Einzelbild herunterladen
 
Popens   Rache. Oer Zoll derKölnischen Volkszeitung�. Wie wir bereits berichteten, plant die Reichsregierung energische Maßnahmen gegen dieKölnische Volks- z e i tu n g* wegen eines scharfen Angriffes auf die Person des Reichskanzlers von Papen im Zusammenhang mit seinemM a t i n"- I n t e r v i e w. 3m welcher Form sich dieser offizielle Racheakt an dem führenden Organ der Partei, die Herrn von Papen ausgestoßen hat, vollziehen wird, ist zur Zeit noch nicht bekannt. Die Empörung der Wilhelmstraße richtet sich vor allem dagegen, daß dieKölnische Volkszeitung" es gewagt hat, im voraus das erwartete Dementi gegen dasMatin"-JntervieV dadurch zu entkräften, daß sie das Gegendementi des Chefredakteurs Stephane Lauzanne   mit besonderem Nach- und Fettdruck veröffentlicht hat. Unbekümmert also um das inzwischen erfolgte Dementi des Kanzlers, das übri- gens reichlich schwammig und unsicher war, hat das Kölner  Zentrumsblatt die Forderung erhoben:Fort mit diesem Reichskanzler!" und dabei in einem Lausanner   Bericht die in Rechts kreisen gefallene Aeußerung wiedergegeben: Dieser Kanzler i st eine K a t a st r o p h e." Wie kann man sich unterstehen, so erklären die zu- ständigen Stellen, an dem Wort eines deutschen Reichs- kanzlers zu zweifeln und der Darstellung eines f r a n z ö s i- schen Chefredakteurs den Vorzug zu geben? Das fei eine Verächtlichmachung" des Reichskanzlers, gegen die einge- schritten werden müsse. Wir haben keinerlei besondere Sympathie weder für denMatin", der seit 3ahresf:rist wieder völlig im nationa- listischen Fahrwassere segelt, noch für seinen Chefredakteur, der sich bisher nicht gerade durch ein besonderes Verständnis für die Lage Deutschlands   ausgezeichnet hat. Daß Herr von Papen seine Herzensergüsse gerade diesem Blatt und diesem Manne geschenkt hat, ist seine Sache. Das ist eben die höhere Diplomatie des ersten wirklich nationalen Reichs- kanzlers seit 14 Jahren und es wäre vermessen, wenn wir, die wir in den höheren Herrenklubsphären nicht verkehren, an der Unfehlbarkeit solcher Initiativen zweifeln würden. Aber wir wissen auch, daß der keineswegs sympathische Herr Stephane Lauzanne   ein Journalist von Rang und Welt- ruf ist, der in Europa   schon ein Vierteljahrhundert lang be- kannt war, bevor man in Deutschland   entdeckt hatte, daß es einen Staatsmann gebe, der Franz von Papen   heißt. Und wenn dieser Journalist, der ein Renomee zu verlieren hat, ausdrücklich versichert, daß er sich die Worte Popens habe dreimal wiederholen lassen, bevor er sie in abgeschwächter Form wiedergab, dam» ist es reichlich unvorsichtig und abgeschmackt, wenn die Wilhelmstraße eine Art Majestäts- beleidigung darin erblickt, daß man der verlegenen Ent- gegnung eines Deuffchen, und wäre er auch ein leibhafter Reichskanzler, nicht hundertprozentig Glauben schenkt. Würde sich Herr von Papen in Lausanne   in seinem Ver- kehr mit Ausländern nicht ausschließlich der französischen  Sprache bedienen, in der er mit vielgerühmter Grazie plau- dert, wäre einMißverständnis" möglich gewesen. Eher ist denkbar, daß er nach den vielen Interviews, die er den französischen  (nicht den deutschen) Journalisten gewährt hat, sich nicht mehr ganz zurechtfindet, denn auch das beste Ge- dächtnis hat seine Grenzen. Wie dem auch sei: das Malheur, das nun einmal passiert ist, läßt sich mit nachträglichen Zeitungsverboten nicht einrenken, sondern nur noch verschlimmern. Uebcrdies und außerdem: gibt es in der