brauchte man keinen Menschen. Da ist die Grenze. Jullq steht sichernd, der lieb« Kops weist unbeirrbar die gute Richtung. Jenseits der Grenze steht der Junge einen Mann, der die Augen de» Tieres hat. Im Grüdelkampi dringt er über die Grenz», sieht, daß auch Ländergrenzpfähle im Weg stehen, die unter seinem Schritt oerschwinden.... Fertig mit sich, geht er die Treppe hinaus und steht vor dem Mann, der ihm weiterhelfen soll.(„Rädelssührer" hat chn Aater genannt.)<0 Katnpfjahr« hat ihm der Mann voraus. Erreicht ihn der Hilferuf überhaupt? Ja? Der Mann fragt, der Jung, legt Rechnung: Erlebtes, Erdachtes, Erlesenes, manchmal lachest der andere; aber gut ist dies Lächeln— wie Bullys Augen. Er sieht. was unfertig an dem Jungen ist, sieht die Irrtümer, Umwege, Hemmnisse. Ist alt und jung genug, den Fragegeist nicht zu stören. Hilft ihm zurecht— Jugendführer, Menschenführer, der 40 Jahre Aufbaufron hinter sich hat. Der Jung« ahnt: das erfaß ich erst mit 20, das noch später; das muh ich erst erfahren und das weih ich heute schon. So liegt sein Weg im Helldunkel vor ihm.
Zuropäifche Jlphorifliker Ludwig Börne , Schriftsteller(1780— 1837). Löwen und Despoten sehen schärfer in der Duntelhest als bei Tage. Nicht die Jahre, die Erfahrungen machen alt; darum wäre der Mensch das unglücklichste aller Geschöpfe, wenn er«in fleißiger Schüler der Erfahrung wäre. Daß jedes neue Geschlecht und jede neue Zeit von der Wiege ausgehe— das ist es, was die Mensch- hest in ewiger Jugend erhält. Nadelstiche sind schwerer zu parieren, als Schwerchiebe— das haben sie endlich gelernt, die Verfechter der alten Zeit. Die Freiheit der Presse hat für die Regierenden manche Un- bequemlichteit; aber wenn sie dieser ausweichen, stürzen sie sich in Verderben. So hat schon tausendmal der Blitz diejenigen erschlagen, die beim Gewitter, nur um nicht durchnäßt zu werden, Schutz unter Bäumen suchten. Das Volk kann, einem Kinde gleich, nur weinen oder lachen. Daß es Schmerzen hat oder Freude, erkennt man wohl; aber woran es leidet, und wessen es froh sei, ist oft schwer zu erforschen. Leichter ist eine Zeit zu schaffen als umzuschaffen, leichter sie umzuschaffen, als eine alternde zu verjüngen. Ist es etwas Er- freuliches, durch mühsame Heilkunst und lästige Lebensordnung ein hinfälliges Dasein zu fristen? Der denkende Baumeister hilft einem baufälligen Gebäude zu schneller Zerstörung, nur daß er es wäh° rend dem Niederreißen stützt, damit herabfallende Balken nicht be- schädigen. Die Regierungen tun öfter Böses aus Feighest als aus Ueber- mut. Di« Erfahrung bereitet uns vorsorglich harte und trockene Lehren, welche als Schiffszwieback für das menschliche Herz au»- dauern zur langen Seefahrt des Lebens. Wir müssen uns daran sättigen oder verhungern. Frische Nahrung genießt der Mensch nur zweinial! auf der seligen Insel der Kindheit und einst wohl m dem Hafen dar Ruhe. Man kann verhindern, daß Völker lernen, aber v e r- lernen machen kann man sie nichts. In der bürgerlichen Gesellschaft qjbt das Volk seine natürliche
Stunden hat dies Gespräch gedauert; da« erst«. Der Mann hat dem Jungen ein« zaghaft» scheu« und beglückende Zugehörigkest gegeben. Eisern in sich selbst werden, eisern zu allen stehen, die auch wegberest sind— Wegbereiter. Au» Begriffen. Formeln und Vorbild erwächst dem Jungen ein guter Glaube, der lichtbraune Wärme hat.„Wo kommst du her?" jperhört ihn der Voter an der Tür. Da» Elternhaus geht in Trümmer, die Strohautvritäten ver- flackern. Der Jung« steht vor ihnen, fühlt in der gespannten Faust den Druck eines Halsbandes; er ist kein Mordbrenner; er ruft über den Abgrund, er will einen ehrlichen Ausweg. Aber hundert Auseinandersetzungen werden nicht zur Verständigung führen, wo drüben kein guter Wille ist. Der Weg liegt vor ihm, ein wirklicher, steiniger Weg. Da« Träumen verlernt er. Ein goldene» Zeitalter gibt e, nicht; niemal», denn die Front der gequälten leidenden Menschheit ist eisern. Das kalte wirkliche Licht brennt dem Sehendgewordenen wohl in den Augen. Aber sooft er wegmüde ist, wird er das stumme Mahnen seines Führerhunde« spüren und weiterwissen.
