der Faust auf den Tisch schlagen und die dickbäuchige Teekanne entsetzt in die Höhe springt. * In Berlin sind die Dinge bereits so weit gediehen, daß es eine qualitative Tinschränkung der Lebenshaltung nicht mehr gibt, nur noch eine quantltative. Man muß weniger essen. Vor einem halben Jahr wurde noch der Bohnen- tasfee mit Kornkaffee vertauscht, es mußte auf die gute Butter oer- zichtet und mit Margarine fürlieb genommen werden, an die Stelle des Fleisches zum Gemüse trat der Talg. Aber unter Talg und Kartoffeln, unter Kornkaffee und Margarine geht es nicht mehr: jetzt wird buchstäblich der Schmachtriemen enger gezogen und wenn die Frau Nachbarin gerade in die Küche kommt und sie fleht er» staunt die winzigen fleischlosen Kohlrabiporlionen mit dem Kar» toffelberg darunter, dann meinen regelmäßig die armen chauefrauen verschämt:„Ach, wir sind keine starken Ester!", und wollen doch nur ihr großes Elend verdecken. Dazu treiben die Dinge gefähr- lich weiter: noch ein paar Experimente der Barone und wir stehen vor einer Neuauflage des Kohlrübenwinters von 1917. Wer sich noch diesen Zeiten sehnt, der wähle in ö Wochen Hitler. Wer aber satt zu essen haben will, der entscheide sich für die um Freiheit. Arbeit und Brot kämpfende Sozialdemokrallet
Steigende schweineneiscmireise unwahrbsilec Oder üia sctüactüsteuer- Fieischermsistär sucnen Süds.
Die gemütlichen Räuber. Oer Llebersall aus Pas Ausflugslokal. was machen vier junge Räuber, wenn ein gelungener schwerer Raub ihnen zu wenig Bargeld bringt? Sie versuchen bereits am nächsten Morgen einen zweiten Raub Überfall, werden haus strafen von S'/ö bis 6Vi Zahren. Der Anstifter kommt mit Zähren davon. Der Staatsanwalt halte 2 bis 4 Zahre i gefaßt und erhallen vor dem Schöffengericht wedding Zucht- Es handelt sich um die Raudüberfälle in ch e i l i g e n f e e auf das Ausflugslokal S. und in Tegel auf die M i l ch h a n d- lung D. im März dieses Jahres. Ter eigentlich« Anführer der Bande I. erfreut sich noch der Freiheit. Eines Tages kommt aber auch er dran. Der geistige Urheber der Raubüberfälle war aber der. Angeklagte Zander. Trotz seiner 22 Jahre hat er eme be- wegte Vergangenlxit: drei Jahre versuchte er sich in Kanada durchzuschlagen, dann kehrte er in« Ellernhaus zurück, fand keine Arbeit, entwendete dem Vater 2900 Mark, brachte sie in acht Wochen in Saus und Braus gemeinsam mit seinem Freund und dem wegen Anstiftung verurteilten Holznagel durch. Durch diesen lernte er Peters und Schmelzer kennen. Man besorgte sich zwei Pistolen und begab sich eines Sonnabends nach Hellixenjee zur Gastwirt- jchaft des S. I. blieb draußen, die drei Komplicen gingen hinein. Der Wirt fragte:„Die Herren wünschen?" und erhielt zur Ant- wort:„W ir wollen Ihnen Geld abnehmen, Sie sind ia Grundstücksmakler, Hände hoch!"„Da hätten S!