Epilog zum M Geistige Grundlagen. Es ist das gute Recht, es ist im Sinn ihrer Ausgabe die Pflicht der„Internationalen Gesellschaft für neue Musik ", nur das zur Aufführung zu bringen, was ihr fortschrittlich, unkonventionell und interessant genug erscheint. Es ist daher eigentlich selbstverständlich, daß es sich bei ihren musikfestlichen Aufführungen nicht um einen Querschnitt durch die zeitgenössische Produktion, lediglich vielmehr um einen Ueberblick über die Leistungen einer Avantgarde handelt, daß hier nicht die Musik unserer Zeit, sondern ein aus ihr sorg- fällig ausgewählter Ausschnitt zu Worte kommt.„Neue Kunst" ist heute freilich längst keine rein artistische Frage mehr— hier aber ging es um nichts als überspitzte Artistik: und da diese zwar wahr- lich nicht das Neue schlechthin ist, scheint es uns wichtiger, von den geistigen Grundlagen dieser Entwicklung zu reden, statt den einzel- nen Werken als eine sonderbare Art Taufpate ein paar liebens- würdige Worte mit auf den Lebensweg zu geben. Immer wieder drängt sich die Frage auf, was das eigentlich alles bedeute: diese Umwertung aller musikalischen Werte, diese infernalische Freude an der Ueberwindung der Musik durch ihre eigenen, durch musikalische Mittel? Eine Musik, deren oberstes Staatsgrundgesetz zu lauten scheint, sie dürfe nicht klingen? Eine Kunst, die sich unhistorisch gebärdet, durch die Kraft des Gegensatzes zu allem Gewordenen aber(von dem sie lebt) geradezu historisch versklavt erscheint? Die sich einbildet, revolutionär zu sein, in ihrer eisigen Lereinsamung aber nichts ist als sterile Reaktion? Was sind dies für seltsame Ideen, die soviel junge, begabte, hosfnungs- volle Köpfe zu mühevoller Arbeit bringen, die erfolglos bleibt trotz allen Iournalistengcschwätzcs, trotz jener Fortschrittler um jeden Preis und„Jasager" von bemitleidenswerter Profession. Man hört Werke für Orchester, Kammerorchester, verschiedene kammermusikalischc Besetzungen, die fast alle im Technischen stecken- geblieben scheinen und sich zum Kunstwerk ungefähr verhalten wie ein Karton zu einem Gemälde: die im höheren Sinn experimen- tieren, statt Resultate zu geben. Offenbar wollen sie eine organisch nicht mehr gegebene Entwicklung erzwingen: ihre geistige Grundlage ist der zutiefst falsche Satz: Kunst wäre ein absoluter Wert und ihre absolute Entwicklung allgemein verbindlich. Sie ist es nicht. Wer spürte es nicht am lebendigen Leibe und in tiefstem Schmerz!... Diese Leute halsen die Romantik wie den bösen Geist und sind doch crzromantisch im cntscheidcnstcn Punkt: sie schreiben für ein imagi- näres Publikum, das sie niemals haben werden aus Gründen, die keineswegs nur auf musikalischem Gebiete liegen. Sie gehen nicht vom Material aus, das die Form bedingt, die dann allenfalls eine Idee repräsentiert: sie gehen von der Idee aus, die ihre Form bestimmt und gelangen so zu ihrem Material. Sie schreiben gar nicht Musik, sondern Musikgeschichte. Revolutionär(und notwendig) ist der Künstler, dem nicht die Einsamkeit, dem die Gemeinsamkeit am cherzen liegt. Viese wissen es schon und arbeiten an neuen Grundlagen, arbeite» Grundrisse aus für Gebäude der Zukunst: in Wien merkte man nichts davon: hier wurden lediglich seltsame und unwesentliche Zierate an den Turmzinnen alter längst fertiger Paläste ausgeführt... Für den Künstler spielen technische Fragen naturgemäß die größte Rolle. Das Publikum aber geht es gar nichts an, ob da ttmas in Zwölstontcchnik, im untehmatischen Stil oder Viertelton- system geschrieben ist: weder Technik noch Stil sind da von Vedeu- tung, sondern lediglich die synthetische Kraft dahinter, dasjenige. warum es Kunst gab von je,„nenne es Glück, cherz, Liebe, Gott, ich habe keinen Namcn dafür"... Nur van diesem Gesichtspunkt aus sollen die Werke selbst betrachtet werden: da jedes andere Kriterium versagt.
