sich jedoch nach den skandalösen Vorfällen bei den Nazis für ihr „Eingreifen" bedankt! Der Rektor hat, wie uns mitgeteilt wird, nach den Krawallen die republikanischen Studentenführer zur fach- lichen Information nicht empfangen, mit der Begrün- dung, daß er keine Zeit habe, weil er sofort zum deutschen Kronprinzen fahren müsse! Derselbe Rektor hat u. a. den N a z i st u d e n t e n die Hörsäle zu Diskusfionsversammlungen zur Verfügung gestellt, sie den republikanischen Studenten aber oerweigert. Er hat geduldet, daß die Nazistudenten bei ihren Stehkonventen provokatorische Reden gegen„marxistische No»
vemberverbrecher" hielten und mit„Hell Hiller!" auseinandergingen, während er den Linksfront-Gruß als eine die Ordnung störende Provokation bezeichnet hat! Rektor Tübben hat ab 1. Juli d. I. in der Hochschule sogenannte„Zwecksportkurse" angelegt, die von den Nazistudenten als willkommenes Bürgerkriegstraining begrüßt werden; im Rahmen dieses„Zwecksports", den Rektor Tübben aus unbekannten Mitteln finanziert, wird ab 8. Juli unter Roßbachs, des Putschisten, Leitung in Gasschutz geübt! Ist es ein Wunder, wenn skandalöse Vorfälle der geschilderten Art unter diesen Umständen für die nationalsozialistischen Urheber straflos verlaufen?
SladHraushaii vorläufig geregell. Beratung im Rathaus.- Mehrheit tur Vertagung bis zum Herbst.
In der Berliner Stadtverordnetenversammlung macht« gestern Stadlkämmerer Asch(Soz.) anläßlich der B e- ratungen über den Stadthaushalt sehr beachtenswerte Ausführungen über die Auswirkungen der lehlen Itolverordnung der neuen Reichs regierung auf die städtische Haushaltwirtschast. Obschon im Augenblick eine vollständige Uebersicht noch nicht möglich sei, führte der Kämmerer aus, so sei aber mit aller Bestimmtheit festzustellen, daß die Kürzungen aller Renten die Stadt auf das schwerste beim Wohlfahrtsetat neu belasten. Abgesehen davon, daß die Zahlen, die das Reich bei der Festsetzung der Wohl- fahrtsunterstützungsempfänger hinsichtlich der Zahl und der Mittel angesetzt hat, zu niedrig sind, so sind die Zuweisungen an die Stadt völlig unzureichend. Durch die Kürzungen der Sozial-, Unfall-, der Kriegsbeschädigten- und der Waisenrenten werden viele Empfänger solcher Renten, die sich bisher, wenn auch notdürftig, mit diesen Renten am Leben erhielten, zu Wohlfahrtsunterstützungsempfän- gern. Sie fallen also der Stadt zur Last, d. h. sie bringen neue Be- lastungen. Neue Belastungen ergeben sich auch aus der Kürzung der Hauszins st euererlasse(die die preußische Regierung bekanntlich einführen mußte, weil die neue Reichsregierung Hilfe zur Balancierung des preußischen Etats nicht gewährte!). Nicht nur direkte finanzielle Belastungen werden neu auftreten; eine Ver- größerung des bestehenden Fürsorgebeamtensystems und der Aufbau eines neuen kommen dazu. Der Kämmerer schloß seine aufsehen- erregenden Mitteilungen mit der Feststellung, daß unter solchen Umständen wohl niemand an eine Entlastung des städtischen Etats durch Ne'Ichszuschüfse glaube. Er bat, die endgültige Verabschiedung des Etats bis zum Herbst zu vertagen und bis dahin dem Magistrat Vollmacht zu sparsamster Wirtschaft zu geben. In der Reihe der nun zu Wort kommenden Redner sprach als erster* Skadtv. Alatau(S03.), der folgend« Erklärung abgab: Die sozialdemokratische Fraktion stimmt der Vorlage des Ober- bürgermeisters zu. die Houshallsberatungen zu unterbrechen und den Magistrat zur Seschäftsführung im Rahmen des unterbreiteten Haushaltsplans und der in der 2. Beratung des Haushaltsausschusses gefaßten Beschlüsse zn ermächtigen. Sie wird alle Anträge ablehnen, die eine Veränderung der jetzt gefundenen vor- läufigen Grundlage bedeuten und die für den Herbst zu erwartende endgültige Gestaltung des Haushalts beeinträchtigen