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Kampf im Buchdruckgewerbe?

Heute Einigungsversuch des Reichsarbeitsministers.

Frankfurt   a. M., 21. Juni.  ( Eigenbericht.) Zur Beilegung des Konflikts der Buchdruckerei­hilfsarbeiter hat das Reichsarbeitsministe. rium die bisherigen Tarifparteien zu Mittwoch, 10 Uhr, nach Frankfurt   a. M. zu Einigungsverhandlungen geladen. Als Vertreter des Reichsarbeitsministeriums ist mit der Füh­rung dieser Berhandlungen der Landesschlichter für Südwest­deutschland Dr.& Immich beauftragt worden.

Die Empfehlung des Beirats und der Gauleiter des Verbandes der graphischen Hilfsarbeiter an das Buchdruckereipersonal, in allen Drudorten das Arbeitsverhältnis zum 24. Juni zu kündigen, ist sozusagen restlos befolgt worden. In Berlin  , Hamburg  , Leipzig  , Köln  , München   und allen anderen Druckorten haben die graphischen Hilfsarbeiter und-arbeiterinnen am legten Freitag entweder einzeln oder durch Listen gekündigt. In einigen Betrieben sowohl in Berlin   als auch im Reich haben verschiedene RGO.- Leute auf An­ordnung ihrer Zentrale ihre Kündigung nicht eingereicht, angeblich, meil ihnen die Kündigungsaktion nicht als das geeignete revolutio­näre" Kampfmittel erscheint. Mit diesen Erklärungen, die sich praktisch nicht von denen der Gelben unterscheiden, haben es die RGO.- Anhänger jedoch bewenden lassen. Sie warten ab", wie sich die Situation, auf die sie schon infolge ihrer zahlenmäßigen Be­deutungslosigkeit nicht den geringsten Einfluß haben, entwickeln"

wird.

Ob es am Sonnabend zu einem Großkampf im gesamten deutschen   Buchdruckgewerbe kommt, hängt natürlich in der Haupt­sache von dem Ausgang der heutigen Verhandlungen in Frankfurt am Main   ab. Führen diese Verhandlungen zu keiner Verständigung zwischen den Parteien, so ist der Ausbruch dieses Kampfes am Sonn­abend gewiß. Einige Firmen in Leipzig   und ein Betrieb in Berlin  haben, offenbar in der Erwartung, daß dieser Kampf unvermeidbar ist, zum Freitag auch die Buchdrucker gekündigt. Der Verband der Deutschen   Buchdrucker hat megen dieser Massenkündi­

Arbeitsmarktfatastrophe.

In Berlin   Mitte Juni Zunahme der Arbeitslosen! Die Zahl der Arbeitsuchenden im Bezirke des Landesarbeits­amtes Brandenburg erhöhte sich während der Zeit vom 1. bis 15. Juni um insgesamt 16 025( in Berlinum 18386) Personen. Die Gefamizahl der Arbeitsuchenden erhöhte sich auf 803280 ( 787 255) Personen. Davon entfielen auf Berlin   605053 ( 586 667), Brandenburg   183 262( 185 629) und Grenzmark Bojen­Westpreußen 14 965( 14 959). 2n Unterstützungsbeziehern waren in der Arbeitslosenversicherung 141 870( 148 117) Personen zu verzeichnen, davon in Berlin   107 526( 110 418), Bran­denburg 32 124( 35 525) und Grenzmark Posen- Westpreußen   2220 ( 2174). In der Krisenfürsorge betrugen die entsprechenden Zahlen für Berlin   156 528( 153 754), Brandenburg 52 978( 54 262), Grenz­mart Posen- Westpreußen 4512( 4700), zusammen 214 018( 212 716). Wohlfahrtserwerbslose wurden am 31. Mai 1932 im Gebiete des Candesarbeitsamtes Brandenburg 309 968( 30,4 300 575) gezählt, davon in Berlin   247 558( 238.750).

Diese Katastrophenzahlen Mitte Juni, wo Baugewerbe und Landwirtschaft den Arbeitsmarkt entlasten müßten, zeigt, welche un­mittelbare Auswirkung auf das Wirtschaftsleben der Sturz der

Regierung Brüning und die Preisgabe der Ar­beitsbeschaffung durch die Naziregierung haben. Dabei geben diese Zahlen ein nur unvollkommenes Bild der wirklichen Cage. Immer größer wird die Zahl derer, die die Arbeits­ämter nicht mehr aussuchen, weil sie weder Unterstützung noch Arbeit befemmen.

