Großfeuer in Adlsrshof. Ehemische Fabrik in Flammen. - Sehr hoher Sachschaden. 3n den Chemischen Werken der Firma Gebrüder Avenaring in Adlershof , Adlergeslell 295, die sich in der Haupt- fache mit der Fabrikation von Karbolineum besaht, brach gestern nachmittag Feuer aus, das sich in wenigen Minuten zu einem Riesenbrand entwickelte. Eine gewaltige Feuer- und Rauch- säule war meilenweit sichtbar. Die Feuerwehr muhte alle Kräfte aufbieten, um die hauptsabrikationsgebäude vor der Vernichtung ,u schuhen. Stundenlang wurden aus einem Duhend Schlauchleitungen stärkster Kaliber ungeheure Wassermengen in die Feuers- glul geschleudert. Auf dem umfangreichen Fabrikgelände der Karbolineumwerke gren.jen ein- und zweistöckige hallen dicht aneinander. In einem Gebäude, das etwa 1l)00 Quadratmeter Fläche hat, be- finden sich das Kesselhaus, die Destillation und ein Oellager. Das Gebäude ist von zahlreichen Röhren durchzogen, in denen das schlechte O e l großen Kesseln zugeführt und durch einen be- stimmten Produktionsprozeß wieder hochwertig gemacht wird. Eine der Oelleitungen ist offenbar undicht geworden uno das ausfließende Oel. das mit Benzol und anderen chemischen Mitteln behandelt wird, geriet plötzlich in Brand. In ganz kurzer Zeit stand das Kesselhaus in Flammen. Stichflammen schoflen nach ollen Seiten und die Belegschaft mußte in größter Elle ins Freie flüchten. Bom Kesselraum sprangen die Flammen auf den D e st i l l a t i o n s> räum und das anschließende La g e r über. Als in kurzen Ab- ständen auf den Alarm„Großfeuer" sechs Löschzüge unter Leitung des Branddirektors Pozdziech anrückten, bildete das ganze Gebäude nur noch ein einziges Flammenmeer, lieber hundert mit Karbolineum gefüllte Fässer, Sie auf dem Hof in un- mittelbarer Nähe des Brandherdes standen, fingen gleichfalls Feuer. Der Straßenbahnverkehr mußte völlig unter- krochen werden: später konnte der Betrieb durch Umsteige, bzw. Pendelverkehr wieder in Gang gebracht werden. Das gewaltige Feuer hatte unzählige Schaulustige angelockt, so daß die Schupo Absperrungen vornehmen mußte. Berlin ohne Ausweg Rede des Stadtkämmerers— Für Vertagung der Etatsfestsetzung Rsichswehr gegen Nazis. Korrektes Verhalten des Kommandeurs in pafewalk. Bei der Einweihung des Kriegerdenkmals in Päse- walk ereignete sich«in bezeichnender Zwischenfall. In dem Fest- zug marschierte am Schluß auch ein« starke Abteilung Nationalsozia- listen mit wehenden Hakenkreuz sahnen. Der Komm an- deur der Reichswehr erklärte, als der Festzug mit den Nationalsozialisten auf dem Marktplatz eintraf, er würde sofort die aufmarschierten Reichswehrformationen abrücken laflen, wenn diese Partei mit ihrer Fahne mitmarschiere. Um einen Skandal zu ver- meiden, schickte man darauf die Nationalsozialisten nach Hause. Als die offizielle Feier vorüber war, veranstalteten die Nationalsozia- listen dann einige Stunden später an dem Denkmal eine eigene Demonstration. Selbstmord im Tiergarien. Am Saum erhängt aufgefunden— Die Not der Künstler. Im Tiergarten wurde gestern vormittag ein schauriger Fund gemocht. Spaziergänger sahen zu ihrem Entsetzen an einem Baumast die Leiche eines Mannes hängen. Bon der Tiergartenverwaltung wurde sofort die Polizei benachrichtigt, die für den Abtransport des Selbstmörders ins Schauhaus sorgte. Der Lebensmüde ist ein SSjähriger Künstler Georg W o l f f aus der Sächsischen Straße 75. Wie aus einem Abschiedsbrief hervorgeht, der in den Taschen des Mannes gefunden wurde, sind finanzielle Sorgen das