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Beilage

Dienstag, 21. Juni 1932

Frauen auf Irrwegen

Dpr. Abpno

Spalausgabe des Vorwärks

empfinden läßt, ein erfülltes Leben, zu finden, während sie den So­zialismus fälschlich mit der Mechanisierung und dem rasenden Tempo innerlich unbefriedigender, seelenloser Tätigkeit gleichsetzen. Daß gerade der Sozialismus fich der durch Jahrhunderte völlig schuhlosen Mütter angenommen hat, daß er ein Kultur­

Nationalsozialismus- Durchgang zum Ziel!/ Von Else Möbus mert zugunsten von Mutter und Kind ins Leben rief, daß er die

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Man versucht die Frage damit zu beantworten, daß man die mangelnde politische Reife vieler Frauen, ihre Unkenntnis wirt­schaftlicher und sozialer Zusammenhänge anführt und daß man eine gewisse Modeströmung" das gibt es auch in der Politik in Betracht zieht. Ein anderer, sehr wesentlicher Grund ich die Ver zweiflungsstimmung vieler, nicht nur der weiblichen Wäher, für die das Dritte Reich ein Strohhalm ist, nach dem sie greifen, weil ihnen die Wirklichkeit den letzten Rest von Hoffnung geraubt hat. Ja, wir wollen es einmal mit Hitler versuchen", so bestätigte ein junges arbeitsloses Mädchen, dessen Vater und Brüder ebenfalls erwerbslos waren, in einem Zwiegespräch vor dem Wahllokal. ,, Benn er es auch nicht besser macht, dann wählen wir wieder links."

Warum haben Millionen von Frauen und Mädchen bei den verstischem Einschlag, Studentinnen, junge Mädchen geistiger gangenen Wahlen nationalsozialistisch gewählt? Wie konnte Berufe neben reifen Frauen, die den Nationalsozialismus mit Be­es möglich sein, daß eine Partei, die der Frau das Wahlrecht ent- geisterung, mindestens aber mit Sympathie begrüßen. Und vielen ziehen, sie in ihren Rechten auf das engste beschränken, ihr die Be- von ihnen hat, so seltsam es flingen mag, die jüngste Entwicklung der rufsausübung erschweren, wenn nicht unmöglich machen, die Mutter Frauenbewegung selbst den Weg geebnet. Als die Frauenbewegung unter Gebärzwang stellen will, trotzdem Wählerinnen findet? noch absolute Kampfbewegung war, die ihre Forderungen auf der Wesensgleichheit von Mann und Frau aufbaute, da hätten sie sich mit dem Nationalsozialismus befriegen müssen wie Feuer und Wasser. Heute aber ist alles im Fluß, man sucht nach einer neuen Diffe renzierung, einer finngemäßen, nicht absolut gleichen Verteilung der Arbeit auf Mann und Frau, die mit dem Vorhandensein beson derer Kräfte und Fähigkeiten der Frau für gewisse Gebiete begründet wird. Sicherlich wird die( heute noch viel zu kurze) praktische Arbeit der Frau im öffentlichen Leben mit der Zeit zu neuen, wertvollen Ergebnissen führen. Heute eine Lösung dieser Fragen festzulegen, wäre verfrüht. Der Nationalsozialismus ist aber nur zu bereit, eine Brücke zwischen seiner völlig ins Banale umgeformten Auffassung von den spezifisch weiblichen Aufgaben und dem Stand der Frauen­bewegung, wie er sie sieht, zu schlagen, d. h. die Frauen zu sich her­überzuziehen. Was in der Frauenbewegung noch völlig im Fluß ist, das Suchen nach Beantwortung von Problemen, die sich aus der Praris selbst ergaben, dafür hat der Nationalsozialismus bereits eine furze militärische Antwort gefunden, wie sie seinen Zweden dient. Aber für viele Frauen und Mädchen der Gegenwart sind diese zwei völlig verschiedenartigen Welten nicht flar erkennbar. Die nationalsozialistische Auffassung von der Frau wirkt auf sie wie ein Echo, und oft sind es gerade die ernst veranlagten, innerlichen, jungen Frauen und Mädchen, die hier begeistert einstimmen. Ihre Sehnsucht nach sinnvollem Wirken, wie es ihrer Natur angepaßt ist, ihre Auffassung von Ehe und Mutterschaft als wirkliche Lebens­aufgabe läßt sie den ,, Margismus verneinen und den National­sozialismus bejahen, weil sie glauben, dort den ruhigen Kreislauf der Natur, die stille Gesezmäßigkeit, wie sie das Muttererlebnis

