Die Nazi- Kloafe.
Widerliche Lügenhehe im Angriff".- Gerichtliches
Einschreiten.
Der Berliner Polizeipräsident teilt mit: Die nationalsozialistische Tageszeitung ,, Der Angriff" enthält in ihrer Freitagnummer Angriffe gegen den Polizeivizepräsidenten Dr. Weiß, die in der Un geheuerlichkeit des Tones und in der unwahrhaftigkeit des Sachverhalts nicht mehr zu überbieten sind. 1. a. wird die Behauptung aufgestellt, daß der Polizeivizepräsident die Kriminalpolizei angewiesen habe, in Spielflubs begangene strafbare Handlungen nicht zu verfolgen. Alle diefe und ähnliche Behauptungen sind in vollem Umfange unwahr. Polizeivizepräsident Dr. Weiß hat bereits Strafantrag gestellt und der Polizeipräsident hat sich diesem Strafantrag angeschlossen. Beitere Maßnahmen gegen das genannte Blatt behält sich der Polizeipräsident por.
Die Freitagausgabe des Angriff" murde auf gericht. liche Anordnung megen zmeier Artikel mit schweren Angriffen gegen den Polizeipräsidenten Grzesinski und den Polizeivizepräsi denten Dr. Beiß beschlagnahm t.
Die Affäre Kleefeld.
Keine Einwirkung des Finanzministeriums auf das Verfahren Der Präsident des Landesfinanzamts Berlin schickt uns folgende Zuschrift:
,, In einem Teil der hiesigen Presse ist die Steuerangelegenheit des Kammerpräsidenten a. D. Kurt pon Kleefeld behandelt worden. Es wird berichtigend darauf hingewiesen, daß das Verfahren gegen Herrn von Kleefeld im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen ausschließlich von den zuständigen Stellen, und zwar von dem Finanzamt Tiergarten und dem Landesfinanzamt Berlin , auf rein sachlicher Grundlage durchgeführt worden ist. Die Mehrsteuern sind durch den zuständigen Steuerausschuß festgesetzt worden.
Irgendeine Einwirkung des Reichsfinanz ministeriums auf die zuständigen Stellen hat in feinem Stadium des Verfahrens stattgefunden. Der steuerliche Erfolg entspricht der allgemeinen Praris bei den Finanzämtern und ist durch feine Einwirtung von dritter Seite beeinträchtigt
worden."
Die Intervention des Herrn Werner von Alvensleben beim Reichsfinanzministerium ist also unbeachtet geblieben.
Dem Andenken Walther Rathenaus.
Eine Feier des Republikanischen Reichsbundes. Der deutsche Republikanische Reichsbund ehrte gestern durch eine schlichte, würdige Feier im Plenarjaal des Reichstags dus Andenken Walter Rathenaus. Bon Hortenfien und Tannengrün war das Rednerpult umrahmt, vor einem Fahnenmast standen 3ypressen. Getragene Musit ertönte, dann wurde, während sich die Versammlung erhob, das schwarzrotgoldene Banner der Republik aufgezogen, das einst den Sarg Walter Rathenaus bededte. Reichs bannerfameraden mit umflorten Fahnen hielten Mache.