»sikfest in Wien Orchester. Eine langweilig lärmende Tanzsuitc von Claude D e l v i n- court, ein kontrast- und konturloses Geigenkonzert von Karel ch a b a machen ebenso wenig Eindruck wie ein epigonenhaft ge- schwötzlges Geigenkonzert von Jerzy F i t e l b e r g. ein Ständchen Eduard Erdmanns oder eine im Instrumentalen sehr geschickte Sinfonie für Blechblnsinstrumente und Schlagzeug von Hans I e l l i n c k(der begabt genug ist, eigeneres, ernsteres zu voll- bringen). Robert Gerhards„Katalanische Lieder" mischen Volks- und Kunstmusik, ohne daß die Rechnung glatt aufginge. Interessanter zwei Klavierkonzerte: Klavierkonzert Nummer zwei von Norbert von H a n n e n h e i m, ein Stück voll kalter Leiden- schast, unbestreitbarem Intellekt, aber ebenso unbestreitbarer Ge- staltungskraft: sowie Lopatnikofss zweites Klavierkonzert. Es verfügt mehr über rhythmische als thematisch« Kraft, ist bei oll seinem musikantischen Elan mehr gemacht als gewachsen und weist einen erstaunlich stimmungsvollen Mittelsatz auf. Ernest Ansermet dirigierte eine Innominata Conrad Becks, ein klar gegliedertes, sympathisches und begabtes, wenn auch stilistisch nicht einheitliches Stück: Karel Anccrl das„Vorspiel zu einer altgriechischen Tra- gödie" im Vierteltonsystem von Myroslav P o n c— neben K r e n e k s wunderbarem Liederzyklus„Durch die Nacht" Zweifel- los das einzige Wert voll ursprünglicher Gewalt, voll größter symthetischer Kraft, das da überhaupt zu hören war. Kammermusik. Ueberflüssig. all die Werke und Autoren aufzuzählen: die wenigsten sind des Erwähnens wert. Von Arlhur B l i ß kam ein schönes impressionistisch gesärbtes Quintett für Oboe und Streicher zur Auffiihrung, bei dem sich Leon Gooßens als schlechthin wunder- voller Oboist erwies. Sympathisch, wenn auch vieldeutig und unsin- heitlich ein Werk M a l i p i e r o s„Cantari alla Madrigalesca". Eine Flötensonote Fidelio F i n k e s, eine Bratschensonote von Walter Leigh sind trostlos durchschnittliches Handwerk. Die Klaviersonate von Julius Schloß zergrübelt und ze.rquält. Zer- faserung des Materials ohne konstruktive Verdienste, fragwürdig im Ernst, viel fragwürdiger nach in der Parodie. Nicht viel anderes ist von Leopold Spinners Streichtrio zu sagen: Schatten und Gespenster sind dos alles der ursprünglichen musikalischen Charak- tere: die erscheinen gleichsam auf anderer Ebene, durch Intellekt filtriert... Tiefsinn und Trauer rinnt aus diesen klangseindlichen Klanggcweben, aus diesem musikalischen Nihilismus. Arbeitersinfoniekonzert und Ausklang. Im Rahinen der Wiener Arbeitersinfoniekonzerte— einer seit 1905 bestehenden verdienstvollen Organisation, die musikalischer Er- Ziehung der Arbeiterschaft mit der Förderung neuen Musizierwillens vereint— dirigierte Anton Webern Mahlers zweite Sinfonie, Schönbergs Chor„Friede auf Erden" chessen große Schwierig- keiten der Chor der sozialdemokratischen Kunststelle vorbildlich meisterte), Schön bergs„Musik zu einer Lichtspielszene" sowie Bergs„Weinarie", von Ruzena Herlinger prachtvoll interpretiert. Ein Konzert, das von Aufbau, Arbeit, Leistungsfähigkeit der Organisation schönes Zeugnis ablegte und alle begeisterte, die hier aus den Schattenreichen der Abstraktion ins Sonnenreich des Klangs, in das strahlende Gebiet der klingenden Musik Zurückgeführt wurden. Hier stand man wieder— bei Mahler und Schönberg— am Au?- gangspunkt des Weges: mit stärkerem und begründeterem Zweifel als vorher, ob es der in die Zukunft wäre... Arnold Walter.
