Hafenfreuz Ungehorsam.
Goebbels ' Befehl zum Flaggen wurde nicht befolgt.
Die Aufhebung des SA. Berbots durch die Reichsregierung von Papen- Freiherr pon Gayl gab dem Berliner Oberhäuptling der Nazis, Dr. Josef Goebbels , willkommene Gelegenheit, einen flammenden Aufruf an Sein Volf zu richten. Im ,, Angriff" tonnte man lesen:
„ Hafenkreuzfahnen heraus! Das Stadtbild von Berlin muß ... eine einzige Demonstration des erwachenden Deutschland bieten."
Das ermachende Berlin " sollte seine braunen Rämpfer mit den Fahnen der deutschen Freiheit grüßen". Das erwachende Berlin hat dies nicht getan, es hat scheinbar geschlafen. Die braunen Kämpfer wurden nur sehr fümmerlich begrüßt.
Wer am Tage der preußischen Landtagswahl und an den beiden Hindenburg - Wahitagen durch Berlin gegangen ist und nun am Hauptstichtag für die Begrüßung der wieder losgelassenen SA., dem Sonnabend, Vergleiche anstellte, der tam zu dem Schluß, daß die Zahl der Hakenkreuzflaggen faum 5 Proz. der Zahlen von damals betrug. In den Arbeitervierteln Wedding , Neukölln und Friedrichs hain fast gar keine Fahne, in Moabit , Prenzlauer Berg und Kreuz berg ab und an in jeder zweiten und dritten Straße eine, zwei oder drei Fahnen, selbst der feudale Hakenkreuzwesten hatte mehr als tläglich geflaggt! Wären nicht die Heime und die ausgesproche nen Verkehrslokale der Nazis gewesen, man hätte von dieser ,, einzigen Demonstration des erwachenden Deutschland " überhaupt nichts bemerkt.
Herr Goebbels muß einen neuen geharnischten Befehl erlassen und ernste Rügen erteilen!
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Lokomotive gegen Eilzug.
Bugunglück auf dem Stettiner Bahnhof.
Auf dem Stettiner Fernbahnhof ereignete sich furz nach Mitternacht ein Zusammenstoß zwischen zwei Cotomoliven, der glüdlicherweise verhältnismäßig glimpflich abgelaufen iff. Der Heizer Keil des einfahrenden Zuges 142 Swine. münde Berlin erlift Beinverlegungen. K. wurde ins Lazarusund später auf eigenen Wunsch in Pankower Krankenhaus gebracht. Um 0,27 Uhr traf der Bäderzug aus Swinemünde auf dem Steffiner Jernbahnhof ein. Etwa 100 Meter vom Bahnsteig, wurde der zug von einer Leerlotomotive ge. rammt. Durch den Zusammenprall wurde der Führerftand des Eilzuges eingedrückt und der Heizer Keil mit dem linten Fuß eingeflemmt. Der Berunglüdte fonnte von hinzueilenden Bahnbeamten schnell befreit und abtransportiert werden. Im Krankenhaus stellten fich die Verlegungen als nicht gefährlich heraus. Eine Betriebsstörung ist durch den Zusammenstoß nicht eingetreten.
Wie die fofort von der Reichsbahndireffion eingeleitete Unterfuchung ergeben hat, ist der Unfall durch einen bedauerlichen Irrtum verursacht worden. Der Führer einer Ceerlokomotive, der mit seiner Maschine auf dem Lokomotiv aufstellungsgleis ffand, bezog ein Signal des Zurufpoftens auf sich und setzte sein Fahrzeug in Gang. Am Gleisübergang prallten dann die beiden Lokomotiven aufeinander. Da die Geschwindigkeit aber sehr gering war, wurde größeres Unheil verhütet. Von den Fahrgästen des startbesetzten Zuges ist niemand zu Schaden gekommen.
Gefährlicher Brand in Charlottenburg . Zweizimmerwohnung völlig vernichtet./ Eine Frau gerettet
Durch ein außerordentlich gefährliches Feuer wurde heute vor mittag in der Fritschestraße 77 in Charlottenburg eine Zweizimmer mohnung völlig vernichtet. Die Wohnungsinhaberin, eine Frau Plöger, wurde von der Feuerwehr über einen Steckleitergang im letzten Augenblick in Sicherheit gebracht. Die Frau hatte unter der Einwirkung der Rauchgase bereits das Bewußtsein verloren. Die Feuerwehr mußte aus mehreren Schlauchleitungen Wasser geben, um ein Weitergreifen der Flammen zu verhindern. Durch den Brand wurde das ganze Haus in große Aufregung versetzt, da meterlange Flammen aus den Fenstern hervorschlugen und starter Qualm die Treppenhäuser anfüllte. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch ungeklärt. Die Feuerwehr war mit den Aufräumungsarbeiten an der Brandstelle mehrere Stunden lang beschäftigt.