« im Winter kommen sollen, im Frühling mache ich keine Geschäfte." Die Unter- hastung ging unter Drohung mit Revolvern in diesem Tone gemüt- lich weiter: der Gastwirt, seine Frau, der Sohn und ein Gast wurden durchsucht: als die Räuber die Kaste aufbrechen wollten, zeigte ihnen der Wirt, wie sie zu öffnen sei, die TelephonleUung wurde durchschnitten, ein Nachbar, der ein« Hebamme für seine Frau anrufen wollte, mußte eine ganze Stunde dableiben, bis die j Räuber ihre Geschäfte erledigt hatten: als di« Köchin oben in Ohrt- macht fiel, wurde sie mit Wasser zum Bewußtsein gebracht, man unterhielt sich über di« schweren Zeiten, und um st« für di« Köchin noch schwieriger zu gestalten, wurde sie um ihre 45 Mark Ersparnisse gebracht. Der Rucksack wurde mit 20 Pfund Wurst, verschiedenen anderen Lebensmitteln und Tabak oollgcpackt, dann entfernt« man sich freundlich grüßend. Das Ganze hatte aber nicht gelohnt, die Deute an barem Gelds war mehr als gering. Da erinnerte man sich an Holznagels Tip. Der Miichhändler D. in Tegel sollte„dicke Geld" haben. Am nächsten Morgen begaben sich zwei von den Räubern auf einen Crkundungsgang, ließen sich, obgleich es Sonntag war, eins Kleinigkeit verkaufen, gegen 2 Uhr verlangten P. und Sch. ein halbes Pfund Butter und baten um einen Schluck Kaffee. Sie drangen dabei in die Küche ein, waren beim Kaffee- trinken sehr säumig, der Milchhändier schöpfte BerjSacht und holte von seinem Regal einen Ochsenziemer: im selben Augenblick zog Sch. einen Revolver: aber schon hagelten aus ihn die Schläge mit dem Ochsenziemer nieder. Das Ganze kostete die Angeklagten, wie bereits erwähnt, bis tz'/i Jahre Zuchthaus und ö Jahre Ehroerlust. Bier verpfuschte Leben— um nichts und wieder nichts!
Ueberall diskutieren die Berliner Hausfrauen das langsame, aber unverkennbare Steigen der Schweinefleischprcise. Soweit es sich bisher übersehen läßt, sind die marktgängigen Schweinefleisch- sorten um 5 Pfennig pro Pfund gestiegen. Natürlich fragen die Hausfrauen, die nicht nur mit jedem Groschen, nein, mit jedem Pfennig rechnen müssen, warum plötzlich die Schweinefleischpreise steigen. Da haben die Fletschermeister geantwortet:„Na, wissen Sie denn noch nichts von der neuen Sch lacht st euer? Wenn man uns neue Steuern aufbrummt, müssen die Preise steigen!" Allem Anschein nach haben die Hausfrauen das auch geglaubt, was
Auf m Grunewald-Stadion ! Der Arbeitsr-Turn- und Sport-Bund varanstaitot gemeinsam mit den Organisationen der„Eisernen Front" am 2 6. Juni Im Grunewald -Städion den diesjährigen Reichs- arbeiter-Sporttag. Der Beginn der etfisielien Veranstaltung setzt ein mit einem Aufmarsch der„iisernen Front'' Im Anschluß daran finden die sportlichen Darbietungen, Massengymnastik, Leichtathletik, Schwerathletik. Artistik, Radrennen, Turnen, Radreigen, statt Um 18, SO Uhr Festspiel aller lugcndgruppen der„Eisernen Front" unter Leitung von Martin G I a 1 1 n e r. Die Ansprache hält der Reichstagspräsident Paul Lobe Eintrittskarten zum Preise von 50 Pf. für Erwachsene und 50 Pf. für Jugendliche und Erwerbslose sind In der Buchhandlung viele, Lindenstraße 2, im Bildungssekretariat der SPD, , SW68, Lindenstreße 5, im Gewerkschaftshaus, S0 16, Engelufer 24/25, im Gaubüro des Reichsbanners, Sebastianstraße 54, und an der Kasse des Stadions zu erhalten.