Motiv zu dem Berzwsiflungsschritt. Wolff ist vielen Berlinern ol- der Komiker„Lachpillen Wolff" bekannt. Die Glanzzeit des Komikers war im Jahre 19Z8 beendet J und seitdem fand er kein größeres Engagement mehr. Der Mann,\ der ehemals an ersten Kabarettbühnen arbeitete, mußte sich schließ-> lich mit ganz kleinen Gelegenheitsvorträgen begnügen. Die gestrige Sitzung des haushallsausfchusses der Stadtverordneten gewann durch eine Rede des Stadtkämmerers Asch besondere Bedeutung, der den ZUagistratsbeschluß einer Vertagung der Etalsestsehung bis September eingehend begründete. Aus den Ausführungen des Stodtkämmercrs ist zu entnehmen, daß heute noch kein klarer lleberblick über die Rückwirkungen der Rotverordnungen Preußens und des Reiches auf die Berliner Stadtwirtschast geschaffen werden kann. Immerhin steht bei den überschläglichen Berechnungen soviel fest, daß der vorliegende Haushaltsplan des Wogistrals durch die voraussichtlichen Zuwendungen des Reiches nicht ausgeglichen werden kann. Der Haushaltsausschuß vertagte sich dann, heule wird die Aussprache über die Rede des Kämmerers und den Wagistratsvorschlag slatlsinden. Das Stadt- Parlament wird am nächsten Donnerstag über die Vertagung der Etatsenkung beschließen. Der Stadtkämmerer wies in seiner Rede besonders dar- auf hin, daß Boraussetzung für jede Beteiligung am Reichs- Zuschuß nach wie vor ist, daß die betreffende Gemeinde alle Steuermöglichkeiten ausgeschöpft hat, sparsam wirtschaftet Volksfront gegen Hifler-Barone! Unsere nächste Betriebsveranstaltung: Siemens-Plania-Werke A.-G. Freitag, 17. Juni, 16K Uhr, bei Schünemann, Lichtenberg , Moellendorffstr. 53/54, Hammerschaftsversammlung:„Der Kampf um die Lebensrechte der Arbeiterschaft". Referent: Alfred Markwitz. und angemessene Unterstützungssätze nicht überschreitet. Neu bestimmt wird, daß eine hausholtsordnung zu schaffen ist, durch die sichergestellt wird, daß Ausgabeansätze oder Einnahmeschätzungen erhöht bzw. neue Ausgaben nur dann eingestellt werden dürfen. wenn der Gemeindevorstand nicht Widerspruch erhebt, wozu er verpflichtet ist, soweit er die Deckung der Gesamtausgaoen des .hausbaltsplans nicht mehr für gesichert hält. Ferner dürfen die vom Gemeindevorstand aufgestellten Stellenpläne von der Gemeinde- Vertretung nicht erhöht, sondern nur unterschritten werden. Bemerkenswert ist noch, daß der G e m e i n d e v o r st a n d e r- m ä ch t i g t wird, solange der Haushaltsplan von der Gemeinde- Vertretung nicht festgestellt ist, alle die Ausgaben zu leisten, die erforderlich find, um bestehende Gemeindceinrichtungen in geord- netem Gang zu erhalten und die der Gemeinde obliegenden recht- lichen Verpflichtungen und sonstigen notwendigen Ausgaben be� sparsamer Wirtschaftsführung zu erfüllen sowie die Einnahmen, ins- besondere die öffentlichen Abgaben jeder Art. nach Maßgabe des Reichs- und Landesrechts nach den Sätzen des Vorjahres fort- zuerhebcn. Zwanzig Minuten Siadigemeinde- Ausschuß. Die gestrige Sitzung des Stadtgemeindeausschusses dauerte nur knapp zwanzig Minuten. In dieser Zeit wurden 24 Fluchtlinienpläne erledigt, darunter einige wichtige Eni- scheidungen über die Verbreiterung der Gertraudtenstraße und der Aushebung der Fluchtlinie für eine projektierte Straße zwischen der Teltower und Yorckstraße zur Berbesserung der Der- kehrsvcrhältnisse am Halleschen Tor. Die übrigen Anträge wurden zum Teil zurückgezogen und zum Teil abgelehnt. Beschlossen wurde die Ucberweisung der städtischen L a n d s ch u l h e i m e in die Der- waltung der Bezirke. Bisher wurden sieben Heime von der Zen- tralcn Verwaltung betreut. Geheimnis um einen Arzi. Dr. Mühe ertrunken?