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proletarischer Kulturwille Oer Deutsche Arbeiiersängerbund

Die kapitalistische Gesellschaft kracht in allen Fugen. Ihr wirt- schaftlicher Vankrmt mitb durch die Zusammenbrüche großer Unter- nehmungen, der geistige durch die Nazibewegung charakterisiert. Sub- ventionen des Staates stützen Agrarier, Großindustrielle, Banken. In diesem Chaos stehen die proletarischen Organisationen. Sie konnten bisher in ihren Grundlagen erhalten bleiben, weil die Solidaritätsideologie sich kräftig genug erwies. Ein Einblick in den Geschäftsbericht des Deutschen Ar» beiter-Sängerbundes bestätigt das aufs neue. Der Be> richt umfaßt die Zeit von 1923 bis 1932. Selbstverständlich machen sich die Wirkungen der Krise bemerkbar. So sind die Beiträge des Geschäftsjahres 1931/32 um den Betrag für 27990 Mitglieder zurück- gegangen. Rund 442 999 M. sind dem Bund als Beiträge zugeflossen. Der Schutz der Chöre vorAuffllhrungsgebühren auf Grund des Urheberrechtes bringt die Hauptbelastung des Bundesetats mit rund 127 999 M. 28,6 Proz. aller Beitragseinnahmen müssen dem Musikschutzverband als Vertragsgebühren bezahlt werden. Um die Leistungsfähigkeit der Dirigenten der Arbeiterchöre zu fördern, beteiligte sich der Bund an den Staatlichen Chorleiterkursen durch Uebernahme der Fahr- und Tagegelder. Dies ergab eine Belastung von etwa 32 999 M. Aber auch die Schulung der F u n k t i o- n ä r e, die alljährlich in dem Ferienheim der Adefe in Friedrich- roda durch einwöchioe Kurse erfolgte, erscheint mit 17 999 M. im Etat. Aus diesen Zahlen ist die K u l t u r a r b e i t des Arbeiter- Sängsr-Bundes zu erkennen. Noch deullicher tritt das bei dem nur für die Mitglieder des DAS. eingerichteten Verlag in Erscheinung. Autoren(Kompo- nisten. Dichter, Bearbeiter, Uebersetzer), Notendruckereien und die Mitglieder sind die Nutznießer dieser Einrichtung. Durch den eigenen Verlag kann den Arbeitersängern zu niedrigsten Preisen Material für den Chorbetrieb zur Verfügung gestellt werden. Auf diese Weise ist für die Wltoren die weiteste Verbreitung ihrer Ar- bellen möglich. Auch durch die gratis gelieferten Chöre, die in etwa 16 999 Partituren und 899 999 Stimmen verteilt wurden,

wird die Verbreitung von neuen Liedmaterial wesentlich gefördert. Im Umsatz des eigenen Verlages machte sich die Krise am stärksten bemerkbar. Gegenüber dem Jahre 1929/39 ergibt sich für das Jahr 1931/32 eine Einnahmeminderung von rnud SS Proz. Auch beim Be­zug der A r b e i t e r- S ä n g e r z e i t u n g ist ein Rückgang um etwa 2. Proz. festzustellen. In diesen Zahlen zeigt sich die Auswirkung der Arbellslosigkell auf den DAS. Oft wird von den Chören über ein 69- bis 99prozentige Erwerbslosigkeit der Mitglieder berichtet. Wenn unter solchen Umständen der Durchschnittsm tglieder- bestand mit 42(gegenüber 52 je Verein im Jahre 1929) festgestellt werden kann, dann kann von erfolgreichem Widerstand der Ar- bciter-Sängerbewegung gegenüber dem Angriff der Krise gesprochen werden. Die G e f a m t m i t g l! e d e r z o h l wurde statistisch mit 188 737(darunter 69 94Z Frauen) für 4453 Vereine ermittelt. Die Jugendlichen(bis 29 Jahre) sind in dieser Zahl mit 17 894 (davon 319S weibliche) vertreten. Das Bestreben, auch die Kinder für den Chorbetrieb zu interessieren, hat zu 183 gemeldeten Kinder- ch ö r e n mit 11 967 Kindern(davon 7986 Mädchen) geführt. An unterstützenden Mitgliedern meldst die Statistik 126 135. Diese Fest- stellungen berechtigen sicher zu der in der jetzigen Notzeit erfreulichen Schlußfolgerung: die sozialistische Idee führt auch die singenden Proletarier zu einer achtunggebietenden Gemeinschaft. Es bleibt noch festzustellen, daß die Behörden trotz aller schönen Reden über die