SA. tobt weiter! Schwere lleberfälle auf Gastwirtschaften. Zahlreiche Verletzte. 3n den späten Nachtstunden waren die Hitler-Garden wieder aus dem Posten, um harmlose Passanten zu überfallen. 3n einem Falle wurde in Tempclhof von 40 Nationalsozialisten versucht, eine Gaslwirkschast zu stürmen. In der Ordcnsmeisterstraße Ecks Fricdrich-Wilhelm-Straßc in Tempelhof befindet sich das Lokal von Karutz. In der Gastwirt- schaft verkehren hauptsächlich Arbeiter. Gegen'Ai Uhr ertönte auf der Straße� plötzlich ein Pfeifensignal und unmittelbar darauf setzte gegen die Schaufensterscheiben ein B o m b a r d c m e n t in i t f a u st- großen kleinen ein. Sämtliche Scheiben wurden zertrümmert. Als einige Gäste auf die Straße eilten, wurden sie von etwa 40 uniformierten Nationalsozialisten überfallen. Mit Koppelschlössern, Ltahlrulen und Totschlägern wurde aus die wenigen Männer eingeschlagen. Sechs Gäste erlitten schwere Kopsverlehungen. ■sie mußten zur nächsten Rettungsstelle gebracht werden, wo ihnen Notverbände angelegt wurden. Das telephonisch alarmierte lieber- sallkommando kam leider zu spät. Nach Beobachtungen von Passan- ten, sind die Hakenkreuzler in Richtung Steglitz geflüchtet. Der Trupp wurde bereits gegen 22.30 Uhr in der Mariendorfer Straße, unweit des Bahnhoies Mariendon, beobachtet. Auf das Konto derselben Gruppe scheinen noch mehrere Uebersälle zu kommen, die sich in der vchildhornstraße in Steglitz abspielten. So wurde
DkS! Pfeile Der erste Pfeil heißt: Aktivität! Sieh rühren und werben von früh bis spät! Der zweite Pfeil heißt; Disziplin! Zu Zucht und Straffheit sich erziehn! Der dritte Pfeil heißt: Einigkeit! Eisern die Front in schwerster Zeit!
gegen 2 Uhr ein Passant niedergeschlagen. Der Wehrlose erlitt schwere Augenverletzungen.— Einige Zeit zuvor war ein K o m- munist von Nationalsozialisten niedergeschlagen worden. Die Täter maren�in einem Privatauto geflüchtet. Ein zufällig des Weges kommendes Strcisenauto der Schupo nahm die Ver- folg ung der Autobanditen aus. In der Fcuerbachstraße wurde der Wagen eingeholt. Bis auf den Chauffeur waren die anderen Täter jedoch verschwunden. Der Nazichausseur wurde fest- genommen und das Auto sichergestellt. In der Seitentaschc des 'Autos wurde eine Mehrladcpistole mit fünf Schuß scharfer Munition gefunden.— 3n der Prenzlauer Allee slachen vier hakenkreuzler einen Passanten nieder. Mit einem schweren Kopfstich wurde der Ueberfallene zur Rettungsstelle und später ins Krankenhaus ge- bracht. Durch das provokatorische Austreten der Hakenkreuzler in der Albrecht st raßc in Steglitz — besonders eine„Eisdiele" an der Ecke Albrecht- und 5ieesestraße ist der allabendliche Sammelpunkt der SA.-Leute— sind auch gestern abend wieder Schlägereien eMstanden. Die Polizei sollte dieser Gefahrenecke ganz besondere Aufmerksamkeit widmen.