würden. Die Beratungen des Haushaltsausschusses haben erneut gezeigt, daß die städtische Verwaltung in ihren Einschränkungs- und S p a r m a ß- nahmen auf vielen Gebieten bis an die äußer st e Grenze des überhaupt noch Erträglichen gegangen ist. Bei wichtigen, für das Wohl der Bevölkerung, vor allem der arbeitenden Schichten, besonders bedeutsamen Aufgaben ist diese Grenze leider bereits allzuoft überschritten worden. Unter dem Druck der Haushalts- und Kassenlage sind zahlreiche Haushalts- Positionen erheblich gekürzt, andere nicht erhöht worden, obgleich die Zunahme der Not des Volkes dies verlangt hätte. Die sozialdemo-
kratische Fraktion hat in einer Reihe von besonders wichtigen Fällen Anträge auf Erhöhung der Ausgabeansätze gestellt. Fast alle haben die Zustimmung des Ausschusses in zweiter Beratung gefunden. Wir erwarten, daß auch der Magistrat ihnen beitreten wird. Die Sorge der sozialdemokratischen Fraktion galt und gilt in erster Linie der Sicherstellung der notwendigen Lebensbedürfnisse für die große Masse der hilfsbedürftigen, vor allem der 3t>l><1(>l1 Wohlfahrtserwerbslosen, die in diesem Jahre von der Stadt Berlin nach den Angaben des Käm- merers betreut werden müssen. Die sozialdemokratische Fraktion hat es als ihre wichtigste Pflicht angesehen, auch unter teilweiser Zurückstellung der ihr notwendig erscheinenden Forderungen auf anderen Gebieten, die finanziellen Kräfte der Stadt auf die eine gewaltige Aufgabe zu konzentrieren: die Auszahlung der wohl- fahrtsunterstühungen unter allen Umständen und mit jedem Opfer sicherzustellen. Als der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung den Haushaltsplan vorlegte, wurde mit einem Fehlbetrag von 113 Millionen Mark gerechnet, einem Defizit, dessen ausschließliche Ursache in der ständig zunehmenden Zahl der Arbeitslosen und ihren berechtigten Anforderungen an die Stadtkasse liegt. Für dieses Defizit hatte der Magistrat wie die Gesamtheit aller deutschen Städte die Hilfe des Reiches gefordert. Es ist unmöglich, daß die Gemeinden die Lasten der Weltwirtschaftskrise und der Erwerbs- losigkeit tragen, wenn man ihnen gleichzeitig die finanziellen Mittel versagt, die zur Bewältigung dieser Aufgabe erforderlich sind. Es war dem Drängen der Sozialdemokratischen Partei und der freien Gewerkschaften endlich gelungen, die Regierung Brüning dazu zu
Auf ins Grunewald-Stadion ! Der Arbaitcr-Turn- und Sport-Bund veramialtet gemeinsam mit den Organisationen dar„Eisernen Front" am 2 6. 1 u n i im Grunewald-Stadion den diesjährigen Reichs- arbeiter-Sporttag. Der Beginn der offiziellen Veranstaltung setzt ein mit einem Aufmarsch der„Eisernen front" Im AnschiuB daran finden die sportlichen Darbietungen, Massengymnastik, Leichtathletik, Schwerathletik, Artistik, Radrennen, Turnen, Radreigen, statt. Um 18,30 Uhr Festspiel aller lugendgruppen der„Eisernen Front" unter Leitung von Martin Gleisner. Die Ansprache hält der Reichstagspräsident Paul LSbe Eintrittskarten zum Preise von 50 Pf. für Erwachsene und 30 Pf. für lugendliche und Erwerbslose sind in der Buchhandlung Dletz, Lindenstraße 2, im Bildungssekretariat der SPD. , SW 68, Lindenstraße 3, im Gewerkschaftshaus, S0 16, Engelufer 24/25, Im Gaubüro des Reichsbanners, Sebastian- straße 34, und an der Kasse des Stadions zu erhalten.•