notwendige Kulturarbeit für diese Kulturgemeinschaft der Arbeller- sänger nur selten Unterstützungen übrig haben. Erwähnt sei auch, daß sich(neben der Wirtschaftskrise) die KPD. zur Aufgabe gestellt hatte, dem Arbeiter-Sängerbund Schwierigkellen zu bereiten. Allerdings hat der kommunistische Sängerbund Kampf- gemeinschaft bisher nur den Austritt von etwa 3999 bis 4999 Mit- gliedern erreichen können. Wenn die organisierte Arbeiterschaft sich grundsätzlich und praktisch zum Arbeiter-Sängerbund bekennt, dann wird auch die kommende Geschäftsperiode, trotz Wirtfchaftsnot und trotz Spallungsversuchen, den proletarischen Aufbauwillen nicht brechen können, wie er in der Tätigkell des Arbeiter-Sängerbundes zum Ausdruck kommt. XI.

Lausanne eröffnet. Macdonalds programmrede. c a u s a a u e. 16. Juni. (Eigenbericht) Um 10 Uhr heule vormittag fand im würdig ausgeschmückten Fesksaal des Hotels Beau Rivage die feierliche Eröffnung s- ) i h u n g der Lausanncr Konferenz statt. Macdonalds Pro- grammrede zeigte deulllch. daß sich der Stoff der Beratungen auf Reparationen und Wellwirtschaslssragsn beschränken wird. Sie gab die Bereitschaft der Gläubigerländer zu verstehen, auch unter Opfern aus Zahlungen Deutschlands zu verzichten, und stellte als Preis des Verzichts in allgemeiner Form den Anspruch aus eine politische Ruheperiode aus. die wohl hauptsächlich e'n Verzicht Deutschlands darstellen soll, für eine bestimmte Zeil aus jede Revisionspolitik zu verzichten. Sofort zu Beginn der Sitzung schlug herriot im Namen der einladenden Länder vor, Macdonald zum Präsidenten der Konferenz zu wählen: unter starkem Beifall erfolgte die Wahl eiw stimmig. In einer Begrüßungsansprache schilderte Bundespräsident Motto- Schweiz die Last der Krise. Vom Erfolg der Lausanner Arbeit hänge auch das Schicksal der Abrüstungskonferenz im großen Umfange ab. In den Händen dieser Reparationskonferenz liege die Entscheidung über Wohlfahrt oder Vernichtung. Im Namen der Schweiz und aller Völker bringe er den Delegierten die heißesten Wünsche für einen vollen Erfolg dar. Rlacdonald sprach seinen Dank an die Schweiz aus für ihre Organisationsarbeit. Dann ver- ließ M o t t a als Nichtmitglied der Konferenz den Saal, während alle Delegierten sich erhoben. Seine große Programmrede begann Rlacdonald mit der Feststellung, die Augen der ganzen Welt feien, wie niemals zuvor, auf diese Konferenz gerichtet, in der Hoffnung auf Verstänoi- gungen zur Beendigung der Krise. Man stehe nahe vor einer Wellkatastrophe. Nichts sei kleiner als die Well, nichts geringer als«in System, das rundum zusammenstürze. In dieser Krise seien Frankreich , Italien , Deutschland , Amerika . England nicht vom Recht der Welt ausgeschlossen, habe man seither eine Politik verfolgt, welche die einfachsten Wirt- schoftsgesetze verletzt habe, so�müsse die gesunde Vernunft unweigerlich und ohne Zögern zu besteren Wegen führen und zur Verpflichtung, den Preis zu zahlen, den solche Irrungen gekostet hätten. Ueber eine der Ursachen des Niederganges, die finanzielle Erbschaft des Krieges, soweit sie Rückwirkung aus dis Weltwirtschaft habe, müsse man zu einer Verständigung kommen. Mac- donald unterstrich die Feststellungen der Baseler und Genfer Sachverständigen-Gutachten, die eine rasche Lösung der Reparationsfrage als unerläßlich« Voraussetzung für die Gesundung bezeichnet haben. Es handelt sich nicht nur um ein technisches, sondern um ein Problem weiter Prinzipien. Ein Prinzip dränge sich allen Teilnehmern auf, nämlich, daß Verpflichtungen nicht einseitig ausgesagt werden könnten. Wenn aber Zahlungsunfähigkeiten vermieden werden sollten, so müßte durch Verständigung festgestellt werden, daß alle Verpflichtungen unausführbar geworden feien. Bei jeder Verständigung