Liebestragödie in Marzahn . Zwei Selbstmorde aus enttäuschten Mä'dchenhoffnungen Anter der schweren Beschuldigung, zwei Frauen er- mordet zu baden, war. wie wir bereit» mitgeteilt hatten, am Freitag der 32 3ahre olle Bauunternehmer Bruno Matthe aus Marzahn seslgenommen worden. Es war Matthe vorgeworfen worden, seine wirlschastcrin. die?K 3ahre alte Anna p o- tomski, die am lä. Bim 193? verstarb, vergiftet zu haben. Weiter wurde ihm vorgeworfen, die 26 3ahre alte Wirtschafterin Charlotte p l a u h e, die jetzt in seiner Wohnung schwer krank aufgefunden wurde, ebenfalls vergiftet zu haben. Gerüchte, die in der Gegend kursieren, veranlaßten die Polizei cinzuschreiien und M. vorläufig sestzunehmen. Nach den bisherigen Ermittlungen komm« bei Matthe Mord nicht in Frage. Die beiden Mädchen sind zu dem Entschluß, Selbstmord zu begehen, offenbar gekommen, weil sie sich durch Matthe in ihren Ehehoffnungen betrogen sahen. Matthe befindet sich seit geraumer Zeit in einer gesicherten Stellung bei einem großen Bauuniernehmen. Er hatte eines Tages Anna Potowski kennengelernt, die Krankenschwester war und als Wirtschafterin in seine Dienste trat. Dos Verhältnis zwischen beiden gestaltete sich sehr gut. Anna P. wurde Mutter eines Kindes von ihm. Eines Tages bekam Bruno M. von seiner Firma den Auftrag, in Ostpreußen größere Bauten auszuführen. Est blieb lange Zeit weg. In Ostpreußen traf er zusöllig Charlotte Plautze, eine alte Jugendbekanntschaft von ihm, die auch seine CUern kannte. Das junge Mädchen war damals ohne Beschäftigung und bat Bruno M., ihr eine Stellung zu besorgen, fragte ihn sogar direkt, ob er sie nicht mit nach Berlin nehmen möchte. Dem Baumeister ging es gut, und er nahm Charlotte mit. In das Verhältnis mit?lnna Potowski trat jetzt durch das Er- scheinen der Charlotte P. eine Trübung ein. die nach kurzer Zeit mit dem Selbstntord des Mädchens endete. Mit Recht hatte dos Mädchen damit gerechnet, daß der Mann, von dem sie ein Kind hatte, sie heiraten werde. In dem anderen Mädchen sah sie ihre Rivalin. Als Bruno M. eines Tages nicht zu Hause war, nahm sie Beronal und vergiftete sich. Sterbend fand Matth « die Mutter seines Kindes, und auf dem Sterbebett nahm sie ihm das Versprechen ob, die Charlotte P. nicht zu heiraten. Bruno M. gab das Versprechen und war in einer Zwangslage, da auch Char- lotte hoffte, von ihm geheiratet zu werden. Es hieß irrtümlich, doß er sich in>t Charlotte P. verlobt haben sollte. Das trifjt aber nicht zu, weil sich Bruno M. an sein der Sterbenden ge- gebenes Versprechen hielt. Ansang der Woche ernfsnote er dem Mädchen, daß es in Kürze ausziehen müsse, weil er sich jetzt mit einer anderen Frau v e r h c i r a t en wolle. Die Verlobung mit der Dritten sollte am Sonnabend stattfinden. Zlls Charlotte P. diese Worte van dem Baumeister hörte, war sie bestürzt und faßte den Entschluß. aus dem Leben zu scheiden. Von demselben Verona !, dos die Krankenschwester Anno Potowski benutzt hotte, nahm auch sie jetzt eine Dosis und legte sich zu Bett. Der Baumeister war in Ge- schäften unterwegs. Am Freitagnachmittag sahen Leute den kleinen Jungen des BauGsisters weinend im Garten stehen. Sie fragten ihn nach der Ursache und hörten von dem Kleinen, daß d a s M ä d- chen Charlotte tot fein sollte. Als die Nachbarn in das sbaus eindrangen, fanden sie Charlotte P. noch lebend vor. Der Arzt sorgte für Ueberbringung ins Krankenhaus. Diese Angaben, die der Baumeister bei der Mordinspektion machte, scheinen tatsächlich zuzutreffen.