bringen, ihre Bereitwilligkeit zur Hilfeleistung auszusprechen. Sie wollte diese Hilfe nicht nur geben durch einen erhöhten Zuschuß zu den kommunalen Fürsorgelasten und durch Ausweitung der ge- meindlichen Steuereinnahmen, sondern(unter dem Einfluß unserLr politischen Freunde im Reich) durch Auflegung einer Prämien- anleihe. durch Einleitung einer bauernfreundlichen Siedlungspolistk und durch Erschließung neuer Arbeitsmöglichkeiten. Diese Arbeits- Möglichkeiten hätten den wachsenden Zustrom zu den Arbeitsämtern endlich vermindern und einem großen Heer von Erwerbslosen neue Beschäftigung schaffen können. Die Regierung Brüning hatte die unlösbare Verknüpfung Deutschlands mit dem Weltmarkt erkannt. Der Wille zur Abwehr der wirtschaftszerrüttenden Tendenz zur Autarkie, zur Abwehr aller Versuche einer Währungsgefälirdung war festzustellen. Der Sturz des Kabinetts Brüning hat diese Hilfe für die Gemeinden zunächst zeit- lich verhängnisvoll verzögert. Gleichzeitig sind auch. durch die Auflösung des Reichstags und die eingeleitete politische und wirtschaftliche Entwicklung, die eine Rückentwicklung ist, neue schwere Störungen hervorgerufen und die Arbeitslosigkeit erneut gesteigert worden. Dazu kommt, daß nach den Erklärungen des Kämmerers die Summen, die die Stadt Berlin jetzt erhalten soll, wesentlich. hinter den berechtigten Forderungen und Erwartungen der Stadt zurückbleiben, so daß eine Sanierung des Gemeindehaus- Halts auf dieser Grundlage nicht möglich ist. Noch schlimmer aber ist es, daß durch die unverantwortliche lebenvernichtende Kürzung der Unterstützung in der Arbeitslosen- und Krisenfürsorge, durch die Abzüge von den Sozialrenten und durch die zahlreichen übrigen Bestimmungen auf fürsorgerischem Gebiete der Stadt unübersehbare neue Lasten auferlegt und eine Verwaltungsarbeit zugemutet wor- den ist. der die Organisation der städtischen Fürsorge zur Zeit nicht gewachsen sein kann und durch die in der Zeit höchster Not die Qualität der sürsorgerischen Arbeit unerträglich leiden muß. Für alle diese unsozialen, die Lebensinteressen Hunderttausender Einwohner der Stadt in der unerhörtesten Weise beeinträchtigenden Maßnahmen tragen die Reichsregierung und die hinter ihr stehenden Parteien, die Nationalsozialisten und Deutsch - nationalen, die volle, nicht abwälzbare Verantwortung. Wir werden in den nächsten Wochen dafür sorgen, daß die Berliner Be- völkerung diese Zusammenhänge auf das genaueste kennenlernt und am 31. Juli diesen Feinden des„Wohlfahrtsstaates", die für Subventionen an ihre eigenen Freunde sehr empfänglich sind, die Quittung ertellt. Vom Oberbürgermeister, von dem Magistrat aber fordern und erwarten wir, daß alle Kräfte der Stadt angespannt werden, um trotz der verheerenden Wirkungen der Notverordnung der Regierung Papen die Fortführung der städtischen Wohlfahrts- pflege mindestens auf der bisherigen Grundlage sicherzustellen, und daß alle Verpflichtungen der Stadt zurückgestellt werden hinter die eine Pflicht: Hilfe zu gewähren den arbeitslos, krank und gebrechlich Gewordenen. (Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) In der fortgesetzten Debatte sprachen dann gestern noch die Stadto. Wisnewski(Komm.), v. Jecklin(Dnat.), Künzer(D.Vp.), Schubert(Staatsp.) und Lippert(Nfoz.).
Mißglückter Raubzug. Lohngeldraub in Lichtenberg vereitelt. Ein dreister Raubüberfall, der glücklicherweise mißlungen ist. spielte sich gestern in Lichtenberg in der Siegfriedstr. 202 ab. Dort befindet sich die Merkzeugmaschinenfabrik uud Eisenbahn- signalbauanstalt Z. Sg. Gast. Als der Buchhalter der Fabrik, Otto Schmiedchen, der von einer Berliner Bank Lohngelder in höhe von 5300 211. abgehoben hatte, vor dem Fabrikgebäude aus dem Auto stieg, wurde er plötzlich von zwei jungen Burschen, die ihm anscheinend ausgelauert hatten, angefallen. Während ihm der eine mit einem Snüppei mehrere Hiebe über den Sops versetzte. suchte der andere ihm die Aktentasche, in der-sich das Geld befand. zu entreißen. Auf die Hilferufe des lleberfallenen eilten Passanten hinzu und die Täter ergriffen die Flucht, ohne die Tasche mit- nehmen zn können. Sie flüchteten zu einem In der Nähe haltenden Auto, in dem noch ein dritter junger 2Nann saß. und fuhren in nördlicher Richtung davon.