Weiße Galbe.

Bie Herr Schäffer Arbeit refchafft. Das Wolff- Büro teilt mit: Das Reichsarbeitsministerium ist seit langem bemüht, zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit eine frei willige Verkürzung der Arbeitszeit herbeizuführen. Neuerdings sind auch die Landesarbeitsämter in den Dienst dieser Aufgabe gestellt worden, an der sie durch ihren Auf: gobenkreis besonders interessiert sind. Die Landesarbeitsämter sollen durch besondere Kurzarbeitszeitausschüsse auf die Ar­beitsstreckung in den einzelnen Gewerbezweigen und Betrieben ihres Bezirkes hinwirken und an den Verhandlungen dieser Aus= schüsse auch die Gewerbeaufsichtsbeamten und ge= gebenenfalls die Schlichtungsorgane beteiligen. Zugleich find die Spizenverbände der Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf­gefordert worden, die Landesarbeitsämter durch tatkräftige mit arbeit bei der Durchführung dieser wichtigen Aufgabe zu unter­

ftügen.

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Wie durch eine derartige Anweisung an die Landesarbeitsämter eine ,, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit" erfolgt, ist ungefähr ebenso flar, wie der Nazioberst und kommende Reichskommandeur für Arbeitsdienst sich die Ueberroindung der Wirtschaftskrise vorstellt. Die Landesarbeitsämter haben weder die Befugnisse noch die Macht vollkommenheit, die Verkürzung der Arbeitszeit herbeizuführen. Diese Machtvollkommenheit hat einzig die Reichsregierung.

Die will davon aber keinen Gebrauch machen. Deshalb verordnet fie weiße Salbe

Hehe gegen die Gewerkschaften. Die Kommunisten buhlen um die Gunft der Nazis.

Die Welt am Abend", ein Blatt, das in Sadismus, Porno­graphie und Sozialistenheze macht, behauptet jegt, Genosse Urich, Bevollmächtigter der Berliner   Ortsverwaltung des Deutschen Metall­arbeiterverbandes, habe in der Sitzung der mittleren Ortsverwal­tung am 10. Juni 1932 erklärt, daß man sich mit der Absicht trage, den DMV- Vorstand wieder zurück nach Süddeutschland   zu ver legen"

Die Welt am Abend" lügt. Weder Genosse Urich noch irgend­ein anderes Mitglied der Ortsverwaltung hat eine derartige oder ähnliche Erklärung abgegeben. Die Hetze der Welt am Abend" gegen die Gewerkschaften und die Sozialdemokratische Partei   soll vielleicht dazu dienen, ihr mildernde Umstände zuzubilligen, menn, mie die Kommunisten fürchten. Hitler   zur Herrschaft gelangt Es ist möglich, daß mit der Verbreitung solcher Schwindelmeldungen die Kommunisten sich die Gunst der Nazis erschleichen. Sie werden aber dafür die Verachtung und den Haß der gesamten Arbeiterschaft eintauschen müssen.

der billigeren Erzeugnisse unter den Massen der werttätigen Bevölkerung im Jahr umgesetzt werden.

Die schlechte Beschäftigungslage bot den Unternehmern natürlich Anlaß, einen Vorstoß nach dem andern gegen die Löhne zu unter­nehmen. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 209 Lohnbeme= gungen für 46 230 Beschäftigte geführt. Im Durchschnitt wurden die Löhne in der Lederwarenbranche um 6,85 Prozent ge=

gungen, die tarifwidrig sind. Kla ge bei den örtlichen Tarifschieds- senkt, in der Tapeziererbranche um 7.21 Prozent und in der Treib­gerichter erhoben.

Gelingt es in den Verhandlungen am Mittwoch nicht, zum Ab­schluß eines neuen Reichstarifvertrages für das Buchdruckereihilfs personal zu kommen und den Ausbruch des Hilfsarbeiterstreiks zu vermeiden, ist auch mit ernsthaften Differenzen zwischen den Buchdruckereibefizern und den Gehilfen zu rechnen.