müsse sede Partei den Tatsachen Rechnung tragen. Unter diesen Tatsachen handele es sich nicht nur um die Feststellung, ob Pläne unerträg- Nche Lasten ausgelöst hätten, sondern auch, in welchem Maße sie durch ihre wirtschaftliche und finanzielle Schwäche zu dem beklagens- werten Zustand der heutigen Welt beigetragen hätten. Die Arbeit der Konferenz müsse auch die Einflüsse umfassen. die an der Zerstörung aller arbeiteten. Europa könne hierin nicht allein handeln urd man müsse die Versicherung begrüßen, daß nach Beendigung der jetzigen Phase der Arbeiten die Vereinigten Staaten die Konferenz«rmutiat hätten zum Glauben an ihre Mitarbeit an einigen der größten Probleme. In Lausanne könne kein voller Erfolg möglich sein ohne den Er- folg der Abrüstungskonferenz. Es gelte eine Periode der dauer- haften politischen Ruhe herzustellen, in der die Völker nach Rege- lung ihrer Angelegenheiten nicht mehr durch die Furcht vor Krieg und Kriegsgerüchten verwirrt werden könnten. An einem Punkte der Konfercnzverhandlungen werde vermutlich diese Frage angepackt werden müssen. Die Völker warteten sehr darauf, selbst unter großen Opfern heroisch dem Rufe der Konferenz zu folgen. Er flehe daher die Konserenz an. nichts zu fürchten außer der Schwäche.(Stürmischer Beifall.) Die Konferenz wählte ein- stimmig Sir Maurice chankey zu ihrem Generalsekretär. cheut« nachmittag wird eine erneute Beratung der sechs einladenden Mächte das Arbeitsprogramm für die erste Arbeitssigung morgen früh aufstellen.

Preußen bleibt fest. Gegen die dunklen Ziele staatsfeindlicher Elemente. Schon die Ankündigung von der Aufhebung des SA.-Derbotes hat bewirkt, daß überall im Reiche die Zlusschreitungen und lieber- fälle nationalsozialistischer Trupps lawinenhaft angewachsen sind. Mehr als einmal ist es vorgekommen, daß auch Polizei- b e a m t e tätlich von rechtsradikalen Elementen angegrifien wurden. Der preußische Innenminister Carl Severing hat sich deshalb veranlaßt gesehen, an die Regierungspräsidenten, Ober- Präsidenten und Polizeipräsidenten einen Erlaß zu richten, in dem es heißt: Die gegenwärtige politische Lage und die infolge der politischen Ereignisse eingetretene vnklarheil der weiteren Ent- wicklvng bietet nach den Beobachtungen der letzten Tage an den verschiedensten Stellen des Slaatsgebieles staatsfeindlichen Elementen offenbar Anreiz und Gelegenheit, ihre dunklen Ziele durch SlLrunoen der öfsenllichen Sicherheit und Ordnung und verbrecherische Anschläge, wie Plünderungen und Uebersälle auf andere Staatsbürger und auf Polizeibeamle mit besonderer Hemmungslosigkeit zu verfolgen. Es ist die Pflicht der Polizei. dieses Treiben ans das aufmerksamste zu beobachten und ihm jederzeit möglichst schon vorbeugend mit allen, auch den schärfsten Rlilteln entgegenzutreten.- Der Innenminister weist dann darauf hin. daß die gesetzlichen Bestimmungen insbesondere durch die Notoerordnungen des Reichs- Präsidenten gegeben sind. Besonderes Augenmerk soll auf das Treiben ausländischer Elemente gelegt werden. Zum Schluß wird in dem Erlaß der Erwartung des Ministers Zlusdruck gegeben, daß die Leiter der Polizeibeamten sich im Bewußtsein ihrer Verant- wortung für die Aufgabe, die öffentliche Sicherheit und Ordnung vor Erschütterungen zu bewahren, persönlich in jeder Weise vorbildlich einsetzen. D« Ernst der Wirtichaftskrlse in Frankreich kommt nicht nur in der Zahl der Arbeitslosen und Kurzarbeiter zum Ausdruck, son- dern auch in der Zahl der wegen Belchöftiqungslosigkeit in ihre che mat zurückkehrenden Ausländer. Nach den Feststellungen des Arbeitsministemims haben in den ersten fünf Monaten des Jahres bereits über 69999 ausländische Arbeiter Frank- reich verlassen, während im ganzen Jahre 1931 nur 92 999 ausgewandert sind.