markt keineswegs eine Stütze. Uebrigens ist der erhöhte Auftrieb von Kälbern noch größer als bei den Schweinen. Wenn man sich schon bamüht. einen Grund für das Steigen der Schwein-pfteischreise zu fiMn. dann dürften hierfür saison- mäßige Erscheinungen maßgebend sein. Mohrrüben werden mit Schweinefleisch gekocht, und bei der jetzt beginnenden llllohrrübenernte steigt die Nachfrage nach dieser Fleischsorte. Aber jetzt den Hausfrauen zu erzählen, die Schlachtsteuer fei an der Preissteigerung schuld, eine Steuer, die noch gar nicht erhobenwird, dann ist das nur zu vergleichen mit dem provo- kalorischen Vorgehen der Berliner Hausbesitzer, die nach der De- vis«:„Haltet den Dieb!" die Berliner Hausflure mit den von uns schon gekennzeichneten demagogischen Plakaten beklebt haben. Hoffentlich finden jetzt die Hausfrauen die rechte Antwort und sagen den Lügenmäulern, daß man sie mit diesem neuesten Schwindel nicht mehr ins Bockshorn jagen kann.
immerhin noch verständlich ist, da niemand verlangen kann, daß jede Frau einen Zettel im Portemonnaie trägt, auf dem alle Termins � für das Inkrafttreten dieser oder jener Notverordnung verzeich- net sind. In Wirklichkeit aber war diese Antwort der Fleischermeister eine dumm« Ausrede, denn die Schlächter wisien nur zu genau, dag die Schlachtsfeuer ia Preußen erst am 1. lluli ISZZ in Srast tritt. Vor- her kann von einer Erhebung der Echlachtsteuer gar keine Rede � sein, und ebensowenig ist diese erst in Aussicht genommene Steuer die Ursache für die Preistreibereien am Schweincflsischmarkt. Diese Preistreiberelen könnten allenfalls noch eine Stütze finden in dem Gutachten, das die Sachverständigen des Retchsernährungsminifteriums in diesen Tagen über die Schweinezählung vom 1 Juni 1932 erstattet haben. Nach diesem Gutachten ist der Schweinebestand in Deutschland von 22 530 000 Stück im Juni 1931 auf 21290 000 Stück im Juni 1932 gesunken. Am stärksten haben die Ferkel abgenommen, nämlich um 526 000 Stück, dann folgen 519 000 Jungschwelne, um die sich der Lestand verringert hat, und auch die Zahl der Zuchtsauen hat sich um 200 000 Stück verringert. Wenn die Fachleute auch angenom- men haben, daß der Rückgang im Schweineoestand Deutschlands größer sein würde, so sind aber immerhin doch 5 Proz. weniger Schweine vorhanden. Marktmäßig hat sich allerdings dieser ver- kleinerte Schwelnebestand noch nicht ausgewirkt, im Gegenteil, der Auftrieb an Schweinen ist immer noch groß. Auch hierüber liegen einwandfreie Zählungen vor. An 89 der bedeutendsten Schlachtvieh- Märkte Deutschlands werden ständig d!e ankommenden Schweine gezählt. Danach ergab sich, daß im Mai 1932 nicht weniger als 01 000 Schweine mehr aufgetrieben wurden als im April 1931. Ja sogar gegenüber dem Mai 1931, als Deutschland noch den enorm hohen Schweinebsttand hatte, sind 11 000 Sckiweine-n»br auf den deutschen Schlachtviehmärkten abgeliefert worden. Vom Auftrieb her finden also die Preistreibereien am Schweinepreis-