- Wo ist sein Auto? Unter zunächst rätselhaslen Umständen ist der Berliner Arzt Dr. Erich W ü h e aus der Oranienstraße lS5 verschwunden. Die Untersuchung wurde von der vermißtenzentrale an die Mordinspeklion abgegeben. Die Rachforfchungen haben jetzt das Ergebnis gebracht, daß aller Wahrscheinlichkeit nach Dr. Mühe i m Sakrower See ertrunken ist, und daß unbekannte Diebe sein Auto gestohlen haben. Die staatliche Fischerei ist benachrichtigt und wird im Lause des heutigen Tages den See absuchen lassen. Die Ermittlungen haben folgendes ergeben: Am Dienstag, dem 14. d. M., morgens gegen 4 Uhr, stand der Wagen von Dr. Mühe bereits auf dem Parkplatz des Restaurants Waldfrieden am Sa- krower See. Im Wagen log ein kleiner Handkoffer, in dem der Arzt seine Badezeug aufzubewahren pflegte. Neben dem Koffer logen im Wagen die Kleidungsstücke des Arztes. Als der Ge- fchäftsbetrieb nachgelassen hatte, bemerkte der Wirt, daß die Kleider des Slrztes um. Mitternacht immer noch nicht abgeholt waren. während das Auto verschwunden war. Er benachrichtigte die Frau des Arztes. Vergeblich wartete man auf die Rückkehr des Mediziners. Die Polizei stellt« fest, daß aus dem Köfferchen der Bade- a n z u g f e h l t. Dr. Mühe ist also nach Besuch eines Patienten am Montag in der Nacht nach Sakrow hinausgefahren. Man ver- mutet, daß er' in den frühen Morgenstunden im See gebadet Hot. Wahrscheinlich erlitt er in dem kalten Wasser einen Herzschlag und ging unter. Unbekannte Diebe haben später den Wagen ge> stöhlen. Das Auto, das die Nummer IA 12 458 trägt, ist eine vier- sitzige grüne Zldler-Limousine mit Stoffpolstern. Visher ist er noch nirgends aufgetaucht. Mubüberfall auf Volle-Filiale. In der Eberswalder Straße 16, unweit des Güternord- bahnhofs, orangen gestern nachmittag mehrere junge Burschen in die B o l l e- F i l i o l c ein. bedrohten die beiden Berkäuferinnen mit schußbereiten Waffen und raubten zwei Kassen aus. Den Tätern find etwa 50 M. in die Hände gefallen. Wie die polizeilichen Er- msttlungen ergeben haben, ist der Ueberfall systematisch vorbereitet worden. Sechs Mann drangen in den Laden ein, ein siebenter Komplice stand draußen„Schmiere". Während sich zwei Mann in der Ladentür postierten und die Verkäuferinnen beim geringsten Widerstand mit Erschießen bedrohten, stürzten die anderen vier über die beiden Kassen her und plünderten sie aus. Die Enttäu- schung der Täter war groß, als sie nur etwa 50 M. erbeuteten. Die ganze Bande flüchtete in Richtung Nordbahnhof; die polizeiliche Verfolgung verlief ergebnislos. Ein ähnlicher Ueberfall wurde auf die B o l l e- F i l i a l e in der W i n s st r a ß e 33 um die gleiche Zeit oerübt. Dadurch taucht der Verdacht auf, daß zwischen den beiden Ueberfällen ein Zu- sannnenhang besteht. In der Winsstraße stürmten vier junge Burschen, die sämtlich mit Pistolen bewaffnet waren, in den Laden und r a u b t e n ü b e r 1 0 0 M- Die Banditen flüchteten auf Fahr- rädern und entkamen. Unerlaubte Demonstrat-on. Am 28. März d. I. hatte sich i gegen 21 Uhr in der Müllerstraße ein Demostrationszug von 150 Personen gebildet. Es wurde geschrien:„Nieter mit der faschistischen Regierung!" Zwei Schupo eamten, die sich dem Haufen entgegenstellten, rief man zu:„Ihr seid auch Helfer: schlagt die Bluthunde nieder!" Schließlich gelang es. die Hauptbeteiligten, einen kommunistischen Funktionär W o s g i e n und einen Herbert Krüger , festzunehmen. Das Amtsgericht Berlin-Wedding ver- uneilt« jetzt Krüger zu 5 Monaten Gefängnis und Wosgien zu j 4 Moaten Gefängnis. 