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Das gespenstische Geheul klopft selbst die härtesten Ge- wissen wach. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Haben sich die Pforten der Hölle aufgetan? Geht Satan heulend durch die Stadt am See und sucht, wen er verschlinge? Wer weiß, ob das nicht eines von Gottes furchtbaren Zeichen ist?! Vor- böte des Strafgericht über die im Schlamm des Weltlebens sich wühlenden Sünder? Ein Bangen faßt die Menschen mit würgenden Händen an. Angst springt auf, das Zittern der geängstigten Kreatur; die Seele bebt und windet sich. Es Hibt keine andere Rettung wider den Bösen als Gottes unendliche Gnade und den heiligen Christ! Beugt euch, ihr Herzen! Lasset uns beten! Fünftausend Hunde heulen in Konstanz , der Konziliums- stadt. Ein Mensch tappt durch die Nacht, das Geheule der Hunde wie eine Schleppe hinter sich herziehend. Der Henker ist's. Der Henker des Hus. 16. „Steh auf, Magister, steh auf! Du brauchst mich nicht so erschreckt anzusehen! Ich tu dir nichts, ich bestimmt nicht! Ich bin schon froh, wenn man mir nichts tut! Wie ich hier hin- i eingekommen bin. möchtest du wissen? Durch die dreifache Absperrung? Das ist eine Sache für sich, eine fein« Sache! Doch darüber läßt sich nachher noch sprechen. Erst müssen wir die Kette hier los sein, hörst du, die Kette! Zucke doch nicht!| Nein, wirklich, ich tu dir nichts! Nur stillhalten sollst du. sonst finde ich den Schlüssel nicht, der in das Schloß der Handschelle paßt. Schwer, so ein Ding, was? Und reichlich unbequem! Du hast ja blaue und rote Streifen! Immerhin, im Vergleich zum Dominikanerkloster, geht das noch. Dort, wo sie dich zuerst eingespundet hatten, war's noch schlimmer, was?! Ich vergeh den Tag mein Lebenlang nicht mehr, als sie dich dort rausschleppten. Da warst du kein Mensch mehr, Magister! Nein, ein Gespenst warst du! Rote, triefende, ent- zündete Augen, wie bei meiner Frau Anna, wenn sie wachen-
lang in den Küchenrauch schaut. Das Gesicht schief gezogen vom Zahnweh und verschwollen, als hättest du Mumps oder Ziegenpeter. Schöner Ziegenpeter das, wenn die Kiefer eitern und die Zähne ausfallen, weil's wochenlang nichts anderes zu fressen gibt als die halbverfaülten Mönchssuppen, die dem Speisemeister selbst für die Sautränke zu schlecht sind! Vielleicht paßt der da, zeig mal! Nein, eine Idee kleiner! Und dann, Magister, wie sahst du damals aus! Wie aus einem Ehgraben gezogen, so dreckig! Deine Nägel waren gar keine Nägel mehr, sondern zu Krallen geworden, weil du nicht mehr imstande gewesen warst, sie ordentlich abzu- nagen. Der Bart war dir gewachsen wie bei einem Kapu- ziner, doch ärger als bei einem solchen wimmelte er von Läusen. Dein Gewand war verfault und verschimmeU. Wo man es anfaßte, brach es auseinander wie mürber Zunder. Das Fieber schüttelte dich und du hattest Mühe, dich die paar Schritte auf den Beinen zu hallen. Kein Wunder, daß du heute niemanden mehr kennst, der bei jenem Austritt mit dabei war. Jetzt siehst du besser aus. Weiß Gott , immer noch recht schmal und bleich und das Gesicht vom Nachtwachen zer- bissen. Aber, paß aus, sobald du erst mal ein paar Tage an der frischen Luft bist, wird sich alles beheben! Ja, der geht, das ist der richtige! So, nun reck dich und streck dich und reib das Gelenk, damit wieder ordentlich Blut hineinkommt! Ja, ich weiß, es tut meineidisch weh, verzieh nur das Gesicht! Aber was tut nicht weh in diesen Zeitläuften? Sei froh, daß! der Schmerz an einer Stelle sitzt, an die du rankannst! So, nun räum' mal alles zusammen, was mit soll! Nicht zuviel! Die Schwarte