Oberbürgermeister uppe Nürnberg leitete bie Feier ein. Rathenau hatte sich zum Kampfziel gelegt, dem demo fratischen und sozialen Gebanten des neuen Volksstaates Leben zu verleihen und in der Außenpolitik Deutschland mieder vom Objekt zum mitwirkenden Subjekt zu machen. Da traf ihn aus blindem Raffenhaß und nationalistischer Verhegung die Kugel feiger Meuchel. mörder." In fiefdurchdachter Rede würdigte jodann Harry Graf Reßler die große umfassende Persönlichkeit Rathenaus: Schon vor dem Kriege hatte der Ermordete den dreifachen Drud erkannt, der politisch, sozial und menschlich auf dem deutschen Volke lastete. Sein Ziel war die Freiheit des deutschen Menschen nach innen und außen. Er hat sein Opfer der Freiheit des deutschen Menschen schon gebracht. An uns ist es, ihm zu folgen. Für die Rathenaus Gesellschaft sprach Ministerialdirektor Arnold Brecht . Es ist unsere Aufgabe, in der Hingabe an den Staat dem Toten nachzu eifern und wie er die enge Verbindung zwischen beruflichen und seelischen Dingen zu erstreben. Als er gegen die Berleumdung Deutschlands lämpfte, traf ihn selbst die Berleumdung in Deutsch land. Er war Jude, aber hielt sich selbst und dem deutschen Volke die Treue. Heute empfinden wir Scham, daß ein Volt, in dem Lessing seinen„ Nathan" schrieb, wieder vom Antisemitismus heim gesucht wird. Verzweifeln wir nicht, sondern hoffen wir, daß auf
die Passion ein Ostern folgt."
Mit Dank und Gelöbnis schloß Oberbürgermeister Luppe die Feier.
Revolverschützen und Messerhelden.
Blutige Zusammenstöße im Westen.
Dortmund , 24. Juni. ( Eigenbericht.) In Dortmund- Dorstfeld kam es am Donnerstagabend, als Nationalsozialisten in einem kommunistischen Versammlungslokal eine Rundgebung veranstalten wollten, zu schweren Zusammenstößen zwischen den beiden Gegnern.
Bei dem Anmarsch griffen die Kommunisten an. Es fielen ungefähr 35 Schüsse. Ein Nationalsozialist wurde getötet, fünf Personen, darunter drei Nationalsozialisten, wurden schwer verletzt. Es ist noch nicht festgestellt, wer die Nationalsozialisten getötet hat. Es besteht die Möglichkeit, daß er von eigenen Barteigenossen erschossen wurde.
Hamborn , 24. Juni. ( Eigenbericht.)
Am Donnerstagabend kam es im Stadtteil Maryloh nach 8 Uhr mehrfach zu politischen Zusammenstößen, in deren Verlauf eine ganze Anzahl Schüsse fiel. Ein Kommunist wurde getötet, ein Nationalsozialist wurde von Kommunisten durch vier Messerstiche in Kopf und Oberkörper schwer verletzt. Die Polizei mußte von der Schußwaffe und vom Gummifnüppel Gebrauch machen. 60 Per fonen wurden verhaftet.
Leipzig , 24. Juni. Während und nach Schluß einer Bersammlung, die gestern abend von der NSDAP . veranstaltet wurde, tam es auf der Straße zu Ansammlungen und Demonstrationen, bie wiederholt von der Polizei unter Anwendung des Gummifnüppels zerstreut werden mußten. In der Nähe der Hildegardstraße wurden die Polizeifräfte beschossen. Dabei wurde ein Beamter durch einen Schuß in die rechte Hand verlegt. Weitere Berlegte wurden bisher nicht gemeldet.
Heil Hitler!
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Aussprache über die deutsche Not.
