärfen die Arbeits losigkeit.
Jede Arbeitsbeschaffung durch Anleihen aber ist jetzt im Orfus verschwunden. Die Hoffnung auf eine natürliche Berringerung der Unterstützungssummen und der Arbeitslosigfeit muß begraben werden. Es werden sich neue Fehlbeträge überall auftun, und sehr schnell wird man aus der Not weniger beschäftigter Wirtschaft wieder neues Geld herausziehen wollen.
Wohin das führen wird? Es wird mit dem Wirtschaftsleben in Deutschland weiter bergab gehen wie vorauszusehen war, als Großagrarier und Schwerindustrie die Regierungsstühle im Reich besetzt haben. Der neuen Notverordnung wie der neuen Regierung ist damit auch vom wirtschaftlichen Stand. puntt das Urteil gesprochen.
Welt- Delmonopol oder nicht?
Die Konferenz von Lausanne wird ja darüber Klarheit bringen, ob die hohe Politik zur Erleichterung der weltwirtschaft
Hamburg- Süd- Sanierung.
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20 Millionen Abschreibungen.- Berdreifachte Schuldenlaft. Nach Hapag und Lloyd legt jezt die Hamburg Südamerikanische Dampfschiffahrts Gesellschaft, Obwohl die Aftien Hamburg, ihre Sanierungsbilanz vor. dieses Unternehmens an der Börse bis vor kurzem stets bedeu. tend höher als die der Hapag und des Lloyd bewertet wurden, wird das Kapital ebenfalls im Verhältnis 3 zu 1 zusammengelegt. Die finanzielle Lage ist hier wie dort gleich fatastrophal, der Kapitalschnitt auch hier durchaus ungenügend. Das Betriebsjahr 1931 schließt die Hamburg- Süd mit einem Verlust von 1,1 Millionen Mark( ohne Abschreibungen!) ab. Zum ersten Male werden auch hier die gewaltigen 3inslasten mit 2,14 Millionen Mark ausgewiesen, die sich im laufenden Jahre Zur Sanierung werden. zweifellos noch erhöhen werden. 10 Millionen Mark Vorratsaktien eingezogen und das Restfapital von 30 Millionen Mark im Verhältnis 3 zu 1 herabge= fetzt, moraus ein Buchgewinn von 20 Millionen Mark entsteht. Den Reserven werden 5,89 Millionen Mart entnommen. Mit
diesen Beträgen wird der Betriebsverlust ausgeglichen, werden A b- schreibungen von 19,8 Millionen Mark vorgenommen( davon 17,5 Millionen auf Schiffe) und eine Sonderreserve von 5 Millionen Mark gebildet.
Trotz dieser erheblichen Abschreibungen erscheint der Schiffs= part in der Bilanz mit einem höheren Wert als im Vorjahr, nämlich mit 52,1 gegen 50,7 Millionen Mark, weil erst im Berichtsjahre zwei neue Schiffe in Betrieb genommen wurden. Diese Neubauten fosteten 23 millionen Mart, dementsprechend erhöhten sich die Schulden von 13.2 auf 37,3 millionen Mart. Das ist ein geradezu er schütterndes Beispiel für die unerhörte Bau- und Finanzpolitik der privatkapitalistischen Wirtschaftsführung in der Schiffahrt.
Diese Schulden- und Zinsenlast wird dazu führen, daß die Spezialreserve von 5 Millionen Mark schon im laufenden Jahre aufgebraucht sein wird. Was aber soll man dazu sagen, menn in solchen Jahren, in denen man Reichssubventionen in Millionenbeträgen in Anspruch nimmt, die Aufsichtsräte eine laffen? Dieser ganz ungewöhnlich hohe Satz soll auch noch in der Generalversammlung von neuem beschlossen werden, wäh rend sonst die meisten Gesellschaften die feste Vergütung jest start herabfezen!
Die gescheiterten New- Yorker Verhandlungen .- Die Stellung Sowjetrußlands. Mindefitantieme von nicht weniger als 5000 M. je kopf fich zahlen
Bor einigen Wochen famen in New York die Vertreter der führenden Delfonzerne der Welt zusammen, um sich über eine gemeinsame Produktions- und Abfagpolitik zu einigen. Neben den großen amerikanischen Deltrusts, besonders den Gesellschaften der Standard Dil- Gruppe, waren auch die meisten mit englischem Kapital arbeitenden Delfonzerne, die Shell, die Anglo Persian und die Burmah Oil Gesellschaft vertreten, außerdem aber auch erst malig die Russen.
Diese Besprechungen find gescheitert. Man wird aber damit rechnen müssen, daß in absehbarer Zeit von neuem Berhandlungen aufgenommen werden. Es handelt sich ja bei den NemDorfer Besprechungen noch nicht um die vorgesehene Konferenz, sondern nur um Vorbesprechungen, die die Grundlage für eine endgültige Konferenz bilden sollten.