Der Korrespondent", das Organ des Buchdruckerverbandes, be­schäftigt sich in seiner Ausgabe Nr. 50 vom 22. Juni eingehend mit dem Hilfsarbeiterkonflikt. Die Unternehmer werden in dem Artikel gewarnt, etwa darauf zu spekulieren, daß sie ihren reaktionären Absichten gegenüber den Hilfsarbeitern im Hinblick auf tarifrechtliche Verpflichtungen der Gehilfenschaft freien Lauf lassen können. Der Korrespondent" betont, daß es keine Verletzung der tarif­lichen Friedenspflicht sei ,,, wenn bei einem berechtigten Streit der Hilfsarbeiter von jedem Gehilfen 1. feine Streitarbeit, d. h. feine andere Arbeit verrichtet wird, als er bisher geleistet hat, 2. kein Gehilfe einen Streitbrecher anlernt, 3. die Zusammenarbeit mit einem Streifbrecher infolge tariflicher Haftung und Verantwortlichkeit des Gehilfen für die ihm zur Auf­Haftung und Verantwortlichkeit des Gehilfen für die ihm zur Auf­sicht zugewiesenen Maschinen oder Apparate und die ihm übergebenen Druckaufträge a blehnt, und nötigenfalls aus diesem Grund das Arbeitsverhältnis unter Einhaltung der tariflichen Kündi­gungsfrist gelöst wird".

Der nicht nur für die graphische Hilfsarbeiterschaft, sondern auch für die Buchdruckunternehmer sehr bedeutsame Artikel des ,, Korre­ spondent  " schließt mit den Worten: ,, Auch ohne Verlegung ihrer tariflichen Friedenspflicht wird es die Gehilfenschaft im deutschen  Buchdruckgewerbe verstehen, ihre einfachsten Solidaritätspflichten hochzuhalten. Denn in dieser Richtung besteht im Rahmen des ge­samten Produktionsprozesses im Buchdruckgewerbe eine soziale Schicksalsgemeinschaft zwischen Gehilfen- und Hilfsarbeiter schaft, die beide Teile dazu verpflichtet, ihre Arbeiterehre nicht mit Füßen treten zu lassen!", Die Buchdruckunternehmer sind also gewarnt, den Bogen nicht zu überspannen.

Für die Einheitsfront!

Die Wirkung des Nazikurses.

riemenbranche um 8,31 Prozent.

Auf die Mitgliederbewegung ist die ungeheure Arbeits­losigkeit begreiflicherweise auch nicht ohne Einfluß geblieben.

Die Zahl der Beschäftigten ist seit Ende 1928 um insgesamt 26 663, das ist um 49 Prozent, zurückgegangen. Der Organisation gingen im Berichtsjahr 4 414 Mitglieder oder 15,6 Prozent des vor­jährigen Mitgliederbestandes verloren, so daß sie Ende 1931 ins­gesamt 23 907 Mitglieder zählte, davon 3753 weiblich e. Da den verminderten Beitragseinnahmen teine entsprechende Ver­minderung der Ausgaben für Unterstützungen gegenüberstand, mußten zur Balanzierung von Einnahmen und Ausgaben 231 621 Mark aus dem Verbandsvermögen genommen werden. Die un­geheure finanzielle Belastung des Sattlerverbandes durch die lang­anhaltende Arbeitslosigkeit seiner Mitglieder wird durch einen Blick in die Jahresabrechnung der Hauptkasse ersichtlich, die bei einer Ge­lamteinnahme von rund 710 000 Marf eine Ausgabe von 568 080 Mark für Unterstützungen, allein fast 460 000 Mark für Arbeits­lofen- und Krankenunterstüßung, ausweist. Diese Zahlen sprechen aber auch für den Wert einer guten Organisation, besonders in Krisenzeiten. Alles in allem darf ohne Lobhudelei gesagt werden, daß sich der Verband der Sattler, Tapezierer und Portefeuiller im Krisenjahr 1931 verhältnismäßig gut gehalten hat.

Erfolgreiche Bewegung der Rohrer.

Die Fachgruppe der Rohrer des Baugewerksbundes, Baugewerk­schaft Berlin  , teilt mit: Bei nachgenannten Firmen ist die verhängte Sperre aufgehoben: Wilhelm Stahl  , Richard Arndt, Her= Friedrich Diehling, Laufmann u. Wernede, Friedrich mann Venzke, Christian Woina, Belling u. Krotite, Bantermährt. Die hier genannten Firmen haben den Tarif vertrag in allen seinen Bestimmungen anerkannt. Arbeitsauf­nahme erfolgt am Mittwoch, den 22. Juni.