Zu diesen Gründen politischer Unreife, Unkenntnis und wirtschaft­licher Not gesellt sich ein buntes Durcheinander von Beweggründen, von Erwartungen und Hoffnungen, von gedanklichen Erwägungen und starken Gefühlsmomenten. Wie ist es etwa zu erklären, daß Frauen, die heute noch, im Vergleich zu Millionen, bevorzugt sind, indem sie eine Berufstätigkeit ausüben, sich nach dem Dritten Reich sehnen? Vielleicht geben Erhebungen der internationalen ge­nossenschaftlichen Frauengilde, die jetzt von der österreichischen Orga­nisation verarbeitet wurden, darüber Aufschluß: Aus den Zuschriften, die meist von Arbeiterinnen der Betriebe stammen, geht hervor, daß eine große Anzahl sich aus dem Beruf heraussehnt. Das gilt vor allem für die Hilfsarbeiterinnen, die mechanische, seelisch abstumpfende, schlecht gewertete, schlecht bezahlte Arbeit leisten müssen. Dagegen hebt sich die Berufsfreudigkeit sofort, wenn es sich um selb ständige Frauenberufe handelt, die Geist und Seele Spielraum ge­währen, in diesem Fall bei der Miedermacherin und Schneiderin. Ganz ähnliche Ergebnisse brachte die Preisaufgabe des Arbeiterinnen­fekretariats im Hauptvorstand des Deutschen Tertilarbeiterverbandes im Herbst 1928. Auch hier gaben die Frauen ihrer Unzufriedenheit, die sich oft bis zur Verzweiflung steigerte, beredten Ausdruck. Und heute haben sich die Arbeitsbedingungen dieser Frauen keineswegs gebessert­

Sicherlich ist es übertrieben, nun ganz allgemein von einer Be­rufsmüdigkeit der Frau zu sprechen. Aber wenn man die weibliche Berufsarbeit in Form einer Pyramide mit breiter, weit ausladender Basis darstellen wollte, wobei man auf diese Basis alle die Berufe auftragen müßte, die durchschnittlich aus wirtschaftlicher Not aus­geübt werden und deren Bezahlung oft noch unter dem Existenz minimum liegt, während sich nach der Spitze zu eine immer dünner werdende Schicht individueller, besser bezahlter Berufe aufbaut, so ist es ganz selbstverständlich, daß unten, auf der Basis, sich viel Müdigkeit, Berbitterung und Verzweiflung angesammelt hat. Diese Müdigkeit ist nicht etwa im mangelnden können der Frauen, son­dern in der Unzulänglichkeit der Arbeitsbedingun= gen begründet. Das Uebermaß von entpersönlichter Arbeit, der immer schärfere Konkurrenzkampf auf allen Gebieten, die allgemeine Unsicherheit, das Gefühl, als berufstätige Frau überall unerwünscht zu sein, leider manchmal sogar bei den eigenen Geschlechtsgenoffinnen, die schlechte Entlohnung und endlich die oft brutale Ausnügung der Wirtschaftslage durch Unternehmer( es sei nur auf die Enthüllungen der Gewerbeaufsichtsbeamten hingewiesen, nach denen Frauen Nacht­arbeit verrichten, in der Freizeit beschränkt werden und 12, 14 und mehr Stunden arbeiten): dies alles wirkt zusammen, um den letzten Rest von Berufsfreude zu zerstören. Auf diese Frauen muß natür­lich, zumal wenn ihnen die kritische Urteilskraft fehlt, das Wolken­fuckucksheim eines Dritten Reiches, in dem jede Frau ihr trautes Heim haben soll, in dem keine Frau mehr in der Tretmühle zu