L. Oernburg:Die eiserne Zungfrau." Rose-Theater. Das Motiv der eisernen Jungfrau ist eiserner Theaterbestand vergangener Jahrzehnte, in denen man die schrullige und ranzig ge- wordene alte Jungser lediglich als Zielscheibe eines oft rohen chohns empfand. Damals war man weniger als unsere an Freud ge- schulte Zeit bestrebt, ihr Mitgefühl und psychologisches Verständnis entgegenzubringen. Das neueste Rose-Theater-Stllck wurzelt durch- aus in der alten Theaterpraris. Die eiserne Jungfrau ist in diesem Falle die Schwester eines Landpfarrers. Sie tobt, keusch bis auf die unbegehrten Knochen, durch die Zimmer, entrüstet sich moralisch, stänkert herum. Aber ihre Welt bricht zusammen: denn schließlich stellt sich heraus, daß so ungefähr niemand im Hause ist, der nicht ein von Folgen begleitetes Fehltrittchen begangen hätte, und sogar der Bruder selbst, der fromme Gottesmann, hat vor 38 Iahren einer Jungfrau ein Kind aufgehängt. Die Jungfrau von damals ist in- zwischen Großmutter geworden, aber eine smarte, lebenslustige, moralisch äußerst liberale. Und es kommt zu einem späten Eheglück. Ein paar Passagen, die nachdenklich gemeint sind, wirken pein- lich. Die Frage, ob erwachsene Menschen keusch leben sollen, ist nun heute wirklich kein Problem mehr, über das sich geistreiche Aphoris- men machen lassen. Um durch offene Türen zu gehen, brauche ich nicht den Kunstschlosser zu holen. Das andere ist handfestes, derbes Lustspiel, ohne Delikatesse und Charme, aber sicher im Griff und nicht ohne Blick für Bühnenwirksamkeit. Schauspielerisch steht der Abend im Zeichen der prächtigen Josesine D o r a, die nicht nur alles herausholt aus ihrer Alt- jungfernrolle, sondern auch vieles hineinträgt, was nicht drin steht. Wunderbar, wenn sie zuletzt, nach einem Leben des Räsonierens und Ouertreibens, an den Frivolitäten ringsum, genießerisch schmat- zend, Geschmack zu finden beginnt. Im übrigen bringt, auch wenn er in diesem besonderen Falle allzusehr karikiert, Armin Schweizer , diese in vielen Sätteln gerechte und immer zuverlässige Ensemble- stütze, als Ausbund von einem Klatschmaul, tüchtig Leben in die Lude. Sonst ist noch Hermine S t e r l e r als hochmoderne Groß- mutier zu erwähnen, während Carl de Vogt aus der undankbaren Landpastorrolle nicht viel zu machen vermochte. Hans Bauer.