Zuchthausurteil im Grönland -prozeß. Wegen»Verabredung zum Verbrechen gegen das Leben". Nach mehrtägiger Verhandlung fällte die Berufungskammer de» Landgerichts III das Urteil gegen die neun Kommu- nisten, dle in der Nacht vom 18. zum 19. Januar d. I. in der Laubenkolonie Grönland im Besitze von neun Pistolen angetroffen wurden. Bier Angeklagte wurden wegen unbefugten Waffenbesitzes, Bildung bewaffneter Haufen und Vergehens gegen ß 1 des Republikschutzgesetzes(Verabredung zum Verbrechen gegen da» Leben) unter Versagung mildernder Umstände zu ZuchtHcus- strafen von zwei Sohren sechs Monaten bis drei Zahren und Aer- lust der bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer von fünf Jahren verurteilt, die übrigen fünf Angeklagten zu Gefängnis st rasen von zwei Jahren bis zwei Jahren und drei Monaten. Das Schäffengericht Neukölln hatte die Angeklagten bloß wegen unbe- fugten Waffenbesitzes zu Gefängnisstrafen von einem Jahr acht Monaten und zwei Jahren sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die hohen Strafen, die das Gericht verhängt hat. lösten bei den nächsten Verwandten der Angeklagten Tränen und Ausrufe der Bestürzung aus. Das Gericht hat den Angeklagten nicht ge- glaubt, daß sie, beunruhiqt durch den llsbersall der Nationalsozia- listen auf die Kolonie Felseneck, sich am Abend des 17. Januar in der Kolonie Grönland zum Schutz der Laubenbewohner einge- funden und ihre Waffen, die geladen und entsichert waren, bloß zu Derteidigungszwecken mit sich geführt hätten. Das Gericht war auf Grund der Beweisaufnahme zu dem Schluß gelangt, daß der Kolonieschutz von diesem Anmarsch der Kommunisten nichts gewußt habe und daß diese die Absicht gehabt hätten, die von einer Ber- sammlung heimkehrenden Nationalsozialisten zu überfallen. Das harte Urteil des Gerichts dürfte nicht ohne Einfluß auf die Beurteilung der Vorgänge im Felseneck-Prozeß bleiben, in dem bereits seit zwei Monaten verhandelt wird. In der Kolonie Grön- land sind die Kommunisten nur mit den Waffen in der Hand angetroffen worden, in der Kolonie Folseneck haben die Nazis den Arbeiter Klemke getötet... Wieder GA«Terror in der U-Bohn. Auf dem Hochbahnhof Möckernbrücke wurde gestern, wie berichtet, ein Reichsbannermann von SA.-Leuten zum Zuge hinaus- geworfen und seiner Abzeichen berault. Em Teil der Rowdys konnte durch das alarmierte Ueberfallkommando auf der nächsten Station aus dem Zug heraus fest genommen werden. Ein ähnlicher Vorfall spielte sich kurze Zeit daraus auf dem Bahnsteig der Nordsüdbahn am H a l l e s ch e n Tor ab. Dort wurde gegen 12 Uhr mittags ein etwa 18 Jahre alter Kommunist von 30 SA.-Leuten, die den Zug gerade bestiegen hatten, ohne jeden Anlaß niedergeschlagen und zum Abteil hinausgeworfen. Da sich derartige Ueberfälle zweifelkos in den nächsten Tagen wiederholen werden, sind in jedem Falle di« Bahnhofsbeam- ten zu alarmieren, die ebenso wie die Beamten der Reichs- bahn Polizeibefugnisse haben.