Die deutsch - französische Aussprache in Lausanne , Sachverständigenbericht von Basel die Lage in Deutschland ver= hat am Freitag, dem ersten Tag, einen von beiden Seiten als schlechtert habe. Die Verschlechterung gelte für die Handelsgünstig bezeichneten Verlauf genommen. Einer Vollversammlung bilanz, den Etat, die Wirtschaft, die Arbeitslosig. beider Delegationen am Vormittag folgte eine zweite am Nach- keit und die Devisenlage der Reichsbant. Er habe ferner mittag um 5.45 Uhr, der Herr von Papen nur zum Teil bei- nachgewiesen, daß die herabgefeßten Säge der Arbeitslosenversiche wohnte, weil er um 18.40 Uhr nach Berlin abreifte. Die Sigung rung durch die letzte Notverordnung einen Grad erreicht hätten, der selbst dauerte bis 19.30 Uhr. zu schwersten sozialen Spannungen führen müsse. Wenn man beUeber die Verhandlungen wurde eine Kommuniqué herausrücksichtigt, daß die Mehrzahl der Arbeitslosen sich mit diesen Säßen gegeben, in dem es heißt: Nach einem Exposé des französischen nicht mehr erhalten könnte, dann könne man die Not und Spannung Finanzministers fand ein Meinungsaustausch statt mit dem gleichen in Deutschland verstehen. Der französische Finanzminister Bestreben, von beiden Seiten alle Elemente des gestellten Problems habe die jeßige Not in Deutschland zwar anerkannt, aber nach Don Grund auf zu studieren. Die nächste Sigung findet qni dem Bericht von Basel darauf hingewiesen, daß mit der Behebung Montagnachmittag 4½ Uhr statt. Am Sonnabend werden die Sach der Weltkrise auch die deutsche Not gebannt sei und dann neue verständigen ihren Meinungsaustausch fortsetzen, um die Sigung Möglichkeiten für politische Zahlungen und Transfers in am Montag ausführlich vorzubereiten." beschränktem Umfange auftauchen könnten. Darüber habe es eine kurze Diskussion gegeben. Die Hauptfrage, ob sich ein Weg finden laffe zwischen der franzöfifchen Auffassung einer Schlußzahlung und der deutschen Auffassung einer völligen Liquidierung der Reparationsfrage im jezigen Augenblid, werde erst am Mon tag in Angriff genommen werden.
In einer Besprechung mit deutschen Pressevertretern hob der deutsche Außenminister den freundschaftlichen Geist der Aussprache hervor. Daß am ersten Tag nicht viel herauskommen konnte, sei flar gewesen. Neben den Verhandlungen mit den Franzosen feien folche mit den Belgiern geführt worden.
Der Reichsfinanzminister erflärte, er habe in den Besprechungen insbesondere nachdrücklich darauf hingewiesen, mie sich seit dem
Klagges und der Schrader: Berband. Wird Herr von Gahl einer Entscheidung Groeners endlich Geltung verschaffen?
Der frühere Reichsinnenminister Groener ist bekanntlich während seiner Amtszeit vom Polizeibeamten- Verband und vom Deutschen Beamtenbund zum Eingreifen gegen den braun= schweigischen Innenminister lagg es aufgefordert morden, weil dieser völlig verfassungs- und gesezwidrig den braunschweigischen Polizeibeamten die Zugehörigkeit zum Landes verband der Polizeibeamten Braunschweigs( Schrader Verband) verboten hatte.
Merkwürdigerweise erfährt man erft jegt, daß Groener der Beschwerde stattgegeben und Klagges ersucht hat, seine Maßnahmen, die ungefeßlich seien, aufzuheben. Bisher ist Klagges dieser Aufforderung nicht gefolgt, wohl weil er hofft, daß Groeners Nachfolger anders denkt und ihn stügt. Die Entscheidung Groeners gegen Klagges dürfte aber Anlaß geben, den Minister von Gayl aufzufordern, der Entscheidung seines Borgängers Geltung zu verschaffen.
Aufgeklärte„ Reichsbannermordtat".
Nazis erschlagen ihre eigenen Leute.
Im Anschluß an die unerhörten Vorgänge in Langelsheim , wo Nationalsozialisten, mit Lasttraftwagen aus der ganzen Umgebung zusammengeholt, eine Versammlung der Eisernen Front zu sprengen versuchten, hatte die nationalsozialistische Preffe, unterstützt von den übrigen nationalistischen Hezblättern, berichtet, daß der SA. - Mann Rudolf Gelbfe aus Käftorf bei Borsfelde von Reichsbannerleuten durch Hiebe mit einer Fahnenstange so schwer verletzt wurde, daß er verstarb.
Der Bau Braunschweig des Reichsbanners stellt demgegenüber fest, daß der ehemalige S2.- Mann Rudolf Gelbke nicht in Langels. heim war. Gelbke ist vielmehr auf einem Schüßenfest in Kästorf von Nationalsozialisten, also von seinen eigenen Leuten, niedergeschlagen worden. Die Gauleitung des Reichs banners hat gegen eine ganze Anzahl Nationalsozialisten, die an dem Ueberfall auf die Versammlung der Eisernen Front in Langels. heim beteiligt waren, Strafanzeige erstattet.