arbeiten hat, wie ein seliger Zukunftstraum wirken, dem sie sich überlassen, ohne ihn nach seinen realen Bestandteilen zu untersuchen. Die Tätigkeit der Hausfrau und Mutter, die ihnen der Nationalsozialismus in Aussicht stellt, fällt für sie zusammen mit dem Begriff des konfliktlosen, seelisch erfüllten Lebens schlechthin.

Der Nationalsozialismus stützt und befestigt diesen Wunschtraum durch ganz bestimmte Thesen. Da ist zunächst eine romantische Ver­brämung der Tätigkeit als Hausfrau und Mutter, die angeblich früher

geschützt und geborgen, unbelastet von den furchtbaren Wirtschafts­nöten war. Es ist die Anschauung, die Margot Starte in ihrem Roman ,, Junge Menschen heute" den drei alten Damen in den Mund legt, die sich zurücksehnen in die Vergangenheit, weil sie nur das Leben der in gesicherten Verhältnissen lebenden bürgerlichen Haus­frau, nicht aber die Kämpfe der Arbeiter frau fannten. Aus diesem eindeutigen Urteil über die Vergangenheit zieht der National­fozialismus eine Folgerung, die ebenfalls der Wirklichkeit nicht ent spricht, aber ihren Eindruck auf viele Frauen nicht verfehlt. Es ist die These von der Vernichtung der Frau durch den So­zialismus", deren sich auch die deutschnationale Frauenwerbung bedient. Der Sozialismus sei schuld, daß die Frau aus diesem stillen Reich herausgerissen wurde, daß sie ihr Heim verlor, mit Berufsforgen überhäuft und seelisch aufgerieben werde im außerhäuslichen Beruf. Was in Wirklichkeit das Werk objektiver Mächte, gewaltiger wirtschaftlich- sozialer Kräfte war, wird dem Sozialismus in die Schuhe geschoben. Daß der Sozialismus umgekehrt eine ungeheure Aufbauarbeit geleistet hat, um die Arbeitsbedingungen der Frauen zu erleichtern, sie gegen die Uebergriffe der Unternehmer zu schützen, wird übergangen, wie überhaupt die Leistungen der Ge­werkschaften verschwiegen werden. Daran schließt sich eng die dritte These, daß der Sozialismus durch die Verstofflichung der Liebe", d. h. das Herabzerren seelischer Liebeskräfte auf eine pro­fane Ebene, der Frau ein Stück Lebensinhalt geraubt habe, mehr noch, ihren eigentlichen Mittelpunkt. Daß der Sozialismus gerade umgekehrt versucht hat, an Stelle der Dekadenzerscheinungen, wie doppelte Moral, Heuchelei, Verlogenheit, Prostitution in der Ehe, also gegen Erscheinungen, wie sie Ibsen in seinen Dramen anpran­gerte, meil sie nach Lösung dieser Probleme in der unmittelbaren Wirklichkeit schrien, eine neue Sittlichkeit, eine neue Ethik zu sehen, mird übergangen. Uebergangen wird selbstverständlich auch die große positive Arbeit, die gerade der Sozialismus geleistet hat, um die Ehe auf eine gesunde Basis zu stellen.

Aber nicht nur berufsmüde Frauen haben nationalsozialistisch gewählt. Da sind ferner junge Menschen, oft start mit ideali

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Tätigkeit der Hausfrau gerade vom volkswirtschaftlichen Stand­punkt besonders hoch wertete und bemüht war, alle Neuerungen der Technik, alle Erleichterungen und Verbesserungen in den Dienst der Hausfrau zu stellen das alles ist vielen so unbekannt, als sprächen nicht Jahre und Jahrzehnte mühevoller Kämpfe, schwerer Opfer sozialistischer Frauen und Männer von diesem Kulturwerk, von dieser großen sozialen Tat.