„Wiener Blui." Strauß in der Staatsoper. „Wiener Blut!" In jedem Takt, in jeder Note pulsiert es. Bald strömt es breit wie ein Strom im Flußbett warmer satter Melodien. bald rauscht es leidenschaftlich, geradezu aufrührerisch, kecke schmissige Zweiviertel-Takt-Rhythmen wechseln mit dem immer wieder rhythmisch und melodisch apart nuancierten Dreivierteltakt, den der Meister des Walzers wie keiner zu einer hohen Kunstsorm des Rhythmus erhoben hat. Diese Fülle von Einfällen! Diese Grazie, Eleganz und vor allem diese unbändige Fröhlichkeit eines Musikantenherzens, sie zwingen uns immer wieder in den Bann ihres höchst angenehmen suggestiven Einflusses. Was das Libretto betrifft, das diesem„Wiener Blut" zugrunde liegt, so ist es ebenso schwach und nichtig wie die anderen Text- bücher, mit denen sich Strauß abmühen muhte und die ja auch zum größten Teil Schuld daran trugen, daß die meisten seiner Operetten durchsielen und bis in jüngster Zeit verschollen blieben.„Wiener Blut" ist eine aristokratische Ehe- und Liebesirrungen- und-ver- wirrungengeschichts. ähnlich wie die der„Fledermaus" und irgend- wie auch dem„Figaro" verwandt. Das Werk bezieht seine Bühnen- lebendigkeit einzig und ollein aus der Musik, die über Platcheiten und Läppischkeit des Textes immer wieder geschickt hinwegtäuscht. Wenn dieser offensichtlich- Mangel der Textunterlage gerade gestern nicht allzusehr fühlbar war. so ist dies einem Gutteil der qanz vortrefflichen Ausführung zuzuschreiben. Die Staatsoper hat es sich sehr angelegen sein lassen, dieses Werk so herauszustellen, daß man es nicht allein als eine geschäftliche Rettungsaktion hin- zunehmen hat. Eine glanzvolle Besetzung, eine äußerst präzise und fcindurchgearbeitetc Aufführung sowohl in musikalischer als auch in szenischer Hinsicht bereitete'dem Werke«inen enthusiastischen Publikumserfolg. Vera Schwarz , als betrogene, liebende und mit Humor verzeihende Gattin, stimmlich und darstellerisch auf voller Höhe. Marcell W i t t r i s ch, leider ein völlig unzulänglicher Schau- spielcr, aber ein Tenor mit ungewöhnlichen Stimmitteln und einer Gesannskultur, die bestes belcanto italienischer Schule ist. Magaret« Slezak, die Demoiselle und da?„G'spusi" des gräflichen Don Juans, eine würdige Dritte im„Ehebunde" und Sängerterzett. Luise Ullrich als Probiermomfell und tugendbclaftetes Wiener Mädel. Der Treffer des Abends. Ein Vollbluttalent, wie es schon lange nicht mehr über die Bretter der Berliner Theater getobt hat. Im Gegensatz zu den uns sattsam bekonnten sugendlichen Naiven, die so gerne in unbeholfener Kindlichkeit machen— unroutiniert, vom Theater besessen, aber nicht verdorben. Oskar Karlweiß wie immer von einer herzbezwingenden Sympathie und bestem Humor. Waldemar Henke und Leopold Hainifch, zwei alte Herren, deren jugendlicher Uebermut die Lacher auf seiner Seite hat. Kleiber am Dirigentenpult hott aus dem vortrefflichen Orchester jede Feinheit und Schönheit des Werkes heraus. Dr. Kurt Singer , der Regisseur, a. G., hat ein Musterbeispiel für vollendete Opcrninszenierungskunst geschaffen. Die Bühnenbilder von Benno v. Arent vervollständigen den Gesamteindruck des Abends zu stärkster Wirkung. F. L.