0skar MM. 36/Vw � ' Im Saal sind nur Kepka, Wenzel von Duba, Lacemboc, der junge Sternberg, Zizka und der Notar beisammen ge- blieben. Die Rollen im Schauspiel dieser Nacht sind verteilt. Die Herren haben noch ein paar Stunden Zeit, eh' sie an die zugewiesenen Posten treten. Eine gewisse Abspannung ist über alle gekommen. Die Aufregungen und Zerrungen dieses Tages waren so groß, daß es gut tut, eine Weile schweigend in das Licht der Kerzen zu starren. Schläfrig durchschleicht eine Stimme'das Schweigen: „Notar!" „Ja?" „Einen Punkt in der Rechnung hast du ausgelassen!" „Du erschreckst mich, Herr Wenzel!" „Hast du bedacht", sagt langsam der Klotz,„was sein wird, wenn der Hus nicht in die Flucht einwilligt?" „Nein, verzeih es mir Gott, an diese Möglichkeit dachte ich nicht!" Auch Herr Kepka wiegt nachdenklich den Kopf. Seine Glatze nimmt den Schein des Lichts wie einen milden Lam- pion mit. „Wer Jan kennt, muß auf so etwas gefaßt sein. Wenn." „Laßt euch nicht von diesem.wenn' ins Bockshorn ja- gen!" begehrt Zizka auf.„Nachdem die Sache so voran- getrieben ist, steht das Wollen oder Nichtwollen nicht mehr bei ihm, sondern bei uns. Stellt euch seinen Zustand vor! Hus ist so kaputt und geängstigt, so zermürbt und zerdrückt, daß er gar nicht mehr imstande ist, seine Lage zu übersehen. Ihr braucht nur an seinen Weinkrampf heute zu denken. Er hat nicht zu wollen, sondern er muß! Will er nicht, dann eben Gewalt! Wozu gibt es denn Pferdedecken?! Uebern Kopf damit und ihn eingerollt und weggeschleppt wie ein Fardel Leinwand!" Alles lacht über Ziskas gewalttätigen Eifer. Der junge Sternberg, der vor Abmattung am Tisch eingeschlafen ist, lacht mit, aus dem Schlaf heraus. Für die andern ein Grund mehr, noch weiter zu lachen. Der junge Sternberg zuckt mit seinen Gliedern im Traum. Er hat Hus zu schilden, der, als Schweizer Söldner verkleidet, eben an einer Strickleiter über die Stadtmauer klettert. Rasch, rasch, Jan, die Scharwache! Der Magister keucht. Laß ihn keuchen, es geht ums Letzte! Herz, noch eine Minute standgehalten! Drüben, überm Graben, sind schon die Stimmen der Freiheit geboren. Sternberg vernimmt das Getrappel mit entzücktem Ohr. Fort! Fort! Entwische! Der junge Sternberg lacht: Jetzt mögen hundert Schar- wachen kommen. Ha, Hus ist in Freiheit! „Seit mehr denn elf Jahren bin ich gelähmt, Eminenz. Seit mehr denn elf Jahren sitze ich hier an diesen Stuhl ge- fesselt. Seit mehr denn elf Jahren lebe ich vom Altar, kann aber dem Altar nicht mehr dienen. Will ich zum Dom oder zur Probstei, so muß ich mich wie ein hilfloses Kind schleppen lassen. Vier Gesunde sind an mich armseligen Krüppel ge- kettet! Oft habe ich mit Gott gehadert über die Schickung, die er in seinem unerforschlichen Rotschluß über mich verhängte. In langen, schlaflosen Nächten habe ich die Hände gerungen und wider den Allwalter geschrien. Wie Hiob Hab ich gesprochen: Meine Seele verdreußt mein Leben! Und doch, Eminenz, seit ich weiß, was morgen in der Session ab- gehandelt werden soll, segne ich mich dafür, daß ich der Ge- fangene dieses Stuhles bin!" „Hussens wegen „Ja, Hussens wegen, Eminenz! Ich möchte nicht teil- haben am Tode dieses Gerechten !" „Wer sagt dir denn, daß er gerecht ist?" „Ihr selber, Eminenz!" „Irrtum, Irrtum! Wie käme ich dazu?!" „Nicht jetzt, Eminenz, nicht heute, aber doch