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Einen starken Prozentsatz der nationalsozialistischen Wählerinnen bilden auch die einst unpolitischen oder in den bürgerlichen Mittelparteien zusammengefaßten Frauen. Viele von ihnen empfin­den ihren Schritt zum Nationalsozialismus als revolutionäre Tat. Sie wollen damit befunden, daß sie die ungeheure Welten­mende um sich her wohl spüren und deshalb nicht mehr ,, bürgerlich" wählen können. Der Nationalsozialismus, dessen radikale Auf­machung fie als revolutionär empfinden, gibt ihnen Gelegenheit, dieses neue Lebensgefühl auszusprechen, ohne jedoch auf den Mutter­boden verzichten zu müssen, dem sie entwachsen sind. Denn hier finden sie sich wieder unter Vertretern der gleichen Gesellschafts­schichten, ja mehr noch, hier finden sie, die proletarisierten Schichten, den Adel, die Fürsten , das Großbürgertum wieder, von dem sie wirtschaftlich und sozial völlig getrennt waren, und das gibt ihnen eine Art neues Heimatgefühl, obwohl die Fortschrittlichen unter ihnen bereits fühlen, daß dort, wo bei ihnen ein revolutionäres Be­mußtsein steht, nur reaktionäre Tendenzen bei vielen, die sie hier wiederfanden, maßgebend waren.

Für viele dieser Frauen, die eben erst anfangen, politisch zu denken, ist der Nationalsozialismus ein Durchgang, fein 3iel. Idealismus, echtes Frauentum, Mütterlichkeit, Fort­schrittswillen und revolutionäres Bewußtsein können auf die Dauer nicht mit Brutalität, Unterdrückungs- und Entrechtungstendenzen Hand in Hand gehen. Es ist die große Aufgabe des Sozialismus, in diesem Ringen um den Sinn der politischen Frauenarbeit, seine ganze Kraft, das Gewicht seiner Leistungen und seines Ethos in die Waagschale zu werfen.

Wie stehen wir zur Familie?

Ein Wort zur Abwehr! Von Paul und Maria Krische

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Nemilow ,,, Die biologische Tragödie der Frau") stellen fest, daß natürliche Wurzeln der Vaterliebe nicht vorhanden sind", eine Be­hauptung, die noch nachzuprüfen sein wird, da praktische Erfahrungen dem entgegenstehen.

Wo immer man in nationalsozialistischen Versammlungen den Marrismus bekämpft, bildet einen der wesentlichsten Angriffspunkte unsere Stellung zur Familie. Man weist auf russische Experimente hin, wie Magnetogorst, die Bergarbeiterstadt im Ural , ohne Fa­milie, auf Bauernkollektiobetriebe mit Kinderheimen, in denen den Solch natürliche Gemeinschaft gewaltsam zer Eltern nur selten kurze Besuchszeiten gegeben werden, und führt reißen muß zur Verarmung an Lebensgütern dann Aussprüche ſozialistischer Führer an, die die gleichen Aufführen. Auch Gladkom, der auf dem Boden kommunistischer fassungen befunden sollen. Aus dem Zusammenhang gerissen und Weltanschauung stehende russische Schriftsteller, scheint etwas davon den hörern falsch erklärt, müssen sie denen furchtbar zu fühlen, wenn er in seinem Roman ,, Cement " das in einem Kinder­flingen, die keinerlei Ahnung von marristischem Denken haben. Man heim untergebrachte zartnervige Kind der führenden Frauengestalt schritt zu unerhörten Sinnentſtellungen. Namentlich die Kinderfreunde hinsiechen läßt, weil es von dem Blick der Mutter lebt und die und ihr Führer Löwenstein wurden Anlaß zu Verleumdungen Trennung von ihr nicht erträgt. Eine ganz andere Frage wird es niedrigster Art. sein, ob wir uns auf die natürlichen Erzieherinstinkte der Eltern allein verlassen dürfen. Selbst wenn diese Annahme zutrifft, ist zu berücksichtigen, daß oft die wirtschaftliche Lage der Eltern ihnen die Ausübung solcher Gaben nicht gestattet. Eine andere, noch wichtigere Frage ist, ob nicht die allzu individuelle, auf das Ich und die kleine Gruppe gerichtete Erziehung geringer einzuwerten ist gegenüber der für die Gesellschaft wichtigeren Rollettiverzie. hung in Schule und Beruf( Arbeit). Weil die Schule der heutigen Gesellschaft noch vorwiegend eine Lernschule ist und Kol­lektiverziehung in ihr noch nicht genügend ausgebaut ist, sind für diese Aufgaben Spezialorganisationen, wie die Kinderfreunde, ge= schaffen. Sie arbeiten unter tätiger Mitwirkung der Eltern, zeigen feineswegs eine destruktive Tendenz gegenüber der Familie und unterstützen die Eltern durch in ihrem Sinne geleistete Erziehungs­arbeit.