AmHus. Der
Nein, es ist nicht nötig, die Zelle zu schließen, wozu auch? Wenn die Burschen zu sich kommen, dürfen sie ruhig sehen, durch welches Loch der Vogel hinaus ist. Was sollen die armen Schacher erst noch lange Rätsel raten? Für ihre Gemütsbewegung ist gesorgt durch den Anpfiff, den ihnen Seine bischöflichen Gnaden oerpassen wird. Reg dich nicht auf, Magister, ich tu's ja auch nicht! Ruhig Blut! Beschone die Nerven! Nein, die vier Mann hier sind nicht tot, nein. nicht einmal besoffen sind sie. Ja, sie schlafen; aber einen Schlaf, der noch etliche Stunden dauert. Bis die wieder zu sich kommen und imstande sind, den Jammer aus den Augen zu schütteln, Magister, bist du sicherlich schon halbwegs Ra° dolfs Zelle zu oder noch weiter, kommt ganz darauf an, wo's dich hinbläst. So, die zweite Tür war gleichfalls geschafft, jetzt nur noch die Hauptpforte! Nein, keine Angst vor dem Guardian ! Der sitzt so sanft im Pfühl in seiner Pförtner- zelle, wie der Frosch im Frühjahrslaich. Nein, Magister. auch der hat keine aufs Hirn bekommen, sondern nur eine ins Gehirn, und das ist vollkommen unschädlich, unter Ge- währ! Ja, die Pforte muß zu. sonst ist irgendein Nacht- streifer fähig und trägt was hinein zu den Braunkutten. Ach, du kennst die Gegend nicht. Was, als st« dich aus Gottlieben anbrachten, war gerade Nacht? Das gleicht sich aus; jetzt, wo du wieder gehst, ist ebenfalls Nacht. Hier rechts runter und dann, wenn wir an den Graben kommen, j noch einmal rechts! Wo der Sankt-Pauls-Turm steht? Das I kann ich dir sagen. Hier. Magister, gerade in entgegen-! aeetzter Richtung! Wo denkst du hin? Warum diese Ab- � schweifung? Was sollen wir eigentlich beim Sankt-Pauls- Turm? Ich sagte dir ja laut und deutlich: beim geistlichen Klaghaus wartet dein Mann auf dich! Magister! Menschens- kind! Fasse Vernunft! Renn doch nicht mit beiden Füßen in dein Unglück hinein! Hier, rechts hinunter, nichts links! Recht»! Recht»! Recht»! Verdammt, jetzt Hab ich mir dt«
Scharwache auf den Hals geschrien! Da, komm, in den Schatten, zwischen die Häuser hinein! Ruhig! Halte den Atem an! Gottlob, die tappen mit ihren Laternen nach dem Obermarkt hin! Das war noch einmal gut gegangen. Zagg Zagula! Magister, mache dreist langsamer, mir klopft das verdammte Herz bis zum Halse hinauf! Sage, du hast mir vorhin keine Antwort gegeben, was willst du eigentlich beim Turme Sankt Paul? Wer ist drin? Jeronym? Ach so. dein Freund, den sie hier auf dem Konzil den Hiero- nymus nennen? Freilich ist der drin. Aber der ist so oer- wahrt. Magister, daß niemand an ihn ran kann. Den halten sie härter im Verließ als sie selbst dich gehalten haben, und das will was heißen. Mit welchem Grund? Die Väter be- haupten, er Hütt' einst ein paar Bullen des Papstes einigen Prager Huren an die keuschen Hälse gehängt; für diesen Tort hängt jetzt sein eigener Hals im Stockeisen. Gewicht? Ein ganz ordentliches. Magister! Das Genick wird ihm krumm von der Last. Rein, legen kann er sich nicht. Er muß im Stehen schlafen. Tag und Nacht steht er aufrecht an seiner Kettensäule. Bis an die Knie ist er eingewachsen im eigenen Kot. Was willst du bei ihm? Du kommst nicht hinein in den Turm, ausgeschlossen! Oder, falls du hineintominst. kommst du bestimmt nicht wieder hinaus! Mach keinen Un- sinn, ich bitt dich! Schrei nicht! Was soll dein verdammtes „Jeronym"? Meinst du, daß er an eine Turmluke kann, um zu dir hinunterzuschauen? Schweig, zum Teufel! Du hetzest uns mit deinem Gebrüll die ganze Wächterbande auf den