Dazu teilt uns die Firma Belling u. Rrottke mit, daß sie als Tarifkontrahent stets den vollen tariflichen Lohn gezahlt hat und zahlen wird. Sie weist darüber hinaus noch darauf hin, daß sie als jahrelange alleinige Lieferantin der beiden Bauhütten selbst ein Interesse an einer friedlichen Zusammenarbeit mit den Gemert­schaften hat. Danach scheint die Ausdehnung der Sperre auf die Firma Belling u. Krottte einem Irrtum zugrunde zu liegen, da die Angaben der Firma vom Baugewerksbund nicht bestritten werden.

Der alte christliche Gewerkschafter Wieber widmet dem Ge- Ueber 1 Millionen Wohlfahrtserwerbslose.

danken der Arbeitsgemeinschaft, den er ein Leben lang verfochten hat, im Deutschen  " eine wehmütige Grabrede. Er hofft zwar auch noch am Grabe der Arbeitsgemeinschaft auf deren Auferstehung in späteren Zeiten, für die Gegenwart aber bleibe nur übrig, mit aller Entschiedenheit den Entscheidungskampf um die Stellung der Arbeiterschaft gemeinsam zu führen. Wieber um die Stellung der Arbeiterschaft gemeinsam zu führen. Wieber schreibt u. a.:

,, Das sogenannte ,, neue System", dessen Neuheit doch kaum mehr als ein Aufpolieren alter Vorkriegsmentalität ist, stützt diejenigen Kräfte im Kapitalismus, welche manche schon ge= storben wähnten. Leider weckt es nicht die Genialität alter Industrie­kapitäne und des wirtschaftlichen Weitblicks, sondern wesentlich nur alte Herreninstinkte. Aber nicht den Herreninstinkt einer Aristokratie des Geistes, sondern einer sehr üblen reaktionären Ge­finnung. Unter solchen Auspizien steht es schlecht um den Gedanken der Arbeitsgemeinschaft. Er steht augenblicklich nicht hoch im Kurs. Vielleicht erreicht er noch einmal die Kurshöhe der Vereinigten tragende Kraft im Leben unseres Volkes... Wir fühlen, daß diese Zeit, die wie kaum eine andere zur Explosion drängt, und zur völligen Zerstörung dessen, was in mehr als zehnjähriger mühevoller Arbeit geschaffen wurde und an deren Ende vielleicht gar Blut und Rebellion stehen, dieser Idee um so weniger entbehren kann, je mehr sie sich davon innerlich entfernt, wenn sie auch äußerlich den Ruf nach ,, nationaler Einheit" erschallen läßt. Aber wir wissen auch, daß heute der Entscheidungsfampf um die Stellung der Ar­beiterschaft angebrochen ist. Es gibt Momente in der Geschichte jeder Volksgruppe, wo froh weltanschaulicher Trennungen das Gemein­fame in Berteidigung der Rechte oberstes Gesetz wird. Diese Stunde ist heute für die deutsche Arbeiterschaft gekommen." Diese Auffassung Wiebers dürfte von der gesamten Arbeiterklasse geteilt werden. Es handelt sich aber nicht nur darum, die Ueberein­ftimmung in der Beurteilung der Tatsache festzustellen, daß die Ar­beiterschaft einen Entscheidungskampf um ihre Lebensrechte auszu­sechten hat. Es wird darauf ankommen, aus dieser gemeinsamen Erkenntnis die praktischen Schlußfolgerungen zu ziehen. Die erste Schlußfolgerung muß sein: Alle Kräfte gegen den gemeinsamen Feind!" Wir sind aber auch der Meinung, daß es dabei nicht bleiben fann und darf. Zunächst freilich wird die Ar­beiterschaft selbst dafür zu sorgen haben, daß diese notwendige Vor­ausfegung einer erfolgreichen Abwehr auch von allen erfüllt wird, die in Zukunft noch als Vertreter der Arbeiter gelten. wollen.

Stahlmerke. Und dennoch glauben wir an diese Idee als an eine

Der Sattlerverband im Jahre 1931.

Alleinbetriebe verdoppelt, Beschäftigtenzahl halbiert.