Oie Nazis ierrorisiersn ein Theater. Aus Kassel wird gemeldet: Die Direktion desKleinen Theaters- hatte für gestern abend und die folgenden Tage die Vorstellung des SchauspielsD i e Waterloobrücke- angekündigt. Die hiesige Gauleitung der NSDAP , teilte darauf der Direktion mit, daß sie diese Aufführungen als eine öffentliche Provokation ansehe. DasKleine Theater­ließ sich dadurch einschüchtern und entschloß sich, keine weiteren öffentlichen Aufführung des Stückes mehr stattfinden zu lassen. In Berlin ist dieses englische Schauspiel in Serienaufführungen gegeben worden, ohne daß irgend jemand Anstoß daran genommen hätte. Es ist ein ziemlich friedliches Stück, das die Liebesepisode eines englischen Urlaubers während des Krieges in London zum Inhalt hat. Weder wird gegen ikie Deutschen gehetzt, deren Luft- schiffe London unter Schrecken halten, noch ein« aufdringliche Anti- kriegspropaganda getrieben. Es ist also unverständlich, wieso die Nazigauleitung in dem Stück eine Gefährdung irgendwelcher Jnter- essen erblicken konnte, aber noch unverständlicher, daß eine Theater- direktion sich von einer unverantwortlichen Terroristengruppe ins Boxhorn jagen läßt. In diesem Fall wäre es, wenn je, Aufgabe der Polizei gewesen, die Besucher des Theaters vor den Nazi- indianern zu schützen.

Leihgaben des L-mvre in der Rakionalgalerie. Ludwig Iusti hat die drei der Berliner Nationalgalerie gehörenden Werke Edouard Manets, die von der französischen Kunstverwaltung für die demnächst zu eröffnende große Manet-Ausstellung in Paris erbeten waren, unter der Bedingung zur Verfügung gestellt, daß der Louvre als Leihgaben für die Berliner Galerie einige Werke der- jenigen französischen Hauptmeister des 19. Jahrhunderts überläßt, die hier sonst fehlen. Daraufhin hat jetzt der Louvre drei hervor- ragende Werke aus feinem Besitz nach Berlin gesandt, und die Bilder erhielten soeben im ersten Stock der Nationalgalerie, in dem der französischen Kunst gewidmeten Ccksaal an der linken Seite, als Leihgaben ihren Platz. Es sind das Selbstbildn�""n«w- Louis David, dem Führer des französischen Klassizismus, der Kürassier" von Theodore Gericault , das Bild er,iej im Profil, und derBesfroi de Douai" von Camille Corot , eine Straßenlandschaft aus der nordfranzösischen Stadt. Die drei Ber- ltner Bilder Manets sind gestern nach Paris abgegangen.

Garienbühne in der Großstadi. Oer Mgimentspapa" in derAeuen Welt". Da sitzt man in einem schönen großen Garten mit altem Baum- bestand und läßt sich auf der Gartenbühne ein heiteres Stückchen vorspielen. Für den Juni ist es reichlich frisch, man möchte von einer Maikühle sprechen. Aber das Spiel auf der Bühne hilft einem darüber hinweg, und da serviert wird, kann man sich auch sonst dagegen schützen. Von der Großstadt spürt man hier gar nichts, aus dem großen Saal nebenan, in dem die Sozialdemo- kratie eine ausverkaufte Versammlung abhält, schallt nur ein paar- mal das Händeklatschen herüber; sonst ist es hier ganz still und lauschig. Ein großer gelber Mond steht am Himmel und spiett ohne Gaue mit. Er scheint direkt zur Inszenierung zu gehören, denn er wird von der Bühne aus apostrophiert. Die engag�inentslosen Künstler, die nun schon eine ganze Weile in der Kzasenheide auftreten, sind von lebhafter Spielfreude erfüllt. Sie lassen es sich nicht anmerken, daß sie einst bessere Tage und bessere Bühnen gesehen haben. Sie lassen es auch die Zuhörer nicht entgelten, daß ihrer nicht mehr sind. Inge van der Straten führt die Regie, und alles klappt großartig auf der Gartenbühne. Man hat denN e g i m e n t s p a p a- wieder aus­gegraben. eine Militärposse mit sehr viel Situationskomik, ein Re- pertoire aller gangbaren Bühnenscherze, das ohne besondere Mühe eine aotimilitaristische Spitze bekommen könnte. Viktor H o l l ä n- d e r s Musik und besonders seine Schlager von damals gefallen dem Publikum immer noch ausnehmend. Ein Sammellob allen Dar- stellern: Inge van der Straaten , Paul Rehkopf , Theo Stolzenberg, Heinz Beck, Kurt Münzer , Marie Fuchs und Maria Bohse. Im Publikum freut man sich, daß man hier für so billiges Geld auch ein- mal so gute Künstler zu hören bekommt.' v.