Reichskanzlei und im Auswärtigen Amt   keinen Menschen, der Herrn von Papen beibringt, wie ein Staatsinann und das ist er doch wohl seit seiner Ernennung zum Reichskanzler Interviews gibt? Bei einiger Kenntnis der geltenden Regeln und Gepflogenheiten wäre ein solcher Hereinfall ganz Rn- möglich gewesen! Hugenbergs Trennungsstrich. Eine Philippika an die Nationalsozialisten. Auf derR e i ch s f ü h r e r t a g u n g" der Deutschnatignalen Volkspartei hat Herr Hugenberg   sich eingehend mit den Natip- nalsozialisten auseinandergesetzt. Danach ist von der Harzburger Front auch nicht ein Atom mehr übrig geblieben. Herr Hugenberg muß feststellen, daß dem Nationalsozialismus leider vollkommen d i e Staatsidec fehle und er sich daher mit dem Problem Repu- blik oder Monarchie noch nicht habe auseinandersetzen können. Tiefe wirtschaftliche Gegensätze trennten die Deutsch  - nationalen von den Nationalsozialisten, und wenn nicht die Deutsch  - nationale Partei als starker Faktor in der erhofften nationalen Mehrheit stehe, würde eine Entwicklung schwer abzu- biegen sein, die als eine der g e f ä h r l i ch st e n anzusehen sei, die dem deutschen   Volk überhaupt beschieden sein könne, nämlich ein Zusammengehen zwischen Nationalsozialismus   und Zentrum. Heute sei eine Entwicklung eingetreten, die die Deutschnationalen nicht im Auge gehabt hätten, als sie sich mit dem Nationalsozialismus zusammengetan hätten. Zu diesem Klagegesang bemerkt dasBerliner   Tage- b l a t t" sehr treffend, daß Hugenberg die Verantwortung für seine eigenen Taten von sich abzuwälzen suche und fährt dann fort: Leider wird ihm das in den Augen aller objektiv Denkenden noch durch die Tatsache erschwert, daß seine Presse den National
sozialismus schelt und o l s
in unübertrefflicher Weise begünstigt, hät- e~r b e r für i h n w i r k t.
Das gebt so weit, daß seine Blätter jede nationalsozialistische Mordtat, jeden Uebersall, jede Ausschreitung der Hakenkreuzler entweder verschweigen oder in einen Uebersall von Reichs- bamierleuten, Sozialdemokraten und Kommunisten verdrehen. Während wir anderen selbstverständlich auch kommunistische Roheitsakte verzeichnen, gibt es für die Leser der Hugenberg- Presse nur ei n erote" M o r d h e tz e, die SA.-Kameraden werden immer nur schändlich überfallen. DerT o g" beispiels­weise stellt auch das Eindringen der Nationalsozialisten i n d e n Hof desVorwärts"- Gebäudes so dar, als hätten die Reichsbannerleute imVorwärts" den vorbtiziehenden Gegnern aufgelauert und sie beschossen, wobei er den amtlichen B e- richt einfach unterdrückt." Wie bei Herrn Hugenberg hat es auch bei der schwer- i n d u-st r i e l l e n Presse ein böses Erwachen gegeben, nachdem die Nazis mit ihren wilden Agitationsanträpen im Landtag aus der Reihe getanzt sind. Man beginnt in den Kreisen des Großkapitals und seiner Press« einzusehen, daß dienationale Er- Neuerung" etwas anders ausschaut, als man sich vorgestellt hat und fürchtet für die investierten Millionengelder. Aber weder die späte Einsicht noch dir Angst um die verpulverten Millionen befreit diese Kreise von der Verantwortung, die nationale Erneuerung", so wie sie sich jetzt in ihrer ganzen ab- schreckenden Form osfenbart, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln hochgezüchtet zu hoben.
Die arme, Überfallene E>A.
(Zum Uebersall aus dasBorwärts"-SebSud«)
Aur weiter!- Bis in den vierten Hof sind wir die Angegriffenen!" Verschärfung in Lausanne  . Aach   der Berliner   Reife des Kanzlers.