Flucht aus dem Leben. Gelbstmord eines verzweifelten Ehepaares.
Im Hause Wilhelm- Stolze- Straße 23 wurde heute vormittag eine Tragödie entdeckt. In ihrer Wohnung wurden dort der 44 Jahre alte Drogist Georg Schneider und seine um vier Jahre ältere Frau Helene tot aufgefunden. Vermutlich haben die Lebensmüden 3yankali eingenommen.
Probleme des Arbeitergesanges
Auftakt zur Bundes: Generalversammlung des DAG.
Unsere gesellschaftspolitisch problematische Zeit läßt auch für die Kunst mancherlei Probleme erstehen. Das betrifft in besonderem Maße die Kunstbetätigung des Proletariats. Hat doch die proletarische Klasse nicht nur der Gegenwart, sondern auch der Zukunft zu dienen. Es war daher eine Selbstverständlichkeit, daß vor den Beratungen unserer Arbeiterfänger eine prinzipielle usein andersehung über Zeitprobleme der Musif erfolgte. Die Grundlage für diese Erörterungen bildete ein Vortrag des Genoffen Broß mit Frankfurt a. M. über Probleme des Arbeitergefanges".
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Genosse Broßwik gliederte die Etappen der Arbeit unserer proletarischen Sänger in drei Phasen: Erwedung zum Kulturbewußtsein, Eindringen in klassische Meisterwerke, Gestaltung eigener proletari scher Kunstwerke. Die letzte Epoche ist es, in der mir gegenwärtig zu wirken haben. Im Hinblick auf den mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der bürgerlichen Klasse verbundenen geistigen und moralischen Zusammenbruch ergibt sich für das Proletariat die besondere Aufgabe, Kulturträger überhaupt zu sein. Das Wort Schillers, daß erst den Menschen Essen und Trinken zu geben sei, daß erst die Blößen zu bedecken sind, um zur Menschenwürde zu gelangen, kann nur bedingt Grundlage unserer heutigen Arbeit sein. Wir können nicht warten, bis die wirtschaftlichen Voraussetzungen geschaffen sind wir müssen inmitten der Not dem Proletariat den Weg zur Erkenntnis freimachen. Wenn in der heutigen Zeit pon der Kulturkrise überhaupt gesprochen wird, so hat die Arbeiterschaft fich dagegen zu wehren. Die Tätigkeit der Arbeiterkulturverbände bemeist, daß nicht für das Proletariat, wohl aber für das Bürgertum eine Kulturkrise besteht. Wir stehen am Anfang einer neuen Kulturepoche.
In der Aussprache zeigte sich die klare Linie, die von den Funktionären des Arbeiterfängerbundes für dessen Wirksamkeit einzuschlagen ist. Der sozialistische Kampf verlangt die Einbeziehung der Kunst. Diese wird zum überwiegenden Teil durch die Arbeiterchorbemegung vertreten. In der Zeit schwerster gesellschaftspolitischer Kämpfe er gibt sich automatisch auch das Vorherrschen des Kampfliebes. Neben diesem bleibt auch die alte Musit, wie überhaupt das Kunstmert, Werbemittel für die geistige Alarmierung der Arbeiterschaft. Für diese Werbearbeit sind alle propagandistischen Mittel von den Arbeiterchören einzusehen. Also auch Sprech- und Bewegungschöre, die oft zur Einbeziehung der Sportler und Jugend in die Gemein
schaft tulturellen Schaffens führt. Werte wie„ Kreuzzug der Maschine" und" Bir" sind dafür bester Beweis. Für die Arbeiterchorbewegung werden aus der gesellschaftspolitischen Entwicklung immer mieder neue Probleme entstehen, die gelöst werden können, wenn die Chorarbeit dabei getragen wird von der Siegeszuver= ficht im Kampfe um den Sozialismus.