durch all die Wochen hindurch, da der Prozeß des Böhmen läuft. Was Ihr mir davon berichtetet, war gleichsam Verteidigungsrede. Ich habe Hus noch nie gesehen, noch nie gehört, Eminenz, und doch kenn' ich ihn durch Euer Wort so gut, ist er mir durch Euch in allen, seinen Zügen so gewärtig, als wenn er hier neben mir im Zimmer säße." „Irrtum, Irrtum, Domdekan! Ganz kennst du ihn doch nicht. Heute mag er dir nah sein, wie das Gebirge nach einem Gewitter, morgen ist er verhüllt im schwankenden Nebel und keinem Auge zu greisen. Sieh», mir selber ver- ändert er sich von Stunde zu Stunde. Sein Bild zerrinnt mir wie Wasser unter den Fingern. Es schwanket, ver- dampfet. Wo ich ursprünglich nur Licht sah, und zwar Lichtes die Fülle, sehe ich heute nur Trübung und Schatten!" „Da muß doch ein Anlaß da sein, Eminenz!" „5st auch, ist auch! Zehn Anlässe an Stelle von einem! Du weißt, welche Mühe ich mir gegeben habe, ihn wenigstens den Klauen seiner wütendsten Widersacher zu entreißen. Daß sie auf seinen Tod auswollten und nur auf seinen Tod und auf nichts anderes, das war mir seit der ersten Verhandlung erkenntlich. Die Kirche hat aber kein Interesse daran, daß irgend einer falschen oder bestrittenen Lehrmeinung Mär- tyrer entstehen. Gott will nicht den Tod des Sünders, son- dern daß er Buhe tue und sich bekehre. Praktisch gesprochen: bei Blutzeugen kennt man immer nur den Anfang, den ihre Sache nimmt, nie aber das Ende. Schon aus diesem Grunde habe ich, in meiner Eigenschaft als Vizekanzler, alles versucht, den Prozeß zu einem guten Ende, das heißt, Hus zu einem Widerruf zu bringen." „Er widerruft nicht, Eminenz?" „Er denkt gar nicht daran, und ich Hab ihm die Formel doch wirklich leicht gemacht. Aber was schickt er mir statt seiner Unterschrift zurück? Eine Seite voller Gewissens- bedenken. Ich, der Meinung, diese Skrupel seien zu zer- streuen, schicke ihm sofort einen neuen Brief zu den Bar- füßern. Allerliebster, schreib ich ihm, zum ersten laß dir nicht die falsche Meinung aufdrängen, als ob du mit einem Wider- ntf etwa die Wahrheit verdammest. Denn nicht du, sondern diejenigen verdammen sie, die gegenwärtig deine und meine Oberen sind. Holte dich an das Wort: Du sollst nicht klüger sein wollen als andere. Auf diesem Konzilium sind kluge und gelehrte Männer genug, die ebenfalls Eewissensbedenken haben, nicht nur du. Jedenfalls: Mein Sohn, hör das Ge- bot deiner Mutter! Zum zweiten: wegen des Meineides, den du befürchtest. Selbst wenn dieser von dir verlangte Eid ein Meineid wäre, so liegt er nicht auf dir, sondern aus denen, die ihn von dir fordern. Augustinus , Origines, Magister Senientiarum und andere irrten doch auch; dennoch bekehrten sie sich mit Freuden. Auch ich vermeinte des öftern. ich ver- stünde ein Ding gar wohl uizd fehlte doch darin. Wurde ich darum gerügt, kehrte ich wieder mit Frohlocken. Item, ich schreib kurz und bündig, denn ich denke, ich schreib zu einem Berständigen: Mit einem Widerruf wirst du nicht abweichen von der Wahrheit, sondern im Gegenteil zu der Wahrheit gehen. Mit einem Widerruf wirst du nicht falsch schwören, sondern du wirst bessern. Mit einem Widerruf wirst du nicht andern Aergernis geben, sondern du wirst aufbauen. Mar- tyrium ist herrlich. Nichtsdestominder ward Paulus in einem Korb über die Mauer gelassen, damit er seinen Feinden ent- rönne und noch Nützlicheres ausrichte. Auch dir gebührt noch. um des Glaubens Christi zu streiten."(Forts, folgt.)
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