Reue Petroleumselder in Rußland . Die Entdeckung großer Petroleumlager, durch die der Sowjetstaat zu dem bedeutendsten Lieferanten an Erdöl werden würde, ist in einer Sitzung der Mos- kauer Akademie der Wissenschaften bekanntgegeben worden. Unter- suchungen, die soeben vollendet sind, führten zu der Feststellung von drei neuen Petroleumgebieten, die ebenso reich sind wie die Felder des Kaukasus . Die jüngste Entdeckung wurde in dem Gebiet von B a s ch k i r i e n gemacht. Diese Felder scheinen eine Fort- setzung der Lager zu sein, die schon früher im Norden des Gebietes am Embafluß gefunden wurden. Das dritte der neuen Oelfelder liegt im U k t i n s k g e b i e t des nördlichen Ural . Die Leiter der russischen Petroleumindustrie planen die sofortige Erschließung dieser neuen Quellen. Das Institut für Arbeitsrecht hatte im April 1939 folgende Preisaufgabe gestellt:Die Haftung aus Tarifverträgen nach deutschem Recht unter Berücksichtigung des österreichischen und schweizerischen Rechts" und dafür einen Preis von 1599 Mark ausgesetzt. Von den eingereichten Arbeiten ist die Arbeit des vr. jur. Karl Buchholz -Dessau mit einem Preis von 899 Mark ausgezeichnet worden. Den Arbeiten des *tud. jur. Karl Heinz Bclow-Berlin und vr. Zur. Prölß-Hamburg- Bergedorf ist eine ehrenvolle Erwähnung und je 159 Mark von dem Gesämtpreis zuerkannt worden. Amerikanische Stiftungen für die Äöltinger Universi'ät. Bei der Iahreefeier der Göttingcr Universität wurde mitgeteilt, J) der Eöttinger Universität von amerikanischer, noch ungenannter Seite ein Vermögen gestiftet wurde, dessen Zinsen jährlich 199 999 Mark be- tragen. Sie sollen für die Krebsforschung verwandt werden. Von der gleichen Seite wurde eine Summe zum Bau eines Erholung?- heims für Professoren und Studenten zur Verfügung gestellt. Die Rockefeller-Stiftung hat weiter 399 999 Mark zum Ausbau des In- stituts für anorganische Chemie gegeben. Roch ein Theater, das floriert. Am Stadttheater Würzburg er- fuhren die Einnahmen in der Spielzeit 1931/32 eine Steigerung von 13 Proz., die Besucherzahl stieg um 27 Proz., die Abonnentenzahl um 114 Proz. Die längste Brücke Afrikas . Kürzlich wurde bei Markardi in Nigeria eine Eisenbahn, und Straßenbrücke über den Benue , einem Rebensluß des Niger , eröffnet. Es ist die längste Brücke Afrikas : sie ist 774 Meter lang. Insgesamt kostet die Brücke 29 Millionen Mark. Rückgang der amerikanischen Filmproduktion. Die amerika - nijche Filmproduktion ist beträchtlich zurückgegangen. Während im Jahre 1939 799 Filme hergestellt wurden, belies sich die Film- poduktion im Jahre 1931 aus 559 und 1332 auf 359 Filme. Als Folge«des starken Rückganges der amerikanischen Filmproduktion wird eine Erhöhung der Fümpreise in der ganzen Welt angesehen. Tie Grohe Serlin« KunstauSstellnng ermäbigt den Eintrittspreis werktäglich aus 75 Ps. und Sonntags nach wie vor 59 Ps.