Freiheit der Regierung als ein Darlehen gegen bedungene Zinsen hin. Werden ihm letztere vorenthalten oder geschmälert, dann zieht es sein Kapital mit Recht zurück, und sucht sich einen sichereren Schuldner. Die bürgerliche Gesellschaft ist in Gärung, sie strebt, sich in ihre Elemente aufzulösen. Deren sind zwei: Herrschaft und Frei- h e i t. Alle Massen, alle Stoffe ziehen sich nach dieser oder jener Seite. Der Kampf wäre bald entjchieden, könnten nur die Kämpfer im freien Felde aufeinander treffen. Aber der Ministerialismus sucht die Mischungen zu erhalten. Artur Schopenhauer (1788— 1860). Mehr oder weniger wünschen wir bei allem, was wir treiben und tun, das Ende heran, sind ungeduldig, fertig zu werden, und froh, fertig zu sein. Bloß das Generalende, das Ende aller Enden, wünschen wir, in der Regel, so fern als möglich. Es widerfährt uns wähl, daß wir ausplaudern, was un» auf irgendeine Weise gefährlich werden könnte; nicht aber verlätzt unsere Verschwiegenheit uns bei dem, was uns lächerlich machen könnte; nicht aber verläßt unsere Verschwiegenheit uns bei dem, was uns lächerlich machen könnte; weil hier der Ursache die Wir- kung auf dem Fuße folgt. Wer Eigensinn beruht darauf, daß der Wille sich an die Stelle der Erkenntnis gedrängt hat, Die Vernunft verdient auch«in P r o p h e t zu heißen; hält sie un» doch dos Zukünftige vor, nämlich als dereinstige Folge und Wirkung unseres gegenwärtigen Tuns. Dadurch eben ist sie geeignet, un» im Zaum zu halten, wann Begierden der Wollust. oder Aufwallungen des Zorns, oder Gelüste der Habsucht uns ver- leiten wollen zu dem. was künftig bereut werden müßte. Der Arzt sieht den Menschen In seiner ganzen Schwäche; der Jurist in seiner ganzen Schlechtigkeit; der Theolog in seiner ganzen Dummheit. Zum Symbol der Unverschämtheit und Dummdreistigkeit sollte man die Fliege nehmen. Denn während alle Tiere den Menschen über alle» scheuen und schon von sern« vor ihm fliehen, setzt sie sich ihm auf die Rase. ■ÄusKswahlt von Jens Grieter. i."> i1 1■'yy
Siinderamiprüche QefammeU von Itlurgareie Zrlel Ich stelle Ihnen hiermit meine breiten Rangen vor: Epa. 314 Jahr» all. Felix. 7 Jahr« all. Eva. „Mutti habe ich schön« Blocken?(Locken). Ich bin lond und du bist w a tz!" ..Mutti zieh ich da? seibe(seidene) Kleid an?" „Mutti wenn ich groß hin, denn geh ich immer weg und dv bleibst zu Hause!" „Mutti guck mal her, wie ich da bist«"(hin). „Mutti warum machst du denn all« Tage sauber? Komm doch lieber spazieren gehen, da» ist doch viel schöner!" „Ja", sagt Mutti.„«» ist doch alle» schmutzig." „Na laß man slehn, Mutti", ich mach denn alle», wenn ich groß bin." „Feeeelitz(Felix), du sollst doch nicht s° laut schrein(schreit si«), da» macht man doch nicht. Du mußt poch die Mutti nicht so«gern. sonst geht sie kaputt und ist tot." „Mutti guck mal. hier ist ein Loch in der Schürze, da« mußt du zunähen." „Ja. nachher." «Nachher? Na denn wird da» Loch eben noch l o ch« r „Mutti, warum ißt denn der Vati immer so viel Stullen?" „Vati hat solchen Hunger." „Och die ollen Männer«." „Mutti, du faßt meinen Arm so dick(grob) an." „Mutti, ich will Wasser auf die Blumen gießen." „Das kannst du noch nicht!" „Na. da muß ich wohl erst ein» ganz all« Frau sein wie du?" „Mutti, ich will abtrocknen"(Geschirr). „3a!" Eine Tasse fällt hin, kaputt. „Mutti, das war ich nich, das kommt alle» von den olle» Handtuch!" „Mutti, kauf mir ein Pfund Zucker ab." „Was kostet er denn?" „Ist ganz billig, 1 M." „Das ist mir zu teuer." „Zu teuer? Na denn S M." «Mutti, ich will auf den„Bullerlatz" gehen." „Heute kannst du nicht buddeln, es regnet." „Na warum regnets denn immer, wenn ich buddeln will?" „Mutti, der