hier mußt du zurücklassen. Nein, wir können uns nicht die halbe Welt aufladen, wenn's auch zehnmal Gottes Wort ist! Gut, die Briefe können mit. Aber sonst, laß siegen, was liegt! Je weniger wir mit haben, um so besser werden wir laufen können, falls Not an den Mann kommt! Was, du willst nicht? Menschenskind, mach Spaß! Du willst hier sitzenbleiben? Du willst dich selber auf die Scheiter liesern?! Ich keuch mir die Lungen aus, ich klopfe mir das Hirn nach einer gangbaren Möglichkeit ab. ich traae meine eigene Haut zu Markte, und jetzl, wo alles geschafft ist, wo du nur einen Schritt zu tun brauchst, um in Freiheit zu sein, jetzt bockst du, jetzt winselst du zurück nach der Kette? Jetzt auf einmal willst du nicht?! So, du weißt nicht, wer ich bin? Hab ich denn meinen Namen nicht gesagt, als ich die Zellentüre aufschloß? Zagula heiß ich. Zagg Zagula. Kannst du mit diesem schönen Namen was anfangen? Doch schau mich mal gründlich an. Magister! Ich trag zwar keinen Bart mehr, aber als ich ihn noch hatte, da war ich der
Mann, der dir in deinem Gefängnis bei den Prediger- mönchen Tinte, Feder und Pergament zuschob, damit du deinen Landsleuten schreiben konntest. Da war ich der Mann, der deine Wächter und ihre Frauen ölte. Da war ich der Mann, der die Briefe an Herrn Peter besorgte und umgekehrt. Leider hatte das Geschäft ein Ende, als Seine allerhöchste Heiligkeit mit dem Herrn mit der leeren Tasche und mit Ritter Molle nach Schaffhausen ausrückte. Damals wurden die Schlüssel deines Gewahrsams von den Dienern des Papstes dem Bischof von Konstanz und von diesem später dem von Riga übergeben. Der hatte seine Lettländer mit. Steife Hunde das, an die unsereins nicht heran kann, weil man diese gefrorene Froschsprache nicht versteht! Geld allein tut's bei diesen Knechten des Stumpfsinns nicht; die können ja keine Kirsche von einer Melone unterscheiden, ge- schweige denn einen Dickpfennig von einem Blaffert. Wenn es bei ihnen halbwegs kleben soll, muß man sie mit Wort- saft einpinseln. Gottlob, den Hab ich, den Hab ich! Aha, ich sehe an deinen Augssalten, Magister, du erkennst mich wieder. Du bist verständig, du wirst mir ein langes Gefrage ersparen! Wer mich schickt? Deine Freunde schicken mich, niemand anders. Wenn du's noch genauer wissen willst: dein Herr Peter schickt mich, der Notar. Eine treue Seele das, ganz unschreiberlich, darfst mir glauben! Also komm! Wir haben von hier aus keine vierhundert Schritte zu laufen. Was nachher gespielt werden soll? Tut mir leid, ich bin im einzelnen nicht unterrichtet. Ich Hab dich lediglich an einen Einauge abzugeben, an einen von der böhmischen Ritter- schaft mit schwarzer Stirnbinde. Treffpunkt beim geistlichen Klaghaus, ganz in der Nähe des brochenen Tors. Nein, die Kerze laß brennen! Es kann hier gar nicht hell genug sein, wenn du fort bist, Magister! So. stütz dich ruhig auf meinen ?1rm. falls dir das Laufen die ersten Schritte schwer fällt. Ich habe schon andere dran hängen gehabt, glaub mir; frei- (ich, noch keinen zog ich dem Tode so nah aus den Krallen. Hörst du, was die verdammten Hunde draußen von neuem Aufruhr machen?! Es ist nicht mit den Menschen genug, daß die Eosies Schöpfung wie Verrücktgewordene durch- heulen, jetzt fängt auch noch die unvernünftige Viehschaft an und jodelt Widerspruch und Empörung. Ja, wir leben in sauberen Tagen! Es muß doch noch etwas anderes da sein, was den Himmel hält, als nur allein unsere Tüchtigkeit und unser Glaube, sonst wäre er uns bestimmt schon mit voller Himmelswucht auf den Schädel gefallen! Hierher, Magister, hierher! (Fortsetzung folgt.)