Wie stehen wir zu den russischen Experimenten, die auf eine gewaltsame Bertrümmerung der Familie ausgehen? Marristisches Denken besagt, daß der Familie ihre heutige Form von einer Klaffengesellschaft gegeben ist und daß sie daher wie alle Einrich tungen dieses System so sein muß, daß sie die bestehende Gesell­schaftsordnung stützt. Sie tut das durch das Erbrecht, das an sie geknüpft ist und das Anwachsen der Vermögen erleichtert; durch die auf das Ich und das enge Interesse der kleinen familiären Gruppe gerichtete Erziehung, die sie leistet; durch ihre die eigene Kritik und das selbständige Denken hemmende autorative Form, in der Frau und Jugend, ehe der Emanzipationsprozeß beider begann, vollkommen rechtlos gegenüber dem Familienhaupt waren.

Wir beobachten tatsächlich eine Aushöhlung dieser Familie auch dort, wo man nicht an gewaltsame Zertrümmerung denkt. Die Fa­milie hat ihre frühere wirtschaftliche Bedeutung verloren( die Fa­milienglieder verdienen außerhalb ihrer Gemeinschaft ihr Brot), sie milienglieder verdienen außerhalb ihrer Gemeinschaft ihr Brot), fie ist nicht mehr der Produktions-, sondern höchstens noch Konsum=

gemeinschaft, das heißt, fie erzeugt nicht Güter, sondern regelt nur noch den Verbrauch; rein äußerlich verkleinert sie sich( Knechte und Mägde rechnen nicht mehr wie früher zur Familie, die Kinder­zahl nimmt ab); sie verliert an Aufgaben( Kranken- und Altersver­forgung wird nicht mehr in ihr geleistet, der Haushalt verliert an Bedeutung, die Erziehung der Kinder wird durch Schulen mehr und Bedeutung, die Erziehung der Kinder wird durch Schulen mehr und mehr eine öffentliche Angelegenheit).

In diesem Umwandlungsprozeß blieb durch Jahrtausende und bleibt auch heute unverändert ihre biologische( generative) und psychische Aufgabe: Vater, Mutter und das von ihnen gezeugte Kind stehen in intimer natürlicher Bindung. Wahrscheinlich liegt, generativ betrachtet, der Ursprung der Familie weit vor der gesellschaftlichen Stufe, auf der sich der Privatbesiz bildete. Wir finden im Tierreich alle Formen segueller Paarungen: von völliger Anarchie( Pro­mistuität) über die Ehe eines Männchens mit mehreren Weibchen oder eines Weibchens mit mehreren Männchen bis zur Einehe, ja der Einehe in ihrer borniertesten Form, so wie wir sie bei Menschen nicht fennen( Gänsevögel). Einehe ist aber nicht ein durchgehendes nicht kennen( Gänsevögel). Einehe ist aber nicht ein durchgehendes Privileg der höheren Arten. Nur ist nach Alverdes( Tierfoziologie) Promiskuität bei höher entwickelten Säugetieren seltener als andere Formen des Zusammenlebens. Bei Herdentieren haben wir am häu­figsten die Mutterfamilie, das heißt, die Jungen werden von der Mutter betreut. In Affenherden haben wir ,, Sultanate " mit einem Pascha". Uebergriffe in fremde Rechte darf sich ungestraft nur der Stärkere und der anerkannte Führer gestatten. Bei Gorillas werden die Schlafnester familienweise angeordnet, die Kinder bleiben oft

mehrere Jahre bei den Eltern.