Der Reichskanzler reist heute abend nach Berlin . Reichskanzler von Papen reist heute abend von Lausanne zur Berichterstattung nach Berlin . Er wird voraussichtlich am Sonntagabend oder Mon tag früh wieder nach Lausanne zurüd tehren.
Der Wert des enteigneten spanischen Sönigsvermögens beträgt rund 7% Millionen Bejeten und soll für soziale, kulturelle und mohltätige Zwede nuzbar gemacht werden.
Nächtliche Schießerei in Berlin .
Raziüberfall auf Reichsbanner.
In den gestrigen Abendstunden fam es in Moabit , Steglitz und Friedenau zu schmeren Zusammenstößen. Eine Rotte Hafenfreuzler überfiel in der Canovastraße in Friedenau einige Reichsbannerleute. Ein Reichsbannerfamerad mußte schwer ner legt in das Augufte- Bittoria- Krankenhaus gebracht werden. Sechs Täter murden festgenommen. In Steglik lieferten sich Rommunisten und Nazis eine Revolverfchlacht, bei ber über 20 Schüffe gemechselt wurden. Während die radikalen Gegner unverlegt blieben, wurde ein völlig unbeteiligter Passant schwer verletzt. 21 Nazis und 6 Kommunisten wurden festgenommen.
In Moabit , in der Emdener, Rostocker und Wittstocker Straße fam es gegen 22 Uhr abermals zu bedrohlichen Ansammlungen und fommunistischen Demonstrationsversuchen, so daß der Wasserwagen der Schupo eingesetzt werden mußte. Die Polizei hat mehrere Straßenzüge völlig abgesperrt.
Ein neues Parteiorgan.
3n der Razihochburg Schweidnitz.
Der Unterbezirk Schweibniz Reichenbach Striegau der Sozialdemokratischen Partei hat im Einvernehmen mit dem Berlag der Schlesischen Bergwacht" in Waldenburg die heraus. gabe eines neuen Parteiblattes beschlossen. Das Blatt foll den Namen Schweidnißer Boltszeitung" tragen und ab 1. Juli erscheinen. Die Gründung des neuen Organs wird, da Schmeidnitz eine der übelsten Hochburgen der Nazipest in Schlesien ist, von der Arbeiterschaft des Unterbezirks freudig begrüßt. Von Schweidnih nahm die schlesische Hafenkreuzbewegung vor Jahren ihren Ausgang.
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Der Werbemonat der Sozialdemokratie hat in Schlesien bereits recht ansehnliche Erfolge gebracht. So konnten in Groß Breslau bis Mitte Juni der Partei 400 neue Mitglieder zugeführt werden. Besonders erfreulich ist, daß ein großer Teil früherer Eckstein- Anhänger jetzt zur Partei zurückkehrt. Der Unterbezirt Schweidnih, zu dem die Kreise Reichenbach- Schmeidnih und Striegau gehören, meldet 280 neue Aufnahmen. Aehnlich günstige Berichte liegen aus anderen Teilen Schlesiens vor.
Ju Kroatien wurden Gedenkfeiern zu Ehren der im Belgrader Barlament ermordeten Bauernführer Stefan Raditsch, Paul Ra ditsch und Basaritschek abgehalten. In Brod zerstreute die Polizei Demonstranten, die einen wegen fommunistischer Propaganda Berurteilten aus dem Gefängnis zu befreien Demonstrant Bei einem anderen murden wegen feindseliger Rufe gegen die Regierung sechs Personen perhaftet.
Staatsoper Unter den Linden. Summenſtoh wurde ein Gendarm ſchwer verleßt. 3n Spalato
Wiener Blut" von Johann Strauß .
Um ein Nichts von Handlung ein Rausch von Musik und Farbe. Eine Aufführung, die fich sehen laffen kann. Ganz großer Abend, viel Applaus.
F. L