Die Gewerkschaften haben unaufhörlich vor dem Lohnabbau gewarnt, weil durch ihn die Kaufkraft der Massen geschwächt, der Absatz aller Güter des Bedarfs immer mehr gedrosselt und die Ar­beitslosigkeit nicht vermindert, sondern nur noch vermehrt wird. Wie berechtigt diese Warnungen gewesen sind, wird in dem Jahr­buch 1931 des Sattler  , Tapezierer und Porte­feuillerverbandes mit aller Deutlichkeit offenbar. Seit drei Jahren schon ist im Sattlerverband die Arbeitslosigkeit stets doppelt so hoch gewesen wie in den übrigen Verbänden des ADGB.  , deren Arbeiter zu den sogenannten Konjunkturgruppen zählen.

Im Berichtsjahr 1931 war die Arbeitslosigkeit unter den Ver= bandsmitgliedern geradezu verheerend. Im Jahresdurchschnitt. waren in der Treibriemenbranche 36 Prozent der Mit­glieder arbeitslos, in der Lederwarenbranche 49 Prozent, in der Fahrzeugbranche 56 Prozent und in der Tapeziererbranche 56% Prozent. Die Erzeug­nisse der Lederwarenindustrie sind nun einmal in der Hauptsache Massenlugusartikel, deren Kauf oder Reparatur in feinem Arbeiter­haushalt wo infolge des Lohnabbaues mit jedem Groschen ge= rechnet werden muß als dringend notwendig betrachtet wird.

Eine Brieftasche, ein Portemonnaie, eine Aftenmappe tann noch so schäbig aussehen oder reparaturbedürftig sein, die Neuanschaffung oder Instandsekung hat zur dufteben hinter den Ausgaben für Er­nährung und Bekleidung. Und die Beschäftigungslage in der Leder­warenindustrie hängt nicht davon ab, wieviel teure Handtaschen oder Geldbörsen von den mondänen und besigenden Damen der so­genannten Gesellschaft getauft werden, sondern wieviel Millionen

Ihre Zahl wird immer größer.

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Der Arbeitslose soweit seiner Unterstützung nichts im Wege steht-ist sechs Wochen lang Hauptunterstügungs­empfänger. Ift er dann noch hilfsbedürftig, gelangt er in die Krise, in der er 52 Wochen bleibt. Dann ist er reif für die Wohlfahrt. Dem über 40 Jahre alten Krisenunterstützten kann diese Unterstützung für weitere 13 Wochen gewährt werden, so daß

er anstatt nach 58 Wochen, erst nach 71 Wochen Wohlfahrtsunter­stützter wird.

Nach der Erhebung des Preußischen Statistischen Landesamts vom 31. Mai 1932 find in Preußen bei den Bezirksfürsorge­verbänden 1508 988 Wohlfahrtserwerbsloje gezählt worden. Ende April waren es 1 464 358, so daß die Zahl der Erwerbslosen im Monat Maium 44 630 zugenommen hat. Im April war eine Zunahme von 49 768 zu verzeichnen.

Auf 100 Einwohner kommen durchschnittlich 38,9 Wohlfahrts­

erwerbslose. In Fürsorge- oder Notstandsarbeit, vereinzelt auch im freiwilligen Arbeitsdienst standen 56 787 Wohlfahrtserwerbsloje.

Anflage der alten Beamten- Pensionäre.

Die Allgemeine Vereinigung deutscher Be deren Witwen", Bezirk Groß- Berlin, nahm in seiner Haupt­amten im Ruhestande, Wartegeldempfänger und versammlung eine Entschließung einstimmig an, in der sie gegen die Notverordnungen schärfsten Protest erhebt. ,, Die übergroße Mehrheit unserer Kollegen und Kolleginnen", heißt es da ,,, lebt in verzweifelter Not und hat oft taum die Bezüge der Wohlfahrts­empfänger. Die Versammlung erwartet, daß sofort mindestens eine Freigrenze in der Höhe des lohnsteuerfreien Einkommens festgelegt

wird."

In der Diskussion tamen erschütternde Anklagen gegen die Re­gierung zum Ausdruck. Rentner, die nun von ihren 100 Mart dem Reich noch 1,50 Mark, Preußen sogar 5 Mark opfern sollen, Witwen, die von 45 bis 50 Mark kümmerlich vegetieren, Warte­geldempfänger im besten Mannesalter sind auf ,, Nebenarbeit" an gewiesen und willkommene Ausbeutungsobjekte der Unternehmer.