Bär ist so krank." „So, was hat er denn?" „Ach, der hat solche Bauchschmerzen am Rücken!" „Mooott, Feeelitz stäntaaat!" ruft sie unzählige Mal« am Tage. „Mutti, heute haben wir mit Sand geschmissen!" „Da, sollst du doch nicht." „Ra, wenn doch der olle Junge in mein« Kute buddell!" „Wenn dem Jungen der Sand in die Augen gefallen wäre, hätte es ihm sehr weh getan." „Ich Hab ja gar nicht in die Augen geschmissen, bloß auf den Kopf!" „Mutti, warum wackelt denn der Hund immer mit dem Schwanz?" Mutti überhört absichtlich. Was soll sie auch sagen, „Mutti, ich weiß, der Hund macht immer von hinten wink«, winke." In der Straßenbahn. Eine korpulente Dam« steigt ein. „Oooch Mutti, ist die Frau aber dick!" Mutti leise:„Das sagt man nicht so laut!" Eva laut:„Warum denn nicht? Das soll wohl keiner merken?" „Eva, du sollst jetzt artig sein!" „Osch , unartig sein ist viel schönerl" Felix. Felix kommt mit der Zettung angelaufen, auf welcher Strese- mann aus dem Totenbett abgebildet ist. „Mutti, warum hoben sie denn den Mann hier reingemach wenn er schläft?" „Der Mann ist tot." „Tot ?? Na, der Kopf ist ja noch dran!" Felix geht mit Mutti oft an einem Kirchhof vorbei. „Mutti, wann stirbst du denn?" „Warum?" „Ich möchte auch so gerne mit einer Hart« und einer Gieß- kann« auf den Kirchhof gehen und die Blumen begießen und den« immer alles so schön harken!" „Mutti, sind die Sterne sehr wett weg?" ,Ja sehr, sehr wett." „Kann denn keiner mal runterf allen?" „Rein!" „Na, warum denn nicht? Ich möchte doch mal richtig sehen wie er aussieht!" „Mutti, die Suppe ist soo heiß, tonnst du denn nicht kalt kochen?" Mutti hat Pudding gekocht und sagt:„Das ißt Dali gern." „Mutti, das hat Vati von mir geettu. ich esse ihn auch so gern!" ü.> j issBBBsaBmsBgsaBmeaasm
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£otar3tolland: öOMll Die Menschen kauern chre Körper in die Grasflächen nieder, legen sich in die warme Sandböschung der Uferwindungen lang und dehnen sich in dem brennenden Sonnenglast. Die kühlende Luft de» Wassers streift über ihre heißen, braun gebrannten Arme und Leine hinweg und fängt sich in den hohen Kieferwipseln fest. Der schmale Strandweg glüht in der Sonne, hinter ihm glitzern die bunten Sonnenflecke auf den hohen rissigen Waldftämmen auf. zwischen denen die leichten Kleider der Wandernden und Lagernden flattern. Man legt sich in der heißen Sandtulle auf die Seite und steckt den Kopf in die Achselhöhle, buckelt sich der glühenden Sonne ent» gegen und stützt das Gesicht auf die Arme, den Blick über die gleißende Wasserfläche wendend, läßt ihn über die grüne Wand der Büsch« und Wälder des jenseitigen Ufers wandern. Dazwischen das grelle Lichtband des widerstrahlenden Wasser«; mit kleinen Wellenkämmen wie in einer blendenden Stahlhaut hinhuschend; mit Kähnen, Paddlern. Motorbooten; weiß« Segler schneiden sich laut- los durch das Wasser vorüber., Di« Sonne drücke einen platt, lacht man vor sich hin; nebenan liegt der andere auf dem Rücken, die Knie hochgezogen und döst in das unentwegte Blau des Himmels hinauf. Erna beugt sich kniend nor und schiebt sich auf den Ellbogen kriechend platt auf den Bauch, dann summt sie irgendeine Melodie. Das sind kein« Stunden, die oergehen, das sind groß« Ruhepausen. Das Mädchen blickt an den spitzen Knien des im Sand auf dem Rücken Liegenden vorbei und schaut in das Menschengewühl. Sie tun alle das gleiche: kommen an mit Decken, Rucksäcken oder kleinen Handkoffern und weiß ein- geschlagenen Eßpaketen, tappen auf einem freien Stück Sandfläche im Kreis umher, wie Hunde, ehe sie sich in«ins Decke legen; dann ziehen sie mit in sich gekehrten Mienen die Kleider aus und rutschen