Konstituierung und Begrüßung. Nach der Konftituierung am Sonnabend gaben Braunschweiger Chöre ein Konzert zur Begrüßung. Der Bertreter des Harzgaues, des Sängerfartells Braunschweig des Bundesvorstandes, brachte zum Ausdrud, daß gerade die herrschenden politischen Verhältnisse in Braunschweig der Bundestagung besondere Bedeutung geben. Vom Bertreter des Bundesvorstandes murden der Freundschaftsbefundung der Arbeiterschaft die aus der Braunschweiger Landeszeitung erkennbaren Feindseligkeiten des Bürgertums entgegengehalten. Die bürgerlichen Sänger denunzierten die Arbeiterfänger als„ Kulturbolfchemiften", die„ der Herr Kultusminister den deutschen Sängern fernhalten möchte".
Die Verhandlungen am Sonntag begannen mit Begrüßungen. Oberbürgermeister Böhme wies auf die kulturelle Bergangenheit Braunschweigs hin, die gekennzeichnet ist durch die Namen Lessing , Raabe, Spohr, Abt, aber auch durch die vor etwa 100 Jahren in Braunschweig erfolgte Uraufführung von Goethes Faust. Daß er in Braunschweig eine Kulturorganisation der Arbeiter begrüßen fönne, bereite besondere Freude. Als Genosse dankte er den Arbeiterfängern, daß sie gerade in dieser Zeit nach Braunschweig ge= kommen seien. Genosse Westphal vom Parteivorstand erinnerte an den Kampf: Sieg der marristischen Bewegung oder Triumph der antimargistischen Front das sei die Entscheidungsfrage! An der Spitze unserer Front begeistert und begeisternd zu marschieren, ist die schwierige, aber erfolgverheißende Aufgabe der Arbeitersänger. Genosse Riefe als Vertreter der Landtagsfraktion be dauert, daß er die Arbeitersänger nicht in der Machtzeit der Braun schweiger Arbeiterschaft begrüßen fönne. Die Gegner haffen uns, baß mir die Herren von morgen wieder sein werden. Es sei bedauerlich, daß die Arbeiterschaft die Freiheit erst nach deren Berlust als foftbares Gut erkennt. Die Genossen Fräntel- Wien, Wrondrejz- und Formanet- Tschechei, Zeller- Schmeiz, Hirzel- Elsaß, Béla Schein- Ungarn und Alan D. Bush- England übermittelten die Grüße ihrer Arbeiterchorverbände an den DAS.
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Zu seinem 70. Geburtstage
Der deutsche Frühnaturalismus und die Berliner Freie Bühne ", der Streit um Arno Holz und Johannes Schlaf , um Hauptmann und Sudermann es ist, als ob ein langes Zeitalter zwischen damals und heute läge. Und doch wird Johannes Schlaf , der Wegbereiter dieses aufgeregten, fampf erfüllten Berdens von 1890, in diesen Tagen( 21. Juni) erst fiebzig Jahre alt. Auch dieses tiefe, unsäglich rasche Verfinfen des eben noch Gewesenen veranschaulicht uns die weltgeschichtliche Zeitenwende, in der wir leben. Johannes Schlaf , der zu Unrecht Bergeffene, möge uns vergegenwärtigen, wo wir im Dichterischen vor vierzig und dreißig Jahren standen.
Damals rückte die um 1860, also während der großen deutschen Industrialisierungsepoche, geborene akademische Jugend in die Literatur ein, und ihr ungetrübtes Auge sah, was die Bäter nicht sehen wollten oder nicht mehr sehen fonnten: den Bampir Kapitalismus, die leibliche und seelische Not des arbeitenden Menschen, die Erstarrung von Leben und Sittlichkeit zu Konvention, die versteinernde Maske des ganzen gesellschaftlichen Daseins. Der Jammer und die Verderbnis, die sich vor den jungen Leuten auftaten, rissen sie zur Gestaltung hin, und auch die Mittel der Darstellung wurden ihnen von der Zeit geboten: sie mußten wahr und fachlich sein wie die Naturwissenschaften, mußten so treu beobachten und so genau egperimentieren, so mikroskopisch eraft jede Einzelheit, jedes verborgene Detail einfangen. Die Kunst hat die Tendenz, wider die Natur zu sein", lehrte Arno Holz aus diesem Wollen, diesen Einsichten heraus, und um seine Theorie durch das lebendige Beispiel zu belegen, verband er sich 1887 mit Johannes Schlaf zu gemeinsamer dichte rischer Arbeit. Holz brachte für die Werke, die so entstanden waren die später unter dem Sammelnamen ,, Neue Gleise" pereinigten Stizzenbände Bapa Hamlet" und" Die papierne Passion" und das Drama Familie Selide" näckige Wollen, den fritischen Sinn und messerscharfen Verstand mit, Schlaf, die subtile Beobachtungskunst, die Inrische Beichheit und stimmungshafte Schmiegsamteit. Dafür stedte aber auch in jedem der fleinen, handlungslosen Novellchen, in jeder Szene des Schauspiels eine unheimlich konzentrierte Wirklichkeit, schnitt einige Sefunden oder Stunden aus dem Dasein gleichgültiger Menschen aus und er
„ Das Kind."