Gletscherspuren im tropischen Amerika . Wie aus Peru gemeldet wird, hat die deutsche Anden -Expedition unter Leitung von Dr. Borchers ihre Arbeiten mit gutem Erfolge aufgenommen.— Im nördlichen Teil der bisher kaum erforschten Cordillera-Blanca hat die Expedition eiszeitliche Gletscherablagerungen entdeckt. Die Geologen können sich dies nur schwer erklären, da Peru zwischen dem Aequator und dem 20. Grad südlicher Breite liegt. Das Vorhanden- sein von Spuren der Eiszeit in Gebieten wie Peru könnte entweder dadurch erklärt werden, daß sich die Erdachse verlagert hat oder aber, daß die Kontinente—- wie es die Wegenersche Kantinentalvcrschic- bungstheorie lehrt— gewandert sind: danach müßte das Gebiet, in dem die Spuren der Eiszeit gefunden wurden, früher weiter südlich gelegen haben.— Von größtem Interesse für die Archäologen dürfte es sein, daß die Anden -Expedition eine Reihe von Inkabauten ge- funden hat, Der Hawai -Film im Planetarium nochmals«crlängerk. Wie es in H a w a i, der paradiesisch schönen Insel aussieht, erfährt man im Planetarium am Zoo durch die spannenden Ausführungen Pater Linnemanns über Land und Leute dieses Erdenflecks und durch den fesselnden Film:„Hawai , das Paradies der S ü d f e e". den der Pater selbst aufgenommen hat. Das astrono- mische Vorprogramm behandelt das Thema:„Abschied vom Abend- stern". Dieses reichhaltige Programm hat so großen Anklang beim Publikum gefunden, daß der Film noch einmal verlängert wer- den mußte und täglich in vier Vorführungen reichen Beifall erntet. Der Film wird nur noch bis zum Sonntag, dem 26. Juni, vor- geführt. Die Vorführungen finden wie gewöhnlich um 3, 5, 7 und 9«Ihr statt. Filmreprijen. Der Terra-Filin„Der Ander e" mit Fritz Kortner , Köche von Ragy und Heinrich George in den Hauptrollen wird wieder im Marmor haus gezeigt.— Der Tonsilm„D e r kleine Seitensprung" mit Renate Müller in der Hauptrolle und Hermann Thirnig und Hans Braufewettcr wird im U T. Kur- fürstendamm in'Neuaufführung gebracht. To« Schiller-Theater unter der neuen Tirektion. Ta-Z Schiller-Theatcr eröffnet an, 1. September die neue Spielzeit. Fritz Hirsch , der neue kimstlerische Leiter, will die Tradition des Hauses fortsetzen. Die Zu> saminenilelluna des Spielplans, die Bildung eines festen Ensembles, an dessen Spitze H. T. Kenter als Spielleiter steht, sollen«ine innige Verbin- dung mit den alten Freunden und Abonnenten wieder herstelle». Die Er- ösfnungsvorstcllling ist eine Neuaussuhrung von G. Hauptmanns Märchen- droma„D i e versunkene G l o ck e". zugleich gedacht als Ehrung seines 70. Geburtstages. Es folgen dann als Uraussübrung ein Bolkzstüli Bruno Wellcnkamps„Theres geht vorüber": die Berliner Erstaufsührüng des Schauspiels„Der 18. O k t o d e r" von Walter Erich Schäfer , dos Berliner Voltsstuck„Hallo! Nur Mut!" von Kurt Eorrinth:„D e r Widerspen st igen Zähmung" von Shakespeare , in der Bearbeitung von Hans Rothe (mit Lucic Mannheim!: Schillers„Kabale und Lieb e": Ludwig Fuldas dramatisckics Märchen„Der T a l i s m a n", als Festaussührung für den 70. Geburtstag des Dichters!„P l a tz u n d S i c g", Gescllschastskomödie nach Wallacc von Hans Rothe : und um die Weihnachts - zeit ein Singspiel des bekannten Komponisten Robert Stolz „W e n n die kleinen V c i l ch e n b l ü h e n". Tic Eintrittspreise betragen 1 bis 6 M. einschl. Garderobe und Programm. Preise im Abonnement: 75 Pf. bis 3 M. Außerdem werden Hefte ausgegeben mit zehn Eintrittskarten zum halben Kassenpreis, die nicht an einem bestimmten Tag gebunden sind. Die Johannes-Schlaf-Feier zum 70. Geburtstag des Dichters beginnt Sonntag, 11.30 Ubr. im Tbeater am Bülowplatz im Beisein des Dichters. Dr. Artbur E l o e s s e r hält die Festrede. Eduard V o n W i n t e r- st e i n liest aus den Werken von Johannes Schlaf vor und Bruno E i s n e r beginnt und schließt die Feier mit Musikstücken. Karten werden unentgelt- lich an der Kasse des Theaters und durch die Geschäftsstelle der Bolksbilhn«, Linienstr. 227, ausgegeben.