Auch bei Naturvölkern finden wir nahezu immer feste Rege­lungen segueller Beziehungen, die streng innegehalten werden. Durch die wirtschaftlichen und generativen Aufgaben bildet sich ein intimer psychischer Zusammenhalt. Es bilden fich Arbeits­Verbundener, die und Lebensgemeinschaften sexuell natürlich noch nicht gleichbedeutend mit persönlicher Liebeswahl sind. Mütter lieben ihre Kinder. Der Brutpflegebetrieb, der schon im Tier­reich betätigt wird, erweitert sich zur Mutterliebe. Einige Theoretiker ( Ranig, Das proletarische Rind in der bürgerlichen Gesellschaft",

Nur Kollektiverziehung unterbindet Elterninstinkte und beraubt die den meisten in ihrem Leben zuteil wird; Wynecken, gewiß

das Kind der bedingungslosesten und voraussetzungslosesten Liebe,

tein Befürworter der Familienerziehung, hat es einmal ausgedrückt der einzigen Liebe, die dem Menschen zuteil wird, unabhängig von seinem Wert". Nur Kollektiverziehung birgt die Gefahr in sich, daß wohl die intelligenten, förperlich und geistig Bevorzugten sich wohl fühlen, das schwache, schüchterne, wenig liebenswürdige Kind aber

an natürlicher Wärme darben würde.

Wie alle ethischen Werte ist uns die Familie kein absolutes Gut, das sie in der alten Auffassung sein sollte. Gemeinschaft läßt sich nicht erzwingen, und so hat es zu allen Zeiten auch in der bürgerlichen Kultur neben der Familienharmonie auch die Gegnerschaft in der Familie gegeben. Man war in die Familiengemeinschaft hinein­gepreßt, glaubte sie ertragen zu müssen, wenn man noch so fern von einander in Lebensgestaltung und Auffassung war. Das Ganze war oft sehr unerquidlich, voll Verärgerung, Mißgunst und Streit. Es gibt zweifellos Aufgaben, die über die Familie hinausführen, wie ja Führer nie Bindung an die Familie anerkannt haben, wenn es um ihre Idee ging. Es kommt hinzu, daß die Familie sehr oft reaktionär ist, weil die Eltern in ihr tonangebend sind und diese die Denkweise der zurückfinkenden Generation vertreten.

Wir machen es uns nicht so leicht wie diejenigen, die uns jetzt als Vernichter ethischer Werte in der ekelhaftesten Weise beschimpfen, weil sie zu wenig wissenschaftlich geschult sind und die Entwicklungs­linie nicht sehen, oder zu unintelligent sind und die Problematik der Frage überhaupt nicht erfassen, oder weil sie zu demagogisch aus der gefühlsmäßigen Bindung gegenüber den nächsten, die die meisten Menschen haben, Nuzen ziehen wollen. Wir dagegen überblicken die Schwierigkeiten, verstehen unsere Jugend, wenn sie sich in Kon­flikten mit der Familie befindet, wollen ihr helfen, den für beide Teile gerechten Ausweg zu finden, verstehen den Mann und die Frau, die glauben, ein Ehebündnis nicht mehr ertragen zu können und sind trotzdem nicht falte Zweckmäßigkeitsmenschen, die von der lebendigen Gemeinschaftsquelle, aus der Generationen geschöpft haben, nichts wissen und begreifen. Gerade der Sozialismus hat sehr viele praktische Beispiele guter Familiengemeinschaft. Auf die kommt es an. Statt hochtlingender Tiraden: vorleben!