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Schneider betreibt seit Jahren im Hause Wilhelm- Stolze- Str. 23 eine Drogerie. Das Geschäft, das früher gut ging, murde in den legten Monaten immer schlechter und die Einnahmen reichten schließlich nicht mehr aus, um die Miete und die allerdringendsten Rechnungen zu bezahlen. Wiederholt hatten die Eheleute zu Mietern im Hause Selbstmordgedanken geäußert. Als heute das Geschäft geschlossen blieb, schöpften Hausbewohner sofort Berdacht und alarmierten die Kriminalpolizei. Als die Beamten in die über dem Laden gelegene Wohnung eindrangen, fanden sie Schneider und seine Frau in den Betten leblos auf. Die WiederbelebungsverAusstellung des Vereins Berliner Künstler. suche eines Arztes blieben ohne Erfolg. Nach dem ersten Befund Man könnte eine schöne und vielseitige Schau von Kinderbild ist der Tod durch 3yantali erfolgt. Eine Flasche, in der sich nissen zusammenbringen, auch wenn man sich auf Deutschland beein kleiner Rest der giftigen Flüssigkeit befand, wurde zur Unterschränkte und auf die Zeit seit der psychologischen Darstellung des suchung beschlagnahmt. Die Leichen wurden ins Schauhaus gebracht. echten Rindes( an Stelle des Christkindes, der Butten und der recht unfindlichen Kinderporträts des 17. Jahrhunderts), also seit Phillip Otto Runges genialen Bildnissen. Deutung des Kind- Erlebnisses durch große Künstler, Angleichung ihrer eigenen Menschlichkeitsempfindung an das immer neue und tiefe Geheimnis des seelischen Werdens aus dem Unbewußten hervor wäre der beglückende Sinn einer solchen Auswahl, für die fast alle großen Namen unserer Kunstgeschichte seit 1800 in Betracht kämen.
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Die Reichsbahndirektion Altona teilt mit:„ Am Sonntag vor- Dies lag natürlich nicht im Bereich und in der Absicht des Vermittag 8,44 Uhr ffieß beim Bahnhof Norderstapel an der Strede eins Berliner Künstler. Seine Ausstellung„ Das Kind" greift etwa Sufum- Rendsburg der von Hujum kommende D- Jug 977 auf dem hundert Proben aus dem Schaffen des letzten Menschenalters und nicht bewachten Straßenübergang mit einem start befehlen, von Kiel dem Bezirk Berliner Kunst heraus, wie ein glücklicher Zufall sie bot. nach Tönning fahrenden Poft autobus zusammen. 21 Fahrgäste Immerhin reicht sie von ausgezeichneten und frühen Kinderbildern des Postautobus meldeten sich als verlegt, davon sind vier erheblich Slevogts, Corinths, Liebermanns, Dettmanns bis verlegt( Arm- oder Beinbrüche). Aerztliche Hilfe war alsbald zur zu Carvallo Schülein und Augusta v. 3ize wig: mit diesen Stelle, auch der Reichsbahnhilfszug aus Husum traf bereits 35 Mi- Namen sind auch die Höhepunkte der anziehenden Schau genannt nuten nach dem Unglück an der Unfallstelle ein. Die vier erheblicher und ihr bester Reiz, der eben doch in eigenwilliger Form und nicht in Berletzten wurden mit dem fahrplanmäßigen Zuge nach Kiel beför- unbedingter Wiedergabe des Liebenswürdigen und Hilflosen der dert und dort in ein Krankenhaus geschafft. Die übrigen Verletzten jungen Geschöpfe besteht. Es ließe sich viel über diese Gegensäge fonnten nach ärztlicher Bersorgung die Reife fortfehen. Die Schuld- sagen und wie einige Künstler der mittleren Linie sie zu überbrücken frage ift noch nicht geklärt." verstehen; wozu man etwa die pikanten Bilder von Rößner,
Kl.
füllte sie so zwingend mit suggestiver Lebenskraft, daß der Alltag tag darüber ins Monumentale emporwuchs die Kunst war hier wirklich so schöpferstart wie die Natur.