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Freie Gewerkschafts- Jugend Berlin  

Heute, Mittwoch, 22. Juni, 1912 Uhr, tagen die Gruppen: Südwesten: - Schöne Sugendheim Yordstr. 11( Fabritgebäude). Jule stellt sich vor.­berg  : Jugendheim Hauptstr. 15( Gartenhaus). Die wirtschaftliche Ent­wicklung der Sowjetunion  . Spandau  - Neustadt: Jugendheim Lindenufer 1. Aktuelle Gewerkschaftsfragen. Nordring: Jugendheim Sonnenburger Str. 20. 90 Minuten Lachen. Weißensee: Jugendheim Weißensee, Parkstr. 36. Was tun die Gewerkschaften für den Jugendschutz und die Jugendfürsorge. Arns walder Plaz: Jugendheim Rastenburger Str. 14. Religion ist Opium für das Volt. Reutölin: Jugendheim Bergstr. 29( Sof). Plauderstunde über Bücher. Flughafen: Jugendheim Flughafenstr. 68( U- Bahn Boddinstraße). Sing­Sang- Abend. Humboldt: Jugendheim Graun- Ecke Lorgingstraße. Lehr­lings und Tarifvertrag. Schillerpark: Jugendheim Schule Schöningstr. 17. Lieder zur Laute.- Tegel: Jugendheim Tegel, Schöneberger Str. 4. Lohn­tonflitte. Baumschulenweg: Jugendheim Baumschulenweg, Ernststr. 16. Liederabend. Wir spielen ab 18 Uhr: Nordkreis: Spielwiese Schillerpart. Ostkreis: Sportpläge Treptower Park, Wiese 1, und Friedrichshain  , Plazz Nr. 4. Jugendgruppe des Gesamtverbandes, Fachgruppe Kommunalbetriebe und Handels- und Transportgewerbe: Liederabend. Wir üben und singen neue Lieder. Jugendgruppe des Deutschen Baugewerksbundes  , Maurer  : Bau­abend in der Berufsschule Grünthaler Str. 4-5, 3immer 35.

Jugendgruppe des Zentralverbandes der Angestellten

Heute, Mittwoch, finden folgende Veranstaltungen statt: Schönhauser Borstadt: Jugendheim der Schule Rastanienallee 81. Aussprache: Tages­politische Rundschau. Nordost I: Jugendheim Danziger Str. 62( Baracke 3). Aussprache: Warum sind wir im 3d. Leiter: Heilbrunn. Reinickendorf  : Jugendheim Lindauer Str. 2( Baracke). Vortrag: Arbeiterdichtungen, Arbeiter­literatur. Referent: Huhn. Stralau: Jugendheim der Schule Gozlerstr. 61. Aussprache: Fragen, die uns als Jugend angehen.- Köpenik: Jugendheim Dahlwiger Str. 15.( Gasanstalt am Bahnhof Köpenick  .) Vortrag: Probleme der Fürsorgeerziehung. Referent: Hirsch. Reukölln: Jugendheim Böhmische Straße 1-4, Ecke Kanner Straße. Vortrag: Walther Rathenau  , sein Leben und seine Bedeutung für Deutschland  . Referent: Dr. Schütte. Südost: Jugend­heim Manteuffelstr. 7. Leseabend. Schöneberg  : Jugendheim Hauptstr. 15 ( Hofgebäude, Sachsenzimmer). Diskussionsabend: Die heutige Jugendbewegung von rechts bis links. Charlottenburg  : Jugendheim Spielhagenstr. 4. Aus­sprache: Gegenwartsfragen der Gewerkschaften. Leitung: Derkow. Spandau  : Jugendheim Lindenufer 1. Heimbesprechung. Die Versicherungsgesellschaft Sorgenfrei A.-G. tagt heute von 16 bis 18 Uhr im Verbandshaus, Zimmer 24. Spiele im Freien: Ab 18 Uhr auf dem Sportplay Humboldthain, Sport­plaz Weißensee, Feld 5, und Sportplatz Friedrichshain  .

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Berantwortlich fült Politik: Bictor Schiff; Wirtschaft: G. Klingelhäfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton  : Dr. John Schitowski; Lokales und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin  . Berlag: Vorwärts- Berlag G. m. b. H., Berlin  . Drud: Vorwärts- Buchdruderet und Verlagsanstalt Paul Singer   u. Co., Berlin   SW. 68, Lindenstraße& Hierzu 2 Beilagen.