Im Mittelpunkt der Besprechungen stand ein Programm, das von Keßler, einem führenden Direktor des Shell- Konzerns, ausgearbeitet worden war. Dies Programm sah vor, daß die führenden Deltonzerne ihre Produktion nach einem gemeinsamen Plan drosseln sollten, damit die gewaltigen Erdöl- und Benzinvorräte endlich vermindert werden und dadurch die Voraussetzung für einen Wiederanstieg der Preise für Erdöl und Benzin geschaffen
werden könnte.
mit den Russen sollte ein Sonderabkommen getroffen werden. Da Rußland auf Grund seines Fünfjahresplans in den letzten Jahren feine Erdölförderung und ebenso seinen Erport außerordentlich start gesteigert hat und da für die kommenden Jahre eine weitere Stei gerung in gleichem Tempo vorgesehen ist, wollte man den Russen eine Produktionsdrosselung nicht zumuten, wohl aber sollten die Exportmengen Rußlands auf eine bestimmte Quote be. schränkt werden. Prinzipiell waren die Russen einverstanden. Ihnen ist daran gelegen, aus dem Verkauf von Erdöl und Erdöl erzeugnissen eine erhebliche Deviseneinnahme zu erzielen; trotz der starten mengenmäßigen Exportsteigerung( seit 1929 um zwei Drittel) war wertmäßig der Devisenertrag im vergangenen Jahr nicht größer als in den vorhergehenden Jahren. Die Russen forderten jedoch, daß ihnen ein bestimmter Mindestpreis zugesichert wurde, sie forderten ferner, daß ihnen ein Teil dieser in den nächsten Jahren zu liefernden Mengen schon im voraus bezahlt werde.
Man hätte sich vielleicht über einen Teil dieser Forderungen verständigen können, aber die Russen sollten nach den Vor
schlägen der Amerikaner und Engländer auf die Unterhaltung selb ständiger Bertriebsgesellschaften im Auslande überhaupt verzichten. Bei einem Ablauf des vorgesehenen Lieferungsvertrags märe alfo Rußland gezwungen gewesen, neue Vertriebsorganisationen zu er richten. Im übrigen aber waren die Russen mißtrauisch, ob die anderen großen Konzerne überhaupt in der Lage sein mür den, eine allgemeine internationale Produktionsdrosselung durchzu führen.
Tatsächlich läßt der beschlossene Erdöl und Benzinzoll der Vereinigten Staaten erwarten, daß dort die Bohrungen wieder stärker zunehmen werden, und im übrigen gibt es neben den großen auf der Besprechung vertretenen Konzernen noch eine fehr große Anzahl fleinerer Gruppen, die nicht daran denken, sich der Drosselungspolitik der großen Trusts anzuschließen.
Auch eine Wiederaufnahme der jegt gescheiter ten Besprechungen wird angesichts der Vielzahl der Produs zenten zur Errichtung eines Belterdöl- und Benzinmonopols nicht führen. Immerhin ist das Zustandekommen eines großen internationalen Blods der hauptsächlichsten Konzerne und Gruppen wahrscheinlich geworden; es würde sich vor allem auf denjenigen Märkten auswirken, die in der Hauptsache auf die Zufuhr ausländischer Erdölerzeugnisse angewiesen sind und in denen schon
iegt die Bersorgung fyndikatmäßig organisiert ist. Zu diesen Ländern gehört in erster Linie Deutschland.
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Die Generalversammlung der 3G- Chemie. Auf der Generalversammlung der G. Chemie, Basel, die bekanntlich die Holdinggesellschaft der JG.- Farben ist, stellte Geheimrat Schmitz fest, daß bei einem Kapital von 134 Millionen Schweizer Franken und einem Reservefonds von 100 Mill. Franken die Forderungen die Schulden um 151,3 mill. Mt. übersteigen, während die Beteiligungen mit 92,9 Mill. Schweizer Franfen be wertet sind. Die Tochtergesellschaft in Oslo habe dieses Jahr die Dividende ausfallen lassen; die New- Yorker Tochtergesellschaft habe die Dividendenzahlung( trog starter Rückstellungen) noch nicht aufgenommen.
Ueber die wirtschaftliche Entwicklung des laufenden Jahres fei
Im Geschäftsbericht wird ausgeführt, daß die Abschaffung aller Kontingentierungen eine Gesundung der Weltwirtschaft bringen mürde. Die Schiffahrtskartellverträge würden in der Krise allem die michtige La- Blatanicht eingehalten, so sei vor Frachtkonferenz aufgeflogen, so daß die Frachten weiter gesunken seien.
Rückschlag im englischen Export.
Wachsender Einfuhrüberschuß im Mai
Die Befferung des englischen Außenhandels, die sich im April seit der Pfundabwertung und der neuen Zollpolitik erstmalig in einer erheblichen Steigerung des Exportes bei gleichzeitigem scharfen Sinken der Einfuhr fühlbar machte, hat im Mai bereits wieder einem größeren Rüdschlage Plaz gemacht.
Der Export aus Großbritannien sank im vergangenen Monat Don 34,7 auf 30,1 Millionen Pfund, während überraschender
weise die Einfuhr trog der scharfen Drosselung durch den
neuen Generaltarif von 53,2 auf 55,7 Millionen Pfund st i eg. Die
Entwicklung der Ausfuhr zeigt, daß auch die Pfundabwertung für
England keinen Ausgleich gegenüber den allgemeinen Schrumpfungserscheinungen im Welthandel mehr bringt, denn das Maiergebnis erreicht wieder den bisherigen Rekordtiefstand vom Januar und Februar d. J. In den ersten fünf Monaten 1932 betrug der Gesamterport 157,3 Mill. Pfund, dem eine Einfuhr im Werte von 302,5 Mill Pfund gegenübersteht. Die Passivität der englischen Handelsbilanz beträgt demnach von Januar bis Mai 145,2 mill. Pfund, die einem Werte von 2,25 Milliarden Goldmart entsprechen.
Konsumvereine im April.
Der Zentralverband deutscher Konjumvereine veröffentlicht die Umsatzergebnisse von 153 größeren Genossenschaften im April. Der Gesamtumsatz der von der Statistik erfaßten Konsumgenossenschaften betrug 54,17 Millionen Mart, gegenüber 55,63 Millionen Mart im März 1932. Die Umsagverminderung ist ver
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