Hals! Ein Glück, daß noch immer die Hunde heulen! Herr- gott. kann ich dir keinen Knebel in den Rachen stopfen?! Schrei dich in dein Unglück, Mensch, wenn es nicht ander, geht, aber nicht mich! Nein, ich habe keine Lust, für deinen Unsinn einzustehen! Schweig auf der Stelle oder ich haue ab! Dein„Jeronym" soll mich nicht den Hals tosten! Jetzt. wo ich sozusagen über den Rand schaue, darf mich dein tolles Geschrei nicht wieder in die alte Brühe zurückstoßen! Bring ich dich nicht gutwillig zu dem Einaug. mun, dann schlepp ich das Einauge hierher. Die Hauptsache ist jedenfalls, daß du in die richtigen Hände kommst! Sei Gott auf seinem Thron aus Jaspis gesegnet für das Heulen der Hunde! Mag er sie eine volle Stunde weiterwinseln lassen! Oder eine halbe Stunde! Oder eine Viertelstunde! Wenn's gar nicht anders geht, genügen mir auch fünf Minuten weitere Hundeheulzeit! Möge sie kräftig genug sein und dieses Blödians Geheule übertönen! Ja. Zagg. du mußt keuchen und schnaufen. Es
ist unoerkennbar, Bursche, dein Gestänge wird alt. Du kannst keinen Staat mehr machen mit deinem Gehäuse der Sünden. Schnellauf ist jedenfalls nichts mehr für dich, Nummer neunzehn! Ah, hier hat es endlich den richtigen Schatten! Hier immer die Mauer entlang, den Rücken an die Steine gerieben. das deckt gegen Sicht! Verflucht, wer geistert dort an der Ringtorbrücke? Es nützt nichts, ich kann keinen Ausweg machen, ich muß an dem Bündel Lumpen vorbei. Cia, eia, also ist das Märchen von der Rattenmutter doch wahr?! Da humpelt die alte Ehrlerin den Graben entlang, und hinter ihr wandelt als lebendiger Schatten ein Schwann voller Ratten! Eia. immer neuer Zuzug kommt an. Aus jeder Doble kriechen sie, aus jedem Kellerloch, aus jedem Ehgraben. Seltsam, weder vor meinem Schritt fürchten sie sich, noch vor dem Hundsheulen. Sie huschen, sie ellen mit, sie drängen sich, sie zwängen sich, als gelte es. einen Trog voll Fressen zu bestürmen. Unheimliche Tiere, diese Nager, aber nützlich! Die Konstanzer müßten sie eigentlich in iljr Wappen setzen; denn ohne sie würde diese gute Stadt am Rhein im eigenen Dreck ersticken. Schade nur, daß die grauen Banditen so eklige, nackte Schwänze haben! Was trägt die Ehrlerin in der Hand? Eine blaue Lade. Was ist das? Ein Toten- bäumchen? Ein Kindersarg? He, Mutter, wohin so spät in der Nacht? Hast du nicht tagsi�er Zeit zu lustwandeln? Wae trägst du da im Arm speyjeren? Rein, verstecken brauchst du es nicht, ich Hab es schon lange gesehen. Was sagst du? Einen toten Rattenkönig? Erlaube, daß ich frage: Was ist das, ein Rattentönig? He, warum so stolz? He, warum so abweisend? He, gefällt dir mein Gesicht nicht? Ist ein ehrlicher Frager nicht eine ehrliche Antwort wert? So fahre denn hm, du alte Vettel! Möge deine spitzzähnige Gesellschaft dich fressen! Oder möge die Scharwache dich unh deinen Rallenkönig packen! Wich hingegen soll sie verschonen! Was es für merk- würdige Dinge gibt, ein altes Weib, dem die Ratten nach- laufen! Der Pfaffe Machno aus Böhmerland hat mir ein- mal vom Hummelheiland erzählt. Ein alter Landstreicher. windig und abgeschabt, der bloß zu pfeifen braucht, daß ihm allerorts Bienen und Wespen und Hummeln folgen. In einer brummenden, summenden Wolke marschiert er dahin. Fein so was, und vor allem praktisch auf Landfahrt, von keinem Häscher, keiner Polizeifauft zu erreichen! Ein Pfiff, und die gestachelte Garde ist da! Ein Pfiff! Wo kam der eb-n her? Wieder muß ich mich in Den schwarzen Schatten rD4 rücken. (Fortsetzung folgt.)