in ihren Badeanzügen nach allen Richtungen über den mtt Beschlag belegten Sandplatz, bis sie die richtige Ruhestellung gefunden haben. Klatschen sich auf die nackten Glieder, schnauben in der heißen Luft wohlig umher, vollführen allerlei körperliche Kapriolen, bis sie endgültig über ihre Freßpakete niedersinken, und dann liegen sie da wie warmes Blei. Irgendwo aus einem schattigen Winkel klingt magere Grammophonmusik herüber, treibt mtt Menschenstimmen, Rufen und Lachen über das Wasser. Drüben steht die Wand des Waldes bis an das schilfige Ufer, darüber das lichtheiß« Blau des Himmels. Das Mädchen hat genug geträumt, richtet sich auf, reibt sich den blau wolligen Badeanzug am Körper vom Sand frei, blickt über die Lagernden hinweg, neben ihr die beiden Männer räkeln sich langsam hoch. Oder ist sie die Frau des einen von beiden? Nicht feststellbar; gleichgültig, ob so oder so. Sie sind aufgesprungen,
ner am Waller eilen wie aus das Kommando zu einem Spiel ins Wasser in die aufspritzenden Wellen und schwimmen hinaus. Der Dritte ist zurückgeblieben, bequemt sich langsam dazu, weil nichts anderes zu tun ist, den Kaffee zu kochen. Macht den andern, die noch nicht Kaffee kochen oder dos Getränk in der Thermosflasche mitgebracht haben, ein kleines Theater vor. Dann werden sie zu drttt trinken und essen. Zu drttt tun, als hätte es ihnen prachtvoll geschmeckt, sich zufrieden anlächeln und den andern beim Kaffeekochentheater zuschauen. In den mitgebrachten Büchern gedankenlos schmökern, sich im Sand aalen, aneinanderreihen, über irgendeinen Unfug un- bändig lachen, sich gehörig durchschütteln und wieder langlegen. Männer, Frauen und Kinder in der Runde der Sandbank gucken ihnen sehr interessiert zu. legen dann wieder die Köpfe zurück und beschäftigen sich in kleinen Liegegruppcn mtt sich. Da im legen sich die Drei nbeneinander auf den Bauch um, graben das Kinn in den Sand und beobachten das Spiel der andern. Und die Sonne brät sie von allen Seiten braun. Ihre Strahlen gleiten schräger und klettern die braunen Baumstämme hinaus, lassen sich von der warmen Dünftung des Waldbodens höhertragen, bis die Sonne hinter der jenseitigen Waldwand versunken ist. Bis das gleißende Blau des glasigen Himmels sich gelbt und rötet und im sinkenden Dämmer verdunkelt. Dann wird es in den schmalen Strandwindungen menscheneinsamer und stiller. Die Unentwegten haben grüne oder graue Zeltdächer errichtet. Für eine kurze Zeit- spanne schwirrt das geschäftige Leben der Abendbrotbereitung auf und sickert dann allmählich wieder in die große Ruhepause hinüber. Di« Wasserfläch«, der Wald drüben, der Himmel darüber vertinten sich in der Dunkelhett, durch die die Lichter der heim- fahrenden Boote langsam schwimmen, bis die Schwärze der Nacht wie ein See bis an die Zelteingänge steht und man sich müde in Decken einwickelt. Der Walddust wellt in den Nachtsee, und wenige Schritte vom Zelt, in der Schwärze oerborgen, fließt das Wasser in unsichtbarem Strom an der Sandschräge trag entlang. Irgendwo mag es ein Berlin geben mit seinen heißen, stickigen Strahenschächten zwischen den Warenhäusern, Wohmmgs- und Bürokästen und wirts chaftsbangen Fabrithallen. Irgendwann wieder den Zwang des Kampfes um Existenz, Geltung und Macht, das Menschenschlachten des Bankrotts. Irgendwann— denn es sind nicht Stunden, die hier draußen oergehen, sondern es ist eine einzige große, tiefe Ruhepause. Eine Woche solcher Ruhepause müßte jedem Schreier da drinnen notoerordnet werden... meinte der Freund oder Mann des Mädchens oder der Frau, wie sie zu dritt im Zelt neben- einander eingerollt dalagen. Ach— nicht an da drinnen denken. Und sie schliefen schon.