Lausanne  , 27. Juni. sEigenbericht.) In t»er am Montagnachmittag abgehaltenen B e- sprechung zwischen den Delegationen Deutschlands   und Frankreichs  , die über drei Stunden dauerte, erläuterte Finanzminister Schwerin von Krosigk   die Gründe sür die völlige Streichung der Reparationen und erklärte die deutschen   Anregungen für eine besondere Teilnahme Teutschlands an den Wiederausbauplänen in Europa  . Ter gräfliche Finanz- minister argumentierte ähnlich wie vormittags vor der deutschen   Presse. Der Reichskanzler ergänzte die Ausführungen des Finanzministcrs, wobei er besonders den zweiten Teil des deutschen   Programm», insbesondere die postti- ven Möglichkeiten für eine anderweitige Entschädigung der Reparationsgläubiger durch«ine gemeinsame Arbeit in Europa   hervorhob. H e r r i o t erklärte noch einmal, warum er Pen fran- zösischen Standpunkt voll aufrechterhalte» müsse. Frank- reich sei nicht in der Lage, eine vollkommene Streichung der Reparationen ins Auge zu fassen und müsse sich vor- behalten, seine Meinung zu den in der Sihung aus- geführten deutschen Aufbauvorschlägen zu einem späteren Zeitpunkt festzustellen. Papen   wird schneidig. Lausanne  . 27. Zuni.(Eigenbericht.) Reichskanzler von Papen war nach Abschluß der Sitzung mit der französischen   Delegation sehr gereizt. Ossevbar hatte man ihn in Verlin ordentlich national aufgeputscht. Die Sturzgerüchte der Rechtspresse wegen des Znterviews desfllalin" hallen das übrige getan, kurz, seine Sprache in der Sihung war gegenüber den abwartenden Franzosen so prononzierl schneidig. daß herriot sich daraus beschränkte, im Nomen Frankreichs   Ver- Währung einzulegen. Aus o«n wenigen Stichworten, die der Reichskanzler der deut- schen Presse abgehackt hinwarf, geht die brüske Abwendung von seiner konzilianten Haltung am Anfang der Konferenz schon mit aller Deutlichkeit hervor. Die Konserenz, so habe er nachdrück- sich ausgesührt, habe die unerhörte Chance, die Irrtümer des Nach- krieges wieder gutzumachen. Das System der Reparationen mllsie verschwinden. Die deutsche Regierung werde keine Unterschrift mehr leisten, von der sie heule schon überzeugt sei. sie nicht einhalten zu können. Dafür habe er die Ausführungen des Finanzministers über das Programm des europäischen   Wiederausbaues scharf unterstrichen. Bei diesem Wiederaufbau werde das deutsch  -französische Verhältnis eine ganz besondere Rolle spielen. Zuerst müsse das Vertrauen in der Welt wiederhergestellt werden. Dies sei in erster Linie die Aufgabe der Siegermächt« und nicht Deutschlands  . Den Mißersolg der eigenen Methode, die so srenndlich wie mög- sich begann, um im entscheidenden Augenblick die sachlichen Gegen- säge noch durch ein schneidigeres Austreten im Sinn« der inner- politischen Austraggeber zwecklos zu verschärfen, suchten dann Reichskanzler und Außenminister aus einen Zwischenfall abzuladen. Bekanntlich hatte der Reichssinanzininister von Krosigk bereits am Lormittag die deutsche Presse über seine Darlegungen sür die Nachmittagsverhandlungen unterrichtet. Selbstverständlich brachte die Agftice Havas kurz nach Beginn der Berstungen einen Auszug aus den Meldungen der Berliner   Presse nach Lausanne  , wo diese Darstellung, leider entstellt, noch während der Aussührungen von Krosigk herumgereicht wurde. Aon Papen und von Neurath   machten nun den deutschen   Pressevertretern Vor- würfe, daß sie d�ese Mitteilungen dem Havas-Vertreter in Lausanne   weitergegeben hatten. Als sich die Vertreter Berliner  Blätter dagegen verwahrten, konnte man sich eines Lächelns über die llnbeholfenheit der deutschen   Delegierten nicht erwehren. Sie lzatten die gewiß sreundlichc Absicht gehobt, der Presse ent- gegenzuloinmen, aber keine Ahnung davon, daß die Mit- teilungen doch bis nach. 4,30 Uhr nachmittags schon wieder in
Lausanne   sein müßten. Und dieses Havae-Telegramm soll nun der Grund für die merkliche Erkaltung der sranzösischen Ver- Handlungspartner sein, die doch gerade im Augenblick seines Auf- touchens die wirklichen Aussührungen des deutschen Finanz- Ministers anhören konnten. Selbst wenn man diesen A b- lenkungsversuch ernst nehmen wollte, müßte man noch asiem Vorgegangenen die Folgen der verfrühten Mitteilungen an die Presse doch wiederum der Delegation selber zuschreiben. von Papen und Herriot   werden jeder sür sich heute Macdonold über, den Stand der Verhandlungen informieren. Von der morgigen Aussprache zu Vieren, also Deutschland  . Frankreich  . England und Italien   wird es abhängen, ob die für Mittwoch angesetzte deutsch  - französische Beratung das letzte Wort Frankreichs   oder noch irgend- einen positiven Ausweg bringen wird.