Aber es war auch gewiß, daß das in den ,, Neuen Gleisen" angewendete Verfahren, Sekunde für Sekunde, Gebärde um Gebärde
mit entfagungsvoller Treue festzuhalten, feine Wiederholung oder
gar mechanische Beibehaltung vertrug, und so gingen Holz und Schlaf wieder auseinander: Holz dem Golgatha eines künstlerischen Kämpfers und Experimentators, Schlaf dem ebenso bitteren Wege eines Dichters und Denters entgegen, der sinnt und spricht und trachtet und allerwärts nur touben Ohren, nur abweisend und unberührten Gesichtern begegnet. Nur einmal noch fand er wirkliche Teilnahme und Gehör: das war, als er den schmalen Büchern ,, In Dingsda" und Frühling" Natur und Seelenstimmungen von berückender Feinheit und phantheistisch- erdfrommer Innigkeit bot, vollendete Prosagedichte, die selbst neben Whitmans ,, Grashalmen" nichts von ihrem zarten Glanz einbüßen.( Neuausgaben in der billigen Inselbücherei, Leipzig , Inselverlag.) Sonst aber vermochte er, es seiner launisch- ungerechten Zeit nicht mehr recht zu tun, ob er nun in dem virtuos gekonnten Drama ,, Meister Delze" die naturaliftische Stimmungskunst mit Handlung und charakterisierender Straft zu verbinden strebte, ob er in einer drängenden Fülle von Romanen das Dekadenz, das Neue- Menschen- Problem und andere auf ihn einstürmende Fragen zu lösen trachtete, oder ob er in seltsamen astronomischen und philosophischen Schriften das kopernikanische System befämpfte und dem religiösen Wollen neue Grundlagen suchte. Wieviel Schlafs abseits- eigenbrötlerisches Wesen und wieviel die Abfehr der Menschen dazu beigetragen haben, daß er sich so oft mit Gespenstern herumschlug, daß er von Unbefriedigung zu Unbefriedigung jagte und ernstem Bollen bisweisen nur halbes können zu einen vermochte, entzieht sich unserm Wissen. Aber sicher ist, daß sich hier ein reicher und unermüdlich kämpfender Geist, ein Grübler und Gestalter hohen Ranges an stumpfer Gleichgültigkeit wund und müde gerungen hat. Wäre sie nicht gewesen, so brauchte man vielleicht nicht, um beim Klange des Namens Johannes Schlaf im Bilde zu sein, vierzig Jahre Literaturgeschichte zurückblättern. Dr. Alfred Kleinberg.
Mopp, Eric Richter, Ottilie Reŋländer Böhm, Adolf Männchen rechnen mag, wo sich das persönliche Ausdrucksbestreben mit der Neigung zur Wiedergabe des finnlichen Reizes die Waage hält. Das Gesamtniveau, durchaus anständiger Art, liegt auf der Linie einer populären Auffassung von Kinderanmut, wofür Reifferscheid , Ursula Bartning, Feyerabend, Orlik und Spiro zu nennen wären.
p. f. sch.
Furtwängler in Bayreuth . Wilhelm Furtwängler ist von seinem Bosten als musikalischer Leiter der Bayreuther Festspiele für 1933 zurückgetreten. Der Grund liegt, wie Dr. Furtwängler mitteilt, in prinzipiellen Differenzen mit Frau Winifred Wagner , die im Gegenjaz zu den voriges Jahr mit ihm getroffenen Abmachungen die letzte Entscheidung auch in fünstlerischen Dingen für sich allein beansprucht. Toscanini wird bei den Bayreuther Festspielen 1933 die Parsifal" und ,, Meistersinger"-Borstellungen birigieren.
Eine Manet- Ausstellung wurde in Paris anläßlich des 100. Geburtstages des Malers eröffnet. In der Ausstellung sind auch zahl= reiche aus deutschem Besitz stammende Manet- Bilder vertreten.
Eine Interieur- Ausstellung. Aus Anlaß seines bevorstehenden 80. Gein Charlottenburg eine Rollettivausstellung von 30 Interieurbildern aus burtstages hat der Lehrstuhl für Baugeschichte an der Technischen Hochschule Kirchen, Schlössern und Rathäusern deutscher Vergangenheit des Geschichtsmalers Wilhelm Bedmann im Architektur- Museum der Hochschule veranstaltet. Sie ist vom 17. Juni bis 9. Juli( von 10-15 Uhr) unentgeltlich geöffnet.
In der Gesellschaft für wissenschaftliche Philosophie spricht Dienstag, 8 Uhr( Schumannstr. 21), Dr. Sämmerling über Fortpflam* laung, Altern und Lod".