Oer Tag von Versailles  . Aufruf des republikanischen Studentenverbandes. Der republikanische Deutsche   Studentcnverband veröffentlicht zum Tage der Unterzeichnung von Versailles   eine Er- klärung, die wir in ihren wesentlichen Teilen, wie solgt, wieder- geben: Trotz aller drängenden Sorgen der Gegenwart darf der Tag der Unterzeichnung des Versailler   Friedensdiktates nicht und«- achtet vorübergehen. Ist doch die sinnlose Selbstzersleischung aller Völker im Wettkriege und dieser sogenannte Friedensvertrag von Versailles  , der den Krieg mit wirtschaftlichen Mitteln ver. längerte, die wesentliche Ursache der geistigen und Wirt- schastlichen Zerrüttung der Wett. Bis zum heutigen Tage ist das im Versailler Vertrag gegebene feierliche Versprechen einer militärischen Abrüstung aller Nationen nicht erfüllt worden. Gerade die Jugend sieht darin mehr als einen vertraglichen Anspruch: sie fordert die Ab- rüstung als moralisches Recht und als Ausdruck ihres nationalen und interngtionalen Lebenswillens. Noch immer ist ims deutsche   Volk nach dem historisch-unwahren Wortlaut des Versailler Friedensvertrages mit dem Makel der Alleinschuld am Weltkriege behaftet. Auch hiergegen legt die deutsche Jugend immer und immer' wieder feierliche Verwahrung ein, weil sie van dem unerschütterlichen Willen geistiger Verständi- gung aller Völker beseelt ist. Dieser Protest deutscher republikanischer Jugend hat nichts gemein mit chauvinistischen Kundgebungen und Demonstrationen eines verhetzten, ungeistig radikalisierten Teils der deutschen   Stu- dentenschaft. Die staatsbewußten republikanischen Stüde n- t e n, vereint im Deutschen   Studentenverband, lehnen es entschieden ab, mit phrasenhaften, haßerfüllten Zielen vor die Oesfentlichkeit zu treten. Es gilt, mehr denn je vor der Welt«ll« aufbauwilli­gen Kräfte der Deutschen Republik zur Ueberwindung des Geistes�von Versailles   zu sammeln, im demokratischen Geiste der Völkerverständigung zu dienen und fortzuschreiten auf dein Wege, den Rathena», Strefemann, Hermann Müller   und Brll- ning gewiesen haben. Organisiert den Frieden! Schluß mit Ver- sailles: Keine Welt ohne Deutschland  , kein Deutsch- land ohne die Welt! Llnsere Kandidaten. Für die Wahlkreise Oüsfeldorf-Ost und-West. Düsseldorf  . 27. Juni.(Eigenbericht.) Der außerordentliche Bezirksparteitag Niederrhein   stellte fol- gende Kandidaten für die Reichstagswahl auf: Für Düsieldors-Ost Dr. Rudolf H i l f e r d i n g- Berlin  . Lore A g n e s- Düsseldors. Roberl D a u m- Wuppertal; für Düsseldorf  -West Paul Gerlach. Düsseldorf  , Johann Thab o.r- Krefeld   und Alfred Schatz- Oberhausen.
Abgeordneler Dr. Millelmann gestorben. Der frühere Reichs- tagsabgcordnete Dr. Mittelmann ist in einer Klinik in Düsseldorf  gestorben. Dr. Mittelmann war lange Jahre Reichstagsabgeordneter der Deutschen Volkspartei   für den Wahlkreis Pommern  .